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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 20. September)
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hier das zweite Kollier versetzte. Sie können sich den-
ken, daß cch wie auf glühenden Kohlen stehe."
„Kann ich mir denken, gewiß, Herr, kann ich mir
denken. Aber das macht nichts, wir müssen doch waiten,
bis mein Mann zurückkommt, denn m.hr, als daß er
hier vorübergegangen ist, weiß ich selbst noch nicht und
Sie können sich gar nicht vorstellen, wie ich mich für
die Sache interessiere; ich könnte nicht schlafen, ehe ich
nicht wüßte, was daraus geworden ist. Weiß ich doch,
daß es sich um irgend eine Spitzbüberei handelt; da
kann kein ehrlich Christenmensch ruhig bei bleiben-"
„Wann ging denn Ihr Mann fort?"
Sofort, nachdem der Mensch hier vorübergegangen
war."
„Und wohin?"
„Ja, wenn ich das wüßte!"
„Ging er denn, ohne irgend eine Spur zn haben?"
„O, nein, was denkt der Herr! Ich rannte wie
besessen gleich hinaus und sah den Patron in eins der
Häuser da unten — Sie wissen wohl, was ich meine,
— verschwinden. Wie der Blitz lief ich zurück und
sagte: Markus, du mußt rasch den Rock überwerfen
und dem Menschen nachstcllen; er ist bei Hogers im
Hause. Er mutz wieder herauskommen und gehst du
ihm dann nach, so mußt du wissen, wo er bleibt."
„Und Ihr Mann tkat das?"
„Natürlich, selbvcrstündlich, — mein Manu thut
immer, was ich ihm sage! Das gehört sich doch so!
— Ich holte ihm schnell Rock und Mütze und, hast du
nicht gesehen, war er auf der Straße und auf seinem
Posten.
„Hier in der Straße?
„Wo denn sonst? Er sollte ja aufpassen, wenn
der Mensch wieder herauskam."
„Wenn derselbe nicht Verdacht witterte und sich
heimlich drückte! Sie wissen wohl nicht, daß das
Hoger'sche Haus und mehrere auf dieser Seite liegende
einen Ausgang nach dem B—Hof haben?"
„Nein, das weiß ich nicht!" erstaunte die Frau.
„Aber wenn er nicht gekommen wäre, so müßte Mar-
kus längst zurück sein. Ich rannte wohl ein Dutzend
Mal nach der Stelle, wo er auf Wache stand; zwei-,

dreimal war er noch da, dann aber war er verschwunden j
und seitdem warte ich auf seine Rückkehr."
Der Kriminalbeamte antwortete nicht. Die Hände
in den Taschen, den silberknaufigen Stock gegen die
Schulter gelehnt, stand er, vor sich hinsehend, da.
„Wissen Sie was?" sagte er dann flüchtig. „Wenn
ich Sie noch wieder stören darf, so möchte ich auf
eigene Hand eine kleine Revision vornehmen. Vielleicht
machte ich interessante Entdeckungen.
„Jedenfalls!" machte die Frau mit großem, ver-
ständnißvollem Blick „Was geht wohl da allnächtlich
vor?"
„So mache ich von Ihrer gütigen Erlaub niß Ge-
brauch!" versetzte der Beamte resolut. „Hinsichtlich
Ihres entschlossenen Handelns sage ich Ihnen meine
aufrichtige Anerkennung; dasselbe ist aller Achtung
werth. Wenn Ihr Mann kommt, wollen Sie auch ihn
bitten, meine Rüäkehr abzuwarten?"
„Gewiß, gewiß," versetzte die Frau, „der Herr
wird zugeben müssen, daß wir alles Mögliche thun,
die Sache, die unsrer Ehre zu nahe geht, aufzuklären.
Hätten wir einen Diebstahl geahnt, für die Welt
hätten wir das unglückselige Kollier nicht auf Pfand
genommen."
Der Beamte zwinkerte mit den Augen.
„Liebe Frau Kranz, ich bin von Ihrer Ehren-
haftigkeit überzeugt, wie von der eines Großmoguls!"
sagte er mit einer Liebenswürdigkeit, welche keinen
Hintergedanken in der Frau aufkommen ließ. „Ich
komme also wieder. Hoffentlich treffe ich dann Ihren
Mann."
Er öffnete die Thür und trat auf die Straße
hinaus; mit kurzem Nicken schritt er dieselbe hinab.
In nicht weiter Entfernung trat er an ein Haus heran,
in das er ungehindert Einlaß erhielt. Offenbar stand
die Hausthür noch offen. Die ihm neugierig nach-
schauende Frau folgerte das naturgemäß. Sie war so
eifrig bei der Sache gewesen, daß sie fast aufgeschrien
hätte, als sie einen um die Wendung der Schwibbogen
kommenden Schritt nicht ehrer als dicht neben sich
hörte und eine Stimme an ihr Ohr schlug:
„Alle Wetter, Bertha, was fällt denn dir ein?

Bei nachtschlafender Zeit hier vor der Thür zu stehen?"
Für Sekunden versagte ihr fast die Sprache, was
selten genug vorkommen mochte, ehe es ihr gelang,
hcrvorzustoßen:
„Markus, nein, wie dn mich erschreckt hast!
Wärest du nur einige Minuten früher gekommen, so
brauchte ich hier nicht zn stehen, der Polizist war da —
„War da? Und du ließest-"
„Er kommt wieder. Rege dich nnr nicht auf. Wie
ist es denn geworden? Was hast du entdeckt?
Der Mann war in das Haus eingetreten; die
Frau schloß die Thür hinter ihnen beiden. Er nahm
die Mütze ab nnd wischte sich die Stirn- „
„Vielleicht etwas, vielleicht aber auch gar nichts,
sagte er. „Verwünscht noch einmal, diese-, verflixte
Kollier!"
„Na, laß dich das nicht verdrießen, sagte die Frau,
„du hast doch ein schönes Stück Geld daran verdient
und am Ende-"
„Am Ende schlingt uns die Geschichte noch den
Strick um den Hals!" unterbrach er pe heftig, ihre
Hand, die sie auf seinen Arm gelegt hatt^ zuruckstoßend.
„Ich fürchte allen Ernstes, daß die Geschichte einen
bösen Verlauf nimmt!" ... .
„Da sag' doch lieber naht?! stieß s,e aus. „Laß
den Teufel laufen, wenn es uns schaden könnte, — das
kann kein Mensch von dir verlangen!"
„Das hättest du ehe': bedenken sollen!" stampfte er
mit dem Fuße auf- »IN deinen Rath habe ich das
Billet geschrieben. Nu» habe ich einmal A gesagt, nun
muß ich auch sagen
„Warum? Bist du Polizeibeamter? Was du
nicht sageu willst, brauchst du nicht zu verrathen."
Und wo soll ich die ganze Zeit gewesen sein?"
„Irgendwo, — wo du willst! Hast du darüber
der Hochlöblichen Rechenschaft abzulegen?"
Er sah sie unschlüssig an.
Du meinst also-"
hin Klopfen an Thür der unterbrach ihre Worte.
Beide zuckten zusammen.
„Daß du nichts sagst!"

Nummer 219. H. Jahrgang.


Mittwoch, 19. September 1894


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entgegengenommen.
'-' _
Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz.
Nach den Berichten des „Central News" aus
Soeul haben die Japaner ihren Sieg mit un-
ölaublicher Schnelligkeit ausgenützt. Sie stellten
Nnerhalb zehn Stunden die Verbindung zwischen
Pingyang Pongson und Soeul durch Feldtele-
Lraphen her und durchsuchten die Häuser nach
chinesischen Flüchtlingen. Sie sandten eine flie-
ßende Heersäule nordwärts, um die Pässe zu be-
setzen, ohne welche chinesische Truppendurchzüge
Unmöglich sind nnd erließen eine Bekanntmachung,
chorin sie die Koreaner aufforderten, ihren fried-
lichen Beschäftigungen nachzugehen und aller Feind-
seligkeiten und Verhandlungen mit dem Feinde
sich zu enthalten, unter der Androhung kriegsge-
richtlicher Ahndung. Die Chinesen wurden ge-
radezu in einer Falle gefangen. Der japanische
Mldmarschall Damagata ließ in der festen
Voraussetzung, daß die Chinesen innerhalb der
Befestigung verbleiben würden, alle vorgeschobenen
chinesischen Posten wie in ein Netz zurücktreiben,
so daß die Chinesen thatsächlich bei dem letzten
Angriff schon umzsngelt waren. Viele Tausende
flohen dem Thale nordwärts zu, fanden den Rück-
Mg abgcfchnitten und ergaben sich rcgimcnterweise.
Alle japanischen Verluste sind leicht, da die
Chinesen nur wenige Augenblicke Stand hielten.
Die Zahl der getöteten Chinesen wird auf 2300
Angegeben, die Mauern der Stadt wurden durch
Kanonade beschädigt, die Stadt selbst blieb
ünbehelligt.
Der Feldmarschall Pamagata hat schon aus
Hiroschima die Glückwünsche des Kaisers erhalten
^lld durch Tagesbefehl die Truppen wegen ihrer
^gezeichneten Tapferkeit gelobt. Er sei stolz,
solche Truppen zu befehlen. Thatsächlich rccht-
flrtigte die Genauigkeit, mit der die verschiedenen
Heeressäulen bei den Angriffen mitwirkten, dieses
"ob. Die Japaner waren den Chinesen dreifach
dy Zahl überlegen, ebenso an Artillerie und nicht
Zinder an Intelligenz. In Tokio herrschte gestern
großer Jubel. Die Glocken wurden den ganzen
^-llg über geläutet und Salutschüsse abgefeuert.
Shanghai verbreitete die Niederlage großes
^btsetzen, da die chinesische Armee auf Korea
ausgesuchten Truppen bestand. Allenthalben
suchtet man, daß auf den Sieg ein Einmarsch
flj China erfolge. In Londoner Kreisen herrscht
lleberzeugung, daß die Niederlage ein chine-
Zre verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit

sisches Sedan sei. Man meint aber die Japaner
würden schwerlich den Marsch nach Peking ver-
suchen. Beide Theile würden vielmehr den Win-
ter über im status guo verbleiben, worauf unter
der Vermittelung der Mächte der Friede zu Stande
kommen würde.
Ucber den Sieg der Japaner meldet ein Be-
richterstatter des „Central News" von heute aus
Pingyang, daß mit jeder Stunde der Eindruck
von der Größe der chinesischen Niederlage wachse-
Der Gesammtverlust der Chinesen ist in der
ersten Meldung noch unterschätzt worden; er
übersteigt, wie sich jetzt herausstellt, die Zahl
17 000, darunter 15 000 unverwundete Ge-
fangenen. Außer dem berühmten Mandschuh-
General Tso Fonkwai wurden noch viele andere
Generäle, nämlich Tso Paokowi, Weijinkwoi,
Nahukoweng und Seikelin gefangen, also that-
süchlich der gesummte Generalstab. In Pingyang
herrscht reges Leben. Die erbeuteten Flinten
werden auf dem Markte in großen Haufen auf-
geschichtet und die Vorräthe werden nutzbar ge-
macht. Die Gefangenen sollen nach Japan zu
je 1000 Mann auf Transportschiffen befördert
werden, die am Eingänge des Tatonflusses ankern.
Die Gefangenen werden vor Fluchtversuchen ge-
warnt. Von dem nordwärts gesandten fliegenden
Corps fehlen alle Nachrichten. Der „Times"
wird aus Shmighai gemeldet, aus Chemulpo
sei dort eine Nachricht eingetroffen, daß sich
zwischen Pingyang und dem Dalufluß eine
zweite, 50000 Mann starke chinesische
Armee befinde.
Ein Newyorker Blatt, der „Recorder", bringt
ein Telegramm aus China, daß Li-Hung-Tschang
wegen der Degradation Selbstmord begangen habe.
Allerdings wurde er schon Ende des letzten Monats
von den offiziellen Censoren verfolgt, die sich in
alle Worte und Bewegungen einmischten, so daß
der Sturz unvermeidlich schien.
Von der Kriegsvoraussicht der Japaner zeugt
der Umstand, daß schon eine Abtheilung Kran-
kenwärteriunen nach Soeul abgegangen ist. Die
japanischen Frauen sind vom Kriegssieber er-
griffen. Hohe Damen bieten sich als Kranken-
wärterinnen an.
Ein Wiener Bericht der „Daily Chronicle"
hält die Nachricht aufrecht, daß Rußland ein Ge-
schwader aus Kronstadt und dem Mittelmeer
nach den koreanischen Gewässern sende.
DsMsches Keich.
Geklm, 19. September.
— Ueber die Ausdehnung der deutschen
Colonien werden folgende Angaben gemacht:
Das (indessen noch nicht abgegrenzte) Schutzgebiet

Togo umfaßt 60 000 Quadratkilometer, Kamerun
495 000, Südwestafrika 835 000, Deutschostafrika
995 000, das Kaiser Wilhelmsland in Neu-Gui-
nea 181500, Bismarck-Archipel 52 200, der nord-
östliche Theil der Salomon-Inselgruppe 22 200,
das Schutzgebiet der Marschallinseln 400 Quadrat-
kilometer. In Togo haben sich niedergelassen 72
Europäer, darunter 63 Deutsche, in Kamerun
204 Europäer (128 Deutsche), in Südwestafrika
969 Europäer (614 Deutsche), in Deutschostafrika
rund 750 Europäer (ruud 500 Deutsche), im
Schutzgebiet der Neu-Guina-Kompagnie 178 Eu-
ropäer (99 Deutsche) und in den Marschallinseln
67 Europäer (32 Deutsche.)
Karlsruhe, 18. Sept. Am vergangenen
Sonntag wurde in der Schloßkirche zu Mainau
evangelischer und katholischer Gottesdienst abge-
halten. Um 12 Uhr traf die erste Kompagnie
des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments unter
Führung des Hauptmanns von Barsewisch und
den übrigen Compagnie-Offizieren mit der Regi-
mentsmusik zu Schiff von Ludwigshafen auf
Schloß Mainau ein. Die Ncgimentsmusik trug
in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten der
Großherzogin und der Kronprinzessin von Schwe-
den und Norwegen im Schloßhofe einige Stücke
vor. Hierauf wurde den Mannschaften das Schloß
und die Insel gezeigt und Erfrischungen verab-
reicht. Die Offiziere nahmen an der Marschalls-
tafel Theil. Um halb 4 Uhr Nachmittags fuhr
die Kompagnie zu Schiff wieder nach Ludwigs-
hafen zurück. — Gestern Nachmittag um 4 Uhr
trafen Ihre Majestät die Königin von Württem-
berg und Ihre Durchlaucht die Prinzessin von
Waldeck nebst Gefolge mittelst Extraschiff von
Friedrichshafen auf Schloß Mainau ein und
blieben zum Besuche daselbst bis gegen 6 Uhr.
AustanS.
Pest, 18. Sept. Graf Kalnoky führte in
der Delegation bezüglich Rumäniens aus: „Ru-
mänien - ar das erste Land, welches die friedlichen
Ziele des Dreibundes anerkannte und sich entschloß,
sich zu demselben zu bekennen und Anlehnung an
die Westeuropäischen Centralmächte zu suchen. Die
sehr freundlichen Beziehungen mit Rumänien haben
sich als haltbar bewährt. Der Anstoß, den der
König und die Regierung in dieser Beziehung
gaben, fand wachse« den Anklang im Lande. Ich
bin überzeugt, daß Rumänien alle gegen die Ruhe
des Nachbarlandes gerichteten Agitationen in den
nötigen Grenzen zu halten wissen wird."
Paris, 18. Sept. Der Präsident der Repu-
blik ist heute früh zu den Fcstungsmanövern nach
Meaur gereist. Auf dem hiesigen Bahnhofe wurde
er vom Direktor und den Verwaltungsmitgliedern
der Eisenbahngesellschaft begrüßt. Auch der Kriegs-

minister, der von seinem Cabinetschef General Rau
begleitet war, und der Polizeipräfekt machten ihre
Aufwartung. Der präsidentschaftliche Zug lief in
Meaur um 8 Uhr ein. General Saussier war
an der Spitze eines glänzenden Stabes erschienen,
um das Staatsoberhaupt zu begrüßen. General
Saussier sagte: „Herr Präsident, wir sind glücklich.
Sie heute bei uns zu sehen." Herr Casimir Perier
dankte und drückte dem Generalgouverneur von Paris
die Hand und unterhielt sich mit allen Generälen,
die ihm von Saussier vorgestellt wurden. Dann
ging er nach einem anderen Bahnsteig, wo die Se-
natoren Prevet und Penoet, mehrere Gcneralräthe,
der Unterpräfekt, der Bürgermeister und der Stadt-
rath Aufstellung genommen hatten. Auf eine Rede
Prevets antwortete der Präsident: „Ich danke
Ihnen dafür, daß Sie darauf gehalten haben, hier
zu erscheinen; der Herr Präfekt hat Ihnen das
beste Zeugnis ausgestellt, indem er anerkannte,
daß sie sich geflissentlich im Bereich ihrw Zustän-
digkeit halten wollen. Es ist dies eine republika-
nische Pflicht. Wenn jeder nur seine Aufgabe er-
füllt, rann befestigen wir die Republik. Zur Er-
weisung der militärischen Ehrung waren größere
Truppentheile befohlen worden. Der Präsident fuhr
in einem Landauer von Hermsage nach dem Fort
Vaujours, wo er die Batterieen des Angriffskorps
besichtigte. Es war 10 Uhr geworden und dieses
Corps unternahm einen Angriff, der abgeschlagen
wurde. Diesem Manöver sah der Präsident vom
Glascis aus zu. Um 12 Uhr vereinigte der Prä-
sident die höheren Offiziere zu, einem Frühstück,
worauf er um 2^ Uhr nach Paris zurückfuhr.
— Dec Generalgouverneur von Indochina
Lagessan, verläßt mit seinen Gefolge Marseille am
30. d. M., um sich nach seinem Posten zu be-
geben. — Der Ministerpräsident Dupuy reist
morgen nicht mit dem Präsidenten der Republik
nach Chateaudun.
Loudon, 18. Sept. Der japanischeSieg
hat hier in der öffentlichen Meinung einen großen
Umschwung zugunsten Japans hervorgebracht. Ziem-
lich alle Blätter sprechen jetzt unverhohlen von dem
unbehülflichen chinesischen Kolosse, dessen Thonfüße
zerbröckeln. Selbst der chinesenfreundliche „Stand-
ard" gibt zu, daß die Japaner sich auf den Sieg
etwas zu gute thun dürften. Aber über die un-
mittelbaren Folgen herrscht Meinungszwiespalt.
„Daily News" hält den Krieg für beendigt, da
China außer Korea auch die Herrschaft im gelben
Meer verloren habe. Japan werde jetzt Korea zu
einem unabhängigen Pufferstaat machen wollen
und dadurch die erste Macht Ostasiens werden.
Natürlich müsse Japan mit Rußland rechnen, aber
Rußland werde sich vor der vollzogenen Tbatsachc
beugen, wenn Japan Mäßigkeit im Siege beweise.

von E. von der Have.
(Fortsetzung.)
„Ach, Sie sind es, Herr!" empfing sie den über die
schwelle Tretenden mit einem Redeschwall, die Thür
tzsfver schließend nnd die Lade vor das Fenster klap-
ntzd. „Nehmen Sie es nicht übel, daß ich Sie warten
Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein!"
Roderich Falb, denn er war der Angeredete unter-
r°ch sie:
„Nehmen Sie es nur nicht übel, daß ich noch so
Al komme, aber ich empfing eben erst Ihres Mannes
und ich hätte sicher Sie nicht noch gestört, wenn
zn^oche nicht so überaus wichtig wäre. „Hm, Ihr
x>Mn scheint nicht zu Hause zu sein. Das ist fatal.
d"r wissen Sie von der Sache!"
Die Frau nickte mit einem förmlichen Feuereifer.
„Wie sollte ich nicht!" sagte sie mit Wichtigkeit,
war es ja, die den Patron erkannte —"
Falb unterbrach sie.
„ »Erkannte? Woran denn? Bisher hieß es doch,
so vermummt gewesen, daß an ein Wiedererken-
' nicht zu denken sei?"
Q: „War er auch, Herr, war er auch," eiferte die
Aw l „aber genau so vermummt und mit demselben
s„r?ntelrock, wie damals, ging er hente vorüter, so daß
w wein Mann sich erinnerte. Beschreiben läßt sich
H.ttwas gar nicht, — ich sah einfach auf den ersten
xi(/P daß er es war- Sie müssen wissen, — ich habe
e-Nsthr gutes Gedächtniß. Auf das Aeußere kommt
Menschen nicht an. Es gibt Leute, die sehr
bau aussehen und gar nichts wissen, und andere
Zäw "^nen man denken sollte, die können nicht bis zehn
°-dwn, und doch das Pulver erfinden könnten, wenn
dazu noch Zeit wäre. Schon als Kind-"
ab°„ "."j^de Frau, ein anderes Mal gern davon, jetzt
Er bitte erzählen Sie mir von dem Unbekannten, der
 
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