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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 301 - Nr. 305 (24. Dezember - 31. Dezember)
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Nummer 302. H. Jahrgang.

Nenev

Donnerstag, 27. Dezember 18S4I

General-GAnzeiaer

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40 Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
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Expedition: ^bcruptltrcrße Mr. 25.

für Heidelberg und Umgegend
(Mürger-ZeiLung).

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Jnsertionsprcisr
die 1s»altige Petttzrile oder deren Raum 8 Pfg.,
iür auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
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Expedition: Hauptstraße Mr. 25.

GeLefenstes VLatt in Stadt rr. AHrrt Heidel^sVs und Miusegeud. GvötzteV LvfsLg für? Inserats

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für das I. Quartal 1895
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General - Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
nebst 8settrg. rllustr. Sonnlagsblatt
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träger und unsere Agenten entgegen.
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preis nur abgeholt.
Vom Briefträger ins Haus gebracht 40 Pfg. mehr.
Für Heidelberg und nähere Umgebung
«erden von unseren Trägern und Trägerinnen B e-
stell ungen zum Preise von
40 Pfg. monatlich,
frei ins Haus, entgegengenommen.
Der Uerlag des „Neuen General-Anzeigers",
Hauptstraße 25.
Die Pariser Welt-Ausstellung im
Jahre 1900.
Die Pläne und Entwürfe der Pariser Welt-
Ausstellung im Jahre 1900, die in Folge eines
Preisausschreibens eingelaufen sind, werden jetzt
im Calais ä« l'Inänstrio in Paris ausgestellt,
bis die Jury ihr Urtheil gefällt hat. Die her-
vorragendsten französischen Architekten haben sich
an diesem Wettstreit betheiligt; man kann sich
daher denken, daß trotz einzelner Ungeheuerlich-
keiten das Resultat im Großen und Ganzen
glänzend ausgefallen ist.
Die Weltausstellung von 1900 wird bekannt-
lich aus demselben Platze stattfinden wie die vom
Jahre 1889, nämlich auf dem Obanip äs Ug,rs
und wird sich die künftige bis nach den Vtiamxs
L1)'86ss ausdehnen. Es war nun den Autoren
der Entwürfe völlig freie Wahl gelassen worden,
entweder die Gebäude der früheren Ausstellung
und den Eiffelthurm zu benutzen, oder die Demo-
lirung aller oder einzelner in Vorschlag zu bringen.
Da aber der Bruch des Vertrages mit Eiffel
außerordentliche Kosten verursachen würde, haben
die meisten Mitbewerber in ihren Entwürfen
den Thurm, wie er ist, beibehalten oder durch
einige Abänderungen demselben ein anderes Aus-

KesuchL unö Kesunöen.
72) Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Maya hatte die Unzufriedenbeit des Grafen
erkannt und war vorsichtiger in ihrem Geplauder,
behutsamer in ihren Manieren geworden. Sie
haßte ihn, weil er es wagte, in ihr enttäuscht zu
sein und während sie so im Dämmerlichte in dem
prachtvollen Salon auf und nieder schritt, war ihr
Herz der Schauplatz widerstreitender Empfindungen
— des Triumphes und Verdrusses, der Hoffnung
und der Furcht, des Siegesbewußtseins und der
Enttäuschung. «Er schien einen Engel in mir zu
erwarten/ sagte sie unzufrieden zu sich selbst. „Er
bewundert Sinda. Er wünscht, daß ich sie nach-
ahme. Ich würde die Heuchlerin gespielt und mich
für Sindas Tugend ereifert haben, aber es wäre
nutzlose Mühe gewesen. Wenn er mich nicht be-
wundert, bewundere ich ihn auch nicht. Er ist mir
viel zu streng und ehrenhaft in seinen Ansichten,
um mir zu gefallen! Ich möchte wissen, wie lange
er leben wird!" Sie blieb vor einem der Fenster
stehen, schob die Seiden- und Spitzenvorhänge zu-
rück und schaute in das fahle Dämmerlicht hinaus.
„Eine entsetzliche Nacht!" sagte sie für sich. „Ich
möchte wissen wo Sinda jetzt ist; und diese schauder-
hafte Biggs- Es ist ein arger Sturz für Sinda
von dem Throne von.Khalsar zu diesem armseligen
Heim." und sie lächelte boshaft." „Ich habe bei
unserer Reise nach England jedenfalls gewonnen.
Aber ich wünsche — ich wünsche — ich wüßte
doch, wie lange Papa leben wird!
Sie versank im Nachdenken über diesen Gegen-

sehen zu geben gesucht. So haben z. B. einige
ihm die Form eines Riesencylinders verliehen;
andere haben die Wände bedeckt und an den vier
Ecken der Plattform kleine Pavillons angebracht;
noch andere haben unter den vier großen Pfeilern
weite Rotunden errichtet und ihn durch große Gal-
lerien, welche sich längst der Seine hinziehen, ver-
längert. Einer hat aus dem Thurm eine elektrische
Riesenlaterne gemacht und von unten bis oben an dem
Eisenwerk Ketten von Edison-Lampen angebracht;
ein Anderer hat die zwei letzten Etagen des
Thurmes fortgeschafft und auf der ersten Etage
eine vergoldete Riesenkuppel aufgestellt, in welcher
sich ein großer Festsaal befindet. Das lustigste
Projekt hat aber der ersonnen, der ebenfalls die
zwei letzten Etagen des Thurmes wegschafft, und
die unteren Pfeiler mit einer Metallbedeckung
versieht, so daß aus denselben zwei vergoldete
Riesen-Elephanten werden, in welchen sich ver-
schiedene Restaurants, Ball-u. Konzertsäle befinden!
Höchst extravagant ist auch das Projekt nach
welchem der Hügel, auf welchem sich der Troca-
dero Palast befindet, ausgehöhlt und hier ein See
geschaffen werden soll zur Abhaltung glänzender
nautischer Feste, und geradezu toll ist der Ent-
wurf, in welchem der Trocadero völlig weg-
geschafft und an seiner Stelle-- ein kleiner Ve-
suv geschaffen wird, dessen Lavastrom sich in einem
am Fuße des Vulkans gegrabenen See ergießt!
Werden in den oben erwähnten Entwürfen
die Gebäude der früheren Ausstellung ganz oder
theilweise benutzt, so werden dagegen in vielen
anderen (mit Ausnahme des I'alam cks t'Inckn-
8tris auf den 0tmmp8 alle abgerissen.
Aber auch das iLeckaw cks I'Inärmtria wird in
diesen Entwürfen völlig abgeändert und den ver-
schiedenen Plänen angcpaßt. Die Preisrichier
werden also keine kleine Arbeit haben, sich
schlüssig zu werden.
Deutsches Reich.
Berlin, 27. Dezember.
— Der dem Bundesrath zugegangene Ent-
wurf eines Gesetzes anderweiter Ordnung des
Reichsfinanzwesens ist, wie die „Post"
erfährt, bestrebt, die Frankensteinsche Klausel, nach
der bekanntlich von dem Reinertrag der Zölle
und der Tabaksteuer nur 130 Mill. Mk. in die
Reichskasse fließen, der Mehrbetrag aber an die
Bundesstaaten vertheilt werden soll, in ihrem
Rechtsbestande unangetastet zu lassen. Seine
Grundlage soll dahin lauten, daß für einen fünf-
jährigen Zeitraum die Matrikularbeiträge die
Überweisungen nicht übersteigen dürfen.
— Die Jsteinnahme an Zöllen und Ver-
brauchssteuern hat für die ersten 8 Monate
stand in Berechnung, wann die Zeit kommen
könnte, da sie unumschränkte Herrin der Tregaron-
Güter sein werde, als die Thüre geöffnet und wie-
der geschlossen wurde und Schritte hinter ihr er-
tönten. Sie drehte sich rasch um und fand Wal-
ter Bathurst gegenüber-dem Manne, der
heimlich ihr Gatte war. — „Ah, Sie sind es!"
sagte sie. „Ich glaubte es sei der Papa. Ich will
zu ihm gehen." — „Nein das wirst Du nicht,
Maya", sagte Bathurst fest. „Ich bin jetzt seit
einem Monat mit Dir in Belle-Jsle und Du bist
mir beharrlich ausgewichen. Du hast mir keine
einzige Unterredung unter vier Augen gestattet,
trotzdem Du weißt, wie sehr ich nach derselben ver-
lange.. Ich fordere also, daß Du jetzt hier bleibst
und hörst, was ich zu sagen habe!" — „Sie?
Und wer sind Sie?" schrie Maya, in ihrer Wuth
alle Klugheit außer Acht lassend. — „Soll ich Dich
erinnern, daß ich Dein Gatte bin?"
Maya wurde blaß vor Zorn. „Sprechen Sic nicht
so zu mir!" schrie sie. „Ich bin nicht Ihre Gattin,
ich werde Sie nicht anerkennen! Sie haben mich
getäuscht!" Sie sagten, daß Sie Papa's Erbe
wären und Sie sind es nicht! Sie sind ein elen-
der Schurke, ein Lügner und Betrüger! Armand
Elliot ist Papa's Erbe und Sie sind nur der
Sohn seines Vetters und können keinen Heller von
Papa's Geld in Anspruch nehmen, und Sie werden
nie, nie einen Titel haben!" — „Stille! Du
schreist zu laut. Du hast also meine kleine List
entdeckt. Ich bin nicht Graf Tregarons Erbe, das
ist wahr, aber als Dein Gatte, werde ich reich ge-
nug sein, um meinen Ehrgeiz befriedigt zu fühlen."
— „Ich werde Sie verstoßen!" — „Das wirst

des laufenden Etatsjahres 415,8 Millionen oder
31,2 Millionen mehr als im gleichen Zeiträume
des Vorjahres ergeben. Von dem Mehr ent-
fallen auf die Zölle 24,9, auf die Zuckersteuer
5,1 Millionen. Ueberhaupt haben sämmtliche
Verbrauchssteuern bis auf die Brausteuer, die ein
Weniger von nahezu 0,2 Millionen erbracht hat,
Mehrerträge aufzuweisen. — Von den übrigen
Einnahmen hat die Börsensteuer 8,2 Millionen,
die Loosestempel 1,2 Millionen, die Post- und
Telegraphenverwaltung 8,3 und die Eisenbahnver-
waltung 0,8 Millionen mehr eingebracht.
Ausland.
Paris, 23. Dez. Nach der Verkündigung
des Urtheils begab sich der Vertheidiger in die
Krankenstube, wo Dreyfuß wartete, und theilte
ihm zuerst das Verdikt mit- Dann fand die
Verlesung des Urtheils vor der Front des Wach-
piquets statt. Die Einen behaupten, Dreyfus sei
in Thränen ausgebrochen und habe gemurmelt:
„Meine Frau, meine Kinder." Anderen zufolge
blieb er unbewegt. Der Vertheidiger suchte den
Verurtheilten in seiner Gefängnißzelle auf und
veranlaßte ihn, ein Revisionsgesuch zu unter-
zeichnen. Wenn die Revision verworfen wird,
findet nach 24 Stunden die Degradation statt.
Der „Matin" verlangt, daß die Degradation auf
der Jnvalidenesplanade vor dem versammelten
Volke erfolge. Die Degradation findet jedoch
wahrscheinlich im Hofe der Militärschule vor Ab-
ordnungen aller Truppentheile statt. Dem Ver-
urtheilten werden alle Abzeichen von ber Uniform
gerissen, der Degen zerbrochen, und dann wird
er zwischen vier Bajonetten der Front entlang
geführt und den Gensdarmen übergeben zum
Transport in ein civilcs Gefängniß. Späterhin
wird er nach Neukaledonien zur Verbüßung der
Strafe geschafft. Die Blätter erklären einstimmig,
der Spruch des Kriegsgerichts beseitige alle
Zweifel. Dreyfus fei von sieben Offizieren ver-
urtheilt, sogleich sei er schuldig. Alle geben Ab
scheu kund. Francois Eoppöe schreibt im „Jour-
nal" : „Man zeige uns den Verräthcr, damit wir
ihm ins Gesicht speien." Arthur Meyer sagt
im „Gaulois": „Dreyfus hat sich durch sein
Verbrechen aus der Menschheit gestrichen." Viel-
fach wird bedauert, daß die Gesetze dem Kriegs-
gericht es nicht ermöglicht haben, die Todesstrafe
auszusprechen, und es wird eine sofortige Abän-
derung der Gesetze in diesem Sinne verlangt.
Alle gemäßigten Blätter konststiren, das Ver-
brechen schände Dreyfus allein und treffe weder
die französische Armee noch die jüdischen Glaubens-
genossen des Derräthers. Cornely schreibt im
„Matin" : „Vielleicht wäre es besser gewesen, die
Affairc insgeheim abzuthun. Nun möge man
Du nicht wagen. Du hcirathest mich, um Deine
Stellung zu versichern, im Falle Dein gräflicher
Papa eine Abneigung gegen Dich fühlen sollte.
Verstoße mich, und ich sage dem Grafen, warum
Du mich geheirathest —" — „Unterstehen Sie sich!
Ich leugne Alles, was Sie sagen." — Dann
müßtest Du erklären, daß Du mich aus Liebe ge-
heirathet hast und würdest Dich als das flatter-
hafteste Frauenzimmer zeigen", sagte Bathurst.
„Stelle Dir vor, was der Graf von Dir denken
würde." — „Und stellen Sie sich vor, was er
von Ihnen »-ächte." — wenn er wüßte, daß Sie
sein Vertrauen so mißbrauchten und heimlich seine
Tochter heiratheten!" schrie Maya.
Waler Bathurst zuckte zusammen. Er war
ganz gut im Stande, die Schändlichkeit seines Be
nehmens zu verstehen und wie dasselbe von einem
solchen Ehrenmanne, wie Graf Tregaron, aufgefaßt
werden mußte. — „Ich glaube, wir sollten uns
gegenseitig nichts vorwerfen," sagte er voll Ingrimm.
„Wenn ich schlecht bin, bist Du nicht besser! Ich
möchte den Grafen nicht gerne hinter meine Schliche
kommen lassen, aber mache mich zu Deinem Feinde,
Maya, und bei Gott, ich will mich selbst zu
Grunde richten, nur um Dich auch zu ruiniren!
Ich kann wohl sagen, daß sich in Deiner Geschichte
etwas befände, wasDu vor ihm verbergen möchtest!"—
„O nichts —nichts!" rief Maya heftig aus, aber
sie war bei seinen Worten unwillkürlich zusammen-
gezuckt, und er wußte, daß er sie irgendwie ge
troffen hatte. Er hatte absichtslos gesprochen, mehr
in zorniger Aufwallung, als in der Absicht,
sie zu treffen. Aber als er sah, wie seine Worte
auf sie wirkten, wurde er stutzig und beschloß, die

Schweigen über Dreyfus breiten. Die Affaire
berührt unsere Beziehungen zu Deutschland, was
zu sehr ausgebeutet worden ist. Deutschlands
Haltung ist korrekt und friedlich gewesen. Handeln
wir ebenso." Rochefort höhnt: Dreyfus werde
von deutscher Seite beschützt, binnen drei Mo-
naten begnadigt werden u. dgl. Die Extremen
beglückwünschen den Kriegsminister zu der"Festig-
keit, mit der er die Angelegenheit trotz Pressionen
geführt habe- Saint Genest im „Figaro" tadelt
den Kriegsminifter, der die Staatsraison außer
Acht gelassen habe und verlangt einen von den
Parlamentariern unabhängigen Generalmajor als
obersten Armeechef.
Paris, 24. Dez. Hauptmann Dreyfus hat
gegen das Urtheil des Kriegsgerichts den Rcvi-
sionsantrag eiligereicht. Die Angelegenheit wird
voraussichtlich in der nächsten Woche am Mitt-
woch oder Donnerstag vor dem militärischen
Kassationshofe (bestehend aus einem Brigade-
general, zwei Obersten und zwei Majors) ver-
handelt werden. Der Gerichtshof kann nicht auf
die Sache selbst eingehen, sondern nur von solchen
Rechts- und Formsragen Kenntniß nehmen, die
eine Vernichtung des Urtheils rechtfertigen würden.
Soviel verlautet, liegt jedoch kein bestimmter An-
haltspunkt vor, an den sich eine aussichtsvolle
Anfechtung des Spruches anknüpfen ließe. Der
Vertheidiger Demange war mit Dreyfus gestern
bis gegen Abend zusammen und soll ihn sehr
niedergeschlagen gefunden haben. In später
Abendstunde verbreitete sich das Gerücht, Dreyfus
habe sich im Gefängnisse am Fenster erhängt,
sei aber noch rechtzeitig von den Wärtern bemerkt,
losgeschnitten und ins Leben zurückgerufen worden.
Die Angabe blieb bisher unbestätigt.
Paris, 24. Dez. Da in den französischen
Blättern ungeachtet der wiederholten halbamtlichen
Berichtigung noch immer die deutsche Bot-
schaft mit dem Prozeß Dreyfus in Ver-
bindung gebracht und insbesondere behauptet wird,
der deutsche Botschafter Graf Münster habe auf
Ausschluß der Oeffentlichkeit im Prozeß gedrungen,
weil die Anklage auf ein bei der deutschen Bot-
schaft entwendetes Schriftstück gegründet sei, so wird
von berufener Seite nochmals nachdrücklichst erklärt
daß alle diese Behauptungen lediglich tendenziöse
Erfindungen sind und einen dreisten Versuch dar-
stellen, den Thatbestand zu verschleiern. Die deutsche
Botschaft hat mit Dreyfuß weder direkt noch in-
dir.kt jemals die geringste Verbindung gehabt, es
kann daber von einer Entwendung eines von Drey-
fuß herrührenden Schriftstückes auf der deutschen
Botschaft ebensowenig die Rede sein, wie von einem
Eintreten der deutschen Botschaft für eine geheime
Verhandlung.

Sache genauer zu untersuchen. „Ich sehe, daß
Du geneigt bist, Vernunft anzunehmen", sagte er.
„Der Graf wird jetzt noch nicht hereinkommen. Es
ist noch eine halbe Stunde Zeit bis zu der Tafel.
Läute noch nicht um Licht. Du und ich müssen
Freunde sein, Maya. Willst Du?" — „Ja,
gewiß", antwortete Maya steif. „Ich bin bereit "
— „Sehr gut. Dann gibt's aber kein solches Ver-
steckens mehr zwischen uns, verstehst Du mich?
Wir wollen Freunde sein und zu unserem gemein-
samen Vortheil handeln. Ich habe einige Ent-
deckungen gemacht, die ich Dir mittheilen will.
Graf Tregaron ist nicht zufrieden mit Dir. Er
ist enttäuscht von Dir und wundert sich, daß die
Tochter der Waschfrau Dir so sehr überlegen ist."
— „Du spuckst ziemlich offen", sagte Maya
zornig. — „Ei, freilich. Aber ich spreche die
Wahrheit, wie Du anerkennen mußt. Nun muß
ich Dir noch weiter sagen, daß es Graf Tregaron
gar nicht recht ist, wenn ich noch länger hier bleibe.
Ich habe meinen Besuch schon über alle Gebühr
ausgedehnt, Du mußt ihn bitten, in mich zu
dringen, länger zu bleiben — nenne mich Deinen
Retter und schwärme von mir."
„Und als Erwiderung wirst Du mich mit
Deiner gewohnten Unverschämtheit behandeln, nicht
wahr?" — „Als Erwiderung will ich Dich vor
dem Grafen in den Himmel erheben; will tausend
edle Eigenschaften für Dich erfinden und ihm
schwören, daß Du sie besitzest." — „Bah!
Du kannst ibn nicht täuschen. Und ich will
mir nicht die Mühe nehmen, Tugenden zu heucheln,
die ich dann weiter heucheln müßte. „Nein, nein.
Wenn Du mein Freund sein willst — wenn^Du
 
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