Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI Kapitel:
Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44556#0141

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nummer 18». H. Jahrgang.

Aeuev

Freitag, 1». August 1894


General-GAn^iger

für Heidelberg ««- Uwgegend
(Mürger-ZeiLung).

Abonnernentspreisr
mit Sieitigem tllustrirtem Sountagsblatt: monatlich
40 Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
Expedition: L>orrr>tstroße Ur. LS.

Jnserttonsprciör
die Is-altige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
Expedition: qHcruptstraße Ur. LS.

Geleseirstes Matt rn Stadt m. Amt Hetdetbe^s und LtrnDegeMd. G^ötztev G^fstg für Inserate.

E" Telephon-Anschlutz Nr. M2. "MG
Fsvtwähveird
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Zeit ist Geld.

Wer glücklich in der Welt sein Fortkommen
finden will, der muß einen weisen Gebrauch von
der Zeit zu machen verstehen. Sie ist der Stoff,
aus dem das menschliche Leben gewebt ist; ver-
ständig in ihrem schnellen Fluge benutzt, gewährt
sie Mittel zur Ausbildung des Geistes, zur Er-
greifung jedes Vortheiles und zur Vermehrung
unseres Wohlstandes.

Allenthalben hat sich jetzt die Zeit der Mit-
bewerber vermehrt; will man nicht unterliegen,
so muß man die Zeit mit Einsicht benützen. Wer
früher aussteht als Andere, der gewinnt an Ge-
sundheit und Glück. Eine Stunde früher als
sonst das Bett verlassen, heißt jährlich 15 Tage
Und 5 Stunden gewinnen.

Sind dies Arbeitstage, so sehen wir uns vor
den Langschläfern in großem Vortheil, denn die
Zeit ist zum Arbeiten da, sie soll nützlich zuge-
bracht werden. Von Jugend an muß sich der
Mensch an zweckmäßige und nützliche Thätigkeit
gewöhnen, und wer dies thut, dem ist die Arbeit
Lust und Freude. Wer den Geist gehörig aus-
bildet, der kann nicht müßig gehen; er schafft
Und wirkt mit dem Verstand und läßt seine Zeit
nicht ungebraucht verstreichen.

In unseren Tagen ist Alles aus Schnelligkeit
Und Arbeitsamkeit berechnet. Der Kaufmann muß
letzt, innerhalb eines Jahres, weit mehr Maaren
Umsetzen, wenn er dasselbe verdienen will, als er
dop zwanzig Jahren zu thun brauchte; der Land-
Ulann muß seinen Acker weit besser anbauen, als
wnst, wenn er bestehen will; der Gelehrte muß
b>eit mehr und weit umfassendere Kenntnisse be-
sitzen, als vormals. Der Familienvater muß
Uwhr arbeiten und sparen, wenn er vorwärts
kommen will — und wie kann man diesen Zweck
Fuders erreichen, als durch weise Benutzung der
Zeit, durch zweckdienliche Thätigkeit und durch
größere Einschränkung im Genüsse?

Die Zeit ist der Stoff, aus dem sich Glück
Und Segen auch für unsere Tage zusammensügen
^ssen. Sie gewährt vorzüglich die Mittel zu
Unserem besseren Fortkommen; man benütze deß-
Ub den flüchtigen Augenblick, man schm'ede das
Uen, so lange es heiß ist, und dann ist das
Menschenleben, obschon es einen steten Kampf mit
Hindernissen und Schwierigkeiten bietet, doch eine

reiche Quelle der Freude, der Zufriedenheit und
des Glückes. Denn — Zeit ist Geld!
Deutsches Reich.
Gerlirr, 10. August.
— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht heute
die Verordnung betreffend das Verbot der Ein-
fuhr und Durchfuhr von Rindvieh, Schwei-
nen, Schafen und Ziegen aus Luxemburg nach
oder durch Elsaß-Lothringen.
— Die Kommission für Arbeiter-
statistik hat nunmehr dem Reichskanzler ihren
Bericht über die Frage der Regelung der Arbeits-
zeit in den Bäckereien und Konditoreien
erstattet. Selbstredend sind die in dem Bericht
gemachten Vorschläge für den Reichskanzler nach
keiner Richtung hin bindend. Ob und was nun-
mehr zu veranlassen sein werde, wird vielmehr
lediglich von der Prüfung und Entschließung des
Reichskanzlers abhängen. Wir dürfen hinzu-
fügen — so schreibt der „Reichsanzeiger" — daß
eine solche Entschließung bisher nicht getroffen
worden ist. Trotzdem sind wir der Ansicht, so
fügt das amtliche Blatt hinzu, daß die Veröffent-
lichung des Berichts sich aus mannigfachen
Gründen empfehle. Vor allem begrüßen wir sie
um deswillen, weil nunmehr der öffentlichen
Meinung und insbesondere den zunächst bethei-
ligten Kreisen ein authentisches Material vorge-
legt und dadurch Gelegenheit geboten wird, sich
mit den gemachten Vorschlägen bekannt zu machen
sowie dazu Stellung zu nehmen.
— Der „Reichsanzeiger" schreibt: „Mehrere
Zeitungen brachten die Mittheilung, däß die Be-
gnadigung der französischen Offiziere, welche
ihre Strafe in Glatz verbüßen sollten, infolge
einer Vermittlung des Jesuitenpaters Nix statt-
gefunden habe. Die Angaben entsprechen nicht
der Wahrheit."
Gotha, 9. Aug. Das Telegramm Kaiser
Wilhelms aus Cowes an Herzog Alfred hat
folgenden Wortlaut:
„Zu Deinem Geburtstage, den Du zum ersten
Mal als deutscher Bundesfürst in Deinem schönen
Lande verlebst, sende ich Dir meinen innigsten
und aufrichtigsten Glückwunsch. Möge das
kommende Lebejahr Dir und Deinen getreuen
Unterthanen viel Glück und Segen bringen.
Wilhelm."
Die Antwort des Herzogs lautete;
„In unerschütterlicher Treue danke ich Dir
von ganzem Herzen für die liebevollen Glück-
wünsche und für die mir und meinem Lande
heute und zu jeder Zeit bewiesene huldvolle Ge-
sinnung. Alfred."
Wilhelmshöhe, 9. Ang. Die Kaiserin

nahm gestern Abend ein von vierhundert Sängern
des Wehlheidener Männergesangvereins und des
hessischen Sängerbundes dargebrachtes Ständchen
entgegen. Die kaiserliche Familie war auf der
Schloßterrasse versammelt. Besonders die Volks-
lieder gefielen der Kaiserin, die von der Terrasse
herabkam und den Dirigenten dankte. Sie zeichnete
viele Sänger durch Ansprachen aus. Die Kaiserin
bewirthete schließlich die Sänger im „Hotel
Schombardt".
Karlsruhe, 9. Aug. Ihre Königliche Hoheit
die Prinzessin Luise von Preußen nahm gestern
mit Gefolge an der Großberzoglichen Mittagstafel
Theil und kehrte nach 4 Uhr über Konstanz nach
Schloß Mortfort zurück. Ihre Majestäten der
König und die Königin von Rumänien haben Sich
zum Besuch bei den Großberzoglichen Herrschaften
auf Schloß Mainau angesagt und werden am
Freitag Abend aus Umkirch daselbst eintreffen.
Nach der Rückkehr des Großherzogs und der Groß-
herzogin von Friedrichshafen werden dieselben die
Königlich Rumänischen Majestäten in Konstanz
empfangen.
München, 9. Aug. Der bayerische Minister
des Innern hat eine Verfügung erlassen, in
welcher die Zulassung der Feuerbestattung
in Bayern ohne Ergänzung der einschlägigen
Gesetzgebung für unmöglich erklärt wird. Zur
Begründung dieser ministeriellen Entschließung
wird in der betreffenden Verordnung Folgendes
ausgesührt: „Wie in den bezeichneten Vorlagen
selbst schon zum Ausdruck gebracht ist, kann die
Feuerbestattung nickt ohne gewisse polizeiliche
Anordnungen und Vorschriften zugelassen und
durchgeführt werden und es können ohne Zweifel
solche Vorschriften dem Zwecke nur dann dienen,
wenn die Zuwiderhandlungen dagegen unter
Strafe gestellt sind. Als gesetzliche Unterlage
hierfür würde nur der Art. 61 Abs. 1, Ziffer 3
des Polizeistrasgesetzbuches in Betracht kommen;
da aber in diesen Bestimmungen nur von „Be-
erdigung" und „Begräbnißplatz" die Rede ist
und der Gesetzgeber hierbei an eine „Feuerbe-
stattung" nicht wohl gedacht haben kann, so
bietet jener Artikel in seiner Fassung eine sichere
Grundlage für etwa zu erlassende Polizeivorschrif-
ten zur Feuerbestattung nicht und es ist zu be-
fürchten, daß solche Vorschriften von den Gerich-
ten nicht als zu Recht bestehend anerkannt wür-
den. Eine Zulassung der Feuerbestattung erscheint
hiernach in Bayern ohne Ergänzung der ein-
schlägigen Gesetzgebung nicht möglich. Ob aber
zu einem gesetzgeberischen Vorgehen in der Sache
gegenwärtig ein zureichendes Bedürfniß in Bayern
besteht, muß bezweifelt und deßhalb Bedenken
getragen werden, behufs Einführung der Feuer-

bestattung zur Zeit den Weg der Gesetzgebung zu
beschreiten.
Ausland.
Basel, 9. Aug. Der internationale Tabak-
arbeiterkongreß wählte einstimmig Ant-
werpen als Vorort der Organisation und
Verbandskasse, bestimmte Jugters-Antwerpen
zum Generalsekretär und ernannte die nationalen
Vertrauensmänner, für Deutschland Junge-
Bremen. Der 4. internationale Kongreß soll
1896 in London stattfinden. In dem herz-
lichen Schlußwort des Präsidenten wurde der
Basler Arbeiterschaft für die gastliche Aufnahme
der allgemeine Dank des Kongresses ausgesprochen.
Paris, 9. Aug. Der „Figaro" veröffentlicht
einen Auszug aus einer Broschüre über
ministerielle Jntriguen, die Vit Var
Desroziers, ein früherer Geheimagent des
Ministeriums des Innern, demnächst veröffent-
licht. Der Geheimagent theilt mit, er sei im
Juli 1893 kurz vor den Wahlen von dem Poli-
zeipräfekten Lepine Namens des Ministers Dupuy
beauftragt worden, mit Drumont zu verhandeln.
Die Regierung habe Drumont angeboten, dessen
Kandidatur für ein Deputirten-Mandat in Pe-
ronne offiziös zu unterstützen und 28 000 Frcs.
zu den Wahlkosten beizusteuern. Dafür sollte
Drumont sich zu einer geschickten Neutralität
gegenüber dem Präsidenten der Republik, dem
ganzen Ministerium und den hauptsächlich durch
Panama kompromittirten Deputirten Rouvier,
Burdeau undAröne verpflichten, bis die Wahlen
vorüber seien. Seine Angriffe könnte er gegen
die radikale Linke richten. Drumont habe das
Anerbieten abgelehnt, worauf der Polizeipräfekt
dem Mitarbeiter Drumonts an der „Libre Parole",
Boisandre, 5000 Franks habe versprechen lassen,
falls er Drumont zur Annahme bestimme. Boi-
sandre habe ebenfalls abgelehnt. Die Broschüre
bestätigt ferner die Subventionirung der „Cocarde"
durch Dupuy nach Ducrets Verurtheilung unter
der Bedingung, daß das Blatt die Panamisten
schone und die Radikalen angreife.
Paris, 9. Aug. Die Polizei hat an der bel-
gischen Grenze die „Chronique de Brurelles" mit
Beschlag belegt, weil darin ein Bildniß des Anar-
chisten Grave und Auszüge aus seiner Schrift:
„Die sterbende Gesellschaft und die Anarchie" ver-
öffentlicht wurden. — Der russische Nihilist Bara-
now ist aus Frankreich ausgewiesen worden und hat
ich in Havre nach England einqeschifft. Die eng-
lische Polizei ist davon benachrichtigt worden.
Paris, 9. Aug. Anarchistenprozeß. Der
Staatsanwalt setzte seine gestrigen Ausführungen fort,
ging der Reihe nach auf die jedem Angeklagten zur
Last gelegten Vergehen ein und wies darauf hin,

Die verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von C. von der Have.
(Fortsetzung.)

„Da-

„Das nützt mir nichts!" flüsterte Hans.
R erlange ich nichts!" Er bückte sich und sah
Düsend auf dem Boden umher. „Nein, hier ist
y nicht! Aber wenn bier schon Jemand war, —
Henker noch einmal, wer kann es gewesen
»'n? W» — wo ich xz nur verloren haben
'°Nn?»
k Er sah noch einmal prüfend umher, ja, er zün-
est sogar ein Wachszünbholz an und leuchtete da-
in alle Ecken; dann trat er aus dem Pavillon
'Eder heraus, verschloß die Thür hinter sich und
' 'E mit raschen Schritten dem Hause zu.
An der Hinterpforte, die ins Haus führte,
^Hte er Halt, wg einen Schlüssel aus seiner Tasche
öffnete die Thür, um lautlos im Innern des
^usrs verschwinden.-
»Hans!"
! Es war ein mehr gehauchter, als gesprochener
i aber den jungen Mann, der mit unhör
hZck Schritten die Treppe zu dem oberen Stock-
hinauf eilen wollte, traf derselbe wie ein
, Unterschlag, und wie gelähmt stand er im selben
Moment.
§ ihm^" todtenhaft weißes Gesicht war es, welches
' ts dem Dämmerlicht des Morgens entqegen-
tte, als er das Haupt wandte.
»Hans, — wo — wo bist du gewesen?"

Wie Ruthenstreiche trafen ihn die Worte, deren
jedes sich ibm in die Seele bohrte.
„Du, Jertha?" gab er leise zurück, gewaltsam
sich fassend. „Was — was treibt dich wie einen
ruhelosen Geist zu dieser Stunde im Hause um-
her ?"
Seine Worte sollten ein gezwungener Scherz
sein; derselbe mißlang kläglich.
„Ruhelos!" wiederholte sie und Thränen zitterten
durch ihre Stimme. „Ja, ruhelos werde ich sein,
so lange ich lebe, durch diese Nacht! Hans, komm!"
sie ergriff seine Hand mit eiserner Festigkeit und
zwang fln so, ihr zu gehorchen. Erst als sich die
Thür eines kleinen Salons, in welchen sie ihn ge-
führt hatte, hinter ihnen geschlossen, gab sie seine
Hand wieder frei. Mit wachsendem Staunen hatte er
ihr Folge gegeben; bei dem durch die unverschlosse-
nen Vorhänge dringenden Morgenlicht sah er jetzt
erst ihre vor Schmerz gleichsam verzerrten Züge.
„Bei allem, was dir heilig ist, Hane, wo —
warst du diese Nacht?"
Mehr noch als ihr Blick läbmten ihre Worte
gleichsam all sein Empfinden und ein unwillkür-
liches Entsetzen beschlich ihn. Aber noch bekämpfte
er es mit dem Leichtsinn und dem raschfertigen
Gleichmut!), der ihm eigen war.
„Jertha, liebste Jertha, was soll diese so tra-
gische Frage?" sprach er, mit dem Versuch, indem
vorherigen Tone zu reden. „Wo ich war? Nun,
wo anders, als wo Genossen meines Alters auch
waren, in fröhlicher Gesellschaft, wo der Becher der
Jugendlust brausend schäumt, in der Gesellschaft
der Jugend mit der Jugend!"
Das junge Mädchen war auf einen Stuhl ge-

sunken; sie hielt sich nicht länger aufrecht. Des
Bruders Worte schnitten ibr in die Seele. Er
ahnte nichts, und hier — hier-
Gewaltsam raffte sie sich auf.
„Hans, weißt du, was hier geschehen ist?" stieß
sie konvulsivisch aus.
Jetzt lähmte ihn der Schreck buchstäblich.
„Jertha, um Gottes willen, sprich — hier —
hier —Allgerechter, was kann hier geschehen sein?"
Sie war in ihren Sessel zurückzesunken, eine
Ohnmacht wandelte sie an. Einzig bestürmte sie
in diesem Moment nur die Vorstellung, daß sie
dem Bruder, der, so leichtsinnig er auch sein mochte,
die Mutter abgöttisch geliebt hatte, das Entsetz-
lichste, was es nur geben konnte, mittheilen sollte.
Die Zunge versagte ihr den Dienst.
Und er sah, wie sie kämpfte, wie sie nach Worten
rang, und mit einem Schrei sank er auf die Knie.
„Jertha, Jertha," stieß er hervor, „um Gottes
Barmherzigkeit willen, sprich, sprich, was — was
ist hier geschoben, daß du nicht Worte zu finden
vermagst, es mir zu sagen?"
Aber nur unartikulierte Laute rangen sich über
ihre Lippen. Sie fand die Sprache nicht, ihm
das Grauenhafte zu sagen. Und er kniete neben
ihr, — fassungslos, wie seiner Sinne beraubt.
„Jertha, Jertba," keuchte er, „Gott nur weiß,
wie ich bereue, dir, du engelhaft Reine, Schmerz
bereitet zu haben! Jertha, sprich, o, sprich doch, was
— was ist es?"
Und endlich —- endlich fand sie die Worte, die
sich Luft machten in dem Aufschrei, mit dem sich
eines Herzens allertiefstes Weh losringt:

„Die Mutter — die Mutter — Hans —
Hans, — sie ist' — sie ist todt!"
Mit einem Laut, der nichts Menschliches an
sich hatte, stand der dem die Worte galten, auf
seinen beiden Füßen. Seine Augen schienen Blitze
zu schleudern, in seinen Zügen arbeitete es, als
wenn ein Sturm in der Natur ausbrechen will.
„Die — die — Mutter — todt!"
Ein Fall, — ein dumpfer Fall, und er lag
am Boden — wie zerschmettert.
Vier Minuten hörte man nichts in dem Raume,
als das krampfhafte Schluchzen des Mädchens im
Sessel und das qualvolle Stöhnen des jungen
Mannes.
Endlich hob der letztere das Haupt; seine Züge
waren verzerrt.
„Jertha," sagte er und seine Stimme klang wie
zerbrochene Scherben, „Jertha, willst du mir nicht
alles sagen?"
Wieder trat eine Pause ein, eine erstickende,
athemraubende Pause.
Dann ließ das junge Mädchen die .stand von
den Augen sinken und ihr erloschener Blick richtete
sich auf den Bruder, der sich schwankend erhob und
neben ibren Sessel trat.
„Ja," sagte sie tonlos, „ich nM — jch mich,
dir alles sagen, denn — was du weißt — es ist
nur ein Bruchtbeil des Ganzen. Die Mutter ist
todt, — wir sanden sie todt bei unserer Rückkehr
am Abend
Nun stockte sie doch, so muthig und ent-
schlossen sie auch gewesen war, ihm jetzt alles
zu sagen.
Ahnte er immer noch nichts?
 
Annotationen