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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 20. September)
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Nummer 220. H Jahrgang.

2! e r,e

Donnerstag, 2«. September!8»4.


für Heidelberg und Umgegend

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Hauptstraße 25.

Ter neue Kurs in Italien.


Kürzlich wurde in Neapel ein Gedenkstein
enthüllt, der an den Besuch König Humberts
während der Cholera im Jahre 1884 erinnern
soll. Bei diesem Anlasse hat Crifpi eine Rede
gehalten, die von einer merkwürdigen Sinnes-
änderung des alten Revolutionärs und Freigeistes
Zeugniß abzulegen scheint. Sie enthält, um es
mit wenigen Worten zu sagen, das Eingeständ-
nis, daß die Staatsgewalt ohne Unterstützung der
Kirche in Italien nicht im Stande sei, die civi-
Usatorischen Aufgaben zu lösen.
Es sind noch keine fünf Jahre her, daß
Erispi ganz anders dachte. Am 12. Oktober
1889 hielt er in Palermo eine Rede, in der es
u. A. hieß: „Die Kirche mag zusehen, wie sie
aus eigener Kraft den Geist unserer Zeit nieder-
halte und die Siege der freien Forschung in den
letzten Jahrhunderten wirkungslos mache. Möge
sie von Neuem Prometheus an den Felsen zu
schmieden und mit ihren Blitzen einzuschüchtern
suchen. I. Italien wird ihr darin nicht behülflich
sein, denn es würde Selstmord begehen, wollte
es sich in Rom zum Kerkermeister der Gewissen
Machen. Uns geziemt, für die Vernunft zu kämpfen
Und so zu handeln, daß der italienische Staat
ihre sichtbare Verkörperung sei. Wenn die Re-
gierung ein Verdienst hat, so kann es kein anderes
sein, als dies begriffen zu haben!"

Crispi hat sich überzeugen müssen, daß die
Aufgaben eines Staates denn doch wesentlich
andere sind, als die „sichtbare Verkörperung der
Vernunft" darzustellen. So lange das heiß er-
sehnte Ideal — die Einigung des Vaterlandes —
das italienische Volk begeisterte und diese Be-
geisterung nachwirkte, konnte man es für kurze
Zeit wagen, die Kirche bei Seite zu schieben.
Aber heute läßt sich Italien mit der „Ver-
nunft" nicht mehr regieren, und Crispi hat dies
mit seiner gewohnten Entschiedenheit in seiner
neapolitanischen Rede zum Ausdrucke gebracht,
der neue Wahlspruch des Volkes soll lauten:
„Mit Gott, mit dem König, für's Vaterland!"
Mögen nun die Freunde und Feinde des
italienischen Ministerpräsidenten seine Rede deuten
wie sie wollen, so viel steht fest, daß Crispi eine
Annäherung an den Vatikan anstrebt und bemüht
ist, das katholische Volk im Lande für das poli-
tische Leben zu gewinnen.
Es kann nicht verkannt werden, daß der
Augenblick günstig ist, um mit der seither ge-
übten kirchenfeindlichen Politik zu brechen. Die
Stimmung des Volkes ist einem solchen Vorgehen
entschieden zugeneigt.
Deutsches Rem.
Beelirr, 20. September.
— Im Interesse der Sonntagsruhe und
der äußeren Heiligbaltung des Sonntags ist von
den betheiligten Ministern angeordnet worden, daß
auf Verlegung der auf Montag fallenden Vieh-
und Pferdemärkte Bedacht zu nehmen sei. Es
handelt sich hauptsächlich darum, den Güterverkehr
auf den Eisenbahnen am Sonntag zu vermindern
und den Angestellten der Eisenbahn eine aus-
reichende Sonntagsruhe zu verschaffen, sowie zu er-
möglichen , daß das Treiben von Vieh durch
geschlossene Ortschaften für Sonn- und Festtage
verboten werden kann. Aus Anlaß des Hinweises
aber, daß eine so umfassende Marktverleguna, wie
sie in dieser Anordnung geplant wird, innerhalb
des bestehenden Marktsystems nicht ausführbar und
die Herstellung eines neuen Marktsystems sehr
schwierig sei, auch das Interesse der Viehzucht dar-
unter leiden würde, ist gestattet worden, daß von
der Verlegung solcher Märkte, die ohne Gefähr-
dung wichtiger Interessen nicht erfolgen kann,
sowie solcher Märkte, zu denen am Sonntag vor-
her ein Viehantrieb nicht stattfindet, abgesehen
werden kann. Dagegen ist die Verlegung sämmt-
licher auf Sonntag fallender Vieh- und Pferde-
märkte angeordnet worden.
— Vom 1. Oktober d. I. ab wird, wie der
„Reichsanzeiger" schreibt, das Kaiserliche Patent-
amt neben dem „Patentblatt" und den „Mit-
theilungen aus dem Kaiserlichen Patentamt, Anmelde-

stelle für Gebrauchsmuster" ein „Waarenzeichen-
Blatt" und ein „Blatt für Patent-, Muster-
und Zeichenwesen" hcrausgeben. Das „Waaren-
zeichen-Blatt" ist für die im § 3 des Gesetzes zum
Schutz der Waarenbezeichnungen vom 12. Mai 1894
vorgeschriebene Veröffentlichung der Uebersichten über
die eingetragenen und gelöschten Zeichen sowie für
sonstige amtlichen Bekanntmachungen bestimmt,
welche den Geschäftskreis der Abtheilung für Maaren
zeichen betreffen. Das Blatt wird zunächst all-
monatlich erscheinen. Das „Blatt für Patent-,
Muster- und Zeichenwesen" bezweckt die Mittheilung
von Vorgängen auf den Gebieten des Patent-,
Muster- und Waarenzeichenrechts, einschließlich des
Geschmacksmusterrechts, welche für die betheiligten
gewerblichen Kreise und für die juristische Wissen-
schaft und Praris ein besonderes Interesse darbieten-
Es soll demgemäß bringen: Gesetze und Verordnugen
Entscheidungen und Verfügungen des In- und
Auslandes, internationale Verträge, statistische Zu-
sammenstellungen, auch Abhandlungen u. s. w.
Der erste Jahrgang des Blattes, welches in mehr
wöchigen Zwischenräumen erscheinen soll, wird die
Zeit vom 1. Oktober d. I. bis 31. Dezember
1895 umfassen.
— Um die Abhebung von Sparkassen-
guthaben durch unbefugte Personen thunlichst
zu vermeiden, hat die Direktion der Hannoverschen
Kapitalversicherungsanstalt eine, wie es scheint,
sehr nachahmenswerthe Einrichtung getroffen. Sie
hat nämlich für ihre Sparer von den Sparkassen-
büchern getrennt zu haltende Kontrollnummern an-
fertigen lassen und zu deren Benutzung durch
folgenden Anschlag in den Räumen der Sparkasse
auffordern lassen: „Zur Nachricht. Es ist ver-
schiedentlich vorgekommen, daß von unserer Spar-
kasse ausgegebene Sparkassenbücher ihren Eigerr-
thümern entwendet und daß die Guthaben auf
diese Sparbücher von Unberechtigten abgehoben
sind. Um solchen Vorkommnissen für die Zukunft
vorzubeugen, wird von jetzt ab jedem Einleger auf
dessen Wunsch neben dem Sparkassenbuche eine
besondere Nummer ausgehändigt werden, die ge-
trennt von dem Sparkassenbuch zu verwahren ist.
Biese Nummer, die verschieden ist von der des
Sparkassenbuchs, muß mit dem letzteren bei jeder
Abforderung des Guthabens oder eines Theiles
desselben vorgelegt werden, widrigenfalls die Aus-
zahlung des zurückgeforderten Betrages so lange
abgelehnt wird, bis die das Sparkassenbuch über-
reichende Person nachweist, daß sie zur Abhebung
des Geldes berechtigt ist."
Karlsruhe, 19. Sept. Gestern Früh um
6 Uhr begab sich S. K. H. der Großherzog in
gleicher Weise wie vorgestern in das Manöoergelände
der 30. Division nördlich Willgottheim. Dieselbe

Ire Verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von E. von der Have.
(Fortsetzung.)
Ich vertraue ihm kurzweg alles an, er bot mir die
Hand zur Hilfe und so fand ich einen recht hübschen
-platz in seinem Auswandererhause, wo ich seitdem nun
fegelrecht thätig bin. Ich war nicht solide, aber wenn
die Extravaganzen meines lieben Jugendfreundes
«itmachen wollte, — ich wäre in einem Jahre völlig
Urrüttet. — Nun, das habe ich ja auch nicht nöthig.
'Ich habe einen Halt, und wenn der qualvoll markende
Gedanke an die Vergangenheit nicht wäre, so könnte
Ä.zufrieden sein. Lieber Falb, Sie finden in dem
Briefkopf meine Adresse. Haben Sie irgend etwas cnt-
?eckt, so melden Sie es mir. Ich brenne mit Unge-
Md auf jede Nachricht von Ihnen; lassen Sie, wenn
solche haben, nicht vergeblich warten
Ihren Hans Volkheim."
. Roderich Falb wollte den Brief bereits beiseit legen
?ls sein Blick auf eine Nachschrift fiel, welche das Bil-
"t auf der vierten Seite trug.
. „Ist das nicht wunderbar?" lautete dieselbe. „Sie
Innern sich des Abends, als ich zu Ramsen kam. Ein
?lter Trimmer erzählte mir zu meinem großen Ueber-
Mß seine halbe Lebensgcschichte, oder vielmehr die Ge-
schichte feistes Unglücks, nach welcher ich ihn zuletzt ge-
sagt hätte. Sein sonderbarer Name fiel mir auf, und
wie es ja geschieht, wenn man selbst unglücklich ist,
verselbe — Ben Mrazik — prägte sich mir ein. Dieser
"l-age nun hatte ich alte Schiffsiisten zu kollationieren,
M was meinen Sie, was ich dabei fand? In einer
j^ste die zehn Jahre zurückdatiert, fand ich denselben
unnnösm Namen, diesmal allerdings: Therese Mrazik,
unt dem Delphin aus Hüll gekommen und nach Georgi
übersiedelt. Ist das nicht seltsam, Wiedas Lieben spielt?"
, Der eigentliche Brief des jungen Mannes hatte
Roderich Falb ruhig gelassen.
Diese Nachschrift ließ ihn aufspringcn.

„Was ist das?" stieß er aus. „Ist das ein Finger-
zeig oder Zufall? Bin ich wirklich auf einer lang ge-
suchten Fährte, oder bin ich es nicht? Wenn ich nnch
nicht täuschte? Wenn es eine Fährte wäre, und diese
auf eine Spur lenkte? Ich werde unverweilt meine
Recherchen erneuern und gewinne ich nur den leisesten
Anhalt, dann wehe dir, du Natter im Gewand der
Ehrbarkeit, — ich werde dein Trugnetz zerfetzen und
dir die falsche Larve vom Gesicht reißen, die du trägst,
— Betrügerin, Mörderin!"
23. Kapitel.
Komödianten.
„Mademoiselle zu sprechen?"
„Für Monsieur doch immer!"
Ein leises Kichern der niedlichen Zofe folgte dem
Eintretenden, während er den Korndor fast zu Ende
schritt und an eine Thür klopfte.
„Nur hereinspaziert, man smi," tönte es ihm aus,
dem Innern des Raumes entgegen, „ich hörte Sie
schon draußen sprechen, und Sie wissen, daß ich für
Sie immer zu Hause bin!"
Er hatte die Thür geöffnet und geschloffen während
dieser ihn empfangenden Worte.
Eine reizende Brünnette, welche in der koketesten
Lage, die sich nur denken ließ, auf einer Chaiselongue
ausgestreckt ruhte, war die Sprecherin, und noch mehr
als ihre Worte sagten ihm ihre Augen, in welchen es
geradezu flackerte und wetterleuchtete.
„Mademoiselle wissen, daß Ihr ergebenster Sklave
keinen Willen hat, als den feiner hohen Gebieterin!"
sprach er.
„Sie sind ein Schmeichler, Seigneur," sagte sie.
„Wenn ich Ihr nur allzuflatterhaftes Herz nicht kennte,
ich könnte wahrhaftig Ihren Worten glauben und mich
bethören lassen.
„Mademoiselle, seien Sie nicht grausam," sprach er
jetzt, sich weit vorneigend, in dem gedämpften Tone,
an welchem wir den heißblütigen Ungar Janos San-
dorh erkennen. „Sie müssen wissen, wie ich gelechzt
habe nach diesen Augenblicken des Alleinseins mit meines
Herzens Königin!"

„Sie sind ein Dieb," sagte sie, ihn mit Augen an-
blickend, welchen ein Mensch mit Fischblut selbst nicht
hätte widerstehen können, „ein Dieb, ja, und zwar ein
Herzensdieb! Aber, mein Herr, in diesem Falle handelt
es sich um ein Eheversprechen. Ich habe Ihr Wort
und ich will, daß Sie es halten, weil ich sehe, daß Sie
mich mögen, und weil auch ich Sie mag. Janos, ich
denke, klarer kann keiner zu Ihnen reden. Machen Sie
also die Sache kurz und sagen Sie, wann endlich die
Hochzeit sein soll!"
„Mademoiselle reden mir aus der Seele," hob er
an mit einer Langsamkeit, welche seinem innern Wesen
so ganz und gar widersprach, „es ist das Echo der tief-
sten Stimme in meinem Herzen, welches entzückend
mein Ohr berührt. O, wie alles in mir brennt und
lodert nach dem Moment, in dem es fein kann, in dem
ich es sprechen darf, das mich in den Himmel ewiger
Seligkeit erhebende Wort: Sei mein! Aber noch kann
es nicht sein, eine kurze Weile und ich werde es sprechen
können!"
Sie fuhr empor von ihrem Ruhelager ; in halb-
sitzender Stellung, mit der rechten Hand sich stützend,
sah sie ihm groß ins Gesicht.
„Janos, wenn du mich betrügst!" stieß sie aus.
Er war aufgesprungen, nnd sich über sie neigend
und sie stürmisch in seine Arme schließend, preßte er
seine Lippen auf die ihren.
„Ist dir das — das nicht Antwort genug?" flü-
sterte er. „Unsere Seelen sind eins, unser Leben wurzelt
ineinander! Frangoise, heißgeliebtes Weib, was willst
du mehr?"
Ihre Stimmen erstarben in einem leisen Flüstern.
Der Schlag der Pendule hallte vernehmbar durch den
Raum, nur dann und wann noch ein traumhafter Laut,
sonst alles still, still wie in der Schwüle eines Sommer-
morgens . . .
„Mademoiselle, Herr Maurus wünscht Monsieur
zu sprechen!"
Vor der Korridorthür ließen die Worte sich ver-
nehmen.
„Führen Sie den Herrn in den Salon, Mon-

stellte sich gestern in einer befestigten Stellung einem
von Nordwesten kommenden markirten Feinde ent-
gegen. Nach 11 Uhr rief der kommandirende
General die Offiziere zur abschließenden Kritik zu-
sammen, während die Truppen, da das Herbst-
manöver der Division mit diesem Tage zu Ende
war, nach ihren Garnisonen bezw. nach den
Bahnhöfen zur Einschiffung abrücken. Am
Schluffe der Besprechung verabschiedete Sich der
Großherzog von den versammelten Offizieren, ins-
besondere von dem Offizierskorps des Ulanen-Regi-
ments Großherzog Friedrich von Baden, fuhr dann
nach dem Bahnhof Hochfelden und von hier nach
Straßburg, wo Höchstderselbe um 2 Uhr Mittags
eintraf. Den Nachmittag arbeitete Seine König!.
Hoheit allein und folgte Abends einer Einladung
des Staatssekretärs von Puttkammer zum Diner,
an welchem die Spitzen der Civilbehörden, mehr-re
Elsässer in öffentlichen Aemtern und Würden, so-
wie einige Generale theilnahmen.
Ausland.
London, 19. Sept. Eine Meldung der
„Central News" aus Shanghai bringt Mittheil-
ungen über eine große Seeschlacht an der Mündung
des Halu-Flusses, wobei beiderseitig große Ver-
luste an Schiffen und Menschenleben zu verzeichnen
sind. Vier japanische und vier chinesische Schiffe
gingen verloren, unter den letzteren die zwei
größten chinesischen Schlachtschiffe „Tscheng-Zhen
Tscheng Den und „Ting Auen", beide mit 7430
Tonnen Wasserverdrängung. Admiral Jing
und Major v. Hanneken, welch' letzterer an-
fangs todt geglaubt wurde, aber nur schwer
verwundet gewesen sei, befanden sich nnter den
Verwundeten. An ihrem Wiederaufkommen würde
gezweifelt. Die Chinesen selbst gäben schwere
Verluste zu. Der Gedanke an eine Ablenkung
des Kampfes nach dem Dalu-Fluß entstand erst
vor 14 Tagen im chinesischen Kriegsrathe in
Tientsin; in Erwägung der gefährdeten Lage der
Streitkraft in Korea und der Unmöglichkeit, Ver-
stärkungen über den Landweg zuzuführen, beschloß
man einen Truppentransport nach dem Halu-
Flufse, wohin mehrere Transportdampser vor
einigen Tagen abfuhren. Die Chinesen aber
fanden die Japaner auf der Wacht. Ehe die
Chinesen die Landung vollzogen, griffen die Ja-
paner sie nut Ungestüm an und da sie den Vor-
theil des besseren Ankerplatzes besaßen, manövrirten
sie ihre Schiffe so, daß^ die chinesischen Kriegs-
schiffe und Transportschiffe zugleich in den Kampf
hineingezogen wurden. Auf keiner Seite war auch
nur der Gedanke an eine Ergebung, die „Ting-
Iuen" wurde durch Torpedos in den Grund ge-
bohrt. Die chinesischen Stahlkreuzer „Tsching-
Huen" und „Hang-Wei" liefen an die Küste auf

siour wird ihn allein empfangen!" tönte die Antwort
zurück.
Im Salon ging eine mittelgroße Mannesgestalt
auf und ab, als die Thür von dem Boudoir sich öff-
nete und Janos Sandory, ganz die sinnbestrickende Er-
scheinung, die er allzeit war, die Schwelle überschritt.
„Was ist's?" stieß er kurz statt der Begrüßung
aus. „Was willst du? Weßhalb suchst du nach gar
hier auf"? Hatte es nicht Zeit, bis wir uns trafen?,.
Der andere hatte seinen rastlosen Gang durch das
Gemach unterbrochen; jetzt blieb er stehen und den
Blick fest auf sein Gegenüber richtend, antwortete er
mit Schärfe:
„Nein, es hatte keine Zeit! Die Polizei ist uns
auf der Spur!" .
Wie vor der Berührung einer Tarantel fuhr der
Ungar zurück. „
„Die Polizei uns auf der Spur, stief er aus.
„Unmöglich!"
Der andere zuckte die Achseln-
„Und doch nur zu wahr! sagte er kühl. „Das
verfluchte Kollier ist daran schuld.
„Ja, denn wäre das nicht gewesen, so hätte dieser
verflixte Detektiv keine Spur wittern können."
Der Ungar hatte sich gefaßt; sich hoch aufrichtend,
wodurch seine Gestalt einen äußerst gebieterischen Cha-
rakter erhielt, sprach er mit Festigkeit:
„Sprich zusammenhängend, — sch verstehe noch
nichts! Wie ist überall eine Entdeckung möglich ge-
wesen?" . , .. „
Den andern berührte die welche sein In-
quisitor aussteckte, "iZt^m mindesten.
„Ich sagte doch, sprach, er rauh, aber gedämpft,
„die Polizei jst uns auf der Spur. Das sagt alles!
Bei Hogers ist Nachfrage nach mir gehalten worden.
Ich war gestern da. Das Unglück muß mir irgend
einen Spion auf die Fährte gelenkt haben. Mir ent-
ging es nicht, daß mir jemand folgte, als ich ans dem
Hause wieder herauskam. Zerfallen, wie ich mit der
Welt ohnehin war, galt es mir gleich, wohin die Wan-
derung gmg. Aber endlich wurde mir dieselbe doch zu
bunt und so lenkte ich kurzerhand vom Hasen, wo ich
 
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