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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 251 - Nr. 260 (26. Oktober - 6. November)
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Nummer 25«. I I Jahrgang.

Aeuev

Samstag, 3. November 1394

General-G Anzeiger


»

Expedition: Hauptstraße Mr. 25.

Jnsertionsprciör
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holung entsprechender Rabatt-

für Heidelberg und Umgegend
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Expedition: Kauptstraße Mr. 25.


Geleferrftes BLatt iM Stadt m. A^rt HetdeWeEg rrad NMrgsSend. GvstzteV G^fstg frrv Jasemats.

'"sW- Telephon-Anschluß Nr. INS. "DSSL
HM" Erstes Blatt. -WW
Die Consumvereine.
ii.

Mit der gänzlich veränderten Sachlage ist
auch die Bedürsnißfrage der Konsumvereine ver-
schieden zu beantworten. Liegt es im allge-
meinen, und besonders im Interesse der ärmeren
Klassen, dort wo der Detailhandel empfindliche
Eewinnaufschläge für sich beansprucht, die Gegen-
stände des Lebens- und Wirthschaftsbedarfs ge-
nossenschaftlich iin Großen einzukaufen und im
Kleinen zu verkaufen, so fehlt jedes öffentliche
Interesse, wo der Zwischenhandel sich mit dem
Gewinn begnügt, der etwa den Verwaltungs-
wften und Ueberschüssen der Konsumvereine ent-
spricht. Ja, man wird ohne Zweifel auch noch
ksnen bestimmten Zuschlag gewähren müssen, da
nch der Kaufmann ein größeres Personal halten,
Kredit geben muß und ungemein stark mit den
»freiwilligen Steuern" der öffentlichen Wohl-
tätigkeit und aller möglichen Humanitären Be-
strebungen belastet wird.

Nehmen nun öffentliche Meinung, Volks-
tvirthschaftslehre und Gesetzgebung auf diese
Srundsätzliche Verschiedenheit der Umstände und
Vorbedingungen die nothwendige Rücksicht? Be-
dauerlicher Weise nicht immer! In schädlicher
Verallgemeinerung eines berechtigten und gesunden
Prinzips werden nicht nur dort, wo die sozialen
^nd wirthschaftlichen Verhältnisse eine Umgehung
7^ Zwischenhandels verlangen, Consumvereine
Ms Leben gerufen, sondern es werden auch viel-
fach von wohlwollenden Dilettanten und von
Mtcn, die gern aus der Andern Haut Riemen
^neiden, sehr schmerzhafte und häufig tödtlich
Ulkende Experimente am lebendigen Körper des
Mufmannischen und gewerblichen Mittelstandes
ovrgenommen. Die in diesem Punkte noch völlig
Aanchesterliche Wissenschaft heißt jede derartige
Mündung gut als „That der Selbsthilfe", als
„Stück Sozialpolitik", wodurch das Volk zur
Sparsamkeit erzogen würde und wodurch die
^beitenden Klassen sich von mangelhaften Lohn-
dingungen unabhängig machen könnten. Ebenso
Ugetrübt von wirklicher Sachkenntniß ist der
Mck unserer Büreaukraten, die sich zudem auf
Ue Weise auf leichte Art von etwaigen wirk-
chm sozialpolitischen Verpflichtungen befreien.
. Daß demgegenüber der Kaufmannsstand in
Verbitterung und Verzweiflung geräth, läßt
einigermaßen verstehen. Abgesehen davon,
ihn die neuere Gesetzgebung schwer belastet
daß ihm Hausierwesen, Detailreiscnde, Ma-

gazin- und Versandtgeschäfte das Leben sauer
machen und das Idyll von dem gemüthlichen
Zwischenhandel gründlich zerstört haben, thun
sich überall Consumvereine auf, die den Kaufleuten
mit Dividendenversprechungen und andern Lock-
mitteln die Kunden abjagen und allmählich viele
selbstständigen Existenzen brodlos machen. Be-
amte, Lehrer re., deren Besoldung doch auch vom
Gewerbestande aufgebracht wird, betheiligen sich
im Nebenamte an der Verwaltung derartiger
Genossenschaften und tragen, während sie vielfach
ein segensreiches Werk zu fördern meinen, mit
zur Auspauverung des Mittelstandes bei. Wohl
noch anfechtbarer ist die Stellung der offiziellen
Kreise zu den Beamtenconsum- und Offizierver-
einen; hier ist nachweisbar der wirtschaftliche
Nutzen einerseits und das tatsächliche Bedürfniß
andererseits sehr geringfügig oder gar nicht vor-
handen, trotzdem bemerkt man überall eine weit-
gehende stillschweigende oder gar offene Förderung
und Begünstigung dieser Betriebe. Einige dieser
Genossenschaften so der Görlitzer Waareneinkqufs-
verein, der viele blühende Detailgeschäfte ausge-
sogen hat, verwandeln sich in mit Riesenkapi-
talien arbeitende Aktiengesellschaften. Wo die
Consumvereine aus dem Rahmen des öffentlichen
Bedürfnisses heraustreten, nehmen sie sogleich
den Charakter großkapitalistischer Betriebe an,
sie handeln dann auch nicht mehr nur mit Be-
darfsartikeln des täglichen Lebens, sondern er-
fassen auch Luxusartikel, deren Erwerb sich keines-
wegs mit den Begriffen der Erziehung zur Spar-
samkeit deckt. In vielen Fällen ist also das
Gegentheil von der ursprünglichen Genossenschafts-
idee und von dem erreicht, was Volksmänner wie
Schulze-Delitzsch wollten.
Gewiß soll man die Forderungen des kauf-
männischen Mittelstandes, die immer dringender
und leidenschaftlicher erhoben werden, gewissen-
haft und genau prüfen. Es wird nicht angehen,
der natürlichen Entwickelung in den Arm zu
fallen, andererseits muß man manche Punkte in
jenen Forderungen als berechtigt oder doch als
diskutabel anerkennen. Als solche Forderungen
führen wir an: I) Verbote an alle Offiziere uud
Beamte, irgendwie bei der Leitung eines Eonsum-
vereins oder sonstiger Erwerbsgenossenschaft thätig
zu sein; 2) Zulassung der Konsum-und Beamten-
wirthschaftsvereine nur bei nachgewiesenem Be-
dürsniß: 3) Gleichstellung der Consumvereine mit
den Gewerbetreibenden in Bezug auf alle Steuern
und gesetzlichen Vorschriften, wie Concessionspflicht
für den Verkauf von Spirituosen; Unterwerfung
unter die Maß- und Gewichtsordnung, das Nah-
rungsmittelgesetz, die Arbeiterschutzgesetze, die
Sonntagsruhe rc.; 4) Stellung des Verkaufs der

Consumvereine an Nichtmitglieder unter Strafe;
5) Bestrafung der Consumvereinsmitglieder wegen
Gewerbesteuerhinterziehung, wenn sie zur Erlang-
ung höherer Dividenden für Nichtmitglieder aus
dem Consumverein Maaren entnehmen. Mag
nun die eine oder andere Forderung nicht vor
der öffentlichen Kritik Stand halten, mag für
Manches darin ein anderer Weg gangbarer er-
scheinen, das muß sich als opiui communis er-
geben, daß die Frage der Consumvereine für
unser gewerbliches Leben und für die Erhaltung
eines gesunden Mittelstandes von der Bedeutung
ist, daß man sie nicht mit einigen oberflächlichen
und allgemeinen Wendungen abthun darf und
daß die Parteien, die ihr Interesse für den
Mittelstand bekunden, die Pflicht haben, auch
dieser Frage ihre genaueste Aufmerksamkeit zuzu-
wenden.
Dentsches Reich.
Berlin, 3. November.
— Der Kaiser wird in seiner Vertretung
den Prinzen Heinrich zu den Beisetzungs-
feierlichkeiten nach Petersburg entsenden.
— Es wird bestätigt, daß auch der preußische
Justizminister Dr. v. Schelling beabsichtigt,
schon jetzt sein Abschiedsgesuch einzureichen
und nicht mehr bis zur Vollendung seines 50.
Dienstjahres, welches auf den 12. Dezember d. I.
füllt, damit zu warten. Als seinen voraussicht-
lichen Nachfolger bezeichnet man in juristischen
Krisen durchweg den jetzigen Oberreichsanwalt
beim Reichsgericht Tessendorff.
— Das „Amtsblatt des Reichspostamts" ver-
öffentlicht einen Erlaß Caprvi's an den Staats-
sekretär des Neichspostamts, Stephan, worin es
heißt: Nachdem Seine Majestät geruht, mich auf
meinen Antrag von der Stellung des Reichskanzlers
allergnädigst zu entbinden, ist es mir ein Bedürf-
niß, Euerer Erzellenz meinen herzlichen Dank aus-
zusprechen für die treue Mitarbeiterschaft, wodurch
Sie mich während meiner Amtsführung unterstützten.
Ich knüpfe hieran die Bitte, auch den Beamten
Ihres Ressorts den Ausdruck meines Dankes zu
übermitteln für die Hilfe, die mir durch ihre Hin-
gebung an die Aufgaben des Dienstes jederzeit zu
Theil geworden ist.
— Graf Caprivi ist am Mittwoch im Pro-
zeß des wegen Beleidigung des Staatssekretärs
Frhr. v. Marschall angeklagten Herrn Kleser
von der „Westd. Allg. Ztg." in seinem Palais
von dem ersuchten Richter, der von einem Proto-
kollführer begleitet war, als Zeuge vernommen
worden. Bemerkt sei, daß nach § 53 der Straf?
Prozeßordnung Beamte, auch wenn sie nicht mehr
im Dienst sind, keine Aussagen machen dürfen.

die dem Staatswohl zuwiderlaufen. Es ist also
vollständig gleichgiltig, daß Graf Caprivi erst ver-
nommen wurde, als er schon aus seinem Amt als
Reichskanzler geschieden war.
— Graf v. Caprivi hat am Mittwoch
Abend in aller Stille Berlin verlassen und mit dem
Abendzuge seine Reise nach der Schweiz an-
getreten.
— Die „National!. Corr." schreibt: Ob das
gesetzgeberische Vorgehen gegen die
Ümsturzbestrebungen nach der Reorgani-
sation der Reichs- und der preußischen Regierung
vollständig nach dem Caprivi'schen Entwurf, der
bekanntlich die Zustimmung des Preußischen
Staatsministeriums und der Regierungen der
Bundesstaaten gefunden hat, dem Reichstag vor-
geschlagen werden wird, steht augenblicklich noch
nicht fest. Eine Verpflichtung für die gänzlich
umgestaltete Regierung, die Vorschläge ihres Vor-
gängers aufzunehmen, ist natürlich nicht vorhan-
den. Man glaubt indessen annehmen zu sollen,
daß erhebliche Veränderungen an diesem Entwurf
nicht vorgenommen werden.
Karlsruhe, 2. Nov. Gestern Nachmittag
traf der Staatsminister Dr. Nokk in Baden-Baden
ein, stieg im Großherzoglichen Schlosse ab und
erstattete S. K. H. dem Großherzog einen mehr-
stündigen Vortrag. Der Staatsminister kehrte
um halb 8 Uhr Abends nach Karlsruhe zurück.
Um 7 Uhr empfing S. K. H. der Großherzog
den Minister von Köller, welcher auf dem Weg
von Berlin nach Straßburg sich einige Stunden
in Baden-Baden aufhielt. Heute Mittag 12^
Uhr trafen S- G. H. der Prinz und I. Kais.
H. die Prinzessin Wilhelm aus Karlsruhe in
Baden-Baden ein, wurden am Bahnhof von den
Großherzogl. Herrschaften empfangen und zum
Großherzogl. Schloß geleitet, wo sofort die Früh-
stückstafel stattsand. Um 3 Uhr fand in der
griechisch -russischen Kirchs in Baden ein feierlicher
Trauergottesdienst zum Andenken an den gestern
gestorbenen Kaiser Alexander III. von Rußland,
Kaiser!. Majestät, statt, an welchem Ihre König!.
Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin,
Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz und
Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm,
Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Karl,
der gesammte Hofstaat, die Oberhofchargen, der
Geheimerath Freiherr von Reck als Vertreter des
Hausministeriums und die Flügeladjutanten
theilnahmen. Ferner wohnten der Trauerfeier
an: der Königlich Preußische Gesandte von Eisen-
decher, der kommandirende General des 14. Ar-
meekorps, General der Infanterie von Schlich-
ting, sowie die Generale von Rössing, von
Bröesigke und von Janson. Prinz und Prin.

Gesucht und Kesunöen.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
hj Hat Herr Hußpeth für Maya nicht eben so
" Sethan?" fragte er sanft. — „Ja, er war
stx x^n so gut, als gegen mich. Arme
j^aya! Sie weiß noch nicht, was ihm geschehen
E Sie ihr die Nachricht mittheilen, Herr
Der junge Mann nickte zustimmend und ritt
Ovärts, während Sinda sich für eine kurze Weile
"iw gar ihrem Schmerze überließ und sich
a u aber bemühte, sich zu beherrschen und ihr
j^eleid tief in ihrer Brust zu verbergen, mit
Rücksicht für die Anderen, welche ein Grund-
ihres edlen, selbstlosen Charakters war. Elliot
an Maya's Seite und brachte ihr mit großer
i>e^°"ung und Vorsicht die traurige Kunde von
st^t - de des Missionärs bei. Er hätte seine Vor-
kxj sparen können. Maya hörte ihn ruhig an,
M hübschen, weißen und rothen Ge-
'hte? ^rzog sich schmerzlich, keine Thräne trübte
ju blauen Augen. „Er ist also todt!" ries sie
zu Lascht aus. „Nun, ich glaube, er war bereit
tzy 'ffrben. Er war ein guter Mann, Herr Elliot.
«ne Schande, daß er von dem Volke ermor-
ist ^"rde, welches er so sehr liebte. Also deßhalb
dytz 'nda aus der Stadt geflohen und hat sich mit
8^ .vereint? Hußpeth liebte sie, als ob sie sein Kind
viewi märe." — „Ich glaube nicht, daß Sie sie
htzkst Aelstbt, Fräulein Katharina", bemerkte Bat-
^ar r > "O lv, doch", erwiderte Maya. „Sie
Mn Augapfel. Mich mochte er kaum leiden.

Es ist wahr Herr Bathurst, und Sie brauchen mich
deßhalb nicht so erstaunt anzusehen. Ich hatte
nicht das große Glück", fügte sie etwas bitter hin-
zu, „sein oder der Königin Liebling zu werden."
Elliot ritt zu Sinda zurück. Das Mädchen
begrüßte ihn mit schwachem Lächeln auf ihrem be-
trübten jungen Gesichte. — „Erträgt Maya die
Nachricht gut?" fragte sie mit leiser, zitternder
Stimme. — „Sehr gut", erwiderte Elliot etwas
trocken. „Viel besser, als ich es erwartete. Lassen
Sie mich Ihre Zügel nehmen. Wenn Eure Maje-
stät —" — „Ich bin jetzt nicht mehr Majestät,
Herr Elliot. Ich ließ meinen Titel und meine
Krone hinter uns in Putpui. Ich bin jetzt keine
Fürstin mehr, sondern einfach Sinda." — „Sinda
— was?" — „Sinda! Das ist mein ganzer
Name", versetzte das Mädchen. „Ich muß aber
noch einen andern Namen gehabt haben, den ich
jedoch ebenso, wie meine Eltern in dem großen,
Aufstande verloren habe." — „Aber Sie müssen
noch einen Namen annehmen", sagte Elliot, das
Gespräch aufnehmend, um sie von ihrem Kummer
abzulenken. „Ihre Freundin ist Katharina Elliot.
Könnten Sie nicht ihren Namen theilen, bis Sie
in England an'ommen?"
Das Mädchen schüttelte mit verneinender Miene
den Kopf. „Das ginge nicht an", sagte sie. „Maya
wird in England eine große Dame sein. Und ich
war nur die Tochter eines gemeinen Soldaten. Ich
kenne die Standesunterschiede und Vorurtheile in
England ebenso wie in Indien. Hier war ich
Königin. Dort werde ich Niemand sein. Ich muß
mir einen einfachen, zu meiner Stellung passenden
Namen wählen, bei dem ich mich nennen lasse,

als ob ich damit geboren wäre. — „Sie würden
jedem Namen und jeder Stellung Ehre machen,
Fräulein Sinda", sagte Elliot, dessen Bewunde-
rung aus seinen Augen sprach. „Ich glaube To-
pee's Angaben über Ihre bescheidene Herkunft nicht.
Wenn er Sie allein in den verlassenen Baracken
fand, wie kann er etwas von Ihrer Herkunft wissen?
Verlassen Sie sich darauf, er hat nur seine Ver-
muthungen und kein bestimmtes Wissen ausgesprochen.
Wenn wir in England eintreffen, werde ich keine
Mühe scheuen, um ausklärendes Licht in das Ge-
heimniß Ihrer Herkunft zu bringen."— „Ich danke
Ihnen. Und bis dieses Geheimniß aufgeklärt ist,
will ich als Sinda Plain (Einfach) bekannt sein",
und das Mädchen warf einen Blick über die freie,
weite Ebene. „Sinda Plain, das ist ein sehr
Name und gebührt der einfachen Sinda", und ein
schelmisches Lächeln spielte um ihren Mund.
Während Elliot und die entthronte junge Fürstin
so plauderten, wurden Bathurst und Maya rasch
mit einander bekannt. Bathurst widmete sich ganz
dem Mädchen und hielt sich immer den Entschluß
vor Augen, ihre Liebe zu gewinnen und sie zu
seiner Gattin zu machen, in der Erwartung, so
Herr des Vermögens zu werden, welches einst auf
Graf Tregarons Erbin übergehen mußte. Ec fand
Maya launenhaft, anspruchsvoll und hochmüthig.
Maya hingegen hielt sich für eine Art englischer
Prinzessin, nahm seine Huldigung als ihr gebüh-
Irend entgegen und war wüthend, daß Elliot sich
an Sinda's Seite hielt, anstatt ihr gleichfalls zu
huldigen. — „Sinda wird ihren Platz kennen
lernen müssen," sagte sie, mit einer leichten Wolke
auf ihrer hübschen Stirne. „Sie war so lange die

Erste, daß es mir eine ganz besondere Freude
machen wird, sie auf ihren rechtmäßigen Platz als
meine Untergebene hinabzudrücken. Ihre Fürsten-
Erfftenz hat ein Ende. Sie wird jetzt als eine
Niedriggeborene, die Tochter eines gemeinen Sol-
daten beginnen müssen und ich werde ihre Ver-
traulichkeiten und ihr Thun, als wäre sie meines
Gleichen, nicht länger dulden. Sinda ist ein gutes
Mädchen und ich habe sie recht gern — aber in
England wird sehr viel auf Standesunterschied ge-
halten, und ich muß dort zeigen, daß ich meine
neue Stellung zu würdigen verstehe". Und der
eitle Kopf des Mädchens beschäftigte sich mit Plänen,
um Sinda ihre Stellung zu lehren und sich selbst
als ihre anerkannte Vorgesetzte zu behaupten.
Jetzt wurden die Pferde wieder in Trab ver-
setzt und sie sprengten durch das nächtliche Dunkel
über die Ebene. Und noch immer wurden keine
Verfolger gehört — kamen noch immer keine Reiter
hinter ihnen her. Sie ritten die Nacht hindurch,
hielten vor Tagesanbruch kurze Rast und stiegen
dann wieder zu Pferde. Aber als die Sonne auf-
ging und die Hitze anfing, drückend zu werden,
befahl der Führer in einem Bambuswäldchen neben
einem klaren Bache Halt zu machen. Ein Zelt,
das zu diesem ausschließlichen Zwecke von Kalkutta
mitgcbracht worden war, das aber bis jetzt noch nicht
einmal ausgepackt worden war, wurde auf einem
kühlen, schattigen Platze nahe dem Wasser aufge-
stellt und den Damen zugewiesen. Bathurst führte
Maya zu dem Eingänge desselben und ließ ihn
eintreten. Feldbetten waren rasch aufgerichtet worden
und Maya, Sinda und die Hindudienerin nahmen
Besitz davon und lagen bald in ruhigem, tiefem Schlaf.
 
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