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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
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in bestimmten Sätzen, d. h. Höchstgrenzen, brau-
chen künftig nicht mehr periodisch erneuert zu werden,
wenn sie einmal durch Gemeindebeschluß mit Staats-
genehmigung zur Einführung gelangt sind. Ueber
einzelne Bestimmungen des Gesepes fanden längere
Meinungsverschiedenheiten zwischen der Ersten und
Zweiten Kammer statt. Mit ihrem ursprünglichen
Wunsche, daß in Gemeinden, in welchen von ge
wissen unentbehrlichen Lebensbedürfnissen Ver-
zehrungssteuer erhoben wird, die unteren Stufen der
Einkommensteuer von Gemeindeumlagen frei bleiben
müssen, drang die Regierung nicht durch, weil die
Zweite Kammer der Meinung war, daß ein so ge-
wichtiger Grundsatz nicht beiläufig zum Gesetze er-
hoben, sondern daß seine Regelung einem organischen
Gesetz Vorbehalten bleiben solle. Die nach längeren
Verhandlungen vereinbarte Hauptstelle der neuen
Bestimmung lautet nun: „Kartoffel, Milch und
Speisefette dürfen nicht, Getreide, Mehl und
Schwarzbrot, nur in den Gemeinden belastet werden,
in denen schon am I. Januar 1895 von den ge-
nannten Gegenständen Verbrauchssteuer erhoben
wird." Weitere Bestimmungen betreffen das Ver-
hältniß der Verzehrungssteuer zum gesummten un-
gedeckten Gemeindeaufwand (höchstens ein Drittel)
und die entsprechende Verminderung der Abgabe-
sätze. Das Gesetz tritt in den Gemeinden, in denen
Verbrauchssteuern erhoben werden, erst mit dem
1. Januar 1895 in Kraft. — Eine landesherrliche
Verordnung gestattet den Kandidaten für den Lehrer-
beruf an den Mittelschulen die Ablegung einer
Ergänzungsprüfung in dem Falle, wenn
bei der Hauptprüfung keine genügende Befähigung
in den Nebenfächern dargethan wurde, oder wenn
der Kandidat sonst den Forderungen der Prüfungs-
ordnung nicht völlig entsprochen hat, bei im übrigen
genügenden Leistungen. Das Probejahr beginnt
erst nach Ablegung der Ergänzungsprüfung.
Ausland.
Paris, 14. Aug. Der Ministerpräsident
Dupuy ist in Bernet-les-Bais erkrankt. Die
Strafkammer zu Grenoble hat gegen die Per-
sonen verhandelt, die am 25. Juni das italienische
Consulat angegriffen und am 25. und 26. Ruhe-
störungen begingen. Ein Arbeiter ist zu zwei
Jahren und ein anderer zu 10 Monaten Ge-
sängniß verurtheilt worden. Von den 41 Ange-
klagten wurden 22 freigcsprochen; die andern er-
hielten 14 Tage bis 3 Monate Gefängniß.
Aldershot, 13. Aug. Kaiser Wilhelm
wurde heute vergeblich beim Militärboxen im neuen
Gymnasium erwartet. Es stellte sich heraus, daß
der Kaiser der Kaiserin Eugenie, die das
benachbarte Schloß Farnborough Hill bewohnt, einen
Besuch abgestattet hatte, der sich länger aus-
dehnte. Der deutsche Botschafter Graf Hatzfeldt
hatte der früheren Kaiserin der Franzosen schon vor
vierzehn Tagen einen Besuch abgestattet.
Aldershot, 14. Aug. Das heutige Manöver
bei Long Valley begann um 10 Uhr. Eine an-
greifende Nordarmee verfolgte den Nachtrab einer
abziehenden Südarmee. Der Kaiser wohnte dem
Gefecht bei der Nordarmee bei. Er trug die Dra-
gonerfelduniform ohne Fsderbusch. Die Nordarmee
sollte sich mit überlegener Macht zweier Hügel des
sogenannten Lager Cäsars und des Beacon Gill
bis 1^2 Uhr bemächtigen. Der Nachtrab der Süd-
armee hatte die Aufgabe, beide Hügel bis zu dieser
Zeit zu halten, bis es der gejammten Südarmee
gelungen sei, den Fluß Wey zu überschreiten. Be-
theiligt waren ziemlich alle Truppen, die gestern
an der Parade theilgenommen hatten. Das Gefecht
wurde aber schon nach 12 Uhr durch das Trom-
Mtensignal „Feuer einstellen" auf der ganzen Linie
Hendet, worauf bald das Signal: „6o Noms!"
eHlgte. Gegen 1 Uhr versammelten sich um den
Mpzog i von Connaught alle Offiziere vom Obersten
aufwärts auf dem Jubiläumshügel zur Kritik.
Es bildete sich ein Kreis, in dem der Kaiser allein
zu Pferde hielt. Nachdem die Generäle sich ge-
yHext chatten, faßte der Herzog von Connaught,
Mm, Miser gewandt, das Endurtheil dahin zu-
Das Fehlen des Brillantkolliers war das ein-
z>ge Ergebnis; der Untersuchung. Und auch dieses
Faktum selbst ließ noch keine sicheren Schlüsse zu,
denn es fehlte jeder Anhalt zur Verfolgung irgend
offner Spur. Nebenumstände aber, wie die Fuß-s
abdrücke iyi Garten, sagten gar nichts, wenn sie
wicht weiter leiteten.
ffff Das war, das Resumä der Meinungen, welche
die" drei Herten untereinander austauschten.
Der Kriminalbeamte sagte nichts. Er hörte,
Serien folgend, schweigend ihren Auslassungen zu
NNd wollte sich an der Thür von ihnen verab-
schieden.
ff,, ^He, Falb, Sie find .ja wie ein Buch mit
sieben Siegeln!" rief der eine der Herren ihn an.
„Sie sprechen allerdings nie absonderlich viel, aber
ein paar Worte könnten, Sie doch zu der Sache
sagen. Sind Sie auf einmal Statist geworden?"
Der Angeredete zückte sehr vielsägend die Achseln,
„Gestatten Sie mir, vorläufig meine Meinungen
füt mich zu behalten, meine Herren", sagte er.
„Sie haben den Thatbestand ausgenommen und ich
werde diese Sache zu meiner eigenen machen. Sie
sollen von mir hören!"
„Potz Blitz", rief einer der Herren aus, „Sie
thun ja ordentlich geheimnißvoll! Has haben
Effhor?"
Wieder zuckte der Gefragte die Achseln.
' „Erlassen Sie mir jetzt die Antwort", sagte er
„Seien Sie überzeugt, daß wenn es etwas aus-
zudenken ff zieht, dies' entdeckt werden soll. Sie
werden von mirMestch" ff- ffffff O"
' Damit lüpfte er den Hut und trat, sich ver
beugend, zur Seite. Die lebhaften Reden der sich

sammen, daß die Truppen, kleinere Unvorsichtig-
keiten abgerechnet, ihre Schuldigkeit gethan hätten,
worauf der Kaiser, direkt um sein Urtheil ange-
gangen, die Kritik mit den Worten abschloß: „I
tistnst tstut tbo urrunAvwonts vsrs portöcck
anck timt tirs trooczs rvsrs rvsll stg.nälsck."
Uns Journalisten wurde gestattet, die Kritik mitan-
zuhören. Der Kaiser fährt um 10 Uhr 50 Min.
über Waterloo Junktion nach Gcavisend und schifft
sich dort auf der „Hohenzollern" ein. Beim gestrigen
Parademarsch hat der Kaiser sich übrigens an die
Spitze der Schwadron seineffDragoner gestellt und
sie vorübergeführt.
London, 13. Aug. Im Oberhause beantragt
Spencer die zweite Lesung der irischen Pächter-
Bill. Er erklärt, die Pächter hätten Beschwerden,
welche eine exceptionelle Vorlage rechtfertigten. Das
Vcrhandensein ausgesetzter Pächter gefährde die
Ruhe des Landes. Die Regierung glaube, eine
obligatorische Maßregel sei der sicherste Weg, die
Frage zu lösen. Die Alternative eines fakultativen
Gesetzes wäre nur möglich, wenn eine Bürgschaft
vorhanden sei, daß beide Seiten es loyal durch-
führen. Die irischen Deputaten hätten sich bereit
erklärt, den Grundbesitzern entgegenzukomnien, falls
ihnen versichert werde, daß die Grundbesitzer loyal
handeln. Das Haus habe jetzt die Gelegenheit,
der öffentlichen Meinung in Irland Zugeständnisse
zu machen. Die Gelegenheit dürfte nicht wieder-
kehren, wenigstens nicht unter gleich günstigen Ver-
hältnissen. Das Oberhaus stehe daher vor einer
großen Verantwortlichkeit. Balfour of Bourleigh
beantragt die Verwerfung der Vorlage. — Im
Unterhaus fand die Einzelberathung der Bill be-
treffend den Achtstundentag in Bergwerken statt.
Ein Amendement auf Beschränkung d r Zeitdauer
des Gesetzes auf fünf Jahre wurde ang-nommen.
Das Haus erörterte darauf das Amendement
Thomas, wonach das Gesetz nur in der Grafschaft
Anwendung findet, wenn es daselbst von der Ma-
jorität der Grubenarbeiter angenommen wird.
Washington, 14. Aug. Die demokratischen
Mitglieder des Repräsentantenhauses be-
schlossen bei Annahme der Entschließung zugunsten
der vom Senat angenommenen Zollvorlage,
gleichzeitig dem Repräsentantenhause neue Vorschläge
betreffs der Zvllfreiheit für Zucker, Eisenerze und
Kohlen einzubringen. Das Repräsentantenhaus
nahm abends mit 182 gegen 105 Stimmen die
Zsllvorlage in der Fassung des Senats an und be-
schloß mit 160 gegen 140 Stimmen die Zoll-
freiheit für Koh le, sowie mit 163 gegen 102
Stimmen die Zollfreiheit für Eisenerze.
Aus Wcry und I'ern.
* Schwetzingen, 14. Aug. Am Samstag
wurde ein Gefreiter der hiesigen Eskadron von
einem Pferd an den Kopf geschlagen, so daß er
ins Lazareth nach Mannheim verbracht werden
mußte.
* Mannheim, 14. Aug. Frau Klötzl, auf
welche gestern Abend, wie bereits mitzetheilt, der
Bänkelsänger Lazari einen Mordversuch machte,
ist gestern Abend halb 7 Uhr, kurz nachdem sie
im Allgemeinen Krankenhause Aufnahme gefunden
hatte, den erhaltenen schweren Verletzungen erlegen.
Wie jetzt feststeht, wurde von Lazari die That aus
Eifersucht begangen, da er angeblich in Erfahrung
gebracht, daß Frau Klötzl mit einem anderen
Manne ein Verhältniß eingegangen haben solle.
Das eine Kind der Frau Klötzl ist bedeutend
jünger, als wir in letzter Nummer mitzetheilt
haben, denn es ist erst einige Wochen alt. Frau
Klötzl, die nur seit etwa 4 Wochen in dem Hause
1? 6 Nr. 1 wohnt, wurde kurz vor dem Einzuge
in dasselbe aus dem Wöchnerinnen-Asyl, woselbst
sie das vorerwähnte Kind wenige Wochen nach
dem Tode ihres Mannes, des Volkssängers Klötzl
geboren, entlassen worden. Letzterer hatte einst
bessere Tage gesehen, denn sein ursprünglicher Be-
ruf war Schauspieler und gehörte als solcher dem
Münchener Gärtnerplatztheater als Mitglied an.
Ein chronisches Halsleiden zwang ihn, seinen

entfernenden Herren schallten zu ihm herüber; er
hörte sie kaum ; er stand wie in Erz gegoßen neben
dem Eingang zu dem Volkh-üm'schen Hause, bis
jene seinem Gesichtskreis entschwunden waren. Dann
entfernte er sich rasch nach der nächsten, an den
Fluß hinabführenden Straße zu.

„Hans!"
„Jertha!"
Die Thüren zu dem Pavillon standen halb
offen; schon wollte der Abend sich auf dis Eid«
herabsenken, der Himmel war leicht bewölkt, um
so rafcher brach die Dämmerung herein.
Den Oberkörper vorgeneigt, den Kopf auf beide
Hände gestützt, saß Hans Volkheim auf der Bans
im Pavillon, als sem Name an sein Ohr schlug.
Mit einem Satz stand er auf beiden Füßen,
„Jertha!" wiederholte er.
-Das junge Mädchen tastete mit der Hand nach
-dem Drücker der Thür; nur mühsam hielt sie sich
! aufrecht.
„Hier finde ich dich endlich", sprach sie; jedes
Wört kostete sie sichtliche Anstrengung. Niemand
hatte dich gehen sehen, niemand wußte wo du
warst. Da fiel mir ein, dich hier zu suchen..."
! Sie stockte. Forschend betrachtete er sie.
„Was willst du voü mir?" fragte er.
Sie antwortete ihm nicht sogleich, sondern
schritt auf dse.Bank an der Rückseite des Pavillons
und sank" auf dieselbe nieder. ffErsts yach Minuten
staOmMjMHWHks 'ckmvOm-u- -
„Kamst .du — auch diese Nacht — im Boote
zurück?«' i !"^ .

Schauspielerberuf aufzugeben und wurde schließlich
Volkssänger. Seine nunmehr auf so tragische
Weise ihm im Tode gefolgte Frau, die etwa 24
Jahre alt geworden, hat er hier geheirathet. In
den letzten zwei Jahren wurde sein Halsleiden,
an welchem er auch gestorben, immer schlimmer
und mußte bei ihm-vor etwa Jahresfrist der Kehl-
kopfschnitt vorgenommen und ihm eine Kanüle ein-
gesetzt werden. Der Mörder Lazari, welcher ercen-
trisch veranlagt sein soll, ist kaum mehr denn 20
Jahre alt. Sein vor Jahren verstorbener Vater
war ein Südfranzvse und mit einer geborenen
Mannheimerin verheirathet. Die Mutter Lazari's
ist hier wohnhaft.
* Ladenburg, 14. August. Für das hiesige
Pferde-Rennen, veranstaltet von den Landw. Be-
zirksvereinen Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen,
Mannheim, Heidelberg, Wiesloch, Eppingen, Sins-
heim und Neckarbischofsheim für Pferde ba-
discher Landwirthe und Gewerbe-
treibender am Sonntag, den 7. Oktober d. I.,
Nachmittags 1 Uhr in Ladenburg ist solgendes
vorläufige Programm aufgestellt: I. Eröff-
nungsrennen: Galoppreiten auf Pferden jeden
Alters und Schlages, in Baden geboren und an-
gemeldet aus oben genannten Bezirken; Ent-
fernung 1000 Meter; Einsatz 3 Mk. Dem ersten
Pserde ca. Mk. 60 dem zweiten Pferde ca. Mk. 30,
dem dritten Mk. 15 nebst Ehrenpreisen. II.
Pfalzgaurennen: Trabreiten auf Pferden
jeden Alters und Schlages, deren Besitzer im
Großherzogthum Baden wohnhaft sein müssen;
Luxuspferde sind ausgeschlossen; Entfernung 1200
Meter; Einsatz 3 Mk. Dem ersten Pferde Mk.
50, dem zweiten Pferde Mk. 25, dem dritten
Pferde Mk. 10 nebst Einzelpreisen. III. Hürden-
rennen. Galoppreiten auf Pferden jeden Alters
und Schlages, deren Besitzer im Großherzogthum
Baden wohnhaft sein müssen; Entfernung 2000
Meter; Einsatz 5 Mk. Dem ersten Pferde Mk.
100, dem zweiten Pferde Mk. 75, dem dritten
Pferde Mk. 50; nebst Ehrenpreisen- IV. Lydtin -
Rennen. Großes Trabreiten auf Pferden jeden
Alters, jedoch nur solchen, die" in Baden geboren
oder durch den Pferdezucht-Verein eingeführt
wurden und aus dem zum Pfalzgau gehörigen
Bezirken angemcldet werden; Entfernung 1500
Meter; Einsatz 3 Mk. Dem ersten Pferde Mk.
70, dem zweiten Pferde Mk. 40, dem dritten
Pferde Mk. 20; nebst Ehrenpreisen. V. Trost-
Rennen. Galoppreiten auf Pferden, welche in
einem der vorhergehenden Rennen gelaufen, aber
ohne Preis geblieben sind; Entfernung 1200
Meter; kein Einsatz. Dem ersten Pferde Mk. 40,
dem zweiten Pferde Mk. 20, dem dritten Pferde
Mk. 10. — Die Anmeldungen zu den Nennen
sind längstens bis Mittwoch, den 26. September
d. I., Abends 6 Uhr an einen der nachstehenden
Herren cinzureichen und zwar: I. Schmitt, Fab-
rikant, Ladenburg; Georg Gund, Oekonom, Secken-
heim; Heinrich Steingölten in Wiesloch.
* Gerlachsheim (A. Tauberdischofsheim), 13.
August. Unser alloerchrter Bürgermeister, Herr
Bauer, wurde vor einigen Tagen mit Stimmenein-
helligkeit wieder gewählt. Ehre der Gemeinde, die
ihren verdienten Vorstand zu schätzen weiß.
— Unsere Reben berechtigen nach dem jetzigen
Stand zu den besten Hoffnungen und aller Wahr-
scheinlichkeit nach gelangt der berühmte Gerlachs-
heimer wieder zu seinem bekannten Rufe. In
den Reben wird fleißig gespritzt, da die Winzer
die gegebene Maßregel als nützlich erkannt haben.
Karlsruhe, 14. Aug. Der badische Haupt-
verein der Deutschen Luther Stiftung ist auch dieses
Jahr wieder in der Lage, Stipendien und Erzie-
hungensbeiträge für Söhne und Töchter evan-
gelischer Pfarrer und Lehrer, namentlich solcher auf
dem Lande, vergeben zu können. Die betreffenden
Gesuche sind nach der Bekanntmachung im kirch-
lichen Gesetzes- und Verordnungsblatt 1888, Nr.
15. und im Verordnungsblatt des großh. Ober-
schulraths 1886, Nr. 10, einzurichten und spätestens
bis 10. September d. Js. an den „geschäfts-
Jhre stoßweise hervorgebrachte Frage ließ ihn
sie verwundert arischen.
„Im Boote, ja!" antwortete er. „Weßhalb
fragst du danach?"
Sie hatte die Hände in einander verkrampft;
sie rang dieselben in sichtlicher Verzweiflung.
„Wärest du nie deinem Leichtsinn unterlegen!"
wehklagte sie. „Diese, nächtliche Fahrt — sie kann
dich vernichten, verdarben ff Hans, Hans, — warum
hörtest, du nicht auf die Bitten der Mutter? Du
bist verloren,, wep-n nW ein Wunder dich rettet !"
Er zuckte zusammen unter ihren Worten, wie
der verurtheilte, -cübxx-hffseM. Hflupt , das Fallbeil
schwebt, welches ihn ffödten soll. , Seine Augen er-
weiterten sich. Aber kein Ton rang sich über seine
Lippen. - .... - - i.i-z >ffRim
Und sie fuhr fort: ,.7?
„Las keiner sah, ich habe es gesehen. Du
hast etwas verloren und der Kriminalbeamte hat eö
gefunden!"
„Jertha!"
Der junge Mann taumelte und sank nieder
auf den Sitz, vor dem er stand.
Und angstvoll ruhte der Blick des jungen Mäd-
chens auf ihm. . - : u . - - i
! „Hans, hast du --- hast du wirklich etwas verloren?"
War ihm denn die Zunge gelähmt, daß er
nicht eine Antwort fand? Mechanisch neigte er
-bejahend das Haupt. , ,
! ff. -„Gott im HstyoG jg, — Ich verlor meisiiM-s
RMhst", stammelte er, „wo und wie, weiß ich nicht!.
Sie hatte die Äugen geschlossen. Hatte stoch
-eine Hoffnung gehabt, daß sic sich getäuscht chabe,
— seine Horte vernichteten dieselbe.

führenden Ausschuß des badischen Hauptvereins
der Deutschen Luther Stiftung, zu Händen Herrn
Oberkirchenrath Bujard in Karlsruhe" einzusenden.
* Karlsruhe, 11. Aug. Eine eigenthümliche
Leidtragende ist die 27 Jahre alte Jda Haldtmann
geb. Leiner hier. Diese heißsüchtige Dame ließ
sich, als sie eine halbe Stunde zu spät zu einer
Beerdigung kam, beleidigende Worte gegen den
Geistlichen, weil dieser nicht mit der Beerdigung ge-
wartet hatte, zu Schulden kommen, warf in das
Grab ein n Kranz mit den Worten: „Da soll
der Teufel hineinfahren!" Sie erhielt von der
Karlsruher Ferienstrafkammer wegen Beleidigung
eines Religionsdieners bei Ausübung seines Amtes
und wegen Störung einer gottesdienstlichen Ver-
richtung 4 Wochen Gefängnis.
* Baden, 13. Aug. Bei unfern Nachbarn
über den Vogesen spielen sich die sportlichen Kämpfe
in rascher Aufeinanderfolge ab ; sie entbehren insofern
nicht des Interesses, als gerade im laufenden Jahre
die französischen Ställe ungemein stark an den
klassischen Prüfungen auf dem grünen Rasen in
Iffezheim betheiligt sind. Außerordentlich stark be-
theiligen sich die Franzosen aber auch an Wetten
am Totalisator. Bis heute wurden während des
Jahres nicht weniger als 10 Millionen Franken
Seitens der französischen Rennvereine an den Um-
sätzen am Totalisator in Abzug gebracht, die aber
nicht wie bei uns in die Staats- oder Clubkasse
fließen, sondern zu Wohlthätigkeitszwecken den ge-
setzlichen Bestimmungen gemäß verwendet werden
müssen.
* Offenburg, 13. Aug. Die landwirthschaft-
liche Gauausstellung des Ortenauer Gauverbandes,
bestehend aus den Bczirksvercinen Kehl, Lahr,
Offenburg und Oberkirch, wird zu Offenburg am
29. September bis mit 6. Oktober abgehalten.
* Sasbach a. Kaiserstuhl, 13. Aug. Am
Samstag ereignete sich in dem Steinbruch bei
Limburg ein sehr bedauerlicher Unglücksfall. Drei
Arbeiter waren mit Bohren in den Felsen behufs
Sprengen derselben beschäftigt. Unerwartet löste
sich der oben auf dem Felsen liegende Schutt
(kleine Felsstücke und Erde) und fiel herunter,
schlug das Gerüst zusammen und verwundete die
Arbeiter. Einem derselben ist der Arm gebrochen.
Ein zweiter ist am Kopf sehr schwer verletzt, so
daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Der
dritte ist minder verletzt.
* Donauesch'ngen, 13. Aug. Dem hiesigen,
unter der Protektion I. D. der Fürstin zu Fürsten-
berg stehenden Frauenchor wurde gestern die hohe
Ebre zu Tbeil, auf der Insel Mainau II. KK.
HH. dem Großherzog und der Großber-
zogin eine Huldigung darbringen zu dürfen. Die
Theilnehmer wurden von den Großh. Herrschaften
aufs Freundlichste ausgenommen und die vorge-
tragenen Lieder fanden die allergnädigste Anerkennung.
Der Ausflug nahm den schönsten Verlauf und wird
den Theilnehmern in steter, dankbarer Erinnerung
bleiben.
* Aus Vaden, 15. Aug. In Biederbach
brannte der große Doppelhof des Nik. Maier
und Christian Späth ab. Ein Ochse und drei
Schweine verbrannten mit. Beide Besitzer sind
nicht versichert. — In Buchenberg erhängte
sich wegen eines unheilbaren Fußleidens der 50
Jahre alte ledige Dienstknecht Jak. Lehmann. —
Bei Ueberlingen erhängte sich an einem Obst-
baum ein lediger 40jähriger Dienstknecht von
Nußdorf. — Der 22 Jahre alte ledige August
Kühn von Oetigheim, der in Nordrach
ein 12jähriges Mädchen in sein Zimmer gelockt
hatte, wurde wegen Sittlichkeitsverbrechens ver-
haftet. — In Kürz eil erhängte sich der ver-
heirathete Landwirth Nik. Maurer. — In Kon -
stanz wurde der 63 Jahre alte Taglöhner Beruh.
Frey von Donzdorf (Württ.) wegen mehrerer
Sittlichkeitsvergehen verhaftet. — Eine 67 Jahre
alte Pfründnerin stürzte sich in betrunkenen Zu-
stand in Freiburg in den Gewerbekanal, wurde
aber herausgezogen und später, da sie Aergerniß
erregte, verhaftet. — Ein aus Tri berg ver-

„Was weißt du davon?"
Seine Worte rüttelte sie auf.
„So ist es doch wahr — wahr!" flüsterte sie.
„Das Medaillon lag in dem Boudoir der Mutter
vor dem kleinen chinesischen Schränkchen, in welchem
zwei Brillantkolliers fehlen!"
Sie preßte beide Hände gegen die Stirn aber
schon stand er vor ihr und hob ihr Gesicht gewalt-
sam emporff sie sv zwingend, IHN anzüsehen.
„Jertha, du glaubst — es ist möglich?" —
du glaubst, daß ich die fehlenden Äölliers gmom-
men haben könnte, und meyr, weit mehr noch,—7
du glaubst, daß ich — — —"
Er konnte nicht vollenden; sie lag im zu FüßcN,
seine Knie umklammernd.
„Heiliger Gott!" rief sie aus. „Was soll ich
denn glauben? Wie kann ich denn anders ? Uno
wenn ich es nicht glaube was hilft das? Hans;
die Kolliers fehlen, das Medaillon lag vor dem
Schrank, an welchem der Raub begangen sein muß,
- dazu der räthfelhafte Tod der Mutter, 4- stehst vw
nicht die gräßliche Kette, die sich Glied an Mietz
reiht um dich zu verderben?
Ob er sie sah ? Die Starrheit, welche .sich übert
sein ganzes Wesen legte, war wohl dis beredteste
Sprache dafür. c>
mri -uh' D - -(Fortsetzung folgt.). .» n
*!..(Eirr Kenner.) Richter (zum Dieb):
„Sie. sind in der Bibliothek ungebrochen, nnd haben
dort viele Bücher entwendet. Warum stabilen Sie'
fast durchweg Klassiker?" ---- D-eh: „Wissen S',
Herr Richter, für die „Modflnen" kriegt mer HM
nir" gezahlt!"
 
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