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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 251 - Nr. 260 (26. Oktober - 6. November)
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Nummer 2L7. H Jahrgang.

Neuer

Freitag, 2. November 1894.

General-HAn;eiger


*-

Jnsertionöprciö!
dir Ispaltige Petitzcile oder deren Raum S Pf-.,
für auswärtige Inserate 10 Pf-., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.

für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

KrpediLion: ^bcruptstrcrße Mr. 25.
belesenstes Blatt in Stadt n. Anrt Heidelbevg nnd Llingegend. Gustzter Ersels snr Inserate.

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Mit Sseitigem illuürirtem Sonutagsblatt: monatlich
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Expedition: Kcruptltraße Wr. 25.

MU" Telephon-Anschluß Nr. 108. "WU
Allerseelen.
Äcll' auf den Tisch die duftenden Reseden,
<)ie letzten bunten Astern trag' herbei
And laß uns wieder von der Liebe reden,
A)ie einst im Mail

Gieb mir die Hand, daß ich sie heimlich drücke,
And wenn man's sieht, mir ist es einerlei,
schenk mir nur einen Deiner süßen Blicke,
A)ie einst im Mai!

Ts blüht und funkelt heut' auf jedem Grabe,
Ein Tag im Jahre steht den Todten frei,
Aomm an mein Herz, daß ich Dich wieder habe,
A)ie einst im Mai!
Hermann v. Gilm.

Tie Konsumvereine
i.

Seit den Tagen der kühnen, aber erfolglosen
Projekte Owens, seit den ersten Anstrengungen
jenes Dutzend armer Flanellweber in Rochdale,
der „Pioniere von Rochdale" und weiter seit dem
Avlgreichen Wirken von Schulze-Delitzsch und
N A. Huber in Deutschland in den sechziger
wahren hat die Genossenschaftsidee überall in der
Welt und auch bei uns erhebliche Fortschritte
verzeichnen dürfen. Die ins praktische Leben um-
Sesetzte Mahnung des Stauffacher's im Tell:
»Wir könnten viel, wenn wir zusammenständen",
der Gedanke der wirthschaftlichen Association, die
Nacht der großkapitalistischen Betriebsformen
durch einen kapitalistischen Gegenschlag mittelst
Zenosfenschaftlicher Vereinigung kleiner Kapita-
lsten und Arbeiter abzuwehren, hat auch im
deutschen Reiche von weiten Volkskreisen Besitz
^griffen. Ohne Zweifel ist diese Bewegung, wo
ne ihrer Grundbestimmung entsprechend sich als
Me wirlhschaftlicher Selbsthülfe der mittleren
vnd schwächeren Berufsstände äußert, im hohen
Naße bedeutungsvoll und gesund und die neuere
Gesetzgebung hat sich ein Verdienst erworben, in-
dem sie mit dem Gesetz vom 1. Mai 1888 betr.
die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften der
^enossenschaftsbewegung einen freien Spielraum
verschafft hat.
Es besteht kaum eine Meinungsverschiedenheit
vstter urtheilsfähigen Leuten, daß die Creditver-
?lne, deren es 1892 bereits 4041, davon über
Zviei Drittel landwirthschaftliche gab, daß weiter
die Rohstoff-, Magazin-, Produktiv- und Werk-
genossenschaften bei guter und fachkundiger Ver-
waltung segensreich wirken können und zum
größten Theil auch segensreich gewirkt haben.

Meinungsdifferenzen, allerdings nicht unerhebliche,
bestehen eigentlich nur hinsichtlich einer Form des
Genossenschaftsbetriebes, nämlich hinsichtlich der
Konsumvereine, und es darf als angezeigt er-
scheinen, bei der Wichtigkeit dieses Streitgegen-
standes in den immer mehr nach vorn drängen-
den Wirthschaftskämpfen unserer Tage eine sach-
liche Prüfung darüber anzustellen, vielleicht trägt
dies zur allgemeinen Klärung und Verständi-
gung ein wenig bei.
Wer den Zwischenhandel und das Detailge-
schäft von heute mit dem der früheren Zeiten,
namentlich mit dem vor der allgemeinen Durch-
führung der Gewerbefreiheit von 1869 mit un-
befangenen Augen betrachtet, wird mancherlei
tiefgehende Unterschiede in den Zuständen von
jetzt und damals bemerken müssen. Als die
Zahl der Absatzvermittler mehr oder minder be-
schränkt war, bildete auch der Zwischenhandel
vielfach für Einzelne ein Monopol, das sie bei
Ausschluß einer regen Konkurrenz verhältniß-
mäßig mühelos und rasch zu vermögenden Leuten
machte. Anders — und zwar für den Konsu-
menten Vortheilhafter — gestalteten sich die Ver-
hältnisse, nachdem auch in diesen Erwerbszweigen
die Bahn für Jeden freigegeben wurde. Es ent-
stand ein erbitterter Konkurrenzkampf, zahllos
vermehrte sich der Detailistenstand, Einer machte
dem Andern den Profit streitig und Preise und
Gewinnaufschläge wurden derart reduzirt, daß
der Ertrag der meisten dieser Geschäfte bei ange-
strengter Thätigkeit kaum über das Existenzmini-
mum des Geschäftsinhabers und seiner Familie
hinausging. Zugleich muß der Detailist von
heute, will er nicht von dem Konkurrenten aus
der Kundschaft gedrängt werden, ausgezeichnete
Maaren liefern und oft recht weitgehenden For-
derungen und Bedürfnissen seines Kundenkreises
enfprechen.
Deutsches Reich.
Berlin, 2. November.
— Nach zehnjährigem Zwischenraum hat das
Kaiserliche Statistische Amt wieder eine Aufnahme
über die Fläche und Bestandsart der
Forsten imDeutschenReiche bewirkt. Nach
der Aufnahme des Jahres 1883 belief sich die ge-
sammteForstflächeDeutschlands auf 13 900 611,5 lla,
nach der vom Jahre 1893 auf 13 956 827,3 da.
Die Zunahme hat also 56215,8 da betragen.
Sie ist nicht bedeutend, aber immerhin ist es erfreulich,
daß der deutsche Waldbestand sich ausdehnt. In
erster Reihe vom klimatischen Standpunkt; denn,
wenn auch die übertriebenen Anschauungen vom
Einfluß des Waldbestandes auf das Klima in
letzter Zeit vielfach und namentlich bei den Ar-

beiten behufs Regulirung der oberen Flußläufe
widerlegt worden sind, so wird der Wald immer
als regulirender Faktor für das Klima angesehen
werden müssen. Auch in den Bestandsarten sind
keine großen Aenderungen vorgekommen. Der
Mittelwald ist zu Gunsten des Nadelholzes etwas
zurückgegangen. Der Niederwald belief sich 1883
auf 6,6 Proz. des gesammten Bestandes, 1893 auf
6,1 Proz., der Mittelwald 1883 auf 6,4 Proz.,
1893 auf 5,5 Proz., der Laubhochwald 1883 auf
21,5 Proz., 1893 auf 21,9 Proz. und das Nadel-
holz 1883 auf 65,1 Proz. und 1893 auf 66,5 Proz.
— Der nächste Reichshaushaltsetat wird wieder
eine Erhöhung der Position, welche für den R e i chs-
zu schuß für Jnvaliditäts undAlters-
versicherung ausgeworfen ist, aufweisen. Be-
kanntlich ist in den letzten Jahren die jedesmal
für diesen Zweck in den Etat eingestellt gewesene
Summe nicht gänzlich aufgebraucht worden. Für
1893/94 hat die daran gemachte Ersparung 1,3
Millionen Mark betragen. Es mußte jedoch bis-
her stets eine etwas hoch gegriffene Summe in den
Etat eingestellt werden, auch aus dem Grunde,
weil man darauf gefaßt sein mußte, daß eine An-
zahl von Jnvalidenrentenansprüchen, welche schon
früher hätten erhoben werden können, die aber wegen
Unkcnntniß des Gesetzes unterlassen wurden, später
geltend gemacht werden würden. Die Erscheinung
daß Personen, die zum Bezüge der Invalidenrenten
berechtigt sind, mit verspäteten Ansprüchen hervor-
treten, ist öfter zu beobachten gewesen. Sie hat
lediglich ihren Grund in der in der Bevölkerung herr-
schenden Unkenntniß der gesetzlichen Bestimmungen.
Mit der Zeit nimmt diese Unkenntniß erfreulicher-
weise ab.
Stettin, 1. Noo. Seine Majestät der Kaiser
traf gestern Vormittag zehn Minuten vor zwölf
Uhr hier an, um der Enthüllung des Denkmals
für den hochseligen Kaiser Wilhelm beizuwohnen.
Der Monarch wurde am Bahnhof vom Oberpräsi-
denten, vom kommandirenden General und vom
Polizeipräsidenten empfangen. Darauf fuhr Seine
Majestät, von der Bevölkerung in den festlich ge-
schmückten Straßen begeistert begrüßt, direkt nach
dem Denkmalplatze. Gesang leitete die Feier der
Denkmalsenthüllung ein, worauf Oberbürgermeister
Hagen die Festrede hielt. Als auf Befehl des
Kaisers die Hülle fiel, wurden 33 Salutschüsse ab-
gegeben. Die Weihrede des Generalsuperintendenten
Rötter beschloß den feierlichen Akt. Seine Maje-
stät beglückwünschte den Professor Hilgers, den
Schöpfer des Denkmals, zu der ausgezeichneten
künstlerischen Leistung. An dem Denkmal mar-
schirten 3 000 alte Krieger aus der Stadt und der
Umgebung derselben vorüber, welche Kränze nieder-
legten. Der Kaiser fuhr vom Denkmalsplatze in

das Schloß und folgte später einer Einladung de
Offizierskorps des Grenadierregiments zum Diner'
Karlsruhe, 1. Nov. Nach Gründung des
deutschen Reichs sind bekanntlich seitens der Gr.
Regierung die Badischen Gesandtschaften und
Missionen eingezogen worden, die bis dahin an
manchen deutschen Höfen (sowie in Paris, Wien,
Florenz rc.) noch bestanden. Obwohl die Be-
stimmungen der Reichsverfassung eine Fortdauer
direkter diplomatischer Beziehungen nicht ausge-
schlossen hätten, so glaubte man doch nach
Schaffung einer einheitlichen politischen Central-
stelle, der die Leitung der internationalen Be-
ziehungen obliegt, die Partikularkommission ent-
behren zu können. Soweit es sich um die diplo-
matische Vertretung in außerdeutschen Län-
dern handelt, besteht diese Auffassung auch heute
noch unverändert fort. Die Beziehungen zum
deutschen Auslande sind durch die Gesandten und
Konsuln des Reichs berufsmäßig und vortrefflich
gewahrt, und diese Beamten fungiren gleichzeitig
den Einzelstaaten gegenüber insofern als deren
Organe, als sie von ihnen zur Erledigung spe-
zieller Landesangelegenheiten benutzt werden können
und bekanntlich auch mit dem besten Erfolge viel-
fach benutzt werden. Anders liegen die Verhält-
nisse hinsichtlich der Beziehungen der deutschen
Bundesstaaten zu einander. Hier kommt der
praktische Geschäftsstandpunkt vor allem in Be-
tracht. Man darf nicht übersehen, daß ge-
rade durch die Gründung des Reichs die Be-
ziehungen der Bundesstaaten und ihrer Ange-
hörigen zu einander sich nur noch reicher und
mannigfacher gestalteten und daß daher das Be-
dürfnis des mündlichen Gedankenaustauschs und
der Verständigung über die verschiedensten Ange-
legenheiten jetzt in noch höherem Maße hervor-
treten mußte, als in früheren Zeiten. Auf
Grund dieser Erfahrungen wird seitens der Großh.
Regierung schon längere Zeit der Gedanke er-
wogen, wenigstens bei den beiden benachbarten
süddeutschen Königreichen, mit welchen uns so
viele gemeinsame Interessen verbinden, die regel-
mäßigen direkten Beziehungen wieder aufzunehmen.
S. K. H. der Großherzog hat daher, wie man er-
fährt, kürzlich beschlossen, einen Badischen Ge-
sandten nach München zu entsenden, der gleich-
zeitig auch in Stuttgart beglaubigt werden soll.
Zu diesem Posten ist der Kammerherr Freiherr
Ferdinand von Bodman in Freiburg ausersehen.
Wie man vernimmt, wird sich Herr von Bodman
noch im Läufe dieses Monats auf seinen neuen
Posten nach München begeben und zunächst im
Hotel Continental Wohnung nehmen.

Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
„Gehen Sie nach England zu dem reichen
Grafen, der einst Hauptmann Elliot war, und
lügen Sie ibm, daß ich meine Rache hätte. Er
-'Elt sein Kind für einen Engel, ich schicke ihm
Schlange in weiblicher Gestalt zurück. Sie
werden die Rache vervollständigen, die ich so gut be-
8üvn. Sie werden sein stolzes Herz zerreißen,
^urch Sie wird er bitterere Qualen erleben, als je
^rch mich. So lange Sie leben, wird sich meine
^che immer glänzender erfüllen. Gehen Sie!"
winkte ihr gebieterisch mit der Hand, sich zu
^fernen.
Das Mädchen wich vor ihm zurück. Der Füh-
schritt rasch durch den Garten auf die Straße
-'"aus und Maya hielt sich hinter ihm. Sie
'"?n rasch durch die Stadt in bangem, tödlichem
schweigen. Der Himmel war umwölkt und es
. ür sehr dunkel in den schmalen Straßen. Auf
Z" freien Plätzen und in dunkeln Winkeln stan-
kleine Gruppen von Leuten beisammen, die den
verstehenden H»'rrschcrwechsel besprachen, aber in
/r allgemeinen Unruhe entgingen sie der Beach-
^"8- Sie gelangten an das südl che Thor und
Urdeu anstandslos durch dasselbe hinausgelassen.
» sl Wachemann führte seinen Schützling zu dem
Einen Haine, wo die jungen Engländer mit ihrem
Zuge warteten.
Elliot und Bathurst eilten der Ankommenden
. 8egen. Der Erstere war enttäuscht, der Letztere
dücherfreut, als sie Maya erkannten. — „Wir sind

entzückt, Sie zu sehen, Fräulein Katharina", sagte
Bathurst. „Sie sind eine Stunde früher hier
als vereinbart, aber wir waren dennoch schon sebr
ängstlich." Maya's Begleiter kehrte ohne ein Wort
zu sagen um und eilte in die Stadt zurück. —
„Ich bin allein wie Sie sehen", sagte Maya mit
einem etwas unruhigen Lachen. „Ich habe nicht
eine Kammerfrau zu meiner Bedienung bei mir!"
— „Wo ist die Fürstin?" fragte Elliot ängstlich.
„Warum ist sie nicht mit Ihnen gekommen?" —
„Ich glaube, sie wird schon todt sein", sagte Maya
mit einer herzlosen Gleichgiltigkeit, welche Elliot ent-
rüstete. „Die Wachen müssen sich gegen sie em-
pört haben. Das Volk ist, wie Sie wissen, hier
sehr grausam und hat sich vollständig gegen Sinda
gewendet." — „Todt!" wiederholte Elliot. —
„Wenn sie auch jetzt noch nicht todt ist, wird sie
es noch vor dem Morgen sein," sagte Maya. „Sie
wissen, daß sie von englischer Abkunft ist, und kein
anderes Recht hat, als durch die Laune der ver-
storbenen Königin über Khalsar zu herrschen. Sie
hätte es vorhersehen können, daß sich das Volk
nicht immer unter ihr Szepter beugen werde. Heute
Morgen, als der Rayah um ikre Antwort auf
seinen Heiraihsantrag kam, wies sie ihn zurück.
Sie erbot sich, zu seinen Gunsten abzudanken aber
das versöhnte ihn nicht mit ihrer Abweisung. Und
er schwor, sich an ihr zu rächen, und Topee brachte
mich schleunigst aus dem Palaste fort, damit ich
nicht ibr Geschick theile!"
Elliot war wie gelähmt von diesem Berichte.
Er konnte ihn kaum glauben. Und Maya's Selbst-
beherrschung und Ruhe war auch so groß, daß ihre
Angaben ganz glaublich schienen. „Topee hatte Sie

also lieb?" fragte Bathurst. Das Mädchen zuckte
die Achseln. „Er haßte uns Beide," sagte sie;
„aber er haßte Sinda mehr, weil sie Königin war
und er ihr gehorchen mußte." — „Sie ist in Ge-
fahr!" rief Elliot. „Wir müssen zu ihr eilen,
Bathurst." — „Ich nicht!" sagte dieser. „Sie ist
keine Verwandte von uns. Wir müssen uns selbst
behüten, damit wir die Dame hier besser beschützen
können. Wir sind hierher gekommen, um sie zu
befreien. Wir dürfen nichts thun, was den Er-
folg unserer Mission gefährden könnte." —„Dann
muß ich allein zu ihr gehen!" rief Elliot in ent-
schlossenem Tone aus. „Ich kann hier nicht ruhig
bleiben, während sie unter ihren Feinden allein —
vielleicht sterbend ist!"
Er stürmte fort in der Richtung nach dem süd-
lichen Thore. „Elliot ist ein wahrhaftiger Ritter,
so einer Tochter eines gemeinm Soldaten zu Hilfe
zu eilen", höhnte Bathurst. — „Er wird nicht
eingelassen durch das Thor", sagte Maya ruhig.
„Niemand darf nach Einbruch der Nacht in die
Stadt. Die Leute müssen gar oft bis zum Tages-
anbruch vor den Thoren im Freien kampiren. Ihr
Freund wird sehr bald zurück sein. Ist er em
vornehmer Herr!" — „Er wird einst einer sein",
erwiderte Bathurst mit unwillkürlicher Bitterkeit. —
„Und Sie sind ein Edelmann?" fragte Maya
sanft. — „Nein", erwiderte Bathurst etwas zögernd;
„aber ich bin aus derselben Familie, wie Elliot
und werde eines Tages sehr reich sein. Bei meiner
Rückkehr nach England fällt mir ein großes Ver-
mögen zu. Maya betrachtete Bathurst mit wach-
sendem Interesse.
Ihre Vorhersagung erfüllte sich bald. Es war

Elliot nicht gelungen, sich den Eingang in die
Stadt zu verschaffen und kam zum Zelte zurück
und ging in heftiger Ungeduld unter den Bäumen
aus und ab. — „Herr Hußpeth, der Missionär,
war zu Beginn des Abends bei uns hier", be-
merkte Bathurst, „und brachte Pferde, Vorräthe,
Gespann und einen Führer, der uns den kürzesten
Weg aus diesem Königreiche zeigen wird. Der
alte Missionär sagte uns, daß Sie und die Fürstin
zusammen kommen werden —" — „Das muß
ein Jrrthum sein", unterbrach ibn Maya. „Ich
habe nichts von Sinda's Kommen gehört, kein Wort.
Sie hätte es gewiß gesagt, wenn sie beabsichtigt
hätte, den Palast zu verlassen. O nein, Sie
müssen Hußpeth nicht verstanden haben. Freilich
war ich heute den ganzen Tag sehr beschäftigt. Ich
habe Vorräthe gesammelt" und sie lachte leicht. „Ich
raffte Alles zusammen, was ich im Palaste an
werthvollen Edelsteinen finden konnte, packte sie in
mein Schmuckkästchen und nahm sie mit. Von
Sinda nahm ich nichts. Die hat zwar ungemein
viel, aber ich wich ihr aus, damit sie meinen Flucht-
plan nicht erfahre.
Bathurst war in hohem Grade habgierig und
ränkevoll, aber er konnte sich eines lebhaften Ge-
fühles des Widerwillens nicht erwehren, als sich
ihm dieselben Charakterzüge bei einem so jungen
Mädchen zeigten.
Maya schien sein Stillschweigen nicht zu be-
merken und plauderte weiter, während Elliot auf
und ab ging, ohne sie nur zu hören und Bathurst
sich im Stillen wunderte, wie sie nur so leichten
Herzens sein konnte, während ihre Freundin in
tödtlicher Gefahr schwebte. Er wußte eben nicht,
 
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