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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 291 - Nr. 300 (12. Dezember - 22. Dezember)
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NAmmer 299. IL Jahrgang.


Freitag, 21. Dezember 1894.


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Um die erfahrungsgemäß beim
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ungen im Bezug unseres Blattes zu
vermeiden, ersuchen wir unsere ver-
ehrlichen Postabonnenten alsbald, wenn
solches noch nicht geschehen, die Er-
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Neuer General-Anzeiger.


Japans Friedensbedingungen.
Je weiter die Japaner auf dem ostasia-
tischen Kriegsschauplätze Vordringen, je näher rückt
der Zeitpunkt, an welchem dieselben den Chinesen
die Rechnung über den Feldzug präsentiren
werden. Daß dieselbe nicht klein ausfallen wird,
ist sicher.
Im ersten Stadium des Krieges, vielleicht
bis zu den Schlachten bei Söul und an der Pa-
lu-Mündung, würde den Japanern vermuthlich
die vollständige Unabhängigkeits-Erklärung Koreas
von China und die Garantie dort durchzuführen-
der gründlicher Reformen sowie einer angemessenen
Kriegsentschädigung genügt haben. Heute jedoch
sprechen die späteren gewaltigen Erfolge, welche
die japanischen Heerführer mit der Schlacht von
Kilendschcng, dem Vormarsch aus Mukden und
der Einnahme von Port Arthur erzielt haben,
sowie das Gewicht, welches die Stimmen dieser
Heerführer im Rathe der Krone und im Lande
besitzt, für eine wesentliche Steigerung der japa-
nischen Forderungen mit.
Japan hat drei Armeen von je über 24 000
Mann in den Krieg gegen China gesandt. Die
verschiedenen ursprünglichen Aufgaben dieser Ar-
meen, die Vertreibung der Chinesen aus Korea,
die Einnahme von Port Arthur und die eventuelle
Okkupation Formosas sind heute in den ersten
beiden Punkten erfüllt. Jndeß ist bei den ja-
panischen Staatsmännern ein gewisses Wider-
streben erkennbar, durch einen Angriff auf die
chinesische Hauptstadt selbst, der Mandschu-Dy-
nastie mißvergnügte Unterthancn zu erwecken. Ja-
pan wünscht den Zerfall Chinas nicht, obgleich
ihm derartige Ziele im Stillen nachgesagt wurden.
Es zieht vielmehr vor, in Peking eine Verant-
wortliche befestigte Regierung zu finden, mit der

cs zu unterhandeln vermag, und es zieht eben-
falls vor, die Streitigkeiten nicht Hervorzurusen,
die unvermeidlich entstehen würden, wenn die
übrige Welt sich aufgefordert sehen würde, in
eine Zerstückelung Chinas einzugreifen. Allein
die Dauer dieser Besorgniß Japans für den Be-
stand der Tsing-Dynastie ist schwer vorauszusagen.
Erfolge erzeugen Ehrgeiz, und bereits machen
sich Anzeichen weitgehender Ziele in Japan be-
merkbar.
Wie gegenwärtig die Stimmung der maß-
gebenden Parteien in Japan ist, dürften als
Friedensbedingungen ein endgültiger Verzicht Chi-
nas auf Korea, die Zahlung einer die Ausgaben
Japans deckenden Kriegsentschädigung und die
Auslieferung eines sehr beträchtlichen Gebiets-
teiles sowie die Jnnebehaltung Port Arthurs
als Faustpfand — von mancher Seite wird selbst
die Auslieferung Pekings verlangt — in Betracht
kommen. Als territorialer Zuwachs Japans
wird wohl in erster Linie Formosa gefordert
werden. Es gehört geographisch zu der das ja-
panische Jnselreich bildenden Inselkette; seine
reichen Hülfsquellen harren der Förderung in den
Händen gerade solch eines Volkes wie die Ja-
paner. Zur Zeit bildet die Art seiner Verwal-
tung einen schlagenden Beweis der Unfähigkeit
Chinas, während unter japanischer Herrschaft
Sicherheit des Lebens und Eigentumes bald auf
der ganzen Insel hergestellt, Unternehmungen er-
muthigt und der Handel frei werden würde.
Die Ansprüche mancher Parteien in Japan,
wie z. B. diejenigen der Verfassungsreform-Partei,
gehen jedoch viel weiter. Ein einflußreicher
Führer derselben und Mitglied der japanischen
Kammer, Kawaschima-Jnu, äußerte sich hinsicht-
lich derselben folgendermaßen: „China hat Ja-
pan gegenüber jederzeit Empfindungen des Hasses
und der Verachtung gehegt. Seine Gesetze und
Traditionen stehen zu den unserigen im Wider-
spruch. Bei dieser Sachlage muß man sich sragen,
ob nach Beendigung der jetzigen Feindseligkeiten
aus den Abschluß eines Allianzvertrages Japans
mit China zur Aufrechterhaltung des künftigen
Friedens im Orient zurückgegriffen werden soll."
Der japanische Deputirte nimmt ferner keinen
Anstand zu behaupten, daß selbst nach Beendi-
gung des Krieges China als der unversöhnlichste
Feind Japans betrachtet werden müsse. Es müsse
daher außer Stand gesetzt werden, Krieg zu
führen und in dieser Absicht müßte ihm die
Zahlung von 200-400 Millionen Taels (d. h.
etwa 1 2 Milliarden Frcs.) und die Abtretung
der beiden Provinzen Ljao-Tong und Formosa
auferlegt werden. Mit dieser Summe werde Ja-
pan seine Marine und seine Armee vermehren

und seine Küstenvertheidigung vervollständigen
können. Zum Schutze der Unabhängigkeit Koreas
müsse Japan einen Offensiv- und einen Defensiv-
Vertrag mit diesem Lande, dessen Armee und
Verwaltung es organisiren werde, abschließen.
Nach Regelung dieser Angelegenheit endlich müsse
sich Japan mit einer der großen Westmächte, die
wie England oder Rußland, bedeutende Interessen
in Asien hätten, verbinden, um in den asiati-
schen Angelegenheiten von nun ab die ihm ge-
bührende Rolle zu übernehmen.
Beschlußunfähig!
Der Reichstag war bei der ersten Lesung
der Umsturzvorlage nicht beschlußfähig.
Es waren nur 158 Mitglieder anwesend, trotz der
Wichtigkeit der Vorlage. Die Sozialdemokraten,
die aus Bosheit die Auszählung beantragt hatten,
waren entweder gar nicht anwesend oder saßen ver-
gnüglich in der Restauration, um die Beschluß-
unfähigkeit ganz sicher herbeizuführen, an welcher
jedoch zum größten Theil die Konservativen Schuld
tragen. Der Versuch, di- Verhandlung in einer
spätem Sitzung oder in der zweiten fortzusetzen,
wurde dadurch vereitelt, daß Herr Singer gleich
erklärte, die Auszählung immer wieder beantragen
zu wollen. Das sind schlimme Zu stände.
Der Präsident selbst nannte den Vorgang ein be-
schämendes Schauspiel. Wir hören, daß unter
den Anregungen zur Abänderung der Geschäfts-
ordnung sich auch eine solche befindet, säumige
Abgeordnete, die ihre parlamentarischen Pflichten
andauernd vernachlässigen, öffentlich vor dem Lande
z;>r rügen. Der Vorschlag wäre wohl angebracht.
Die nationalliberale Kölnische Zeitung liest den
säumigen und pflichtvergessenen Abgeordneten wie
folgt den Tert:
Welche unglaubliche Rücksichtslosigkeit liegt allein
in solcher Pflichtversäumniß gegenüber den pflicht-
treuen Mitgliedern des Hauses; wie viele dieser
Herren würden vorgczogen haben, schon vor meh-
reren Tagen nach Hause zurückzureisen, ihren per-
sönlichen Gesausten nachzugehen und die Kosten
des Berliner Aufenthaltes zu ersparen, wenn sie,
nicht, getreu der übernommenen Pflicht, dem Rufe
des Herrn v. Lcvetzow folgsam gewesen wären.
Diese Pflichterfüllung ist Dank der Rücksichtslosigkeit
der Pflichtvergessenen Kollegen vergeblich gewesen.
Die Herren haben Zeit und Geld vergeblich auf-
gewandt. Was aber soll das deutsche Volk von
solchen Volksvertretern denken, welche vorziehen, zu
Hause zu bleiben, statt an der entscheidenden Stelle
wichtige Volksrechte zu wahren und wichtige Volks-
interessen zu fördern? Die Untergrabung des An-
sehens des deutschen Reichstages in der öffentlichen
Meinung ist die nothwendige Folge, wenn zahlreiche
Abgeordnete tatsächlich nicht mehr die Rechte des

deutschen Volkes vertreten und schützen, sondern sich
durch ihr Fernbleiben und die damit v'rbundene
Herabwürdigung des Reichstages untergraben und
zerstören. Der Reichstag sollte Alles aufbieten,
solche Herabwürdigungsversuche thunlichst zu Hinter-
treiben, er sollte mit rücksichtsloser Entschiedenheit
dafür sorgen, daß Mitglieder, denen es zur süßen
Gewohnheit wird, durch ihre Abwesenheit zu glänzen,
aus dem Reichstage, dem sie zur Unehre gereichen,
entfernt, daß ihre Mandate kassirt werden können.
Auch hier zeigt sich wieder die dringende Noty-
wendigkeit, die Disziplinargewalt des Präsidenten
über die Mitglieder zu verstärken; er muß das
Recht haben, gar zu weit gehende Pflichtversäumnisse
der einzelnen Mitglieder zu rügen und in den
ärgsten Fällen die Herren zur Niederlegung ihres
Mandats aufzufordern. Das jetzige ruhige Ge-
schehenlassen führt zu ganz unhaltbaren Zuständen.
Deutsches Reich.
Berlin, 21. Dezember.
— Der Bundesrath überwies in seiner
heutigen Sitzung die Vorlage betreffend eine ander-
weite Ordnung des Finanzwesens des Reichs, so-
wie die Vorlage betreffend den Entwurf eines
Tabaksteuergesetzes den zuständigen Ausschüssen
und beschloß, dem Beschlüsse des Reichstags wegen
Vorlegung des Entwurfs eines Heimstättengesetzes
zur Zeit keine Folge zu geben.
— Die erste Berathung der Umsturzvor-
lage wird, wie man den „M. N. N." aus Berlin
meldet, auf die Dauer von drei Tagen veranschlagt.
Für die Konservativen wird Graf Limburg-Stirum
sprechen. Das Centrum wird durch den Abg.
Gröber seinen Standpunkt vertreten lassen. Auch
ein bayrisches Mitglied ist, wie die „D. R.-Ztg."
meldet, als Redner in Aussicht genommen. Die
Freisinnigen und Sozialdemokraten (Redner Auer)
bekämpfen den Entwurf grundsätzlich. Es ist bei
dieser Stellung der Parteien außer Frage, daß die
Vorlage einer Kommissionsberathung unterzogen
werden wird.
Der Reichstagsabgcordnete Leuß zeigte
heute dem Reichstage die Nicderlegung seines
Mandats an. (Leuß ist für den Wahlkreis
Eschwege-Schmalkalden gewählt.)
— Ueber den Präsident v. Levetzow und
dessen Verhalten in der letzten Reichstaassession
bemerkt die „Germania": Präsident v. Levetzow
verlwh der ihn beherrschenden Stimmung insofern
Ausdruck, als er sich durch den Vertagunasan-
trag und die konstatirte Beschlußunfähigkeit in
der Nebung seiner Pflicht zur Förderung der Ge-
schäfte des Hauses behindert erklärte; schärfer
aber noch markirte er diese seine Stimmung darin
daß er diesmal die Reichsboten ohne den üblichen
freundlichen Weihnachtsgruß entließ. Die Na-

Hesucht unö Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
?vj (Fortsetzung.)

Thomas Bathurst bemerkte, daß beide barmher-
zigen Schwestern schüchtern und furchtsam waren, daß
sie forschende Blicke den Perron entlang warfen,
als ob sie fürchteten, entdeckt zu werden, und daß
Eine von ihnen mit sehr kleiner, schwarzbehand-
schuhter Hand schüchtern und zögernd einem der
Umherstehenden Wagen winkte. Bathurst näherte
sich ihnen, kaum wissend, was er that, mit heftig
schlagendem Herzen. Er ging wie im Traume.
Seine Seele war wie von einem verzehrenden
Heuer erfaßt.

Ein Wagen rollte an den Perron vor und die
seiden barmherzigen Schwestern stiegen ein, wobei
kst eine unwillkürlich in ihrem Wesen die Herrin
Und die Andere die Dienerin verrieth. Die Eine
sagte mit leiser Stimme etwas zu dem Kutscher.
Das Gepäck wurde auf den Wagen gebracht und
Derselbe rollte aus dem Bahnhof in die regnerische
^acht hinaus. Bathurst warf sich in den ihm zu-
^ächststehenden Wagen. — »Folgen Sie diesem
^agcn," sagte er zu dem Kutscher, „und lassen
F>e ihn nicht aus den Augen. Ich will Ihnen
sUnf Pfund geben, wenn Sie ihn einholen. Rasch
sJt!" Der Kutscher, durch das Versprechen dieser
sUr jhn so ungeheuren Summe in gewaltige Auf-
siSung versetzt, gab den Pferden die Peitsche und
^gte pfeilschnell hinter dem ersten Wagen d'rein.

Zweiundvierzigstes Kapitel.
Die Flüchtlinge.
Der Wagen, welcher die beiden als barmherzige
Schwestern gekleideten Frauen enthielt, rollte schnell
durch die finsteren, nassen Straßen, und hinten-
drein in einem zweiten Wagen kam Batburst in
rascher Verfolgung. Die Insassen des ersten Wagens
merkten gar bald, daß sie verfolgt wurden. Nach-
dem sie einige Wendungen gemacht hatten, die der
Verfolger gleichfalls machte, wurden ste ängstlich-
Bathurst schaute mit brennenden Augen aus dem
Wagen heraus und sah, wie der eine weiß verhüllte
Kopf abwechselnd von den beiden Wagenfenstern
aus nach ihm zurückschaute. Dann gab ste dem
Kutscher einen Auftrag, dieser gebrauchte seine
Peitsche und trieb seine Pferde zu noch größeren
Eile an. Batburst s Gesicht erglühte vor wilder,
triumphirender Wuth. Er ließ das Vorderfenster
des Wagens yerab und riß den Kutscher heftig
beim Rockschoßc. „Schneller!" schrie er. „Ihnen
nach! Halten Sie gleichen Schritt mit diesem
Wagen und ich will die Belohnung, die ich Ihnen
versprochen habe, verdoppeln!"
Der Kutscher hieb mit der Peitsche auf das
Pferd ein, während er, sich zu seinem Passagiere
wendend, sagte: — ^Schon recht, gnädiger Herr,
die werden mir nicht entkommen, verlassen Sie sich
darauf!" Der Kutscher war halb betrunken und
das war Bathurst gerade recht. Es kam ihm eine
neue Idee. — „Ich gebe Ihnen fünfzig Pfund,
wenn ste in diesen Wagen hineinfahren", rief er
aus. „Die Nacht ist dunkel. Die Straße ist
schlüpfrig. Es wird wie ein Unfall erscheinen."
Er zog seine Börse heraus und das Flimmern der

Goldstücke in dem Scheine der Wagenlampen be-
wog den halbbetrunkenen Kutscher, ihm seinen Wil-
len zu thun. — „Geben Sie mir die Hälfte jetzt
gleich", sagte der Mann, sein Pferd antreibend.
„Wer ist in dem Wagen?" — „Meine Frau",
antwortete Bathurst. „Sie ist wahnsinnig und
läuft mir davon. Da ist Ihr Geld!" Er drückte
dem Kutscher eine Rolle Goldstücke in die breite,
braune Hand.
Der Kutscher steckte das Geld ein, richtete sich
auk seinem Sitze auf und hieb abermals auf das
Pferd mit der Peitsche ein. Bathurst steckte den
zu einem der Seitenfenster hinaus. Der
Wagen, den er verfolgte, war nur wenige Schritte
entfernt, und der Kutscher desselben spornte sein
Pferd zur höchsten Eile an. Es schaute jetzt kein
weißverhüllter Kopf aus dem Fenster heraus, aber
Bathurst war überzeugt, daß ihn die beiden Frauen
durch das Rückfenster des Wagens beobachteten.
Bathurst's Wagen holte den anderen ein — er war
bald dicht hinter demselben. Die Gaslampen
schossen sehr rasch vorbei. Die hohen Gegenstände,
die durch den Wagen nur undeutlich sichtbar waren,
schwammen in ein unklares Bild zusammen. Tho-
mas Bathurst war in heftiger Aufregung. Seine
Augen sprühten. Seine Brust wogte. Er fuhr
fort, zu beobachten, und bereitete sich auf die Er-
schütterung des Zusammenstoßes vor.
Er brauchte nicht lange zu warten. Der Kut-
scher des ersten Wagens drehte sich auf seinem
Bocke um und sah rasch, wie nahe sein Verfolger
war, dann spornte er sein Pferd von Neuem an.
Der Verfolger kam immer näher — die beiden
Wagen waren jetzt fast in einer Reihe. Plötzlich

sprang das Pferd von Bathurst's Wagen seitwärts
als ob er vorbei wollte und in der nächsten Se-'
künde waren die Räder der beiden Wagen anein-
ander gestoßen. Die Pferde bäumten sich Heide
Kutscher fluchten laut, das Hauptrad des Wagens,
in welchem die Frauen faßen, war aus der Achse
gebrochen, ein weiblicher Schrei tönte aus dem In-
nern des Wagens heraus und einer der weik-
verhüllten Köpfe kam zum Vorschein.
„Sie werden aussteigen müssen, Madame,"
sagte der Kutscher des beschädigten Wagens. „Der
Kutscher von dem Wagen ist betrunken und morgen
wird er sich für seine Unvorsichtigkeit bei der Polizei
zu verantworten haben." — „Ich h^ nicht be-
trunken,, antwortete der angeklagte Kutscher. Dieser
Herr hier wollte rasch nach Hause kommen und
gab mir em gutes Trinkgeld und die Straßen sind
finster und schlüpfrig." — „Es war ein böser Zu-
fall, lieber Mann", sagte Bathurst höflich. „Hier
E'" Goldstück für Sie. Sie wissen, daß solche
Unfälle leicht vorkommen." Der Ton von Bat-
hurst's Stimme brachte in dem Wagen der Frauen
neue Unruhe hervor. Der Kutscher, von dem Ge-
schenke des Goldstückes besänftigt, näherte sich dem
Wagenschlag und öffnete denselben. Aber die
beiden Frauen im Wagen weigerten sicha uszusteigen
Der Kutscher machte alle erdenklichen Einwendungen,
doch wären dieselben völlig erfolglos geblieben, wenn
nicht das Pferd unruhig geworden wäre, wodurch
der Wagen in so heftige Schwankungen gerieth,
daß die beiden Insassen sich entschließen mußten.
— „Sie müssen uns einen anderen Wagen be-
sorgen," sagte die Eine der anscheinenden barm-
herzigen Schwestern in leisem, aufgeregtem Tone.
 
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