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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0235

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. monatlich 50 Pf-
. lrei in's Haus gebracht.
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^rnsprech-'

Anschluß Nr. 82.


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Für hiesige Geschäfts- und
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^ der Inserate auf den Plakat-
^ tafeln der Heidelb. Zeitnng
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 8z


Diciislag, den 27. Kimm

I»««

»

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auf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
kri Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
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^bracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
a'enn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
u Pfennig weiter.

Der Krieg in Südafrika.
» , Nach den gestrigen letzten Nachrichten sehen englische
^iegsberichterstatter die Lage des Burengencrals Cronje
^f dem westlichen Kriegsschauplatz für hoffnungslos an
ud behaupten, Cronje werde nur von seiner Jungmann»
^Naft daran gehindert, sich zu ergeben. Daneben mußte
doch zugestanden werden, daß die Situation am
Samstag noch unverändert war und daß man durch einen
?Mo„ beobachten konnte, wie die Buren an neuen Be-
rgungen arbeiten.
^ Das Thema von der Unhaltb arkei t der Lage
rvnjes wird in der Times weitergesponnen. So heißt
^ in einem Timcs-Telegramm aus Paardeberg vom
Samstag, den 24. ds.: Das Lager der Buren ist von
^ britischen Artillerie in Brand geschossen worden, und
.2 war den Buren unmöglich, sich während des Tages
.ar>n aufzuhalten So sind die Buren zur Zeit thatsäch-
'w auf das Bett des Modderflusses beschränkt oder mit
''dein Worten auf eine Flußrinne von 3 Kilomtr. Länge,
Meter Breite und 15 Meter Tiefe. Das Flußbett
gewährt den Buren aber guten Schutz. General Cronje

^"tägiger unaufhörlicher Beschießung
Entkommen unmöglich ist. Am

Mch mit Lebensmitteln reichlich versehen. Er hält trotz
noch aus, obwohl
oberen Ende liegt
Brigade Chermside, am unteren die Brigade Smith-
"rrien, querüber verschanzt, um Cronjes Entweichen zu
. Erhindern. Ein schweres Gewitter hob am Freitag Abend
niederen Wasscrstand des Flusses und machte die Lage
»? den Querschluchten Schutz suchenden Buren höchst
^Erquicklich.
2m Daily Telegraph dagegen stellt ein Kenner der
^ "afrikanischen Verhältnisse die Lage der Buren als min-
d? hoffnungslos dar. Er schreibt: Ich kenne die Stellung,
der Burengeneral inne hat, sehr wohl, da ich in ihrer
g?/'E gejagt habe. Sie ist durch ihre natürliche Lage stark,
ss> vertheidigen und für die Taktik der Buren wie ge-
^"ffen. Durch einen Infanterie-Angriff könnte sie, wie
h" gesehen hat, nur mit schweren Verlusten genommen
sch en. Es findet tatsächlich jetzt ein Wettrennen zwi-
sj EU der englischen Artillerie und den Burenverstärkungen
Uni,' 3weifellos ziehen sich die Buren in großer Anzahl
H " schnell in Bloemfontcin zusammen, sowohl mit der
^ du von Ladysmith als auch vom Oranjefluß. Wenn
Nn^E also zur Ergebung gezwungen wird, bevor Hilfe
dan!' hat England den Sieg seiner Artillerie zu ver-
ej "'En. Der Berichterstatter fügt hinzu, daß Cronje aus
geilem Willen niemals nachgeben werde, sondern nur,
^ "u sej„x Truppen ihn dazu zwingen. Also das gerade
hn^ntheil von dem, was der Times-Berichterstatter bc-
Nach xjner Reutermeldung vom 24. ds. schlugen am
An^ug Abend zwei englische Regimenter einen neuen
syn^i'fs der Bure» zurück. Die Verluste der Letzteren
w EU beträchtlich sein. Die Buren hatten also am Sams-
^^dcndnoch die Kraft, anzugreifen. _

Nach allediescm wäre es verfehlt, Cronje trotz der
Kassandrarufe der Times verloren zu geben.
Auf dem Nataler Kriegsschauplatz sieht es nach der
Times für die Buren ebenfalls sehr schlimm aus. General
Louis Botha habe aus Colenso tclegraphirt, das Buren-
heer sei erschöpft, man könne sich nicht länger mehr ver-
theidigen und Krüger möge um Frieden nachsuchen. Das
ist wahrscheinlich alles Phantasie, denn gleichzeitig meldet
ein in der Times abgedrucktes Telegramm aus Colenso
vom 24. ds.: „Wir haben jetzt nur noch etwa 3 km.
vor uns, bis wir in Berührung mit Ladysmith kommen,
aber dieser noch vor uns liegende Theil ist der schlimmste
und wir müssen uns auf einen sehr harten Kampf
gefaßt machen."
Da eine Nachricht über einen englischen Sieg bei
Ladysmith noch nicht eingetroffen ist, so ist daraus zu
schließen, daß England den sehr harten Kampf noch immer
nicht bestanden hat.
In einem Telegramm der Daily Mail aus Colenso
vom 24. Februar heißt es: Trotz der bei unserem Vor-
rücken ausgeübten Vorsicht gerieth Mittwoch Nachmittag
doch ein Theil des Somerset-Regimentes in eine kritische
Lage. Die Leute rückten gegen einige Hügel auf der
rechten Front vor und marschirten so weit, daß
die auf Groblers Kloos verschanzten Buren leicht
auf sie feuern konnten. Die Buren eröffnelen ein
heftiges Gewehrfcuer, welches unsere Leute zu er-
widern versuchten. Sie verloren hundert Mann, darunter
drei Offiziere todt, doch behaupteten sie ihre Stellungen
bis zur Dunkelheit und zogen sich dann während
der Nacht zurück. Die Buren feuerten Salven in die ge-
räumten Stellungen. Donnerstag Abend wurde die
vorgeschobene Stellung des Lancaster-Regiments unter
Groblers Kloof zweimal von den Buren angegriffen. Die-
selben unternahmen entschlossene Sturmangriffe, wurden
aber zurückgetrieben. Unsere Verluste betrugen hierbei 100
Mann. Der Kampf am Freitag war hauptsächlich
charakterisirt durch einen glänzenden Angriff der irischen
Brigade unter Führung der Jnniskilling-Füsiliere auf die
Hügel auf der rechten Flanke. Trotz der größten Tapfer-
keit gelang es den Leuten nicht, alle uns entgegenstehenden
Stellungen vor der Dunkelheit zu nehmen. Unsere Leute
hatten schwere Verluste, da die Buren in stark verschanzten
Stellungen waren. Seit wir das hohe Terrain aufgegeben
haben, um über den Tugcla zu gehen, haben wir den
Angriff thatsächlich wieder von vorn cngefaugen und
zwar gegen schwierige Stellungen, welche stark besetzt zu
sein scheinen.

Deutsches Reich
— Der Centralvorstand der national-lib.
Partei hielt am 25. d. seine ordentliche Jahressitzung ab.
Zur Flottenfrage wurde eine Resolution angenommen, die
es als selbstverständlich erklärt, daß alle Parteifreunde mit
voller Kraft für das Flottengesetz eintreten. Später fand
ein Festmahl im „Kaiserhof" statt. An den Kaiser wurde
folgendes Telegramm abgesandt:
Die im „Kaiserhof vereinigten Mitglieder des Centralvor-
standes der nationalliberalen Partei aus allen Theilen des Reiches,
in Gemeinschaft mit den Vertretern der Parteien des Reichs-
und Landtags, bringen Ew. Majestät ihre ehrfurchtsvolle Huldigung
dar, und erklären sich mit patriotischer Entschlossenheit bereit, ihre
besten Kräfte einzusetzen, damit das große Ziel der weitausschauenden
Politik Ew. Majestät erreicht und besonders auch die Forderung
der starken Machtstellung Deutschlands zur See erfüllt werde.
Lade». 0.6. Karlsruhe, 25. Febr. Die Sonder-
kommission, welcher der Gesetzentwurf betreffend die Ver-
sicherung gegen Hagelgefahr überwiesen war,

stimmte dem Grundgedanken des Entwurfs zu, nur hin-
sichtlich der 1, 2 und 4 schlügt sie, wie aus dem so-
eben erschienenen Bericht des Abg. Dr. Wilckens
hervorgeht, einige Modifikationen vor. Nach 8 1 der
Gesetzesvorlagc soll der Hagclversicherungsfonds in der
Weise gebildet werden, daß die von den Kreisen des
Landes angesammelten Hagelreservefonds, gleichviel, od
solche aus Staats- oder aus Kreismitteln herrühren,
längstens auf 1. Juli 1900 an die Amortisationskasse
abgeliefert und zu einem Hagelversichernngsfonds vereinigt
werden, der durch Zuweisung eines Staatsbeitrags auf
1 Million Mark zu erhöhen ist. Die Kommission ist der
Ansicht, daß die durch freiwillige Leistungen der Kreise,
sowie durch Heranziehung der Versicherten angesammelten
Fonds im Gesammtbetrag von 177 030 Mark den Kreisen
auch für die Folge verbleiben und daß der Fonds durch
Zuweisung entsprechender Staatsmittel auf 1'/, Millionen
Mark gebracht werden soll und stellt den Antrag, den
8 1 der Vorlage so zu fassen: Die von den Kreisen
angesammelten Hagelversicherungsfonds find, soweit sie aus
allgemeinen Staatsmitteln herrühren, längstens auf
1 Juli 1900 an die Amortisationskasse abzuliefern und
zu einem Hagelversicherungsfonds zu vereinigen, der durch
Zuweisung einer entsprechenden, den allgemeinen Staats-
mitteln zu entnehmenden Summe auf den Betrag von
l'/r Millionen Mark zu erhöhen ist. Die Bestände des
Hagelverstcherungsfonds werden von der Amortisationskasse
zu 3'/, Prozent verzinst. 8 2 regelt die Frage, welche
Zuschüsse der Fonds alljährlich erhalten soll. Nach
dem Entwurf sollten außer den Versicherten auch die
Kreise jährlich 10 Prozent der in ihren Bezirken von
den Versicherten an die Norddeutsche Hagelversicherungs-
gesellschaft zu leistenden Nettoprämien-Beträge an den
Hagelversicherungsfonds entrichten. Angesichts der ohnehin
hohen Belastung der Kreise konnte sich die Kommisston
nicht davon überzeugen, daß es richtig wäre, wenn die
Kreise zu derartigen Beiträgen gesetzlich verpflichtet würden.
Sie beantragt daher, den 8 2 wie folgt zu fassen: In
den Hagelverstcherungsfonds haben alljährlich die Ver-
sicherten einen Beitrag in Höhe von 10 Prozent des
von ihnen in dem betreffenden Jahr an die Norddeutsche
Hagelversicherungsgesellschaft zu entrichtenden Netloprämien-
Belrags, insoweit solcher nicht etwa von den Kreisen über-
nommen wird, einzubezahlen. In 8 4 beantragt die
Kommission eine redaktionelle Aenderung, durch die im
Gesetz ausgesprochen werden soll, daß, falls eine spätere
Ergänzung des Fonds erforderlich wird, nur eine
solche aus Staatsmitteln in Frage kommen kann.
Die Regierung hat ihr Einverständniß mit den vor-
geschlogcncn Modifikationen erklärt.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Preußischen Hauptmann a. D. von Bertrab das
Ritterkreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom
Zähringer Löwen, dem Präsidenten der Handelskammer Geheimen
Kommerzienrath Philipp Dissens in Mannheim das Komman-
deurkreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom
Zähringer Löwen verliehen.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Vorstand der Bezirksbauinspektion Donaueschingen, Baurath
Friedrich Nebenius auf 1. April d. I. nach Emmendingen
versetzt und den Regierungsbaumeister Heinrich Henz in Karls-
ruhe auf 1. April d. I. zum Bezirksbauinspektor in Donau-
eschingen ernannt und denselben bis auf Weiteres der Bezirks-
bauinspektion Karlsruhe zur Dienstleistung zugethetlt.
— Registrator Alois Hartmann in Pfullendorf wurde zu
Großh. Bezirksamt Müllheim versetzt, Forstassessor Alfred
Hertig in Kandern wurde nach Rastatt versetzt und dem Forst-
amte daselbst als zweiter Beamter zugetheilt, Regierungsbau-

18)

Wochen waren vergangen. Die Familie Hellworth
kliris, ' ?ffck und zwar in Gesellschaft Georgs, des Pro-
war i °er Firma Gebrüder Dornfelder. Der junge Mann
Aufträge seines Cdeis nach der Residenz ge-
?dz„r-^,' über die an den Grafe» geleisteten Zahlungen
stestt-n "en, da sich Differenzen und Uneinigkeiten beraus-
b-aren' die auf schriftlichem Wege nicht zu erledigen
Und genauer Prüfung der Postscheine, Quittungen
!!bstann° "Er Schriftstücke war der junge Kaufmann leicht
"che Evesen, die Angelegenheit zu ordnen und die aräf»
E'bzulade^ 'E hatte ihm die Ehre angethan, ihn zu Tisch
^EiMnn^"Z^crr und seine Gattin hatten jenen kordial-
Mf -»„„Enden Ton bei der Unterhaltung angenommen, der
^Ele»e kn EEüolle Menschen so verletzend wirkt; Kvmreß
üübeig»„„ ach nur selten und nur Valerie war heiter und
M der n". üne früher- Sie betheiligte sich auch lebhaft
ll"den jj-'"erhaltung. fragte angelegentlich nach dem Be-
i-k'niak-,, Oheime und erkundigte sich nach allerhand
ihr Bl»!«-"' °b der kleine graue Papagei noch lebe, ob
ntiich gebörig gepflegt werde, ob Hans und
Vbrt ,ng.?E>den Pferde Onkel Sebalds, fleißig ausge-
n Evrg in»,Eben, und tausend andere Dinge, auf welche
"Ernioch,^ ^ "'Eist nur lehr mangelhafte Antworten zu geben
^«ehn»-^ "urde zur grüßen Freude des Gastes die Tafel
, ffee -in """ ein Nebenzimmer ausgesucht, in welchem der
k?"chen werben sollte. War Georg bei Tisch
"'ußtx Zlen Großeltern seiner Jugendfreundin gesessen, so
es letzt so einzurichten, daß er an der Seite

Fürst Margoni.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)
VI.

§ Valeries Platz fand, um ihr unbemerkt ein Blättchen Papier
> in die Hand zu drücken.
Bald darauf verabschiedete sich der Prokurist, da er noch
heule Abend die Rückreise aatrcten müsse, vorher aber noch
einige geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen habe.
Valerie eilte in ihr Zimmer, um das Brieschen zu lese».
Es enthielt nichts als die Bäte, ohne Begleitung einen
Spaziergang im Stadtpark zu unternehmen und ihm eine
kurze Unterredung zu gönnen. . -
Das Mädchen blickte nach der Uhr.
„Es ist halb vier Uhr, in einer halben Stunde erwartet
er mich," saate sie zu sich selbst, während sie auf die Klingel
drückte, um ihr Mädchen herbeizurufen. „Weshalb sollte ich
Georgs Wunsch nicht erfüllen? Habe ich mich doch herzlich
gefreut, den einstigen Gespielen wiederzusehen, und können
wir doch noch einmal ungestört alle lieben Erinnerungen
an die fröhliche Kinderzeit auslauschen."
Das Mädchen trat ein.
„Kleide mich rasch an, ich habe einen Ausgang vor, und
wenn man nach mir fragt, so sage, ich habe einen nothwendigen
Besuch gemacht," gebot sie der Dienerin, welche die nölhigen
Garderobestücke berbeiholte und ihrer Herrin beim Anlegen
derselben behilflich war.
Bald darauf eilte Valerie die Straße entlang, welche
nach dem Stadtpark führte.
Es war einer jener angenehmen Tage, wie der Spät-
herbst sie noch zuweilen zu spenden pflegt, gleichsam als
wolle er den Menschen den Abschied von der schönen Jahres-
zeit noch recht schwer macken. Die Luft war ruhig und mild;
aber ein leichter, grauer Nebelflor halte sich über die Natur
ausgebreitet, wie um das herbstliche Vergehen und Ver-
sinken der Pflanzenwelt dem menschlichen Auge zu entziehen.
Die Laubgänge des Parkes waren mit rotdcn und gelben
Blättern bestreut, die sich bei jedem Windhauche bewegten
und dem jungen Mädchen wie zum Gruße freudig entgegen-
zuhüpfen schienen, und jener bekannte Humusduft, wie ihn
das vermoderte Laub hervorbringt, stieg vom Boden auf.

Hoch in der Luit flog eine Schaar Wildgänse dem Süden zu,
in den Zweigen der Buche aber zwitscherte und piepte hier
und da ein einsames Vögelet», den dahinziehenden Gefährten
einen leisen Abschiedsgruß nachrusend.
Die Jahreszeit, in welcher d:e Natur sich scheinbar zur
Ruhe begiebt, um nach überstandenen Winterschauern auss
neue fröhlich und gestärkt zu erwachen, stimmt auch das
Gemüth des Menschen mild und wehmüthig- DaS große
Sterben ringsum erinnert an die eigene Vergänglichkeit;
aber die Gewißheit, daß alles, was jetzt müde und matt
dahinwelkt, binnen kurzem verjüngt wieder ersteht, belebt
auch den Glauben und die Hoffnung auf die Unvergänglich-
keit der Seele.
Solche Gedanken bewegten auch das Innere des
jungen Mädchens, das ernst und in sich versunken dahin-
schritt. Sie achtete nicht auf das, was um sie her vorging,
sie sah die Spaziergänger nicht, die gleich ihr auf den
Wegen lustwandelten, noch weniger achtete sic auf ihre Ge-
spräche. ^
Plötzlich hörte sie ihren Namen nennen.
Wie aus einem Traume erwachend, schaute Valerie auf;
Geora stand vor ihr.
„Wie danke ick Ihnen, daß Sie gekommen sind, Vale
-Komteß Valerie," verbesserte er sich rasch, während
er an ihre linke Seite trat und langsam mit ihr weiter
promenirte.
„sie wünschten mich zu sprechen, und das Wetter ist
schön — zwei triftige Gründe» um den kleinen Spaziergang
zu unternehmen," versetzte das junge Mädchen lächelnd.
„Offen aestandsn, haben Sie mich ein wenig neugierig ge-
macht. Herr Prokurist, und der Anflug von Romantik,
welcher in der geheimnißvollen Art lag. mit welcher Sie
Ihren Wunsch zu erkennen gaben, übte noch einen besonderen
Reiz aus."
(Fortsetzung folgt.)
 
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