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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 271 - Nr. 280 (19. November - 29. November)
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Nummer 28«. H. Jahrgang.

Neuer

Donnerstag, 29. November 1894.


General-GAiyejger

für Heidelberg und Umgegend

Expedition: Hauptstraße "Ar. LS.

Jnsertionsprcisr
die Ispaltige Petilzeile oder deren Raum 8 Pf-.,
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holung entsprechender Rabatt.
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Expedition: Hauptstraße Mr. LS.

GeLefeWsLes Stordt m. Amst HeLdeWsVS Mird ÄMtSSSLHrd. GEsGrsV GmfsLs für? Irrfer? crts

T-l-phon-AnfMM Nr- 1VS.

Die Expedition nach Madagaskar
hat die Zustimmung der französischen Kammer ge-
funden, obgleich eine immerhin ziemlich stattliche
Minderheit sich nicht davon überzeugen lassen wollte
daß es nothwendig sei, aus der fernen Insel das
„Prestige" der französischen Waffen aufrecht zu er-
halten. Es ist charakteristisch, daß jenes verhäng-
nißvolle Wort bei dieser Gelegenheit wieder auf-
tauchte, als man zu bemerken glaubte, daß die
Begeisterung der Kammer nicht übermäßig groß sei.
Ja^ als der Ministerpräsident anläßlich des An-
trages Boucher das grobe Geschütz der Vertrauens-
frage auffuhr, mußte ihm Ribot mit der Erinnerung
an die Preisgebung Egvptens zu Hilfe kommen.
Das Endcrgebniß ist für das Ministerium zufrieden-
stellend ausgefallen, aber unverkennbar stürzt sich
die Nation, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
nicht mit Enthusiasmus in dies neue koloniale
Abenteuer. Das Vorhaben des Kriegsministers,
das Erpeditionskorps zu einem ansehnlichen Theile
aus Truppen der eigentlichen französischen Land-
armee zufammenzusetzen, ist auf erheblichen Wider-
stand gestoßen und wurde nur gegen eine starke
Minderheit von 225 Stimmen genehmigt. In
England ist man nach wie vor über die Expedition
etwas unbehaglich gestimmt; aber es fehlt offenbar
an jeder Handhabe, um sich in den Konflikt zwischen
Franzosen und Hovas einzumischen; die Hovas
seM mögen sich gegen die Zumuthung wehren, ein
französisches Protektorat über sich ergehen zu lassen,
aber die einzigen in Betracht kommenden europä-
ischen Mächte, Deutschland und England haben sich
jedes Rechtes zur Einsprache begeben. Die „Schutz-
herrschaft" ist von England am 5. August 1890,
von Deutschland am 17. November 1890 ausdrück-
lich anerkannt worden, nachdem die französische
Regierung ihrerseits auf jeden Einspruch gegen
die Erwerbungen der festländischen Besitzungen des
Sultans von Sansibar und der Insel Mafia durch
Deutschland verzichtet hatte. Rosebery lehnt die
Verantwortung für diese Lage der Dinge von sich
ab; er gibt sich dagegen der etwas unsicheren
Hoffnung hin, durch seine loyale Haltung in dieser
Frage die Aussichten auf eine befriedigende Ver-
ständigung mit der Republik über die noch schweben-
den Differenzen hinsichtlich Siamsundafrikanischen
Einflußsphären zu verbessern.
Reue Duellen für elektrische Kraft
und elektrisches Licht.
Bekanntlich scheitert ein sehr großer Theil der
tvünschenswerthen Fortschritte der Erzeugung des
elektrischen Lichtes und der elektrischen Krast noch

Ke sucht und Gefunden.
5t) Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Sich gewaltsam aus seiner Versunkenheit los-
reißend sagte er wieder: „Ich werde für Kaiharina
die besten Meister in Musik und anderen Gegen-
ständen aufnehmen. Ich wünsche, daß Sie an ihren
Vortheilen Theil nehmen, Sinda, so wie sie einst
die Ihrigen theilte. Ich möchte gerne, daß Sie
Ihre Lektionen mit ihr beginnen und sich hier so
heimisch fühlen sollen, als ob Sie in Wirklichkeit
Katharinens Schwester wären!" — „Ich danke
Ihnen", erwiderte Sinda mit bebender Stimme,
„aber ich werde nicht im Stande sein, von Ihrer
Güte Gebrauch zu machen — ich fürchte es wenig-
stens. Sie haben meine Geschichte gehört. Sie
wissen, daß ich für die Tochter einer armen Wasch-
frau gehalten werde, deren Mann nur ein gemeiner
Soldat war." — „Ich habe es gehört, aber ich
kann es gar nicht glauben", erwiderte der Graf.
„Sie tragen alle Spuren vornehmer, edler Geburt
an sich, Sinda."
Das Mädchen lächelte. „Ich stehe ganz allein
in der Welt", sagte sie „und ich wäre sehr froh,
wenn ich selbst die einfachsten Verwandten finden
könnte. Ich bin nicht vollkommen sicher, daß
Topee's Geschichte wahr ist und will sie deshalb
auf die Probe stellen. Ich möchte in den Zeitun-
gen einen Aufruf von Rhoda Biggs oder deren
Gatten ergehen lassen. Wollen Sie mir behilflich
sein, sie zu finden?" — „Sie sind während des
Aufstandes wahrscheinlich Beide getödtet woiden,
Sinda." — „Sie haben vielleicht Kinder in Eng-

an der Kostenfrage der ursprünglichen Kraftpro-
duktion, d. h. der Betrieb der Dampfmaschinen
zur Bewegung der Dynamo-Maschinen ist im All-
gemeinen noch sehr teuer und die Anwendung der
Wasserkraft für die Dynamo-Maschinen ist nur
an ganz besonders günstig gelegenen Orten, wo
sich Wasserfälle oder Bergflüsse befinden, zn ver-
wenden. Um nun die sehr wichtige Frage zu lösen,
für elektrische Licht- und Kraftanlagen niedere
Einheitspreise zu erreichen, hat man neuerdings
vorgeschlagen, den Dampf, der die Energiequelle
bildet, dadurch billiger zu erzeugen, daß man die
städtischen Abfallstoffe zur Speisung resp. Feuer-
ung der Kessel verwendet. Es wäre dadurch
zugleich der städtischen Gesundheitspflege und dem
Reinlichkeitsbedürsniß gedient. In England ge-
winnt die Zerstörung der Abfälle durch Ver-
brennen seit den ersten Versuchen 1870 immer
mehr an Boden. Auch die Berliner Stadtver-
waltung beschäftigt sich jetzt mit der Frage und
läßt sich deßhalb das Studium englischer Ver-
hältnisse angelegen sein. Bedeutende Fabrikstädte,
wie Leeds, Manchester, Birmingham, und andere
sind mit dem Beispiele vorangegangen. Es exi-
stiren jetzt mehr als 20 Systeme, deren Einrich-
tung im Wesentlichen folgende ist: Eine Gruppe
von etwa 6 Zellen oder Kammern bildet einen
gemeinsamen Ofen, der in seinem oberen Theil
das Material aufnimmt, trocknet und in die
Tiefe auf den Verbrennungsrost gleiten läßt.
Alle 20 Minuten folgt eine neue Füllung. Eine
solche Kammer verzehrt schätzungsweise 30 bis 35
Tonnen Abfallstoffe in der Woche und erzeugt
mit guten Dampfmaschinen zehn Pferdestärken.
Gegen die Entwicklung großer Rauchmassen ist
zwar durch gute Verbrennungsapparate Vorsorge
getroffen, doch belästigen übelriechende Gase immer-
hin die Nachbarschaft. Der in den englischen
Oefen gewonnene Dampf wird mehrfach zur Des-
infektion von Kleidern und Bettsachen verwandt,
oder er bewegt die Mahlmaschinen, welche die
Mischung des erwähnten Gestübbematerials zube-
reiten. In Hastings treibt der Dampf die
Pumpen, welche das Seewasser zur Reinhaltung
der Stadt in die Höhe fördern, und in Southamp-
ton unterhält er noch außerdem eine elektrische
Anlage von 10 Bogenlampen und 200 Glüh-
lampen in einer Gesammtstärke von 6200 Kerzen.
Man könnte die so erzeugte Elektrizität indirekt
zur Desinfektion verwenden. Dadurch würden
die Abfuhrstoffe, die sonst der Verwesung anheim-
fallen und Träger epidemischer Krankheiten werden
können, zur Bekämpfung eben dieser letzteren her-
beigezogen. Jedenfalls läßt sich aus diesen Aus-
führungen ersehen, daß es sehr Wohl möglich ist,
aus Abfallstoffen von geringem Werthe, Heizstoffe
für Dampf- und Dynamo-Maschinen zu gewinnen
land hinterlassen, und diese Kinder wären meine
Brüder und Schwestern. Ich besitze ein großes
Vermögen in Diamanten und anderen kostbaren
Steinen. Wenn ich Brüder und Schwestern, viel-
leicht eine alte Großmutter habe, müssen sie arm
sein. Ich muß also für sie sorgen", sagte Sinda
fest. „Das ist sowohl meine Pflicht als auch mein
Vorrecht!" — „Sie haben Recht, Sinda. Aber
Sie sind wohl erzogen und gebildet. Haben Sie
nicht daran gedacht, daß Ihre Verwandten roh und
gemein sein könnten? Daß sie vielleicht Leute sein
können, von denen Sie sich voll Widerwillen und
Furcht abwenden würden?" — „Daran habe ich
nicht gedacht; da ich ihnen entstammt bin, muß ich
ihnen gleich sein", sagte Sinda ernst. „Das ist
nicht immer der Fall. Dennoch will ich Ihnen
behilflich sein, Ihre Verwandten zu finden, Sinda,
doch unter einer Bedingung", sagte Graf Tregaron
freundlich, „daß, wenn sie Ihnen irgendwie un-
passend erscheinen, Sie Belle Jsle zu Jh-er Heimath
machen wollen. Willigen Sie darein?"
„Sie sind sehr gütig, Herr Graf. Wenn Sie
und Maya es wünschen, daß ich m solchem Falle
nach Belle-Jsle komme, will ich kommen. Aber meine
eignen Verwandten können mir nicht unpassend
erscheinen", sagte das Mädchen. „Ich hm Ihnen
sehr dankbar, für Ihre Güte, aber ich fürchte, ich
werde Ihre Gastfreundschaft unter diesen Bedin-
gungen nicht sobald in Anspruch nehmen." —
„Nehmen Sie sie in Anspruch unter was immer
für Bedingungen Sie wollen, Sie werden in Belle-
Jsle immer willkommen sein." — „Ich bin sehr
unaeduldig zu erfahren, ob Jemand von meinen
Angehörigen eristirt", sagte Sinda. „Vielleicht lebt

und damit das Problem zu lösen, billige Quellen
für die Erzeugung der elektrischen Kraft und des
elektrischen Lichtes zu schaffen-

Deutsch es Keich.
Berti«, 29. November.
— In Anknüpfung an die Abschiedsfeier für
den Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst
in Straßburg wird der „Köln. Ztg." aus Süd-
deutschland geschrieben: Die dankbare Anerkennung
seines bisherigen Wirkens aus allen Kreisen der
Bevölkerung, auf deren Wohlgestnntheit Werth zu
legen ist, wird dem neuen Reichskanzler eine will-
kommene Begleiterin auf der neuen und schwierigen
Bahn sein, welche seiner harrt und namentlich eine
Eiaenschaft, wodurch sich der bisherige Inhaber des
Statthalterpostens während seiner neunjährigen
Amtsführung bei allen Parteien des Landes die
höchste Achtung zu verschaffen und zu bewahren
wußte, der mit Wohlwollen und Gerechtigkeitsgefühl
gepaarte ruhige Gleichmuth des welterfahrenen
Staatsmannes kann ihm auch in der neuen Um-
gebung nach oben und unten von dem größten
praktischen Werth und dem Vaterlande zum Segen
werden. Der Statthalterposten unterschied sich aller-
dings insofern wesentlich von der neuen Bürde,
welche sein früherer Inhaber in patriotischer Selbst-
verleugnung auf sich genommen hat, als das reichs-
ländische Ministerium — Staatssekretär und Unter-
staatssekretäre zusammengefaßt — dem unmittelbaren
Vertreter des Kaisers in der Ausübung der Staats-
gewalt ganz anders zur Seite stand, als dies
zwischen dem allein verantwortlichen Reichskanzler
und den Inhabern der verschiedenen Reichsämter
der Fall ist. Gerade der Umstand, daß mit dem
Statthalterpostcn auf Grund Kaiserlicher Ucbertra-
gung gewisse unmittelbare Regentenbefugnisse, welche
sich nicht als Ausflüsse und Aufgaben einer amt-
lichen Stellung charaktcrisiren lassen, verbunden sind,
läßt die Wahl einer gesellschaftlich hochstehenden
Persönlichkeit für die eigenthümliche Würde als be-
sonders glücklich erscheinen, während anderseits die
bürgerfreundlichen, jeden Gebildeten als Gesell-
schaftsgleichen behandelnde Umgangsform des Statt-
halters für ein Land mit der Vergangenheit Elsaß-
Lothringens zu der allgemeinen Beliebtheit beitragen
mußte, deren sich Fürst Hohenlohe, wie bei seinem
Scheiden so eindrucksvoll hervortrat, im Reichslande
erfreute. In dieser Beziehung, sowie in dem ernsten
Bestreben, das Beste des ihm zur Verwaltung an-
vertrauten deutschen Landes nach Kräften zu fördern,
wird auch der neue Statthalter nach der Ueberzeu
gung aller, die ihn kennen, die Wege seines Amts-
vorgängers und Stammesvetters wandeln, dem für
seine neue schwierigere und verantwortungsvollere
Laufbahn ein gleiches Gelingen beschieden sein möge,

meine Mutter", und ihre Augen leuchteten auf und
eine sanfte Röthe bedeckte ihr Gesicht. „Meine
Mutter! Dieser Name bedeutet so viel für mich!"
— „Ich will morgen einen Aufruf an die „Times"
senden um Auskunft über die Familie Rhoda Biggs
und werde eine passende Beschreibung hinzufügen,
um die Identität sicherzustellen", erklärte der Graf.
„Sie dürfen nicht erwarten, Ihre Eltern zu finden,
aber Sie werden vielleicht eine Großmutter, einen
Bruder oder eine Schwester finden. Lassen Sie
die Sache in meinen Händen, und ich will Alles
thun, was geschehen kann, um Ihre Anverwandten
ausfindig zu machen, Sinda."
Das Mädchen dankte ihm mit warmen Worten,
ihre Augen waren zum Grafen emporgehoben und
er starrte in ihre klaren Tiefen, Plötzlich sehr bleich
werdend. Etwas in diesen Augen erschreckte ihn.
Irgendwo hatte er schon einen solchen Blick ge-
sehen. Ehe er sich seine Empfindungen noch er-
klären konnte, senkten sich Sinda'S lange, gebogene
Wimpern wieder auf ihre Wangen hinab. Aber
während des ganzen folgenden Abends verfolgten
Sinda's Augen Graf Tregaron mit quälender Ge-
walt. Warum das geschah, konnte er selbst nicht
sagen. An wen sie sich erinnerte, das wußte er
nicht. Er saß an ihrer Seite, bis Maya vom
Klavier aufstand und sich ihm näherte, während aus
ihren Augen eif rsüchtigte Furcht sprühte.
„Was ist Dir, liebe Sinda?" fragte Maya in
sanftem, einschmeichelndem Tone. „Du stehst be-
kümmert aus. Ist Dir etwas geschehen, mein
Liebling?" — „Ich habe mit Grat Tregaron von
meinen eigenen Angehörigen gesprochen, Maya", er-
wiederte Sinda. „Er wird mir behilflich sein,

wie es seine bisherige Thätigkeit im Reichsland?
verdient und belohnt hat.
— Der letzte Bericht der Reichsschuldenkommission
enthielt nähere Angaben über die Kosten des
Reichstagsbaues. Darnach sind in den ersten
fünf Jahren von 1882—1887 dafür überwiesen
worden 10,160,047 Mark 51 Pfg. und in den
folgenden Jahren 1887—1892 einschließlich der
obengenannten Summe 20,078,438 Mk. 75 Pf.
Im Ganzen standen dann noch 9,956,964 Mark
40 Pf. zur Verfügung, die bis zur Vollendung
des Baues nahezu aufgebraucht sein dürften, so daß
sich die Gesammtkosten auf rund 30 Millionen
Mark belaufen, die, abgesehen von den inzwischen
aufgelaufenen Zinsen der französischen Kriegsent-
schädigung entnommen worden sind.
Einem auswärtigen Blatte wird aus Berlin
geschrieben: Auf dem Gebälk der westlichen Säulen-
vorhalle des Reichstagspalastes steht man eine stark
herausgemeißelte lange Tafel, die nach einer Inschrift
förmlich ruft. In der Reichstagsbaukommission war
vereinbart worden, hier, über dem monumentalen,
gewöhnlich nicht zu benutzenden Haupteingange, die
Worte „Dem deutschen Volke" anzubringen, und
die im Wallot'schen Atelier hergestellten Ansichten
der Hauptfassade zeigen auch diese Weihe-Inschrift.
Jetzt ist die Fassade längst abgerüstet, aber die Tafel
prangt mit unschuldsvoller Leere. Hätte man sie,
was möglich gewesen wäre, ganz wrggemeißelt, so
fiele die Lücke Niemanden auf. Heute aber fragt
sich Jeder, was denn die Tafel soll. Witzbolde
haben schon vorgeschlagen, die Worte anzubringen
„Eingang von hinten". Auf wessen Veranlassung
die Weihe Inschrift „Dem deutschen Volke" fortge-
lassen worden ist, darüber weiß man nichts. Vom
Reichstagsvorstande und den anderen Mitgliedern
der Reichstags-Baukommisston sind entsprechende
Weisungen an den ausführenden Architekten nicht
ergangen.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." theilt betreffs
der in der Presse gelangten Nachrichten über die
dem Reichstage zugehenden Vorlagen
mit, daß über die Frage, welche Gesetzentwürfe
dem Reichstag beim Sessionsbeginn vorzulegen
seien, selbstverständlich erst nach der (inzwischen
bekanntlich erfolgten) Rückkehr des Reichskanzlers
endgiltige Entscheidung getroffen werden könnte.
Karlsruhe, den 28. Nov. Se. Königliche
Hoheit der Erbgroßherzog traf heute früh Vr9
Uhr aus Freiburg in Baden-Baden ein, verweilte
bis gegen ^11 Uhr bei seinen Eltern im groß-
herzoglichen Schlosse und setzte sodann die Reise
nach Weimar fort. In Begleitung des Erb-
großherzogs befindet sich der Hauptmann Piloty
vom 5. Badischen Infanterieregiment Nr. 113,
welcher nun an Stelle des Majors Wänker von
Dankenschweil zu Se. Königl. Hoheit kommandfrt
meine Verwandten aufzufinocn." — „Und Du willst
mich etwa verlassen, Liebste?" rief die hübsche Heuch-
lerin in angeblicher Bestürzung. — „Ich habe Sinda
gebeten bei uns zu bleiben", sagte der Graf. „Es
ist möglich, daß sie bleibt. Wenn keine Verwandten
austauchen, um Ansprüche zu erheben, oder wenn
sie ihr nicht zusagen sollten, wird Sinda Belle-Jsle
als ihre Heitmoth betrachten!" Maya'z Gesicht
schien sanft und heiter lächelnd wie immer, aber
Sinda sah das zornige Funkeln ihrer Augen und
beschloß, was immer auch über sie kommen möge,
Belle-Jsle niemals zu ihrer Heimath zu machen.
Elliot und Walther Bathurst traten jetzt auf
die Gruppe hinzu, und das Gespräch wandte sich
allgemeinen Gegenständen zu und blieb schließlich
bei dem seltsamen Abenteuer der beiden Mädchen
in Kalkutta stehen «nd ihrer unbegreiflichen Ver-
folgung durch Thomas Bathurst. Aber da Maya
fest bei ihrem Glauben beharrte, daß Bathurst an
der ganzen Sache unschuldig gewesen sei und ihr
durchaus kein Leid hatte zufügen wollen und er-
klärte, daß der geheime Feind, der sie und Sinda
verfolgt batte, der Abgesandte des Rayah gewesen
sei, entstand ein Zweifel bezüglich Thomas Bat-
hurst's Schuld in dieser Angelegenheit. Um elf
Uhr zogen sich die jungen Damen zurück. Bathurst
ging bald darauf au. sein Zimmer und etwas
später sagte auch Elliot gute Nacht. Aber Graf
Tregaron saß noch eine ganze Stunde lang in dem
großen Salon und sein hervorragendster Gedanke
war: — „Wo habe ich solche Augen wie die Sin-
da's schon früher gesehen? An wen erinnert sie
mich?" Müde und abgespanntund ohne dieses Problem
gelöst zu haben, ging er endlich Milternacht's zu Bette.
 
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