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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 281 - Nr. 290 (30. November - 11. Dezember)
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Aerrev

Nummer 283. H. Jahrgang

Montag, 3. Dezember 18S4.


General-WAnreiger


für Heidelberg und Umgegend

JnserLionspreisr
die Ispaltige Petttzeile oder deren Raum S Pfg.,
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holung entsprechender Rabatt.

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mit Sseitigem illrrstrirtrm SormtagMatt: monatlich
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Expedition: ddcnrptftrntze Mr. LS.

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für den Monat Dszenrbev kostet der
Neue
General-Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
(Bürger-Zeitung)
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wärtig, !o. h. bei den letzten vorjährigen Wahl en.
waren nur sechszehn Wahlkreise vorhanden, in
denen i keine sozialdemokratischen Stimmen gez Sylt
wurden. Während im Jahre 1871 die So zial-
demokr aten nur in zwei Wahlkreisen die abs olute
Majori M, erhielten, stieg sie im Jahre 1877
schon c ms zehn Wahlkreise. Nach der Einführung
des S zzralistengesetzes fielen die absoluten Mehr-
heiten wieder zurück aus zwei Wahlkreise, um
1881 gmaz zu verschwinden. 1884 sti.egen sie
Wieden rm aus neun, 1887 fallen sie zwrück auf
6, um 1l ^90 auf 20 und 1893 auf 24 Wahl-
kreise in . die Höhe zu schnellen. Im Jahre 1871
standen i ne sozialdemokratischen Kandidaten in
drei Kreis en zur Stichwahl, sie unterlagen in
sämmtlichi n; bei den elf im Jahre 1874 noty-
wendig ge wordenen Stichwahlen siegten sie zwei
Mal, im Jahre 1877 bei 20 Stichwahlen drei
Mal. Ui iter der Herrschaft des Sozialistengesetzes
erzielten d ie Sozialisten bei den Stichwahlen un-
gleich gün stigere Ergebnisse als bis dahin, sodaß
die Frakti on im Reichstag aus lauter Vertretern
bestand, d ie erst durch die Stichwahlen ihre Man-
date erhal ten konnten. Im Jahre 1878 ge-
wannen i -ie Sozialdemokraten von 16 Stich-
wahlen 7, 1881 von 22 Stichwahlen 13, 1884
von 24 L Stichwahlen 15, 1887 dagegegen nur
5 von 18. Bei den Wahlen von 1890 erstickten

Die Entwickelung der Sozialdemo-
kratie in Deutschland.
Im sozialdemokratischen Partcilager dauert
der zwischen den einzelnen Führern entbrannte
persönliche Streit mit ungeminderter Heftigkeit
fort. Ob sich dieser Zwist für die zukünftige
Entwickelung der sozialrevolutionären Partei ver-
hängnißvoll erweisen werde, darüber sind die Ge-
lehrten noch lange nicht einig. Wie wirksam sich
jedoch die Einheit und die Disziplin für die
Entwickelung der Sozialdemokratie während des
nunmehr abgelaufenen Vierteljahrhunderts er-
wiesen hat, davon gibt eine statistische Darstellung
von Dr. Adolph Neumann-Hofer ein getreues
geschichtliches Abbild. An der Hand sorgfältig
angeordneter Tabellen kann der aufmerksame
Leser die Ausbreitung der sozialdemokratischen
Agitation im gesammten deutschen Reiche und in
den einzelnen Wahlbezirken von 1871 an genau
verfolgen.
Was nun zunächst die Ausdehnung der sozial-
demokratischen Bewegung über das Reich anlangt,
so lehrt die mitgetheilte Statistik, daß im Jahre
1871 bei den Wahlen in 291 Kreisen überhaupt
keine sozialdemokratischen Stimmen abgegeben
worden sind, daß aber seit jener Zeit diese Ziffer
eine stetige Verminderung erfahren hat. Gegen-

die Sozial
1893 in s
sonders bei
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Jahre 189
folgenden !
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Kreisen bc
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Wahlkreiser
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Sozialdemol
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vorjährigen
während sie
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1893 dieser
numerischen
Vertretung d,
verhältniß ist
die unterlege)
und wären di,
zialdemokratii

demokraten in 57 Stichwahlen 15,
^3 engeren Wahlen 20 Mandate. Be-
nerkenswerth ist die Thatsache, daß die
'kratie ihre 20 bei der ersten Wahl im
0 eroberten Wahlkreise bei der nächst
Wahl im Jahre 1893 behauptet hat,
; die 15 Stichwahlmandate nur in 9
hielt. Gewonnen wurden bei den
n 1893 im ersten Wahlgange 5, bei
rhlen 10 Sitze. Aber nur in zwei
, nämlich in Leipzig (Land) und in
wurden mehr als 50 Prozent der
ller Wahlberechtigten für die Sozial-
abgegeben, nämlich 53,16 Prozent
d 51,11 Prozent (Glauchau.)
ziffermäßig stärkste Partei ist die
ratie schon 1890 aus den Wahlen
M; sie hat ihre Stellung durch die
Wahlen nur noch verstärkt, denn
1890 nur 85,000 Stimmen mehr
tte als die Zentrumspartei, betrug
Unterschied 318,237 Stimmen. Dieser
Stärke entspricht nun freilich die
^Sozialdemokratie nicht und dies Miß-
die Folge unseres Wahlsystems, bei dem
ien Minderheiten unvertreten bleiben
se noch so groß. Vorläufig ist die So-
; daher im Nachtheile. Würde statt des

bisherigen das Proportionalsystem eingesührt, dann
müßten der Sozialdemokratie 92 statt ihrer 44
Mandate zufallen, ebenso würde die freisinnige
Volkspartei 10 Mandate gewinnen, während die
Konservativen 18, das Centrum 20 und die
Polen 7 Mandate verlieren würden.

Demsches Reich.
Berlin, 3. Dezember.
— Die „Berl. N. Nachrichten" melden aus
Varzin: Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe hatte
telegraphisch den Wunsch ausgesprochen der Trauer-
feier für die verstorbene Fürstin Bismarck bei-
zuwohnen. Mit Rücksicht darauf, daß die hiesige
Feier nur eine vorläufige ist und auch die Zeit
nicht mehr ausreichte, hat Fürst Bismarck das
freundschaftliche Erbieten dankend abgelehnt. Un-
ter den eingelaufenen Beileidskundgebungen be-
finden sich auch solche des Prinzen von Wales
und des russischen Ministers v. Giers.
— Wie die „Post" hört ist der Entwurf des
Tabaksteuergesetzes nunmehr festgesetzt und
geht dem BundeSrath in diesen Tagen zu. Wie
verlautet, sei für Zigarren und Zigaretten eine
Steuer von 25, für Kau- und Schnupftabak von
40, für Rauchtabak von 50 Prozent in Aussicht
genommen. Die Steuer soll erhoben werden, so-
bald die in bestimmten Räumen hcrgestellten Maaren
diese verlassen. Zur Zahlung der Steuer soll
jeder Fabrikant verpflichtet sein.
— Die Enthüllung des dem 1863 zu Schöneberg
gestorbenen Chemiker Eilhard Mitscherlich er-
richteten Denkmals fand heute Nachmittag in
Gegenwart von Angehörigen Mitscherlichs, zahl-
reicher Vertreter der hiesigen Universität, hiesiger
und auswärtige-' akademischer Würdenträger und
studentischer Abordnungen statt. Der Kaiser ent-
schuldigte sein Fernbleiben in einem huldvollen
Schreiben an den Denkmalsvorstand. Die Festrede
hielt Prof. Ostwald aus Leipzig. Der Rector der
Berliner Universität, Pfleiderer, brachte das Hoch
auf den Kaiser aus.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung"
schreibt, die gehässigen Angriffe auf den Staats-
sekretär und zwei der verdientesten Räthe des
Auswärtigen Amtes gingen jetzt soweit, daß die
eidliche Aussage des Staatssekretärs Frhrn. v.
Marschall in dem Kölner Prozesse angezweiselt
nnd angedeutet werde, Kammergerichtsrath Wichert
habe nicht die Ueberzeugung ausgedrückt, es werde
„Remedur eintreten". Die „Norddeutsche" druckt
das Schreiben Wicherts an den Reichskanzler
Grasen Caprivi ab; es heißt darin: „Ich habe
betont, Euer Excellenz hätten mich ausdrücklich
autorisirt, mitzutheilen, daß die thatsächüchen
Voraussetzungen der „Kladderadatsch "-Artikel

irrig seien und Herr v. Holstein nicht nur Be-
rufung des (folgen Punkte) nicht betrieben, sondern
sich sogar im Concil dagegen ausgesprochen hätte.
Der Chefredakteur des „Kladeradatsch", Herr Dr.
Trojan, versicherte darauf, er könne nun nicht
mehr daran zweifeln, daß ein Jrrthum obwalte
und werde die Angelegenheit sofort in der Re-
daktion zur Sprache bringen." Wichert schließt
mit dem Ausdruck seiner Ueberzeugung, daß die
Mahnung nicht wirkungslos bleiben werde.
Karlsruhe, 1. Dezbr. Die Ankunft seiner
König!. Hoheit des Großherzogs in Karlsruhe
erfolgte heute früh 8^ Uhr. Von 10 Uhr an
ertheilte derselbe mehreren Personen Audienz.
Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin traf
um 11 Uhr 30 Minuten von Baden-Baden hier
ein und kehrle um 4 Uhr 20 Minuten dahin
zurück. Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin
kam um 1 Uhr 31 Minuten hierher und begab
sich sofort zu Freiin Emilie von Bunsen zum
Ausdruck des Beileides an dem Verluste ihrer
Schwester. Ihre Königliche Hoheit ist gleichfalls
um 4 Uhr 20 Minuten nach Schloß Baden
zurückgereist. Seine Königliche Hoheit der Erb-
großherzog hat sich heute Vormittag 10 Uhr
43 Minuten von Schloß Baden nach Freiburg
begeben. Seine Königliche Hoheit der Großher-
zog nahm heute Nachmittag den Vortrag des
Majors von Oven entgegen und empfing dann
den Hofjägermeister Freiherrn Schilling von
Cannstatt. Darnach hörte derselbe den Vortrag
des Legationsraths Dr. Freiherrn von Babo.
Um 51/2 Uhr kehrte Seine Königliche Hoheit
nach Schloß Baden zurück.
Ausland.
Rom, 1. Dez. Das Amtsblatt veröffentlicht
Dekrete, durch die die Organisation der
Armee, die Eintheilung der Militärbezirke und
die Bezahlung der Zuschüsse an Offiziere und
Soldaten abgeändert wird; ferner werden zwei
Dekrete über die Organisation der Zentral-Kriegs-
verwaltung veröffentlicht. Unter den beschlossenen
Reformen sind die hauptsächlichsten die Aufhebung
mehrerer Generalsposten, die Umwandlung von 6
Feldbatterien in Gebirgsbatterieen, Aufhebung von
5 Festungs-Artillerie-Regimentern, Aufhebung von
14 Territorial-Artillerie-Direktionen, Errichtung 12
lokaler Artilleriekommandos, bestehend aus je einem
technischen Offiz er für Geschütz und sonstiges
Material und aus zwei oder mehreren Brigaden
Küsten- oder Festungsartillerie; ferner Verstärkung
der F-stungsartillerie um 8 Kompagnien und Ver-
minderung der 15 artilleristischen Etablissements
auf zehn, Bildung eines fünften Genieregimepts
Mineure, Aufhebung von Kadetten - Anstalten.
Aufhebung von fünf Militärgerichten. Die Re-

HefrrchL rrnö Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
54) (Fortsetzung.)
„In ihrer Hand wird man den Schlüssel zu
Weiner wahren Geschichte finden sprach Sinda."
— Ich wundere mich, daß Elliot's Erklärung uns
nicht früher eingefallen ist", rief Graf Tregaron
aus, aufstehend und mit erleichterter Miene auf-
Und abgehend. „Gewiß ist Sinda nicht das Kind
einer unwissenden Dienerin. Frau Biggs war die
Kindsfrau, nicht die Mutter! — „Topee's Geständ-
Niß hat uns Alle irre geleitet", sagte Bathurst.
»Sinda stellt sich vielleicht als die Tochter eines
Obersten oder Edelmannes heraus. Wer weiß es?
Und ein bitter neidischer Ausdruck prägte sich in
seinen Mundwinkeln aus. „Wir waren Alle auf
einer falschen Spur!"
Sinda schaute die drei Herren nach der Reihe
dankbar an. Niemand wußte, welch' erquickender
Balsam ihre Worte für ihr verwundetes Her- waren.
Denn stolz, wie sie war, war es gar bitter für sie,
sich mit dem Gedanken vertraut machen zu müssen,
.^wissende und gemeine Eltern zu finden. In
Hrer bisherigen Verlassenheit und Einsamkeit hatte
sich nach intelligenten Verwandten gesehnt
dach einem glücklichen, liebevollen Familienkreis, in
Welchem Feinheit und gute Erziebung vorherr-
shend waren, aber ihr ganzes Wesen sträubte sich
d^gen gemeine Verbindungen auf. Es wurde ihr
^tzt erst klar, wie sie den Moment gefürchtet hatte,
dw Rh,da BiggS gefunden würde. Seit ihrer Ver-
dung mit Elliot hatte sie um seinetwillen gehofft,
^Ue^Waise ohne Anverwandte zu sein. Und jetzt

schien es, als
ten so sehr w
Ihr Blick
tigen, bitterböf
des Mädch-ns
geliebt hatte.
Schrecken ein
tiger zü
sehen!" sagte!
stellen, daß Si
zweifle ich es l
Stirne. —
murmelte sie- 0
brechen könnte,
Wagengerassel
eilte an's Fens!
aus. „Franst!
langes, tödtlich
unterbrochen dy
Meldung des j
Zl
Graf Trcgq
gung Sinda's
den Beffhl gegq
nach ihrer Awsi
geführt werden f
so bald der betr>
hatte, vor Gras',
milde, gelbliche
dete und verwirr!
und sie blieb die
starrte in dem

Blicke auf den Personen haften blieben, die in dem
Gemache verweilten. Der Graf, hoch und stattlich
lich von Gestalt, mit seinen strengen dunklen Augen
und dichtem weißem Schnurrbarte, die Verkörpe-
rung eines hohen militärischen Würdenträgers, stand
der Thüre zunächst. Nahe von ihm stand Walter
Bathurst mit einem seltsam verlangenden Ausdruck
in seinen Zügen und funkelnden Augen. In
einem niedrigen Lehnstuhle saß Sinda, umflossen
von den reichen Falten ihres weißen Kleides; ihr
liebliches Gesicht unter der goldlockigen Haarkrone
war vollständig farblos, ihre blaugraucn Augen der
Eingetretenen erschrocken und hastig zugewandt.
Armand Ellist, der mit seiner brünetten Erschei-
nung den entschiedensten Kontrast zu ihr bot, stand
in beschützender Haltung hinter ihr. Maya war
unbemerkt in eine große Fensternische verschwunden
und schaute zwischen den schweren Falten der mit
weißen Spitzen bezogenen gelben Atlasvorhänge auf
die Szene vor ihr hinaus. Nur ihre Augen waren
zu sehen; aber diese waren scharf, lauernd und
hatten einen seltsam verschmitzten Ausdruck.
Wenn Frau Biggs das Gemach und seine sicht-
baren Insassen mit unverhohlener Bewunderung
und Neugierde betrachtete, wurde sie gleichfall»
nicht minder neugierig und aufmerksam beobachtet.
Sie war eine Frau in mittleren Jahren, von ge-
meinem Aussehen, mit rothem Gesichte, derb und
plump, eine kurz gewachsene, dicke Person der unter-
sten Klasse, deren Unwissenheit und Unerzvgcnheit
sich ebensowohl in allen ihren Zügen, als in ihrem
ungeschickten Auftreten und ihrer Haltung vcrrieth.
Ihre fleischigen Wanzen waren dunkelroth und ver-

öd alle ihre Gebete sich erfüllen soll-1 reichen, prachtvollen Einrichtung umher, bis ihre
rließ sie sich auf sein Urtbcil. - ' - " ' . - - .
fiel auf Maya und ein Ausdruck gif-
en Haffes sprühte ihr aus den Augen
entgegen, das sie wie eine Schwester
Dieser Blick jagte ihr erneuten
und das Herz begann ihr noch Hef-
en — „Wir wollen abwarten und
Haya bissig. „Es kann sich heraus-
uda eine große Dame ist — nur be-
" Sinda preßte ihre Hand auf die
Venn ich mich nur erinnern könnte!
— „Wenn ich nur die Kette zer-
die mein Gedächtniß gefesselt hält!"
wurde draußen hörbar. Bathurst
er. — „Eine Miethkutsche!" riefel
stggs ist angekommen." Minuten-
es Schweigen herrschte. Es wurde
rch das Oeffnen der Thüre und die
öieners: „Frau Biggs!"
eiunddreißigstes Kapitel.
Frau Biggs.
on, welcher die Angst und Aufre-
und ihres Verlobten theilte, hatte
>en, daß Frau Biggs augenblicklich
-nft in Bell Jsle in den Salon
ollte. Demgemäß erschien sie auch,
ßte Diener ihren Namen gemeldet
Lregaron und seinen Gästen. Der
stanz der vielen Wachskerzen blen-
A sie für einen Augenblick lang
ht innerhalb >>er Thüre stehen und
großen, hohen Salon mit seiner

riechen den reichlichen Genuß starker geistiger Ge-
tränke. Ihre Naße war roth und dick. Ihre kleinen
Augen veriethen List und Bosheit. Ihr plumpes
Kinn war über und über mit dunklen Flecken besät.
Sie trug ein schmutziges, schwarzes Wollkleid, und ein
abgetragener, schwarzer Shawl bedeckte ihre Schultern
Ein großer, schwarzer Hut saß auf ihrem Kopfe
und ein Zweig von stark verblaßten Rosen lag auf
ihren Haaren, die fast strohgelb waren und rückwärts
in einem dicken Knoten befestigt zu sein schienen.
Im Ganzen genommen war Frau Biggs eine höchst
widerwärtige Erscheinung, nicht abstoßender als viele
Andere ihrer Standcsgenossen, aber immerhin eine
Person, von der sich feine, gebildete Leute in ge-
bührender Entfernung halten.
Als Sinda die gemeine, äußere Erscheinung dieser
Frau betrachtete, sank ihr das Herz in der Brust.
Sofort aber belebte sich ihr Muth wieder. Es war
gewiß so, wie Armand Elliot gesagt hatte. Diese Frau
mußte ihre Kindsfrau u. nicht ihre Mutter gewesen sein.
Frau Bi-gs machte nach der Reihe vor jedem
der im Salon sichtbar Anwesenden einen tiefen
Knir. Der Graf trat ihr einige Schritte entgegen,
schob ihr einen Stuhl herbei und lud sie ein, sich
zu setzen. Frau Biggs machte einen zweiten tiefen
KnirS, drückte ihre plumpe Gestalt an die Kante
eines Stuhle» und fuhr sich mit einer rothen, großen,
zur Hälfte mit einem schwarzen Baumwollhandschuh
bedeckten Hand über ihr schwitzendes Gesicht.
„Sie sind Frau Rhoda Biggs?" fragte Graf
Tregaron mit einem gewissen Argwohn, daß die
Frau eine Betrügerin sein könnte. — „Ja, Herr"
war die trotzige Erwiderung, „ich bin Frau Rhoda
Biggs. Ich kam her in Folge eines Aufrufs im
 
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