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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0427

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8ernsprech-Anschluß Nr. 82.

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. W. Elftes Mit.

Äwsiiig, den 14. April

ISS«.

Des Osterfestes wegen erscheint die
nächste Nnmmer am Dienstag.

England, Portugal und die Buren.
Die portugiesischen Blätter, soweit sie nicht Regierungs
vrgane sind, greifen die portugiesische Regierung heftig an,
keil sie den englischen Truppen den Durchmarsch durch
portugiesisches Gebiet von Beira aus ins Innere Afrikas
Nlaubt hat. Beira liegt an der Ostküste Afrikas; eine
englische Abtheilung soll von dort, nach Westen marschirend,
Bahn bei Buluwayo zu erreichen suchen. Bekanntlich
haben die Engländer die südnö dliche Bahn, die ganz
Afrika der Länge nach durchzieh n soll, von Süden her
ichon weit vorgeschoben. Buiuwayo, das ungefähr auf
demselben Breitegrade urc Beira liegt, ist schon vor einiger
oeit von der Bahn erreicht worden. Von Beira aus
karschirend, würden sich die Engländer im Norden von
Transvaal befinden und zum Mindesten die Buren zwingen,
dine starke Abtheilung zur Deckung der Grenze gegen
kese englische Truppe abzukommandiren und so ihre
Hauptmacht zu schwächen.
Wie das Reuter'sche Bureau erfährt, haben die Regie-
rungen der Burenrepubliken Portugal offiziell mitgetheilt,
'aß sie die Zulassung des Durchzuges britischer Truppen
durch das portugiesische Gebiet vou Beira aus als einem
^indseligen Akte gleichkommend betrachten.
Nach offiziösen portugiesischen Auslassungen, die von
London aus bestätigt werden, beständen diplomatische
Abmachungen zwischen Portugal und England, welche
d>e Erlaubniß zum Durchmarsch bedingen.
„ Ntan glaubt in England und anderwärts — und
Ucher nicht mit Unrecht — daß die Buren Repressalien
bsHen Portugal ergreifen werden, England will dann
^drtugal unterstützen, obgleich es sich selbst kaum zu helfen
^diß. Doch könnte diese Unterstützung die Folge haben,
?uß ein Theil des Krieges sich auf portugiesisches Gebiet
"erspielt. Sollten die Buren — was ja allerdings außer-
ddentlich zweifelhaft ist — schließlich doch noch als Sieger
dem Kriege hervorgchen, dann würde Portugal aller
Wahrscheinlichkeit nach mit der Abtretung der Delagoabai,
^ natürlichen Hafens von Transvaal, für seine jetzige
^'llfährigkeit gegenüber England zu büßen haben.

Der Krieg in Südafrika.
^ Auch heute liegt englischerseils noch keine Bestätigung
englischen Niederlage bei Merkatsfontein vor. Da die
"rennieldung darüber so bestimmt und sicher klang, so
'kmt man jetzt an, das Schicksal der Niederlage und
^lungcnnahme habe eine Abthcilung Gatacres oder vielleicht
Brabants betroffen, die mit Roberts nur i» loser
^hlung stehen, so daß Roberts thatsächlich nichts wisse
-pp deshalb nichts melden könne. Merkatsfontein müßte
khp" iu diesem Falle in die Gegend von De Wetsdorp,
pf'ch von Bloemfontein, verlegen,
o . Was die sonstige Situation auf dem Kriegsschauplätze
j-, "Grifft, so wird gemeldet, daß die Buren bei Brandfort
^ Stellung stark befestigen. Im Osten halten sie
sg, Wasserwerke mit starker Macht, wie englische Kund-
^ iier melden, besetzt. Südöstlich bei de Wetsdorp steht
v^.pfalls xj„x erhebliche Burenmacht und noch weiter süd-
40^ bei Wepener ist eine englische Abtheilung von
bkm- von den Buren eingeschlossen. Seit Montag
stoben sich die Buren, diese Abtheilung zum Waffen-
dkr, - ö" bringen. Die Kämpfe sollen auf beiden Seiten
I-j^Mreich gewesen sein. Bis jetzt halten sich die Eng-
»och.
frej ^ Bahn von Bloemfontein nach Süden ist noch
' General Kitchener hat sie benutzt, um in Alival-

North, das an der Südgrenze des Oranjestaates und schon
auf britischem (capländischem) Gebiet liegt, die Garnison
zu inspiziren. Am 12. d. traf er dort ein. Er sandte
au die Garnison von Wepener eine aufmunternde Bot-
schaft (wohl durch Heliograph), in der er die Hoffnung
ausdrückte, daß sich ihre Lage bald ändern werde. Abends
verließ er die Stadt.
Lord Roberts läßt fleißig an der Befestigung von
Bloemfontein arbeiten. Da ihm Pferde und Maulthiere
fehlen, so ist er, bis Nachschub kommt, augenscheinlich
nicht im Stande, etwas Ernstliches zu unternehmen.
Auf dem östlichen (Nataler) Kriegsschauplatz, wo es
seit der Entsetzung von Ladysmith still war, wird neuer-
dings bei Elandslaagte lebhaft gekämpft. Es tauchen jetzt
Wieder Namen auf, die man in der allerersten Zeit des
Kriegs hörte, als die Buren in Natal eindrangen »nd die
Engländer nach Ladysmith zurückwarfen. Damals schon
gab es einen Kampf bei Elandslaagte. In Folge des nach
mehreren Anläufen endlich geglückten Buller'schen Marsches
auf Ladysmith sind die Buren nach Norden zurückgewichen.
Nun dringen sie wieder vor und greifen die Engländer mit
Hartnäckigkeit bei Elandslaagte, 27 Kilometer nördlich von
Ladysmith, an. Die letzte Nachricht darüber vom 12. d.
lautet: Buller hat gestern die versuchte Umgehung seiner
rechten Flanke, die darauf berechnet zu sein scheint, seine
Rückzugsliuie nach Ladysmith abzuschneiden, abgewehrt.
Heute fanden mehrere Scharmützel statt. Die Stellung der
Buren erstreckt sich in einer Reihe von reichlich 15 Meilen
über eine fortlaufende Reihe von Hügeln.

Deutsches Reich
— Der Berliner Magistrat hat beschlossen, anläßlich
des Besuchs des Kaisers von Oesterreich die Be-
willigung von 50 000 Mk. zur Ausschmückung der Straßen
bei den Stadtverordneten zu beantragen.
— Am Schluffe eines längeren Artikels über „das
Fleisch schaugesetz und die deutsche Landwirth-
schaft" schreibt die Nordd. Allg. Ztg.: „Wir glauben
schon jetzt versichern zu können, daß die verbündeten
Regierungen den Beschlüssen des Reichstages ihre l
Zustimmung nicht ertheilen werden, welche die j
zur Zeit noch nothwendige Einfuhr fremden Fleisches
über das unmittelbare hygieinische Bedürfniß hinaus zum
Schaden der Volksernährung verhindern. Auf dem Wege
intransigenter Drohungen gegenüber den Verbündeten Re-
gierungen würden die unmittelbaren und dauernden Inter-
essen der Landwirthschaft nicht gefördert werden."
— Wie die Germania aus Rom erfährt, hat die
Kardinal-Kongregation für außerordentliche kirchliche An-
gelegenheiten über die Frage der Straßburger katho-
lisch-theologischen Fakultät berathen. Dem Ver-
nehmen nach wäre die Entscheidung, die noch der Ge-
nehmigung des Papstes unterliegt, zu Gunsten der
Fakultät ausgefallen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Negierungsbaumeistcr Bahnbauinipektor Eduard Lang bei der
Gcneraldirektion der Staatseisenbahnen unter Verleihung des
Titels „Oberingenieur" die etatmäßige Amtsstelle eines Central-
inspekiors übertragen.
— Expeditionsassistent Friedrich Meeß in Königsbach wurde
nach Wolfach versetzt._——

Äuslarr V.
Oesterreich-Ungarn. Schärferes Auftreten der Jesuiten-
partei macht sich der Köln. Zei'ung zufolge in Wien zur
Osterzeit bcmerklich: So hat der Wiener Erzbischof unter
Berufung auf einen Ministerialerlaß des vorigen Jahres
und im Einvernehmen mit dem klerikalen LandeSschulrath

allen Gymnasien und sonstigen Mittelschulen
mehrtägige „geistliche Exerzitien" in der Charwoche,
wie sie früher zur Konkordatszeit bestanden haben, wieder
aufgezwungen. Der Katechet der Schule darf für diese
Exerzitien, denen alle katholischen Schüler der Anstalt
ausnahmslos unterworfen sind, „fremde geistliche Hilfe
heranziehen" und man hört aus Wiener Professoren-
kreisen, daß es hauptsächlich die geriebensten Jesuitenväter
sind, die auf diesem Wege für ihre Hauplkirche werben.
Die Wirkung des Zwanges auf die jungen Leute werde
vielleicht ähnlich sein, wie sie früher der Konkordatszwang
im Gefolge hatte, nämlich ein Umschlag in extreme Kirchen-
feindlichkeit. Zunächst steht dem etwaigen Gewinn der
Jesuiten für ihren Kampforden anderseits ein Verlust für
die katholische Kirche gegenüber. So beträgt die Zahl der
Uebertritte zum evangelischen Bekenntniß in Wien während
des ersten Jahresviertels etwas mehr als in der gleichen
Zeit des Jahres 1899, nämlich 346. Die Zahl ist wohl
nicht groß, aber sie zeigt, daß die Los von Rom-
Bewegung zufolge der Lordringlichkeit der Jesuiten gleich-
mäßig fortdauert.
Belgien. Brüssel, 12. April. Die Schenkung
des Königs an den Staat erstreckt sich auf die Domänen,
die der König in den Gemeinven Lacken, Tervürcn, Ostende
sowie in Ciergnon und Ardenne besitzt. Das Schloß
Lacken und der hiesige Palast sind Staatsdomäne. Der
Werth der Schenkung beläuft sich auf mehrere Millionen.
Die gesammte Presse drückt dem König für das groß-
müthige Geschenk ihren herzlichen Dank aus und beglück-
wünscht den König besonders dazu, daß er sämmtlichen
anderen Behörden ein Beispiel gegeben hat, um jeden Preis
die landschaftlichen Schönheiten des Landes zu erhalten.
Bulgarien. Fürst Ferdinand hat im Sinne, zurgri e-
chisch-katholischen Kirche überzutreten. Seinen Erstge-
borenen, Boris, hat er bekanntlich schon vor einigen Jahren der
orthodoxen Kirche zugeführt. Die Kurie setzt begreiflicher-
weise alle Hebel in Bewegung, um den Fürsten Ferdinand
von Bulgarien von dem Uebertritt abzuhalten. Der Papst
habe die Prinzessin Clementine von Koburg verständigen
lassen, daß die Kirche dieses unerhörte Aergerniß nicht
anders als mit dem großen Interdikt und dem
Kirchenbann beantworten müßte.
Afrika. Kapstadt, 12. April. Wie Daily News
meldet, sind 400 gefangene Buren vorgestern nach
St. Helena eingeschifft worden.
Durban, 12. April. General Hunter ist aus Lady-
smith hier eingetroffen; mit ihm kommt eine Brigade aus
Natal.
Lourenzo-Marquez, 12. April. Der österreichi-
sche Finanzmann Epler, der die Stelle eines Hauptmanns
der Randminenpolizei bekleidet, ging, der Times zufolge,
muthig vor, um die drohende Zerstörung der Minen zu
verhindern. Als er erfuhr, daß Leute ausgesandt waren,
um zur Zerstörung der Minen Löcher zu bohren, ver-
haftete er den Führer der aus 14 Mann bestehenden
Abtheilung. Der Staatsmineningenieur Munnik erhob
hiergegen Einspruch und erklärte, die Leute hätten auf
seinen Befehl gehandelt. Epler verlangte nunmehr einen
schriftlichen Befehl, den Munnik den Leuten auch aus-
stellte. Darauf wurde ihnen gestattet, die Arbeit wieder
fortzusctzen. Nun wurden neuerdings bei der Regierung
in Pretoria Vorstellungen gemacht und darauf der Befehl
Munniks aufgehoben. Seitdem sperrte Epler die unter
seiner Aufsicht stehenden Minen ab._
Aus Ltadt nnd Landl
Heidelberg, 14. April.
O Kunst-Verein. In erster Reihe von den ausgestellten
Bildern steht auch heute wieder ein wohlgelungenes Oelgemälde

L)

In hohen Regionen.
Erzählung von M. A. Zwickert.
(Fortsetzung.)
" wie ein Stöhnen kam der Name über die
„ n Lippen der jungen Dame. Der Prinz wußte nicht,
, °avon denken sollte. „Ich liebe ihn," flüsterte sie
^ saun, vernehmbar, „aber die Seine, Hoheit» kann ich
>ch nie werden — nie!" Dann schien ihr erst zum
.- u öu kommen, was sie gesprochen; eine glühende
khend ubergoß ihr Gesicht, und, den Prinzen flehend an-
"»s it.bat sie inständig: „O. Ew. Hoheit werden vergessen,
. ^ Thörichtes gesagt?!"
ssgeah S werde ich nicht,

k-uenz Jutta.' Es scheint mir. hier liegt
!s>vi°» k,n Geheimniß zu Grunde — oder doch etwas Unlieb-

Sie mir verbergen wollen. Ich bin ja Ihr gnter
Km "reffen Sie nichts Klaus liebt Sie innigst,

ck'N
>en

k -uen -bnsglück steht auf dem Spiele. — In den nächsten
""ald ich mich frei macken kann, komme ich hinaus
^ie ^?wvl,n und besuche Ihren Herrn Vater, dann sollen
i, r Rede stehen."
du, blickte ernstlich fragend auf: „Ew. Hoheit theilen
nichts mit, gar nichts?"
? ""l-Klaus? — Vorläufig gewiß nicht, liebes Kind,
u kr np"* Klarheit verschafft habe. Diese jedoch will ich
sn Umständen gewinnen aus Interesse für Sie
, P- wus."
x. kindlichem Gruß und Händedruck trennte sich der
lv iunn-Jutta. „Was mag sie nur haben?" sann
>i»ddermis .rst. „Offenbar aber liebt sie Klaus und äußere
s- M lassen sich auS dem Wege räumen, mögen sie
P . Ne sein. Neugierig bin ich indessen doch, die
h *>Nz sein e üanz verzweifelt drein." Damit trieb der


la
Fuchs

an und sprengte in rascher Gangart

Mehrere Wochen waren ins Land gegangen, nach wie
vor wurde Lola von Golm geseiert. ja, ihr Ruhm und ihre
Beliebtheit waren noch immer im Wachsen begriffen. Auch
gesellschaftlich hatte sie sich eine Position errungen, wie sie
einer herzoglich-wendenburgischen Hosschausvielerin vordem
noch nie zu theil geworden war. Jeden Donnerstag ver-
sammelte sich bei den Golmschen Damen ein kleiner auser-
lesener Kreis zum üvs o'oloolc tsa. Das Glück und der
Ruhm der Tochter schienen die kränkliche alte Dame förmlich
zu verjüngen. Zufällig hatte sie einen alten Jugendfreund,
den Oberst von Vordeck, gefunden, der seitdem mir Frau
und Tochter zu den ständigen Gästen bei den Golms
gehörte: auch Jutta von Wolssburg fehlte nie in dem kleinen
In letzter Zeit hatte, was in der kleinen Residenz selbst-
verständlich sofort bemerkt morden war, auch Prinz Erich an
dem kleinen Zirkel bei GolmS theilqenommen und in seiner
Gefolgschaft natürlich auch Klaus Felsingcn. Ais dieser dort zum
erstenmal mir Jutta von Wolfsburg zusammentraf, gab es
für beide eine etwas peinliche Scene, die auch dem scharfen
Auge der alten Frau von Golm nicht entging. Bei aller
Gewandtheit und Selbstbeherrschung halte es Jutta nicht ver-
mocht, ein unbefangenes Wort der Begrüßung hervor-
zubringen. Die Verlegenheit, in welche ste gerieth, machte
sie ärgerlich und ungerecht, und dem jungen Offizier einen
zornigen Blick zuwcrsend, fragte sie indignirt mit halb-
lauter Stimme: „Wie konnten Sie hierher kommen, da Sie
sicher waren, mich hier zu treffen? Für uns beide lst's doch
wahrlich am besten, wir begegnen uns so wenig als möglich.
Mit einer kühlen Verbeugung antwortete ihr Klaus: „Ich
habe Se. Hoheit den Prinzen auf dessen Befehl hierher ve-
gleitet. Wodurch ich mir indes den Unmuth des gnädigen
Fräuleins in so hohem Grade zugezogen, ist mir ein Räthsel.
doch werde ich mir in Zukunft Mühe geben, daß sich unsere
Wege, so wenig als möglich kreuzen." Er hatte die Worte
kalt und gemessen gesprochen, doch sein schmerzlich-vorwurfs-

voller Blick strafte dieselben Lügen. Jutta bedauerte im
Grunde ihres Herzens die Schroffheit, aber sie war viel zu
stolz, nach der ihr zu theil gewordenen Abfertigung ein be-
gütigendes Wort zu sagen, sie nickte nur mit dem Kowe
und wandte sich von KlauS ab. Dieser trat aufs höchste ver-
letzt beiseite, aber seine Empfindungen erfuhren bald genug
einen jähen Wechsel. Er stand in der Nähe hinter einer
Palme am Fenster, als der Prinz aus Jutta zutrat. „Sied'
da, meine Gnädigste," sagte derselbe scherzenden Tones, „hier
erwische ich Sie endlich; als ich damals nach Templin hinaus-
kam, waren daS Fräulein verschwunden, hatten eine angeb-
lich unaufschiebbare Fahrt über Land angetreten. Wollen Sie
jetzt hier Ihre Beichte oblegen? WaS hat Ihnen mein guter
Klaus gethan, daß Sie ihn fortgesetzt mit Ihrer Ungnade
beehren? Heraus mit der Sprache!"
(Fortsetzung folgt.)

Kleine Zeitung.
8- Zeitgemäße Betrachtungen. (Nachdruck verboten.) Noch
ist's kahl und still im Garten, — melancholisch reckt der Birn-
baum — seine Beste; „ich kann warten!" — seufzt er leise, wie
im Halbtraum, — „bis mir linden ZephyrS Fächeln, — bis der
Sonne Gluth hernieder — die Bestätigung mir lächeln: — Früh-
ling ist es, Frühling wieder I" — Noch ist's kahl und still im
Garten; — von den Vögeln, die so gerne — zwitschernd um den
Baum sich schämten, — weilt der größte Theil noch ferne. —
Aber sieh', es huscht im Grasei — Dort am Busch hat's sich
geregt! — Wer ist da? Herrjeh, ein Hasel — Und ein Ei hat
er gelegt! — Hat mit pfiffiger Geberde — als ein Kind der
Schafsnatur — das Geheimniß des „Es werde!" — uns gelegt
auf seine Spur. — Aber auch die Weltgeschichte — spendet ihre
Ostereier, — hier im Ernst, als Schaugerichte — dort, zur Fvüh-
lingsfestesfeier. — Und dem Volke der Franzosen — hat sie eine
Weltausstellung — gar bescheert m'.t schönsten Chosen; — nur
fehlt noch die Fertigstellung. — WaS aus diesem Ostereie —
wohl noch kriechen wird? Bedeutet — Deutschlands Steg es?
 
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