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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 13. Oktober)
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Nummer 232. H. Jahrgang.


Donnerstag, 4. Oktober 1»S4.


General-G Anzeiger


für Heidelberg «nd Umgegend

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unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Die Verhaftungen in der Dberfeuer-
werkerschnle.
Die Massenverhastung der Artillerie-Unter-
offiziere, die zum Besuch der Oberfeuerwerker-
schulc in Berlin kvmmandirt waren, hat natür-
lich wohl in Deutschland wie über die Grenzen
des Reiches hinaus das größte Aufsehen erregt.
In der deutschen Presse werden die Ereignisse
ganz allgemein richtig aufgefaßt, und vor allen
Dingen wird darauf hingewiesen, daß keinerlei
politische Gründe, sondern eigenartige innere Zu-
stande der Schule den Anlaß zu den Ausschrei-
tungen der Unteroffiziere und zum scharfen Ein-
schreiten der Kommandobehörden gegeben haben.
Wenn thatsächlich bei der lärmenden Gehorsams-
verweigerung Rufe wie „Hoch die Anarchie!
Gleichheit, Brüderlichkeit!" ausgestoßen worden
sind, so hat das weiter nichts als einen dummen
Streich erregter junger Leute zu bedeuten, der
allerdings mit der Mannszucht ganz unvereinbar
ist und deshalb schärfste Ahndung verdient, aber
keinen Beweis von einem Durchdringen sozial-
demokratisch-anarchistischer Bestrebungen ausmacht.
Zum besseren Verständniß der Sachlage müssen
die Verhältnisse der Schule entsprechend gewürdigt
werden. Alljährlich werden 180 Unteroffiziere
der Feld- und Fußartillerie zu einem zweijährigen
Kursus nach Berlin kvmmandirt, um dort zu
Oberfeuerwerkern ausgebildet zu werden. Sie
haben schon in den Regimentsschulen eine ent-
sprechende Vorbildung erhalten und dienen bereits
mehrere Jahre. Die Bildung, welche sie beim
Eintritt in das Heer mitgebracht haben, ist sehr
verschiedenartig. Leute mit demAbiturienten-Zeugniß
wie mit der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen
Dienst, die nach Ablauf eines Dienstjahres capi-
tulirt haben, um später Feuerwerks-Offizier zu
werden, sind unter den Schülern, aber noch mehr
solche, die nur eine Volksschule oder untere Klas-
sen höherer Lehranstalten besuchten. In Berlin
glauben die Unteroffiziere nun leicht sich als
Studenten ansehen zu dürfen. Sie können natur-
gemäß nicht so scharf unter Aufsicht gehalten
werden wie beim Truppentheil und führen ein
freieres Leben als im Regiment. Nur zu leicht
vergessen sie eben, daß sie Soldaten und zu ihrer
militärischen Ausbildung auf die Schule comman-
dirt sind und kein Recht haben, in thörichter

Nachäffung studentischer Einrichtungen die soldatische
Zucht außer acht zu lassen. Die Eigenart der
Manneszucht, die im Heere herrschen muß, ver-
trägt sich nicht mit Streichen, die der junge
Student etwa in der Bierlaune ausführt. Die
Unteroffiziere stehen zu ihren Lehrern nicht in
dem Verhältnis wie der Hörer an der Universi-
tät zu seinem Professor. Sie sind Untergebene
und haben ihren Vorgesetzten Achtung und Ge-
horsam zu erweisen wie jeder Soldat; begehen sie
Verstöße gegen die Disciplin, so kann ihnen
gegenüber nur dieselbe schonungslose Anwendung
der gesetzlichen Strafen erfolgen, wie bei jedem
andern Mitglied des Heeres, das bei seinem
Truppentheil sich irgendwie vergangen hat.
Deutsches Strich.
Berlin, 4. Oktober-
— Am 17. Oktober findet in der Nuhmes-
halle die Nagelung der 132 Fahnen für
die vierten Bataillone statt, am 18.
Oktober die feierliche Weihe vor dem Denkmal
Friedrich des Großen. Hierbei wird die Mehr-
zahl der regierenden deutschen Fürsten anwesend
sein, auch der König von Serbien dürste der
Feier beiwohnen.
— Der Pariser „Gaulois" meldet, ein Fran-
zose, der soeben in Berlin verweilte, um die Frage
der Metallsyndikate zu studiren, sei Kaiser Wil-
helm vorgestellt worden. Dieser habe im Laufe
des Gesprächs die Absicht geäußert im Jahre
1900 zur Weltausstellung nach Paris
zu gehen; er kenne die Franzosen genügend und
und wisse, was er zu thun habe.
— Die K o mm' s s ion für die zweite Lesung
des Entwurfs eines deutschen bürgerlichen
Gesetzbuches, deren Arbeiten seit Anfang Juli
ruhen, wird am Montag, den 8. Oktober, ihre
Thätigkeit wieder aufnehmen.
— Eine wichtige Zvllentscheidung
ist soeben seitens der nordamerikanischen Behörde
der General-Appraiser ergangen. In Abtheilung
H des neuen Tarifs, Wolle und Wollsabrikate
betreffend, ist eine Reduktion der Zollgebühren
aus Fabrikate aus Wolle sowie aus Kammgarn,
Kameelhaar, Ziegenhaar ec. vorgesehen, am Schluffe
der Abtheilung aber bestimmt, daß die Ermäßig-
ung auf Wollsabrikate erst am 1. Januar 1895
in Kraft treten soll. Daraufhin wurde von ver-
schiedenen Seiten der Einspruch erhoben, Kamm-
garn-, Ziegenhaar- ec. Erzeugnisse schon jetzt zu
der niedrigen Rate einführen zu können. Eine
große New-Yorker Importfirma hatte ausdrücklich
gegen die nach dem alten Tarif erfolgte Verzoll-
ung einer Sendung Kleiderstoffe Protest eingelegt
und die zuständige Behörde hat nunmehr, wie
wir einer Meldung des „Geschäftsfreund" (Kon-

fektions-Zeitung) entnehmen, dahin entschieden,
daß die Schlußbestimmung betreffs Inkrafttretens
der neuen Zollrathe auf sümmtliche in der Ab-
theilung L benannten Artikel Anwendung finde,
eine Entscheidung, die nun wohl für alle Zoll-
ämter als maßgebend zu erachten ist.
— Ueber die Erschwerung der Einfuhr
von Kleie aus Rußland ist vielfach in
Handelskreisen Klage erhoben worden. Da alle
eingeführten Sorten Kleie, gleichviel ob hell oder
dunkel, laut Verfügung des Finanzministeriums
untersucht werden müssen und die eingeführten
Kleien nur zum geringsten Theile den bei der
Untersuchung zu Grunde gelegten Mustern ent-
sprechen, weil ihr Mehlgehalt sehr verschieden ist
und auch die entnommenen kleinen Proben nicht
immer auf die Beschaffenheit der ganzen Ladung
mit Sicherheit schließen lassen, so wird die Kleie
in sehr vielen Fällen beanstandet. Der von der
Zollbehörde festgesetzte zulässige Prozentsatz an
Mehl ist so niedrig gestellt, daß er von den
meisten Kleien überstiegen wird; so hat z. B.
die Breslauer Handelskammer bei der chemischen
Untersuchung von 7 Sorten deutscher Kleie ge-
funden, daß hiervon nur zwei den für die Ein-
fuhr aus Rußland zu Grunde gelegten Mustern
entsprachen. Die Handelskammern Breslau und
Posen beantragen daher, daß die Verfügung des
Finanzministers, Kleie bei der Einfuhr auf ihren
Aschegehalt auf chemischem Wege zu untersuchen,
aufgehoben und der frühere Modus wieder einge-
führt werde, wonach durch gerichtlich vereidigte
Sachverständige verdächtige Kleie auf ihren Mehl-
gehalt untersucht würde. Nach gleicher Richtung
will die Handelskammer Thorn in Verbindung
mit den Vertretern der Landwirthscbaft bei der
Provinzial-Steuerdirektion vorstellig werden, da
die Landwirthschaft Kleie als Futtermittel nicht
entbehren kann.
MMmrÄ.
Pest, 3. Okt. Der Pariser „Figaro" hatte
einInterview mit dem Ministerpräsidenten W e kerle
gebracht, wonach die Romänen Zugeständnisse er-
halten sollen. Der Siebenbürger Adel unterdrücke
die Romänen. Dies sollte der Gegenstand einer
Interpellation im Magnatenhause werden. Daher
ist der „Pester Lloyd" ermächtigt, zu erklären, Dr.
Wekerle habe den Romänen nichts anderes zu bieten,
als den Schutz der Gesetze. Die Klage über den
Siebenbürger Adel stände mit den Ansichten Dr.
Wekerles in Widerspruch. Die Erklärung erfolgte,
weil sonst die Siebenbürger im Magnatenhause sich
der Abstimmung enthalten wollten. — Die An-
kunft des Königs in Gödöllö erfolgt heute Abend.
Paris, 3. Okt. Die Nachricht von der Plötz
lichen Einberufung des Ministerratbs in London

hat hier großes Aufsehen erregt und wirkte auch ab-
schwächend auf die Börse. Die Meldung des Bu-
reau Reuter, daß in Madagascar die Blockade be-
reits erklärt sei, ist bis jetzt nicht bestätigt worden.
Im Marineministerium erklärt man, nichts davon
zu wissen.
London, 3. Okt. Für morgen ist plötzlich
ein Mi niste rrath einberufen worden. °Es
verlautet, der Kriegsminister, welcher sich zur
Zeit in Paris aufhält, sei zurückberufen worden.
Premierminister Lord Rosebery ist aus Schott-
land bereits zurückgekehrt. Einigen Blättern zu-
folge, wären Meinungsverschiedenheiten mit Frank-
reich die Ursache der plötzlichen Bewegung, was
jedoch sonst unbestätigt ist.
Loudon, 3. Okt. Der plötzlich berufene
Ca b i n etsra th, der zu Anfang Oktober an sich
schon im allgemeinen ungewöhnlich ist, erregt an-
gesichts der Spannung mit Frankreich ungewöhnliches
Aufsehen und veranlaßte an der Börse einen Fall
der Staatspapiere, weil dort ein Krieg mit
Frankreich nicht als unmöglich betrachtet wirv.
Freilich hat das Cabinet Rosebery sich durch seine
Schwäche in Siam und durch sein Fiasco bei dem
Congovertrag in den Augen der Engländer stark
blosgestellt, sodaß seine Fähigkeit, einen friedlichen
Ausgleich wegen Madagascar hierbei zu führen, be-
zweifelt wird. Die englische Presse ist an der
jetzigen Lage nicht unschuldig, sintemal sie auch be-
ständig das französische Borgehen als direkt gegen
England gerichtet darstcllte und die Gemüter durch
die angebliche Bedrohung des indischen Seeweges
von Madagascar aus verhetzte. (Wie von anderer
Seite gemeldet wird, verlautet aus guter Quelle,
Sir Michael Harcourt sei nicht zurückberufen und
der Gegenstand der Cabinetsberathung von keiner
großen Bedeutung.)
London, 3. Okt. Eins Meldung des Bureau
Reuter besagt: Obgleich den Gerüchten über den
plötzlich zusammenberufenen Mi niste rrath noch
immer die sichere Grundlage fehlt, glaubt man jetzt,
es handle sich mehr um zum Schutze der britischen
Interessen im fernen Osten zu ergreifende Maß-
nahmen, als um die Madagascarfräge; auch heißt
es, es werde eine Verstärkung der Garnison Hong-
kong sowie der britischen Marine in den chinesischen
Gewässern in Aussicht genommen. Die indische
Regierung soll 7000 Mann zur Einschiffung nach
Hongkong bereit halten.
London, 3. Okt. Eine Meldung des Bureau
Reuter besagt: In Port Louis auf Mauritius wurde
heute die Blockade sämmtlicher H ä f en von Mada-
gascar erklärt. Der Generalrefident begab sich
nach Tamatave und erhielt die Weisung, zum
Schutze oer französischen Unterthemen im Falle von
Feindseligkeiten Schritte zu thun.

Gesucht und Gefunden.
4) Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
„Topee's Dolch!" schrie Bathurst. „Er trug
ihn immer in seinem Gürtel."
Der Hauptmann erkannte ihn gleichfalls. Die
Wahrheit wurde ihm mit furchtbarer Gewalt klar.
Topee hatte das Kind in der Nacht gestohlen und
mußte bereits weit fort sein mit demselben. Die
Rache des Sepoys war in der That tödtlich und
vollkommen. — „O, Himmel!" ächzte der Vater,
nun so schrecklich und doppelt beraubt. „Ver-
loren! Verloren! Wollte Gott, daß sie mit ihrer
Mutter gestorben wäre!"
Zweites Kapitel.
In England.
Belle-Jsle in Cronwall, der Sitz des Grafen
Tregaron, war eine der schönsten und stattlichsten
Besitzungen in England. Wie schon der Name
andcutet, war sie eine Insel, welche zwischen zwei
Seitenarmen des reißenden Flusses Tregaron lag.
Ein seltsames Verhängnis; hatte über der letzten
Generation der Tregarons gewaltet. Der Graf,
ein stattlicher, alter Herr, hatte mit drei Söhnen
und einem Enkelsohne das Weihnachtsfest im Jahre
1860 in dem großen, alten Schlosse mit großer
Fröhlichkeit gefeiert. Wer sie damals alle beisam-
men gesehen hätte, ein kraftvolles, gesundes Ge-
schlecht, würde sicher geglaubt zaben, daß sie ein
hohes Alter erreichen müßten; aber als 1870, nur
zehn Jahre später das Weihnachtsfest wieder Heran-
kam, lebte von all' jenen fünf männlichen Mit-

gliedern der Familie kein einziges mehr. Und von
diesen Fünfen starb nur ein Einziger durch einen
Unglücksfall- Dies war der Enkelsohn, der als
blühender, fünfzehnjähriger Jüngling bei einer
Ruderfahrt auf der Themse in'j Wasser gestürzt
und ertrunken war. Die Anderen waren alle
Krankheiten erlegen, und am letzten Tag des Jahres
1869 trug man den alten Grafen, der all' seine
Nachkommen überlebt hatte, auch in die stille Gruft
zu seinen Ahnen hinab.
Der Titel und die Besitzungen gingen auf
eine entfernte Linie der Familie über und fielen
einem Manne zu, der sich nie und nimmer die
Möglichkeit, diese herrlichen Güter und den stolzen
Titel zu erben, hatte träumen lassen. Dieser Erbe
war Oberst Eugen Elliot, früher Hauptmann Elliot
in der königlichen Armee. Er hatte sich während
des Aufstandes in Indien als Held, als der Bravste
der Braven bewiesen, hatte dem Tod in blutigen
Schlachten muthig in's Auge gesehen, hatte Orden
und Ehren erworben und eine hohe Stufe erreicht,
und jetzt hatte ihn das seltsame Verhängniß, das
binnen wenigen Jahren fünf Grafen von Tregaron
dahingerafft hatte, zu einem Großen des Reiches
gemacht, mit einer fürstlichen Jahresrente und pracht-
vollen Besitzungen.
Die Stammgüter sammt dem Titel war einer
bestimmten Erbfolge unterworfen. Wenn der neue
Graf, der ehemalige Hauptmann Elliot, keinen
Sohn hinterließ, gingen dieselben auf den Sohn
seines verstorbenen Vetters über, auf einen jungen
Mann, Namens Armand Elliot. Es waren aber
noch andere Besitzungen da: Eine Zinngrube in
Wales, Antheile an Kohlengruben, und verschiedene

prachtvolle, reichhaltige Farmen, Werthpapiere und
Bankaktien, und über diese konnte Graf Tregaron
in seinem Testamente frei verfügen, und er dachte
schon daran, einen Theil derselben als Legat auf
den jungen Walter Bathurst übergeben zu lassen,
den Sohn von Thomas Bathurst, denselben Knaben,
den sein Vater in dem Gespräche mit Hauptmann
Elliot im Beginn unserer Geschichte erwähnt hatte.
Noch während der ersten Woche seines Aufent-
halts in Belle-Jsle berief der neue Graf Tregaron
seine beide jungen Verwandten Elliot und Walter
Barthurst zu einer Unterredung in das alte Schloß.
Sie machten die Reise nach London gemeinschaft-
lich und kamen am Abend in Belle-Jsle an. Sie
speisten mit dem Grafen, welcher sie sehr aufmerk
sam studirte. Am nächsten Morgen nach dem
Frühstücke lud er sie ein, mit ihm in die Biblio-
thek zu kommen, wo er ihnen auseinandersetzen
wollte, warum er sie zu sich gerufen hatte.
Der Graf bat sie, sich zu setzen und ging dann
langsam mit den auf dem Rücken gefallen Händen
in der hohen gewölbten Bibliothek auf und ab.
„Ich habe Sie zu einem Zweck hiehergerufen,"
sagte er nach einer kurzen Pause. „Ich will keine
Zeit mit Einleitungen verlieren, sondern sogleich
zur Sache kommen. Sie wissen, durch welche selt-
same Verkettung von Umständen ich zu meinem
jetzigen Rang und Neichthum gelangte. Aber trotz
all dieser Reichthümcr und Besitzungen, trotz Rang
und Würden, die ich innehabe, bin ich heute den-
noch der unglücklichste Mann in ganz England.
Walter Bathurst stieß einen Laut unglaublicher
Ueberraschung aus und seine Blicke schweiften von
den kostbaren Werken in den Wandschränken durch

die hohen breiten Bogenfenster auf die liebliche
Landschaft hinaus. Armand Elliots Gesicht zeigte
einen tiefen Ernst und innige Theilnahme. Er
hatte die Geschichte seines Verwandten gehört und
sein Herz bluthete für ihn.
„Ich bin Wittwer," fuhr der Graf mit tief
auf die Brust herabgeneigtcm Kopfe fort; „von
dem doppelten Schlage, der mir meine Theuern
raubte, weit über meine Jahre binaus gealtert. Ich
werde nie mehr heirathen. Armand Elliot, Sie
sind mein Erbe. Wenn ich dahin sein werde,
werden Sie an meiner Stelle Graf Tregaron. Ich
wünsche, daß Sie meinen zweiten Titel tragen und
künftig als Viscount von Wareham gekannt sein
sollen, als ob Sie mein Sohn wären. Es ist
freilich nur ein leerer Titels für Sie, aber ich wün-
sche, daß Sie ihn tragen.
Elliot drückte seine Zustimmung aus, während
Bathurst's Gesicht sich vor Neid sich verfinsterte.
„Sie sind reich und unabhängig, Armand,"
fuhr der Graf fort, „während Waller Bathurst arm
ist und nichts weiter hat, als die kleine Jahres-
rente, die ihm sein Vater von Indien aus schickt.
Wie Sie Beide wissen, bin ich außer meinen neu
ererbten Tregaron'schen Besttzthümern Herr über ein
bedeutendes Vermögen. Sie haben Beide Ihre
Universitätsstudien mit Ehren beendet. Ihre Zeit
gehört Ihnen allein. Ich habe eine Arbeit für
Sie in Bereitschaft und Derjenige, der sie unter-
nimmt und Erfolg hat — soll selbst sein Lohn
bestimmen.
„Was ist es?" fragte Walter Bathurst hastig.
(Forschung folgt.)
 
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