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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 13. Oktober)
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Nummer 234. H«. Zahrgaug.

A e » ev

Samstag, 6. Oktober 18N4


General-GAmiger

Expedition: Hauptstraße °ZIr. 25.

für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

Abonnementspreis r
mit sseitigem tllustrirtem SountagSblatt: monatlich
4V Pfennig frei in'S Hauö, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
Expedition: Kauptstraße Hkr. 25.

Jnsertionöpreisr
die lspaltige Petttzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärtige Inserate 1v Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
-— ---—»

GekeseMfLes BL^tt Stcrdt u. Anrt HekdeLdeVH und Miugegeird. Gvötzter? firv InsevuLs.

WU- Tetepkon-Anfchlutz Nr.
^^^M- Erftes Glatt. ^WU
Ueberblick über die kriegführenden

Staaten in Asien.

In unserem Blatte No. 225 verzeichneten wir
bereits unter der Ueberschrift „Japan und China"
den Flächeninhalt, sowie die Einwohnerzahl von
China, Japan und Korea. Wir glauben, daß
es unseren geschätzten Lesern genehm sein wird,
tvenn wir noch einige Mittheilungen über diese
Länder folgen lassen.
Das Kriegs- und Menschenmaterial sind die
wirksamsten Mittel zur Kriegsührung, die wir
Zuerst in Augenschein nehmen wollen.
Es ist traurig, vom humanen Standpunkt
aus betrachtet, aber es ist heute einmal so, und
ist darin noch nicht in absehbarer Zeit eine Aen-
berung zu erwarten: — daß nur die militärische
Diacht es vermag, einem Volke seine Existenz
Und Leben zu erhalten. — So lange es Natio-
nale- und Eroberungsstaaten auf der Welt giebt,
die nur ihr eigenes Interesse im Auge haben,
kann man nicht dazu rathen, die militärische
Stärke seines zugehörigen Staates auf irgend
eine Weise zu schwächen.
Japan ist im Verhältniß zu den zwei
anderen in Betracht kommenden Staaten weitaus

am besten mit seiner Armee vorbereitet. Sein
Diilitürsystem ist dem deutschen nachgebildet.
Mit dem Gesetz vom 28. November 1872,
kngünzt am 20. Januar 1889, ist die allgemeine
Wehrpflicht eingesührt- Sie währt vom Voll-
sudeten 17. bis 40, Lebensjahr. Die nicht ganz
Untauglichen müssen vom vollendeten zwanzigsten
2ahr 4 Jahr in der Reserve und 5 Jahr in
ber Territorialarmee dienen ; alle übrigen gehören
ber Reserve der Territorialarmee an.

. - Das Heerwesen wurde nach dem deutsch-fran-
zösischen Krieg durch französische Offiziere, die
UMn schon früher engagirt hatte, organisirt; die
Motte wurde nach englischem Muster gestaltet.

Von Japan liegen detailirte Angaben über
mn Heer vor; den offiziellen Berichten zufolge
betrug die Friedensstärke 71 179 Mann
Und 7979 Pferde, zuzüglich der Militärkolonie
bvn Jeso und Miliz von Tsuschima 73 969
Diann und 8357 Pferde. (Auf die Kriegsstärke,
Wit der Japan ins Feld rücken kann, kommen
wir später zurück.)

China. Von jeher galt den Chinesen der
Aieg als ein Unglück und eine Schmach für die
Menschheit; deshalb genoß der Soldatenstand auch
wir wenig Ansehen bei ihnen.
Seit dem Zusammenstoß mit den Westmächten
^kannte man die Nothwendigkeit einer besseren

Organisation und Bewaffnung der Armee. Sie
bestand aus der kaiserlichen Garde, welche nur
die Residenzen zu schützen und die kaiserliche Fa-
milie auf ihren Reisen zu begleiten hatte; dieselbe
wohnte in besonderen Quartieren in den großen
Städten und versah im Frieden den Polizeidienst.
Ferner bestand eine Provinzialarmec, oder die
Armee der grünen Fahnen.
Auf dem Papier stand eine Armee von
800,000 Chinesen und 271,000 Mandschu, wo-
von aber nur 270,000 nach europäischer Weise
organisirt waren; doch waren diese Truppen nur
zur Hälfte komplet. Die Bewaffnung der ge-
gesammten Armee bestand aus Bogen, Speeren,
Hellebarden, zum Theil auch aus Luntenflinten.
Schon aus der Bewaffnung ist erklärlich, daß die
chinesische Armee nach europäischen Begriffen weit
zurückstand.
Seit dieser Zelt, namentlich auch seit 1871,
wo wegen der „Kuldschafrage" mit Rußland ein
Krieg auszubrechen drohte, hat man verschiedene
Heerpläne aufgestellt, und bildet jetzt jede Provinz
der Mandschurei und der unterthänigen Land-
schaften je einen selbständigen Heerkörper, so daß
deren 23 bestehen.
Angaben über die einzelnen Waffengattungen
liegen nicht vor, es sind nur die Gesammtsummen
für die Heerkörper angeführt, demzufolge die Ge-
sammtstärke 1 038 000 beträgt von denen aber nur
etwa 4—500 000 zum Felddienst verwendbar sind.
Außerdem stehen in der Provinz Kuanghsi
und auf der Insel Formosa größere und besser
ausgebildete Truppentheile, so daß die zum Feld-
dienst tauglichen, die einem Feinde entgegentreten
können, auf 450 000 Mann geschätzt werden.
Anderseits werden nur 428 831 Feldtruppen an-
genommen, die mit europäischen Waffen aber ganz
verschiedenen Systemen ausgerüstet sind. Welche
von den beiden Zahlen die zutreffende ist, läßt
sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Die etwa 50 000 Pa-tschi-Truppen sind
zur Dienstpflicht verpflichtet, alle anderen Trup-
penabtheilungen werden durch „freiwilligen" Ein-
tritt in Dienst ergänzt und zwar aus Grund
eines Vertrags, der aufs ganze Leben abgeschlossen
wird.
Deutsches Teich.
Berlin, 6. Oktober.
— Die im Reichsamt des Innern abgehaltene
Konferenz zur Berathung der auf Bekämpfung
des unlauterenWettbewerbesin Handel
und Wandel, sowie gegen den Verrats) von Ge-
schäfts- und Fabrikgeheimnissen gerichteten Maßre-
geln bat, wie verlautet, gleich beim Beginn der
Berathungen ergeben, daß die Ansichten der be-
theiligten Kreise über wichtige Punkte noch keines-

wegs geklärt sind und darum ziemlich weit aus-
einandergehen. Die Nothwendigkeit eines gesetz-
lichen Schutzes des reellen Geschäfts gegen den
unlauteren Wettbewerb wurde zwar nahezu ein-
stimmig anerkannt. Doch ging-n die Ansichten
bereits über die grundlegende Frage ziemlich erheb-
lich auseinander, ob sich die Reichsgesetzgebung nur
auf einen zivilrechtlichen Schutz zu beschränken habe
oder auch einen zivilrechtlichen SLutz gewähren solle.
Ganz besonders abweichende Meinungen wurden
aber über die ebenfalls grundsätzlich bedeutsame Frage
laut, ob die künftige Reichsgesetzgebung auf eine
ganz allgemein gehaltene Fassung der einzelnen Be-
stimmungen beschränken oder eingehend die einzelnen
Arten des unlauteren Wettbewerbes behandeln soll.
Im ersten Falle wäre der Auflegung der Gerichte
in den einzelnen Fällen ein weiter Spielraum ge-
geben, was in mancher Hinsicht vortheilhaft, in
anderer bedenklich erscheinen könnte. Doch überwogen
schließlich in Uebereinstimmung mit der Auffassung
der Regierung die Meinungen, die sich für ein Spe
zialgesetz mit ganz genauer Erläuterung der einzel-
nen Arten des unlauteren Wettbewerbs aussprachen.
Liegt dabei auch die Gefahr einer schablonen-
haften Rechtsprechung vor, so würde doch anderer-
seits die Willkür vermieden werden, wie sie nach
dem geltenden französischen Rechte nahezu unver-
meidlich ist.
Karlsruhe, 5. Okt. Die von Arbeitgebern
für ihre Arbeiter errichteten Beköstigungsanstalten,
Fabrikkantinen re. sind nach feststehenden Verwal
tungsgrundsätzen nur dann nicht als gemäß § 33
der Gewerbeordnung genehmigungspflichtige Gewerbe-
betriebe zu betrachten, wenn Einrichtungen getroffen
sind, durch welche die Erzielung eines Unternehmer-
gewinnes unbedingt und dauernd ausgeschlossen
wird, weil nur unter dieser Voraussetzung der Betrieb
als ein nicht gewerbsmäßiger betrachtet werden kann.
ES hat sich nun ergeben, daß, allerdings sehr ver-
einzelt, solche Kantinen Seitens der Fabnkleitungen
an Unternehmer gegen Entrichtung einer festbestimmten
jährlichen Pachtsumme verpachtet werden. In solchen
Fällen muß der Betrieb der Kantinenwirthschaft
jedenfalls auf Seite des Kantinenwirths als ein
gewerbsmäßigir betrachtet werden, da dieser durch
den Vertrag der Fabrik gegenüber bezüglich der
Pachtsumme das Resiko übernommen hat und es
nach der ganzen Sachlage als ausgeschlossen erscheint
daß jder Wirth swcht auch über die von ihm
zu bezahlende Pachtsumme hinaus einen Unter-
nehmergewinn für sich zu erwerben beabsichtigt.
Das großh. Ministerium des Innern hat hieraus
Veranlassung genommen, die großh. Bezirksämter
anzuweisen, dem Fabrikkantinenbetrieb nach der
angedeuteten Richtung ihre Aufmerksamkeit zuzu-
wenden und gleichzeitig zu untersuchen, ob in den
Kantinen Seitens der Arbeiter Baarzahlung erfolgt

oder ob kreditirt wird und letzterenfalls, ob nicht
der kreditweisen Abgabe svon Lebensmitteln der
ß 115 der Gew.-Ord. cntgegensteht.
Karlsruhe, 5. Okt. Gestern Nachmittag
trafen die Schüler des Schullehrerseminars in
Meersburg unter Führung des Seminarmusik-
lehrers Honig auf Schloß Mainau ein und
trugen in Gegenwart der Großh. Herrschaften,
sowie Ihrer König!. Hoheit der Kronprinzessin
von Schweden und Norwegen und deren Söhne
im großen Saale des Schlosses mehrere Musik-
stücke, theils Instrumentalmusik, theils Gesänge,
vor. Die Höchsten Herrschaften äußerten sich sehr
befriedigt über diese Produktionen. Sodann ver-
sammelten sich alle Anwesenden in der Schloß-
kirche, wo die Seminarschüler das Vs vsum
sangen.
Ausland.
Loudon, 5. Okt. Dem „Standard" wird
aus Petersburg gemeldet, daß Korfu zum Win-
tercurort des Zaren ausersehen sei und vielleicht
später Algerien. Verschiedene Vermuthungen deuten
darauf hin, daß die Krankheit des Zaren nicht
io sehr Albuminarie als Nierenkrebs sei, da erstere
unmöglich das -Aussehen und das Gewicht des
Leidenden so herabbringen könne. Das Gerücht
schreibt die Verschlechterung des Zustandes den
übermäßigen Aderlässen des Professors Sachargin
zu. Dem „British Medical Journal" zu Folge
litt der Zar schon lange an der Brightscken
Krankheit, welche jüngst in Folge zweier Er-
kältungen eine akute Form annahm. Sie waren
begleitet von beständigem Erbrechen, Herzschwäche
und Athemnoth. Eine Besserung entstand durch
strenge Milchdiät und Enthaltung von Kopfarbeit.
Da letzteres aber in Rußland schwer durchführbar
sei, verordneten die Aerzte in Uebereinstimmung
mit Professor Leyden ein südliches Klima, worauf
die Kaiserin von Oesterreich-Ungarn ihren schönen
Palast zur Verfügung stellte. Obgleich der Zu-
stand des Zaren unzweifelhaft bedenklich sei, gäbe
es doch Fälle, bei welchen nach Ueberstehung der
akuten Entzündung eine Genesung erfolgte.
London, 5. Okt. Ein Vertreter der „Times"
in Paris hatte gestern eine Unterredung mit dem
britischen Geschäftsträger Philipps über die
durch den plötzlich zusammenberufenen Minister-
rath in London hervorgerusene Bestürzung.
Derselbe sagte: „Ich habe eben lange mit Han o-
taux gesprochen, dem ich meinen amtlichen
Wochenbesuch abstattete; die Unterredung war sehr
herzlich, und ich versichere Ihnen, es ist meine
Ueberzeugung, daß alle ausgetretenen Schwierig-
keiten sich vollkommen ausgleichen lassen werden!"
Diese Ansicht des Geschäftsträgers wird durch den
Botschafter Lord Dufferin bestätigt, der einstweilen

Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
.. Eines dieser Häuser steht abgeschlossener aus als
meisten anderen, denn es ist von der Land-
1 stoße durch eine hohe Steinmauer geschieden. In
^'str Mauer befindet sich eine kleine, grüne, mas-
mit schweren Eisenbeschlägen versehene Thür
Benützung für Fußgänger und über derselben
' st! in farbigen Buchstaben „Bananenvilla". Ein
, bnso massives Doppelthor ist für die Wagenein-
bestimmt, aber von der Landstraße her nichts
°st dem Innern der Besitzung zu sehen, als die
mUnen Wipfel, welche die Steinmauer überragen.
Riesenbanane mit fast hundert säulenartigen
stimmen, die ein völliges Dickicht bilden und wo-
sich eine Kuppel von grünen Zweigen wölbt,
>wmt mixn großen Theil des Vorgartens ein und
hst^iht dem Gebäude seinen Namen. Eine An
»I^zung von Manga und Orangenbäumen, von
, stwbus und Palmen streckt sich nach beiden Seiten
, Das zwei Stock hohe Haus, welches näher
lj^ Flusse als zur Straße liegt, ist von beträcht-
v!k ^röße, sehr schön und in mehr griechischem
, orientalischem Stile aus Ziegeln und Stuck er-
Gn großer, schattiger Pavillon und kühle
-landen bieten reizende Rubepunkte, um die
"vauSsicht oder den Garten zu genießen.
Kirsis luxuriöse Gebäude ist von innen ebenso
als von außen. Kühle Marmorböden
Vitt ^rrliche Fresken an den Wänden, Bambus-
el von anmuthiger Form, schwarz lackirt und
ömdet, hohe indische Vasen mit köstlich duftenden

Rosen gefüllt, aus dunklen Nischen hervorschim-
mernde Marmorstatuetten, duftige, weiße Spitzen-
vorhänge, prachtvolle Spiegel in reichvergoldeten
Rahmen, schwellende Divans und Ottomanen —
diese Dinge zusammen gaben eine eines Fürsten
würdige orientalische Häuslichkeit. Ein Dutzend ge-
horsamer Diener, welche lautlos wie die Schlangen
hin- und herglitten in ihren mit Sandalen be-
kleideten Füßen und von ihrer braunen Haut und
ihren schwarzen, blitzenden Augen seltsam abstechen-
den, wallenden weißen Gewändern vollzogen die
Befehle ihres Herrn, blieben aber sonst unsichtbar.
Dieses Haus gehörte dem reichen Kaufmann
Thomas Bathurst aus Kalkutta.
Armand Elliot und Walter Bathurst waren in
der zweiten Januarwoche von Belle-Jsle abgereist,
um an ihre abenteuerliche und gefährliche Aufgabe
zu gehen. Es war Ende Februar, als sie nach
glücklicher Reise in Kalkutta landeten. Die Sonne
neigte sich bereits zum Untergang und es wehte
ein frischer Abendwind. Die' beiden jungen Leute
nahmen ihr Gepäck zusammen, mietheten einen
Wagen und ließen sich von diesem in einen Gast-
hof führen. Ein Empfangszimmer, woran zwei
Schlafzimmer stießen, und jedes wieder zur Bade-
kabine führten, wurde ihnen im Gasthof angewiesen.
Kaum hatten sie sich es in diesen Räumen bequem
gemacht, als der junge Bathurst sich einen Adreß-
kalender geben ließ, um die Adresse seines Vaters
zu suchen.
„Es ist etwas sonderbar, daß ich nicht weiß,
wo mein Vater wohnt," sagte er mit erzwungenem
Lachen. „Wir sind eben keine zärtliche und liebe-
volle Familie. Ich wurde bei meiner Großmutter

von mütterlicher Seite und ganz auf deren Kosten
erzogen. Ich habe meinen Vater seit meiner früh-
esten Kindheit nicht gesehen und habe keine Ahnung
davon wie er aussieht. Ich habe ihm von Zeit
zu Zeit an seine GeschäftSabresse geschrieben, und
er hat mir immer geantwortet, indem er mir sehr
viele Rathschläge gab, wie ich mich durchbringen
könnte, aber seine Hilfe hat er mir noch niemals
angeboten. Er hat mir immer und immer vor-
gespiegelt, daß er arm sei. Er führt hier in Kal-
kutta eine Art von Agentiegeschäft, das ihm jedoch
nicht viel einzutragen scheint." — »Ist Ihr Vater
verheirathet?" fragte gleichgültig Elliot. — Bathurst
lachte abermals. — „Ich weiß es nicht," ant-
wortete er. „Das ist seltsam, nicht war? Nun
wissen Sie, Elliot, mein Vater liebte einst eine
Dame, die einen Anderen liebte und heirathete —
seinem Vetter, den gegenwärtigen Grafen von
Tregaron. Nachdem sie ihn abgewiesen hatte,
heirathete mein Vater bald darauf ein hübsches
Mädchen mit einem Vermögen, welches er jedoch
nicht liebte und welches zwei Jahre nach der Hoch-
zeit starb, mich der Sorgfalt seiner Mutter über-
lassend. Mein Vater kam im Zivildienste nach
Indien und als der Aufstand vorüber war, trat er
in den Kaufmannsstand ein. Er hatte mich mein
Lebtag lang vernachlässigt, hat mir geschrieben, daß
er arm sei und daß ich nichts von ihm zu erwarten
habe. Er hat vielleicht eine Frau hier und eine
Menge Kinder. Ich glaube, wir werden ihn in
einer billigen Wohnung finden; aber er lebt schon
so lange hier in diesem Lande und kennt es so
genau, daß er im Stande sein wird, uns einen
guten Rath zu geben, wie wir unsere Aufgabe am

besten in'S Werk setzen können. Ah, hier ist seine
Adresse — die Geschäftsadresse kenne ich. Privat-
wocnung — Bananen-Villa, Garden-Reach. Die
Geschäftsstunden sind jetzt vorüber. Nehmen wir
einen Muthwagen, Elliot, und fahren wir sogleich
nach dem nahen Garden-Reach hinaus."
„Einverstanden," erwiederte Elliot. „Außer
Sie sollten es vorziehen, bei Ihrem ersten Besuch
allein zu sein."
„O, es wird keinerlei Gefüblsäußerunz bei
meiner ersten Begegnung mit meinem Vater vor-
kommen, wenn Sie das etwa meiden. Er wird
mich wahrscheinlich etwas verwundert anstarren, da
er mich nicht erwartet und vielleicht die Absicht
hatte, mich nie im Leben wiederzusehen; aber er
wird mir die Hand schüttetn, mich fragen, was mich
nach einem Gespräch von einer Stunde höflich ent-
lassen. Gleich Ihnen habe ich keine Lust lange
in Kalkutta zu bleiben. Ich brenne vor Verlangen,
das reiche Vermögen zu erwerben, das mir Graf
Tregaron als Preis des Erfolges zugesagt hat."
„Und ich kann es nicht erwarten, das Suchen nach
Fräulein Elliot zu beginnen," sagte Begleiter
ernsten Tones. „Wenn wir die Dame nur finden
und ihrem Vater zurückbrinzen könnten, Bathurst"!
„Ja wenn es uns nur gelänge!" wiederholte
Walter, währ nd er mit Heftigkeit läutete. „Und
warum sollen wir sie nicht finden, wenn sie am
Leben ist? Wir sind mit unbeschränkten Mitteln
ausgerüstet, um Eingeborene zu bestechen, hochstehen-
den Machthabern Geschenke zu machen und uns
eine kleine Armee zur Seite zu stellen, wenn wir
wollen. Und das Geld ist allmächtig. Ich hoffe,
daß Katharina Elliot nicht todt ist." (Forts, folgt.)
 
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