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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Landtage grundsätzlich das Budget. Dieser grundsätz-
lichen Haltung verdanke die Sozialdemokratie in Würt-
temberg den großen Anhang im Volke.
Abg. G e ck-Offenburg tritt den Ausführungen Be-
bels bei, er habe im badischen Landtage noch niemals
das Budget bewilligt.
Frau Zetkin-Stuttgart: Es sei eine sehr müßige
Frage, ob die vorliegende Angelegenheit eine taktische
oder eine prinzipielle sei. Die Taktik werde von den
Grundsätzen bestimmt. Man sage) in den Budgets
seien Knltursorderungen enthalten, dies seien aber doch
nur Kulturforderungen der herrschenden Klassen. Diese
bedeuten aber nur Fesseln und Knechtschaft für die Ar-
beiter. Die Sozialdemokraten, die im grundsätzlichen
Gegensatz zu den herrschenden Klassen stehen, dürfen nie-
mals das Budget bewilligen.
Abg. Ehrhardt-Ludwigshafen spricht mit großer
Entschiedenheit gegen den Antrag Bebel.
Landarbeiter Siebenaich (Hofgänger auf einem
adeligen mecklenburgischen Rittergut) entwirft ein ein-
gehendes Bild von den Zuständen der ländlichen Ar-
beiter Mecklenburgs und betont, daß diese Arbeiter alle
ihre Hoffnung auf die Sozialdemokratie setzen. Die meck-
lenburgischen Landarbeiter werden auch stets treu und fest
zur Fahne der Sozialdemokratie stehen. (Lebhaftes
Bravo!)
Der Antrag Bebel gelangt schließlich unver-
ändert zur> Annahme.
Danach wurde die Verhandlung auf Samstag Vor-
mittag 9 Uhr vertagt.
Lübeck, 28. Sept. Der sozialdemokra-
tische Parteitag wurde heute Nachmittag ge-
schlossen und der bisherige Parteivorstand wiederge-
wählt. Als Ort des nächsten Parteitages wurde M ü n-
chen bestimmt. _—

Deutsches Reich.
— Der Milchkriegin Berlin ist, obwohl der Kampf erst mit
dem l. Oktober beginnen sollte, schon jetzt in vollem Gange.
Auf den Bahnhöfen finden zwischen den beiden Parteien,
die ja zu gleicher Zeit ihre Milch abholen müssen, ständig
Reibereien statt. Die Milchhändler in einzelnen Bezirken
der Stadt haben untereinander die Vereinbarung getroffen,
durch Milchabgab: sich gegenseitig zu unterstützen und jeden
Konkurrenzkampf während der Dauer des Krieges zu ver-
meiden. Auch die in den Vororten wohnenden Milchhändler
haben sich diesem Vorgehen angeschlossen. Zwei größere
Milchpächter, die sich zum Kampf gegen die Zentrale ver-
pflichtet hatten, sollen mit dieser einen Vertrag abgeschlossen
haben. Der Verband der Milchpächter ist sich dahin einig,
daß gegen die Betreffenden rücksichtslos eingeschritten und
die Konventionalstrafe eingeklagt werde.
Baden.
— In dem bisher vom Zentrumsabgeordnetcn Gießler
vertretenen Bezirk Konstanz-Land haben die National-
liberalen die Kandidatur des Notars Huber in Singen
ausgestellt.
— Eine nat.lib. Vertrauensmännerversammlung in
Triberg hat beschlossen, von der Aufstellung eines eigenen
Kandidaten abzusehen. — Landwirtschaftsinspektor Hag-
Mann in Vi klingen hat die nat.lib. Kandidatur mit
Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand niedergelegt.
— Für Offen burg-L an d stellt das Zentrum den
Oberingenieur Hergt (Bahninspektor) in Offenburg auf.
Derselbe ist nach dem „Landsmann" Schwiegersohn des ver-
storbenen Zentrumsparlamentariers Landgerichtsrat Jung-
Hanns.
L. 0. Pforzheim, 29. Sept. Im Wahlbezirk
Pforzheim-Land entfaltet die Sozialdemokratie eine
ungemein rührige Thätigkeit. Heute fanden nicht weniger
als 21 Wahlversammlungen statt, in denen sozialdemokratische
Redner aus Pforzheim, Mannheini, Karlsruhe, und Stutt-
gart auftraten.
L. 0. Karlsruhe, 29. Sept. Mit ganz besonderem
Interesse verfolgt man in Baden die Verhandlungen des
sozialdemokratischen Parteitags, auf dem drei Führer der
Karlsruher Sozialdemokratie von ihrem Parteipapst Bebel
wie Schuljungen abgekanzelt wurden. Landtagsabgeordneter
Fendrich mußte den Vorwurf „Gemeinheit" einstecken, weil
er es gewagt hatte, gegen das Preßtreiben der Genossin
Rosa Luxenburg Front zu machen, der „gute" Schaier
erhielt einen blamierenden Rüffel, weil er an dem Jubiläum
des „schlimmsten Sozialistenfreffers" (Oberbürgermeister
Schneller) teilgenommen und der Leiter des „Volksfreund",
Redakteur Kolb, wird als ein dummer Junge hingestellt,
der nicht einmal wisse, was im sozialdemokratischen Ge-
meindewahlprogramm steht. Die Angriffe Bebels auf die
Karlsruher Genossen waren so stark, daß Genosse Ehrhardt-
Ludwigshafen gegen diese Behandlung verdienter Genossen
protestierte. Mit beißendem Sarkasmus wies gestern in
einer Wählerversammlung zu Mühlburg der natlib. Kandidat
für Karlsruhe, Stadtrat Dr. Binz, auf die brutale
Intoleranz der Sozialdemokratie hin, die stets
das Wort Freiheit im Munde führe, aber nicht einmal von
ihren eigenen Genossen eine Kritik ertragen kann. Eine solche
Behandlung der Parteimitglieder dürfte in der That in der
Geschichte aller Parteien einzig dastehen.
L. 0. Karlsruhe, 29. Sept. Die Sozial-
demokratie tritt in 9 Wahlbezirken mit eigenen Kandi-
daten in den Wahlkampf und zwar in: Mannheim, Wies-
loch, Karlsruhe, Durlach-Land, Pforzheim-Stadt und -Land,
Triberg und Lörrach-Stadt und -Land.
Karlsruhe, 12.Sept. Eine Versammlung derkath o-
lischen Vereine nahm zu den Landtagswahlen in
Karlsruhe im Sinne Wackers Stellung. Der Meßner Kaiser,
der im Sinne des Stadtpfarrcr Knörzer dem Kompromiß
das Wort redete, wurde mit eisigem Schweigen angehört.
Dagegen fand die Parole „keinen Nationalliberalen" ohren-
betäubenden Beifall.
Aus der Karlsruhe? Zeitung»
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
- dem Oberhofmeister der Hochseligen Kaiserin Friedrich

Grafen von Seckendorff das Großkreuz des Ordens Berthold I.
und dem Hofmarschall Ihrer Majestät, Freiherrn von Reischach,
das Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen, dem Ober-
baurat Heinrich Ziegler bei der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen das Ritterkreuz erster Klasse mit Eichenlaub und
dem Oberbauinspektor Hermann Speer daselbst das Ritterkreuz
erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Landgerichtsdirektoren Theodor Nothweiler in Offenburg
und Hermann Zentner in Mosbach in gleicher Eigenschaft,
ersteren nach Freiburg, letzteren nach Offeuburg versetzt.

Ausland.
Italien.
Rom, 28. Sept. Infolge einer Explosion cin.'s
Pulverdepots im inneren Teile der Stadt Cosenza brach
eine große Feuersbrunst aus. 50 Personen wurden ver.
wundet, darunter der Fabrikant selbst und seine Frau, die
schwerstens verletzt sind. Das Feuer dauerte noch um 5
Uhr nachmittags fort.
Amerika.
New Jork, 28. Sept. Terlindens Ausliefe-
rung ist ungewiß, eine Anklage gegen ihn wurde
abgewiesen.
Rio de Janeiro, 28. Septbr. DaS von dem In-
genieur Mello Harques erbaute Unterseeboot hat
heute in Anwesenheit des Präsidenten Campos Salles und
der Marinebehörden die Probefahrt gemacht. Das Ergeb-
nis war ausgezeichnet.
Nationalliberale Wahlversammlungen.
b. Wieblingen. 30. Sept. Einen sehr erfreulichen und für
die nationalliberale Sache verheißungsvollen Verlauf nahm die
gestern hier im Saale des Gasthauses „Zum Adler" abge-
haltenc Wählerversammlung. Der Besuch war ein so
guter, daß der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Auch aus Heidelberg war eine größere .Anzahl Parteigenossen
erschienen. Nachdem Ratschreiber Schlez die Ve sammung er-
öffnet hatte, entwickelte der Landtagskandidat, Prof. Quenzer,
in über l'Zstündiger Rede sein Programm. Die schlicht vorge-
tragcnen und doch außerordentlich packenden Ausführungen,
der.n Inhalt dm Lesern der „Heidelberger Zeitung" zum größten
Teil bekannt sein dürfte, übten einen mächtigen Eindruck auf die
Hörer aus. An verschiedenen Stellen wurde die Rede durch
laute Zustimmungsrufe unterbrochen und es dauerte geraume
Zeit, bis die Ruhe wieder hergestellt war; am Schluss- bewies
langandauernder Beifall, daß die zahlreichen Anwesenden mit
dem Redner einverstanden waren. In beredten und herz-
lichen Worten gab dem Ratschreiber Schlez Ausdruck. Er setzte
auselnander, die Rede des Herrn Professor Quenzer und
seine ganze Persönlichkeit mache den Vorwurf des Bundes der
Landwirte, der Kandidat sei kein Landwirt, hinfällig. Professor
Quenzer wisse, wo den Bauern der Schuh drücke. Er werde
aber auch, wenn er in den Landtag komme, als alter Politiker,
gestützt von der hinter ihm stehenden Partei, Wege finden, seiner
Meinung an zuständiger Stelle bestimmten Ausdruck zu ver-
leihen. Die Bevölkerung, die vor 4 Jahren Mampel gewählt
habe, sei auf Abwege geleitet morden. Ec spreche Herrn Mampel
den guten Willen nicht ab, aber Mampel sei als im Landtag
allein stehender Mann nicht in der Lage, etwas auszurichten,
sondern müsse Anschluß an die Partei suchen, die ihn mttge-
wählt habe und dos sei das Zentrum. Dieses habe über-
haupt den Gewinn davon, daß seitens der anderen Parteien, be-
sonders der deutsch sozialen, von den Nationalliberalen, was
nur möglich, abgebröckelt werde. Gehe es so weiter, so drohe
Gefahr, daß in absehbarer Zeit zwei konfessionelle Parteien sich
im Lande gegenüber stünden, und der Landtag werde sich dann
ganze Perioden lang nur mit Religionsfragen beschäftigen.
Redner mahnt, den Frieden unter den verschiedenen Konfessionen
zu wahren und zu helfen, daß nicht dauernd konfessionelle Kämpfe
beginnen. Es mußten solche Männer gewählt werden, die dafür
eintreten, was mehr Not thut, u. ein solcher Mann sei Prof. Quenzer.
Mit der dringenden Aufforderung an die Wähler, ihre Bürger-
pflicht am Wahltage zu erfüllen, beendete Redner seine beifällig
aufgenommenen Worte. Hauptlehrer Emig socd-rte zu einem
Hoch auf unseren verehrten Landesfülsteu auf, in das die Ver-
sammelten freudig einstimmten.
Begleitet von den Dankesworten der Versammlung verließ
nun Prof. Quenzer den Saal, um noch in Eppelheim zu
sprechen; die Wieblinger Parteifreunde blieben aber noch längere
Zeit beisammen, um das Gehörte zu erörtern. Man hörte allent-
halben zustimmende Urteile; es ist daher zu erwarten, daß der
Ausgang der Wahl ein dementsprechender sein wird. Die Wäh-
ler, die bei der letzten Wahl aus örtlichen Gründen sich von der
nationalliberalen Partei abgewendet halten, wieder Mann für
Mann zu ihr zurückkehren und für Prof. Quenzer stimmen.
Is. Eppelheim, 29. Sept. Ebenso wie in Wieblingen war auch
die nationalliberale Versammlung in Eppelheim
stark besucht. Anwesend waren 96 Bürger. Bürgermeister Fieser
eröffnete die Versammlung und gab Herrn Kandidaten, Prof.
Quenzer das Wort. Da Prof. Quenzer in Eppelheim noch
aus früheren Jahren, wo er als Vikar thätig War, bekannt ist,
war man besonders darauf gespannt, ihn als Landtagskandidat
reden zu hören. Viele alte Bekannten und Freunde drückten ihm
zum Empfang warm die Hand und sprachen die feste Hoffnung
auf seinen Wahlsieg aus. Der Kandidat entwickelte nun in IV«-
stündiger Rede vor den Zuhörern in sachlichen und klaren Worten
sein überall wohl aufgenonimenes Programm. Auch hier fand dasselbe
einmütigen Beifall. Die Stimmung ist heute eine ganz andere
als die vor vier Jahren, wo die Wähler durch gleißende Reden
und, unlautere Mittel durch die bekannten antisemitischen Agitatoren
geangelt wurden. Der Kandidat schloß mit der Bitte, am Wahl-
tage recht zahlreich zur Wahlurne zu treten nnd der Wahrheit
zmn Siege zu verhelfen. Stadtrat Ammann-Heidelberg be-
kräftigte die Ausführungen des Kandidaten und brachte zum
Dank für seine bisherige Arbeit und seinen heutigen Vortrag ein
Hoch auf ihn aus, in das die Versammlung freudig einstimmte.
Prof. Quenzer dankte und brachte ein Hoch ans unfern ge-
liebten Landesfürsten Großherzog Friedrich aus,, in das begeistert
eingestimmt wurde. Der heutige Tag hat gezeigt, wie fest und
vertrauensvoll man auch hier auf den Sieg der natioüalliberalen
Partei rechnet. Darum ans zur Wahl! Wahrheit nnd Recht
muß siegen, das Licht muß durchdringen.

Aus Stadt und Land«
Heidelberg, 30. September.
Pädagogium Neuenheim. Aus dem Semesterberichte im
Monatsblatte des Pädagogiums Neuenheim ersehen wir,
daß wiederum alle Sekundaner (9) der Anstalt, die an der
Prüfung für Einjährig-Freiwillige am 26. und 27. September
in Karlsruhe teilnehmen, diese bestanden haben. — Es ist dies
nunmehr das 10. Mal, daß die Anstalt das gleiche günstige Er-
gebnis in dieser Prüfung zu verzeichnen hat. Im Jahre 1901
bestanden 17 Sekundaner. Außerdem traten in die unteren Klassen
und in die 0. III der Oberrealschulen,' in die II. II des Gymna-
siums und II. I des Realgymnasiums verschiedene Schüler über.
LH Schöffengerichtssitzung vom 28. Sept. 1) Josef Stein-
bächer, lediger Maurer in Ziegelhausen, wurde von der Anklage
wegen Körperverletzung freigesprochen; 2) Karl Sutter, Gypser
hier, wegen groben Unfugs angeklagt, unterwarf sich der Polizei-

strafe; 3) Friedrich Räuchle, Schloiserlehrling hier, wurde von
der Anklage wegen U-bertretung der ZZ 120 u. ISO Z. 4 der
Gew.-Ordn freigeiprochen.
X Besuch. Der Mannheimer Lehrer-Ges angveretn empfing
am Samstag den Besuch des Bremer Lehrer-Gesangvereins.
Gestern unternahmen die beiden Vereine gemeinschaftlich einen
Ausflug hierher und besichtigten Alt-Heidelberg, wobei Vertreter
des „Heidelberger Liederkranz" die Führung übernahmen.
(?) Unfall. Ein etwas stark „parfümierter" Friseurgehilfe
kam vergangene Nacht um 2 Uhr auf der Hauptstraße in der
Nähe des Hotels zum Adler zu Fall und brach den linken Fuß.
Er wurde ins akademische Krankenhaus gebracht.
— Polizeibericht. Ein Stsinhauer nnd ein Schuümacher
wurden wegen groben Unfugs nnd ein Küfer wegen Bettelns
verhaftet. 16 Personen kamen wegen Ruhestörung bezw. Un-
fugs und eine weitere wegen Körperverletzung zur Anzeige.
Vo. Handschuhsheim, 30. Sept. (Der hiesigeTurnoerein
veranstaltete gestern Abend im Gasthaus zur Traube eine
Abend Unterhaltung zu Ehren der zum Heere einberufenen Turner,
welche sehr gut besucht war und einen recht schönen Verlauf nahm.
Nachdem die Turner dem Publikum einige Freiübungen recht
wirkungsvoll zur Schau geboten. ergriff der erste Vorstand, Herr
Schreinermeister Laux, das Wort und hieß die Gäste willkommen.
In einer längeren Rede wies er mit markigen Worten darauf hin,
daß die Turnerei die Vorschule zum Militär sei und daß der,
welcher mit Lust nnd Liebe das Turnen gepflegt habe, stets ein
tüchtiger und brauchbarer Solsat würde. Ec ermahnte zugleich
die 7 aus dem Verein aus scheid enden Turner, treu zur Fahne
zu halten und auch später, wenn Reserve Ruhe hat, wieder als
Mitglieder dem Verein beizutrcten und die edle Turnerei zu
pflegen. Mit einem Hurrah aüf unseren geliebten Landesfürsten
schloß Herr Laux seine mit lautem Beifall aufgenommene Rede.
Alsdann ergriff Hr. Heckmann das Wort und führte aus,
daß der Verein schon sehr viele Anfechtungen erlitten, aber trotz-
dem die Flinte nicht ins Korn geworfen, sondern fest zusammen-
gehalten habe, so daß man jetzt stolz auf den Verein und die
Lorbeeren, die er sich errungen habe, sein könnte. Mit einem
„Gut Heil!" auf die Turner schloß Redner. Im Laufe des
Abends zeigten die Turner noch ihr Können am Barren; auch
hier wurden alle Hebungen recht exakt ausgeführt. Alsdann gab
man sich bis zum frühen Morgen dem Tarne hin.
Mannheim, 28. Sept. (Badischer Rennverein). Das
erste Herbstmeeting, welches der Badische Rennverein Mannheim
seit seinem Bestehen dieses Jahr abhält, ist von dem schönsten
Herbstwetter begünstigt. Weniger Glück als wie mit dem Wetter
hat die Rennleitrmg in Hinsicht ans den Besuch. Nur langsam
füllte sich heute am ersten Renntage einigermaßen die Mitglieder-
tribnne, trotzdem hat dieselbe bei Beginn der Rennen noch große
Lücken aufzuweisen. Die erste Platztribüne war vollkommen leer-
Auch die übrigen Zuschauerplätze zeigten eine spärliche Besetzung-
Einiges Leben machte sich nur vor der großen Tribüne bemerkbar.
Infolge des Sonnenscheins sind die Damen fast alle in Hellen
Kleidern erschienen. Im klebrigen wurde heilte znmteil ein recht
guter Sport geboten, wenn auch gerade keine Größen im Felde
80 Säckingen, 29. Sept. (Die
Scheffel-Denkmals) ging programmgemäß von
statten. Gegen 12 Uhr sammelten sich der Denkmalsausschuß,
die auswärtigen Gäste und Vereine vor dem Rathaus und be-
gaben sich dann im Zug nach dem Marktplatz zuin Denkmal,
woselbst ein Musik- und Gesaygsvortrag die Feier einleiteten.
Alsdann hielt der Vorsitzende des Denkmalsausschusses, Herr
Otto Bally, eine tief empfundene Ansprache und übergab das
Denkmal der Obhut der Stadtgemeinde, in deren Namen
Bürgermeister Wanner das Denkmal mit herzlichen Worten
des Dankes übernahm. Hierauf bewegte sich der Festzug durch
die Stadt zum Gasthof zum „Schützen", wo das gemeinsame
Festmahl stattfand. Ein Festbankett, in dem lebende Bilder
aus der Geschichte Säckingens aufgeführt wurden, bildete den
Abschluß der wohlgelungenen Feier.
80 Vom Bodensee, 27. Sept. (Spinnfest.) Auf
Dienstag Nachmittag hatte die Großherzogin die Frauen-
vereinsvorstände der Seegegend zu sich auf die Mainau be-
fohlen. Zugleich wurde ein kleines Spinnfest mit Preisvertei-
lung abgehalten. Fast 2 Stunden summten die Spinnräder,
begleitet von den fröhlichen Weisen der Spinnerinnen. Die
zwei ersten Preise, bestehend in Spinnrädern, wurden den
'Spinnerinnen Josefine Läufer von Litzelstetten und Elise
Schlegel von Allmannsdorf zuerkannt.
Öbstausstellrrrig Ziegelhausen
veranstaltet vom landwirtschaftlichen Konsum und
Absatzverei« im Gasthause zum Lamm.
Die Ausstellung wurde am Samstag Vormittag 11 Uhr
in Anwesenheit des Vorstandes, einiger Direktionsmitglieder des
landw. Bezirksvereins, des Vertreters der Stadt Heidelberg, der
Honorationen der Gemeinde von dem Vorstand Herrn Jean Rein-
hard mit Worten der Begrüßung der Erschienenen und des
Dankes an dieGroßh. Regierung, an den landwirtschaftlichen Be-
zirksverein für die Zuschüsse und an alle die, welche dura)
Spenden das Zustandekommen der Ausstellung gefördert haben,
eröffnet.
Nachdem Bürgermeister Hummel die erschienenen Festgästs
Namens der Gemeinde begrüßt und die Vorzüge des Obstbaues
bet der heutigen landwirtschaftlichen Lage hervorgehoben hatte,
unternahm man die Besichtigung der Ausstellung.
Die Ausstellung muß in allen ihren Teilen als sehr
lungen bezeichnet werden, sie ist sehr schön arrangiert um
führt vor Augen, daß in Ziegclhausen und im Bezirke Heidel-
berg nicht allein schönes sondern auch vorwiegend edles Obst
zogen wird.
Fast durchgehend findet man herrliche Früchte, Aepfel, Birnen-
Trauben und Weinobst, wie man sie bei sonstigen kleinen lamj
wirtschaftlichen Ausstellungen wohl nicht schöner und bess^
finden kann.
Aber auch die sonstigen ausgestellten landwirtschaftlichen
zengnisss, wie Gemüse, Kartoffeln, Feldfrüchte müssen als herrM
ragend bezeichnet werden, wie man sie nur bei bester Kultur um
guter Bodenbeschaffenheit erreichen kann. .
Der malerische Aufbau einer Pyramide von Kürbissen um
Melonen in den verschiedenen Arten nnd Größen des Hetttj
Jean Reinhard darf nicht unerwähnt bleiben, da er allgemein
Bewunderung hervorruft. ,
Die ausgestellten Konserven präsentierten sich sehr schön um
sprechen für die Güte des Weck'schen Verfahrens für die FrW
Haltung von Obst und Gemüse.
Auch Beerenobstweine sind in vorzüglicher Güte ausgestev
und es ergab eine Probe alten Weins, daß derselbe im Geschalt
von den bouquettreichsn Südweinen nicht zu unterscheiden ist. ,
Auch landwirtschaftliche Werkzeuge, Maschinen und Hilfsinitn
fehlen nicht.
Außerhalb im Garten befindet sich die Ausstellung von Obm
bäumen. Neben einer großen Sammlung sehr schöner Hochstänsw
nnd prachtvoller Zwergobstbäume sieht man auch sehr MV
gezogene Formobstbäume, die neben ihren Stützen, in ihren kütti '
lichen Formen auch einen schönen Gartenschmuck abgeb en. „r,t
Die gan;e Ausstellung fand ungeteilten Beifall; sie,
besten Aufschluß darüber, wo m«u schönes Obst und Gemüse
werben kann. — Und hier sind wir bei dem eigentlichen
der Ausstellung angekammen, denn sie sollte vorführen m,,
dem konsumierenden Publikum, sowie Käufer» und Händtt,,
zeigen, was an Obst u. s. w. im Bezirke Heidelberg und
sonders in Ziegelhaus-n erzeugt wird.
Obwohl die Obsternte durch das starke Auftreten der ,
made sehr geschmälert ist, sind doch schöne Mengen von
Obst augevotm und giebt d«r Vorstand des landw. Konsum' u
 
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