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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 271 - Nr. 280 (19. November - 29. November)
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Rrrmwer 272. LZ. Zahrgaug.

e tt e V

Dienstag, 2V. November WV4.



General-GAn^eig

für Heidelberg und Umgegend

InscetionLprciör
die Ispaltige Petitzetle oder deren Raum 8 Pfg.,
sür auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.

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mit Sfeitizem ivnstrirtem Sonntagrblatt: monatlich
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Expedition: Hauptstraße Mr. 25.

Gelesenstes BLsrtL L-r SLcrdt sr. mrrd AEDegerrd. GVfstS fmV IHrseVsrte.

WW- T-l-pho»-Anfchl«tz Nr-102. "WW

Fortwährend
«erden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Deutschlands Kriegsstärke zur See.
Die Nachricht von dem vor einigen Wochen
erfolgten Eintreffen unserer Kreuzerdivision in
Ostasien ist von einem großen Theil der Presse
mit einem freudigen „Endlich!" begrüßt worden,
als ob wir nunmehr sicher sein könnten, daß die
deutsche Marine unter allen Umständen im Stande
sei, die Interessen der Deutschen in Ostasien, ihr
Leben und ihr Eigenthum wirksam zu schützen.
Gewiß, solange der Ostasiate die deutsche Kriegs-
flagge um ihrer selbst willen respektirt, wird das
der Fall sein, wie aber, wenn das deutsche Reich
einmal mit einer der ostasiatischen Regierungen in
einen Konflikt käme, wie er in Kriegszeiten so
leicht möglich ist, und diese Regierung sich mit
der Frage beschäftigte, ob denn die deutsche
Kriegsflagge dort draußen wirklich so achtungge-
bietend repräscntirt werden kann, daß ein Nach-
geben angezeigt, erscheinen möchte?! Die „Berl.
P. N." schreiben auf diese Frage:
Streitfragen, wie solche letzthin zwischen Eng-
land und China sowohl, wie zwischen Frankreich
und Japan über Verletzung völkerrechtlicher
Grundsätze entstanden sein sollen, können wegen
des lebhaften Verkehrs deutscher Handelsschiffe in
Ostasien jeder Zeit auch an das Deutsche Reich
herantreten. Was soll nun werden, wenn es der
diplomatischen Aktion etwa nicht gelingt, der euro-
päischen Rechtsanschauung Geltung zu verschaffen?
Soll das Deutsche Reich eine Vergewaltigung
seiner Neutralität seiner Flagge, seiner Ehre
ruhig hinnehmen oder soll es durch Einsetzen
seiner Kreuzerdivision z. B. gegen die japanische
Flotte versuchen, sein Recht zu wahren?
Leider scheint die Annahme nur zu begründet,
daß man davon Abstand nehmen müßte. Denn
es würde sich nur ein nutzloses Opfer der Kreuzer-
division als Resultat ergeben, ein Opfer, welches
auch darin nicht vermieden, sondern vergrößert
werden könnte, wenn das Deutsche Reich seine
gesammte Kreuzerflotte statt der Kreuzerdivision
entsendete und einsetzte. Es fehlt uns fast völlig
an Schiffen, welche ins Ausland gesendet werden
können und im Stande wären, auch nur einem
leichten Panzerschiffe nut einiger Aussicht auf
Erfolg entgegenzutreten. Diese Thatsache ist in
den letzten Jahren von berufener Stelle so oft

dargelegt worden und durch die neuesten Ereig-
nisse so nachdrücklich belegt, daß sie freilich all-
gemein bekannt sein müßte. Wenn nun die
Marineverwaltung in dem Etat für 1895/96,
wie die „Köln. Volksztg." meldet „eine ganze
Flotte von Panzerkreuzern" fordert, so wird man
ja freilich abwarten müssen, wieviel davon wahr
ist, jedenfalls ist eine ausgiebige Verstärkung
unserer Kreuzerflotte nicht dringend genug zu
wünschen. Die „Köln. Volksztg." scheint freilich
anderer Ansicht zu sein, denn sie versucht unter
Bezugnahme auf die Marinedenkschrist vom 11.
März 1884 nachzuweisen, „daß Deutschland an
einem oder zwei Kreuzern zu Rekognoszirungs-
dienstcn genug habe, weil die Rolle, welche deutsche
Schiffe in fremden Meeren während eines euro-
päischen Krieges, an dem Deutschland betheiligt
wäre, zu übernehmen befähigt seien, stets nur
eine sekundäre sein könne." Wenn die „Köln.
Volksztg." auch jetzt noch sich auf die Denkschrift
von 1884 stützen will, so übersieht sie die in-
zwischen gänzlich geänderten Verhältnisse voll-
kommen. Seitdem sind eben in Südamerika, in
Ostasien eine Anzahl von Flotten entstanden,
welchen man mit Schiffen, wie sie damals für
den überseeischen Dienst geeignet und ausreichend
waren und zu denen leider der größte Theil
unserer Kreuzerflotte noch heute gehört, nicht mehr
imponiren kann. Man braucht aber gar nicht
an überseeische Verwickelungen zu denken, um
gleichwohl zu der Ueberzeugung zu kommen, daß
uns, nämlich für einen Krieg unmittelbar vor
unseren eigenen Häfen, eine Anzahl starker
schneller Kreuzer dringend nöthig ist. Sämmt-
liche europäische Seemächte haben in den letzten
10 Jahren die Zahl ihrer Panzerkreuzer energisch
gesteigert; mit diesen europäischen Panzerkreuzern,
denen wir bis jetzt nichts Entsprechendes entgegen-
zustellen haben, muß man rechnen, sie würden im
Kriegsfälle auf die Operationen unserer -Flotte
lähmend, vielleicht verderblich wirken.
Im Hinblick aus diese geänderten Verhältnisse
hat sich die Marinedenkschrift von 1888 in einen
gewissen Gegensatz zu der von 1884 stellen
müssen. In der Denkschrift von 1888 zum Etat
1889/90 sind sieben „geschützte Kreuzer" als
nothwendig bezeichnet. Von diesen ist bis jetzt,
also in sechs Jahren, glücklich einer bewilligt und
gebaut worden. Uns scheint es unlogisch und
unlohal, wenn die „Köln. Volksztg." noch jetzt
ihre Ausführungen in Jgnorirung der Denk-
schrift von 1884 zu stützen unternimmt, wir
können nur wünschen, daß die Marineverwaltung,
unbeirrt durch kurzsichtige und engherzige Ver-
weigerungen früherer Jahre, es mit Erfolg ver-
sucht, die bedrohliche Lücke in unserer Kriegs-
rüstung auszufüllen.

Demsches NeiL.
Berlin, 20. November.
— Gestern Vormittag fand in der Kapelle
der russischen Botschaft ein Trauergottesdienst an-
läßlich der Beisetzung des Zaren statt, welchem
der Kaiser, die Kaiserin, Prinz Fried-
rich Leopold sowie die anderen Prinzen und
Prinzessinnen des Königshauses, die in Berlin
anwesenden Fürstlichkeiten und Würdenträger, so-
wie eine Kompagnie des Kaiser Alexander-Garde-
Grenadierregiments in Grenadiermützen mit den
vier umflorten Regimentsfahnen und der Regi-
mentsmusik beiwohnten. Der Kaiser trug die
Uniform des russischen Infanterieregiments Wy-
borg, dessen Chef er ist, mit umflortem russischen
Ordensstern. Das Kaiserpaar und sämmtliche
übrigen Anwesenden knieten während der Feier
wiederholt nieder. Die Feier dauerte eine Stunde.
Nach der Feier kehrte das Kaiserpaar alsbald
nach Potsdam zurück.
— Der Reichstag hat bekanntlich am
Schluß der vorigen Tagung eine Resolution
angenommen, worin eine baldige Revision des
Jnvalititäts-u. Altersversicherungs-
gesetzes befürwortet wird. Der Bundesrath
überwies diese Resolution Mitte Mai dem Reichs-
kanzler. Seitdem hat man von dieser Frage
nichts wieder gehört. Aus den Erörterungen des
Reichstags über die verschiedenen Anträge, die
schließlich zur Annahme jener Resolution geführt
hatten, war bereits zu erkennen, daß die Verbün-
deten Regierungen durchaus nicht abgeneigt sind,
dem von vielen Seiten an sie herantretenden
Wunsche einer solchen Revision zu entsprechen.
Von grundsätzlichen Aenderungen des bisherigen
Versicherungssystems ist allerdings nicht die Rede,
vielmehr wird bei jeder bevorstehenden Umgestal-
tung des Gesetzes von dem Grundsatz ausgegangen
werden, an den Grundlagen nichts zu ändern,
sondern die Umgestaltung auf die Beseitigung
jener Mißstände zu beschränken, die sich nach den
bisherigen Erfahrungen bei der Ausführung des
Reichsgesetzes vom 22. Juni 1889 gezeigt haben.
Bezüglich der Aufbringung der Beiträge dürste
man dem Vorschläge den Vorzug geben, einmal
Beitragsmarken, für längere Zeiträume giltig,
auszugeben und ferner die Quittungskarte durch
ein Pensionsbuch für längere Zeiträume zu er-
setzen. Hinsichtlich der anderen Punkte, die etwa
noch abzuändern sein dürsten, werden noch weitere
Erhebungen zur genauen Feststellung der Be-
dürfnißfrage stattfinden. An eine baldige Ent-
scheidung und Ausarbeitung einer bezüglichen
Vorlage ist jedenfalls unter diesen Umständen
nicht zu denken.
— Die „Post" erfährt aus bester Quelle, daß

im Laufe dieser Woche im Reichsamt des Innern
die Sitzungen begönnen, in denen erst die Formu-
lirung des Gesetzes über die Börsenreform
vorgenommen werden würde. Die Vorlage des
Gesetzes dürfte, wenn sie überhaupt noch in dieser
Tagung geschieht, erst gegen Ende derselben zur
Berathung gelangen.
— Dem Vernehmen nach beläuft sich die Zahl
der beim Patentamt- auf Grund des neuen Ge-
setzes bisher zur Anmeldung gebrachten W a a r en-
zeich en auf 8—9000. Etwa ein Drittel davon
sind neue Zeichen, die übrigen sind Erneuerungen
der schon nach dem Gesetze vom 30. November
1874 geschützten Marken. Die Hauptbätigkeit der
Abtheilung für Waarenzeichenschutz im Patentamte
wird nun der Prüfung der Anmeldung gewidmet
sein. Es wird dies eine geraume Zeit erfordern,
auch schon deshalb, weil die für die Prüfung noth-
wendigen Grundlagen noch nicht alle endgiltig fest-
gestellt sind. Hierzu gehört in erster Reihe ein
Verzeichniß der Freizeichen. Bekanntlich hatte das
Patentamt die wirthschaftlichen Vereinigungen auf-
gefordert, ihm diejenigen Zeichen mitzutheilen, welche
in deren Interessengebiet, sei es allgemein, sei es
von einer größeren Anzahl von Personen frei be-
nutzt werden. Die Aufforderung war an 209
Korporationen gerichtet gewesen. 182 hatten darauf
geantwortet. In 95 Fällen lautete die Antwort
allerdings dahin, daß in den betheiligten Kreisen
Freizeichen nicht bestehen oder nicht bekannt sind.
In den übrigen Fällen aber waren eingehende Mit-
theilungen gemacht worden. Nun kann selbstverständ-
lich die Zusammenstellung der letzteren nicht als
Freizeichenverzeichniß im Sinne des Gesetzes an-
aesehen werden. Als für das Patentamt giltige
Freizeichen können nur solche angesehen werden,
die durch Beschluß des Amtes im Anmeldeverfahren
rechtskräftig festgestellt sind. Wie die „B. P. N."
melden, beabsichtigt das Patentamt zunächst das
Ergebniß der bisherigen Ermittelungen zu veröffent-
lichen, und zwar wird die erste Nummer des
Waarenzcichenblattes die betreffende Publikation ent-
halten.
— Es wurde vor einigen Tagen gemeldet,
daß die Absicht bestehe, den Gesetzentwurf
zur Bekämpfung der Umsturzbestreb-
ungen unmittelbar nach dessen Annahme durch
den Bundesrath amtlich zu veröffentlichen. Wie
neuerdings verlautet, ist die Ausführung dieses
Planes wieder zweifelhaft geworden. Die Vor-
lage soll dem Bundcsrath mit der Bezeichnung
„streng vertraulich" zugegangen sein und dürfte
bis zur Eröffnung des Reichstags geheim gehalten
werden.
— Die deutsche überseeische Aus-
wanderung über deutsche Häfen, Antwerpen,
Rotterdam und Amsterdam stellte sich nach den

Gesucht und Gefunden.
43) Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Kalloo blieb in seinem Verstecke kauernd und
rührte sich während der ganzen nächstfolgenden
Stunde nicht daraus hervor. Dann ging die
Thüre des Trödelladens behutsam wieder auf und
ein Hindu schaute vorsichtig und spähend die
Straße auf und ab. Wie zuvor entging Kalloo
seiner Beobachtung.
Fast unmittelbar darauf kamen Bathurst, noch
immer in derselben Verkleidung, und Puntab aus
dem Hause, die Thüre wurde hinter ihnen geschlos-
sen und sie kehrten zwar durch andere Straßen,
aber in derselben Richtung, aus der Sie gekommen
waren, zurück. De angebliche Fakir verfolgte sie
durch das Gasfenlabyrinth zurück nach d m Strande
und über die Esplanade nach Garden Reach. Er
sah sie noch in die Bananenvilla eintreten und
wußte, daß seine lange Nachtwache vorüber sei. —
»Jetzt wieder zu Bette", murmelte er. Ich habe
Mein Wild aufgespürt. Wie werde ich es einfangen?"
Es war jetzt schon früh am Morgen. Er be-
gab sich wieder zu seinem Freunde, bei dem er am
vergangenen Tage geschlafen hatte, und ging zu
Bette. Er schlief bi; Mittag und begab sich dann
in seinen gewönhlichen Kleidern in das Bureau des
Polizeipräsidenten. Er hatte seine Abenteuer und
Entdeckungen seinem Vorgesetzten erzählt und sie
waren in eine Berathung vertieft, als Armand El-
liot's Karte hereingebracht wurde. Der Präsident
Hefahl, Elliot eintreten zu lassen und stand auf, um
ihn zu empfangen. Unser Held schien eine schlaf-

lose Nacht verbracht zu haben. Er sah abgehärmt
und von Angst und Unruhe niedergedrückt aus.
Er nahm an dec Berathung des Präsidenten und
Kalloo's Theil und wurde von den Entdeckungen
des Parsen in Kenntniß gesetzt. Man kann sich
sein Erstaunen vorstellen.
„Es scheint unmöglich, absolut unglaublich!"
rief er aus, sich der Angst und Bestürzung erin-
nernd, welche der Kaufmann bei dem Verschwinden
der Mädchen gezeigt hatte. „Es muß irgend ein
Jrrthum vorwalten." — „Es waltet kein Jrrthum
vor, gnädiger Herr", erklärte Kalloo ernst. Ich habe
das gesehen, was ich Ihnen sagte." — „Herr Bat-
hurst muß zu einem anderen Zwecke bei dem Tröd-
ler gewesen sein", rief Elliot aus. „Vielleicht, um
gestohlene Maaren zurückzubekommen?" — „Die
gestohlenen Waaren sind die jungen Damen", be-
merkte der Parse slächelnd. — „Aber wenn er ir-
gend einen bösen Zweck verfolgte", bemerkte Elliot,
„und die jungen Damen zu demselben gestohlen
hätte ist's doch kaum möglich, daß er sie an solch
einen Ort brächte." — »Er glaubt, daß Sie das
annehmen werden", sagte der Parse, wieder lächelnd.
„Der Trödelbazar ist ein unwahrscheinlicher Ort,
um die jungen Damen daselbst zu verbergen; eben
deshalb ist es sehr wahrscheinlich, daß er die jungen
Damen dort verborgen hat."
Mit diesem Paradoren erklärte sich der Präsi-
dent einverstanden. — „Was rathen Sie mir?"
fragte Elliot sich an den Letzteren wendend. „Was
ist zu thun?" — „Kalloo's Rath ist vernünftig."
war die Erwiderung, — „und wir können gar
nichts Besseres thun, als ihn befolgen. Ihr
Dampfe: segelt morgen ab. Die jungen Damen

müssen heute Nacht befreit werden." Elliot drückte
hastig seine Zustimmung hierzu aus. — „Wenn
wir eine bewaffnete Mannschaft in den Trödler-
bazar schicken, werden wir auf Widerstand stoßen",
fuhr der Präsident fort, „und während wir diesen
Widerstand bewältigen, wird man die Damen auf
geheimem Wege beseitigen. Diese alten Häuser sind
voll verborgener Gänge und geheimer Winkel. Wir
müssen zur List unsere Zuflucht nehmen." — »Ja,
wir wollen sie durch List befreien — es geht nicht
anders", erklärte der Parse. „Wenn ich einige
Leute in der Nähe und einen muthigen, starken
Mann bei mir hätte, würde ich für die Befreiung
der Damen gut stehen!" — „Lassen Sie mich mit
Ihnen gehen!" rief Elliot. „Ich kann Rolle durch-
führen, die Sie mir zuweisen und jede Verkleidung
tragen. Sie vermeiden es auf diese Weise, mehr
Personen in ihr Vertrauen zu ziehen. Ich bitte,
nehmen Sie mich mit Kalloo." — „Sie setzen Ihr
Leben auf's Spiel, wenn Sie sich in jene Gegend
wagen, Herr Elliot", sagte der Präsident. — „Aber
sie ist — die jungen Damen sind dort, wenn
Kalloo's Annahme die richtige ist", sagte Elliot.
Der Präsident betrachtete den jungen Mann
scharf und sagte dann zu Kalloo: „Sie können
nichts Besseres thun, als Herrn Elliot mitnehmen.
Es ist kaltblütig und besonnen und wird Ihnen
besser helfen, als bewaffnete Hilftruppen." Die
Sache wurde abgemacht. Da andere wichtige Ge-
schäfte den Präsidenten in Anspruch nahmen, z"g
Elliot sich mit dem Parsen in ein Nebenzimmer
zurück. Hier wurde eine Verkleidung für den jungen
Engländer bestimmt und ein Plan, wie sie vor-
gehen wollten, festgesetzt. Die größte Verschwiegen-

heit wurde von Kalloo aufgebvten und Elliot hatte
auch durchaus kein Verlangen, Walther Bathurst
in seine Pläne einzuweihen, wenn auch der junge Bat-
hurst an dem Verrathe seines Vaters unschuldig war.
Als die Unterredung beendet war, stand Elliot^auf,
um zu gehen. „Vergessen Sie nicht, gnädiger
Herr", sagte Kalloo, „daß Sie sich um zehn Uhr
Nachts auf Ihr Zimmer zurückziehen und dann
heimlich hierherkommen müssen. Hier wollen wir
unsere Verkleidungen anziehen. Und dann wollen
wir nach dem Bazar gehen und die jungen Damen
zu befreien versuchen. Ich brauche Ihnen wohl
nicht aufzubieten, vorsichtig zu sein, Herr. Ihr
Geschick hängt jetzt nur von uns ab. Wenn unser
unser Plan entdeckt wird, sind Sie verloren!"
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Im Trödelbazar.
Wieder war es Nacht, regnerische, fiinstere, un-
freundliche Nacht. Die Stunde war zwischen zehn
und elf. Im nördlichen Stadttheile war das ge-
räuschvolle Treiben der Eingeborenen verstummt,
als ob Alles im tiefsten Schlummer läge. In den
schmalen Gassen und Gäßchen herrschte tiefste
Finsterniß und in den engsten, schmutzigsten Gäßchen
war es noch finsterer als in den anderen. Kein
Lichtschein drang durch die vergitterten Balkone,
noch durch die Ladenfenster, und aus den schatten-
haften Häusern drang kein Ton von Leben hervor.
Zwei Männer kamen das schmale, stockfinstere
Gäßchen entlang, von denen jeder einen kleinen
Pack trug. Sie schienen Hindus zu sein und
waren ärmlich gekleidet und schlichen vorsichtig
weiter, oft über ihre Schultern zurückblickend, als
fürchteten sie, verfolgt zu werden.
 
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