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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 291 - Nr. 300 (12. Dezember - 22. Dezember)
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der aus Dover kommende Zug hinein. Ein Mann
lauerte in einer Stellung, in der er Alle sehen
mußte, die den Zug verließen, und seine wilden
Augen hatten einen wölfischen Ausdruck und um
seinen Mund spielte ein furchtbar grausames
Lächeln, das Denjenigen, den er suchte oder erwartete,
nichts Gutes verkündete. Er war kurz und breit-
schultrig gewachsen, halte derbe Züge und einen
dichten, schwarzen Bart, der auf seine Brust hinab-
siel. Sein Gesicht über dem Barte war gelb, auf-
gedunsen und kränklich aussehend. Seine Stirne
war schmal, seine Braunen buschig und überhängend
und die Augen darunter funkelten wie glühende
Kohlen.
Dieser Mann war der reiche Kaufherr aus
Kalkutta, Thomas Bathurst. Wir haben bereits
erzählt, daß, als er auf dem Hafendamme von Kal-
kutta stand und dem Dampfschiffe nachschaute, das
Maya und Smda von Indien forttrug und er sich
somit seiner Opfer beraubt und feine schändlichen
Pläne durchkreuzt sah, ein Bote aus den Bergen
zu ihm gekommen war und ihm mitgetheilt hatte,
daß seine Gefangene, die er dreizehn Jahre lang
in Ketten gehalten hatte, die Frau, die er bis zur
Raserei geliebt und deren Leben er verwüstet hatte,
endlich mit ihrer Dienerin seiner Tyrannerei ent
rönnen war! Diese Nachricht hatte ihn fast zum
Wahnsinn getrieben. In seiner wilden, schreck-
lichen Wuth war er in Krämpfen zu Boden ge-
stürzt, Schaum trat ihm vor den Mund und er
zuckte vor körperlichen Schmerzen, die mit seinen
moralischen Leiden im Einklänge standen. „Er
wurde in sein Haus getragen, und in zwei bis
drei Tagen war er wieder erholt, er hatte eine An-

zahl vertrauter Verbündeter und schickte sie nach
allen Richtungen aus, um sein entflohenes Opfer
suchen zu lassen. Er nahm selbst an den For-
schungen theil und in einer Woche hatte er zu
seiner Befriedigung erfahren, daß Agnes Elliot und
ihre Dienerin mit der Eisenbahn in Sicherheit in
Kalkutta eingetroffen waren.
Er setzte seine Forschungen mit erneuter That-
kraft fort, indem er persönlich oder mittels Stell-
vertreter jeden Winkel der Stadt durchsuchte; aber er
fand keine Spur von der Verschwundenen. Während
der zweiten Woche seines Forschens ereignete sich
ein seltsamer Zwischenfall, welcher mit dem Ge-
heimniß von Agnes Elliot's Verschwinden in Ver-
bindung stand. In der Villa des Kaufmanns,
die immer so gut bewacht war, wurde eines Nachts
eingebrochen; der Schreibtisch des Kaufmann wurde
erbrochen, und eine sehr bedeutende Summe Geldes
aus demselben genommen. Bathurst glaubte, daß
ein Verwandter der alten Ranelee, Agnes Elliot's
treuer Dienerin, den Raub begangen habe. Er er-
innerte sich unbestimmt, daß Ranelee Verwandte
in Kalkutta hatte und er glaubte, daß das Hindu
weib es für ganz recht und billig halte, sich auf
was immer für eine Art und Weise einen Theil
seines Geldes zu verschaffen, um damit die .voll-
ständige Flucht ihrer Herrin durchführen und ihre
Sicherheit bewerkstelligen zu können.
Sein Argwohn war richtig. Der Raub war
das Werk Ranelee's und ihrer Verwandten und das
auf diese Art erlangte Geld war in Ranelee's
Besitz. Das Hinduweib war der Meinung, daß
die Summe, wie beträchtlich sie auch war, nur ein
schwacher Entgelt für das war, was sie unter Tho-

mas Bathurst'ö Händen gelitten hatte, der langen
Gefangenschaft ihrer geliebten Herrin gar nicht zu
gedenkens
Als er seinen-Geldverlust entdeckte, suchte Bat-
hurst, aus Furcht, Frau Elliot könnte ihm ent-
schlüpfen, nur energischer nach ihr und binnen
einer Woche brachte ihm ein Spion die Nachricht,
daß Frau Elliot und ihre Dienerin am dritten
Tage, nachdem der Diebstahl begangen worden
war, unter angenommenen Namen von Madras
nach England abgesegelt war. Der Kaufmann
hatte bei der Entdeckung wie ein Wahnsinniger ge-
roßt, aber er konnte das Weib nicht aufgeben, das er
grenzenlos liebte und um dessentwillen er so viel
gewagt und so sehr gesündigt hatte. Wenn er sie
nach England zurückkehren ließ, entdeckte sie viel-
leicht noch ihren Gatten in seiner neuen Sellung
und unter seinem neuen Titel und sie konnte nach
all' ihren schweren Prüfungen noch ein ruhiges,
glückliches Leben führen; — nein, lieber wollte er
seinen Reichthum und seine Stellung aufgeben —
lieber wollte er sie mit seinen eigenen Händen
tödten und die Strafe als ihr Mörder erleiden,
als so in der Arbeit seines Lebens enttäuscht zu
werden. Er war von einer firen Idee erfüllt:
Seine Liebe für Angnes Elliot war der Hauptzweck
seines Lebens geworden.
Er ordnete jetzt alle seine Angelegenheiten, ließ
sein Geschäft in, wie er glaubte, vertrauenswürdigen
Händen zurück und reiste mit dem nächsten Dampfer
nach England. Bei der Ankunft in seinem Vater-
lande eilte er nach Belle-Jsle, ohne sich im Schloß
Tregaron vorzustellen, noch sich irgend Jemand
zu erkennen zu geben; er blieb vorläufig in dem

Nummer 298. I I Jahrgang.


Donnerstag, 29. Dezember 1894.


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für das I- Quartal 1895
(I«rirri«rik, Febril«»?, Mäirz)
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Ker Uerlag des „Neuen General-Anzeigers"
Hauptstraste 25.

Etwas Vom Zucker.


Wenn man unsere Reichstagsverhandlungen
liest, gewinnt man den Eindruck daß die Zeiten
sehr schlecht sein müssen.
Ueberall wo man hinsieht, in Industrie und
Landwirthschast, in Handel und Verkehr, wird über
die schlechten Zeiten geschimpft. Jeder will mehr
verdienen und der Reichstag hat alle Hände voll
zu thun, um Jedem so viel wie möglich zu
Helsen.
Am Freitag und Samstag haben die Zucker-
fabrikanten dem Reichstag geklagt und denselben
um Hülse angerufen.
Der Preis des Zuckers steht niedrig und da
unbestritten der Zucker nicht mehr bloß ein Ge-
nußmittel, sondern auch für die ärmeren Klassen
ein unentbehrlich gewordenes Nahrungsmittel ist, so
ist derjenige Wirthschaftspolitiker, welcher besonders
sozialen Gesichtspunkten folgt, über die Wohlfeil-
heit befriedigt, während der Abgeordnete Paasche,
welcher den Industriezweig am Freitag und Sams-
tag im Reichstag vertrat, den Preis „unerhört"
niedrig sand.
Doch des Pudels Kern liegt nicht in dem
niedrigen Preis, sondern in den Prämien.
Die Sache ist so:
Mit dem Fortschritte der Technik, welche den
Zuckerertrag der Rüben mehr und mehr steigerte,

wuchs die inländische Produktion; sie überstieg
bald den inländischen Bedarf, und um ihr die
Ausfuhr zu sichern, sind Prämien gewährt
worden. In Folge dessen hat sich wiederum die
Zahl der Zuckerfabriken enorm vermehrt, und die
großen sind immer größer geworden.
Die Vertreter aller verschiedenen Standpunkte
stimmen jetzt darin überein, daß eine bedauerliche
Ueberproduktion besteht, und während diese schon
den Preis drückte, ist die deutsche Fabrikation
schwer betroffen worden durch die Einführung
eines hohen Zolles in Amerika auf allen Zucker-
import und durch den Hinzutritt eines Extrazolles
auf den Import aus Ländern, welche Ausfuhr-
prämien zahlen. In Folge dessen muß deutscher
Zucker auf den Doppelzentner 92 Pfg. mehr
zahlen als der aus Ländern ohne Prämien ein-
geführte. Amerika war unser wichtigster Kon-
sument, und daß dort Schwierigkeiten entstehen
könnten, ist bei der rapiden Ausdehnung der
deutschen Fabrikation nicht in Rechnung gezogen
worden.
Nach dem nun die großen Aktien-Fabriken in
der Neuzeit riesige Dividenden abgeworfen hatten,
ist eine Einschränkung des Prämienwesens und
eine Aenderung der Besteuerung als nothwendig
erkannt worden; nach dem Gesetze vom 31. Mai
1891 hat mit dem 1. August 1892 eine Ueber-
gangsperiode mit abnehmenden Prämien begonnen,
welche am 31. Juli 1897 mit dem Erlöschen
derselben enden soll.
Aber die Calamität in Amerika hat schon
jetzt eine Bewegung der deutschen Interessenten
zu Gunsten der Weiterzahlung der Prämien ins
Leben gerufen, sogar die Erhöhung derselben ist
gefordert worden- Von landwirthjchaftlicher
Seite wird geltend gemacht, daß der Staat die
Zucker-Industrie nicht zurückgehen lassen dürfe,
weil sie zuerst ihren Schaden auf die Rübenbauern
abzuwälzen suchen werde, indem sie diesen einen
ungenügenden Preis zahle. Die Fürsprecher der
Prämien-Prolongation schlagen vor, daß zur Deck-
ung der Prämien eine Erhöhung der Konsum-
abgabe für Zucker eintrete, damit das Reich als
solches nicht belastet werde. Die Gegner befürchten,
daß alsdann der Zucker so vertheuert werde, daß
er aus dem Haushalte der Unbemittelten ganz
verschwinde.
Die Regierung hat am Freitag erklärt, daß
sie gerne bereit sei zu helfen und praktischen Vor-
schlägen entgegensetze.
Deutsches Reich.
Berti«, 20. Dezember.
— Die „Hamb. Nachr." greifen die Frage,
wer die Entlassung Bismarcks gegengezeichnet
habe, wieder auf und behaupten, daß die Ent-

lassungsordre überhaupt nicht „kontrasignirt" sei
und daß Fürst Bismarck selbst eine Kontrasig-
natur seiner Entlassung nicht gesehen habe. Nun
steht aber die Thatsache längst urkundlich fest und
ist die Entlassungsordre schon seit mehr als zwei
Jahren im zweiten Bande der von Horst Kohl
herausgegebenen „Regesten zu einer wissenschaft-
lichen Biographie des ersten deutschen Reichs-
kanzlers" Seite 498 und ebenso im 12. Bande
der Kohlschen Gesammtausgabe der politischen
Reden des Fürsten Bismarck Seite 677 mit der
Gegenzeichnung „v. Caprivi" abgedruckt. Sie
lautet wie folgt: „Ihrem Antrag entsprechend
will ich Sie von der Stellung als Reichskanzler,
als Präsident meines Staatsministeriums, als
Minister der auswärtigen Angelegenheiten unter
Bewilligung der gesetzlichen Pension hierdurch in
Gnaden entbinden. Zum Reichskanzler und
Präsidenten des Staatsministeriums habe ich den
kommandirenden General des X. Armeekorps der
Infanterie v. Caprivi ernannt und mit der Lei-
tung des Ministeriums der auswärtigen Ange-
legenheiten einstweilig den Grasen v. Bismarck-
Schönhausen beauftragt. Berlin, den 20. März
1890. Wilhelm. Gegengezeichnet: v. Caprivi."
Soweit der längst bekannte Wortlaut, in dem
offenbar durch ein Versehen des Schreibers zwischen
„Armeecorps" und „der Infanterie" das Wort
„General" ausgefallen ist.
— In den betheiligten Ressorts wird zur Zeit
ein Gesetzentwurf vorbereitet, welcher bestimmt ist,
die Mängel des Bra nntw ei nsteuergesetz es
von 1887 zu beseitigen, um die von dem Gesetz-
geber beabsichtigt gewesene Existenzmöglichkeit des
Brennereigewerbes auch wirklich zu erreichen. Es
dürfte vor Allem angebracht sein, das Kontingent
der großen und hauptsächlich gewerblichen Brenne-
reien zu verringern und den dadurch gewonnenen
Ueberschuß unter die mittleren und kleinen land-
wirihschaftlichen Brennereien zu vertheilen. Wir
glauben annehmen zu dürfen, daß die geplante
gesetzgeberische Aktion der Regierung sich thatsächlich
in dieser Richtung bewegen wird.
Potsdam, 19. Dez. Der Kaiser empfing
heute Mittag 1 Uhr 10 Minuten den russischen
General Swetschin, der mit der Meldung der
Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus II. von
Rußland beauftragt ist und der ein darauf be-
zügliches Schreiben des Zaren überbringt. In
Begleitung des Generals befanden sich dessen
Sohn, Rittmeister im russischen Leib-Garde-
Husaren-Regiment Swetschin, sowie der Militär-
attache der hiesigen russischen Botschaft, Fürst
Engalitschew. Der Staatssekretär des Aus-
wärtigen, Staatsminister Frhr. Marschall v.
Bieberstein wohnte der Audienz bei. Auf
dem Bahnhofe der Wildparkstation wurde der

General Swetschin durch einen Flügeladjutanten
des Kaisers empfangen und nach dem Neuen
Palais geleitet, wo eine Ehrencompagnie des
Lehr-Jnfanterie-Bataillons mit der Fahne und
der Musik aufgestellt war. Nach der Audienz
verblieben die genannten Herren zur Frühstücks-
tafel im Neuen Palais.
Karlsruhe, 19. Dez. Seine Königliche Hoheit
der Erbgroßherzog ist gestern von Freiburg hier
eingetroffen, um der Gedenkfeier des Gefechts von
Nuits im Kreise des Offiziercorps des Leib-
Grenadier-Regiments Nr. 109 anzuwohnen.
Derselbe ist heute Vormittag wieder nach Frei-
burg zurückgekehrt. — Seine Königliche Hoheit
der Großherzog nahm im Laufe des gestrigen
Tages die Vorträge des Ministers von Brauer,
des Geheimeraths von Regenauer und des Lega-
tionsraths Dr. Freiherrn von Babo entgegen.
Karlsruhe, 19. Dez. Am 15. d. M. fand
nach der „Bad. Korr." im großh. Ministerium
des Innern eine Konferenz von Regierungsver-
tretern mit landwirthschaftlichen Sachverständigen
bezüglich der Abänderung der Tabaksteuer-
gesetzgebung statt. Derselben wohnten an
der Präsident des Landwirthschaftsrathes, Herr
Klein-Wertheim, sowie die Herren Scipio-Mann-
Heim, Roth-Ichenheim, Knapp-Frießheim und
Steingötter-Heidelberg, sämmtlich Mitglieder des
Landwirthschaftsrathes und der Präsident des
Badischen Bauernvereins, Herr Morgenthaler.
Herr Reichstagsabgeordneter Frank-Buckenberg
war zu erscheinen verhindert. Die Ansichten der
Sachverständigen gingen im Wesentlichen dahin,
daß der Zoll auf ausländische Tabake wesentlich
höher, als er m dem letzten Gesetzentwurf festge-
setzt war, normirt, ferner die Steuersätze für
Rauchtabake ermäßigt und die Kontrolvorschristen
milder gefaßt werden sollten. Die Verhandlungen
wurden im Einverständniß der Theilnehmer an
der Berathung als vertrauliche bezeichnet und es
scheint geboten, anderweitigen in der Presse ver-
öffentlichten Berichten gegenüber Vorsicht walten
zu lassen.
Karlsruhe, 19. Dez. Auf der Reise nach
Berlin passirte gestern ein Deputirter, dessen
Name in der letzten Zeit mehr als der irgend eines
anderen Parlamentariers genannt worden ist, unsere
Stadt. Es war der italienische Abgeordnete und
vormalige Premierminister Giolitti, der durch
die Veröffentlichung gewisser Schriftstücke aus dem
Prozesse der Banca Romana so viel Sensation —
freilich nicht zum Vortheile seines eigenen poli-
tischen Ansehens — hervorzerufen hat. Herr Giolitti
will die Weihnachtsfeiertage in Berlin zubringen,
wo seine Tochter verheirathet ist. Es verlautet,
daß Herr Giolitti sich dem gegen ihn anhängig ge-
machten Gerichtsverfahren habe entziehen wollen.

KefrrchL unö Kefnnöen.
69) Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Eines muß ich Ihnen sagen sprach Simon
Biggs zu Oberst Darke. Meine Mutter hat die
Juwelen in ihrem Besitze. Wenn sie Rhoda's
Gatte sind, können Sie ihre Ansprüche an dieselben
geltend machen und mir ein Drittel ihres Werthes
geben." — „Und ein Drittel der Alten ? Abgemacht!
Trinken wir auf meinen Erfolg bei Fräulein Sinda!
Mit oder ohne ihre Einwilligung, mit oder gegen
ihren Willen bin ich entschlossen, sie zu meiner
Gattin zu machen und ich erreiche immer Alles,
was ich will." Oberst Darke lachte leise, als sie
weiter eilten. Er sah seinen Weg zum Erfolge
klar und seine Seele war von so verwegenen Plänen
erfüllt, daß selbst sein Genosse darüber erschrocken
wäre, hätte er sie erkannt.
Einundvierzigstes Kapitel.
Die barmherzigen Schwestern.
Es war Nacht in London. Die Jahreszeit war
bis in den September vorgerückt. Ein feiner Regen
rieselte hernieder; die Luft war rauh und winter-
lich kalt; die Gasflammen flackerten schwach durch
die Feuchtigkeit. Fußgänger eilten unter triefenden
Regenschirmen dahin; Wagen rasselten über das
schlüpfrige Pflaster; Leute, die ein Heim besaßen,
schaarten sich um ein erwärmendes Feuer und Die-
jenigen, die arm und heimathslos waren, kauerten
Unter Hausthoren und überwölbten Durchgängen.
den großen, hellerleuchteten Bahnhof dampfte
 
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