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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 221 - Nr. 230 (21. September - 2. Oktober)
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Nummer 230. H Jahrgang.

Aeuer

Dienstag, 2. Oktober 1884


General- G Anzeiger

für Heidelberg und Umgegend

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Mit Sseitigem ttlnstrirtem Sonntagsblatt: monatlich
4N Pfennig frei in's HauS, durch die Post bezogen
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holung entsprechender Rabatt-
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GeLefsnsLes MerLt in StcrdL -r. HeideLbeVS MWö MrmDLDerrd. G^'ötztsv Lässig füv IMserrcrte.

MV" Telephon-Anschluß Nr. 192. -WU

4 Postschalter
T abgeholt.

Ter Bankcredit und das Klein-
gewerbe.
Es ist die große Schattenseite unserer an
Mancherlei wirthschaftlichen Gebrechen krankenden
-6eit, daß fortwährend den leidenden Menschen,
bor allen Dingen aber jetzt dem kleinen Handels-
und Gewerbestande Recepte und Heilmittel von
seltsamen sozialpolitischen Wunderdoktoren ver-
sprechen, bei Lichte betrachtet aber entweder un-
ausführbar oder geradezu wirthschaftlich unver-
Uünftig sind. Gewiß wird jeder gerechte Staats-
mann den mittleren und kleineren Geschäftsleuten
eine Stütze gönnen, aber man verlange nur keine
finanziellen Undinge. So ist es seit einiger Zeit
M gewissen Blättern die stehende Klage geworden
°aß der Kleinkaufmann und Gewerbetreibende,
jucht genug, resp. gar keinen Bankcredit hätten,
daß aber gerade diese Berufsklassen den Bank-
kredit am nöthigstcn brauchten. Am besten sei
ss, wenn die Reichsbank rettend einspringe, denn
dieselbe habe ja Hunderte von Millionen Gold
^M Keller liegen. Man hat sogar derartige Ge-
suche direkt an die Leitung der Reichsbank ge-
achtet, welche natürlich abschläglich beschicken
Werden mußten. Wie denken sich dann derartige
^vzialreformer die Geschäftsführung bei der

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für das H Quartal 1894
auf den
Ne« eir
General - Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
nebst 8seMg. illustr. Sonntagsblatt
nehmen alle Postonstolten, Landbrief-
teägee und unsere Agenten entgegen.
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(Vom Briefträger ins Haus gebracht 40 Pfg. mehr.)
Für Heidelberg und nähere Umgebung
«erden von unseren Trägern und Trägerinnen B e-
stell ungen zum Preise von
4» fpfg. monatlich,
frei ins Haus, entgegengenommen.
Der Verlag des „Neuen General-Anzeigers",
Hauptstraße 25.

Reichsbant - Glauben solche Herren, daß die
Reichsbank, die vor allen Dingen verpflichtet ist,
jede Reichsbanknote sofort in Gold einzulösen,
in's Blaue hinein Kredit an baarem Eelde geben
und ohne Weiteres den Wechsel des Kleinkauf-
manns und Gewerbetreibenden diskontiren kann.
Das Geschrei, daß die Reichsbank helfen soll, ist
dvch nur deßhalb entstanden, weil die betreffenden
Creditsucher genügenden Kredit nicht bei Kapitalisten
und Privatbanken finden. Also soll die Reichsbank
die Unvorsichtigkeit begehen und mehrere hundert
Millionen Mark an Geschäftsleute verborgen, deren
prompte Zahlungsfähigkeit bezweifelt werden muß.
Das ist doch ein unvernünftiges Verlangen, welches
einen finanziellen Ruin von fast ganz Deutschland
herbeiführen könnte, denn wo soll denn die Grenze
gezogen werden, wenn es erst heißt, jeder Gewerbe-
treibende und Kleinkaufmann bekommt gesetzlich
Reichsbankcredit? Er kann ihn nur bekommen, wenn
er nach seinen geschäftlichen Verhältnissen Anspruch
darauf hat, und dann erhält er ihn auch. Für alle
diejenigen Kleinkaufleute und Handwerker aber,
welche Bankcredit beanspruchen können, bleiben die
genossenschaftlichen Creditvereine das sichere Mittel,
einen ihren Verhältnissen entsprechenden Credit zu er-
langen, und diese Creditvereine werden auch gern
von jeder Bank, besonders aber auch von der
Reichsbank unterstützt.

DenLsches Reich.
Berlin, 2. Oktober.
— Eine sehr zeitgemäße Verordnung hat das
bayerische Justizministerium erlassen.
Es schärft unter Bezugnahme auf den § 607 der
Strafprozeßordnung und § 360 der Zivilprozeß-
ordnung allen richterlichen Beamten die Bestim-
mungen ein, daß bei Zeugen Fragen über Vor-
strafen u. s. w. nur bei hinreichender Veranlassung
gestellt werden sollen, da andernfalls dem Zeugen
diejenige Schonung versagt würde, welche das Ge-
setz ermöglichen will. Falls von einer Fragestellung
dieser Art nicht Abstand genommen werden kann,
oll sie in Form erfolgen, welche jede verletzende
Wirkung benimmt. Wer vor Gericht schon solchen
Szenen beigewohnt hat, in welchen anläßlich einer
Zeugschaft Bagatellstrafen aus längst vergangener
Zeit wieder ans Tageslicht gezerrt wurden und eine
ehrbare Person, die sich vielleicht seit vielen Jahren
keines Fehls schuldig weiß, vor weitester Oeffentlich-
keit ohne besondere Veranlassung an einen Jugend-
treich erinnert wird, wird dem bayerischen Minister
ür diesen humanen Erlaß allen Dank wissen.
Auch anderwärts wäre die strenge Beobachtung der-
artiger Vorschriften sehr angebracht.
— Wie jüngst gemeldet, ist seitens der Eisen-
bahnverwaltung die Absicht kundgegeben worden,

den direkten Güterverkehr zwischen Deutschland
einerseits und den Balkanstaaten, Serbien, Bul-
garien und der Türkei andererseits durch Ein-
führung von Artikeltarifen zu erweitern und er-
mäßigte Tarife für Felle und Häute, gedörrtes
Obst, besonders Pflaumen, Fleisch und Fleisch-
waaren, todtes Geflügel in Sendungen zu 5000
und 10 000 Kilogr. einzuführen. Zu einem Gut-
achten hierüber aufgefordert, hat sich der Vor-
stand des ostpreußischen landwirthschaftlichen
Zentralvereins dahin geäußert, daß wohl
angenommen werden dürfte, daß in Folge der
beabsichtigten Einstellung ermäßigter Tarife ver-
mehrte Sendungen der betreffenden Artikel nach
Deutschland gelangen und die Verkaufspreise
dieser Artikel auf den großen Märkten und dem
zu Folge auch im ganzen Lande drücken würde.
Dies würde namentlich bei Fleisch, Fleifchwaaren
und gedörrtem Obst der Fall sein. Es sei
zweifellos, daß die landwirthschaftlichen Interessen
des Inlandes durch die beabsichtigten Tarifcr-
mäßigungen geschädigt werden würden. Der
Zentralverein müsse sich umsomehr dagegen er-
klären, als Tarifermäßigungen für einheimische
landwirthschaftliche Erzeugnisse auf unseren
Staatseisenbahnen nicht zu erlangen wären und
es durch Aufhebung des Staffeltarifs für Ge-
treide und Mühlenfabrikate den Landwirthen Ost-
preußens sogar wiederum unmöglich gemacht
worden sei, das von ihnen erbaute Verkaufsge-
treide den Konsumtionsbezirken Deutschlands auf
dem Eisenbahnwege zuzuführen.
— Die Nachricht der „Kreuz.-Ztg.", daß „der
Kaiser selbst durch das Zivilkabinet im Schooße
des Staatsminifteriums die Börsenreform
auf das entschiedenste hat anregen lassen, und
auch noch in allerneuester Zeit aus einem be-
sonderen Anlaß Gelegenheit genommen hat, an
anderer Stelle direkte Maßnahmen anzuordnen",
wird auch von der „Bank- und Handelsztg."
vollinhaltlich bestätigt. „Der Anlaß in aller-
neuester Zeit" war die Immediateingabe einer
hochgestellten Dame, die einen großen Theil ihres
Vermögens an Werthen des „Unter den' Linden
Bauvereins" verloren hat. Diese Eingabe über-
andte der Kaiser mit einigen kräftigen Aus-
drücken versehen zur weiteren Erledigung an den
Justizminister, der seinerseits die Aufmerksamkeit
der Staatsanwaltschaft auf den Fall lenkte.
Diese hat bereits eine Untersuchung eingeleitet
und die Geschäftsbücher der Gesellschaft beschlag-
nahmt.
— Der „Reichsanzeiger" weist gegenüber der
Kritik von Ankaufsoperationen der Proviant-
ämter auf die Bestimmungen der Proviant-
ordnung hin, denen zufolge die Verpflegungsmittel

wenn irgend möglich von den Producenten un^
nur ausnahmsweise im Auslande zu kaufen sind.
Es sei jedoch zweckmäßig, bei niedrigen Maispreisen
einen Theil des Haferbedarfs in Mais sicher zu
stellen, um den Pferden eine größere Futtermenge
zuzuführen. Ferner fei die Beschaffung ausländischen
trockenen, harten Roggens zur Herstellung von Dauer-
mehl, welcher in feuchten Jahren im Jnlande nicht
erhaltbar sei, nicht zu vermeiden, werde aber auf
das äußerst zulässige Maß beschränkt.
— Die Kommission für die zweite Lesung des
Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuches
für das deutsche Reich hat Buch I. Allge-
meiner Theil, Buch II. Recht der Schuldverhält-
nisse, Abschnitt 1 bis 6 und Abschnitt 7, und
Buch III. Sachenrecht, nach den Beschlüssen der
Redaktions-Kommission festgestellt und sind diese
Abschnitte nunmehr den verschiedenen betheiligten
Ressorts, sowie den Bundes-Regierungen zur Prü-
fung und Begutachtung zugestellt worden. Buch
IV. Familienrecht ist jetzt Gegenstand der Berathung
in der Redaktions-Kommission und darf die Verab-
schiedung bald erwartet werden. Um die Fertig-
stellung dieses Gesetzbuches möglichst zu fördern, ist
der Wunsch einer beschleunigten Korrevision der
fertigen Theile Buch I., II. und III. ausgesprochen,
damit auch der Bundesrath und demnächst der
Reichstag recht bald in die Prüfung eintreten
können.
Ausland.
Wien, 1. Okt. In Lemberg gab gestern die
Stadtvertretung auf dem Ausstellungsplatz ein Ban-
kett für die Mitglieder des Krakauer Gemeinde-
raths. Fürst Sapieba sagte in seinem Trinkspruch,
die Fremden geständen zu, daß die Ausstellung
achtunggebietend sei: „Unsere größte Genugthung
ist aber, daß ganz Polen uns zustimmt. Leute,
welche der Anwendung der Pasteurschen Methode
benöthigen, wollen uns beißen, weil wir Polen sind,
weil wir nicht sagen wollen, daß wir Hottentotten
sind. Wir bedauern sie. Sie sind gefallen, nicht
wir. Warum gehen sie nicht mit der Pickelhaube
zu den Negern und verlangen, daß sie weiß werden
sollen? Ihre eigene Thorheit wird sie schlagen.
Gott sagt, wir sollen Polen bleiben, und wir
müssen Polen sein. Ich trinke auf diejenigen,
die glauben, daß Gottes Wort alles übersteigt."
Der Erzbischof Thaakowitsch trank auf das Vater-
land und segnete die Bestrebungen der Versammelten.
London, 1. Okt. Wie dem Bureau Reuter
aus Shanghai geweidet wird, ist der seit
vielen Jahren in Zurückgezogenheit und Ungnade
lebende Prinz Kung, der Oheim des Kaisers,
zum Präsidenten des Departements des Aus-
wärtigen und der Admiralität, sowie nach Li-
Hung-Tschang zum Mitleiter der Kricgsoperationen

Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
Hauptmann Elliot stand wie zu Stein erstarrt
, »Die Hauptsache ist eben die," versetzte Bat-
„daß, wenn Du zögerst, dieser Aufforderung
"achzukommen, Du wahrscheinlich wegen Feigheit
us d^ Armee ausgestoßen oder wegen Ungehorsams
^win kassirt wirst. Auf der einen Seite ist die
"al, Dein sterbendes Weib in ihrer letzten Stunde
verlassen. Auf der anderen die Schande und
'N zerstörtes Leben!"
au« von einem Dolchstoß getroffen, fuhr Elliot
seiner Starrheit empor, und ging, ohne ein
zu sagen, in das Zimmer hinein, wo seine
lag. Er blieb bei ihrem Bette stehen und
z.! fle bei den Schmeichelnamen, die sie so sehr
hatte, aber sie achtete nicht darauf. Er
yMe fft, preßte sie an seine Brust, und seine
Emc verwandelte sich in ein starres namenloses
Ditzen, das schlimmer war, als der Tod. Die
krscDrin fühlte ihrer Herrin den Puls, und dann
l"ute ihr wildes Wehklagen die Luft.
öa« ^thmst kam herbeigeeilt und neigte sich über
tyjst,» t, während er todtenbleich wurde. „Sie ist
sehr V er. „Eugen, überlasse Dich nicht so
terl r m Schmerze. Denke an Dein kleines, mut-
^Aes Kind. Es hat jetzt nur Dich allein." —
klein k hwaus und kehrte mit dem halberwachten,
leat/" Mädchen in seinen Armen zurück. Er
sich a"s Hres Vaters Schooß und entfernte
^r Bathurst war von dem Betragen und
Haltung der Sepoys im Hause des Haupt-

manns im höchsten Grade beunruhigt. Elliot's
Kompagnie bestand zwar aus Engländern, aber es
waren ihm einige Sepoys als Diener beigegeben
worden. Elliot's Hausdiener Topee war einer von
diesen Sepoys. Im Verhältniß zu den weißen
Soldaten waren die Sepoys doch zu sehr in der
Minderzahl, um einen offenen Widerstand zu
wagen, aber man konnte jeden Verrath von ihnen
fürchten.
„Agnes' Tod trat rechtzeitig ein," dachte Bat-
hurst mit schmerzlichem Bedauern über das frühe
Hinscheiden der Frau, die er vergeblich geliebt hatte.
„Wir hätten sie nicht mitnehmen, wir hätttn sie
nicht zurücklassen können. Und jetzt müssen wir
fort!"
Er eilte hinaus und ertheilte den Soldaten
den Befehl, sich zur augenblicklichen Abreise vor-
zubereiten. Dann kehrte er in's Wirthshaus zu-
rück. suchte die Wärterin der kleinen Käthe und
trug ihr auf, sofort Kleider und Wäsche für
das Kind in den Mantelsack zu packen. Frau
Elliot's Schmuckkästchen packte er eigenhändig ein
und ließ alle erforderliche Mundvorräthe herbei-
schaffen und einpacken. Während Elliot stumm
und starr, vor Verzweiflung und Schmerz neben
der Leiche seiner Gattin saß, die kleine Käthe bit-
terlich weinte und die Dienerin ihr monotones
Klagegeheul ausstieß, traf Bathurst alle Vorberei-
tungen zur Abreise und vergaß an nichts.
Eine Stunde später, als sämmtliche Soldaten
in ihren Sätteln saßen und vor dem Hause auf-
gestellt waren, trat Bathurst in das dunkle Zimmer
ein, wo sein Cousin noch immer starr und un-
beweglich saß, ohne Thränen, wie versteinert vor

Schmerz, und seit dem Morgen um zehn Jahre ge-
ältert auSsah.
„Komm, Eugen," sagte er sanft. „Agnes ist
todt, Du kannst ihr nichts mehr nützen, wenn Du
länger hier bleibst. Wir müssen fort!"
Hauptmann Elliot schien ihn nicht gehört zu
haben.
„Eugen", rief sein Vetter, „Deine Frau ist
todt, aber Dein Vaterland lebt und hat Ansprüche
an Dich, die nicht einmal Dein Kummer abwehren
kann. Bedenke, daß Du Soldat bist. Willst Du
hier stehen und bei der Leiche Deines Weibes
jammern, während man auf Deinem Posten Deines
Schwertes und Deines Armes bedarf?"
Der Offizier hob den Kopf empor und be-
trachtete seinen Cousin mit einem Ausdruck gram-
voller Verzweiflung.
„Deine Soldaten sitzen bereits in ihren Sätteln",
sagte Bathurst. „Dein Pferd wartet.,,
Der Hauptmann betrachtete das stille weiße Ge-
sicht und die regungslose Gestalt auf dem Bette.
„Wer wird sie begraben?" fragte er.
Die alte indische Dienerin hatte ihre junge
Herrin mit seltener Treue und Zärtlichkeit geliebt.
Keine Zwietracht unter den Sepoys hatte die Ge-
walt gehabt, ihr treues Herz von der jungen, sanf-
ten Herrin abwendig machen, die die Dienerin
während einer langen Krankheit gepflegt hatte
und immer so gut und nachsichtig gegen sie
war. Sie hörte die Worte des Offiziers und ant-
wortete rasch: „Ich will sie begraben. Ueber-
lassen Sie sie mir! Ich werde sie mit meinen
eigenen Händen für das Grab ankleiden! Ich
werde ihr Blumen auf die Brust streue« ! Ich will

dafür sorgen, daß ihr Grab in Sicherheit bleibt!
Neberlassen Sie sie mir!"
„Ueberlasse sie Rannelee! rief Bathurst „Du
kannst an Rannelee's Hingebung nicht zweifeln.
Hier liegt doch nur mehr die leblose Hülle, Eugen.
Warum willst Du Dich an diese klammern ? Deine
Pflicht als Soldat zwingt Dich, fortzugehen
Komm!"
Der Hauptmann stand auf und winkte seinem
Kinde bei der Tobten und in der schattenhaften
Stille nahmen sie Abschied von ihrer Theuersten.
Etwas später kam er mit wankenden Schritten
auf die Veranda hinaus, das Kind in seinen Armen
tragend. Er winkte Rannelee, in das Zimmer zu-
rückzukehren, das er verlassen hatte. Bathurst setzte
ihm den Hut auf den Kopf und brachte auch den
Hut des Kindes. Dann bestieg der Hauptmann
schweigend sein Pferd, sein kleine; Mädchen noch
immer in seinen Armen haltend ; dre Wärterin des
Kindes und Bathurst stiegen dann gleichfalls zu
Pferde.
In heiserem Tone gab der Hauptmann das
Kommando und die kleine Kavalkade bewegte sich
in langsamen Trabe von dem luftigen Sommer-
hause fort. Sie waren nur eine kurze Strecke
weit geritten, als Toppe, der Sepoydiener Elliot's,
der, um in dem Hause zu plündern, hinter den
Andern zurückgeblieben war, in den Sattel sprang
und ihnen nachritt. Der Hauptmann sprach kaum
ein Wort während des ganzen Tages; die Nacht
hindurch hielten sie auf einer freien Wiese Rast und
Käthchen schlief in den Armen ihres Vaters, der
die ganze Nacht kein Auge schloß.
(Forschung folgt.)
 
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