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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
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Tcndem: steigend.

Wetter-AusKchten
Freitag, den iv. Slugust.
Bedeckt und warm.

setzt worden sind, bis auf 40 Mark für dis Reise »on
Newyork nach London hat gezeigt, in welchem Umfange
der Wunsch nach der Heimath zurück zu kehren, existirte
und nur nicht ausgeführt wurde, weil anscheinend die
Mittel dazu nicht vorhanden waren. Jetzt, bei der
^billigen Fahrt, ist der Andrang der Arbeiter in Ame-
rika ein so großer, daß die Schiffe nicht im Stande
sind, die Masse der Rückwanderer aufzunehmen und
daß in mancher Woche fünftausend das Land ihrer
ehemaligen Sehnsucht enttäuscht fliehen. Andererseits
kehren die Schiffe im Zwischendeck leer nach Amerika
zurück. Diese Thatsachen sprechen für sich selbst-
Mögen sie nicht vergessen werden, wenn einmal gün-
stigere Zeiten für die vereinigten Staaten wiederkebreu,
was sicherlich nicht ausgeschlossen ist. Aber die öffent-
lichen Zustände dort sind so, daß auf eine kurze Periode
des Aufschwungs immer wieder die zerstörenden Wirren
folgen, welche eine vernichtende Krisis im Gefolge haben.

einen Tische erscholl, folgte dieser originellen Be-
stellung und — der „Reingefallene" mußte natürlich
gute Miene zum bösen Spiel machen und bezahlen.
— Der Buckel als Sparkasse. Ein Pa-
riser Schriftsteller, Hans Paulian, hat in einem
Buche: „Das bettelnde Paris" seine Erfahrungen
über die wahren und falschen Bettler von Paris
veröffentlicht. Wir finden darin auch die folgende
amüsante Episode: Vor einigen Monaten starb
ein Bettler, ein Buckliger, der 15 Jahre lang an
den Kirchenthüren gebettelt hatte. Je älter er
wurde, desto größer wurde sein Buckel. Eines
Tages hieß es, er sei gestorben und dann sprach
Niemand mehr von ihm. Plötzlich aber wendete
sich ein Neffe desselben an das Gericht und ver-
langte, daß dieses eine Autopie des Buckels seines
Onkels vornehmen solle. Es wurde eine Unter-
suchung angestellt und man entdeckte, daß der
große Buckel ein Geldkasten war, in dem der Ver-
storbene seine Sparpfennige, die sich auf —96 000
Frcs. beliefen, aufbewahrt hatte.

Gemeinnütziges.
* Honig ans seine Reinheit zu prüfe».
Beim Verkauf von Honig ist es gut, sich von
dessen Reinheit zu überzeugen, da derselbe häufig
mit Syrup verfälscht ist. Um dies zu erkennen,
thue man einen Eßlöffel voll Honig und zwei Eß
löffel voll Spiritus in ein Fläschchen und bringe
durch gehöriges Umschütteln den Honig zur voll-
ständigen Auflösung. Bildet stch nach kurzem zeigten die Weizenpreise eine weitere Steige-

Neueres.
München, 8. Aug. In der Steinheilstraße
entstand heute ein Kleinfeuer, zu dem die
Feuerwehr herbeieilte. Ein Privatmann betrat als-
dann mit einer schadbaften Laterne einen Keller,
worauf eine Benzinerplosion erfolgte. Fünf Feuer-
wehrleute und der Hausbesitzer sind lebensgefährlich,
ein Feuerwehrmann leichter verletzt.
Wien, 8. Aug. Die „Neue Freie Presse"
meldet aus Pest, in dortigen militärischen Kreisen
verlautete bestimmt, Feldzeugmeister Prinz Lob-
kowitz sei zum Nachfolger Erzherzogs Wilhelm
als Gerneralinspektor der Artillerie ausersehen.
Paris, 8. Aug. Das Schwurgericht in Grenoble
bat einen Anurchistcn wegen öffentlicher Billigung
der Ermordung Carnots zu drei Monaten Gefäng-
niß verurtheilt.

^HLULULL
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0. l_iötrmLnn, 861-Iin 6.,
Rosenthalerstr. 44-

Paris, 8. Aug. Ein Italiener Names Panettk
wurde in Marseille verhaftet, weil er im Besitze
einer Dynamitpatrone angetroffen wurde; er kam
aus Amerika und wollte nach Italien. Man nimmt
an, er beabsichtigte dort ein Verbrechen zu begehen.
— Der „Petit Parisien" meldet, der S-epräf-kt
Lorient erhielt die Nachricht von einer Verschwörung,
durch welche die Präfektur in die Luft gesprengt
werden sollte. Der Präfekt traf die erforderlichen
Maßregeln.
Brüssel,8. Aug. Die „Jndspendance Beige"
berichtet: Einer ihrer Mitarbeiter habe den Fürsten
Bismarck in Varzin über die Maßregeln
gegen die anarchistische Bewegung interviewt. Der
Fürst habe sich gegen internationale Maßregeln
ausgesprochen; die vertragschließenden Staaten
würden ihre Verpflichtungen nicht halten. Wenn
jeder die Polizei bei sich daheim gut ausübe, würden
die Anarchisten bald matt sein.
Rom, 8. Aug. Privatmeldungen zufolge sind
heute früh Erdbeben in Acireale und Umgegend,
Provinz Catania, eingetreten. Mehrere Menschen
sollen getödtet und verwundet sein. Häuser und
Kirchen sind eingestürzt.
Rom, 8. Äug. Neber den heute früh in
Acireale erfolgten Erdstoß wird weiter gemeldet: Der
Erdstoß erfolgte um 6 Uhr 16 Minuten. Der
in Acireale angerichtete Schaden ist gering, da-
gegen sind die Verheerungen groß in Zaffa-
rana, wo sechs Personen getödtet und mehrere
verwundet worden sind. Der Präfekt begab sich
mit Truppen zur Hilfeleistung nach der Unglücks-
stätte. Auch in Catania und anderen Ortschaften
in der Nähe des Aetna wurden leichtere Erdstöße
verspürt, jedoch ist hier kein Schaden entstanden.
Livorno, 8. Aug. Der verhaftete Anarchist
Lucchesi hat die Ermordung des Zeitungsbesitzers
Bandi eingestanden und dabei Mittheilungen
gemacht, welche dem Prozesse eine überraschende
Wendung geben.
Loudon, 8. Aug. Bei dem gestrigen Bankett
des Aachtgeschwader-Clubs herrschte eine vorzügliche
Stimmung. Die Kapelle der „Hohenzollern"
spielte. Der Kommodore des Klubs, der Prinz
von Wales, der Kaiser und Admiral Montagu,
der jüngst in Kiel gewesen ist, brachten Trink-
prüche aus. Der Kaiser wird erst am Montag
nach Aldershot gehen und am Dienstag von Graves-
end, wohin die „Hohenzollern" kommt, nach Deutsch-
land abfahren.
London, 8. Aug. Einer Lloyddepesche zu
Folge hat die chinesische Regierung des Kriegszu-
tandes wegen die Leuchtfeuer auf den^Leuchtthürmen
Anpeng und Takao auf Formosa auslkschen lassen.
London, 8. Aug. Nach einer Meldung des
„Bureau Reuter" aus Yokohama vom 6. Aug.
haben weitere Gefechte in Korea stattgefunden, bei
denen die Japaner wiederum siegreich waren; sie
nahmen Seikwan mit geringen Verlusten ein.
Die geschlagenen Chinesen flohen in der Richtung
nach Khosiu. Die Chinesen verloren 500 Todte
und Verwundete. Die Japaner sind jetzt im Be-
sitze Asans.
London, 8. Aug. Die amtliche „London Ga-
zette" veröffentlicht heute eine königliche Kundgebung,
in der strenge die N e u t ra l i tä t der Königin im
Kriege zwischen China und Japan angekündigt wird.
— Einer Reuter-Depesche aus Shanghai zufolge
gehen weitere 10 000 chinesische Truppen
von Tientsin nach Korea ab; das japanische Kriegs-
schiff „Satisuata" ist in Gibraltar auf der Fahrt
nach Japan angekommen. — Einer Meldung der
„Central News" aus Tientsin zufolge wurde eine
japanische Handelsbarke von einem Kreuzer wegge-
nommen und nach Taku gebracht. Im chinesischen
Meere herrscht schlechtes Wetter und treibt die Fahr-
zeuge in die Häfen. Die japanische Flotte soll in
Chemulpo versammelt sein. In Shanghai herrscht
in den dortigen russischen Kreisen die Ansicht, daß
bei einem längeren Kriege Rußland eingreifen werde,
um den Schaden des russischen Handels zu verhin-
dern. Es sei ein russisches Einvernehmen mit China
vorhanden.

Prima Gascoaks
verkaufen wir bis auf Weiteres
ab Fabrik:
in groben Stücken zu Mk. —80
gebrochen und gesiebt „ 1.10
per Zentner.
Ans Haus geliefert kommen
weitere 10 Pfg. per Ztr., auf
den Schloßberg 15 Pfg per Ztr-
für Fuhrlohn und Ladegebühr in
Anrechnung. 13 Hs
Bestellungen können schriftlich
auch in unseren Briefkasten im
Rathhause und bei den Herren
Irrt. Mayer und Gebrüder
Penner niedergelegt werden.
Städt. Gaswerk Heidelberg.

obliegende Herstellung der Geh-
wege und Rinnenpflästerung auf
Kosten der Angrenzer durch die
Stadtgemeinde zur Ausführung
zu kommen hat,
gutgeheißen werden, die staatliche Ge-
nehmigung gemäß 8 76 der Stüdte-
ordnuug mit Verfügung Gr. Bezirks-
amts vom 19- Juli l. I. No- 55587
ertheilt worden ist.
Heidelberg, den 20.JM1894.
Der Stadtrath:
Dr. Wilckens.
Kaufm ann.

tung Langenzell, d. des Müllers G. Schilling in
Leimen, des August Wipfler in Nußloch.
* Der gestrige Abschieds-Commers des hiesigen
8. 0. verlief in solenner Weise; demselben folgt heute
früh 12 Uhr im Faulen Pelz ein Abschiedsfrühschoppen.
* Verhaftet wurde in verwichener Nacht eine
stellenlose Frauensperson.
* Diebstahl. Einer Kaufmannswittwe in der
westlichen Hauptstraße kam gestern Abend ein Spazier-
stock im Wertste von 5 Mark abhanden.
* Ucbcr Rückwanderung aus Amerika bringt
die „Deutsche Arbeiter-Ztg " einen beherzigenswerthen
Artikel, der im Wesentlichen folgendes enthält: Die
Verhältnisse jenseits des Ozeans haben sich seit nahezu
zehn Jahren langsam verschlechtert und in den letzten
Jahren hat die ungünstige Geschäftslage in so rapider
Weise zugenommen, daß die Lage für die Arbeiter eine
überaus ungünstige ist. Das ist schon für den im
Lande geborenen und für den dort eingebürgerten Ar-
beiter der Fall. Handel und Wandel liegen darnieder,
nicht allein weil infolge der Unsicherheit bezüglich der
Steuer- und Zollfragen und infolge der kaum jemals
zur Ruhe kommenden Frage der Geldwährung das
Kapital sich ängstlich zurückgezogen hat, sondern auch
hauptsächlich deßhalb, weil die großen Arbeiterorgani-
sationen des Landes sich in einem immerwährenden,
. nur durch ganz kurzen Waffenstillstand hin und wieder
unterbrochenen Krieg mit den Unternehmern befinden.
Machen aber diese Zustände es schon für den mit den
Landeseinrichtungm vertrauten Arbeiter schwierig,
Arbeit zu finden, so ist das in viel vergrößertem
Maaße für denjenigen der Fall, der unbekannt mit
Sitten und Gebräuchen, der Sprache des Landes nicht
mächtig, um eine Beschäftigung sucht. Die Arbeitsge-
legenheit hat sich in außerordentlichem Maaße vermin-
dert, die Arbeitslöhne sind außerordentlich gesunken.
Dazu kommt aber noch, daß der fremde Arbeiter, kaum
in's Land gekommen, vor der Wahl steht, entweder
vollständig unterzugehsn, oder sich einer Tyrannei zu
fügen, von der man in der alten Welt keine rechte
Vorstellung hat. Dis Sozialdemokratie in Deutschland
umfaßt weitere Kreise der Arbeiterschaft. Immerhin
steht es in Jedermann Belieben, sich in jedem Momente
von der Genossenschaft, der er sich angeschlossen, wieder
zu trennen und zu erklären, daß er ein freier Mann
ist, frei von der Diktatur der sogenannten Arbeiter-
könige. Anders liegt die Sache in Amerika. Was man
hier vielleicht thun möchte, den sich der Parteipeitsche
entziehenden Arbeiter einfach an seinem Leibe abstrafen,
das thut man dort thatsächlich. Es bedarf nicht der
Herzählung der Fälle, in denen die sogenannten Streik-
brecher, das heißt diejenigen Arbeiter, welche es für
ein gutes Recht halten, für Weib und Kind zu ar-
beiten, wenn Andere es vorziehen, sich durch die zu-
satnmengebettelten Groschen anderer Arbeiter, während
eines Streiks, erhalten zu lassen, thatsächlich todtge-
schlagen, todtgeschossen oder ermordet wurden. Der-
artige Fälle sind in Pensylvanien, in Chicago, in
San Franzisko, in Louisville und an anderen Punkten
vorgekommen und registrirt worden. Nicht das Gesetz
macht in Amerika den Arbeiter unfrei, sondern die
Knute der Arbeiterführer. Alle diese Umstände haben
den verständigen eingewanderten Arbeitern das Leben
dort verbittert. Wohl wußte man, wie wenig zu-
frieden sie sich fühlten und daß weit über die augen-
blickliche Geschäftsklemme hinaus ihnen auch in besseren
Zeiten vielfach das Leben dort verbittert war. Seit
Jahr und Tag hat die Rückwanderung nach Europa,
nach allen Ländern und namentlich nach Deutschland
sich gesteigert. Aber erst der Umstand, daß in dem
Tarifkriege der verschiedenen Ozeandampferlinien die
Fahrpreise der englischen Dampfer wesentlich herabge- I

Aus den GerichtÄMen.
Ferien-Strafkammer Mannheim.
Verhandlung vom 7. August 1894.
Di ebstahl.
Der 12 Jahre alte Volksschüler Friedrich Huf-
nagel aus Heidelberg, zuletzt in Mannheim, entwen-
dete am 29. Mai aus der Wohnung der Wtw. Bauder
in Käferthal in die er zweimal einstieg 1 Mk. 67 Pfg.
Der schon vorbestrafte Junge erhielt zwei Monate Ge-
fängniß.
Entwendet.
Während der Nagelschmied Franz Goldschmidt
von Schönau am 26. März d. I. im Personenbahnhof
ein Billet löste, machte sich der Schuhmacher Kart
Schel lang von Annweiler, der ihm seine Effekten
im Werthe von ca. 10 Mark an die Bahn getragen
hatte, mit denselben aus dem Staube. Schellang wird
trotz seines versuchten Alibis zu 5 Monaten Gefängniß
abzüglich 2 Monate der Untersuchungshaft verurtheilt.
Handels-- u. Marktberichte.
Mannheimer Börse, Getreide. Bei lebhaften
Stehenlassm ein Niederschlag im Fläschchen, so war I J'a°"M die"stürmische
der Honig gefälscht, ist dies nicht der Fall, so ist Weizen- und Maiskausse in Amenka. Roggen umsatz-
der Lwniä rein los. Hafer zu gestrigem Preise umgcsetzt. Mais in
ver gpviug reim , Posten besseren Prellen im Verkehr.
Mannheimer Börse, Effekten. Die Börse ver-
kehrte in fester Haltung. Brauerei-Aktienlebhaft begehrt.
Wir notiren: Rheinische Kreditbank 137^4 Kösters
Bank i l lstz-Mannheimer Aktienbrauerei 133. Eichbaum-
Brauerei 113. Sinner Brauerei 218. Mannheimer Ver-
sicherungS-Aktien 537^2- Emaillirwerke Maikammer
106- Mannheimer Lagerhaus-Aktien blieben 95^2 ge-
Mannhrrv. 8. Aug (Produktenbörse-!

Bekanntmachung.
Wir bringen hiermit.zur öfftnt-
lichen Kenutniß, daß wir tue Ein-
ziehung des städt. Fußwegs Lager-
buch No. 6227 im Flächengehalte
Von 4 Lil- 52 qm, erworben durch
das Aufgebotsverfahren laut Grund-
bucheintraq Band
No. 105 vom 25. NM 1893 welcher
von dem Weggrundstucke Nr. 5662
bezw. vor den Grundstücken Nr.
6-Ü5 6244 6243 und 6242 bis
zum Grundstück Nr 6228 hingezogen
ist verfügt Haben, well derselbe durch
die Herstellung der Querstraße Nr.
5662 und der neuen Bergstraße zum
Thcil eingeaangen rst bezw. durch
das neue Grundstuck Nr. 6227, wel-
che? von der Bergstraße bis zum
Grundstück Nr. 6228 zieht, ersetzt
wurde.
Heidelberg, den 31. Juli 1894.
Der Stadtrath:
Dr. Wilckens.
- Kaufmann.

Bekanntmachung.
Die Anlagen neuer Straßen
im Speyerer Baubezirk,
hier.
Den Beizug der Anstößer zu
den Kosten derselben betr.
Wir bringen hiermit zur öffent-
lichen Kenutniß, daß zu dem Be-
schlüsse des Bürgerausschusses vom
1. Mai l. I., wonach die beiden
Ortsstatute und zwar:
I. dasjenige über die Verpflichtung
der Angrenzer
1. der Speyrer Landstraße vom Ab-
gang der Güterbahnhofstraße bis
zur Kriegskurve,
2. der verlängerten Kaiserstraße von
der Eisenbahnlinie nach Karls-
ruhe bis zur Speyerer Land-
straße und
3. der zur verlängerten Kaiserstraße
parallel laufenden Straße zwischen
der Eisenbahnlinie nach Karls-
ruhe und der Speyerer Landstraße
zum Ersatz der Kosten der plan-
mäßigen ' HErstellung dieser
Straßen nach Maaßgabe des
Art. 9 Abs. 1 des Ortsstraßen-
gesetzes und der „Allgemeinen
Grundsätze" vom 2. Juli 1892,
sowie
II. dasjenige, welches bestimmt, daß
die den Angrenzern der unter I
genannten Straßen auf Grund
des Ortsstatuts vom 2. Juli 1892

er mit seinem dicken Knotenstock auf seinen Gegner, Rechnung, sehen Sie zu, daß Sie nicht allzu klein."
die Sekundanten und andere Augenzeugen einbieb. j Ein Sturm von Gelächter, das nicht nur an dem
Er mußte überwältigt und vom Platze geschafft'
werden.
— Vegetarismus. In B. einem kleinen
Städtchen in Oberungarn, lebt eine kleine Kolonie
von Vegetarianern, deren kürzlich verstorbener
Präsident ein in der ganzen Gegend sehr geachteter
Mann war. Insbesondere aber schätzten ihn die
Mitglieder des Vegetarier-Vereins über alles, denn
er war das Prototyp eines Mustervegetariers. Seit
30 Jahren ausschließlich von Pflanzennahrung
lebend, erfreute sich der alte Herr einer ausgezeich-
neten Gesundheit und mit Stolz w-esen seine An-
hänger auf ihn, als besten Beweis, wie zuträglich und
vernünftig solche Lebensweise sei. Groß war daher
die Betrübnis aller, als der brave Mann vor kurzem
ganz Plötzlich, nach kaum 24stündiger Krankheit,
starb. Der zweite Präsident hatte bereits eine
schöne Leichenrede einstudiert, in welcher er den
Verstorbenen als leuchtendes Beispiel für die Mensch-
heit — insbesondere für die Gegner des Vegeta-
rismus — pries und darauf hinwies, wie beglückend
diese Lebensweise für den Menschen sei, indem sie
ihn vor langen Krankheiten bewahre und
einen sanften Tod, ohne langen Kampf herbeiführe.
Allein der behandelnde Arzt machte einen Strich
durch die Rechnung. Ihm war die Sache ver-
dächtig vorgekommen und auf seine Veranlassung
wurde die Leiche seziert. Das Resultat der Sache
war überraschend, denn die Untersuchung ergab
Vergiftung und zwar infolge von — Wurstgift.
— Eine Familieutragödie. Ueber das
traurige Schicksal einer deutsch-amerikanischen Mil-
lionärsfamilie wird aus St. Louis der „Newyorker
Staats-Ztg." unterm 12. Juli geschrieben: In
den weitesten Kreisen unserer Bevölkerung erregt
die heute hier eingetroffene Nachricht, von dem
Ableben der Frau Friederike Düstrow Aufsehen.
Frau Düstrow, die Wittwe des durch glückliche
Spekulationen zum mehrfachen Millionär gewor-
denen früheren Feuerversicherungsagenten Louis
Düstrow, hatte sich vor sechs Wochen zusammen mit
ihrer 19 Jahre alten Tochter Hulda nach Mainz
begeben, um unter ihren zahlreichen Freunden und
Verwandten in Deutschland mehrere Jahre zuzu-
bringen. Hier in (St. Louis) lebte die Frau seit
dem Tode ihres Gatten abgeschlossen von jeglichem
Verkehr. Ihr Familienleben war kein glückliches;
die Millionen, welche dem Gatten so unerwartet
in den Schooß fielen, sind für die Familie zum
Fluch geworden. Ihr einziger Sohn, Dr. Arthur
Düstrow, ein im Reichthum groß gewordener und
verwilderter junger Mann von vierundzwanzig
Jahren, sitzt im hiesigen Gefängnisse unter der
furchtbaren Anklage, im Rausch Frau und Kind
umgebracht zu haben. Seine Schreckenstat bildete
seinerzeit wochenlang das Tagesgespräch in St.
Louis. Düstrow war an einem Februartage dieses
Jahres betrunken nach Hause gekommen und wollte
sich an seinem Dienstmädchen vergreifen. In diesem
Augenblick erschien jedoch seine Gattin im Zimmer
Und Düstrow wurde darob so wild, daß Lr einen
Revolver ergriff und sie niederschoß; als sein da-
neben stehender kleiner Knabe vor Entsetzen laut
aufschrie, erschoß er auch diesen. Das Vermögen
des Doktors zerfließt jetzt in den Händen der ge-
schicktesten Advokaten der Stadt, die ihn vor dem
Gesetze zu retten suchen. Drei Selbstmordversuche
hat er im Gefängnis schon gemacht. Er spielt den
Wahnsinnigen und ist vielleicht vollständiger Geistes-
umnachtung näher als man allgemein glaubt; die
Familiengeschichte soll die Annahme bestätigen, daß
Dr. Düstrow erblich belastet ist. Dieser furchtbare
Schicksalsschlag gab Frau Düstrow den Gedanken
ein, St Louis zu verlassen, um fern unter fremden
V'rhältnissen ihr Leid zu vergessen. In ihrem
Testament enterbt sie ihren Sohn und setzt eine
Anzahl Wohlthätigkeitsanstalten sowie ihre Tochter
zu Erben ein. Ihr Sohn nahm die Nachricht von
dem Tode der Mutter sehr gleichgiltig und ohne
ein Zeichen der Erregung auf. Arm, gebrochen
an Geist und Körper, wird, wenn überhaupt jemals
der einst, so viel versprechende junge Mann das
Gefängniß wieder verlassen; eine Familientragödie
wie man sie sich kaum schlimmer denken kann.
— Der Schneider ist erwischt I „Gott sei
Dank, daß man den Kerl erwischt hat meinte einer
der Stammgäste des Eberl-Faber-Kellers in Mün-
chen zu einer alten Frau, die bei ihren Freund-
innen als Orakel gilt. „Wen denn?" meinte das
Orakel in höchster Spannung. „Na, haben S' denn
Not g'hört, den Schneider, der die Windhosen in
der vergangenen Woche g'macht hat." „Na so
was", meinte die Frau, „dös is ja a wahr's Glück.
Was hat er denn kriagt, der Lump?" „AJahr."
»Mein Gott, dös is ja viel z'wenig. Den Kerl
vätt' man ja doch köpf'» soll'n für dös Unglück,
wo er ang'stift' hat." „San S' stad, liebe Frau,
wir wern schon sorg'n, daß dem Schneida 's Hand-
werk g'legt wird."
— Eine ergötzliche Szene, so schreibt man
aus Berlin, spielte sich gestern Abend in einem
Unserer elegantesten Restaurants ab. Eine lustige
sDesellschaft junger, flotter Lebemänner hatte sich da-
rbst eingefunden und zechte fröhlich darauf los.
girier der jungen Männer, der ganz bedenklich
Eiterte, wurde um seines Gebrechens willen bald zur
^gemeinen Zielscheibe des Witzes, zu der er sich
^ch anscheinend ganz willig hergab, denn als einer ,
Ms der Gesellschaft lachend rief: „Du Fritz, wenn
D>u im Stande bist, mündlich für uns ein Souper
M bestellen zahle ich Alles." — „Top," stotterte
Provozirte unter allgemeiner Heiterkeit. Und
W Kellner herbeiwinkcnd, begann er nach Melodie
Er „Gigerlkönigin" vollständig, ohne zu stottern, zu j
singen: „Kellner — bitte, ein Souper — für
iwvlf Personen, aber fein. Der Herr bezahlt die :

Lokale MMHeil'nngen
aus Stadt und Amt Heidelberg.
Heidelberg, 9 August.
»Hoher Besuch. Se. Königl. Hoheit Prinz ,
Georg von Preußen kam gestern Vormittag II Uhr 1 „lmltlicb
20 Min. von Frankfurt hier an und nahm im Hotel ' W - '

Prinz Carl Absteigequartier. Er machte verschiedene
Einkäufe, besichtigte das Schloß und fuhr mittels Extra- >
zuges 7 Uhr 5 Min. über Basel nach Luzern, woselbst
er, wie alljährlich den Rigi bestmgt. «»asm Nov.
» Bczirksrathsfitzung. Für dw am Samstag, 9 °v-
den 11. August l- I., Vormittags 9 Uhr stattfindende "
öffentliche Bezirksrathssitzung ist folgende Tagesordnung
estgesetzt: 1) Gesuch des Stadtraths dahier um Ge--
nehmigüng zur Errichtung eines Freibades im Neckar.
2) Herstellung eines Freibades in Schlierbach. 3) An- Mu Blick aus der heutigen Anwaltschaft
der Uferstraße am N^^ Neckarvorland. „„ES, von Rechtsanwalt Fuchs I in Karlsruhe.
4) Gesuch des Gg. Adam Dank und Gen. wn Heddes- Diese Schrift ist eine Entgegnung auf die unlängst als
buch um Erlaubmß zur Errcchtung eines Wafferungs- Separatabdruck der im „Höhqauer Erzähler" veröffcnt-
wchres :>) Abänderung der Statuten der Betriebs- Artikel erschienene Schrift: „Ein Blick in die
Krankenkasse der Firma F. Ehrhard. 6) Beschwerde A^^chaft hinein". Aus der Feder eines bei Rich-
des Kutschers Josef Dertinger dahier gegen die bezirks- und Kollegen in gleichem Ansehen stehenden An-
amtliche Verfügung, Entziehnng des Fahrscheins. 7) walts rührend, weist die Broschüre die offenen und
Gesuch des Hernmnn Delphendubl von WievUngen um Angriffe des unbekannten Verfassers jener
Erlaubmß zum Betrieb einer Gastwlrthschaft. 8) Ge- Schmähschrift" in eben so sachlicher als entschiedener
such um Festsetzung der Entschädigung für an Milz-Weise zurück. Der Verfasser glaubt, daß der „blanke
brand umgestandene Rindvichstucke a. wr Gutsverwal- s Ehrenschild" der Anwaltschaft durch einen Kotwnrf ans
dem Hinterhalt nicht beschmutzt werden könne, will aber
doch den äußerlichen Fleck, den sie erhalten, weggewischt
sehen. Dies dürfte er durch seinen Protest mit Sicher-
heit erreicht haben. Wenn so die Schrift zunächst für
Juristen ein hervorragendes Interesse beanspruchen
muß, so ist sie doch auch andrerseits für die rechts-
suchenden Laien eine willkommene Beleuchtung des
Standes, auf den sie so vielfach angewiesen sind und
den sie in so manchen Beziehungen — zumal nach Er-
scheinen jener Schmähschrift — unrichtig beurtheilen
mögen.

7.
13 40
8. !
13.60
Hafer
Nov.
7
12.10
8.
12.10
13 80
13.90
März
12.60
12 60
11 80
11.90
Mais
Nov.
11.20
11.rO
12.15
12 25
--
März
11.50
11.75
 
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