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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 1-26 (2. Januar 1900 - 31. Januar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0005

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Sonntags ausgenommen.
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monatlich 50 Pf.
srei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljäbrl. 1.25 Mk.
°uSschU:ßlich Zustellgebühr.

^nsprech-Anschlu« Nr. 82.

WckkM ZckW.

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Petitzeile oder deren Raums
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
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der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

Ar. 1.

Penzing, de» 2. Znnimr

19VV.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für das 1. Vierteljahr 1900
Werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Spedition, Untere Ncckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen, Mk. 1.25 vierteljährlich,
aut Zustellgebühr Mk. 1.65.__
Zum deutsch-böhmischen Streit.
In der österreichischen Delegation antwortete
Donnerstag der Dclcgirte Ruh auf die Rede Gregrs
und protcslirte gegen die Denunziation, welche den Deut-
schen antidynastischc Gesinnung vorwerfe. Dieser Vorwurf
könne vielleicht einzelne betreffen, aber keine deutsche Partei,
geschweige denn das deutsche Volk Oesterreichs. Auf der
.Grundlage des böhmischen Staatsrcchts werden die Deut-
schen mit den Czechen niemals Frieden schließen, hoffent-
lich werde der Friede zwischen den Deutschen und den
^Zechen aber auf einer anderen Grundlage zustande
kommen. Der Delegirte Lemisch protestirte gegen die
Äußerung Gregrs, daß der Dreibund eine unnatürliche
Verbrüderung von durch Grundsätze getrennten Staaten sei
and sagt, der Dreibund entspreche dem wahren und aus-
drücklichen Verlangen des deutschen Volkes und sei ein
Herzenswunsch der Deutschen im Reich und der Deutschen
w der Ostmark. Der Redner protestirt gleichfalls gegen
bie Denunziation Gregrs betreffend die angeblich anti-
dynastische Gesinnung der Deutschen Oesterreichs und er-
kiän, er werde gegen das Budgetprovisorium stimmen, da
die Regierung nicht genügend aufgeklärt habe, weßhalb sie
e>n viermonatigcs Provisorium anstrebt. Seine Partei sei gegen
viermonatigcs Provisorium, auch im Hinblick auf das
"eue österreichische Kabinet, welches dieses Provisorium
^ Deckmantel für ungesetzliche, auf dem 8 14 bastrende
Akten benützen könnte. Delegirtcr Funke sagte, durch
, rden, wie die Gregrs, könnten die Friedensbestrebungen
fische,, Deutschen und Czechen nicht gefördert werden.
^"Redner beschäftigte sich mit den Sprachenverordnungen,
ercn Aufhebung nur eine Wiederherstellung des früheren
Zustandes gewesen sei, und erklärte bezüglich des Drei-
andes, derselbe sei nicht durch eine Fraktion oder durch
An Volk, sondern durch ganz Oesterreich beschlossen worden.
. r Redner erklärte schließlich, die Deutschen seien
»Um Frieden mit den Czechen bereit. Der
Friede könne aber nicht auf Grundlage des
Ohmischen Staatsrechts, sondern auf Grund der thatsäch-
A4cn Verhältnisse, und zwar in Wien geschlossen werden,
^legirter Kr a marcz schwächte die Rede Gregrs ab
ll»d erklärte, diese habe nicht chauvinistischen Zwecken ge-
>ent. Gr verwahrt sich gegen den Gregr gemachten
^orwurf der Denunziation und sagt, die Czechen wollen
örchaus nicht, daß die Deutschen unterdrückt werden, sie
ollen nur, daß beide Gleichberechtigung genießen. Die
..Zechen seien gern bereit, zum Frieden
^'e Hand zu bieten und bis an die Grenze der
Möglichkeit zu gehen, um den Frieden zustande zu bringen.
'r.Ei Friede müsse und werde gemacht werden im Jnter-
lle beider Völker des Reiches und im Interesse Oester-
eichz selbst. Das böhmische Staatscecht werden die
Sechen nicht abschwören, aber es sei sicher, daß nach der
Herstellung des nationalen Friedens die Deutschen selbst
ezuglich des böhmischen Staatsrechts ganz anderen An-
ichauungen huldigen werden. Sie werden die Furcht vor
. ergewaltigungcn verlieren und einsehen, daß die Au-
°nomie Böhmens im Interesse dieses Landes gelegen sei.
uch der Delegirte Pacak erklärte sich für den Frieden
Zoischcu Deutschen uuv Czechen. Dieser Friede müsse vor
Sprachenfrage geschlossen werden. Alle
deren Gegensätze müßten bei Seite gestellt werden,
krn,i böhmische Staatsrecht wie der deutsche Cen-
usmus. „Versöhnen wir uns und lassen
sick'' "H* Dummheiten." Die Czechen seien bereit,
"" den Konferenztisch mit den Deutschen zu setzen,
Hier Grund gegenseitiger Gleichberechtigung. —
Buk Delegation ein viermonatigcs
B... lletprovisorium in allen Lesungen, sowie den
der n, - ^udgetausschusses betreffend die Feststellung
österr"^^""Ikimmung der beiderseitigen Beschlüsse der
nä^n und der ungarischen Delegation an. Die
e Plenarsitzung findet am 9. Januar statt.

Ein deutscher Dampfer von England
. c. .. beschlagnahmt. ^ wirk
Ww aus Hamburg unterm 30. Dezvr u ^
lief bei der Direction der Deutschen Ol Bundes
Nachricht ein, daß der Reichspostdampf >'
rath" vor der D°lag°°-Bay be^
von einem englischen Kriegsschiff w-L .
worden ist, sowie, daß der dortige Komma , G
tunft über die Ursache der Beschlagnahm-
wird versichert, daß der Dampfer keine Krieg ^
dande an Bord hatte. Die von der RelchSngi-nmg ^
betene Vermittlung bei der englischen Regierung
auswärtigen Amt sofort zugesagt. .«„nicke Kriegs
Nach einer weiteren Meldung war das *"8 ich 6
schiff, das den deutschen Dampfer angehalten hat, die „M

gicicncie". Der „Bundesrath" wurde nach Durban ge-
schleppt. Nach einer Angabe aus London hätten sich darauf
3 deutsche Offiziere und 20 Mann in Khakiuniform befunden,
die auf Seite der Buren kämpfen wollten.
Es ist nicht nöthig, daß man sich in Deutschland wegen
dieses Vorfalls aufregt. Unser auswärtiges Amt hat die
Sache in die Hand genommen und wir dürfen überzeugt
sein, daß dasselbe die Klarstellung der Angelegenheit her-
beiführen wird. Man darf auch erwarten, daß England,
wenn ein Mißgriff oder ein Jrrthum vorliegt, nicht säumen
wird, sich zu entschuldigen, wie sich das zwischen anstän-
digen Leuten und anständigen Nationen gehört. Mag
England auch durch die in Deutschland zu Tage tretende
sehr lebhafte Sympathie für die Buren nicht angenehm
berührt sein, so wird es sich doch gerade im gegenwärtigen
Augenblick hüten, Deutschland herauszufordern.
Da von Hamburg ans versichert wird, der deutsche
Dampfer habe keine Kriegscontrebande an Bord gehabt,
so nehmen wir bis auf weiteres an, daß England sich im
Unrecht befindet.

Deutsches Reich
— Kaiser Franz Joseph hat den Prinzen Heinrich
von Preußen zum österreichischen Viceadmiral ernannt.
(Der Prinz war bisher in der österreichischen Marine
Contreadmiral. Die Beförderung entspricht der kürzlich er-
folgten gleichen Beförderung in der deutschen Marine.)
— Der Arbeitermangel im abgelaufenen Jahre
findet in der neuesten Nummer der Halbmonatsschrift Der
Arbeitsmarkt einen weiteren bisher noch unbeachteten Er-
klärungsgrund. Der Ueberschuß der Geborenen über die
Gestorbenen in Deutschland betrug nach der abnorm starken
Periode 1874/79:
1880 1881 1882 1883 1884 1885
522 979 525 758 »25 495 493 697 522 083 530 185
Do die Einstellung der Arbeiter in der Regel im Alter von
14—15 Jahren erfolgt, so mußte sich in einer Periode der
gesteigerten Nachfrage nach Arbeitskräften, wie sie der zu-
sammenfassende Rückblick auf „den Arbeitsmarkt im Jahre
1899" für das abgelaufene Jahr konstatirt, der geringe
Ueberschuß der Jahre 1883/84 auf dem Arbeitsmarkt scharf
fühlbar machen.
— Der in letzter Zeit vielgenannte Herr Schwein-
burg ist u. A. auch Direktor der Herrn Krupp und ähn-
lichen Großindustriellen gehörigen Berl. Neuesten Nachr.
Die Voss. Ztg. berichtet nun:
Nach einer in der Geschäftsleitung der Berl. Neuesten Nachr.
abgebaltenen Berathung ist Herr Victor Schweinburg veranlaßt
worden, sein Amt als Geschäftsführer des Blattes
sofort n i e d e r z u l e g e n. Die an die Redakteure des
Blattes ergangene» Kündigungen sind zurückgenommen worden.
Preußen. Der König ernannte den Staatssekretär a. D.
Freiherrn v. Maltzahn-Gültz zum Oberpräsidenten
von Pommern.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großyerzog haben dem
Oberingenieur Alfred Eberlin in Karlsruhe das Ritterkreuz
er er Klasse des Ordens vom Zährtnger Löwen verliehen und
denselben auf sein Ansuchen bis zur Wiederherstellung seiner
Gesundheit in den Ruhestand versetzt, dem Geheimen Hofraih
Professor Dr. E. Pfitzer, Direktor des Botanischen Gartens
in Heidelberg, die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen
des ihm von dem Kaiser von Rußland verliehenen Kommandeuc-
kreuzes des St. Anna-Ordens erlheilt und den Landgertchtsrath
Dr. Eduard Dietz in Karlsruhe auf sein Ansuchen aus dem
staatlichen Dienste entlassen und das Justizministerium ermächtigt,
den Zeitpunkt dieser Entlassung gemäß 8 6 des Beamtengesetzcs
zu bestimmen.
— ikurch Entschließung des Ministeriums der Justiz, des
Kultus und Unterrichts ist dieser Zeitpunkt auf 31. Januac liwu
bestimmt worden. Amlsrevidenr Karl Manger tu Rastatt wurde
der Versicherungsanstalt „Baden" als Revident betgegeben.
— Seine Königliche Hoheit der Großh erzog haben den
nachgenannten Personen die folgenden Auszeichnungen verliehen,
und zwar: s. d e kleine goldene Verdienstmedaille: dem Vor-
sitzenden des Militärvereins-Gauverbandes Bauland Friedrich
Kniel in Adelsheim und dem I. Vorstand des Mtlitärvereins
Meersburg Otto Pfeiffer in Meersburg; b. die silberne
Verdienstmedaille: dem II. Vorsitzenden des Matn-Taubergau-
Militärvcreins-Vcrbandes Bernhard Strobel in Wertheim und
dem I. Vorstand des Veteranenvereins in Berghaupten Xaver
Lienhard daselbst.
— Die Karlsr. Ztg. veröffentlicht eine große Anzahl von
Ordens-Verleihungen und Rangerhöhungen. Wir geben davon
zunächst die auf Heidelberg und Umgegend treffenden wieder:
Dem Oberpostsekretär Adolf Kraft in Heidelberg das Ritter-
kreuz II. Klasse vom Orden vom Zährtnger Löwen, dem Geheimen
Rath II. Klasse, Professor Dr. Theodor Curtius an der Uni-
versität Heidelberg das Ritterkreuz vom Orden Bertholo des
Ersten, dem Geheimen Rath II. Klasse, Professor Dr. Julius
Arnold an der Universität Heidelberg das Kommandeurkreuz
I. Klasse vom Orden vom Zähringer Löwen, dem Geheimen
Hofrath, Professor Dr. Bernhard Erdmannsdörffer an der
Universität Heidelberg das Kommandeurkreuz II. Klasse, dem
Landgerichtsdirektor Dr. Adolf West in Heidelberg und dem
Professor Dr. Heinrich Buhl an der Universität Heidelberg das
Ritterkreuz I. Klasse mit Eichenlaub, dem Ooeramtsrichler Franz
Engelberth in Heidelberg und dem Notar Peter Diez in
Heidelberg, den Professoren Dr. Karl von Lilien thal, Dr.
Wilhelm Braune und Dr. Fritz Neu mann an der Universität
Heidelberg, dem Professor Dr. Heinrich Schäfer am Gymnasium
in Heidelberg und dem evangelischen Pfarrer Dr. Rihm in
Meckesheim das Ritterkreuz I. Klasse, dem Gewerbeschulvorstand
Rektor Hermann Lender in Heidelberg das Ritterkreuz II Klasse,
dem Geheimen Regierungsrath Heinr ch Pfister in Heidelberg
das Ritterkreuz vom Orden Berthold des Ersten, dem Bürger- ^
meister Dr. Ernst Walz in Heidelberg und dem Oekonomeu

Karl Steingötter in Heidelberg das Ritterkreuz I. Klaffe
vom Orden vom Zähringer Löwen, dem Stadtverordnetenvorstand
Max Klingel in Heidelberg das Ritterkreuz II. Klaffe, den
Oberförstern Emil von Stetten in Eberbach, Wilhelm H euß
in Wiesloch und Eduard Weismann in Eppingen das Rittes
kreuz I. Klasse vom Orden vom Zähringer Löwen. Ernannt
wurden: OberbetriebSinspektor Friedrich Hartmann in Heidel.
berg zum Regierungsrath, Geheime Hofrath Professor Dr. Richard
Schröder an der Universität Heidelberg zum Geheimen Rath
II. Klasse, Hofrath Professor Dr. Franz Knaufs an der Uni-
versität Heidelberg zum Geheimen Hofrath, Kirchenrath Professor
Dr. Adolf Haus rath an der Universität Heidelberg zum Ge-
heimen Kirchenralh, Professor Dr. Hermann Ostho ff, derzeitiger
Prorektor der Universität Heidelberg, und Kreisschulrath Hermann
Strübe in Heidelberg zu Hofräthcn. Verliehen wurde dem
Notar Georg Esselborn in Weinheim der Rang der Ober-
amtsrichter. Ernannt wurden ferner: Bezirksarzt Dr. Ernst
Kürz in Heidelberg zum Medizinalrath, Obertngenieur Theodor
Wallisserin Heidelberg zum Oberbauinspektor, Oberzollinspektor
Wilhelm Wirtblc in Heidelberg zum Finanzrath, Bezirks-
bauinspektor Julius Koch in Heidelberg zum Baurath, Ober-
förster Karl Kalame in Neckargemünd zum Forstmeister,
Stsuerkommissär Albert Thoma in Heidelberg zum Ober-
steuerkommissär.

Ausland.
Oesterreich Ungarn. Wien, 30. Dcc. Die Neue
Fr. Pr. meldet: Das definitive Beamtenmini-
sterium. das das Kabinet Witlek ablösen soll, wird bald
nach Neujahr gebildet werden. In parlamentarischen
Kreisen wird dcc frühere Minister des Innern, Körb er.
als der in Aussicht genommene Chef der zukünftigen Re-
gierung bezeichnet. Mit ihm sollen Welsersheimb als
Landesveitheidigungsminister und der gegenwärtige Vor-
sitzende im Mmisterrathe, Wittek, als Eisenbahnminister in
die neue Regierung eintreten.
Wien, 30. Dec. Bischof Brynych von Königgrätz
veröffentlicht in seinem Organ eine Hetzrede, in der er
die Regierung mit der Strafe Gottes bedroht dafür, daß
sie das brave Czechenvolk zum Zorn aufreize. Das
Czechenvolk, daß nur Undank, Unrecht und Bedrückung er-
fahre, wird mit dem gemarterten und begrabenen Lazarus
verglichen. Sein Recht verjähre nicht durch Gewalt.
„Wenn uns der Preuße Schlesien geraubt hat, so besitzt
er es niemals mit Recht."
Prag. 29. Dec. (Landtag.) Eingelaufcn sind ein
Antrag Pacak auf Regelung der Sprachen frage
bei den Verwaltungs- und Gerichtsbehörden, ferner Anträge
der Deutschen auf nationale Abgrenzung, auf
Schaffung nationaler Kurien und auf nationale Tren-
nung der Verwaltungen und auf Regelung der Ver-
hältnisse des Lehrerstandes. Am Schluß der Sitzung findet
trotz wiederholten Protestes von Wolf die Konstitutrung
der Kurien statt.
Rußland. Petersburg, 30. Dec. Der Unterrichts-
ministerverbot den Gebrauch der deutsch en Sprache
bei Schulverwaltungen der Ostseeprovinzen als ungesetzlich.
Petersburg, 30. Dec. Das Amurgebiet ist nun-
mehr durch einen direkten Schienenweg mit dem
europäischen Rußland verbunden, nachdem am 28. d. M.
die letzte 961 Werft — etwa 400 Kilometer — lange
Strecke fertig g estellt worden ist.
England. London, 30. December. Der Dampfer
„Pelotas" strandete gestern Abend halb 11 Uhr vor
dem Hafen von Rye. Er ist dicht an die Küste getrieben.
Sein Kiel ist gebrochen und man fürchtet, er werde im
Sande einsinken. Ein Berichterstatter, der das Wrack der
„Pelotas" besuchte, meldet entgegen anderweitig verbreiteten
Berichten, daß d>e „Pelotas" keine Passagiere an
Bord hatte. Ein Theil der Geireideladung sei in der
Hoffnung über Bord geschafft, das Schiff wieder flott zu
machen.
Afrika. Vom Kriegsschauplatz in Südafrika
ist zu berichten, daß die englische Garnison in Mafeking
(westlicher Schauplatz) am 26. Dez. einen Ausfall machte.
Sie griff eines der von den Buren gebauten Forts mit
Maxim-Kanonen und einem gepanzerten Zuge so heftig
an, daß der Kampf bis an die Mauern des Forts fort-
gcführt wurde. Der Ausfall mißlang indessen, die Eng-
länder mußten sich mit einem Verlust von 109' Nann an
Todten und Verwundeten wieder in die Stadt zurück-
ziehen. Die Buren verloren nur zwei Todte und sieben
Verwundete. Drei Engländer wurden gefangen genommen.
Nach einer Burenmittheilung haben sie ausgesagt, daß der
Stabsoffizier Powells in dem Kampfe getödtet, Lord
Edward Cecil, der Sohn Salisburys, und Lord Charles
Cavendish Bentinck verwundet worden seien. Die Eng-
länder hätten den Ausfall gemacht, um die große Buren-
kanone zu erbeuten. — Vom mittleren Kriegsschauplatz
wird aus Sterkstroom gemeldet, daß die Buren eifrig
beschäftigt seien, ihre schon starken Stellungen bei Storm-
berg noch mehr zu verstärken. — Was Ladysmith
anbetrifft, so soll es noch hinreichenden Proviant für
mindestens 6 Wochen haben, doch beunruhigt man sich in
London neuerdings in gewöhnlich gut unterrichteten
Kreisen wieder lebhafter um das Schicksal der einge-
schlossenen Besatzung. Man besorgt, daß die Muni-
tion knapp geworden; außerdem gibt die Nachricht,
General White habe am Fieber darnieder gelegen,
über den Gesundheitszustand der Besatzung z» denke».
Die Spannung, mit der man in England einem neuen
Angriff entgegensteht, wächst daher. Zwei am 29.
 
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