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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0271

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Xi-, 57.

Diiniers!»-, den 8. Mär?

180».

Wochen - Chronik.
(Vom 25. Februar bis 3. März.)
Febr. 25. :Der Centralvorstand der nationalliberalen
Partei bezeichnet eS in einer Resolution als selbst
verständlich, daß alle Parteifreunde mit voller Kraft
für die Fl o tt e n v or l a g e eintreten.
! Der Burengeneral Cronje muß sich dem englischen
Oberkommandirenden, General Roberts, bcdingungs'
los mit ca. 4000 Mann ergeben.
Geheimrath Georg Meyer, Mitglied der Ersten
bad. Kammer, stirbt.
Der bad. Landtagsabgeordnete Leimbach stirbt.
General Buller entsetzt Ladysmith, dessen
Belagerung die Buren aufgaben.
Der Lusstand im Ostrau-Karwiner Kohlenrevier
kält unverändert an.
2.: Der Papst begeht in verhältnißmäßig großer
Rüstigkeit seinen 90. Geburtstag.
2.: Die Entsetzung von Ladysmith erzeugt in
London einen Freudenrau ch.

27.

28.!
28.
28.!

März 1.

Zur Reform der Personentarife in Baden.
Unter obigem Titel ist von einem Badner eine Bro-
schüre (im Verlag von Ernst Aletter in Mannheim, Preis
50 Ps.) erschienen, auf die wir die Aufmerksamkeit Aller
senken möchten, die sich für die Frage der Eisenbahnreform,
speziell für die Frage der Reform der Personentarife, in-
Eeresstren. Und das sollte eigentlich ein Jeder, denn Jeder
Unternimmt einmal eine Fahrt mit der Eisenbahn.
Die Vorschläge, die der Verfasser macht, decken sich
dicht völlig mit dem, was die Eisenbahnreformer erstreben,
über seine Broschüre bringt viel und übersichtlich angeord-
detes Material dafür bei, daß eine Reform, d. h. eine
Herabsetzung der.Personentarife nöthig und daß sie sehr
d'vhl möglich ist.
Der Hauptunterschied zwischen dem Verfasser und den
^isenbahnreformern ist der, daß er für eine vierte Klasse
^>t Sitzbänkcn an den Seiten, nach Muster der preußischen,
stritt. Er weist darauf hin, daß die vierte Klasse, wo
sie neu eingeführt wurde, wie in Hessen, alsbald sehr
Uarken Zuspruch (bis zu 60 Proz. aller Reisenden) gefunden
ddt. Das ist allerdings richtig. Die Leute gehen eben
dem Billigen nach und nehmen dafür eine Unbequemlichkeit
" den Kauf. Aber der Verfasser geht weiter: er behauptet,
,dß der größere freie Raum in der vierten Klasse den
"Einen Leuten, die vielfach ihr Arbeitsgeräth. Murktkörbe
!. w. mitbringcn, angenehmer ist als die militärische
^bgc in der dritten Klasse und daß in Süddeutschland sich
^'e auffallende Vorliebe für die vierte Klasse gezeigt habe,
soziale Moment, wonach jetzt Personen aller Stände

bis
find

ziemlich weit hinauf sich in der dritten Klasse zusammen-
en, berührt der Verfasser nicht. So viel ist sicher,

die Einführung der vierten Klasse die Standesunter-
.^>ede schärfer hervortreten lassen würde, als dies bisher
Süddeutschland der Fall war. Viele Personen, die jetzt
^r»e j„ dxr untersten Klasse mit den kleinen und kleinsten
b^ien zusammenrcisen, werden sich zur Benützung der
^ie„ Klasse nicht entschließen.
- Vox, jetzigen ersten Klasse weist der Verfasser rcch-
. nach, daß sie sich durchaus nicht rentirt. Der Sitz
sch," 660 Pik. und rentirt sich nur für 334 Mk. Er
.-'plagt deshalb vor, die erste Klasse ganz eingehen zu las-
^ jetzige zweite Klasse als erste zu bezeichnen.
b"ser jetzigen zweiten Klasse kostet die Anschaffung
dx^. Sitzes 357 Mk. und rentirt sich zu 487 Mk., in
hob ^lüen dritten Klasse, die nach ihm zur zweiten er-
werden soll, ist der Anschaffungspreis des Sitzes
r^ .^45 Mk. zu taxiren, während er sich für 240 Mk.
Diese Klasse also rentirt verhältnißmäßig am

ök)

iünd/^ A^af batte die Füße dem KamirOeuer zuqek ehrt und
Aghlj'E "ch eine Zigarette nach der anderen an, seine Ge-
Neien- jb'elte im Sessel zurückgelednt mit dem Fächer und
»ton,„'laß über einem nicht besonders sauber gehaltenen
^ejbksisi.pkbeugt, der nach dem Einbände zu schließen, einer
°lhek entnommen war.
?iall s- Eg Dein unabänderlicher Entschluß, dem morgigen
E>e ln,,E*aiubleiben, Helene?" unterbrach endlich die Gräfin
Pfizer mich ja dazu!" versetzte das Mädchen mit
!bben,si. Zwingt Dich?" fragte der Graf in schroffem Tone,
^a«dte Kopf ein wenig nach seiner Tochter herum-
Jt°b jene pikirt zurück, „Du selbst, Du und
"i. gar „Es Fräuleins, welches leider unsere Hausgenossin
>, Den "Hl zu gedenken."
sie - ?En Valerie sprach sie nicht aus, der Haß,
*pHt zjs bas Mädchen geworfen hatte, ließ ihr dies
b!°hsicben wohl über die Gründe, die Dich zu dieser
tn^E die „i7"liagung geführt haben, selbst nicht ganz klar,"
d^fe„d °-tE Dame, den Fächer geräuschvoll auf den Tisch
^über'n"^Esi>gstens bist Du mir eine glaubhafte Erklärung
h„D->s kA schuldig."
"Ne»« unangenehme Lachen klang wieder von
" 'raurw ^"^.Es wirklich komisch finden, wenn cs nicht
u wäre, entgegnete Helene, das Buch zur Seite

Fürst Margoni.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)

Was die Tarife anbetrifft, so stellt der Verfasser
folgendes Schema auf:
I. Klasse 4 Pfg.
II. „ 2,5 „
III. „ 2 ,
für den Kilometer und zwar giltig auch für Schnellzüge.
Dabei weist er rechnerisch unter vorsichtiger und besonne-
ner Veranschlagung der vermuthlichen Verkehrsergebnisse
nach, daß die Durchführung einer derartigen Reform
finanziell keinerlei Bedenken hat.
Wir haben es in dieser Broschüre mit einem Vermitt-
lungsantrag zu thun, der wie alle Vermittlungsanträge
das Schicksal hat, nach keiner Seite ganz zu befriedigen.
Wohl giebt es Momente, wo ein Vorschlag zur Güte be-
rechtigt ist und hoffen darf, Gehör zu finden. Ob dieser
psychologische Moment da ist, das wird man erst von der
Aufnahme erfahren, die die Broschüre bezw. ihre Vor-
schläge finden.
Deutsches Reich
Deutscher Reichstag. Berlin, 7. März. Der Gesetz-
entwurf über die Konsulargerichtsbarkeit wird
auf Antrag Bassermann in dritter Lesung su bloo an-
genommen und hierauf auch in seiner Gesammtheit.
Der Bericht der Reichsschuldenkommission vom 30. April
1899 wird debattelos erledigt, ebenso eine Reihe weiterer
Rcchnungssachen.
Es folgt die zweite Berathung der Einnahmen und Ausgaben
des ostafrikanischen Schutzgebietes von 1896/97 und
der endgiltigen Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben der
Schutzgebiete von Kamerun und Togo, zugleich der südwestafri-
kanischen Schutzgebiete von 1897 und 1898 und der zweiten vor-
läufigen Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des ostafrika-
nischen Schutzgebiets von 1897/98 und der vorläufigen Ueber-
sicht der Einnahmen und Ausgaben sämmtlicher afrikanischer
Schutzgebiete von 1898.
Der Berichterstatter theilt mit, daß in der Kommission
mehrfach Ausstellungen gemacht worden seien wegen der Lang-
samkeit und Ungenauigkeit der Abrechnung der Schutzgebiete, be-
sonders habe die Kommission die dringende Erwartung aus-
gesprochen, daß Etatsüberschreitungen künftig vermieden werden
würden.
Abg. Dasbach (Ctr.): Als Grund der Verzögerung sei an-
gegeben worden, daß auch Rechnungsbeamte nicht länger als 2
Jahre in den Kolonieen aushielten. Es könne also von einem
allmählichen Anwachsen eines europäischen Stammes in den Ko-
lonien nicht die Rede sein. Die Abrechnung ginge thatsächlich
langsam und ohne genügende Begründung ein. Bon den Zoll-
finnahmen erfahre man kein Wort. Bauten seien ohne Genehmi-
gung errichtet worden. Man solle von der Gewohnheit des
Reichstages, Etatsüberschreitungen zu genehmigen, hier endlich
einmal abgehen.
Abg. Dr. Hasse (ntl.) als Vorsitzender der Rechnungskom-
mission betont, daß dieser die Arbeit sehr schwer gemacht worden
sei, da die Berichte zu spät eingingen. Hier müßte die Regierung
Abhilfe schaffen und zwar durch Gesetz.
Geheimralh v. König: Eine Verzögerung, die doch Wohl
nur für Ostasrika vorliege, erkläre sich aus der gewaltigen Größe
des Schutzgebietes. Es sei angcordnet worden, künftig die Aus-
gaben ausführlicher zu rechtfertigen. Die Etatsüberschreitung bei
Verlegung einer Station sei durch eine ganz außergewöhnliche
Dürre hervorgerufen worden. Die Kolonialverwaltung hoffe, daß
es gelingen werde, etwaige Mißstände in Kürze abzustellen.
Der Antrag der Kommission auf Genehmigung des Berichtes
wird angenommen.
Die zweite Berathung der Reich ssckuldenordnung wird
ortgesetzt und der Gesetzentwurf unverändert angenommen.
Es folgen Petitionen.
Ucber die Petitionen betreffend Zulassung der Frauen
zur Immatrikulation an den Universitäten und
zur Staatsprüfung beantragt die Commission Ucbergang
zur Tagesordnung.
Abg. Schräder (fr. Volksp.) beantragt, sie dem Reichs-
kanzler zu überweisen mit dem Ersuchen, eine Vereinbarung der
verbündeten Regierungen herbeizuführen, wonach alle Frauen zu
rem Bestich staatlicher Vorlesungen an deutschen Universitäten

zuzulassen sind, die die in dem BundeSrathsbeschluß vom
24. Februar 1899 verlangte Bildung Nachweisen.
Abg. Dr. Endemann (nat.-lib.) hält es für logisch, den
Frauen, nachdem ihnen das medicinischc Studium eröffnet worden
sei, auch die philosophische und juristische Facultät zu eröffnen.
Der Antrag Schiader sei nur gerecht.
Abg. Dr. Frhr. v. Hertling (Cent.): Die Unterrichts-
Verwaltung gehöre nicht zur Reichscompetenz. Der Antrag
Schräder wolle aber auch die Competenz des Reichstags erweitern.
Die Frage sei außerdem noch in F ug, sodaß man sie wohl den
einzelnen Regierungen überlassen könne. Gewiß solle man den
Frauen neue Erwerbsgebiete eröffnen und ihr Bildungsniveau
heben, doch sollte man sie nicht nach einer Schablone in alle
männlichen Berufe hinetndrängen wollen. Die Frauen würden
damit keine Männer, sondern nur entweiblichte Frauen. Der
Antrag würde nicht zum segen der Universitäten und der Frauen
ausschlagen. Lieber sollte ma > später Frauen-Universi-
täten ins Auge fassen.
Abg. Schräder (fr. Volksp): Wer die wissenschaftliche
Selbständigkeit der Frauen wolle, müsse auch die Möglichkeit
schaffen, daß sie wissenschaftliche Berufe ergreifen.
Abg. Bebel (Soc.): Der Antrag drücke nur einen Wunsch
aus und könne niemals eine Competenzüberschreitung kein. Er-
freulicherweise Halle jetzt auch das Centrum die Frage des
Frauenstudiums für discutirbar.
Nach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. Freiherr
v. He rtling und Bebel wird der Antrag Schräder abgelehnt
und der Commissionsantrag angenommen.
Ueber die Petition betreffend Wiedereinführung der
Prügelstrafe beantragt die Commission Uebergang zur
Tagesordnung.
Abg. Dr. Oertel (cons.) will die Petition als Material
überweisen. Die Frage sei von großer Bedeutung und erwecke
im Volke großes Interesse. Eine eingehende Prüfung liege auch
im Interesse der Gegner der Prügelstrafe. In weitesten Kreisen
werde aber ihre Wiedereinführung für dringend nothwendig gehalten.
Abg. Bassermann (ntl.): Die Nothwendigkeit, die Prügel-
strafe wieder einzuführen, habe der Vorredner nicht erwiesen.
Seine Partet könne dem Antrag Oertel nicht beitreten.
Abg. Müller-Meiningen (freist Vp.): Bei Verbrechen wie
der Ermordung des Justizrathes Levy oder der Schändung der
Denkmäler in der Sicgesallee habe die Prügelstrafe ja zunächst
etwas Bestechendes. Aber bis zu einem gesetzgeberischen Vor-
gehen sei doch ein weiter Schritt. In der Praxis sei die Sache
unausführbar.
Abg. G r ö b e r (Ctr.): Die Frage müsse einmal gründlich
durchgesprochen werden, damit sie dem Hause nicht mehr die
Zeit wegnehme. Er und seine Partei sei gegen die Wiederein-
führung der Prügelstrafe, denn sie sei geeignet, das Ehrgefühl
zu vernichten. Es handle sich um eine Kultursrage ersten Ranges.
Richtig sei allerdings, daß der Strafvollzug zu milde gehandhabt
werde, da unsere Gefängnisse sich nur noch wenig von Fabriken
unterscheiden. Komme mau dazu, so werde das Bedürfniß nach
einem Strafmittel schwinden, das die übelsten Folgen haben würde.
Hierauf vertagt sich das Haus auf morgen 1 Uhr: 2. Lesung
des Fletschbeschaugesetzes.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Mit Entschließung des Ministeriums des Großh. Hauses
und der auswärtigen Angelegenheiten wurde Werkmeister Adolf
Sulz er in Heidelberg zum Werkstättevorsteher bei der Main-
Neckar-Eisenbahn ernannt.
— Mit Einschließung Großh. Steuerdirektion wurde Finanz-
assistent Ludwig Marsels beim Großh. Steuerkommtssär für
den Bezirk Konstanz mit Wirkung vom 15. März st I. an als
Steuerkommissärassistent etatmäßig angestellt.
Karlsruhe, 7. März. Gestern Nachmittag erhielten
die Grobherzoglichen Herrschaften den Besuch des Erb-
prinzen von Reuß mit Gemahlin, geborene Prinzessin zu
Hohenlohe-Langenburg. Heute Vormittag 10 Uhr empfing
der Groß Herzog den General-Intendanten Dr. Bürklin
zum Vortrag. Von 11 Uhr an bis 1 Uhr ertheiite Seine
Königliche Hoheit Audienzen. Um 6 Uhr nahmen die
Höchsten Herrschaften an dem Abendgottesdienst in der
Schloßkirche theil, in welchem Pfarrer Fiedler von Mos-
bach die Predigt hielt. Am späteren Abend findet ein
Hofkonzert statt, zu welchem zahlreiche Einladungen er-
gangen sind.

schiebend. „Soll ich das Aschenbrödel spielen und bescheiden
mich in eine Ecke drücken, während die andern jungen Damen
von Kavalieren umschwärmt werden oder am Arme flolter
Tänzer durch die Säle fliegen? Seitdem ich Wendelstein
das Unpassende seines Benehmens gegen dieses unangenehme
bürgerliche Volk vorgehalten habe, hat er sich zurückgezogen,
und ich gestehe, daß ich darüber durchaus nicht böse bin;
aber ich habe keinen Ersatz für ibn, und während die
übrigen Theilnehmerinnen am Balle sich köstlich amüfiren,
sitze ich fein säuberlich und fromm neben Mama, zähle die
an mit vorübertanzenden Paare und höre es mir an, wie
man gelegentlich höhnische und satyrische Bemerkungen über
mich macht."
„Aber giebt es nicht genug innge Mädchen aus unseren
ersten Familien, die sich in derselben Lage befinden wie Du?"
warf die Gräfin ein. .....
„Wenn die fick dabei wohl fühlen, so ist das ihre
Sache; ich bin gewöhnt, höhere Ansprüche zu stellen," ver-
setze Helene mit Entschiedenheit. „Die junge Herrenwelt
ist stets huldigend mir zu Füßen gesessen, und ich sehe nicht
ein, wesalb das fortan anders sein soll. Freilich darf mir
dabei nicht die Möglichkeit genommen werden, auch meiner-
seits dazu beizutragen, daß sie den Muth finden, sich mir zu
nähern ; wenn mir dies aber geradezu untersagt wird, so ver-
zichte ich auf das ganze Vergnügen."
„Du sprichst von Fürst Margoni?" forschte die Gräfin.
„Das war nicht schwer zu errathen, nachdem wir wieder-
holt dieses Thema besprochen haben," antwortete jene mit
einem merkbaren Anflug von Malice.
„Es ist noch nicht lange her. daß Du erklärtest, Du
würdest im Falle einer Bewerbung den Fürsten abweisen,
er sei Dir zu alt." nahm der Gras das Wort; „wie cs scheint,
hast Du Deine Ansicht sehr rasch geändert I"
„Nun, daraus ist Helenen wohl kein Vorwurf zu machen,
Otto," erwiderte die Mutter an Stelle der Tochter, „und
dies um so weniger, als sie damals schon die vielen Vorzüge

des Fürsten rückhaltSloS anerkannte; aber zu jener Zeit
waren noch alle Aussichten zu einer Verbindung mit Wendel-
stein vorhanden, und wenn ein Mädchen unter zwei Be-
werbern. bei sonst annähernd gleichen Eigens chaften den
jüngeren vorzieht, so ist dies wohl verzeihlich."
Helene nickte zuitimmend.
„Margoni ist ein Mann, um dessen Besitz jedes Mädchen
zu beneiden ist,-" fuhr die Komtesse, an die Bemerkungen
ihrer Mutter anknüvsend, fort, „und ich sehe nicht ein, wes-
halb nicht auch auf mich seine Wahl fallen könnte. Wenn ein
Fürst eine Gräfin heiralhet, so ist das keine Mesalliance,
wie sie vielleicht eintreten würde, wenn er sich mit einem
Fräulein verbinden würde, dessen Mutter eine Bürger-
Du" vergißt. daß dieses Mädchen, aus welches Du
anspielst, wenn Du auch den Namen nicht nanntest, Be-
sitzerin einer halben Million ist, ergänzte der Graf mit
Schärfe.
_(Fortsetzung folgt.)
Schüleraufführung im Heidelberger Konservatorium.
O Heidelberg. 7. März.
Die am vorigen Samstag abgehaltene (XVII ) Schülerauf-
führung deS Heidelberger Konservatoriums (Dir Seelig u. Real)
zeigte dem zahlreich erschienenen Publikum aufs Neue, daß die
Unterrichtsmethode der Anstalt eine einheitliche, von guten künst-
lerischen Intentionen geleitete ist. Greifen wir von dem Gebote-
nen Einiges hervor, so war es erfreulich, zu bnnerken. wie schon
in den Vorbereitungsklaffen die Lernenden zu exakter Ausführung
ungehalten werden. Eine Sonatine von Mühltng, gespielt von
der kleinen Ch. Hall, bot in der Ausführung nichts anSzu-
setzcn, und eS muß besonders bemerkt werden, daß der oft zu
tadelnde Fehler unterblieb, Anfänger zu früh mit dem Pedal
bekannt zu machen und sie dadurch zu verleiten, Fehlgriffe durch
Pedalbearbeitung zu verdecken. Als Beispiel weit fortgeschrittener
 
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