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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 241 - Nr. 250 (15. Oktober - 25. Oktober)
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Nummer 244. H Jahrgang.

Donnerstag, 1«. Oktober 18S4.

General

nmger

für Heidelberg und Umgegend

Expedition: pibcruptstrcrße Mr. 25.

Abonnementspreis r
Mit Zeitigem tlluftrirteM Sountagsblatt: monatlich
48 Pfennig frei in's HauS, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld-
Expedition: Kauptttrntze Mr. 25.

Jnsertionöprciör
die ls-altige Petitzeile oder deren Raum 5 Pf-.,
für auswärtige Inserate 18 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
---- - —


belesenstes Blatt in Stadt n. Anrt Heidellbevg nnd LlnrgeSend. GröszteV GVssls sn^ Inserate.

T-l-phon-Anfchlutz Nr. 1VS. 'M«
erden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
Uferen Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.

, Zu einer der zahlreichen Fragen, welche die
Angehendste Beachtung aller Sozialpolitiker dring-
end erheischt, gehört diejenige der Versicherung
Men Arbeitslosigkeit, die im Hinblicke auf den
Entwenden Winter seit Kurzem wieder sehr leb-
Mt erörtert wird und muthmaßlich auch im
Reichstage zur Sprache kommen dürfte. Nament-
uch wird neuestens auch vielfach erwogen, ob es
Möglich sei, eine Versicherung der Arbeitslosen
durch den Staat zu schaffen, welche einzelne So-
lialpolitiker als eine wichtige Aufgabe desselben
^Zeichnen.

Ani meisten sind als Ursachen der Arbeits-
lnsigkeit wohl die moderne Technik und die welt-
Airthichaftlichen Zusammenhänge zu betrachten.
Tast jede neue technische Erfindung, welche
Hfinschenkraft spart und die Leistungsfähigkeit
der Maschine erhöht, schafft vorübergehend Ar-
beitslose. Dieselben suchen sich sofort anderen
Erwcrbszweigen zuzuwenden. Aber da der tech-
fusche Fortschritt im Großgewerbc ein allgemeiner
fit, so stoßen sie auch hier wieder auf die Ma-
lchine. Der steigende Mitbewerb treibt auch hier
zur Vervollkommnung der Technik, um billig er-
zeugen zu können, auch hier schafft die Technik
Arbeitslose. So werden dieselben im günstigsten
Falle aus einem Berufe in den anderen ge-
schleudert; sie erlernen nothgedrungen mehrere
Fabrik-Berufe, aber keinen so vollkommen, daß
wirklich Tüchtiges leisten könnten. Herrscht
Uue Zeit aufsteigender Geschäftstätigkeit, so be-
kommt von diesen durch die moderne Technik aus
dfM Kreise fester Verhältnisse losgelösten Arbeitern
An Theil irgendwelche Beschäftigung, ein anderer
^heil bleibt überflüssig. Wo es ihm gelingt,
durch Unterbieten der Löhne Beschäftigung zu er-
halten, verdrängt er andere aus ihren Stellungen ;
die Personen wechseln, aber die Zahl der Arbeits-
uchen bleibt. Sie sind ein Opfer des Unter-
schiedes, der zwischen der schnellen Entwickelung
der Technik und der Entwickelung des allge-
meinen Verbrauches und der Ausdehnung unserer
Absatzgebiete herrscht.
Mangel an wirtschaftspolitischer Einsicht und
^Pekulationssucht führen zur planlosen Erzeugung
d?u Maaren; schlechte Ernten und schlechte Po-
"fik, mißgünstige Handclstarife, die unsere Aus-
fuhr erschweren; alle diese und noch zahlreiche

andere Erscheinungen äußern natürlich einen er-
heblichen Einfluß auf den Arbeitsmarkt, sie ver-
mehren die Zahl der Arbeitslosen. Dazu kommen
noch viele mehr örtliche Erscheinungen; der Zug
nach den Städten, schlechte Ärbeitsvermitte-
lungen rc.
Der einzelne Arbeiter ist gegen alle diese Er-
scheinungen, die sein Leben und seine Familie so
außerordentlich beeinflussen, fast machtlos. Er
kann nur durch zeitige Sparsamkeit ihren Folgen
vorzubeugen suchen. Aber auch hier reicht seine
Kraft, selbst wenn Einsicht und guter Wille vor-
handen sind, meistens nicht weit. Er ist fast
hülflos dem wirthschaftlichen Wogendrange ver-
fallen und bedarf einer Organisation der Hülse-
leistung in größerem Maße.
Aber soll diese Hülfe in einer staatlichen
oder auch nur gemeint lichen resp. städtischen Ver-
sicherung der Arbeitslosen bestehen? — Der in
Köln Ende August versammelte deutsche Katho-
likentag hat die allgemeine Einführung der Ar-
beitslosenversicherung gefordert. Ebenso haben die
deutschen evangelischen Arbeitervereine sich auf
ihrer kürzlich in Frankfurt a. M- abgehaltenen
Jahresversammlung für die Einführung solcher
Versicherung erklärt. In der Schweiz ist diese
Versicherung schon an mehreren Orten eingesührt
oder doch im Entstehen begriffen. So ist in St.
Gallen eine, das weibliche Geschlecht jedoch aus-
schließende, zwangsweise Versicherung gegen Ar-
beitslosigkeit geschaffen, bei der ein etwaiger Fehl-
betrag halb von der Gemeinde und halb vom
Staate gedeckt wird. In der Stadt Bern ist am
1. April 1893 nach längeren Vorarbeiten eine
Arbeitslosenversicherung ins Leben gerufen worden.
Dieselbe sunktionirt nunmehr länger als ein Jahr
mit gutem Erfolge. Den ersten wirksamen An-
stoß zu dieser Institution gab eine freiwillige
Organisation derjenigen Arbeiterklasse, welche
regelmäßig das größte Kontingent zu der Zahl
der Arbeitslosen stellt, der Handlanger. Hier
deckt die Stadt den Fehlbetrag, welcher im ver-
gangenen Jahre 4735 Francs betrug. In Basel
wird eine ähnliche Versicherung geplant.
Es ist bekannt, daß auch einzelne Fach-Or-
ganisationen der Arbeiter seit längerer Zeit bei
verhültnißmäßig geringen Beiträgen eine nennens-
werthe Unterstützung ihrer arbeitslosen Mitglieder
ermöglicht haben. Hervorragendes haben nament-
lich die Buchdrucker auf diesem Gebiete geleistet.
Jedenfalls ist die Frage, wie ein Schutz gegen
die Folgen der Arbeitslosigkeit zu schaffen sei, in
sozialpolitischer Hinsicht eine so hochwichtige, daß
sie bis zu ihrer vollständigen oder doch wenigstens
theilweisen Lösung nach der einen oder anderen
Seite hin nicht mehr von der Tagesordnung der
öffentlichen Diskussion verschwinden wird.

Deutsches Reich.
Berlin, 18. Oktober.
— Gestern Vormittag fand in der Ruhmes-
halle dem Programm gemäß die Nagelung der
132 Fahnen für die vierten Bataillone durch den
Kaiser, die Kaiserin, die vier ältesten kaiserlichen
Prinzen, die Prinzen und Prinzessinen des könig-
lichen Hauses, die anwesenden deutschen Fürsten,
die kommandirenden Generäle der Armeekorps,
die Regimentskommandeure und Abordnungen
der Regimenter statt. Die Feier endete kurz
nach 11 Uhr. Die Fürstlichkeiten wurden von
der jubelnden Volksmenge auf das wärmste be-
grüßt.
— Mehrere Blätter drücken eine peinliche
Ueberraschung über den milden Spruch des Dis-
ziplinargerichtshofes gegen den Kanzler Leist
aus. Der „Vorwärts" sagt, trotz dem ancr-
kennenswerthen Eifer des Vertreters des aus-
wärtigen Amtes sei der Angeklagte mit allen
Ehren davongekommen. Das Blatt erwartet, daß
d?r Staatsanwalt nachträglich einschreite. Die
„Volkszeitung" meint, die öffentliche Meinung
stehe entschieden auf der Seite des Anklägers.
Durch das Urtheil werde die Einführung der
Prügelstrafe in den Kolonien ausdrücklich ge-
billigt. Die „Vossische Zeitung" erwartet, daß
das auswärtige Amt Berufung an den Diszi-
plinarhos einlegen werde. Sie erinnert daran,
daß der Landgerichtsrath Pfizer wegen eines Ver-
gehens, das mit dem Leist's nicht zu vergleichen
sei, aus dem Amte entfernt wurde.
— Die deutsche Auswanderung zeigt
in diesem Jahre unter der Einwirkung der ungün-
stigen wirthschaftlichen Verkältnisse der Vereinigten
Staaten Nordamerikas einen ganz außerordentlich
starken Rückgang gegenüber den Vorjahren. Seit
dem 1. Januar bis Ende September d. I. wan-
derten nach überseeischen Ländern über Hamburg
im Ganzen 80 424 (17 007 männliche und 13 420
weibliche) Personen gegen 51 444 im gleichen Zeit-
raum deS Vorjahres und gar 115 052 in demselben
Zeitraum des Jahres 1891 aus.
— In 27 von sozialdemokratischer
Seite einberufenen Versammlungen wurde vorgestern
beschlossen den Boycott gegen die Brauereien mit
aller Energie weiter zu führen. Die Berliner
Arbeiter wurden aufgefordert, bis zur Beendigung
des Boykotts in den gesperrten Sälen keine Fest-
lichkeiten zu veranstalten.
Potsdam, 17. Okt. Zum Empfange des
Königs Alexander von Serbien hatten sich vor
7 Uhr heute Abend der Kaiser, die Prinzen und
die fürstlichen Gäste, Staatssekretär Frhr. Mar-
schall v. Bieberstein und Kriegsminister Bronsart
v. Schellendorff und die Generalität auf dem

festlich geschmückten Bahnhof eingefunden. Um
7 Uhr kam der König an. Der Kaiser ging
ihm entgegen und begrüßte ihn herzlichst. Nach
der Vorstellung des Gefolges schritten die Mo-
narchen die Ehrencompagnie ab; dann fuhr der
Kaiser mit seinem Gaste unter Eskorte einer
Schwadron Gardes du Corps nach dem Stadt-
schloß. Später fand Festtafel im Neuen Palais
statt.
Ausland.
Pest, 17. Okt. Das Abgeordnetenhaus
erörterte die Botschaft des Magnatenhauses über die
Ablehnung der freien Religions Uebung. Namens
der Unabhängigkeitspartei beantragte Helfi, das Ge-
setz unverändert an das Magnatenhaus zurückgelangen
zu lassen. Namens der Nationalpartei betonte Apony,
wenn man die anstößige Bedingung der Konfessions-
losigkeit fallen lasse, könne der cvnfessionelle Friede
wiederhergestellt und die ganze Angelegenheit erledigt,
werden. Professor Wlassttsch führte namens des
Justizausschusses aus, ohne Confessionslostzkeit sei
keine Gewissensfreiheit möglich. Seitens der Kleri-
kalen bekämpften Graf Ladislaus Szapary und der
Pater Bajai die ganze Vorlage.
London, 17. Okt. Ein Telegramm des „New-
Aork Herald" berichtet ausShanghai: 15 000
Japaner ständen unter dem Marschall Aama-
gata zwei Meilen von Port Arthur und war-
teten auf eine günstige Gelegenheit zur Einnahme.
Die Truppen würden durch japanische Kreuzer
gegen einen Angriff vom See her geschützt. — Das
Gerücht, daß alle Ausländer in Peking
Befehl erhalten hätten, die Hauptstadt zu verlassen,
wird von anderer Seite geleugnet.
Loudon, 17. Okt. Einer Meldung der
„Central News" aus Wiju zufolge stehen sich die
Heere der Chinesen und Japaner an den
Ufern des I a l u -F l u s s e s noch immer gegenüber.
Di- Chinesen haben noch keinen Schuß abgefeuert.
Sie arbeiten Tag und Nacht an den natürlichen
Befestigungen, die nicht so furchtbar sein sollen,
wie anfangs angenommen wurde. Die Japaner
hüten sich vor Ueberstürzung. Sie warten vor dem
Angriff noch schwere Artillerie und andere Zufuhr
ab- Sie sind vortrefflich über die chinesischen Be-
wegungen unterrichtet und werden den Aalu nicht
eher überschreiten, als bis alle Vorkehrungen voll-
ständig getroffen worden sind. In ihrem Lager
gehen Gerüchte um über ein gleichzeitiges Vorgehen
mit der Flotte. Eine entscheidende Schlacht wird
demnächst bei Rubentschaa erwartet.
London, 17. Okt. Die gelinde Strafe, zu
der Kanzler Leist verurtheilt worden ist, er-
regt allgemeines Befremden, wenn schon die offen-
bare Entschlossenheit der deutschen Regierung,
solche Vorgänge wie in Kamerun zu verhindern,

HesuchL und Kefunöen.
16) Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Elliot lauschte in seinem Versteck mit angehaltenem
Athem. Wieder verneigte sich der Hindu und ein
Abstiches Lächeln glitt bei der Erwähnung von Kal-
llv's Namen über sein Gesicht, welches deutlich ver-
^fith, daß, so weit er betroffen war, die schänd-
Aufträgen des Engländers auf's Genaueste
lUrchgesührt werden würden. Elliot, dessen scharfem
j^chör kein Wort entgangen war, wartete nicht
."gcr, sondern kehrte langsam in seine Zelte zu-
s"ck. hatte dasselbe fast erreicht, als einer der
Hunde laut zu heulen begann und im nächsten
Augenblicke sauste eine Kugel an seinem Ohre vor-
^i und er sah, daß er keine Minute zu verlieren
v«tte, wenn er nicht entdeckt werden wollte. Plötz-
Ach kam ihm jedoch ein Gedanke, wodurch er dem
^fitzwohn entgehen konnte, er drehte sich rasch um
lief jn jener Richtung, aus welcher der Schuß
kommen und rief dabei laut Bathurst's Namen.
Aller Mitglieder seiner Gesellschaft waren rasch
Afiainmelt und er erklärte, daß, indem er den
^chuß dicht vor seinem Zelte gehört habe, und in
Richtung geeilt sei, aus Furcht sie würden
^gegriffen. Er glaubte, daß Puntab ihn etwas
«fitzwöhnisch anschaue; aber der Mann, der den Schuß
^gefeuert hatte, einer Bathurst's Dienern, erklärte
Wahrheitsgetreu, daß er die Gestalt, auf die er ge-
ichvsfin hatte, in der entgegengesetzten Richtung hatte
ivrtschleichen gesehen. Es wurde eine Untersuchung
^gestellt, natürlich erfolglos, und Elliot kehrte
Abermals in sein Zelt zurück, nicht böse, daß sein

Entschluß, die Wahrheit zu erfahren, sehr gute
Früchte getragen hatte, obwohl er dabei fast um's
Leben gekommen wäre. „Aber meine Aufgabe ist
jetzt doppelt schwer", dachte er. „Feinde auf allen
Seiten. Bathurst, ein geheimer Feind und ent-
schlossen, uns zu überlisten; sein Sohn, ein er-
bärmlicher Schurke; der schändliche Topee zu ent-
decken; das Geschick des Mädchens vielleicht ein
entsetzliches. Mir ist zu Muthe, als ob ich mich
in entsetzliche Gefahren stürzte und wofür? Doch
mag was immer geschehen, ich will an das Ziel
gelangen. Aber wie wird dieses Ziel am Ende be-
schaffen sein?"
Siebentes Kapitel.
Auf der Spur?
Elliot und Bathurst wanderten mit ihrem klei-
nen Zuge weiter nach der entfernten Stadt Rares,
nur in den Morgen- und Abendstunden reisend
und während der glühendheißen Mittagshitze in kühlen
Palmenhainen an rauschenden Wassern Rast hal-
tend. Sie sahen viele fremde Häuser und wan-
derten durch zahlreiche Dörfer, zogen überall Er-
kundigungen ein, erfuhren aber nichts, das irgend
welches Licht in ihre Forschungen bringen konnte.
Etwa zebn Tage, nachdem sie Lessa verlassen hatten,
gelangten sie nach Rares. Es war eine kleine
Stadt mit einer mohamedanischen Moschee, einem
Hindutempel und vielen Häusern, die alle Ab-
stufungen zwischen Luxus und Schmutz vertraten.
Sie betraten die engen Straßen und gelangten zu
einem Gasthofe, wo sie Unterkunft fanden. Eng-
lische Reisende sind selten in Rares, und sie er-
regten ungemein viel Aufsehen und wurden auf
Schritt und Tritt von Neugierigen verfolgt.

Puntab und Kalloo setzten ihre Forschungen in
der Stadt fort, getrennt arbeitend und Jeder von
dem Wunsche beseelt, den Aufenthaltsort Topee's
in Erfahrung zu bringen. Aber diese Aufgabe
war nicht so leicht. Die Verwandten Topee's
wurden mit vieler Mühe gefunden und zeigten sich
als sehr schlaue Hindus der untersten Klassen.
Sie wurden abwechselnd von Kalloo und Puntab
ausgeforscht, aber sie zeigten sich als in hohem
Grade zurückhaltend. Anfänglich erklärten sie, daß
Topee von einem englischen Soldaten während des
Krieges erschossen worden war; aber als man sie
versicherte, daß Topee zwei Jakre nach dem Kriege
bei einem ehemaligen Kameraden in Lessa gesehen
worden war, behaupteten sie, daß ihr Verwandter
wohl der Aufstand überlebt hatte, aber seither auf
einem gelegentlichen Besuche in der heiligen Stadt
Benares gestorben sei. Weder Kalloo noch Puntab
glaubten ein Wort von der Geschichte. Sie
versuchten Bestechungen und Zureden ohne Erfolg.
Die Verwandten Topee's blieben gleichgsttig gegen
alle Bemübungen. Und die beiden Männer kehr-
ten mit ihren schlechten Berichten zu ihren Herren
zurück fest überzeugt daß Topee noch am Leben sei.
Es schien möglich, daß der einstige Sepoy in
Rares selbst wohnte, und Kalloo und Puntab durch-
suchten alle Winkel der Stadt nach ihm und ver-
suchten zeitweilig wieder mit Bestechungen von seinen
Verwandten etwas zu erfahren, aber stets mit dem-
selben Mißerfolge als zuvor. — Kalloo verfolgte
seine Forschungen mit sehr viel Scharfsinn und
Klugheit. Er erkundigte sich in den Bazars und
allenthalben sonst, ob kein weißes Mädchen in der
Stadt gesehen worden sei, erhielt jedoch überall eine

verneinende Antwort. Trotz all' seiner Schlauheit
wurde er in seinen Bemühungen enttäuscht und
war gezwungen, schließlich zu gestehen, daß er nicht
wisse, was weiter zu thun sei.
Die Gesellschaft blieb vierzehn Tage in Rares
und beschloß dann, ziemlich entmuthigt, weiter zu
ziehen. Sie hatten jetzt keinen bestimmten Plan
vor Augen, aber sie hatten doch keineswegs die
Idee, nach Kalkutta zurückzukehren oder ihre For-
schungen aufzuzeben. —Kalloo schlug vor, daß, da
sie nun in der Heimathsprovinz Topee's waren, sie
jedes Dorf und jeden Flecken der Reihe nach durch-
suchen sollten, um ihn vielleicht doch zu finden.
— „Es ist sehr wahrscheinlich, daß er sich in seiner
Heimathsprovinz ansässig macht?," sagte der Parse. „Er
ist vielleicht Tagreise weit von uns entfernt!"
— Dieser Vorschlag wurde künftig ausgenommen.
Der kleine Zug bewegte sich von Stadt zu Stadt
von Dorf zu Dorf. Tage und Wochen vergingen
auf diese Art. Auf die Mäizhjtze folgten die
April-Gluthen und noch zeigte sich nicht die Spur
eines Erfolges, um ibnen Muth einzuflößen.
Bathurst begann muthlos zu werden. Puntab
drang ganz offen darauf, nach Kalkutta zurückzu-
kehren, behauptend, daß alle ihre Bemühungen nutz-
los wären und daß das Mädchen vor Jahren be-
reits gestorben sei. Aber Elliot und sein treuester
Parse, Ersterer von zärtlichem Mitleid für den
schwer duldenden Grafen von Tregaron befeuert
und von einer heiligen Begeisterung für die Sache
erfüllt, die versprochene Belohnung zu verdienen —
wurden ihrem großen Vorhaben keine Minute
lang untreu; und Bathurst, fürchtend, daß sie
vielleicht doch Erfolg hätten, wollte nicht zu-
 
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