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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 13. Oktober)
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Aenev

Rummrr 238. RS. Jahraona.

Dienstag, S. Oktober 1«S4

General-GAn^eiger


Kxpedition: ^dauptstratze Mr. 25.


für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

Jnsertionspreiör
die Ispaltige Peritzeile oder deren Raum 8 Pfg.,
für auöwärrige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.

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mit Zeitigem tlluSrirtem Souutagsblatt: monatlich
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Expedition: sLcruptltrcrhe Mr. 23.

GeLefenstes BLcrtt in SLsröL rr. Aimt rrird NMrGSGSird. Gv§sztev GVfsLg firv InsevaLs.

WW- Tslephou-AnfchluZ Nr. l«2. "WS
Lsutwähveird
»eiten von allen Postanstalten, Landbriesträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Flottenvermehrung.
Die Beunruhigung des deutschen Steuerzah-
lers nimmt kein Ende. Sind es nicht neue
Steuerpläne, mit denen man direkt an ihn heran-
tritt, so sind es wohlgemeinte Vorschläge zu wei-
terer Vermehrung der Wehrkraft, deren Durch-
führung sich ohne neue Steuern nicht denken läßt.
Neuestens wird Seitens der Offiziösen und Halb-
offiziösen der Vermehrung unserer Flotte wieder
eifrigst das Wort geredet und die Gründe aus den
chinesischen Gewässern geholt. Man behauptet
auf jener Seite, Deutschland könne im Kriege
Zwischen China und Japan nicht imponirend ge-
nug auftreten, da es ihm an Schiffen fehle,
or§c>: die deutsche Flotte muß vermehrt werden,
neue Panzerkolossc müssen bei.
Nun trifft aber aus den chinesischen Gewässern
eine Kunde ein, die den Freunden der Flotten-
vermehrung und schweren Panzerschiffe nicht ge-
legen gekommen lein wird. Sie wollen nämlich
eine Schlachtenflotte größten Stils, sie haben das
gute Programm des früheren Chefs der Admira-
lität v. Caprivi fallen gelassen und wollen nichts
wehr davon wissen, daß Deutschland sich mit
einer guten V ert h e i d i g u ng sfl otte be-
gnügen soll; nein, sie wünschen eine starke deutsche
Seemacht, die auch den Feind draußen aufsuchen
lann und zugleich der russischen und der franzö-
sischen Flotte die Spitze bieten soll. Selbstver-
ständlich verlangen diese Freunde der Flottenver-
größerung, wie erwähnt, meist nur große Panzer-
schiffe, sogenannte „schwimmende Särge", wie sie
ver Volksmund getauft hat, und Eingeweihte
versichern auch, daß die große Reichssteuerreform
«es Herrn Miquel nur den einen Zweck gehabt
^aben soll, Vorrath an überschüssigen Geldern —
für die Vermehrung der Flotte zu schaffen.
Allen diesen Befürwortern einer Mehrung der
Panzerkolossc macht die ostasiatische Kunde einen
Strich durch die Rechnung. Hunderte von see-
Wännischen Schriftstellern schreiben jetzt lange Er-
örterungen über die Schlacht am Aaluflusse und
Befehlshaber der üsterr. Flotte, Admiral
Sterneck hat öffentlich ausgesprochen, daß die
Schlacht am Valuflussc eine vollständige Um-
wälzung in der Seekriegsührung bedeute. Er er-
härte, daß die neuen Waffen, d. h. die Torpedo-
boote und die kleinen deckgepanzerten Kreuzer aus-

schlaggebender seien, als die großen, schweren Pan-
zer. Was sagen nun unsere Seepolitiker hierzu?
Gehen wir etwas näher auf die verhängniß-
volle Seeschlacht am Paluflusse ein. Nicht weniger
als vier große chinesische Schiffe wurden vernichtet
und drei andere kampfunfähig gemacht, es gingen
nämlich unter: 1) Der Thurmkreuzer „Lai-
Duen", aus Stahl, 1887 in Stettin gebaut,
2900 Tons, 16 Geschütze, 22 Offiziere, 202
Mann, 2) der gedeckte Kreuzer „Tsching-Puen",
aus Stahl, 1886 in Elswick (England) gebaut,
2300 Tons, 23 Geschütze, 22 Offiziere, 202
Mann, 3) der gedeckte Kreuzer „Tschao-Doung"
und 4) der gedeckte Kreuzer „Paug-Quei", beide
aus Stahl, 1881 in Elswick (England) gebaut,
1380 Tons, je 18 Geschütze, 13 Offiziere und
137 Mann. Kampfunfähig wurden und große
Havarien erlitten 1) das Thurmpanzerschiff erster
Klasse „Ting-Puen", aus Stahl 1881 in Stettin
gebaut, 7335 Tons, 16 Geschütze, 34 Offiziere,
329 Mann. 2) Der gedeckte Kreuzer „King-
Huen", aus Stahl, 1887 in Stettin gebaut.
Vom gleichen Typus wie Nr. 1, und 3) der
Kreuzer zweiter Klasse „Ping-Puen", aus Stahl,
1892 in China gebaut, 2200 Tons. Von dem
Peyang-Geschwader sind somit von größeren
Schiffen nur noch das Thurm-Panzerschiff „Tschen-
Puen" und die gedeckten Kreuzer „Tschi-Iuen"
und „Tsi-Auen" gefechtsfühig geblieben. Von
der japanischen Flotte, die bekanntlich meist nur
aus kleineren Schiffen bestand, litten nur der
Kreuzer „Mazuschim", aus Stahl, 1890 erbaut,
4277 Tons, die halbgepanzerteKorvette „Chiei",
1877 erbaut, 2248 Tons und das Kanonenboot
„Akagi", aus Stahl, 1888 erbaut, 614 Tons.
Diese Beispiele reden ganze Bücher. Wir
wollen uns der gutgläubigen Hoffnung hingeben,
daß sie auch start genug sind, den deutschen
Flottenbegeisterten die Augen zu öffnen. Jeden-
falls dürfte es jetzt den Befürwortern einer be-
sonders großen deutschen Panzerflotte schwer
fallen, mit neuen Plänen an den Reichstag
durchzukommen.
Deutsches Reich.
Berlin, 9. Oktober-
— Der Colonialrath tritt am 18. Oktober
zusammen. Demselben werden die Etats der Schutz-
gebiete vorgelegt werden. Ferner soll über die Aus-
dehnung der Woermannlinie bis nach Deutsch-
Südwestafrica und die telegraphische Verbindung
des Schutzgebiets mit Deutschland, sowie über den
Ausbau der Swakopmündung und die Herstellung
einer Eisenbahnlinie nach Deutsch-Ostafrika berathen
werden.
— Wie sehr das Gesetz zum Schutz derWaaren-

bezeichnun g envom 12. Mai 1894 einem lang ge-
fühlten Bedürfniß entgegengekommen, ist wohl daraus
zu ersehen, daß am 1. Oktober, wie dem „Blatt
für Patent-, Muster-und Zeichenwesen" entnommen
wird, rund 3200 AnmeldungenvonWaaren-
zeichen bei der Abtheilung des Kaiserlichen Patent-
amts eingegangen sind.
. — Mit Rücksicht auf die in der nächsten
Zeit zu erwartenden Verhandlungen zwischen den
Regierungen Deutschlands und den ver-
einigten Staaten von Nordamerika
über Fragen aus handelspolitischem Gebiet, will
sich die Handelskammer Mainz mit dem Anträge
an die maßgebenden Behörden wenden, daß in
Bezug aus Versendung von Weinproben nach
Amerika eine Aendcrung der bestehenden Vor-
schriften dahingehend herbeigeführt werde, daß die
Versendung auch im Postverkchr zugelassen und
der Qualität entsprechend erhoben wird.
Karlsruhe, 8. Okt. Bei der Versicherungs-
anstalt Baden sind im Monat September
1894 170 Rentengesuche (50 Alters- und 120
Jnvalideurentengesuche) eingereicht und 151 Renten
(42 und 109) bewilligt worden. Es wurden 29
Gesuche (4 und 25) abgelehnt, 115(35 und 80)
blieben unerledigt. Außerdem wurden im schieds-
gerichtlichen Verfahren 1 Alters- und 2 Inva-
lidenrenten zuerkannt. Bis Ende September sind
im Ganzen 7437 Renten (4594 Alters- und
2843 Invalidenrenten) bewilligt bezw. zuerkannt
worden. Davon kamen wieder in Wegfall 1816
(1017 und 799), so daß auf 1. Olt. 1894
5621 Rentenempfänger vorhanden sind (3577
Alters- und 2044 Jnvalidenrentner). Verglichen
mit dem 1. Sept. 1894 hat sich die Zahl der
Rentenempfänger vermehrt um 95 (25 Alters-
und 70 Jnvalidenrentner.) Die Rentenempfänger
beziehen Renten im Gesammtjahresbctrage von
703 304 Mk. 63 Pfg. (mehr seit 1. September
1894 11607 Mk. 19 Pfg.) Der Jahresbetrag
sür die im Monat September bewilligten 43
Altersrenten berechnet sich auf 5578 Mk. 20
Pf. und für 111 Invalidenrenten auf 13 435
Mk. 80 Pfg., somit Durchschnitt für eine Alters-
rente 120 Mk. 73 Pfg., für eine Invalidenrente
121 Mk. 04 Pfg. Für sämmtlichc bis 1. Ja-
nuar 1894 bewilligten Renten betrug der durch-
schnittliche Jahresbetrag einer Altersrente 117
Mk. 58 Pfg.
Karlsruhe, 8. Okt. Wie verlautet, wird sich
der Gro ß h er zo g unmittelbar nach der Enthüllung
des Kaiserdenkmals in Mannheim nach Potsdam
begeben, um der Nagelung der Fahnen für die
vierten Bataillone anzuwohnen. Der Großherzog
verweilt noch am 15. Oktober in Mannheim, um
im dortigen Residenzschlosse die ihm von der Stadt

bereiteten Festlichkeiten durch einen großen Empfang
zu erwidern. — Der Gesetzentwurf über die
Erweiterung der Unfallversicherung sieht eineNebertrag-
barkeit fälliger Versicherungsforderungen für den be-
sonderen Fall vor, wenn der Geschäftsunternehmer
dem Verletzten zur Abwehr einer Nothlage bei Ver-
zögerung der Rentenauszahlung Vorschüsse gemacht
bat. Im übrigen gilt für die Unfallrente der
Grundsatz der Unpfändbarkeit und Unübertragbar-
keit. — Zu Ende des Jahres 1893 zählte in
Baden die Land- und Forst wirth sch ast die
meisten Altersrenten, nämlich 253 von ins-
gesammt 672; die meisten Invalidenrenten,
nämlich 594 von insgesammt 1094, trafen auf
Industrie und Gewerbe. Bedauert wird,
daß die unständigen Lohnarbeiter (auch Gemeinde-
bedienstete) sich sehr zu ihrem eigenen Nachtheil viel-
fach der Beillagsentrichtung entziehen. — Für die
im November zusammentretende Generalsynode
kommen u- a. sie neuen Vorschriften über die Ab-
stimmung bei kirchlichen Steuerangelegenheiten zur
Geltung. Hiernach haben dabei von den 24 geist-
lchen Mitgliedern nur sechs mitzustimmen und auch
die sieben vom Großherzog ernannten Mitglieder
sind nicht abstimmungsberechtigt.
Aus iand.
Paris, 7. Okt. Der ehemalige Minister
Waldeck-Rousseau ist im Dapaitement Loire
mit 829 von 946 abgegebenen Stimmen zum
Senator gewählt worden. — In Bordeaur hielt
der frühere Minister des Innern Raynal gestern
eine Rede, worin er hervorhob, die Republik habe
von ihren politischen Gegnern nichts mehr zu
fürchten. Auch der äußere Friede sei gesichert, nicht
nur dank der militärischen Streitkräfte Frankreichs,
sondern auch dank der friedlichen Gesinnung der
europäischen Herrscher. — Der Kongreß der
Eisenbahnarbeiter berieth gestern Abend
über eine Propaganda für den allgemeinen
Aus st and. Die Franzosen befürworteten den-
selben, aber die auswärtigen Vertreter waren da-
gegen. Die Versammlung beschloß darauf, die
Frage durch einen besonderen internationalen Kon-
greß prüfen zu lassen.
Petersburg, 8. Okt- Der König von
Griechenland hat dem Zaren sowohl den
Regierungspalast in Korfu, als das königliche
Landhaus „Non rspos" zur Verfügung stellen
lassen. (Der Regierungspalast liegt in der Stadt,
am Eingänge zur Esplanade, einem weiten mit
Bäunien bepflanzten Platze. Ehemals war dort
der Sitz des englischen Gouverneurs. Das Land-
haus „Non ropos" liegt an dem Wege von der
Stadt zu dem berühmten Aussichtspunkte Ounono.
Um das Haus zieht sich ein weiter, prachtvoller
Park bis zum Meere hinab.

Gesucht und Gefunden,
bft Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Der Eigenthümer der Bananenvilla Thomas
joathurst blickte seine beiden Gäste abwechselnd mit
'Harfen, durchdringend prüfenden Augen an. Die
bynkle Gesichtsfarbe, die kurzen, schwarzen Locken,
cP dunkelblauen Augen und die edlen, ernsten Ge-
Mszüge Elliol's waren mit raschen flüchtigen
Dicken abgethan, und dann furchte sich Mr. Bat-
-Urst's Stirne, als seine Blicke auf dem blühenden,
verschmitzten Gesichte Walter Bahurst's haften
>ebeii. — „Sie wünschen mich zu sehen?" fragte
.halb ungeduldig. Die jungen Männer waren
gestanden. Bathurst verbeugte sich, als er sagte:
"E'r wünschten Herrn Thomas zu sprechen." —
?.^er bin ich mein Herr. Womit kann ich Ihnen
lenen?« — „Herr Thomas Bathurst von Nr. 76,
)ank-Street?" fragte Walter, eine rasche Vernei-
'gung erwartend. Zu seinem Erstaunen nickte
d r Hausherr bejahend. — „Ich bin Derjenige,
b ^>e suchen," bestätigte er mit einem sonder-
t?n Lächeln. „Ich nahm Ihre Karten in Em-
Welcher von Ihnen ist Walter Bathurst?"
„Ich bin's", antwortete der Träger dieses
dlriens. „Wenn Sie der Thomas Bathurst sind,
ich suche — obgleich ich überzeugt bin, daß
S^r ejn Jrrthum zu Grunde liegt — dann sind
'e mein Vater."
- Der ältere Bathurst betrachtete den jüngeren
di H schärfer und mit dem sichtlichen Aerger er konnte
lies, ^hEchknt mji ^l>ft in diesem jugend-
ch^n Gesichte nicht verkennen. „Wirklich?" sagte

er hart. „Wie soll ich aber wissen, daß Sie Der-
jenige sind, für den Sie sich ausgeben?" Ich habe
einen Sohn, Namens Walter, aber der muß sich
zur Zeit in England befinden." Walter zog em
kleines Päckchen mit Briefen aus seiner Tasche
und überreichte sie seinem Gastfreunde. „Hier sind
die wenigen Briefe, die ich je von meinem Vater
empfing," rief er aus. Haben Sie sie geschrieben?"
Bathurst sah die Briefe durch. „Ich erkenne sie
als die meinigen", erklärte er. „Ich glaube, Ihr
Gesicht und diese Briefe sind genügende Beweise.
So bist Du also mein Sobn Walter ?" Er streckte
steif seine Hand aus, welche von dem Walter er-
faßt wurde. Es zeigte sich daraus keine Wärme
in den verflossenen Zügen des Vaters, keine Spur
einer freudigen Regung über den Anblick seines
Sohnes, nur ziemlich sichtlicher Aerger.
„Erlaube mir, Dich zu fragen, was Dich nach
Indien bringt?" sagte er kalt. „Ich habe gewiß
nicht nach Dir geschickt." — „Nein, das thatest
Du nicht", erwiderte sein Sohn sich in dem lu-
xuriösen Zimmer umsehend und die Brillanten
seines Vaters betrachtend. „Ich kam in Geschäf-
ten nach Indien, und habe Dich nur ausgesucht,
um Deinen Rath und eine Auskunft bezüglich
meiner Mission einzuholen!" — „Und Dein Be-
gleiter?" — „Ist Armand Elliot," mein Vetter,
des Grafen von Tregaron," sagte Walter, „erträgt
aus Artigkeit den zweiten Titel des Grafen und ist
Viscount Wareham dem Namen nach." Bathurst
erschrak. „Wie ist das möglich?" fragte er. „Graf
Tregaron ist ein sehr entfernter Verwandter Elliol's.
Er gehört der Hauptlinie an, während die Elliot's
und Bathurst's jüngeren Linien entstammen. —I

„Du hast die Neuigkeit nicht gehört?" rief Walter
aus. „Und sie hätten doch mit dem vorletzten
Dampfer hier eintreffen s»Srn. Die ältere Linie
der Bathurst's ist ausgestorben. Visconnt Ware-
ham starb im vergangenen Dezember an einem
Herzleiden und der alte Graf wurde von seinem
Tode so erschüttert, daß ihn der Schlag rührte und
er Tags darauf ebenfalls starb.
„Und der neue Graf?" sagte Thomas Bat-
hurst hastig. Es spielte ein eigenthümiiches Lächeln
um Walter Bathurst's Lippen, als er erwiederte:
„Ist kein Anderer als Dein einstiger Nebenbuhler,
Vater; der Mann, der die Dame Deines Herzens
heimführte, Oberst Eugen Elliot." Bathurst sprang
zurück, wie von einem Schuß getroffen. Die jungen
Leute merkten, daß sein gelbes Gesicht noch gelber
wurde. „Er Graf Tregaron?" rief er aus. —
„Ja, er ist der neue Graf mit einem fürstlichen
Einkommen, Herr von Belle Jsle, Pair des Reiches,"
erklärte sein Sohn, welchem es ein Vergnügen machte
die Bedeutung und Macht von seines Vaters ein-
stigem Nebenbuhler noch zu vergrößern.
Ein blitzartiger, boshafter Blick glitt über das
fahle, aufgedunsene Gesicht Thomas Bathurst's.
Hätten seine Gäste den Sinn desselben errathen
können, sie wären vor ihm zurückgeschaudert.
Bitterkeit, Haß und Rachsucht 'gegen Eugen Elliot
erfüllten seine Brust. „Und Sie," sagte er barsch,
sich zu unserm Helden wendend, „sind Viscount
Wareham genannt? Sie sind Graf Tregaron's
Erbe?" — „Ich bin sein nächster Verwandter,"
erwiderte Elliot mit ernster Würde; „und es war
der Wunsch des Grafen, daß ich seinen zweiten Titel
annehme. Aber wie immer ich später in England h aßen

mag, jetzt bin ich nur Armand Elliot und ziehe
es vor, bei meinem Namen genannt zu werden."
— „Der Graf kann wieder h-irathen und einen
Erben bekommen, der Ihre Erwartungen vernichtet,
Herr Elliot", bemerkte Bathurst, höhnisch lächelnd.
„Sie thun wahrhaftig wohl daran, vorsichtig zu
sein. Wenn Sie nicht zu hoch steigen, fallen Sie
nicht zu tief," — „Der Graf wird nie wieder
heirathen", erklärte Walter Bathurst. „Der Tod
seiner Frau hat ihn zu schwer getroffen. Er hat
sich von diesem Schlage nie wieder erholt."
Bathurst gab dem Gespräche plötzlich eine an-
dere Wendung. „Warum bist Du nach Indien
gekommen?" (ragte er seinen Sohn. „Du sagst,
Du seiest in Geschäften gekommen. Hast Du etwa
die Absicht, meine Verhältnisse auszuspwniren, zu
versuchen, Geld von mir zu bekommen? Wenn dem
so ist, sage ich Dir gleich von vorneherein, daß ich
kein Geld für Dich habe. Ich kann Dich nicht
in mein Haus nehmen und habe keinen Platz für Dich
in meinem Geschäfte. Wenn Du hergekommen
bist, um mich auszunützen, so kehre nur lieber
mit dem nächsten Dampfer nach England zurück.
Ich bin nur ein Agent für andere Leute hier. Ich
kann gar nichts für Dich thun und kann Deine
Anwesenheit in Kalkutta auch gar nicht dulden!"
— „Du brauchst Dich in dieser Hinsicht gar nicht
ängstigen", sagt- der Sohn sehr trocken. Elliot
und ich haben hier ein Geschäft mit einander, und
dieses Geschäft hat durchaus keine Beziehungen zu
Dir." Bathurst schaute erleichtert drein. „Was
ist das für ein Geschäft?" fragte er, „und was
wollt Ihr von mir?" (Fortsetzung folgt.)
 
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