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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 251 - Nr. 260 (26. Oktober - 6. November)
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Mrrmmer 252. H. Jahrgang.

Neuer

Samstag, 27. Oktober Mi»4.

General-KAnreiger

a

für Heidelberg und Umgegend

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mit «ieittgem illuftrkrtem SountagSblatt: menaAch
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Expedition: -Hnuptstrnhe Mr. 26.

Oelessnste» Blatt in Ktadt »». A«nt Heid«lbers und Unrgsgend. Grstzt«« Erfslg für Inserat«.

ZE" Erstes Blatt. 'M«
Denesches Reich.
Berlin, 27. Oktober-
— Der Reichskanzler Graf Caprivi
hat in einer gestrigen Audienz beim
Kaiser sein am vorigen Dienstag dem
Kaiser bereits unterbreitetes Abschieds-
gesuch aufrecht erhalten und der Kaiser
hat dasselbe genehmigt. Auch der preutz.
Ministerpräsident Graf Eulenburg
hat fein Abschiedsgesuch eingereicht und
ebenfalls genehmigt erhalten.
— Graf Caprivi hat seine Entlas-
sung erbeten und erhalten. Sein Nach
folger wird wahrscheinlich Miquel
werden.
— Der Kaiser gab wegen dringender
Staatsgeschäfte die für gestern Nachmittag beab-
sichtigte Reise nach Blankenburg auf.
— Der Kaiser wohnte gestern Nachmittag
1 Nhr einem Bittgottesdienst für den
Zaren in der Kapelle der russischen Botschaft bei.
Außerdem waren bei dem Gottesdienst anwesend die
in Berlin weilenden Prinzen, der Reichskanzler
Graf v. Caprivi, der Ministerpräsident Graf Eulen-
burg, die übrigen Minister, die Generalität, die
Regimentskommandeure, die Stabsoffiziere des Kaiser-
Alexander-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 und
Vertreter des diplomatischen Korps.
— Der Kaiser erschien zu dem Bittgottes-
dienste für die Erkaltung des Zaren in
russischer Uniform. Auch Prinz Friedrich Leopold
und der ganze zur Zeit hier und in Potsoam
weilende Hof waren erschienen. Außerdem neben
den Mitgliedern der russischen Botschaft und anderen
hier weilenden hervorragenden Russen der Reichs-
kanzler Graf v. Caprivi, der Staatssekretär des
Auswärtigen Amtes mit seiner Gemahlin, sowie der
Unterstaatssekretär, die Ministerialdirektoren und die
Räthe des Auswärtigen Amtes, ferner die preußi-
schen Staatsminister, der Hausminister, die Gene-
ralität, die Offiziere der Admiralität, sowie die
Mehrzahl der Offiziere des Kaiser Alexander-Garde-
Grenadier-Regiments, dessen Chef der Zar Ale-
rander ist. Zur Begrüßung des Kaisers hatte sich
vor der russischen Botschaft eine größere Menschen-
menge vereinigt. Allseitig wurde das Aussehen des
Kaisers als besonders gut bezeichnet. Der Gottes-
dienst hat etwa eine halbe Stunde gedauert.
— Der Reichskanzler hat (als Chef der
deutschen Reichsbank) nunmehr das- seit 1889 in
Kraft befindliche Verbot aufgehoben, rus-

sischeWerthe zu beleihen. Ausschlaggebend
für diese Maßregel soll vor allem der Gesichtspunkt
gewesen sein, daß der Beweggrund, der zum Erlaß
des Verbots geführt hatte, nach Wiederherstellung
guter wirthschaftlicher Beziehungen mit Rußland in-
zwischen weggcfallen ist, und daß ebenso wenig ein
politischer Grund vorliegt, die russischen Werthen
von der Reichsbank anders behandeln zu lassen,
wie die Werthe aller übrigen europäischen Staaten.
Endlich muß eine Befürchtung, der deutsche Markt
werde nunmehr wiederum von russischen Werthen
überschwemmt werden, bei dem jetzigen hohen Kurs-
stände der russischen Papiere als möglich ausge-
schlossen werden.
Karlsruhe, 26. Okt. Heute Vormittag traf
Seine Großherzoglichc Hoheit der Prinz Max zum
Besuch bei den Höchsten Herrschaften in Schloß
Baden ein. Um halb 1 Uhr sind auch Seine
Großherzogliche Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser-
liche Hoheit die Prinzessin Wilhelm daselbst ange-
kommen und haben an der Frühstückstafel theilge-
nommen. Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm,
sowie Prinz Mar sind Abends nach Karlsruhe zu-
rückgekehrt. Die Abreise Seiner Königlichen Ho-
heit des Kronprinzen von Schweden und Norwegen
mit dem Prinzen Gustav Adolf und Wilhelm ist
auf Montag den 29 Oktober in Aussicht genommen.
Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin Viktoria
wird an diesem Tage nach Badenweiler reisen
und daselbst etwa eine Woche bei den Erbgroß
herzoglichen Herrschaften zubringen. Ihre König-
lichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb-
großherzogin beabsichtigen, morgen den 27., Abends
in Schloß Baden einzutreffen, und am 29. die
Kronprinzessin nach Badenweiler zu begleiten. '
Ausland.
Loudon. 26. Okt. Die Amtsblätter ent-
halten ein Telegramm aus Witu vom 25. Ok-
tober, das besagt, General Nodju setzte mit seinen
Truppen in der Nacht über den Palufluß. Vor-
mittags um 10 Uhr griff Oberst Sabo, auf einer
Erforschung begriffen, die befestigte Stellung des
Feindes beim Dorfe Fuschang an. Die Chinesen
wurden Vertrieben und das Fort zerstört. 200
Chinesen sind todt. Ein gefangener Offizier sagt
aus, die Stellung sei von 18 Bataillonen besetzt
gewesen. Die Japaner verloren 5 Offiziere und
90 Mann und gingen zum Hauptcorps zurück.
Am Samstag wird wahrscheinlich die chinesische
Stellung von allen Seiten angegriffen. Die Chi-
nesen ziehen die Vorposten auf Kulien-Chau, wo
11 Batterien gebaut sind, zurück. Das Welterist
günstig.
London, 26. Okt. Ueber ein Gefecht am
Aaluflusse wird der „Central News* aus Wiju

noch berichtet, daß Mittwoch früh ein japanisches
Infanterieregiment, 1600 Mann stark, bei Sukochin
den Fluß überschritten Kat und sofort die dort er-
richtete Bastion, die aber nur mit 700 Artilleristen
und Infanteristen besetzt war, angegriffen, sowie die
Vertheidiger nach einigen Schüssen davongejagt habe.
Cin mandschurisches Kavallerie-Regiment habe die
Fliehenden beschützt, die in den chinesischen Befesti-
gungen flußabwärts Zuflucht suchten. Zwei Ka-
nonen fielen mit der Bastion den Japanern in die
Hände. Die Japaner hatten keine Ver-
luste, die Chinesen 20 Tobte und Verwundete.
Die Japaner bewachen von der eingenommenen
Stellung aus die Sukochinfähre, wo gestern die
japanische Hauptarmec übcrgesetzt werden sollte.
Spione berichten, daß außer den chinesischen Streit-
kräften in den Forts gegenüber Wiju die übrige
effektive Armee auf dem Wege nach Mukden bei
dem Zaluf-Flusse verschanzt sei. Eine Entschei-
dungsschlacht werde vielleicht vor Sonntag ge-
schlagen werden. Nach einem Bericht aus Tokio
marschirt die japanische Vorhut auf Lischiyen.
Sheffield, 26. Okt. Bei einem Bankett der
Mcsserschmiedegewerke gedachte Lord Roseberyauf
das wärmste des kranken Zaren, als einer der
wichtigsten Stützen des europäischen Friedens. Dann
bestritt der Lord, daß der Cabinetsrath das Ein-
schreiten in China erörtert habe; nach dem
ersten japanischen Siege erfuhr die englische Re-
gierung, daß China zu annehmbaren Friedensde-
dingungen bereit sei, und befragte die Mächte
betreffs der Möglichkeit des Friedensschlusses. Die
Antworten seien außerordentlich günstig gewesen,
allein eine oder zwei Regierungen glaubten, daß
der Augmbl'ck des Friedensschlusses noch nicht ge-
kommen sei. Der letzte Cabinetsrath habe keines-
wegs die Madagascarfrage besprochen. In
den jüngsten Jahren seien Augenblicke einer ge-
wissen Beunruhigung betreffs der englisch-
französischen Beziehungen vorhanden gewesen, aber
die Beziehungen hätten sich gebessert. England
erkennt die französische Schutzherrschaft auf Mada-
gascar an.
Aokohama, 26. Okt. Das Reutersche Bureau
meldet : Die japanische Vorhut vertrieb die Chi-
nesen am 23. Oktober aus ihren Verschanzungen
im Norden des Jalufluffes. Man glaubt hier,
daß augenblicklich zwischen den Japanern und
den die Mandschurei vertheidigendcn Chinesen
beim Schlosse Kjuren eine große Schlacht ent-
brannt sei.
Aus Wcrv unö Kern.
* Oftersheim, 26. Okt. Einen theuren
Kerweschmaus werden 3 hiesige ledige Bur-
schen dadurch erfahren, daß sie sich gelüsten ließen,

eine Gans und eine Ente unrechtmäßiger Weise in
der Nacht vom Montag auf Dienstag 'anzueignen.
Trotz sofortiger Entschädigung der Eigenthümer
wurde die Sache doch angezeigt. — D'rum laß
Dich nicht gelüsten Deines Nächsten Gans, Ente
oder was Dein Nächster hat.
' Mannheim, 26. Okt. Geländet wurde heute
früh im Rhein die Leiche einer weiblichen Person
unterhalb der früheren städtischen Badeanstalt —
Dem Vernehmen nach soll bei Gernsheim die Leiche
der seit langer Zeit vermißten Frau D. Höchhcimer
von hier geländet worden sein.
* Eberbach, 26. Okt. Der auf gestern Abend
angesetzte Gesellschaftsabend zu Ehren des Herrn
Stadtpsarrers Volk aus Anlaß seines weiteren
Verbleibens in hiesiger Stadt, erfreute sich einer
lebhaften Theilnahme. Herr Weihrauch, Stif-
tungsrathsmitglied, begrüßte den Gefeierten und
dankte ihm für seine Mühen und Opferfreudigkeit
während dem Bau der neuen kath. Kirche und
für die Ablehnung seines ehrenvollen Rufes nach
Mosbach. Unter den verschiedensten für unsere
Stadt sehr schmeichelhaften Darlegungen gibt Herr
Stadtpfarrer Volk seine Gründe bekannt, welche
ihn zur Ablehnung des Antrages bewogen haben,
und dankte für die ihm dargebrachte Ovation.
Im Laufe des Abends traten noch mehrere Redner
auf, welche zur Belebung der Unterhaltung bei-
trugen.
* Reichartshausen, 26. Okt. Dem Dienst-
knecht Philipp Bender hier, welcher seit 36 Jahren
bei einer und derselben Familie treu und redlich
feines Dienstes waltet, wurde aus der Pfarrer
Herrmann'schen Stiftung ein Preis von 80 Mk.
zuerkannt.
* Impflingen (A. Tauberbischofsh.), 22. Okt.
Am letzten Samstag wurden die in der Nähe des
neuen Schulhauses wohnenden Einwohner durch ein
starkes Krachen in Schrecken versetzt. Eine daselbst
stehende Scheuer mit dem darunter befindlichen
Kellergewölbe brach plötzlich zusammen. Glücklicher
Weise hatten sich die kurz vorher im Keller beschäf-
tigten Leute entfernt, ohne zu abnen, daß bald
darauf das Gebäude zusammenstürzen würde.
* Karlsruhe, 26. Okt. Gestern Vormittag
stürzte der ledige 18 Jahre alte Maurer David
Kühn von Mörsch, dort wohnhaft, beim Gerüsten
im städtischen Schlachthaus von einem etwa 4
Meter hohen Gerüste herunter und fiel mit dem
Rücken auf einen Steinkarren, wodurch er am
Rücken und an der rechten Hand Verletzungen er-
hielt. Er wurd- in das städt. Krankenhaus aus-
genommen-
* Harthausen, 25. Okt. Gestern rutschte beim
Graben eines Brunnens eine große Erdmasse nach,
welche den Arbeiter Franz Staiger von hier ver-

HefuchL und Kefunöen.
22) Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
„Graf Tregaron wird von der Thatsache, daß
Fräulein Ellivt sich genau ihrer Vergangenheit er-
innert, reichlich befriedigt sein. Er kann sie aus-
fragen und ihre Antworten werden für ihn stärkste
Beweise sein. Dennoch wäre es sehr gut, womög-
lich auch das Geständniß des SepoyS zu erlangen."
„Maya", sagte die junge Königin, sich zu ihrer
Gespielin wendend, „erscheint es Dir grausam, daß
sch zögere, Dich zu beglückwünschen? Nicht, daß
ich Dich um Dein großes Glück beneide. Ich freue
wich mit Dir, Liebste —" — „Wie wäre es mög-
lich, daß Du mich beneiden solltest, Sind« ?" fragte
Diaya. „Du bist eine Königin, bist reich und
'nächtig. Betrachte doch Deinen großen Palast,
Deine Juwelen und alle Herrlichkeiten. Ich bin
hier nur eine Untergebene, aber in England werde
'ch eine große Dame, fast eine Prinzessin sein."
I- „Würdest Du mir Dein englisches Heim und
Väter, den theueren Vater, der in liebender
Angst Deiner harrt — „Ich glaube, ich würde es",
erwiderte Maya offen. „Und dennoch liebe ich die
Veränderung und möchte England gerne sehen —
"ein, ich ziehe es lieber vor, Graf Tregaron's Erbin
als Königin von Khalsar zu sein!" — „Was
würden Sie vorziehen, Sind« ?" fragte der Mis-
sionär liebevoll. — „Das Heim, die väterlichen
hiebe, Vater. Wenn Ihnen etwas geschähe, wäre
allein hier. O, wenn ich nur meine Verwand-
en finden könnte! Ich muß doch vielleicht auch
Angehörige haben!"

„Fräulein Elliot", sagte Bathurst, sich an
Maya wendend, „wir haben den Zweck unserer
Wanderung erreicht. Es bleibt uns jetzt nichts
mehr übrig, als nach England zurückzukehren. Wol-
len Sie mit uns gehen?" — „O, mit tausend
Freuden! Ich kann cs kaum erwarten, meinen
Vater, meinen lieben Vater wieder zu sehen." —
„Wollten Eure Majestät Fräulein Elliot unter
unserem Schutze nach England begleiten?" fragte
Elliot ehrerbietig. „Einmal dort angelangt, be-
steht immer die Möglichkeit, daß Sie Verwandten
finden. Ich bin überzeugt, daß Graf Tregaron
alle Anstrengungen machen wird, um die Angehöri-
gen der jungen Dame zu finden, die seiner Toch-
ter so lange eine Schwester war."
In dem Gesichte der Königin flammte eine
Helle Frcudenröthe auf, die jedoch sofort wieder er-
losch- — „Ich weiß es nicht", antwortete sie.
„Lassen Sie mir ein wenig Zeit zur Ueberlegung.
Ich danke Ihnen sehr, Herr Elliot, für Ihre große
Güte, mir Ihren Schutz angedeihen lassen zu wol
len, aber meine Entscheidung muß von Vater Hein-
rich abhängen, der so viel für mich gethan hat." —
„Sie werden gewiß einige Tage in Putpur bleiben
müssen, um sich nach Ihrer langen Wanderung
auszuruhen", sagte der Missionär mit sorgenvoller
Miene. „Ich werde mich erst später entscheiden.
Es wäre vielleicht gut, wenn die Fürstin nach Eng-
land ginge. Die Vorsehung hat uns vielleicht diese
Gelegenheit in den Weg geführt. Ich kann mich
nicht so leicht entscheiden. Geben Sie mir zwei
Tage Zeit, die Sache zu überlegen." — „Wir
wollen zwei Tage warten, oder so lange, als Sie
es wünschen, Herr," erklärte Elliot, — „Dennoch

Isind wir ungeduldig zurückzukehren", versetzte Bat-
hurst. — „Ich werde bereit sein, zu jeder Zeit ab-
zureisen", sagte die hübsche Maya. „Auch ich kann
es kaum erwarten, die Heimreise zu Papa anzu-
treten." — „Ich will Sie heute Abend in Ihrem
Gasthofe besuchen, meine Herren", sagte der Mis-
sionär.
Die jungen Engländer verabschieden sich dann.
Als sie den Palast verließen und durch die Gärten
und außerhalb derselben die schmalen Straßen ent-
lang schritten, konnte Bathurst sein Entzücken kaum
zurückhalten. — „Fräulein Elliot ist gefunden!"
dachte er für sich. „Sie ist makellos, schön und
anmuthig und wohlerzogen. Bei Gott, ich will sie
gewinnen und heirathen! Unser Held schwieg so
lange, daß Batburst endlich ungeduldig fragte:
„Woran denken Sie, Elliot? Wie gefielen Ihnen
die beiden Mädchen?"
„Ich glaube, die Fürstin hat mich bezaubert,"
erwiederte Elliot, indem er zu lächeln versuchte.
„Wie schön sie ist! Wie lieblich! Bathurst, für
sie würde ich mein Heim und mein Vaterland auf-
geben!" — „Ei, verliebt bis zum Wahnsinn?
Nun, so lange Sie mir Fräulein Elliot überlassen,
habe ich nichts dagegen." — „Aber wenn die
Fürstin sich entscheiden sollte, unter unserem Schutze
nach England zurückzukehren, werde ich kein Wort
von Liebe zu ihr sprechen, so lange sie nicht unter
Graf Tregaron's Obhut ist," sagte Ellivt ernsthaft.
„Ich beabsichtigte, sie eines Tages für mich zu ge-
winnen, Bathurst, wenn ich kann, obwohl sie zu
gut ist für mich."
„Es kann sich Herausstellen, daß sie die Tochter
eines gemeinen Soldaten ist." — „Und wenn sie

die Tochter eines Straßenkehrers wäre, würde ich
mich durch ihre Einwilligung, mich zu heirathen,
noch immer geehrt fühlen," erwiderte Elliot im be-
geisterten Tone. „Sic ist eine Königin im edel-
sten Sinne des Wortes. Bathurst, ich bete sie
an." — „Und Fräulein Elliot? Ich freue mich
herzlich, daß Sie nicht beschlossen haben, gleich mir
um ihre Gunst und Zuneigung zu werben. Was
denken Sie von ihr?" M „Sie ist bübsch, sanft,
einschmeichelnd — aber sie gefällt mir nicht." —
„Sie gefällt Ihnen nicht?" — „Nein! Sie flößt
mir ein seltsames Mißtrauen ein, Bathurst, den-
noch scheint sie gut und sanft zu sein."-
„Scheint! Sie ist gut! Ich gestehe, daß sie neben
der Fürstin verliert; aber sie ist eine Grafentochter
und die Fürstin ist vielleicht niedrig geboren. Ich
werde Fräulein Elliot gewinnen, wenn ich kann,
so bald wir in England angelangt sind, und was
Ihre Gottheit anbelangt, merken Sie auf meine
Worte, sie wird hier bleiben, wo sie einen Palast
und ungezählte Reichthümer hat, und sie wird den
Rayah heirathen. Sie wäre eine Närrin, wenn
sie es nicht thäte. Ihr Missionär ist zu schlau,
um sie fort zu lassen, und sie ist andererseits viel
zu sehr an Lurus gewöhnt, um demselben so leicht
zu entsagen."
Zwölftes Kapitel.
Die Entscheidung der Fürstin.
Die Nacht war angebrochen. Die alte Festungs-
stadt Putpur mir ihren von Balkonen umgebenen
Häusern, ihren schmalen gewundenen Straßen,
ihren Bazars und inmitten kühler Gärten stehen-
den Palästen lag in blassen Mondesschimmer ge-
 
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