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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 13. Oktober)
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Nummer 233. LL. Jahrgang.

neueV

Freitag, 5. Oktober 1894


General-OAnmger

für Heidelberg und Umgegend

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mit Sseitigem tllustrirtem Sonntageblatt: monatlich
48 Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
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Expedition: Fbauptstrcrße Wr. Lt5.

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holung entsprechender Rabatt-
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GeLesenstes Blatt in Stadt u. Amt HeidetbeVD und Llmgegeud. Gustztev Erfolg für Inserate.

Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
) (Fortsetzung.)
Der Graf betrachtete den jungen Bathurst scharf,
^'elleicht las er richtig in den habgierigen Linien
^verschmitzten Gesichtes, denn er erwiderte: „Voll-
eren Sie die Aufgabe, die ich Ihnen anbiete,
kalter Bathurst, und ich will Ihnen jeden Pfennig
seines Privatoermögens überlassen und die große
^ssitzung von Longmead noch dazu! Das wird
zu einem sehr reichen Manne machen und
>shnen überdies eine Stellung in der Grafschaft
^schaffen.
c>. „Walter Bathurst's Augen funkelten und seine
r^Nger klammerten sich gierig in einander."
.. „Armand," fuhr der Graf fort, sich zu seinem
lungeren Verwandten wendend, „unternehmen Sie
Aufgabe für mich und ich will Ihnen meine
"^grenzte Dankbarkeit weihen. Führen Sie sie
Erfolg durch und ich will Ihren Namen segnen
ich will Ihnen auf meinen Knieen danken."
„Was ist es?" fragte der junge Elliot,
Ehrend seine dunklen Wangen erglühten.
^eide junge Männer waren voll Interesse urd
h!.ier. Die Habgier des Einen und die groß-
^lhige Begeisterung des Andern waren in gleicher
^'se entfacht.
G »Sie haben gehört, auf welche Art ich meine
Nn verlor?" fragte Graf Tregaron, sie mit
gramvoller Miene betrachtend.
u> »Ersparen Sie sich die Wiedergabe," sagte Ar-
sch'chte " kennen die ganze traurige Ge-

„Dann haben Sie auch gehört, daß mir mein
Kind gestohlen wurde," sagte Graf Tregaron in
heiserem Tone. „Nachdem der Aufstand unterdrückt
war, suchte ich nach der Kleinen und dem Elenden
Topee. Ich hörte, daß er während des Aufstandes
gelödtet worden war. Ich fand keine Spur von
meiner kleinen Käthe. Sie war ein kleines, zartes
Geschöpf, sanft und hold und lieblich, und ich war
überzeugt, daß sie bald den Qualen unterlegen sein
mußte, die ihr Topee gewiß zuzefügt hatte. Als
ich zu dieser Ueberzeugung gelangte, brach ich unter
meiner Schmerzenslast vollständig zusammen und
lag viele Monate schwer krank darnieder. Ich
wurde dienstuntauglich und nach England zurück-
geschickt. Ich brachte ein Jahr in den deutschen
Bädern zu und als mein Regiment dann heim be-
ordert wurde, kehrte ich nach England auf meinen
Posten zurück, der Schatten meines früheren Jchs,
ergraut, gealtert und hoffnungslos. Meine
Gesundheit ist seither erschüttert. Der innerste
Kern meines Wesens ist zu Tode getroffen. Nur
der Impuls einer großen Freude kann mir je
meine Kraft wiedergeben. Mein Rechtsanwalt, dem
ich meine Geschichte erzählte, meint, daß Käthe,
meine kleine Käthe, vielleicht nicht todt ist! Seine
Worte waren ein Same, der in meinem Herzen
sofort zu üppigem Wachsthum erblühte. Nicht todt!
Vielleicht ist sie nicht todt! Die Möglichkeit wird
mir fast zum bestimmtten Glauben, daß sie lebt!"
„Unmöglich!" sagte Bathurst. „Topee muß sie
getödtet haben.
„Nicht unmöglich!" schrie Armand Elliot.
„Warum sollte er ein kleines Kind tödten? Es
ist zwar wahr, die Sepoys tödten sogar Säuglinge

an der Mutterbrust; aber das geschah in offenem
wilden Kopfe. Wenn Topee das Kind damals im
Schlafe nicht ermordete, beabsichtigte er überhaupt
es am Leben zu lassen. Er hätte dem Kinde 'da-
mals ebenso gut den Dolch in die Brust stoßen
können, als er ihn in die Erde steckte. Er ver-
schonte es zu irgend einem Zwecke. Der Himmel
allein weiß, zu welchem!"
„Er verschonte es zu einer noch grausameren
Rache als dem raschen Tode!" schrie der Graf.
„Ich glaube meine Tochter lebt! Ich selbst kann
sie nicht suchen. Welcher von Euch will an meiner
Stelle gehen!" — „Ich!" rief der junge Elliot
mit leuchtenden Augen. „Ich will noch heute nach
Indien abreisen. Ich will alle Provinzen bis auf
den letzten Punkt durchsuchen und sie entweder
lebend oder ihr Grab finden."
Ich will auch gehen," rief Walter Bathurst
mit glühendem Gesichte aus. „Mein Vater ist in
Kalkutta, wie Sie wissen und kann uns seinen
Rath und Beistand angedeihen lassen. Ich weihe
dieser Sache mein Leben. Heute noch will ich ab-
reisen. Ich ziehe aus, um Reichthum und Macht
zu gewinnen, um den Lohn des Erfolges einzu-
heimsen."
Aber es war Armand Elliot's edles Gesicht, in
welches der Graf am längsten schaute. Er war es, dem
der Graf die Hand reichte.
„Gott segne Sie Beide!" sagte er in gebrochenem
Tone. „Und möge er Eure Bemühungen mit Er-
folg krönen! Bringen Sie mir meine Tochter zu-
rück, oder machen Sie ihr Grab ausfindig."
Die beiden jungen Männer empfingen von

WM" Telephon-Anschluk Nr, 102. "WU
Lsrtrvätzvsird
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Tie Lchulden-Entlastung des länd-
lichen Grundbesitzes in Bayern.
Am Montag hat in München, in Anwesen-
heit des Prinzen Ludwig, der nunmehr seit 25
Jahren das Ehrenpräsidium inne hat, die all-
jährliche Hauptversammlung des landwirthschaft-
lichen Vereins in Bayern stattgefunden und sich,
wie immer, mit einer Reihe von landwirthschaft-
lichen Fragen beschäftigt. Der erste Vereins-
Präsident Freiherr von Soden betonte in der
Uebersicht über die Vereinsthätigkeit die ungün-
stige Lage der Landwirthschaft, die
von keiner Seite in Abrede gestellt werden kann.
Die Folgen der Futternoth sind noch nicht über-
wunden, und wenn jetzt auch die Fleischpreise
hoch sind, so hat doch die Landwirtschaft hiervon
keinen Nutzen. Die Getreide-Ernte ist vielfach
weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Dazu sind die Produktionskosten und die Lasten
gestiegen. Es ist daher kein Wunder, wenn sich
eine weitgehende gedrückte Stimmung, ja eine
Unzufriedenheit bei den Bauern geltend macht,
eine Bewegung, welche die Frage aufdrängt:
„Wie ist da zu helfen?"
In dieser Hinsicht fordert man nun in den
weitesten Kreisen eine Schuldenentlastung
des ländlichen Grundbesitzes. Daß diese
herbeigeführt werden müsse, darüber ist man einig,
Nicht aber über die Wege, auf dem sie zu er-
reichen.
In der montägigen Versammlung des land-
wirthschastlichen Vereins wurde diese Frage sehr
lebhaft diskutirt und von den beiden Referenten,
den Freiherren von Freyberg-Jetzendorf und von
Ceto in längeren Vorträgen und Resolutionen
die Schüldenentlastung des bäuerlichen Grundbe-
sitzes mittelst Rentendarlchens und Hypothekar-
Lebensversicherungen warm empfohlen. Sie san-
den aber mit ihren Vorschlägen bei den Ver-
sammelten statt Gegenliebe Opposition. Insbe-
sondere waren es die Bauernbündler Dr. Kleitner
Und Abg. Lutz, die mit Rechtsanwalt Dr. Rüdinger
dem Referenten entgegentraten. Schließlich wurde
uns Antrag des Neichsrathes Dr. Buhl die Re-
solution beider Referenten und der Antrag
Nüdiger zur weiteren Behandlung und Be-
kathung der Frage dem Generalkomito zuge-
wiesen.

Deutsches Reich.
Berlin, 5. Oktober-
— Ein feierlich erAbschied des Reichs-
tags vom alten Hause soll, wieder „Ham-
burger Korresp." mittheilt, an maßgebender Stelle
nicht beabsichtigt sein; der Reichskanzler werde
nach der im Weißen Saale zu gebenden Nachricht,
das neue Reichstagshaus sei zur Benutzung be-
reit, die Mitglieder auffordern, sich dorthin zu
begeben.
— Der „Reichsanzeiger" schreibt: Die Klage
der Blätter, daß die Militärbehörden das Publi-
kum nicht rasch und ausführlich genug über« die
Vorgänge in der Oberseuerwerkerschule
unterrichtet hätten, ist weder berechtigt noch be-
gründet. So lange der Thatbestand des Ver-
gehens nicht gerichtlich festgestellt ist, wird jede
Behörde auf Veröffentlichung von Einzelheiten
verzichten müssen, wenn sie nicht Gefahr laufen
will, sich nach Abschluß des Verfahrens selbst
berichtigen zu müssen. Bis zum 30. Sept,
war ein ganz klares Bild über die Entstehung,
den Umfang und die Urheber der Ausschreitungen
nicht gewonnen; es war also unmöglich, mehr
mitzutheilen, als der „Reichsanzeiger" am 1. Okt.
brachte. Begreiflich ist das Interesse der Be-
völkerung für alle Vorgänge in der Armee, wel-
ches durch grundsätzliche Geheimthuerei gering zu
schätzen der Heeresverwaltung durchaus fernliegt.
Die Armee hat nichts zu verschweigen, sofern
nicht das Staatswohl und dienstliche Rücksichten
dazu zwingen. Die Beunruhigung des Publikums
durch die im Lause des Sonntags verbreiteten
abenteuerlichen Gerüchte, die Nachrichten von hoch-
verräterischen, anarchistischen oder sozialdemokra-
tischen Kundgebungen in der Armee falle auf die
Urheber dieser Nachrichten. Die Richtigkeit der
am 1. Oktober gebrachten Angaben des „Reichs-
anzeigers" und des Wolff'schen Bureaus kann nur
neuerdings bestätigt werden. Die Erwartung ist
berechtigt, daß durch die am 30. September ge-
troffene Maßnahme des zuständigen Gerichtsherrn
die Ermittlung der Urheber und des ganzen That-
bestandes nunmehr rasch erfolgt.
— Bei den jüngst in verschiedenen Theilen des
Reiches veranstalteten Revisionen der Quittungs-
karten für die In v a l i d i täts - und Alters-
versicherung ist vielfach die irrige Auffassung
festgcstellt worden, daß für P er s o n e n, die nur
gegen denBezug vonTrinkgeldern be-
schäftigt werden, also für Kellner, Hausdiener
u. s. w-, Beitragsmarken zur Jnvaliditäts- und
Altersversicherung überhaupt nicht zu verwenden
seren. Dem gegenüber wird darauf hingewiesen,
daß bezüglich solcher Angestellten deren Arbeitgeber
nach dem Gesetz verpflichtet sind, allwöchentlich eine

Beitragsmarke in deren Quittungskarte einzukleben.
Die gleiche Vorschrift gilt in denjenigen Fällen,
in denen die gedachten Versicherten außer dem
Trinkgeld? eine geringfügige Baarvergütung erhalten,
die am Schluffe des Monats oder der Saison zur
Auszahlung gelangt. Auch in diesen Fällen muß
die Beitragsleistung wöchentlich erfolgen. —
Auch sonst herrscht über wesentliche Bestimmungen
des Jnvaliditäts- und Altersversicherunzsgesetzes viel'
fach eine Unkenntniß, die zur direkten Benachthei-
ligung der Arbeiter führt. Namentlich sind die
Bedingungen für den Bezug der Altersrente nicht
genügend bekannt, weshalb es wiederholt vorge-
komn'ien ist, daß Arbeiter, die über 70 Jahre alt
sind, die Rente nicht erhalten konnten. Das am
1. Januar 1891 in Kraft getretene Gesetz bestimmt
in 8 16, daß zum Bezug der Altersrente eine Bei-
tragsleistung von mindestens 30 Jahre erforderlich
ist. Für Arbeiter, die am 1. Januar 1891 bereits
über 40 Jahre alt waren, werden indessen nach
§ 157 so viele Beitragsjahre von der ganzen Warte-
zeit bis zu 30 Jahren abgezogen, als sie beim
Inkrafttreten des Gesetzes über 40 Jahre alt waren.
Ist also z. B. ein Arbeiter am 1. September 1824
geboren, so werden ihm 26 Jahre 4 Monate ab-
gerechnet. Er braucht also, da das Beitragsjahr
nur zu 47 Wochen gerechnet wird, nur für 3 Bei-
tragsjahre und 30 Beitragswochen zu kleben, das
heißt 3 X 47 -s- 30 ---- 171 Marken. Für die-
jenigen Arbeiter, die krank oder vorübergehend arbeits-
los waren und daher diese Markenzahl nicht erreicht
haben, ist bekanntlich die Selbstoersicherung gestaltet,
eine Einrichtung, die in den betheiligten Kreisen
noch viel zu wenig gekannt und gewürdigt wird.
— Die Konferenz zur Berathung der
auf Bekämpfung des unlauteren Wettbe-
werbes im Handel und Wandel bezw. gegen
den Verrath von Geschäfts- und Fabrikgeheimnissen
gerichteten Maßregeln ist heute Vormittag 10
Uhr unter dem Vorsitz des Direktors Rothe im
Reichsamt des Innern zusammengetreten. Von
bekannteren Persönlichkeiten waren u. A. anwesend
die Abgeordneten Schmidt (Bingen, freis. Volksp.),
und Jacobskötter (Erfurt, kons.), die auf der
Agrar-Konferenz aufgetretenen Dr. Hecht (Mann-
heim) und Dr. Landgraf (Stuttgart). Die Ein-
ladungen waren hauptsächlich an Mitglieder des
gewerblichen und Handwerkerstandes, insbesondere
des Vereins zur Wahrung der gewerblichen In-
teressen ergangen. Für diese Konferenz sind be-
stimmte Grundzüge ausgearbeitet worden. Als
Verfasser und Vertreter derselben tritt Regierungs-
rath Haus auf. Im Reichstage hat diese Frage
ein interessantes Vorspiel gehabt. Auf Anregung
des Abg. Roeren hatte man in den Gesetzentwurf
betreffend den Schutz der Waarenzeichen die Be-

stimmung in erster Lesung ausgenommen, daß
derjenige mit Geldstrafe bis zu 3000 Mk. oder
3 Monaten Gesüngniß bestraft werden sollte, der
zum Zwecke der Täuschung in Handel und Ver-
kehr über den Ursprung und Erwerb, besondere
Eigenschaften und Auszeichnungen von Maaren,
die Menge der Vorräthe, den Zulaß zum Ver-
kauf oder die Preisbemessung falsche Angaben
macht, die geeignet sind, über Beschaffenheit, Werth
oder Herkunft der Waare einen Jrrthum zu er-
regen. Die Reichsregierung wehrte sich gegen die
Aufnahme dieser Bestimmung, weil sie die An-
gelegenheit in einem Spezialgesetz regeln wollte.
Man nahm in Folge dessen von dieser Bestimm-
ung Abstand, r Die Reichsregierung hat im Laufe
des Sommers ihren Gedanken in die That um-
gesetzt. Außerdem hat man Maßregeln gegen
den Verrath von Geschäfts- und Fabrikgeheimnissen
ins Auge gefaßt. Diese Frage soll in Verbindung
mit der Angelegenheit des intakten Wettbewerbs
behandelt werden. Die Reichsregierung hatte
früher wenig Neigung, dieses Gebiet zu betreten.
Auch aus gewerblichen Kreisen erhob sich Wider-
spruch und war man der Meinung, daß die
Patent-, Marken- und Musterschutzgesetzgebung
vollständig auch für diesen Zweck genüge. Die
Reichsregierung befindet sich in der Stimmung,
daß sie nur dem Drängen gewisser Kreise nach-
gegeben haben will; sie befürchtet nämlich, daß
mit den Auswüchsen auch die guten Seiten des
Handels und Verkehrs geschädigt werden könnten.
Ein Mittelweg müsse gefunden werden. Die
Berathung wird 3—4 Tage währen.
Ausland.
Budapest, 3. Okt. Die österr. Dele-
gat i o n. erledigte nach kurzer Debatte das Ma-
rinebndget. Burgstaller sprach im Sinne
der Delegation dem MaLinekommandanten Stern-
eck einmüthiges Vertrauen aus. Gegenüber dem
Kroaten Klaic erklärte Admiral Sterneck, man
könne in der Marineakademie nur die deutsche
Sprache als Unterrichtssprache brauchen. Bei der
Berathung des Oecupationskredits protestirte der
Jungczeche Slama gegen die Mängel in der bos-
nischen Verwaltung. Die Unzufriedenheit des
Volkes werde durch hartes Vorgehen bei den
Zehnteeinschätzungen hervorgerufen. Die dortige
Bevölkerung habe von den schönen Hotels und
den Pferderennen keinen Nutzen. Redner beklagt
das taktlose Vorgehen der Polizeiorgane, die
großen Geld- und die langen Freiheitsstrafen.
Der Strafgelderfond betrage schon 3^2 Mil-
lionen Gulden; da werde das Volk schwerlich
zur Liebe für die Schwaben Kapivirt werden. Die
Jungczechen werden das Budget verweigern. Lud-
wig konstatirt mit Berufung auf seine gute Kennt-
dem Grafen ihre Weisungen. Eine edle Begeiste-
rung, ein zärtliches Mitgefühl beseelte den jungen
Elliot, während Walter Bathurst's Seele nur von
Habgier und eigennützigen Plänen erfüllt war.
Einige Stunden später verließen Sie Belle Jsle,
um an ihre seltsame und gefahrvolle Aufgabe
zu gehen. Sie sollten zusammen nach Indien
gehen und wollten sofort nach Brindisi reisen, um
von dort den Dampfer nach Kalkutta zu nehmen.
Der Graf schaute ihnen mit sehnsüchtigen Blicken
nach, als sie vom Schlosse fortfuhren, und er mur-
melte ein leises Gebet um Erfolg für sie.
„O, Himmel, sei barmherzig!" flehte er. „Gib,
daß meine Ueberzeugung sich bewahrheite — daß
meine kleine Käthe noch lebe und mir wiedergegeben
werde! Was immer sie sein.mag, hier in ihres
Vaters Herzen ist ein Heim für sie! Wag immer
sie ist, laß sie zu mir zurückkommen!"
Drittes Kapitel.
Thomas Bathurst.

Garden-Reach, drei englische Meilen südlich von
Kalkutta, an den Ufern des Hoogly, welcher ein
Nebenfluß., des Ganges ist, jst eleganter und
aristokratischer Vorort, welcher ausschließlich von der
reichen Klasse der englischen Ansiedler bewohnt
wird. Die inmitten prächtiger Gärten stehenden
Häuser, welche von dem üppigen Grün tropischer
Bäume umschlossen sind, haben die Aussicht auf
den heiligen Strom und die stattlichen weiß-
bewimpelten Schiffe, die denselben beleben.
(Forschung folgt.)
 
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