Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI Kapitel:
Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 4. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44556#0113

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nummer 178. LS- Jahrgang.

Aeuev

Donnerstag, 2. August 18S4.

General-GAn^eiger


für Heidelberg und Umgegend

Expedition: ^bauptstraße "Mr. LS.

Jnscrtionöprcisr
di- Ispaltige Petitzeile od-r deren Raum 5Pfg-,
für auswärtige Inserate 16 Pfg«, bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.

Abonnementspreis r
Vit Zeitigem tllustrirtem SountagSblatt: monatlich
40 Pfennig frei in'ö Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
— .. .*
Expedition: ^bnuptltrahe z?kr. LS.



Gelesenstes VLcrtt iM SLcrdt rr. Arsrt HeLöeMeVg rrrrd NiMgegsird. G^stzLe^ G^fslg füc Inserate.

Nir U
für die Monate August U. Septemb. kostet der
rr o rr e
General - Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
(Bürger-Zeitung)
nebst Zllustr. Sonntagsbiatt am Postschalter
abgeholt.
(Vom Briefträger ins Haus gebracht 30 Pfg. mehr.)
In Heidelberg und den nächsten Orten der
Umgebung kostet der „Neue General-Anzeiger für
Heideberg «nd Umgegend"
monatlich nur 40 Pfg.
frei in s Hans.
Bestellungen werden von unfern Trägern und
Trägerinnen sowie von allen Po st an st alten
fortwährend angenommen.
Die Vernachlässigung des Obstbaues.
Für rund 17 Millionen Mark Obst ist im
Jahre 1893 vom Auslande nach Deutschland
hereingekommen und 1892 für reichlich ebensoviel.
Dabei wächst in Deutschland vorzügliches Obst,
und es könnte der Obstbau eine gar nicht un-
bedeutende Einnahmequelle sein für unsere Land-
leute, wenn sie ihm etwas mehr Beachtung
schenken möchten.
Mit wenigen Ausnahmen wird der Obstgarten
als etwas Nebensächliches angesehen auf dem
Lande. Schon bei der Anpflanzung, die viel-
fach auch nur Sache des Zufalls ist, wird feiten
mit der nöthigen Sorgfalt verfahren, und von
einer sachkundigen Auswahl der anzupflanzenden
Sorten unter Beachtung aller Umstände, durch
welche ein größter Marktertrag gewährleistet scheint,
ist keine Rede.
Mit Recht wird darüber Klage geführt, daß
der Landmann sich zu wenig um seine Obstbäume
kümmere. Man braucht nur an die leider noch
so sehr oft unterbleibende Verwendung von
Baumstützen zu denken. Den Raupen wird freie
Tafel gelassen, und daß auch Obstbäume den
Boden ausziehen und Dünger verlangen, ist den
Meisten unbekannt. „Bequemlichkeit", heißt es
in dem genanten Aufsatz, Bequemlichkeit", Lässig-
keit, Selbsttäuschung spielen dabei eine große Rolle".
Und doch, wer den Acker pflegt, den pflegt
der Acker und wer den Obstbaum pflegt, dem
ist er dankbar. Das sollte besonders in einer Zeit

K e s ü H n L.
Roman von H. von Gabain.
36) (Fortsetzung.)
„Ob, könnt- ich sterben! Die Sühne ist gar
zu hart!" fuhr Olga fort. Weiter schleppte sie den
armen Körper, bis die Thür ihres mit Kunstschätzen
und schwellenden Polstern angefüllten Gemaches sich
schloß; den Schlüssel drehte sie im Schlosse um.
Nur allein, ganz allein sein! Nur ihren Gott im
Herzen, sank sie wie zerschmettert vor einem kleinen
Kruzifir nieder. Lange mußte Verzweifelte da im
Staube vor ihrem Erlöser gelegen haben, denn als
sie sich endlich erbob, sanken die Schatten des Abends
schon über die Erde.
Wie umgewandelt war Olgas Wesen. Mit ge-
faßter Haltung entnahm sie dem Kleiderschrank ein
graues Wollenkleid, fügte etwas Wäsche hinzu und
schloß alles in eine Reisetasche ein. Den Schmuck-
kasten, in dem Rubinen und goldene Spangen auf
weichem Sammet lagen, öffnete sie gleichfalls, löste
die goldene Kette nebst Uhr und einem werthvollen
Medaillon, mit Bildniß der Freundin vom Halse
und legte alles zu den Schmucksachen; ohne mit
der Wimper zu zucken, ohne einen Seufzer, voll-
brachte sie die klägliche Arbeit; der Abschiedsbrief
an Frau von Schledorn lag daneben. Nun war
Noch die schwerste Frage zu erörtern; wohin, wohin
sollte die so jählings Ausgestoßene ihre Schritte
Wenden? Eine kleine Summe Geldes stand ihr nur
zu Gebote, es waren Ersparnisse vom Taschengeld,
also ihr rechtmäßig zustehendes Eigenthum. Wieder
bemächligte sich ihrer die alte Mutlosigkeit, so sehr

beherzigt werden, welche widerhalltvon den Klagen
unserer Landwirthe über zu niedrige Ein-
nahmen.
Hand in Hand mit einem rationellen Obst-
bau müßten die Marktverhältnisse besser angcordnet
werden. Heute geschieht der Obstvertrieb in einer
ganz unmodernen rückständrgen Art. Lauter
winzige Absatzgebiete liegen ohne irgend welche
organisirte Konzentration nebeneinander. Ueber-
reichliches Obst in einer Gegend fault wegen
mangelnden Absatzes, während ein paar Meilen
entfernt unbefriedigter Obstbedarf ist. Die Obst-
fluth steigt sehr schnell an und drückt sofort die
Preise auf ein kaum lohnendes Niveau, aber
ebenso schnell tritt die Ebbe ein und das Obst
gehört zu den unerreichbaren Luxusartikeln.
Nirgends ein Ausgleich, eine planmäßige Organi-
sation, der regellose, willkürliche Zwergbetrieb in
seiner schädlichsten Form macht sich in der Obst-
verwerthung geltend.
Es müßten mehr Obstmärkte abgehalten
werden, wie z. B. der in Erfurt, wo die Händler
ohne weitere Mühe und Kosten in handelsgerechter
Waare aufgestapelt vorfinden, und daher auch
bessere Preise zahlen können, während sie jetzt
mit viel Aufwand an Zeit und Geld Dorf für
Dorf nach den von ihnen begehrten Obstsorten
absuchen müssen. Da kann man sich nicht wundern,
wenn Preise geboten werden, welche kaum die
Arbeit des Pflückens bezahlt machen.
Dann kommt auch noch hinzu, daß der Käufer
häufig gezwungen ist, loszuschlagen um jeden
Preis, wenn er die Waare nicht verderben lassen
will. Denn er versteht es nicht, das nichtverkaufte
Obst anderweitig zu verwerthen, und läßt lieber
die Acpfel verf mlen und sich seinen Bedarf an
Dürrobst, aus Amerika importirt, vom Kauf-
mann ins Haus schicken. Benachbarte Obstbesitzer
müßten sich zusammenthun, um Dörrapparate an-
zuschaffen, die ebenso schönes Dörrobst liefern,
wie die Amerikaner uns seit einigen Jahren
liefern und wie es auch schon in einigen Dörr-
anstalten Deutschlands hergestellt wird. Sodann
müßte der Herstellung von Aepfel- und nament-
lich Beerenwein mehr Aufmerksamkeit zugewendet
werden.
Kurz, der Obstbau steht in Deutschland noch
auf sehr niedriger Stufe, obwohl damit sehr viel
Geld verdient werden könnte; namentlich in Jahrörr
wie das vorige und allem Anscheine nach auch
das laufende. Von den Eingangs erwähnten 17
Millionen könnte der größte Theil der deutschen
Landwirthschast zufließen.
Brrli«, 2. August.
— lieber den Abbruch der Verhand-

sie auch dagegen ankämpfte. Da vernahm sie ein-,
zwei-, dreimal, ein eigenthümliches, klopfendes Ge-
räusch gegen das Fenster, das, wie in Gold ge-
taucht, von den letzten Strahlen der scheidenden
Sonne, ihren Blick blendete. Sie legte die Hand
über die Augen, da, jene Taube mit dem blendend
weißen Gefieder, die gegen die Scheibe tippte, um
sich ihr tägliches Abendfutter zu holen, kam wie
ein Friedensbote vom Himmel. Es wurde Olga
mit einemmal klar, was sie zu thun hatte. Frei-
lich zwang ihr der Entschluß ein webmüthiges
Lächeln ab, allein für den Anfang hing sie sich
gleich einer Versinkenden an den Strohhalm. Schon
zweimal war sie mit Fanny in Venedig gewesen,
dort auf dem Markusplatz, wo unzählige Kinder
und Frauen den Fremden für 1 Lire Erbsen an-
boten, um nach Tausend zählenden, zahmen Tauben
damit zu füttern, hatte Olga die Frau eines Gon-
doliers kennen gelernt, eine hübsche, junge Person
von deutscher Abstammung, deren Aussehen von
besseren Tagen sprach. Albana's Gondel hatten sie
oft benützt, um beim Mondschein auf das stille,
träumende Meer hinauszufahren. Zu dieser ein-
fachen Familie wollte sie sich flüchten; sie sahen
beide so ehrlich, rechtschaffen aus und erst dort wenn
das rebellische Herz ruhig schlagen gelernt hatte,
wollte die vom Schicksal Verfolgte mit fester Hand
über ihre weitere Zukunft einen Entschluß fassen.
„Und ob auch Berge und Hügel weichen, Du,
mein Herr und Gott, bleibst bei mir! flüsterte das
demüthige Geschöpf. Summend hob die Stutzuhr
auf der Marmorkonsole zum Schlage aus. Olga's
Blick flog jäh rückwärts."
„Ah, schon 8 Uhr, in einer Viertelstunde wird

lungen zwischen der griechischen Regie-
rung und den Vertretern der Gl Subiger-
ausschüsse wird der Londoner „Times" unterm
29. Juli aus Athen telegraphisch gemeldet: Die
Vertreter der Gläubigerausschüsfe richteten Freitag
Abend ein Schreiben an Trikupis, in dem es
hieß, die Ausschüsse wären außer Stande, von
dem Grundsätze abzuweichen, wonach die Gläu-
biger Griechenlands einen Theil des Ueberschusfes
der dem Schulddienst überwiesenen Einkünfte er-
halten sollten. Falls die griechische Regierung
sich weigere, diesen Grundsatz anzunehmen, seien
sie angewiesen, die Unterhandlungen sofort abzu-
brecken. Trikupis lehnte die Entgegennahme
des Schreibens ab, aus dem Grunde, weil es
das jüngste Abkommen so darstelle, als habe die
griechische Regierung es vorgeschlagen. Er be-
stritt, daß die Regierung den ersten Schritt dazu
gethan habe. Die Unterhandlungen wurden
folglich abgebrochen. Der deutsche Delegirte reiste
Sonnabend Morgen ab. — Ferner schreibt die
„Köln. Ztg.": Der französische und der englische
Gläubiger-Vertreter wollen die nächste Schiffsge-
legenheit zur Abreise benutzen. Der bisherige
deutsche Gesandte in Athen, Graf Wesdehlen, hat
bereits im Dezember und Januar das Vorgehen
der griechischen Regierung ihren Gläubigern
gegenüber als einen zweifellosen Rcchtsbruch be-
zeichnet; auch die französische Regierung hat sich
in gleichem Sinne ausgesprochen, und so hoffen
wir, daß die Gleichheit der Interessen und die
Schwere der Rechtsverletzung auch für das weitere
energische Vorgehen zu einer festen Einigkeit
zwischen den betheiligten Regierungen führen wird.
— Gegen den Plan, in Preußen ein Han
delskammergesetz vorzulegen, wendet sich die
„Köln- Ztg." mit großer Entschiedenheit und mit
Gründen, die sehr wohl eine ernste Aufmerksamkeit
zu verdienen haben. Das rheinische Blatt schreibt:
„Wir verstehen zunächst nicht, warum ein neues
Handelskammergesetz nur für Preußen und nicht
für das ganze Reich erlassen werden soll; Handel
und Gewerbe haben längst die Grenzen der Ein-
zelstaaten übersprungen; sie haben ihre gemeinsamen
Interessen innerhalb des ganzen Reiches, die in
allen wichtigen Fragen auch gemeinsame Vertre-
tung und Berücksichtigung heischen. Die Handels-
verträge werden vom und fürs Reich geschlossen,
der Handelstag erstreckt seine Wirksamkeit über das
ganze Reich, Handel und Gewerbe sind durchweg
dem Reichsrecht unterworfen, die meisten kommer-
ziellen und industriellen Vereinigungen, der Zen-
tralverband, die Vereine der Chemiker, der Zucker-
Industriellen, der Buchhändler und wie sie alle in
ibrer großen Mannigfaltigkeit heißen, haben ihre
Fäden und Beziehungen über das ganze Reich aus-
zur Abfahrt geläutet. Sie bastele im Zimmer um-
her, wie Jemand, dem das Abschiednehmen so un-
säglich schwer wird und doch noch alles, was ihm
theucr war, noch einmal mit der Hand betasten
möchte.
„So leb' denn wohl, Du trautes Heim, ich
sehe Dich wohl nie mehr wieder," so flüsterte und
nickte sie immerfort, bis die Handschuhe angenestelt
waren, und das leichte Sommerjäckchen über die
Reisetasche geworfen und sie endlich in der offenen
Stubenthür stand. „Es wird mich Niemand sehen;
Fanny sitzt um diese Zeit im Garten, die Dienst-
boten sind im Souterrain. Arm, wie ich gekommen,
gehe ich wieder!" Unter diesen flatternden Gedanken
stieg sie leise die Treppe herunter. Thränenlos war
ihr Auge; müde der Gang, und das arme, ver-
kannte Herz that so weh, so unaussprechlich weh,
wie sie sich gleich einer Verbrecherin durch den ge-
täfelten HauSgang, längs dem von duftenden Zier-
sträuchern eingefaßten Gitterzaun in den Schatten
drückend, weiter und weiter schlich, ohne noch ein-
mal rückwärts zu blicken. Sie kam im nämlichen
Augenblick an den Landungsplatz, als die Schiffs-
glocke das erstemal das Zeichen zur Abfahrt gab.
Den Hut tief in die Stirn gezogen, nahm sie ein
Billet und schlüpfte die Schiffetreppe hinunter in
die Kajüte. Dort ließ die ungeheure Spannung
der Nerven nach, sie fiel in einen festen, den Körper
kräftigenden Schlaf. Ach wie schön waren die
Bilder, die der b rmherzige Traumgott der Ein-
samen vergaukelte, so daß das holde Geschöpf früh
Morgens mit einem bezaubernden Lächeln auf den
Lippen erwachte. Gleich einer thaufrischcn Blüthe
stand sie auf dem Deck und schaute in die von der

gestreckt. Ein neues Handelskammergesetz kann
unseres Erachtens deshalb nur für' das Reich
nicht für einen Einzelstaat erlassen werden. Aber
selbst wenn dieses die Absicht des Handelsministers
sein sollte, die wir leider augenblicklich nicht zuver-
lässig feststellen können, so möchten wir doch gegen
die Verwirklichung dieser Absicht in jetziger Zeit
ganz entschieden Einspruch erheben. Muß denn
wirklich alles von Oberst zu Unterst gekehrt werden
kann die Gesetzgebungsmaschine, die in den letzten
20 Jahren so rastlos und ruhelos gearbeitet hat
daß unsere Beamten und Industriellen kaum noch >
aus und ein wissen, nicht endlich einmal zur Ruhe
kommen? Ist denn wirklich eine Aenderung des
jetzigen Zustandes so dringend nothwendig, daß die
Gesetzgebung nun unbedingt und sofort Abbilf-
schaffen muß? Wir bestreiten das aufs Entschie- >
denste. Die vorhandenen Klagen sind vorerst leicht
durch Schaffung einiger neuer Handelskammern zu
befriedigen, wo ein dringendes Bedürfniß sich da-
für geltend machen sollte. Im übrigen fehlt es
Handel und Gewerbe nicht an ausreichender Ge- !
legenheit, ihre Interessen wahrzunehmen und ihre
Bedürfnisse zur Kenntniß der Regierungen zu
bringen. Wo der Handelstag, der Zentralverband,
die Handelskammern, die zabllosen Vereine versagen, .
da bleibt noch überall der Mund der Presse, der
sich leicht und bequem Gehör verschaffen kann. Noch .
die jüngsten Berathungen des deutsch-russischen
Handelsvertrages haben die neue Form des Zoll-
beirathes geschaffen, der sich auf ganz Deutschland
erstreckt und sich bestens bewährt hat. Man lasse
Handel und Gewerbe freie Bahn und doktere nicht
zuviel daran herum; das ist unter den augenblick-
lichen Verhältnissen das beste Heilmittel. Vor.
Allem aber halte man ein mit dem endlosen Gesetz-
gebungsregen, der auf die Dauer, statt zu be-
fruchten, überschwemmend und erstickend wirken
muß."
Karlsruhe, 1. August. Zu Gunsten der jugend-
lichen Gehilfen, besonders Lehrlinge, im Handels-
gewerbe wird nach der „Bad. Corresp." auch von!
einer gewichtigen Stimme in Baden, nämlich von i
dem Mannheimer Verband, die gesetzliche Gewährung
einer Arbeitspause empfohlen, etwa dreimal'
wöchentlich zwei Stunden — und zwar am Tage '
nicht am Abend — zum Besuch einer Fort-'
bildungs- oder Handelsschule. Der Kauf- -
mann werde sich wohl oder übel mit einer solchen >
Einrichtung befreunden, gerade so wie es auch der
Handwerksmeister hab- thun müssen. Ueber die
Verwendung der Freistunden habe eine Aufsicht?
stottzufinden. Der Unterricht am Abend, ertheilt^
an schlaftrunkene Schüler, sei unzweckmäßig und un-!
fruchtbar. Besteht auch unter den erhobenen Gut-,
achten noch vielfach Uneinigkeit, so scheint doch die
Morgensonne geküßten FluthenHwuHIeicht!^
zu Muthe, wie wenn Engel zur Seite standen und .
ihr Trost zusprachen. Sie faltete im festen Gott-
vertrauen die Hände und im tiefsten Innern klangt
eine Eilberstimme. „Und wenn Du gleich wandelst.
im finsteren Thal, fürchte Dich nicht, denn Dein.
Gott ist bei Dir, sein Auge sieht Dich, seine Hand !
wird Dich leiten! Amen, Amen," sprach Olga halb-;
laut. Ihr Glauben blieb trotz aller herben, un-,>
verdienten Schicksalsschläge fest wie ein Fels im!
Meer ....
»Laß' die Sonne nicht untergehen über Deinem .
Zorn," so hatte Frau von Schlehdorn sich fortgesetzt
zugerufen als sie im Garten promenirend, ihrer §
schroffen Worte gedachte, und doch blieb das oer ,
söhnende Wort unausgesprochen. Unergründliches >
Menschenherz ! s
Spät erst legte sie sich zur Ruhe; der Schlaf
floh sie und als die ,--ofe andern Morgens nist
allen Zeichen des Schreckens mil der Nachricht sis
aus ihrem dumpfen Brüten weckte, daß sie das
Zimmer leer gefunden hätte, das Bett unbe-i
rührt geblieben sei, als das Mädchen Olga ihr
Frühstück bringen wollte, ja, da erst schlug bas
Gewissen mächtig, das da sprach und rief: „Du
bist die Schuldige und warst der unerbittlich! '
Richter."
Nur nothdürftig bekleidet, flog die Frau
nervöser Hast die Treppe herauf/um sich sc r
von dem Entsetzlichen zu überzeugen. Wie ff
einer Gruft, so dumpf und kalt, starrte ihr /
aller entgegen. Jammernd und wehklag^
die Hände im wilden Schmerz ringend, als ,
der Tod ihr das Liebste geraubt, hastete Frau>^„
 
Annotationen