Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI Kapitel:
Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44556#0153

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nummer 188. H. Jahrgang.

Nettev

Dienstag, 14. August 18»4.


für Heidelberg und Umgegend


Expedition: ^cruptstraße Mr. 22.

Abonnementspreis r
mit «seitigem tllustrirtem Sonntagsblatt: monatlich
4V Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
Expedition: Knuptklrnße Mr. 25.

Jnsertionöpreisr
die lspaltige Petitzetle oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
—-——---—


GeLeseirfLes VlrrLL in Strrdt M. AMt rrrrd LtrMSeAeMd. GvsfzLev fÄV Infante.

Eind denn unbedingt neue Steuern
erforderlich?
Als nach der Reichstagsauflösung Reichskanzler
d- Caprivi die Militär-Vorlage durch-
drückte, Hatteer öffentlich zugesagt, daß die Kosten
derselben auf die stärkeren Schultern gelegt werden
sollten. Allerdings hatte v. Caprivi diese Zusage
die vorsichtige Form gekleidet: er werde ver-
suchen, eine derartige Deckung der Kosten zu
unden.
Nachdem aber eine ganze Reihe von Abge-
ordneten ihr zustimmendes Votum gerade von
einer solchen Deckung abhängig gemacht hatten,
Welche durch jene Zusage gewonnen werden sollte,
Mtte man wohl Grund zu der sicheren Annahme,
daß jener Versuch, den der Reichskanzler ver-
sprochen hatte, so lange fortgesetzt würde, bis er
Erlang. Die Militär-Vorlage ging dann durch,
Und die Sache ging an Herrn v. Miquel. Dieser
saßte seine Aufgabe sofort sehr selbstständig auf
Und kehrte sich wenig an die Zusage, welche der
^"ichskanzler gemacht hatte. Von Versuchen, eine
Deckung zu finden, welche die stärkeren Schultern
^lastete, hörte man nichts; dagegen hörte man
u^ort von Quittungs-, Wein- und Tabak-Steuern,
welche theilS gerade schwächere Schultern besonders
sjupfindlich trafen, theils ohne Zweifel die stärkeren
schultern ganz schonten und die breiten Volks-
fassen belasteten.
Dazu beging Herr Miquel dann noch einen
Haupt- und Kapital-Fehler. Anstatt sich wenigstens
begnügen, mit derartigen Steuern die Kosten
Militär-Vorlage zu decken, verfiel er auf den
Wchst eigenartigen Gedanken, die gute Gelegenheit
benutzen, um mit derartigen Steuern auch
^och weitere vierzig Millionen zur Ueberweisung
?u die Einzelstaaten herauszuschlagen, von denen
<Zün der größere Theil ihm, dem preußischen
^Uanzminisllr, zufallen sollte. Der Gedanke war
? kühn, daß Miquel vielleicht glaubte, gerade
n?ourch werde er durchschlagen. Aber mit der
^rwegenheit allein war es nicht gcthan, und
erstatt dem Reichstag zu imponiren, begegnete
^err Miquel zunächst einem starken Schütteln
Kopfes und dann einer kühlen Ablehnung.
5üch Caprivi hatte für den Gedanken ein-
^"n müssen und auch dafür, daß die Kosten
Militärvermehrung mit den Miquel'schen

KW"' Telephon-Anfchlutz Nr. IttS. "WU
LsvtrVähreird
Kerben von allen Postanstalten, LandbrieftrLgern
Unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Steuern aufgebracht würden, so sehr er auch den
Mißklang mit den früher versprochenen Versuchen
fühlen mochte. War nun doch einmal Reichs-
kanzler und hatte zur Zeit keinen anderen Finanz-
minister zur Seite. Aber trotzdem darf man
ohne Weiteres annehmen, daß ihm die Thatsache,
daß es Herrn Miquel nicht gelingen wollte,
Steuern, wie er sie in Aussicht gestellt hatte, zu
finden, doch erheblich mehr zu Herzen ging, wie
dem preußischen Finanzminister, der in dieser
Beziehung sehr starke Nerven zu haben schien.
Nun haben sich inzwischen die Dinge so ent-
wickelt, daß es gar nicht aussichtslos ist, das
Gleichgewicht für das nächste Jahr herzustellen,
ohne irgend welche neue Steuern. Die Ent-
scheidung, ob in der nächsten Session dein Reichs-
tag neue Steuer-Projekte vorzulegen sind, kann
daher einstweilen ruhen, und zwar so lange, bis
mit unanfechtbaren Zahlen die Nothwendigkeit
derselben dargethan werden kann. Kommt die
Sache aber ins Ruhen, so ist sie verloren. Eine
Wiederaufnahme des Verfahrens würde Herrn
Miquel so leicht nicht mehr gelingen. Denn ist
erst der neue Voranschlag veröffentlicht ohne neue
Steuer-Vorlagen, so wird nach den bisherigen
Erfahrungen der Reichstag durch scharfe Spar-
samkeit schon dafür sorgen, daß auch im nächsten
Jahre neue Steuern nicht nöthig werden.
In der vorigen Tagung ist damit bekanntlich
ein ganz guter Anfang gemacht worden, und an
der Fortsetzung in der folgenden Tagung braucht
man nicht zu zweifeln. Dann., aber ist es mit
der bisher vielfach angenommenen Unentbehrlich-
keit des vielgewandten Herrn Miquel vorbei. In
diesem Stadium gehen nun die Caprivi'schen Offi-
ziösen zum ersten Mal zu einem scharfen Angriff
gegen die Miquel'schen Offiziösen vor. Da braucht
man nicht gerade ängstlich zu sein mit der Ver-
muthung, daß gleichzeitig auch Graf Caprivi selbst
auf anderem Gebiete gegen Herrn Miquel zum
Angriffe vorgegangen ist oder in kurzer Zeit vor-
zugehen gedenkt. Auch Japan und China haben
sich ja jetzt tatsächlich schon eine ganze Weile
gegenseitig scharf beschossen, ehe der Krieg förm-
lich erklärt wurde. Wir können unsererseits den
Ausgang dieses Kampfes in aller Ruhe ab-
warten.
Gut Ding will Weile haben.
Seit einigen Tagen füllen auf Grund ver-
schiedener Zeitungsmeldungen über eine nahe be-
vorstehende R e f o rm des Militärgerichts-
Verfahrens mehr oder weniger langathmige
Erörterungen über dieses Thema die Spalten der
Blätter.
Als Kernpunkte der Reform werden aus-

drücklich die Mündlichkeit und Oeffent-
lichkeit des Verfahrens, volle Vertheidigung
und geordnete Rechtsmittel namhaft gemacht.
Ein Dementi der offiziösen Presse ist nicht er-
folgt, vielmehr ist schon seit einiger Zeit in der
Haltung der halbamtlichen Blätter, die Anfangs
gar nichts von einer Aenderung des bestehenden
Zustandes wissen wollten, in Bezug auf eine Re-
form -des Militärverfahrens eine gewisse freund-
liche Stimmung zu konstatiren. Man hatte auf
eine Reform, so lange dieselbe auch schon von
der Mehrheit des deutschen Reichstages mit aller
Dringlichkeit befürwortet wird, gerade jetzt nicht
zu hoffen gewagt, indem der zur Zeit im Amte
befindliche Kriegsminister, Bronsart von Schellen-
dorf, als ein ausgesprochener Gegner einer Aen-
derung des jetzigen Verfahrens galt. Munkelte
man doch vor ein paar Monaten, als der General
Herrn von Kaltenborn-Stachau auf seinem hohen
Posten ablöste, daß er seine Berufung mit in
erster Linie dem Umstande zu verdanken habe,
daß er . ein prinzipieller Widersacher aller Reform-
vorschläge sei. Um so mehr mußte es daher
schon Aufsehen erregen, als vor einigen Wochen
eine kaiserliche Kabinetsordre unter Gegenzeich-
nung des Kriegsministeriums erging, welche das
Beschwerdewesen im Heere, das an mancherlei
veralteten Auswüchsen litt, einer gänzlichen Um-
änderung nach durchaus modernen Gesichtspunkten
unterzog. Man konnte schon damals ersehen,
daß der Standpunkt des Kriegsministers ein
wesentlich anderer sein müsse, als man ihm
untergeschoben hatte, und wenn nicht Alles täuscht,
wird jetzt eine zeitgemäße Umgestaltung des Ge-
richtsverfahrens bei der Armee erfolgen, die erst
recht offenbart, wie vorsichtig man sein muß, aus
äußeren Umständen und Zufälligkeiten auf die
Ansichten Anderer zu schließen.
Eine Aenderung in der Handhabung der
militärischen Gerichtsbarkeit steht schon lange,
lange auf dem Wunschzettel der Mehrheit der
deutschen Volksvertretung. Was bisher über den
Abänderungsentwurf verlautet, ist freilich noch
sehr unbestimmt.
Soviel ist aber sicher, daß die Oeffentlichkeit
„aus Gründen der Disciplin" etwas weiter be-
schränkt werden soll, als es bei dem gegenwärtigen
Verfahren der Fall ist.
Man könnte es nur begrüßen, wenn der Fall
einträte, daß die möglichste Wahrung der Münd-
lichkeit und Oeffentlichkeit erfolgt; wir hoffen
aber, daß der Bronsart'sche Entwurf, wenn er
auch nicht Allen recht macht, denn das ist ja ein
Ding der Unmöglichkeit, wenigstens den begrün-
deten Wünschen, die das deutsche Volk nun schon
so lange hegt, Rechnung trägt, auf daß das'

Sprüchwort, mit dem wir unseren Artikel über-
schrieben haben, zutreffe — Gut Ding will Weile
haben!

Deutsches Reich.
Berit«, 14. August.
— Es scheint nicht allgemein bekannt zu sein,
daß auch im Kindesalter stehende Knaben und
Mädchen gegen Betriebsunfälle versichert
werden können. Eine Beschränkung des Begriffes
„Arbeiter" auf solche Personen, die ein bestimmtes
Alter erreicht haben, ist der reichsgesetzlichen Unfall-
versicherung fremd. Nur das landwirthschaftliche
Unfallverstcherungsgesetz vom 5. Mai 1886 hat es
der Landesgesetzgebung überlassen, zu bestimmen, in
welchem Umfange und unter welchen Voraussetzungen
Familienangehörige, welche in dem Betriebe des
Familienhauptes beschäftigt werden, von der Ver-
sicherung ausgeschlossen sein sollen. Von dieser
Befugniß ist jedoch nur in zwei Bundesstaaten.
Gebrauch gemacht worden; in Hessen sind die
Kinder vor vollendetem 12. Lebensjahre der Ver-
sicherung entzogen. Gerade in der Landwirthschaft
aber gibt es eine Reihe von Dienstleistungen, die
vielfach von Kindern verrichtet werden und für
diese gefahrbringend sind. Von Wichtigkeit für
Eltern und Vormünder ist es zu wissen, daß zum
Vorliegen einer der Unfallversicherung unterliegen-
den Beschäftigung weder die Bezahlung eines
Lohnes noch der Abschluß eines Arbeitsvertrages
erforderlich ist, sowie daß es auf eine kürzere oder
längere Arbeitsdauer nicht ankommt. Es genügt,
daß jemand in einer dem Betriebe an sich förder-
lichen Weise thätig geworden ist. Dabei ist es
ohne Einfluß, ob die Dienstleistung als eine
wesentliche Arbeitsleistung zu bezeichnen ist oder
nicht, vorausgesetzt nur, daß es sich dabei um eine
ernste Thätigkeit und nicht nur um eine spielartige
Beschäftigung handelt. Sowohl das Reichsver-
sicherungsamt als auch das bayerische Landesver-
sicherungsamt haben den in gewerblichen und
landwirthschaftlichen Betrieben verletzten Kindern
bis herunter zu sechs Jahren die Unfallrente zuge-
sprochen und in den Entscheidungen ausdrücklich
hervorgehoben, daß auch Gelegenheits- und Ge-
fälligkeitsdienste der Kinder gegen Betriebsunfälle
versichert sind.
— Die Meldung aus München, nach der in
dortigen unterrichteten Kreisen nichts davon bekannt
sei, daß den Einzelregierungen derR e form - En t-
wurfeinerMilitärProzeßordnung vorgelegt
ei, wird von den „B. P. N." bestätigt/ Es
liege, so schreibt das offiziöse Organ, in der Natur
der Sache, daß der nach den Erklärungen des
Kriegsministers Herrn von Bronsart im Kriegs-
ministerium vorbereitete Entwurf eines solchen Ge-

Zie verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
, von E. vo» der Have.
(Fortsetzung.)
. ,,Es liegt uns gewiß nichts ferner, als die qual-
Lage, in welcher Sie, mein Fräulein, sowie
t ? Insassen dieses Hauses sich befinden, zu ver-
u Pen," sprach der Untersuchungsrichter sodann
^nehmend. „Verkennen aber auch Sie unsere
Usgabe nicht. Haben Sie irgend einen Verdacht
^.yabt, — ^d sei er noch so haltlos, — so geben
demselben!"
Sie raffte sich auf. Sie mußte antworten,
^cht's^ "birst nein," sagte sie, „es war nichts —
Das Okffnen der Thür machte der peinlichen
E./Ne ein Ende. Von der Hausdame gefolgt, trat
Volkheim über die Schwelle.
sch Der Kriminalbeamte hatte die ganze Zeit über
ik, 'gend dagestanden. Jetzt bei einer Wendung
i n/tz Kopfes traf sein scharfer Blick den Jertha's
° scheu senkte sie die Lider.
»Sie wünschen, meine Herren?"
Mit di-sen Worten trat der alte Herr näher,
st^dist Untersuchungsrichter verbeugte sich cere-
! sich möchten Sie bitten, Herr Volkheim, fest-
>si ?bn, ob der Inhalt des Schrankes unberührt
°der nicht!" erklärte er.
^in Kopfschütteln war die Antwort.
soH,'s,Äch begreife nicht, wohinaus das noch führen
' Die Worte wurden ziemlich arrogant ge-

sprochen. „Aber meinethalben," er trat an der
Schrank heran, „da — sehen Sie!"
Er hatte mittels eines kleinen Schlüssels die
Thüren geöffnet und im seltensten Farbenspiel
sprühten die kostbaren Brillanten und Diamanten
ihr Licht aus dem Innern des Schrankes hervor.
Herr Volkheim streifte den Inhalt kaum mit
einem Blick; mit hochmüthiger Geberde wandte er
sich den drei Herren zu.
„Was nun?"
Er sagte es nicht, aber seine Augen führten eine
nicht minder beredte Sprache.
Den Untersuchungsrichter berührte das nicht;
er trat um einige Schritte dem Schranke näher und
ließ seinen Blick über den Inhalt schweifen.
Seine Begleiter folgten seinem Beispiel.
„Da scheinen zwei Lücken zu sein," sagte er
dann sehr entschieden.
„Wo?" fragte der Großhandelsherr, sehr von
oben herab.
Zugleich wandten seine Augen sich dem Schranke
zu. Ehe noch der Gefragte ihm zu antworten ver-
mochte, ging eine seltsame Veränderung mit ihm
vor. Er zuckte heftig- zusammen und beugte sein
Gesicht dicht an den Schrank heran.
„Gott im Himmel!"
Mehr geflüstert als gesprochen, rangen sich die
Worte von seinen Lippen.
„Sie vermissen etwas?" forschte der Unter-
suchungsrichter.
Die Augen der drei Herren hafteten unver-
wandt auf dem Hausherrn. Keiner beachtete dis
beiden anderen Personen im Zimmer, außer dem
Kriminalbeamten. Er sah wie das junge Mädchen,

welches dem ganzen Vorgang mit wachsender Angst
gefolgt war, erbleichte, wie sie wankte und sich kaum
aufrecht hielt. Und er sah auch den Blitz, der in
den Augen der Hausdame aufleuchtete, die durch die
Schutzbrille sich wohl gegen allet gesichert hielt.
Er sah alles und that doch, als sähe er nichts.
Das Erschrecken des alten Herrn war das natür-
lichste von der Welt; er war nahe daran, ohn-
mächtig zu Boden zu sinken, wie in der vergangenen
Nacht, als die entsetzliche Entdeckung stattgefunden,
welche über dieses Haus die tiefste Trauer ver-
hängte.
Und wieder stützte ihn dieselbe Hand, wie in
der vergangenen Nacht, und schwer lehnte er sich
auf den Arm der disnstbesorgten Hausdame.
Der Untersuchungsrichter mußte seine Frage
wied.rholen.
„Sie vermissen etwas, Herr Volkheim?"
Die Frage klang dringend, Antwort heischend,
und gewaltsam raffte der, dem sie galt, sich auf.
»Ja,-ich vermisse etwas!" stieß ec mit
stockendem Athen, aus. „Ich vermisse zwei Brillant-
Kolliers von unschätzbarem Werth!"
Er hielt inne, er schloß die Augen. Der Ge-
danke, daß doch ein Verbrechen verübt, daß doch
der Tod der Frau, welche ihm Lebensgefährtin ge-
wesen war, auf widernatürlichem Wege erfolgt sein
konnte, — der Gedanke raubte ihn, schier die Be-
sinnung.
Die Herren ließen ihm Zeit, sich zur erholen.
Der Kriminalbeamte bot selbst die Hand, den Halb-
ohnmächtigen zu einem Sessel zu geleiten, auf den
er mit bleierner Schwere niedersank.
Die Hände schlaff herniederhängend, den Kopf

tief auf die Brust geneigt, die Lider gesenkt über
die Augen, so lehnte er in den Polstern, wie selbst
ein Todter. Nur das zeitweilige Heben und Senken
der Brust widersprach dem.
Auch Jertha war an des Vaters Seite geeilt
und nicht länger fähig, sich aufrecht zu halten,
sank sie nieder neben dem Sessel, die Hände über
der Lehne verschlingend.
„Frau Baumgart," brach der Untersuchungs-
richter nach einigen Minuten das Schweigen,
„Herr Volkheim dürfte kaum im Stande sein,
uns die Auskunft zu geben, welche wir jetzt er-
langen müssen. Wissen Sie etwas von dem Bril-
lantkolliers?"
Die Hausdame schien sich besinnen zu müssen,
ehe sie die Antwort geben konnte.
„Frau Volkheim besaß vielen Schmuck," sagte
sie dann, „aber sie war sehr em,s"ch und wenig
prunkliebend. Sie trug indeß die Brillantkolliers
zuweilen bei besonderen Gelegenheiten.
„Erinnern Sie, wann das zuletzt war?"
Die Dame schüttelte den Kopf.
„Nein," sagte sie, „es wäre wohl auch nur ein
lediger Zufall. Bringen L-ie^ denn den Todes-
fall mit dem Fehlen des Kolliers in Verbin-
dung?" —
Der Untersuchungsrichter öffnete ein wenig mehr
seine Augen.
„Ganz gewiß", sagte er, „das Fehlen der Kol-
loierö wirft ein sehr gravierendes Licht auf den Vor-
gang der letzten Nacht. Aber weßhalb fragen Sie
das? Haben Sie andere Vermuthungen?"
Sein forschender Blick mußte ihr seyr unbequem
werden. Sich über den alten Herrn beugend und
 
Annotationen