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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 191 - Nr. 200 (17. August - 28. August)
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Nummer 192. LL» Ishrgs«G.

Aettev

Samstag, 18. August 1884


Abonnementspreisr
rnit 8seitigem illußrirtem DouutagSblatt: mrnatliK
4» Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogm
vierteijäSrlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
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für Heidelberg und Umgegend
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die Ispaltige Petitzetle oder deren Raum " Bfg-,
für auswärtige Inserate 1v Pfg., bei öfterer Wieder-
bolung entsprechender Rabatt.


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bestehenden Verfüzungssreiheit
wird.
Nachweisung zu Folge hat die
W e ch s elst e m p elst e u er im
während der Zeit vom 1. April

ver-
odne

des ländlichen Grundbesitzes gefährden. Auch der
Landwirthschaftsminister betonte in seinem Schluß-
wort, es sei ziemlich übereinstimmend in der Agrar-
konferenz zu Tage getreten, daß ein geeigneter
Weg, um einer weiten Verschuldung des Grund-
besitzes vorzubeugen, der sein würde, beim Jntestat-
erbrecht einzusetzen und als allgemeines Recht für
den ländlichen Grundbesitz ein Anerbenrecht in Er-
wägung zu nehmen. Zur Gewinnung einer aus-
reichenden Grundlage für die Beurtheilung der
Denkweise der Bevölkerung sind nun, wie die
„Köln. Volksztg." mittheilt, sowohl sämmtliche
Landrathsämter wie Amtsgerichte ersucht, worden,
zu berichten, inwieweit die vorkommenden Verer-
dungsarten sowohl hinsichtlich ihrer Form wie hin-
sichtlich ihres Inhaltes mit dem geltenden Jntestat-
erbrccht übereinstimmen oder von demselben ab-
weichen. Insbesondere soll klargestellt werden, in-
wieweit von der ' ' '
Gebrauch gemacht
— Amtlicher
Einnahme an
Deutschen Reiche
bis EndeJuli des laufenden Jahres 2 741 120.25
Mark oder 17 793.75 Mk. mehr als im gleichen
Zeitraum des Vorjahres betragen.
— Die vorbereitenden Arbeiten für die Er-
richtung von Landwirthschaftskammern
sind, wie der „Boss .Ztg." gemeldet wird, vorläufig
abgeschlossen. Die Satzungen, auf deren Grund
gegebenenfalls Landwirtschaftskammern durch könig-
liche Verordnung ins Leben gerufen werden können,
sind für jede Provinz entworfen. Zunächst soll
dieser Entwurf von einem Ausschuß, dessen Zu-
sammensetzung und Einberufung den Oberprästden-
ten übertragen ist, berathen und festgestellt werden.
Darüber sind bereits die landwirthschaftlichen
Provinzialvereine gehört worden. Ob die Anhörung
der Provinziallandtage noch gegen Ende dieses Jahres
oder, was für die Mehrzahl der Provinzen wahr-
scheinlicher ist, erst im Frühjahr 1895 erfolgen
wird, ist noch nicht entschieden. Die Satzungen
werden innerhalb der durch das Gesetz gegebenen
Vorschriften Bestimmungen enthalten über 1) den
Sitz der Landwirthschaftskammer; 2) das nach dem
Grundsteuer-Reinertrag anzugebende Mindestmaß
des zum passiven Wahlrecht berechtigenden Grund-
besitzes; 3) die Zahl der Mitglieder und deren
Vertbeilung; 4) die Reihenfolge des Ausscheidens
der Mitglieder; 5) die für Beschlußfähigkeit erforder-
liche Zahl der Mitglieder; 6) die Wahl und Zu-
sammensetzung des Vorstandes und dessen Befug-
fugnisse; 7) die Form und Legitimation des Vor-
standes; 8) die Voraussetzungen und die Form für
die Zusammenberufung der Landwirthschaftskammer;
9) die Bezeichnung der der Beschlußfassung der

reichendes Auskommen und was die Hauptsache
war, das eigentliche Kapital kam nach ihrem
Tode den Kindern zu Statten.
Heute ist das leider geändert! Gewiß ar-
beiten und sparen die Handwerker auch heute noch,
wenn sie aber ein paar tausend Mark erübrigt
haben, dann sind sie mit den wenigen Zinsen
nicht zufrieden, die ihnen ihr Geld bringt, dann
möchten sie gerne in Hülle und Fülle leben, und
um das zu erreichen, lassen sie sich in Spekulationen
ein, die sie nicht kennen und die das sauer er-
worbene Gut oft über Nacht wieder verschwinden
machen.
Da werden denn Aktien gekauft, schöne, bunte
Papiere, die den wirklichen Werthpapieren so
ähnlich sehen, wie ein Ei dem andern. Der
Mackler, bei dem sie die Papiere erstehen, verspricht
ihnen auch Wohl, ost sogar im guten Glauben,
daß diese Papiere der Braurei-, Pappen-, Papier-
und Zucker-Fabrik-Aktien in Kurzem steigen
müssen, so daß ihre Besitzer dann 20 und mehr
Prozent für ihr Geld erhalten. Ja, Prosit
Mahlzeit!
Oft schon nach wenigen Monaten ist die Ak-
tien- Gesellschaft bankerott, und um die Papiere
steigen zu lassen, müßte man sie geradezu an
einem Drachen befestigen, wie rhn die Kinder an
schönen Herbsttagen zum Vergnügen aufsteigen
lassen. Da Hais denn mit der Herrlichkeit ein
Ende, und die armen wackeren Leute sind um
die Herrlichkeit für ihre alten Tage jämmerlich
betrogen! Das wiederholt sich fast täglich im
Leben, doch Mitleid kann man eigentlich mit den
so Betrogenen nicht haben, denn ihr Leichtsinn
selbst trug die Schuld daran.
Darum, Ihr wenigen Glücklichen, die Ihr
durch Eurer Hände Fleiß Euch etwas erworben
habt, beachtet die Mahnung: „Der Schein trügt,
und ganz besonders der, welcher in Gestalt von
hübsch bunt gedruckten Aktien die Gier des Speku-
lanten erregt. Ueberlaßt das Spekuliren der
Börse und dann werdet Ihr, wenn Ihr von
einem Bankerott hört, Euch des Erworbenen freuen,
und dem lieben Herrgott danken, daß er Euch
vor Versuchung bewahrt hat!"

Der junge Mann schritt sehr schnell vorwärts. Viel-
leicht war schon ein Wagen in Sicht, der über die
Wiesen hin, die im Sommer ,u Weideland benutzt
wurden, zwischen den Baumstämmen der Allee hin-
durch bereits eine ziemliche Zeit voraus sich erblicken
ließ. Und vielleicht sah das auch der alte, grau-
bärtige Herr mit dem mächtigen Schlapphut, daß
auch er die Allee dahineilte, als ob er dem Voraus-
schreitenden folgte. Der alte Diener verlor endlich
beide aus dem Gesichtskreis, und das war das
Signal für ihn, in seine vorherigen Gedanken zu-
rückzusinken, welche voll und ganz in dein einen
gipfelten: — in der Tragödie, zu deren Schauplatz
dieses Haus geworden war und die ein mysteriöses
Dunkel umhüllte, welches die der Hauptkatastcophe
folgenden Ereignisse nur immer mehr noch ver-
dichteten. —
Eine jener alterthümlichen Straßen war es, die
immer mehr den Neuerungen der fortschreitenden
Zeit weichen müssen, welcher Hans Volkheim, nach
dem er den Pfcrdedahnwagen verlassen, seine Schritte
zulenkte. Die Straße enthielt fast durchschnittlich
Häuser, dessen Räume zu kaufmännischen Zwecken
benutzt wurden. Vor einem diesem oltgiebligen
Häuser mit Drachenköpfen zu beiden Erkersciten und
an sonst hervortretenden Theilen des Hauses hemmte
er seinen Schritt, um die ziemlich ausgetretene Treppe
hinanzueilen, welche ins Haus führte. Dem von
draußen Hereintretenden gähnte das Innere des-
selben finster entgegen, aber allmählich wich diese
Dunkelheit dem sich gewöhnenden Auge einem un-
gewissen Dämmerlicht und es zeigte sich, daß es
eine weite, hallenartige Diele war, wie sie alte
Häuser enthalten, in welcher große Fässer la en,

zwischen denen zur rechten Hand in der Hälfte der
Raumlänge etwa eine Treppe mit geschnitztem Ge-
länder nach oben führte, während weiter zurück eine
zweite Stiege ins Mittelhaus den Weg zeigte.
Dieser letzteren wandte Hans Volkheim sich zu. Die
auf den ,vof führenden Fenster würden die Diele
genügsam erhellt haben, wenn sie nicht völlig er-
blindet gewesen wären. Schmale, unter jedem Tritt
ächzende Stufen waren es, die hinauf führten.
Zwei Treppen eilte der junge Mann hinan, dann
blieb er stehen vor einer kleinen Thür, an welcher
sich als einziges Merkzeichen eine kleine Visitenkarte
mit dem Aufdruck „Samuel Feilscher" befand.
Hans klopfte und ein monotones „Herein" ant-
wortete ihm.
Rasch öffnete er die Thür. Ein Raum, der
völlig kahl hätte genannt werden können, wenn er
nicht ein hohes Doppslpult mit zwei hochsitzigen
Böcken davor, sowie eine Kopierpresse und ein Brief-
bort enthalten hätte, erschloß sich den Augen des
Eintretenden. Eine angelehnte Thür deutete darauf,
daß sich noch ein zweites Gemach hinter diesem
ersten befand, welches aber vor der Hand sich noch
keusch vor jedem Blick verhüllte.
„Ist Herr Feilscher jetzt zugegen?" fragte Hans
Volkheim den gleich seinem Bock langbeinigen,
dürren Schreiber, der sein brillenbewaffnetes, hageres
Gesicht nicht eben sehr freundlich ihm zuwandte.
Der Gefragte deutete mit der federbewehrten
Hand nach der angelehnten Thür.
„Bitte nur einzutreten," sagte er ebenso steif-
ledern, wie der vor ihm aufgeschlagene dicke Band,
unverkennbar Gerichtsakten, es war.
Hans ließ sich das nicht wiederholt sagen;

Kammer vorbehaltenen Gegenstände; 10) das
Verfahren bei Aenderungen der Satzungen.
Ans land.
Paris, 17. Aug. Es verlautet jetzt zuverlässig,
daß Verschwörungen gegen das Leben des
Ministerpräsidenten Charles Dupuy
entdeckt worden seien. Drei Anarchisten in Barcelona
seien bestimmt, Dupuy mittels Dynamit zu Vernet-
les-Bains zu töten. Die spanische Polizei benach-
richtigte die französische Regierung und gab das
Signalement der Verschworenen an. Die Polizei
erkundete, daß ein zweiter Versuch, Dupuy in Vernet-
les-Bains zu töten, in Frankreich vorbereitet werde.
Der Urheber ist der Polizei bekannt. Zu Vernet-
les-Bains werden umfaßende Schutzmaßnahmen
getroffen.
London, 17. Aug. Wie das „Central
News" aus Shanghai meldet, ist der Kaiser
von China in kriegerischer Stimmung und be-
steht auf täglicher Vorlegung der geplanten Be-
wegungen; er erkundigte sich, nachdem er den
amtlichen Bericht über den jüngsten japanischen
Seeangriff gelesen hatte, weshalb der Befehlshaber
die Schiffe entschlüpfen ließ. Während des ja-
panischen Angriffs von Freitag waren nur zwei
kleine chinesische Kanonenboote in Port Arthur
zugegen. Der Vicekönig verheimlicht aus strate-
gischen Rücksichten den Standort der Peiyangflotte.
Am Dienstag wurden 8 japanische Kriegsschiffe
auf der Höhe von Tschifu, westwärts fahrend be-
merkt, wahrscheinlich auf der Suche nach der
ch-nesischen Flotte. Die japanische Rührigkeit
spornt die Chinesen an; sie vermehren ihre See-
minen, sperren die Hafenmündungen, löschen die
Signallichter, belegen alle Dampfspinassen und
Zollschiffe für den Kundschaftsdienst mit Beschlag.
Gar keine Nachricht ist aus Korea eingetroffen.
Viele chinesische Offiziere begeben sich angeblich
nach Korea, statt auf dem Landwege, an Bord
von Handelsschiffen unter neutraler Flagge, meist
als Kaufleute verkleidet. Heute beginnt eine
amtliche Untersuchung über den Verlust des „Kau-
Schung", wobei Kapitän Galsworthy und Lieute-
nant Tamplin persönlich Zeugnis ablegen werden,
während Hannekens vereidigte Aussage verlesen
werden wird-
Belgrad, 17. Aug. Bei den Berathungen,
die der Altkönig Milan und der Ministerpräsident
Nikolajewitsch mit dem Grafen Kalnoky hatten, ge-
wannen sie die Ueberzeugung, Oesterreich-Ungarn
wolle auf die jeweiligen Strömungen in Serbien
keinerlei Einfluß nehmen, beschränke sich nur auf
die Wahrung der Würde und der eigenen Inter-
essen. Kalnoky soll geäußert haben, für Wien sei
es gleichgiltig, welche Partei in Serbien das Ruder
führe.

Fsrtwähvsird
^rden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
Uferen Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Zre verborgene Knnd.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von E. von der Havc.
(Fortsetzung.)
6. Kapitel.
Ein neues Räthsel.
, , Nachdem Hans Volkheim seine Schwester
ft'sen, war er in sein Zimmer geeilt, um c
^-«Verlust zu handeln. In dem Eifer, welcher
l'sit beseelte, so rasch als möglich seine Absicht zur
Ausführung zu bringen, überlegte er nicht, welchen
zur Stadt er wählen wollte. Der Zufall
Me entscheiden. Er war eben im Begriff, von
st Treppe aus den oberen Stockwerken ins Morgen-
^Amer einzubiegen, von wo die Veranda direkt in
/u Garten führte, durch welchen er an den Fluß
zu den Böten gelangte, als plötzlich die Thür
Uch öffnete und die Hausdame auf der Schwelle
schien. Eine unliebsamere Begegnung konnte es
für ihn geben und sie bestimmte ihn, den
Entgegengesetzten Ausgang durch die Hausthür zu
^hwen. Er that es mit einer Hast, die nothge-
^Ngen auffallen mußte und die denn auch den
^«en Johann seinem jungen Herrn kopfschüttelnd
"^blicken ließ.
, Er sah ihn auf die Allee jenseits des Fahr-
^Nmes zueilen, welche direkt an den Hauptfahr-
führte, auf welchem der Verkehr mit der
sttadt durch den Pferdebahnwagen unablässig statt-
um so mehr hier mehrere Linien, welche weiter
außerhalb des Vorortes sich zweigten, passierten.

ein kurzes Klopfen — und rasch öffnete er die
zweite Töür.?
Ein erstickender Qualm drang ihm entgegen,
nicht Cigarrendampf, sondern Pfeifenqualm und
zwar des gewöhnlichsten Kalibers.
Das war die Ursache, daß er zögerte, daß er
sogar einen Schritt zurückwich, statt einzutreten.
Ein widerliches Lachen tönte an sein Ohr.
„Ach, Ihre empfindlichen Nerven spielen Ihnen
einen Streich!" erscholl eine unangenehme Stimme.
„Warten Sie nur, ich öffne das Fenster! So! —
Ja, ja, wir können uns das nicht zähmen, wie
noble Herren! Cigarren! Pah, Tabak muß gut
genug für uns sein! Bitte, jetzt nur herein! Mit
wem Haden wir denn da die Ehre?"
Das geöffnete Fenster hatte den abscheulichen
Rauch sich verziehen lassen und durch die somit
gereinigte Atmosphäre im Zimmer begegneten sich
beider Augen.
„Ach, Herr Volkheim!" erhob der habichtnasige
Sprecher vor dem flachen Pult, welches außer einem
Rohrsessel, einem zweiten Studl, einem Papierkorb
und einem Geldschrank das gcsammte Inventar des
Raumes bildete, sich eilfertig- „Was verschafft mir
mir die Ehre? Sie sehen Mich bereit, Ihnen zu
dienen. Meine bescheidenen Mittel stehen unbe-
schränkt zu Ihrer Verfügung!"
Der junge Mann ließ diesen Gefühlserguß des
edlen Menschenfreundes mit unverhohlener Unge-
duld über sich ergehen.
„Sie sind äußerst freundlich", sagte er sehr
von oben herab. „Was mich indes heute hierher
führte, ist eine Pflichterfüllung. Ich komme, um
meine Schuld einzulösen!"

Deutsches Keich.
SEK, 18. August.
— Bei den Berathungen der Agrarkonferenz
war besonders die Aenderung der Erbrechts-Gesetz-
gebung als eine der Maßnahmen zur Hebung des
ländlichen Grundbesitzes ins Auge gefaßt worden.
Das geltende Erbrecht sollte, wie behauptet wurde,
in dem weitaus größten Theile des preußischen
Staatsgebiets die wirthschaftliche Selbstständigkeit

Die gute, alte Zeit.
Man muß manchmal darüber lächeln, wenn
Leute die alte Zeit die gute nennen; wenn
^an sinen Vergleich zwischen der alten guten
dnd der neuen schlechten Zeit anstcllt, so wird
häufig auch finden, daß nicht alles Gold
^ar, Was in der alten Zeit geglänzt hat.
. Wie mühselig und umständlich war, um nur
Beispiel anzuführen, das Reisen in der guten
^ten Zeit! Da blieb man, wenn man sich auch
^br ans wenige Meilen entfernte, tagelang vom
Zause fort und versäumte so viel, daß man durch
Aochen vollauf zu thun hatte, das Versäumte
Wieder nachzuholcn. Und wie mußten sich unsere
Erfahren in der alten guten Zeit vom frühen
Morgen bis zum späten Abend Plagen, um nur
^"igermaßen anständig ihr Dasein zu fristen.
Aber Eines hatte die alte Zeit doch gehabt,
^shalb man sie die goldene nennen könnte. Die
^ute waren treu und bieder, offen und ehrlich
^Nd — kannten keine Spekulation, die heutzutage
Hab und Gut eines Menschen oft schneller
^stzehrt, als Feuersbrunst und Wassernoth. Die
st'bekulationswuth unterer Tage — wir verdammen
Durchaus nicht einen edlen Wettstreit, eine gewisse
?hternehmnngslust — ist so recht eine unheil-
^ngende Krankheit, und wollte man ein Namens-
^rzeichniß all der Leute bringen, die ihre sauer
Klvorbenen Groschen auf leichtsinnige Weise Ver-
ben haben, das Buch müßte so dick werden wie
Bibel.
Wenn früher der strebsame Handwerksmann
!^ne fünf- oder sechstausend Tüälerchen erspart
Mtte, dann sagte er wohl zur Hausfrau: „Mutter,
hse wär's? Wir sind beide alt und es will
^cht mehr so recht Vorwärtsgehen mit der Arbeit
??rum möchte ich dem Franz, unserm Jungen,
Werkstelle mitsammt der Kundschaft geben,
ist jung und fleißig und wird schon sein Fort-
^wrnen finden. Wir aber haben ja auch, Gott
Zch, ein paar tausend Thälerchen für die alten
s^age übrig, von deren Zinsen wir, so Gott uns
Wundheit und Leben schenkt, unbesorgt leben
Hünen." Dann gings, wenn anders die wackere
Hausfrau damit einverstanden war, nach der
^adt zur Sparkasse, das Geld wurde sicher zu
^eieinhalb oder drei Prozent angelegt, und die
?sten Leutchen hatten ihr bescheidenes, doch aus-

Nachdi

^-«Verlust zu
 
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