Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI Kapitel:
Nr. 271 - Nr. 280 (19. November - 29. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44556#0548

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
des Auswärtigen, v. Giers, den Kaiser ge-
beten hat, ihn seines leidenden Zustandes wegen
von seinem bisherigen Amte zu entbinden, der Kaiser
jedoch in huldreichster Weise Herrn v. Giers er-
sucht hat, auch fernerhin im Amte zu verbleiben.
— Zahlreiche Passanten des Newskiprospekts
haben sich am 23. November doch getäuscht.
Nicht das kaiserliche Brautpaar wars, welches
den Spaziergang machte und das Magazin „Sci-
Pion" zu Einkäufen betrat, sondern der Herzog
von Jork mit seiner Base. Man wollte lange
nicht an die Möglichkeit dieser Täuschung glauben,
gibt dieselbe jetzt aber zu, nachdem man gestern
im Winterpalais während des Hochzeitszuges die
Gelegenheit gehabt hat, sich von dieser täuschenden
Ähnlichkeit zu (überzeugen. Nachträglich hört
man noch, daß der Kaiser bei seinem Aufenthalt
in England als Thronfolger wiederholt von
Freunden des Herzogs von Jork für diesen ge-
halten und als solcher angesprochen und begrüßt
wurde.
Port Louis, 28. Nov. Eine Kundmachung
der Königin der Hovas fordert die Unter-
thanen auf, den französischen Eindringlingen Wider-
stand zu leisten. Der Aufruf wurde in Andohalo
in der Nähe der Hauptstadt öffentlich verlesen und
begeistert ausgenommen. Eine Feuersbrunst
hat in Tananarivo ungefähr 150 Häuser zer-
stört. Die katholischen Hovas haben sich vereinigt,
um im Kriegsfall ihre Kirchen zu schützen. Die
norwegischen und englischen Missionare haben eine
Abordnung an den Premierminister gesandt, der
ihnen seinen Schutz zusagte.

vueenuus inicve uuv ^umgeinu^j, zu
ausübt. — Es bestätigt sich, daß der Minister! mißlang ihnen, da die Gäste die Kerls fest im Auge

Aus Wuy und Kein.
* Schwetzingen, 28. Nov. Heute Nacht wurde
einem Kirchheimer Bauer, dessen Knechte hier durch-
fuhren und einen Wagen mit Pferd an den andern
anhehängt hatten, der letztere sammt Pferd wahr-
scheinlich gestohlen. Die Knechte die auf dem
vorderen Wagen schliefen, fanden zu Kirchheim
nur noch den Strick vor, mit welchem das Pferd
an den ersten Wagen gebunden war. Der Wagen
ist ein grau angestrichener Leiterwagen, das Pferd
»in Schimmel mit einer Geschwulst an einem der
beiden Vorderfüße. (Jedenfalls das gestern in Heidel-
berg in der GaiSbergstraße herrenlos betroffene
Fuhrwerk. D. R. d. '„N.-G.-A.")
" Schwetzingen, 27. Novbr. Am nächsten
Sonntag den 2. Dezember hält der hiesige Ge-
werbeverein eine Versammlung ab, bei welcher
der Verbandssekretär der Gewerbevereine des
Pfalzgaues, Herr Hauptlehrer Haußer in Mann-
heim, im Auftrag des Großh. Ministeriums einen
Vortrag über „die Ziele der Gewerbevereine"
halten wird. Zu dieser Versammlung sind alle
Gewerbetreibenden von Schwetzingen und Umgegend
eingeladen.
" Aglasterhausen, 28. Nov. Am Montag
Abend kamen 2 reisende Handwerksburschen hierher,
um zu übernachten. Da sich die Wirthe, bei
welchen sie um Uebernachtung anfragten, sich weigerten,
denselben Unterkunft zu gewähren, begab sich der
Eine zur Ortspolizei, der er sich als mittelloser
Buchbindergeselle vorstellte und um Beherbergung
nachsuchte. Nachdem hier seinem Verlangen ent-
sprochen wurde, begab er sich ins Gasthaus „zum
deutschen Kaiser", wo inzwischen der andere Reise-
gefährte eingekehrt war. Hier trieben sie allerlei
Unfug und einer der Letzteren stellte sich taubstumm
und versuchte die anwesenden Bürgersleute zum
Narren zu halten, wobei der andere ihn in seiner
Komödie thatkräftigst unterstützte. Da aber der
Taubstumme mehrmals etwas aus feiner Rolle fiel,
schöpften die Anwesenden Verdacht, und schickten
nach der Polizei. Unterdessen beschimpften die
Stromer einen hiesigen Bürgersmann in empörend-
ster Weise, so daß es nabe daran war, zu einer
Schlägerei zu kommen. Als die Gutedel merkten,
daß die Polizei im Anzug war, benahmen sie sich
noch unartiger und der Taubstumme konnte bereits
.ganz geläufig schimpfen. Der Versuch zu entfliehen,

die Erbgroßherzogin nach Schloß Baden und am
Samstag wird voraussichtlich Se. König!. Hoheit
der Erbgroßherzog aus Weimar dahin zurückkehren.
Ausrand.
London, 28. Nov. Ein Telegramm der
„Times" aus Tschifu vom 26. November ent-
hält folgende Meldungen : Nach dem K.a m P f e
von Port Arthur ließen die Japaner die
Chinesen, ohne ihnen die Waffen abzunehmen,
entkommen. Ein Theil ist in Dschunken nach
Westen, der größere Theil in östlicher Richtung
geflohen. Einem Gerücht zufolge sollen die Ja-
paner 200 Chinesen niedergemacht haben, um die
an den gefangenen Japanern begangenen Gewalt-
thaten zu rächen. Der Taotai von Port Ar-
thur, Kung, ist in einer Dschunke entkommen.
Das chinesische Heer unter General Sung hat am
21. November Tali-mwan angegriffen. Es ist
wahrscheinlich zurückgeschlagen worden. Die
chinesische Bevölkerung leistete den Japanern auf
dem Marsche hilfreiche Hand. In Port Arthur
sind noch japanische Truppentransporte mit den
letzten Reserven eingetroffen. Die aus Niutsch-
wang abgehenden Dampfer nehmen fortwährend
Hunderte von Flüchtlingen auf. Die Eisenbahn
von Schan-Hei-Kuan nach Tientsin ist täglich
überfüllt. Die Beunruhigung der Bewohner der
Mandschurei ist hauptsächlich durch fliehende
oder entlassene chinesische Soldaten veranlaßt.
Infolge der Ueb ers chw em m ungen in der
Mandschurei vom letzten Sommer steht dort für
den Winter eine Hungersnoth bevor.
London, 28. Novbr. Wie der „Times" aus
Tschifu gemeldet wird, hält man dort einen japa-
nischen Angriff auf Wei-bai-Wei für überflüssig;
denn falls der Friede verweigert werde, müsse der
Vormarsch in der Richtung auf Schan-Hei-Kuan
und Peking erfolgen. Der Krieg habe jetzt nichts
mehr mit koreanischen Reformen zu thun. In der
Mandschurei ist schon jetzt Verkehr und Reisen
unmöglich. Nach der Eroberung von Port Arthur
legten die Japaner der Flucht der chinesischen Sol-
daten kaum ein Hinderniß in len Weg, da sie
nicht mit Gefangenen behelligt sein wollten. General
v. Hanneken soll Schan-Hei-Kuan so befestigt haben,
daß es für uneinnehmbar gilt. Dem „Standard"
wird über Berlin aus chinesischen Quellen gemeldet,
daß den Chinesen die Augen immer noch nicht
vollständig geöffnet seien, da sie die Eroberung von
Port Arthur nicht für entscheidend hielten und auch
jetzt noch auf die Hilfe des Winters rechneten.
London, 28. Nov. Eine Meldung der „Zen
tral News" aus Sch anoHai erklärt eine Nach-
richt, daß Li-Hung-Tschang zu den Japanern
geflohen sei, für falsch, bestätigt aber seine Degra
dirung und behaupt't, auch er sei entlassen worden;
er werde jedoch mit seinem unverletzten Heere der
chinesischen Zentralgewalt trotzen. Derselben Agen-
tur wird aus Tokio berichtet: Herr Detring, der
chinesische Friedensunterhändler, sei in Kobe auf
einem chinesischen Schiff unter deutscher Flagge in
Begleitung v:n verschiedenen hohen chinesischen Be-
amten anqelangt. Detring bitte durch den Statt-
halter von Hiogo um eine amtliche Audienz beim
Grafen Ito, dem er einen persönlichen Brief von
seinem frühem Freunde Li-Hung-Tschanq überbringt.
Petersburg, 28. Nov. Das Hochzeits-
geschenk des Kaisers Nikolaus an seine junge
Gemahlin bestand in einem wunderschönen Saphir-
schmuck, zu welchem die Steine bereits seit einiger
Zeit gesammelt worden waren. Bisher war es
streng verboten, irgend etwas über die kaiserliche
Familie zu telegraphiren. Die Censur strich jede
derartige Depesche. Seit einigen Tagen ist dies
durch den Hofminister Grafen Woronzow, jeden-
falls auf kaiserlichen Befehl, dahin abgeändert,
daß für die Censur von Zeitungsdepeschen über
das Kaiserhaus ein besonderer Beamter des Hof-
ministeriums bestimmt wurde, welcher das ihm
obliegende Amt durchaus milde und sachgemäß

Dreißigstes Kapitel.
Eine Erklärung.
Armand Elliot und Sinda waren jetzt viel zu-
sammen. Elliot hatte die schöne jungfräuliche Für-
stin geliebt von der ersten Stunde an, da er sie
erblickt hatte. Diese Liebe war während der langen
Wanderung nach ihrer Flucht aus Putpur zu einer
mächtigen Leidenschaft geworden; aber so lange
Sinda unter seinem Schutze gewesen war, hatte
Elliot aus ritterlichem Zartgefühl geschwiegen, um
sich nicht den Anschein zu geben, als wollte er aus
ihrer Dankbarkeit gegen ihn Vortherl ziehen. Aber
jetzt stand es ihm endlich frei zu sprechen. Sie
war nicht länger unter seinem Schutze; sie suchte
Anverwandte, die, wenn sie gefunden wurden, sie
von Belle-Jsle fortnehmen konnten. Jetzt wollte
er aber mit seiner Bewerbung keinen Tag länger
warten.
Am dritten Abend nach Sinda's Unterredung
mit Graf Tregaron und am vierten Abend ihres
Aufenthaltes in Belle-Jsle bot sich ihm eine Gele-
genheit dazu. Der Tag war ungemein fckwül ge-
wesen. Die Nacht kam mit einem leichten, erfri-
schenden Windhauche und goldenem Sternenglanz
und mildem Vollmondschein. Es war eine Nacht,
wie sie die beiden Mädchen in Indien gar oft er-
lebt hatten, weich und mild und träumerisch schön,
mit sanftem Blätterrauschen und Nachtvögelgesang,
und Maya schlug einen Spaziergang im Freien
vor. Ein Diener wurde um Umhüllungen geschickt
und Maya warf einen großen, weißen Theater-
mantel über ihr rothes Seidenkleid und hüllte ihren
Kopf in einen schwarzen Spitzenschleier. Sinda,

die, wie gewöhnlich, in umßen Mousselin gekleidet
war, zog einen feinen weißen Shawl über ihre
Schultern und Graf Tregaron führte die Gesell-
schaft durch eine offene Thüre auf die Terrasse
hinaus. — „Gehen wir zum Fluße hinab, Papa",
rief Maya, sich in kindlicher Art, die den Grafen
entzückte, an seinen Arm hängend. „Welch' eine
liebliche Nacht! Ist es nicht köstlich hier draußen?"
Walther Bathurst trat ganz nahe an Maya heran,
als ob er gleichfalls ihr Begleiter wäre, und Sinda
und Elliot waren sich wieder allein überlassen.
Sie gingen einige Minuten lang schweigend
nebeneinander einher. Der Graf führte sie über
die Wiese zu dem Flusse und blieb mit Maya und
Bathurst einige Minuten lang auf der Brücke
stehen, in den Strom hinabsehend, von dessen Ober-
fläche Mondeslicht und Sternenglanz zitternd wieder-
strahlten. — „Gehen wir in den Park, Papa",
sagte Maya. „Es muß dort köstlich sein in diesem
Vollmondscheine." Sie wanderten weiter und das
Mädchen schnatterte fortwährend wie eine Elster.
Plötzlich blieben sie stehen und schauten zurück.
Armand Elliot und Sinda waren auf der Brücke
stehen geblieben und neigten sich über die niedrige
Marmorbrüstung, vollständig vergessend ihre Be-
gleiter. In ihren weißen Gewändern und von
dem bleichen Mondesglanz umflossen, sah Sinda
mehr wie em Geist, als wie ein weibliches Wesen
aus. Etwas in Elliot's Haltung fiel Graf Tre-
garon auf und sein edles Gesicht umschattete sich
leicht und ein bekümmerter Ausdruck trat in seine
Augen.
„Ein liebendes Paar!" lachte Bathurst mit
leichtem Hohne. „Unsere entthronte Fürstin scheint

behielten. Die hierauf eingetroffene Polizei steckte
die Gauner über Nacht in Nummer sicher, von wo
sie um Dienstag Morgen ins Amtsgefängnis nach
Mosbach abgfführt wurden. Die Polizei soll in
den 2 Subjekten 2 steckbrieflich verfolgte Missethäter
entdeckt haben. (Waibst, Ztg.)
* Hirfchlanden, 28. Nov. Bei der gestern
Vormittag dahier stattgehabten Bürgermeisterwahl
wurde der seitherige Ortsyorstand Herr Georg
Michael Gehrig zum dritten Male zum Bürger-
meister mit 73 von 78 abgegebenen Stimmen
wieder gewählt.
* Oberlands, 25. Nov. Hier lagern noch
an 1000 Hektoliter Neuer. Seitheriger Preis
15—17 Mk. Käufer erwünscht.
* Malsch, 28. Nov. Vergangenen Sonntag
Abend fuhr der Landwirth Philipp von Malsch an
die Bahnstation Roth-Malsch, um seine Frau ab-
zuholen. Bei der Rückfahrt begegneten ihm auf
halbem Wege nach Malsch vier junge Burschen aus
Kronau. Bei der Dunkelheit dec Nacht sah Philipp
nicht, wer ihm begegnet und wich mit seinem Fuhr-
werke aus. Als die Burschen näher kamen, soll er
dieselben angerufen haben, warum sie nicht aus-
weichen, darauf schlug einer der Burschen mit dem
Stock auf ihn zu, worauf sich dieselben flüchteten.
Philipp ging denselben nach, um sie kennen zu
lernen, wobei sich ein Handgemenge entspann.
Philipp wurde durch mehrere Messerstiche verletzt,
auf den Boden geworfen und mit den Füßen ge-
treten. Die Verletzungen sind jedoch durch die dicke
Kleidung des Philipp bis auf eine Wunde gering.
Die Gensdarmerie ist den Thätern auf der Spur.
* Brette«, 27. Novbr. Gestern Nachmittag
kurz nach 4 Uhr brach in Bauerbach in einem
Schopfe des Landwirths Franz Metzner Feuer aus,
welches dessen ganzes Anwesen, bestehend in Haus,
Scheune mit Stall und Schopf, sowie dasjenige
des Polizeidieners Dickemann bis auf den Grund
einäscherte. Entstehungsursache bis jetzt unbekannt.
Die Betroffenen sind versichert.
* Karlsruhe, 28. Nov. In der Schlacht-
hausstraße fuhr Montag ein Trainfuhrwerk,
dessen Pferde durchgegangen waren, mit einem
leeren Lastwagen zusammen. Der Knecht des
letzteren Wagens und ein Pferd wurden zu
Boden geschleudert; der Knecht wurde leicht, das
Pferd schwer verletzt. — Gestern Nachmittag
wurde die ledige 27 Jahre alte Ladnerin Marie
Ries von Mieoershein (A. Lahr) im Hardtwald
bei der Binsenstrauchallee todt aufgefunden. Ein
kleiner Hund saß bei ihr. Allen Anzeichen nach
und nach einem bei der Leiche aufgefundenen
Zettel liegt Selbstmord durch Vergiftung vor.
Die Ries ist Montag Nachmittag aus ihrer
Wohnung fortgegangen. Motive zu ihrer That
sind bis jetzt noch unbekannt.
* Pforzheim, 27. Nov. Heute Nacht um
11 Ubr wurde im Speicherraum eines Hauses in
der Pfarrgasse Feuer bemerkt, das sich rasch über
den ganzen Speicher verbreitete. Es wurde sofort
Alarm geschlagen und in kürzester Zeit war die
freiwillige Feuerwehr auf dem Platz. Inzwischen
stand der ganze Dachgiebel des Hauses Nr. 18 in
der Pfarrgasse, das dem Bäckermeister Zorn gehört,
in Hellen Flammen. In kurzer Zeit wurde man
oes Feuers Herr. D-r Brand scheint in einer
Magdkammer ausgekommen zu sein. Die Magd
selbst bat sich notbdürftig retten können.
* Freiburg, 27. Nov. Heute früh haben
sich mehrere berittene Offiziere des hiesigen Jn-
fanterierregiments nach Leopoldhöhe begeben, um
von dort aus im Verein mit einigen Kavallerie-
offizieren und unter Leitung des Kommandeurs
des hiesigen Regiments einen Uebungs- und Re-
kognoszierungsritt nach dem Elsaß zu unternehmen.
Diese Uebung wird 5 Tage in Anspruch nehmen.
" Konstanz, 28. Nov. Herr Wachtmeister Zitzer
von hier, der sich schon oft als gewiegter Detektiv ge-
zeigt, hat wieder einen guten Fang gemacht. Nach
einem Transport, den Herr Zitzer nach Lindau zu
machen hatte, wollte er sich dort in dem Gasthof
restauriren. An einem Tische saß einsam ein Mann,

dock noch einen treuen Unterthanen zu haben.
Elliot sieht sehr verliebt aus!" — „Er muß es
sein, um vergessen zu können, daß Sinda nur die
Tochter eines Waschweibes war", höhnte Maya,
deren Gesicht hart und kalt wurde. „Wenn er der
nächste Graf von Tregaron sein soll, wird Sinda
eine gar edle und hochgeborene Gräfin abgeben."
Nun hatte der Graf in den innersten Tiefen seiner
Seele zu hoffen gewagt, daß Elliot und Maya
einander lieben lernen würden. (Fortsetzung folgt.)

Meines JeuMeLon.
" Eine heitere Geschichte erfährt die „Fuldaer
Zeitung" von zuverlässiger Seite. In einer Wirth
schalt in einer größeren Ortsgemeinde des Kreises
Fulda sitzen mehrere Gäste, die zu der Klasse der
„Utzvögel" gehören. Es tritt ein in das Gast-
zimmer der Steucraufseh-w, ein beliebter und liebens-
würdiger Herr. Er setzt sich allein an einen Tisch
und horcht. Was die da drüben am andern Tisch
sich zutuschen, ist aber auch dazu angethan, einen
Beamten, ;umal einen pflichttreuen, zur angestreng-
testen Thätigkeit seines Gehörapvarates anzuspornen.
„Wißt ihr schon, daß zwei Wilddiebe vorhin einen
Hirsch hereingebracht haben? Sie haben ihn in
die Kegelbahn gelegt, dort liegt er noch, er soll noch
mit dem Zuge auf die Bahn." Dem Beamten
wird's heiß. „Da ließen sich vielleicht 100 Mk.
Belohnung verdienen, das wäre so gut wie in der
Lotterie gewonnen", so mag er vielleicht bei sich ge-
dacht haben, denn er leert rasch sein Glas und
spricht: „Adieu, meine Herren." Und nun geht's
spornstreichs zum Oberförster. Doch der ist nicht

dessen Aeußeres dem Wachtmeister bekannt vorkam;
er glaubte in dem Fremden den bekannten Ein-
und Ausbrecher Gerspacher zu erkennen, dessen Bild
in den Kciminalzeitungen dem Ausschreiben beige-
fügt ist. Herr Z. machte den Wirth auf den Gast
aufmerksam und bat ihn, im Hute des Fremden
nachzusehen, ob sich in demselben nicht die Buch-
staben H. L. befänden. (Herr Z. erinnerte sich
aus einem Zeitungsartikel, daß Gerspacher in Lud-
wigshafen bei einem Hutmacher angab, er heiße H-
Locher, und bitte, diese Buchstaben in den Hut zu
machen.) Der Wirth fand nichts derartiges, wor-
auf Herr Z. den Wirth bat, einen Schutzmann zu
holen. Als der Schutzmann erschien, mrrieth der
Gast, der bis dahin von den Augen des Krimina-
listen streng bewacht wurde, einige Unruhe. Der
Schutzmann fragte ibn nach Namen und Papieren,
worauf der Fremde angab, Otto Böller zu heißen,
und Kaufmann aus Mülhausen zu sein. H^
Zitzer wandte hierauf ein Schreckmittel an und
sagte zu dem Fremdling: „Sie sind Gerspacher, der
in Bruchsal ausgebrochen ist." Das verfehlte die
Wirkung nicht. Gerspacher erschrak heftig und
fragte den Wachtmeister: „Woher kennen Sie mich?'
Schließlich gestand der nun Erkannte, daß er Gers-
pacher heiße und der Gesuchte sei, und ergab sich
gleichgültig in die Verhaftung. In dem Besitz
Gerspachers, der im Laufe der Vernehmung auch
gestand, den Einbruch beim Pfarrer in Hambrücken
verübt zu haben, fanden sich noch 116 Mk., die
gestohlene golden: Uhr mit Kette und das Messel
mit S-childkrotheft. Auch fanden sich bei genauerer
Besichtigung im Hute die Buchstaben L. H. vor,
ebenso war der graue in Mannheim gekaufte Havelock
im Besitz Gerspachers, Herrn Zitzer darf man zN
einem solcken Fang gratuliren.
" Ludwigshafen, 25. Nov. Eine äußerst
zweckmäßige Einrichtung ist von dem Kommando
der hiesigen Fmerwehr im Einvernebmen mit der
Stadtverwaltung getroffen worden. Mit einer Un-
fallversicherungsgefellschaft wurde nämlich ab 1. Nov-
ein Vertrag abgeschlossen, inhaltlich dessen sämmtliche
aktive Mannschaften der Feuerwehr (ca. 200 Mann)
gegen Unfälle im Dienst versichert sind. Verunglückt
z. B. ein Mann im Dienst, so erhält er auf die
Dauer seiner Arbeitsunfähigkeit während 200 Lagert
pro Tag 6 Mk. Entschädigung, wird er dauernd
invalid, so erhält er eine einmalige Entschädigung
von 10,000 Mk.; falls ein Unfall im Dienst den
Tod des Feuerwehrmannes herbeiführt, so erhalten
dessen Hinterbliebene oder gesetzliche E.rben gleich"
falls den Betrag von 10,000 Mk. Die Prämie,
welche die Feuerwehrkassc dafür zu zablen hat, be-
läuft sich auf jährlich rund 1400 Mk. und wird
aus den Erträgnissen der Befreiungsgelder (LoskaUI
vom Dienst der Feuerwehr) bestritten.
* Schneidemühl, 28. Nov. In der Nähe
des Unglücksbrunnens Hierselbst wird bereits rnu
dem Aufbau der beschädigten Häuser begönnern
Vorläufig sind dort vier Neubauten in Aussicht
genommen. An Stelle der früheren kleinen Ge-
bäude werden prächtige Häuser entstehen mit Ge"
schäftsläden und besseren Wohnungen. .
* Pirna, 27. Nov. Die hiesige Vereinsbank
hat ihre Zahlungen eingestellt, worüber in del
ganzen Gegend große Aufregung herrscht.
Fehlsumme soll sich auf über IV? Millionen
Mark belaufen. Direktor und Kassier sind ver-
haftet.

WerrnischLes.
— Heruntergekommen. Wir hatten jüngst
zu berichten, daß in der Berliner Charit« als
ein Arbeitshäusler gestorben ist, der einem dck
ältesten Adelsfamilien entstammt war. Der
liner Korrespondent der Hamburger Nachrichten >1
nunmehr in der Lage, aus der Biographie diesig
Mannes Näheres mitzutheilen. Diese Auszüge
aus dem Leben lesen sich wie Kap tel eines Nc;
manes. Die Verwandten des Baron T (ch bedeut
hier also, allem mathematischen Brauche zuwid^-
eine sehr bekannte Größe) befinden sich zum Th?'
in hohen Staatsstellungen. Die L gehören in bck
zu Haus, dagegen sein Schreiber, der auck
weiß und kennt. Man macht schnell einen PlaN^
Der Steueraufseher fährt mit einem gerade na«
der nahen Stadt gehenden Fuhrwerke eines
delsmanns schleunigst zur Stadt alarmirt die PoliZ^
und besetzt den Bahnhof, um den mit dem nächst^
Zuge dort eintreffenden Hirsch und die Wildoi^
abzufangen. Der Forstbeamte dagegen versuchte
Glück noch zuvor in der Wirtschaft. Es miE
ihm viel daran gelegen sein, die Wilddiebe niöT
lichst rasch abzufangen, und so marschirte er '-
der größten Eile der Wirthschaft zu. Athens
dort angekommen, ruft er die Wirtyin zur Sei^'
Diese hatte von der ganzen Sache keine Ahnung
und konnte auch den kaum seiner Stimme mäff^
tigen Forstbeamten nicht gleich verstehen, weshE
dieser mit Haussuchung drohte. Als er sich
Wirthin jedoch besser verständigte, hatte sie ein
glückliche Vorahnung von der Geschichte und da R
auch bekanntermaßen einem Spaße nicht abbold >st>
so ließ sie den Forstbeamten bei seiner Meinung
ging mit ihm auf die Kegelbahn, machte die Thnf
auf und 0 Schrecken: „Do leihde jo noch, d
Hersch, do honnen de domme Jonge noch net en^
mitgenomme noach F." Doch der Forstbeamte wü
blaß . . . blässer . . ., was er sah, war allerdings
ein Hirsch, aber e-n gemalter, „das Wirths
hauöschild", das zum Repariren herabgenowm^
war und in die Stadt zum U-bermalen gesch'ß,
werden sollte. „Na, die uzen mich nicht wieder -
spricht er und verschwindet. Der Steuerbean^
aber wartet unterdessen am Bahnhofe der Sta^
vergeblich auf die Ankunft des Hirsches und »el
Wilddiebe.
 
Annotationen