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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
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Nummer IM. LL. Jahrgang.

U susv

Donnerstag, 9. August 1894.

General-G Anzeiger

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für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

Jnsertionöpreisr
die Ispaltige Petikzeile oder deren Raum k Pf-.,
für auswärtige Inserate 1ü Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
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Expedition: ^cruptstrcrße Mr. 25.

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Jugend- und Volksspiele.
Seit Jahren ist man unablässig bemüht, die
bisher nur an vereinzelten Orten gepflegten Be-
wegungsspiele nicht nur unter der Jugend, son-
dern auch unter den Erwachsenen immer mehr
und mehr auszubreiten.
Während es in ganz Deutschland kaum 600
Städte gibt, die mehr oder weniger mit Spiel-
plätzen ausgerüstet sind, verfügt London allein
über 1700 Plätze für Kricket und 6000 Plätze
für Fußball. Sowohl die Jugendspiel- als auch
die Volksspielbewegung ist eine wichtige Er-
ziehungsfrage.
Nach dem soeben Gesagten erscheint es fast
überflüssig, zu fragen: Wer soll denn spielen?
Unser ganzes Volk, groß und klein, arm und
reich, Knaben und Mädchen, Männer und
Frauen.
Nun kommt aber die Kehrseite der Medaille:
Es wäre vielleicht nichts schöner, als „spielend"
durch das Leben zu wandeln, wenn — einem
großen Theile der Menschheit bei dem Kampfe
um das Dasein überhaupt die Zeit dazu bliebe,
sich einer Belustigung hingeben zu können. Ue-
brigens muß man auch zugeben, daß unsere
Schuljugend früher mehr gespielt hat als jetzt.
Man wird um Gründe für diese Erscheinung
nicht verlegen sein. Den Schülern der höheren
Schulen rauben die Schularbeiten einen ganz be-
deutenden Theil ihrer freien Zeit; aber noch viele
andere Einflüsse verschiedenster Art machen sich
hier zum Nachtheil der Spiellust geltend, deren
Beseitigung Pflicht der Familie sein sollte. Und
wenn die Schüler der Volksschulen gegen früher
auch weniger Zeit zur Betbätigung des Spiel-
triebs außerhalb der Schulzeit haben, so ist das
zum großen Theil begründet in den veränderten
sozialen Verhältnissen der Gegenwart.
Die Kinder unserer ärmeren Volksklassen
lernen frühzeitig den Ernst des Lebens kennen.
Sie müssen tüchtig mithelfen bei der Arbeit in-
und außerhalb des Hauses, müssen als Boten,
Laufburschen, Zeitungsträger, Erdbeersammler
u. s. w. schon Geld verdienen helfen.
Erst sorge man dafür, daß die Kinder wäh-
rend ihrer freien Zeit nicht mit schweren, körper-
lichen Arbeiten belastet werden, daß sie nicht
nöthig haben, schon verdienen zu müssen, daß

religiöser Sinn und christliche Familienerziehung
gepflegt werden, dann wird sich auch die rechte
Spiellust wieder einstellen.
Es gehört eben zur „Heranbildung eines an
Leib und Seele kräftigen Geschlechts, zur Ver-
edelung von Herz und Gemüth, zur Stärkung
des Charakters und zur Wehrhaftigkeit und
Widerstandsfähigkeit der ganzen Nation" auch
noch etwas mehr, als Jugend- und Volksspiele.
Ein neuer Staatsbankerott in Sicht.
In den letzten Jahren baben mehrere Staaten
gezeigt, daß sich drückende Lasten ihrer Schulden
am raschesten erleichtern lassen nicht etwa durch
beschleunigte Tilgung oder durch Konversionen,
sondern einfach durch einseitige Herabsetzung der
vertragsmäßigen Zinszahlungen. Mit dieser Art
von Staatsbankerort sind Argentinien, Portugal
und Griechenland vorgegangen, ohne darin von
den geschädigten Gläubigern irgendwie behindert
worden zu sein, und einige andere Staaten, zu-
nächst Meriko, sind im Begriffe, zu folgen.
Am 23. März 1888 emitirte S. Bleichröder
in Berlin für 210 Millionen Mark bprozentigc
mexikanische Staatspapiere zum Kourse von 78^
und da es gelang, das erotische Papier fast bis
zum Parikourse hinaufzutreiben, so brachte das ge-
nannte Haus am 9. September 1890 eine neue
6prozentige mexikanische Anleihe in Höhe von 122^
Millionen Mark zum Course von 93^ auf den
Markt. Heute stehen Mexikaner wenig über 58 !
Es hat demnach das deutsche Kapital an den
beiden mexikanischen Anleihen einen sehr erheb-
lichen Verlust erlitten, und wer bisher noch nicht
so klug gewesen ist, das exotische Papier loszu-
schlagen, wird noch weitere Verluste zu gewärtigen
haben.
Der mexikanischen Regierung stehen jetzt nur
zwei Wege offen, um ihren Etat aufzubessern:
entweder muß sie den Dienst der auswärtigen
Schuld überhaupt einstellen oder aber den euro-
päischen Gläubigern Zahlung in mexikanischer
Währung leisten. In letzterem Falle würden die
Gläubiger fortan ungefähr 45 pCt. der fälligen
Zinsen erhalten.
Wenn der Julicoupon noch pünktlich bezahlt
wurde, so beweist das nichts, da bei den letzten
Anleihen das Haus Bleichröder beträchtliche Summen
für die Coupontermine zurückbehalten batte. Diese
Reserve dürfte über kurz oder lang erschöpft sein
und auch mit Mexiko wird man die Erfahrung
machen, daß Staaten mit unzugänglichen Ein-
nahmen die Zinsen nur so lange zahlen, als ihr
Kredit fließt. Erhalten sie keinen neuen Kredit mehr,
so stellen sie auch die Zinszahlung ganz oder teil-
weise ein.

Die Verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von E. von der Have.
3) (Fortsetzung.)
„Wie man es nehmen will," sagte der Diener.
„Ich glaubte nur, als ich mit Karl — wir batten
beide Urlaub gehabt — heute Abend in's Diener-
zimmer trat und oas Fenster schließen wollte, Ge-
räusch im Hintergarten zu vernehmen."
„Geräusch? Welcher Art?"
„Nun, — wie vorsichtig, aber eilig sich ent-
fernende Fußtritte."
Der Beamte sah den Graukopf forschend an.
„Habt Jbr das deutlich gehört?" fragte er.
„Wir glaubten es wenigstens beide, aber es
hatte geregnet, es kann auch Tropfenfall von den
Bäumen gewesen sein!"
Dem Beamten kam ein jäher Gedanke, dem er
indeß nicht Ausdruck gab.
„Es ist gut!" sagte er. „Gehen Sie und
bolen Sie den jungen Herrn Volkheim. Von seiner
Anwesenheit hier hängt vieles ab !"
Der Graukopf verbeugte sich und entfernte sich
würdevoll.
„Und nun, Madame," der Beamte wandte sich
wieder sehr unvermittelt an die Frau mit der
Schutzbrille, der seine äußerst artigen Worte galten,
„wollen Sie mir in erster Linie die vorhergehenden
Ereignisse schildern, so weit sie von Belang sind?"
Ihre Züge blieben unbewegt und ebenso starr
und steif antwortete sie:
„Ich wüßte nicht, was es zu schildern gäbe!

Ich begreife überhaupt nicht, was dies ganze Ver-
hör bedeuten soll. Herr Volkheim ist furchtbar er-
schüttert durch diesen schrecklichen Vorfall; sonst
würde er sicher nicht gestatten, daß-"
„Verzeihung, Madame, aber das sind Ihre An-
sichten, die meine Frage nicht beantworten, und die
Zeit drängt. Sie würden mich sehr verbinden,
wenn Sie mir genau alles mittheilen möchten,
was dieser Katastrophe vorherging."
„Aber es gicbt eben nichts mitzutheilen!" stieß
die Dame erregt aus. „Herr Volkheim und Fräu-
lein Volkhcim besuchten eine Gesellschaft. Frau
Volkheim blieb wegen Nichtwohlseins zu Hause.
Die beiden Diener batten, weil die Herrschaft nicht
zu Hause, Urlaub, außerdem auch das übrige Ge-
sinde, bis auf das Kleinmädchen Nina, welche sich
in ihrer Kammer mit Näharbeit beschäftigte. Um
zehn Uhr wünschte Frau Volkheim zur Ruhe zu
gehen ; nachdem ich meiner Dame dabei behiflich
gewesen, suchte ich mein Zimmer auf. Ich schlief,
als um zwei Uhr nachts — die Uhr von der
Johanniskirche schlug eben — ein lauter Schrei
mich weckte. Das übrige hat Fräulein Volkheim
bereits berichtet."
„Wann verließen Herr und Fräulein Volkheim
dat Haus am Abend?"
„Um sechs Uhr!"
„Und die Dienerschaft?"
„Gleich darnach!"
„Wann ging der letzte derselben fort?"
„Um halb sieben vielleicht."
„Und dann kam Niemand mehr, bis die Diener-
schaft zurückkehrte?"
„Nein."

Deutsches Reich.
Berlin, 9. August.
— Die „Nord. Allg. Ztg." meldet: Nach einem
Telegramm des Hauptmanns Estorfs aus San
Paolo de Loanda ist die letzte für Südwest-
afrika bestimmte Verstärkungsmannschaft
am 17. Juli an der Tsoachaubmündung glücklich
gelandet. Major v. Francois und Premier-
lieutenant v. Franyois verließen die Capstadt
und treffen demnächst in Liverpool ein.
Koburg, 7. Aug. Herzog Alfred hat gestern
sein fünfzigstes Lebensjahr vollendet. Der Kaiser
sandte ihm aus Cowes einen Glückwunsch, in dem
er betonte, daß es die erste Feier des Geburtstages
sei, die der Herzog als deutscher Bundesfürst be-
gehe. Der Herzog drückte in seinem Danktelegramm
seine unerschütterliche Treue aus.
Karlsruhe, 8. Aug. Die „Bad. Correip."
schreibt: Die großh. Regierung war, als sie das
Uebereinkommen über die Gewährung länd-
lichen Realkrcdits mit der Rheinischen
Hypothekenbank abschloß, von der Absicht geleitet,
eine Besserung der Lage der kreditbedürftigen
Landwirthe des Großherzogthums u. A. dadurch
herbeizuführen, daß sie denselben die Erlangung
unkündbaren, amortisablen Kredits erleichterte.
Zur Zeit des Abschlusses der erwähnten Ueber-
einkunst hatte die letztere Verschuldungsform noch
wenig Eingang in den Kreisen der Landwirth-
schaft treibenden Bevölkerung gefunden. Mittler-
weile sind ihre Vorzüge, insbesondere auch in
Folge der durch die Bekanntgabe des Ueberein-
kommens in Versammlungen und in der Presse
hervorgerufenen Erörterungen und der von dem
Leiter der Rheinischen Hypothekenbank in ver-
schiedenen Landestheilen gehaltenen Vorträge, in
den in Betracht kommenden Kreisen in wesentlich
erhöhtem Maße bekannt und anerkannt worden,
so daß der Hoffnung Raum gegeben werden dars,
daß der unkündbare, amortisable Kredit mehr
und mehr in der praktischen Anwendung Boden
gewinnen werde. Es scheint insbesondere auch
im Bereiche der Möglichkeit zu liegen, daß in
einzelnen Gemeinden sämmtliche, oder doch ein
erheblicher Bruchtheil der kreditbedürftigen Grund-
besitzer zur Umwandlung ihrer Schulden in amor-
sitable und unkündbare sich bereit finden lassen
werden. Das großh. Ministerium des Innern
hat soeben die großh. Bezirksämter veranlaßt, —
dort, wo eine Geneigtheit hierzu vorausgesetzt
und wo nach den wirthschaftlichen Verhältnissen
und der Eigenart der Bewohner angenommen
werden kann, daß die bei der Aufnahme amorti-
sabler Darlehen zu übernehmenden Verpflicht-
ungen pünktlich erfüllt werden, — einerseits die
Kreditbedürftigen auf die zur Gewährung unkünd-
„Wann warm alle wieder zu Hause?"
„Um elf Uhr!"
„Suchte Jeder gleich seinen Schlafraum auf?"
„So viel ich weiß, ja!"
„In welchem Verhältniß stand die Todte zu
der Dienerschaft?"
„So viel ich weiß, in einem leidlich guten."
„Weshalb nur in einem leidlich guten?"
„Die Dame war sehr eigen, es gab leicht Vor-
würfe für Nachlässigkeit."
„Kamen solche in den letzten Tagen vor?"
„Das weiß ich nicht."
„Sonst fiel Ihnen nichts auf?"
Die Gefragte zögerte.
„Nun?"
„Es gab öfter heftige Auftritte zwischen Mutte,
und Sohn!" Und ein schmerzliches Aufstöhnen
von dem Sessel der Todten her, neben welchem
Jertha noch immer kniete, ließ es alle wie ein ei-
siger Schauder überrieseln. „Noch heute mittag
erst fand ein solcher statt!"
Der Beamte wollte eben die Lippen zu einer
neuen Frage öffenen, als Schritte hinter ihm die-
selben nicht aussprechen ließen.
„Der junge Herr ist nicht dort, wo ich ihn zu
finden hoffte," meldete der alte Johann dem sich
ihm zuwendenden Beamten, den eine unverkenn-
bare Unruhe bei dieser Mittheilung zu befallen
schien.
„Hat Jemand noch irgend etwas auszusagen?"
fragte er, im Kreise um sich blickend. „Herr Volk-
heim," wandte er sich diesem zu, der die ganze
Zeit über, wie aller Welt entrückt, in seinem Sessel
gelehnt hatte, „Sie wollen mir gütigst erlauben,

baren und amortisablen Kredits bereiten Kredit-
institute, andererseits diese letzteren selbst (insbe-
sondere die Rheinische Hypothekenbank und die
betheiligten Sparkassen) auf die in den Gemeinden
gehegten Wünsche aufmerksam zum machen.
Karlsruhe, 8. Aug. Seit gestern Abend weilt
in Schloß Mainau auf Einladung der Königlich
Preußische Gesandte, Wirklicher Geheimerath von
Eisendecher. Heute Mittag erwarteten die Höchsten
Herrschaften den Besuch Ihrer Königlichen Hoheit
der Prinzessin Luise von Preußen, welche von Schloß
Montfort bei Langenargen in Mainau eintraf und
Abends wieder dahin zurückkehrte. In Folge des von
Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und
der Großherzogin geäußerten Wunsches, die König-
lich Württcmbergischen Majestäten in Friedrichshafen
zu besuchen, hat Ihre Majestät die Königin die
Großherzvglichen Herrschaften auf Freitag zur Mittags-
tafel dahin eingeladen und werden dieselben mit
Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin-Mutter von
Genua an diesem Tage Sich in Schloß Friedrichs-
hafen einfindcn.
Aus der Pfalz, 7. Aug. In der letzten
Sitzung der pfälzischen Handels- und Gewerbe-
kammer wurde die Kan al frage kurz gestreift.
Der Vorsitzende Kommerzienrath Dr. v. Clemm
brachte das Ersuchen des Vereins für Hebung der
Fluß- und Kanalschifffahrt in Bayern zur Sprache,
der darum gebeten hatte, ihm einen Berichterstatter
über die pfälzische Wasserstraßenfrage für die im
September zu Bamberg stattfindende Generalver-
sammlung des Vereins namhaft zu machen. Der
Vorsitzende führte aus, die Frage sei recht schwierig.
Er schlage vor, die Angelegenbeit so zu behandeln,
daß die pfälzische Wasserstraßenfrage auf die Tages-
ordnung der nächsten Plenarversammlung gesetzt
und nach Maßgabe des Ergebnisses dieser Bera-
thung dem Vereine Nachricht gegeben werde. Man
dürfe nicht zugeben, daß die Frage vom ein-
seitigen Standpunkte erörtert werde. Schon be-
ginne wieder die Agitation in dieser Angelegenheit,
in der sich zwei Parteien gegenüberständen. Es
bestehe zwischen Bayern und Baden ein Vertrag in
Bezug auf die Schiffbarmachung und Offenhaltung
des Rheins, welchem Rechnung getragen werden
müsse. Jedenfalls müßten die Pläne ausgeschieden
werden, welche phantastischen Ursprungs seien. Einen
einzelnen Mann zum Berichterstatter zu bestimmen,
sei mißlich, die Versammlung müsse vielmehr als
Ganzes ihre Meinung sagen. Die Kammer er-
klärte sich mit diffen Ausführungen und dem Vor-
schläge des Vorsitzenden einverstanden.
Ausland.
Paris, 8. Aug. Anarchistenprozeß. Die
Zeugenaussagen belasten Ortiz sehr. Erwiesen
ist seine Theilnahme an den Diebstählen. Ver-

weitere Fragen morgen zu stellen. Der Fall scheint
mir denn doch sehr verwickelt zu sein —"
Der alte Herr hob müde die Hand.
„Wie Sie wollen!" sagte er. „Thun Sie, was
Sie für recht halten. Ich bin zerschlagen, zerschmettert!
Das — das in meinem Hause! Gott im Himmel!"
Und wieder bedeckte er das Gesicht mit den
Händen. Er sah nicht, wie der Beamte sich vor
ihm verbeugte, wie er das Zimmer verließ, gefolgt
von dem alten Johann. . .
„Durchsucht das Haus auf das peinlichste,"
raunte er diesem, draußen angclangt, zu. „Seht
auch alle Thüren nach! Ich habe 3eit zu
verlieren. Mir ist ein Gedanke gekommen, ein
grauenhafter Gedanke — —"
Der alte Diener umklammerte krampfhaft des
Beamten Arm.
„Sie — Sie — haben — doch — nicht —
etwa — den jungen Volkheim "
Er vollendete nicht- Es war ,hm buchstäblich,
als stocke ihm der Athem, als sollte ihn in der
nächsten Sekunde der Schlag rühren.
Der Beamte legte seine Hand auf seine Schulter.
„Alter," sagte er, „sprechen Sie die Wahrheit:
halten Sie es für möglich?"
Der Graukopf erbebte so furchtbar, daß es seiner
Worte kaum noch bedurfte.
„Er ist in schlechte Gesellschaft gerathen," stam-
melte er, „fr war einst so gut, so herzensgut! Ach,
Herr, einem alten Manne bricht das Herz über
dm Jammer-"
Der Beamte umschloß die Linke des Dieners
mit fast eisernem Druck. Die Rechte hatte derselbe
über die Augen gelegt.
 
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