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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 241 - Nr. 250 (15. Oktober - 25. Oktober)
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Nummer 241. H Jahrgang.

Aeirev

Montag, 15. Oktober 1884.

General-GAnmger

*---——.--—»
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Mik 8settigem illnstrirtem SonntagSblatt: monatlich
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Expedition: Licruptttratze Mr. 25.

für Heidelberg und Umgegend
(Mürger-ZeiLung).

Jnsertionöprcisr
die Ispattige Petitzcile oder deren Raum » Pfg»,
für auswärtige Inserate 1ü Pfg», bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
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Expedition: ^cruptstratze Mr. 25.

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LiSK- Telephon-Anfchlutz Nr. 1«2.
Fsntrnätzvend
Kerben von allen Postanstalten, Landbriefträgern
Unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Der Kampf gegen den Umsturz.
Vom „Kampf gegen den Umsturz" ist in der
letzten Zeit in den Parteien und ihren Preßor-
8anen wieder sehr viel die Rede. Der Kaiser
hat vorige Woche den prcuß. Ministerpräsidenten
Grafen Eulenburg empfangen, der angeblich über
die gesetzgeberischen Vorarbeiten Vortrag gehalten
hat, die sich auf eine Verschärfung der Ausnahme-
gesetze gegen revolutionäre Bestrebungen beziehen.
Äit° diesen Vorarbeiten hat es eine eigenthüm-
siche Bewandtniß. Seit der Ermordung Carnots
hat Alles, was Gegner des Reichskanzlers ist,
Zunächst internationale und später wenigstens
Uationale Maßregeln gegen den Umsturz verlangt.
Was aber jetzt in Frage steht, sind in der Haupt-
lache Maßregeln, über die in den betheiligten
Ressorts schon seit fast einem Jahre verhandelt
Korden ist. Von einem neuen Ausnahmegesetz
gegen die Sozialdemokratie ist, wie es scheint,
überhaupt nicht mehr die Rede gewesen. Die
Vorstellung, die man 1878 hatte, daß man mit
Hülfe der Polizei der sozialdemokratischen Organi-
lation ein Ende machen könne, ist durch die Pra-
xis des Sozialistengesetzes so ziemlich überall aus-
gelöscht worden. Im Jahre 1891 fiel das So-
Zralistengesetz und zwar in der Hauptsache deßhalb,
Keil alle Welt daran verzweifelte, mit Zwangs-
Kitteln etwas gegen die Bewegung auszurichten.
Als Graf Eulenburg, der bekanntlich auch
1878 preußischer Minister des Innern und als
kicher der eigentliche Urheber des Sozialistenge-
setzes war, im Jahre 1891 in dieses Amt zurück-
«hrte, hat er zwar zunächst versucht, auf dem
Boden der bestehenden Gesetzgebung den Kampf
gegen die Sozialdemokratie zu organisiren.
Gleichzeitig aber scheinen schon damals die Er-
wägungen begonnen zu haben, inwieweit die be-
gehenden Gesetze einer Verschärfung bedürften,
kn gewissen Agitationen die Spitze abzubrechen.
Die Vorschläge, die jetzt, wie es heißt, dem
Etaatsministerium zur Prüfung vorliegen, sind
k der Hauptsache wohl ein Ergebniß dieser Er-
kägungen. Sie sollen sich außer auf das Preß-
gesetz, auch auf das Vereins-und Versammlungs-
echt, auf die Mißbräuche des Koalitionsrechts
kr Arbeiter und auch auf das Strafgesetz be-
gehen. Daß Graf Eulenburg in diesen Fragen
üicht gerade ängstlich ist, kann Niemanden über-

raschen. Heißt es doch, der 8 130 des Straf-
gesetzbuches, der bekanntlich eine abgeschwächte
Fassung des alten preußischen Haß- und Ver-
achtungsparagraphen enthält, solle in folgender
Weise abgeändert werden. 8 130 lautet jetzt:
„Wer in einer, den öffentlichen Frieden gefähren-
den Weise verschiedene Klassen der Bevölkerung
zu Gewaltthätigkeiten gegen einander öffentlich
anreizt, wird mit Geldstrafe bis zu 600 Mark
oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft."
Aus dieser Bestimmung sollen die Worte „zu
Gewaltthätigkeiten" gestrichen werden, so daß
also in Zukunft mit Strafe bedroht werden soll,
„wer in einer den öffentlichen Frieden gefähr-
denden Weise verschiedene Klaffen der Bevölkerung
gegeneinander öffentlich anreizt." Dieser Vor-
schlag ist ein alter Bekannter; er befand sich be-
reits in der Strafgesetznovelle von 1875 und
wurde damals von dem Reichstage einstimmig
abgelehnt. Was das Vereins- und Versamm-
lungsrecht anbelangt, so soll es sich dabei um
eine erweiterte Vollmacht zur Auflösung von Ver-
sammlungen und Vereinen handeln. Daneben
freilich ist es nicht ausgeschlossen, daß zunächst
der Versuch gemacht wird, die ganze Materie des
Vereins- und Versammlungswesens durch ein
Reichsgesetz zu regeln.
Wären nun alle diese Vorschläge in der
vorigen Session an den Reichstag gelangt, so
würde man wahrscheinlich die Achseln gezuckt und
die Eulenburg'schen Ideen in der Registratur des
Reichstags beigesetzt haben. Nachdem in der
Zwischenzeit aber, in Folge der Ermordung Car-
nots der „Kampf gegen den Umsturz" proklamirt
worden ist, erhalten diese Vorschläge einen ganz
anderen Charakter. Es handelt sich jetzt nicht
mehr um gelegentliche „Verbesserungen" der be-
stehenden Gesetzgebungen, sondern es entsteht
wenigstens der Anschein, als seien das die ersten
Anfänge einer Aktion gegen den Umsturz. Was
aber wirklich geschehen wird, darüber wird man
wohl etwas hören, wenn im Laufe der nächsten
Tage das preußische Staatsministerium sich über
die Eulenburg'schen Entwürfe schlüssig macht.
Drrrtsches Reich.
Berlin, 15. Oktober.
— Der Kaiser besichtigte heute Nachmittag
in der Ruhmeshalle die 132 Fahnen, die am 17.
Oktober geweiht werden.
— Der Bierboykott dauert fort. Die heu-
tigen Einigungsversuchesind gescheitert. Die Brauerei
direktoren forderten, daß von den am 16. Mai
entlassenen Brauereiarbeitern 33 nicht wieder ein-
gestellt werden sollen. Der Boykottausschuß er-
klärte diese Forderung für unannehmbar.

— Es wird uns mehrseitig bestätigt, daß der
Vorschlag, die europäischen Mächte sollten schon
jetzt ein Eingreifen zwischen Japan und
China wegen der koreanischen Frage eintreten
lassen, von der deutschen Reichsregierung abge-
lehnt worden ist und daß ein solches Vorgehen
in Folge dessen von der diplomatischen Tages-
ordnung der Mächte für jetzt abgesetzt worden ist.
Darmstadt, 13. Okt. Der Kaiser trifft,
wie gemeldet wird, Montag den 15. d- M., vor-
mittags 10 Uhr 50 Min., von Schloß Fried-
richshof, wo er seiner Mutter, der Kaiserin Fried-
rich, einen Besuch abgestattet haben wird, hier
ein. Abends findet eine Festvorstellung im Hof-
theater statt, in welcher der erste Aufzug von
„Lohengrin" und, auf besonderen Wunsch des
Kaisers, das Sardousche Lustspiel „Madame Sans-
Gene" zur Aufführung gelangt, das hier in be-
sonders prächtiger Ausstattung, mit geschichtlich
echten Möbeln u. s. w., gegeben wird. Die Ab-
reise des Kaisers nach Wiesbaden zur Eröffnung
des dortigen neuen Hoftheaters erfolgt Dienstag
Mittag.
Darmstadt, 13. Okt. Die Ankunft des
Kaisers erfolgt am Montag, vormittags 10
Uhr 50 Min. Es findet großer militärischer
Empfang statt. Der Großherzog und Prinz
Wilhelm sind anwesend. Nach der Auffahrt zum
Residenzschloß ist Frühstück und Nachmittags
Prunkmahl, abends Fcstvorstellung. Die Ab-
reise des Kaisers ist auf Dienstag Nachmittags
3 Uhr bestimmt.
Karlsruhe, 13. Oktbr. Ihre Königlichen
Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin
sind heute Mittag 12 Uhr 45 Minuten von
Baden-Baden nach Mannheim abgereist. In Oos
schlossen sich denselben die Erbgroßherzoglichen
Herrschaften an. Heute Abend begeben sich Ihre
Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron-
prinzessin von Schweden und Norwegen mit den
beiden Prinzen Gustav Adolf und Wilhelm gleich-
falls nach Mannheim und gedenken dort nach
7 Uhr einzutreffen.
Friesack i. d. Mark, 13. Okt. Heute Mittag
fand die Erhüllung des Denkmals des Kurfürsten
Friedrich I. in Gegenwart des Kaisers, des
Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg, des Kul-
tusministers Dr. Bosse und des rumänischen Ge-
sandten mit Reden, Gesängen und Gebet statt.
Bei der Annahme des Ehrentrunks sprach der
Kaiser folgendes: „Ich trinke den Pokal, gefüllt
mit deutschem Weine, auf das Wohl Branden-
burgs mit dem Wunsche, daß, so lange Gott mir
Leben und Kraft verleiht, so lange das Hohen-
zollernhaus besteht, niemals die alte hergebrachte

Treue der Märker fehlen möge, wenn es darauf
ankommt und der Markgraf ruft."
AuslanS.
Wien, 13. Okt. Wie der „Polit. Corr." aus
Alben gemeldet wird, trat sofort nach dem Ein-
treffen der Nachricht, daß die russische Kaiser-
familie einen Aufenthalt aufKorfu beabsichtigte,
der Ministerrath zusammen, um über die Empfangs-
maßregeln zu beschließen. Er verfügte die Instand-
setzung des Lustschlosses „Non Uspos" als Resi-
denz der kaiserlichen Familie und ordnete an, daß
sich die Panzerabtheilung der griechischen Flotte bereit
halten sollte, um dem Zaren entgegenzufahren.
London, 13. Okt. Die „Central N-ws" meldet
aus Tokio, die Japaner säuberten allmählich
Korea von chinesischen Nachzüglern, die sonst zu
Räubern und Spionen werden würden. Die Lang-
samkeit des japanischen Marsches sei diesem Um-
stande, sowie den schlechten Wegen und sonstigen
Verkehrsschwierigkeiten zuzuschreiben. Japan halte
jetzt den Zeitpunkt für gekommen, um Reformen
in der koreanischen Regierung vorzunehmen. Des-
halb habe der Kaiser den Grafen Jnuye, den
Minister des Innern nach Soeul entsandt, nm
Herrn Otori, dem japanischen Gesandten in Soeu!
als besonderer Berather beizustehen. Ueber Shang-
hai wird gemeldet, in der Nähe von Hankau sei
ein von einer geheimen Gesellschaft angezettelter
Aufstand gegen die mandsj mische D y n a st i e aus-
gebrochen. Das von Japanern abgefangene Schiff
„Tenjyo-Maru" war ein Transportschiff, das
Truppenverstärkungen vom Süden befördern sollte.
Ob Truppen an Bord waren, ist unbekannt. Da
in Kanton der Ausbruch von Unruhen erwartet
wird, sind Truppen nach dem Bezirke zur Bewachung
von Eigenthum und Personen entsandt worden.
London, 13. Okt. Die „Times" veröffentlicht
eine Vertheidigung der chinesischen Auf-
fassung der Lage. Darnach stammen beim
Mangel aller europäischen Berichterstatter sämmtliche
Nachrichten vom Kriegsschauplatz ausschließlich aus
japanischen Quellen. Die Chinesen ihrerseits seien
durchaus zufrieden mit dem Erfolg ihrer Flotte,
denn diese habe den Japanern großen Schaden zu-
gefügt, was jene freilich nicht eingestehen wollten.
Peking sei gegen einen Angriff gesichert. China
könne den Krieg noch Jahre lang fort-
setzen. Seine besten Truppen seien noch nicht
im Feuer gewesen. In Ping-Jang hätten nur
12 000 Mann gewöhnlicher Truppen gestanden, die
von einer dreifachen Uebermacht besiegt worden seien.
Die Zeit kämpfe für China und gegen Japan,
dessen Truppen viele hundert Meilen von der
Heimat entfernt sein. Di- Dynastie in Cbina sei
nicht gefährdet und die Interessen des Auslandes
seien nicht bedroht. China sei jetzt zum Krieg bis

Kesucht unö Kefunöen.
Roman von Hermine Frankenstein.
list (Fortsetzung.)
Walter Bathurst betrachtete ihn ernst und be-
koffin. — „Wir sind zusammen hierher gereist,
Glliot," bemerkte er, „haben dieselbe Aufgabe vor.
beabsichtigen Sie etwa, sich von mir zu trennen
Und Ihren Weg allein weiter zu gehen?" —
«Keineswegs", entgegnete Elliot bestimmt. „Un-
kte Pläne stimmen mit überein. Wir bleiben bei-
knimen, wenn es Ihr Wunsch ist, Bathurst. Wir
Knnen uns nicht entzweien. Wir sind Beide be-
ikebt, Fräulein Elliot zu finden. Ich will nichts
Keiler, als sie ihrem Vater wiedergegeben sehen
*kd Sie können sicher sein, daß, wenn wir sie
*Kch Beide zusammen finden, Graf Tregaron nicht
^Hessen wird, Ihnen die von ihm versprochene
schliche Belohnung auszuzahlen." Das sich cr-
Hsiternde Gesicht des jungen Bathurst drückte seine
Zufriedenheit aus. Er zog es vor, seinen Ver-
r^ndten unter den Augen zu haben und glaubte
k Stande zu sein, die Liebe der Erbin des Gra-
ky zu erwerben, selbst wenn Elliot an seiner Seite
Kare. Er besaß ein ungeheures Vertrauen in
mner Schlauheit und war fest entschlossen, seinen
Zweck zu errreichen, gleichviel, ob durch gute oder
lchlechte Mittel. — „Ich werde nichts verlieren,
^tzn ich mich fest an Elliot halte", dachte er.
«xi>ch kann ihn scharf beobachten, während wir Beide
os Mädchen suchen, und wenn er mir in den Weg
will ich ihn einfach beseitigen. Das ist Alles!
?1ch muß wenigstens einen unter meinen Dienern
Haben, der sein Leben in meinem Dienste wagen

würde! Wenn Elliots Wünsche den meinigen zu-
widerlaufen sollten — und dabei nahm sein Ge-
sicht einen bösen, wilden Ausdruck an — würde
ich mir ebensowenig ein Gewissen daraus machen,
ihn ums Leben zu bringen, als ich mir es überlegen
würde, zu essen, wenn ich hungrig bin!"
Sechstes Kapitel.
Zwei Entdeckungen.
Spät am Nachmittag erhob sich die elegante
Welt von Kalkutta aus ihrer Siesta und der Strand
und die Esplanade belebte sich mit eleganten Wagen
und Fußgängern. Eine frische Brise wehte über
das Wasser herüber und die Luft war kühl, er-
frischend und angenehm. Elliot und der junge
Bathurst nahmen einen Wagen und fuhren zusam-
men auf die Promenade. Wie am vorhcrgegan-
genen Abend sahen sie elegant gekleidete Damen
in ihren Kaleschen, Fürsten und Millionäre in
ihren eleganten Equipagen zurückgelehnt, Reiter
und Reiterinnen von ihren Dienern gefolgt, das
ganze bundbelebte, schöne Bild. Und wie am ver
gangenen Abend erblickten sie unter den Reitern
auch Thomas Bathurst, gelb, aufgeblasen und würde-
voll — offenbar ein Mann von großer Bedeutung
— wenigstens in seinen eigenen Äugen. Er grüßte
sie, als sie an ihm vorüberfuhren, und er in der
entgegengesetzten Richtung seinen Weg fortsetzte.
Sie fuhren ziemlich weit hinaus und kehrten dann
langsam an den Strand zurück.
Bathurst kam wieder an ihnen vorbei auf sei-
nem schnaubenden, feurigen Rosse und verfolgte
seinen Heimweg. Gleich darauf drehte auch der
Wagen ver jungen Leute um und setzte sein Weg

nach Garden Reach fort. — Sie fanden das Erd-
geschoß der Bananenvilla hell erleuchtet. Zwischen
den Zweigen der Bäume hingen bunte Laternen.
Die große Banane, welche der Villa den Namen
gab, glich einem Walde von Lichtern. — Das
Doppelthor öffnete sich, um ihrem Wagen Einlaß
zu gewähren und sie stiegen an der Seite des
großen Pavillons ab, wo ihnen Thomas Bathurst
entgegen kam und sie mit überschwänglicher Artig-
keit empfing. — Man führte sie in ein elegantes
Empfangszimmer, von welchem sie sogleich in den
Speisesaal geführt wurden. Alle jene Delikatessen,
welche in Ostindien so beliebt sind, waren auf dem
Tische aufgestellt. Schildkrötensuppe, Mangofisch,
eingemachter Reis und noch andere in scharfen
Gewürzen gebeizte Speisen wurden den Gästen ge-
boten, und darauf folgten kühlende, herrliche Früchte
in reicher Auswahl. — Der Tisch war mit kost-
barem Pozellan, Glas- und Silbergeschirr reich be-
setzt. Der reiche Kaufmann war ungemein prunk
süchtig, und trotzdem er am vergangenen Abend
vorgegeben hatte, arm zu sein, konnte er sich doch
nicht enthalten, dem Erben Graf Tregaron's seine
Schätze zu zeigen. Die jungen blieben bis zur
späten Stunde und kehrten dann in ihren Gasthof
zurück.
Elliot fand Kalloo in seinem Zimmer seiner
wartend. Der Mann vollzog mit Ernst und wie
etwas Selbstverständliches die Pflichten eines Kam-
merdieners. Er war still und verschlossen wie die
meisten Orientalen und zog es vor, seine Eigen-
schaft als Detektiv und Führer hinter der unschein-
baren Maske eines Dieners zu verbergen. Er be-
richtete, daß er den Tag in den Vorstädten Seal-

dah und Simla zugebracht hatte, wo zwischen den
kostbaren Palästen der Reichen die armseligen Hüt-
ten der Eingeborenen stehen und wo er einige
Sepoyvetranen zu finden gehofft hatte, die den Auf-
stande überlebt hatten und' jetzt als Arbeiter ihr
Leben fristeten; aber eine Mühe war vegeblich ge-
wesen. Kalloo kehrte in seine Wohnung zurück,
als er seinen Bericht erstattet hatte, kam aber zeit-
lich am nächsten Morgen wieder. Elliot machte
ihn zum Vertrauten all seiner Verfügungen, die
er für seine Reise getroffen, erbat sich seinen Rath
und legte eine bedeutende Summe in seine Hände
zur Verwendung für seine Zwecke.
An diesem Morgen kam Herr Bathurst wieder
in den Gasthof, doch Elliot war abermals aus-
gegangen. Der Kaufmann schien etwas ärgerlich
zu sein, als er hörte, daß Elliot einen Diener für
sich aufgenommen hatte; aber sein Sohn konnte
ihm auf alle seine Fragen keine Antwort zu geben.
Elliot hatte seinen jungen Verwandten weder etwas
von seinem Besuch des Polizeipräsidenten gesagt,
noch ihn über Kalloo's wahren Charakters aufge-
klärt. — „Ich glaube, es wird nichts machen",
sagte Batburst nach einigem Besinnen, während sein
Gesicht sich aufklärte. „Die Eingeborenen sind ein-
ander ziemlich gleich. Ich habe ein halbes Dutzend
Leute für Euch als Diener und Führer ausgenom-
men. Sie kennen das Land durch und durch und
stehen seit so langer Zeit in meinem Solde, daß
ich ihnen vertrauen kann. Aber trotzdem kann es
dem jungen Elliot nicht wiederrathen merden, wenn
er eine ganze Armee aufnehmen will."
An diesem Tage brachte Kalloo seine Zeit in
den nördlichen Stadttheilen zu, welche vollständig
 
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