^ Erscheint tätlich.
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^ der Inserate auf den Plakat-
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und den Plakatsäulen.
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Xr. 33. Wes KIM.
190«.
J°N. 28.
. 28.
« 29.
„ 30.
, 31.
Febr. i.
. 2.
Wochen - Chronik.
(Vom 28. Januar bis zum 3. Februar.)
: Die Mißerfolge Bullcrs wirken auf England
niederdrückend, doch macht sich die bestimmte Ansicht
geltend, daß der Krieg unter allen Umständen siegreich
für die Engländer durchgeführt weiden müsse.
: I« Primkenau findet die Beisetzung der Mutter
der Kaiserin statt.
: Die dad. Zweite Kammer beendigt die fünftägige
allgemeine Ftnanzdebatte.
: Das englische Parlament wird eröffnet. Die
Thronrede «rmalmt die Naiion auszuhalten bis der
Kampf in Südafrika zur Sicherung der englischen Vor-
herrschaft zu Ende geführt sei.
: Ein im englischen Unterhaus zur Adresse vom Abg.
Fitzmaurice beantragter Zusatz tadelt die Regierung
wegen ihres Mangels an Voraussicht.
! Bei den eingeborenen cgypttschen Truppen zeigt
sich Neigung zur Auflehnung gegen England.
: Es verlautet, daß Buller den Tuge la wieder über-
schri'ten hat.
: Aufständische Indianer in Mexico haben den
Truppen der dortigen Regierung ein anscheinend nicht
unbedeutendes Gefecht geliefert.
Deutsches Reich
— Wie die Nationalzeitung mittheilt, beginnen nächste
^ochx dsx Vernehmungen der Sachverständigen
^uzelncr Erwerbszweige wegen des Zolltarifs vor den
entsprechenden Commissionen des wirthschaftlichen Ausschusses
'w Reichsamt des Innern. Voraussichtlich machen die Sach-
verständigen der Landwirthschaft den Anfang.
— Das Befinden des Abg. Dr. Lieber hat sich
^tchl gebessert. Für das Centrum wird bei der
Men Lesung der Flottenvorlage der Abg. Schädlcr
sprechen. Nach den Neuesten Nachrichten empfing Lieber
die Sterbesakramente. Sein Zustand gelte als
^"sfnungslos.
Deutscher Reichstag. Berlin 7. Februar. Weiter-
erathung der I-ex Heinze bei 8 184 a, der nach der Kom-
A'ssionsfassung mit Gefängniß bis zu 6 Monaten oder
Geldstrafe bis 600 bestrafen wird, wer Schriftsätze
ow., die, ohne unzüchtig zu sein, das Schamgefühl
Löblich verletzen, an Personen unter 18 Jahren verkauft
°°er zu geschäftlichen Zwecken, um das Schamgefühl zu
Netzen, ausstellt.
z, Abg. Müller-Meiningen (freist Vp.) befürwortet einen
»trag Beckh, Paragraphen zu streichen. Er beruhe auf
»> falschen und unbestimmte» Begriffen und müsse die größte
dnreung anrichten. Zum Beispiel sei ein großer Thetl der
unstschjjtze des Vatikans nicht keusch zu nennen. Ein Schutz-
e,„?N höh,, ^lich ein Böcklinsches Bild aus einem Schaufenster
^.'"nen lassen, und ebenso Aktstudien von ersten Künstlern.
"würde das erst nach Annahme des Paragraphen werden I
im Roeren (Centr.): Die Kommisstonsfassung entspreche
die n°"Eche» der Regierungsvorlage. Alle Maßnahmen gegen
d,>l,""ZUcht nützten nichts, wenn nicht die Jugend vor dem Ver-
den geschützt werde. Dos soll der Paragraph thun. Durch
„in,."" 8 184 verlangten Thatdestand würde die wahre Kunst
geschädigt. Die Photographieen erregten die Sinnlichkeit
Ti,7 die Originale. Er lege eine Anzahl davon auf den
kenn des Hause« nieder. Derartige Dinge ständen in den Schau-
dernn"w die sich die Jugend beider Geschlechter dränge. Ber-
lin --M seien auch die vielfach anretzenden Muloskopbtlder. die
Menlljchtn Plätzen aufgestellt seien. (Zustimmung.)
»y-Pra,ident Graf Balle strem theilt mit, daß ein Antrag
grgg^°wentliche Abstimmung über diesen Paragraphen ein-
hgd^aatssekretär Dr. Ni eberding: Die Regierungsvorlage
sch» "ur mit dem notorischen Thatdestand gerechnet, daß dem
dem» UM Treiben, besonder« in den größeren Städten, ein Ende
AvwA-Mrde, da« jedermann mit Ekel erfüllen müsse. Die
der rp 'Üoosbeschlüsse unterschieden sich aber sehr wesentlich von
die s i""ungsvorlage und überspannten den Bogen. Er bitte,
SierchM"UlUouSbeschlüsse abzulehnen und die Ne-
Dino"»°vorlage anzunehmen. Die Kommissionsfassung enthalt:
wvlik ' dle gar nicht hierhergehören Die Kommissionsfassung
sicht uuch den treffe», der ohne geschäftliche» Zweck in der Ad,
Heu.' Schamgefühl zu verletzen, derartige Schriften aus-
Ehchen, 1" ganz unbestimmt und könne zu nichts Prak-
Ak '"dren.
d?'A e tn e (Soz.): Seine Partei sei gegen den Paragraphen,
^^t^ornoaravbic In jeder Form zu treffen, genüge 8 184
Was sei denn unzüchtig, ohne das Schamgefühl zu verletzen?
Dem Reine» ist olle« rein, dem Schwein wird alles zu Schweine-
reien. Der Paragraph würde sich nur gegen das Nackte, Natür-
liche und Wabre auf gewissen Gebieten der Kunst richten
Abg. Dr. Höffel (Reichsp.): Die Grenzen zwischen dem
künstlerisch Erlaubten und dem Unsittlichen seien allerdings nicht
leicht zu ziehen, aber anderseits gefährde nichts so sehr die Sitt-
lichkeit als unzüchtige Abbildungen.
Abg. Henning (cons.) schließt sich dem Vorredner an und
macht auf die photographischen Ausstellungen nackter Modelle
aufmerksam. Die Antike sei in der Darstellung des Nackten viel
keuscher als die moderne Malerei. Seine Partei werde für die
Commtssionsfassung, eventuell für die Regierungsvorlage stimmen.
In namentlicher Abstimmung wird die Commissions-
fas s n n g mit 159 gegen 100 Summen angenommen. Dafür
stimmen die Conservativen, Reformpartei, Centrum, Polen und
ein Theil der Reichspartei. Dagegen die Nationalliberalen, Frei-
' sinnigen, Socialdemokraten und der andere Theil der Reichspartei.
Ein von der Commission hinzugefügter 8 184 6 will mit Ge-
fängniß bis zu einem Jahr und Geldstrafen bis zu 1000 Mark
bestrafen denjenigen, der Theatervorstellungen veranstaltet oder leitet,
die durch gröbliche Verletzung des Scham- und Sittlichkeitsgefühls
Aergerniß zu erregen geeignet sind, oder wer in solchen Vorstel-
lungen durch die Art des Auftretens das Schamgefühl verletzt.
Abg. Müller- Meiningen (ft. Vp.) befürwortet einen Antrag
Beckh ans Streichung des Paragraphen und führt unter großer
Heiterkeit des Hauses Beispiele für die etwaigen Wirkungen des
Paragraphen an. In Drehers „Probecandidat" seien die Schluß-
worte: „Geh nur nach Preußen; dort hat jeder das verbriefte
Recht, seine Meinung frei zu äußern", vom Censor gestrichen
worden. (Stürmische Heiterkeit.) Der Censor möge nur auf die
Hofbälle gehen und die dortigen Laxheiten beobachten oder nach
den: Wintergarten und dem Apollotheater.
Geheimrath Kruse theilt mit, daß der preußische Minister des
Innern nicht verkenne, welche Ungeschicklichkeiten hie und da von
der Censnr begangen worden seien. Er habe jetzt einen Erlaß aus-
gegeben, der hoffentlich wirken werde.
Abg. Roeren (Ctr.): Der Paragraph solle der polizeilichen
Censirung festen Boden geben. Die deutsche Klassicität würde
dadurch nicht betroffen.
Staatssekretär Dr. Nieberding: Der Paragraph falle ganz
aus dem Rahmen der Vorlage heraus-
Abg. Träger (ft. Vp.): Es sei Roeren nicht gelungen, die
Notwendigkeit oder auch nur Zweckmäßigkeit des Paragraphen
zu erweisen. Unsere Zeit sei nicht unsittlicher als irgend eine
andere. Nur mache sich jetzt viel Tugendheuchelei bemerkbar.
Nach einigen Ausführungen des Abgeordneten Rin telen
(Ctr.) wird 8 184 o unter Ablehnung des Antrages Beckh a n-
genommen.
Eine Reihe weiterer Paragraphen werden nach den Commissions-
beschlüssen angenommen; die dazu vorliegenden socialdemokratischen
Anträge sowie ein Antrag Esche werden für die dritte Lesung
zurückgestellt. Damit ist die zweite Lesung erledigt.
Morgen Flottenvorlage.
Baden. 8.6. Karlsruhe, 7. Februar. Die Ver-
fassungscommission der Zweiten Kammer be-
schäftigte sich gestern mit der Frage der Wahlreform. Der
Commission lagen 4 Vorschläge vor: ein national-
liberaler Entwurf auf Einführung des direkten Wahl-
rechts mit dem Zusatz, daß 7 Abgeordnete durch die Bürger-
ausschüsse der fünf größten Städte des Landes (Mannheim,
Karlsruhe Freiburg, Heidelberg, Pforzheim) zu wählen
sind; ein Antrag Wacker auf Einführung der direkten
Wahl, ein zweiter Antrag Wacker auf Einführung der di-
rekten Wahl mit der besonderen Bestimmung, daß in den fünf
größten Städten auf Grund des Proportionalwahlsystems
gewählt wird; und ein sozialdemokratischer Ent-
wurf, einer Landtagswahlordnung auf Grund des Pro-
porzes. Der na tiou al - lib. Vorschlag wurde von der
Opposition strikte ab gelehnt; es blieb somit nur
der zweite Antrag Wacker diskutirbar, zu dessen Gunsten
die Sozialdemokraten eventuell auf ihren Vorschlag ver-
zichten werden. Die Nationalliberalen nahmen denselben
zunächst aä rskersuckuiii, so daß sich die Fraction in den
nächsten Tagen mit der Frage zu befassen hat, ob sie im
Prinzip auf den Grundgedanken des Wacker'schen Misch-
vorschlags eiuzugehen bereit ist oder nicht. Hinsichtlich
einiger Vorschläge der Denkschrift, wie die Eintheilung der
große» Städte in gesonderte (2—3) Wahldiskrckte, Jntegral-
erneuerung, Reform der Ersten Kammer, ist eine Ver-
ständigung nicht ausgeschlossen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habendem
Kaiserlichen Oberpostdirector Geheimen Oberpostrath Johann
Friedrich Heß in Karlsruhe das Kommandeurkrenz erster Klaffe
des Ordens vom Zähringer Löwen, dem Betriebsinspektor, Regle-
rungsrath Max Scheyrer in Mannheim das Ritterkreuz des
Ordens Berthold des Ersten verliehen, den Finanzassessor Emil
Müller in Lörrach unter Verleihung des Titels Bezirksstcuer-
inspector zum Vorstand des Finanzamts Schwetzingen ernannt,
den Vorstand des Finanzamts Villingen, Oberstcuerinspector
Friedrich Werber, in gleicher Eigenschaft nach Mosbach, den
Vorstand des Finanzamts Buchen, Bezirkssteuerinspector Fridolin
Hund, in gleicher Eigenschaft nach Villingen versetzt und den
Hauptamtsverwalter Ludwig Elfner in Heidelberg unter Ver-
leihung des Titels Bezirkssteucrinspector zum Vorstand des Finanz-
amts Buchen ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Finanzpraktikanten Josef Vogel von Billigheim, Karl Tr ippel
von Degernau, Adolf Büche von Nagold und Dr. Ludwig
Steinbrenner von Ilvesheim unter Verleihung des Titels
Finanzassessor zu zweiten Beamten der Bezirksfinanzverwaltung
mit Hauptamtskrontroleursrang, sowie die Forstpraktikanten
August Günther von Karlsruhe, Hans Lang von Müllheim
und Hermann Löffel von Durlach unter Verleihung des Titels
Forstassessor zu zweiten Beamten der Forstverwaltung ernannt.
— Mit Entschließung Großh. Ministeriums der Finanzen
wurden Finanzassessor Josef Vogel dem Hauptsteucramt Heidel-
berg, Finanzassessor Karl Tripp ei dem Sekretariat des Mini-
steriums der Finanzen, Finanzassessor Adolf Büche dem Haupt-
zollamt Mannheim und Finanzassessor Dr. Ludwig Stetn-
brcnner dem Hauptsteueramt Lörrach zugetheilt, ferner
Hauptamtsverwalter Heinrich Kirsch beim Hauptzollamt Mann-
heim zum Hauptsteueramt Heidelberg, Finanzassessor Christian
Reischmann beim Salineamt Dürrheim zum Hauptsteueramt
Mannheim und Finanzassessor Bernhard Scherer beim Haupt-
steueramt Heidelberg zum Salineamt Dürrheim versetzt, Forst-
assessor August Günther dem Forstamte Stockach als zweiter
Beamter, Forstassessor Hans Lang der Domänendirection zur
Verwendung bei der Forsteinrichtung und Forstassessor Hermann
Löffel dem Forstamte Waldkirch als zweiter Begmter zu-
getheilt.
Karlsruhe, 6. Febr. Der Großherzog ertheilte
beute Vormittag von 11 Uhr an einer Anzahl Personen
Audienz, darunter den Professoren an der Universität Hei.
delberg Geheimeräthen Dr. Curlius und Dr. Schröder,
dem Landgerichtsrath Schönle in Freiburg und dem Pro-
fessor Dr. von Lilienthal an der Universität Heidelberg.
Zur Frühstückstafel erschien die Prinzessin Wilhelm. Der
Großherzog und die Großherzogin nahmen an dem Abend-
gottesdicnst in der Schloßkirche theil, in welchem Pfarrer
Wcidemeier von Eschelbach die Predigt hielt. Nach dem
Gottesdienst wurde der Pfarrer von den Großh. Herr-
schaften in besonderer Audienz empfangen.
Ausland.
Frankreich. Paris, 7. Febr. Der russische Ver-
bannte, Revolutionär und Führer des internationalen
Sozialismus, Peter Lawrow, ist gestern gestorben.
Paris, 7. Februar. Das mehrfach gemeldete Ge-
rücht erhält sich, daß Sir E. Monson wegen der Deco-
rirung des Karikaturisten Le and re Paris verlassen habe.
Der Gaulois aber versichert in bestimmtester Weise, daß
diese Ordensverleihung das Werk eines Subalternbeamten
sei, daß weder Delcassä. noch Leygues, der Minister der
schönen Künste, davon gewußt hatten. Leandre ist unter-
dessen, wenn er nicht schon berühmt war, durch Monsons
angebliche Verstimmung berühmt geworden. Morgen
wird ein großes Festmahl im Grand Hotel ihm zu Ehren
gegeben.
England. London, 7. Februar. Die Adreß-
debatte zieht sich weiter hin. Der Antrag Fitzmaurice
ist zwar abgelehnt worden, allein die Regierung muß trotz-
dem noch manches scharfe Wort hören, sodaß Balfour sich
bewogen fand, an den Patriotismus der liberalen
Opposition zu appelliren, sie möchten in diesem Augenblicke
sich mäßigen. Die Iren haben im Unterhause den Antrag
eingebracht, es solle der Krieg auf der Grundlage der Un-
abhängigkeit der beiden südafrikanischen Republiken beendet
werden. Tie Abg. Redmond und Power begründeten den
ödeit.» Romanfeutlleton findet der Leser im heutigen
^^nBtatt.
Kleine Zeitung.
Zei^H-chschirlnachrichten. Aus Jena wird der Vossischen
berichtet: Professor Knorr, der Direktor des
" Instituts der Universität, hat den an ihn er-
Ulch 7?" Ruf nach Freiburg i. B- nicht angenommen
. seinem hiesigen Wirkungskreise verbleiben.
«er Ä, - Darmstadt, 6. Febr. Am Montag betrug die Frequenz
^«orine-Ausstellung 2700 Besucher.
m>nd' 5Madt, 6. Febr. Die M a r i n e - A u s st e l l u n g
Tagen und steht noch unter dem Zeichen des
. chter 'M-Besuchs. Die Kinder treten unter Führung der
(Uch de,-Mrerinnen klaffen- und schulenweise an. Der Be-
L? dies„?MEung ist übrigens jetzt ganz besonders zu empfehlen.
Erstell,7° nicht über den 15. d. M. hinaus geöffnet ist und die
"°ch in ^"biekte dann nach Dresden übergeführt werden, wo
^ — an". Monate die Ausstellung eröffnet werden soll.
, 0. Febr. Das Ministerium beschick ein
de» ^ «tadt Mainz wegen Einleitung der Fäkalien
se?"ation M "Mlägig. Diese Entscheidung dürtte aut die
'Mden sei» * Rheinortc bei der Reichsregierung zurückzu-
3- Febr. Sehr lehrreiche Streiflichter auf die b»-
!erkl der Technik und der T e ch n i k e r in
Nln in i». eine Verhandlung des Gemeinderaths von
^ 1. ds. Mts. Es setzte nämlich die
"^drücke ?s""nversammlung das Gehalt und die Ruhegehalts-
es zu wählenden technischen Beigeordneten nach den
Erläuterungen de« Oberbürgermeisters fest, nachdem dieser er-
wähnt hatte, daß in der letzten geheimen Sitzung beschlossen
worden sei, für diese Stelle den Regierung«- und Baurath
Scheidtweiler auS Elberfeld auszuersehen. Scheidtweiler ist 1857
geboren, besuchte die technische Hochschule in Berlin, war bei den
Etsenbahndirektionen Frankfurt. Düsseldorf, Elberfeld, sowie im
privaten Fabrikationsbetrieb thätig und hat zehn Jahre hindurch
als technischer Attachö der chinesischen Gesandtschaft, vornehmlich
beim Eisenbahnbau, in China gewirkt. Die Versammlung wählte
Herrn Scheidlwciter mir 30 Stimmen, von 33. auf 12 Jahre
zum besoldeten technischen Beigeordneten und setzte das Gehalt
wie folgt fest: Ansangsgehalt 13 000 Mk. steigend alle 3
Jahre mit Alterszulage von je 600 bis zum Höchst betrage
von 16000 Mk. Ferner wird demselben Ruhegehallsberechttgung
gewährt tu der Weise, daß der Mindestbetrag des Ruhegehalt»
3250 Mk. beträgt und bis zum Ablaus des 12. Dienstjahres die-
ser Betrag alljährlich entsprechend steigt bis zur Häfle des Ge-
halts im 13. Dienstjahre und bis zu 24 Dtenstjahren allmählich
um V«, steigt.
— Neun Professoren und fünf Studenten. Nach einer
statistischen Notiz in dem neuesten Heft der .Hochschulnachrichten"
ist die Zahl der Theologieftudirenden an den beiden Hochschulen
der Konkordatske.ntone Basel und Zürich von 113 tm Jahre 1891
und 59 im Jahre 1895, im Jabre 1899 auf 34 herabgesunken.
An der theologischen Fakultät in Zürich studiren gegenwärtig sogar
kaum ein halbes Dutzend Theologen, in Basel doch noch 29.
Danach würden jährlich nur noch etwa 10 zum Examen kommen,
während jährlich 15—20 neue Pfarrer nölhig sind. Danach
kommt auf jede» Züricher Dozenten '/» Student — die Auditorien
in Zürich müssen ein sehr eigenes Gepräge tragen.
— Wer sich keinen Sect leisten kann, Niersteiner nicht ver-
trägt und wem Branntwein allzu ordinär ist, dem winkt der
goldige Apfelwein. Steht aus wie Wein, schmeckt wie Wein,
und ist doch kein Wein, sowenig wie der Gänsewein, mit dem er
getauft ist. Scheffel mahnt seinen Sohn, wenn er am Rhein
spaziere und höre in einem Orte ein Geläute: „Aeppel-do-päppkl",
so solle er schnell vorübereilen; wenn dagegen die Glocken ein-
ladend sonor klingen: ,Vi-nnm bo-nnwl" da solle er Rast
halten. Hat er nicht Recht?
Literarisches.
—8 Territorium und S t a d t. Aufsätze zur deutschen
Verfassung«-, Verwaltung«» und Wtrthschaftsgeschichte. Von
Georg von Below. (Elfter Band der historischen Bibliothek.)
Verlag von R. Oldenbourg in München und Leipzig. Sohm hat
einmal in der Besprechung eines Lehrbuchs der deutschen Rechts-
geschichte bemerkt: „Die Ausbildung der Landeshoheit und ihre
fernere Entwicklung beherrscht alles; die Territorien und die
Städte müssen in den Mittelpunkt der Darstellung gerückt werden."
Obwohl seit einiger Zeit die deutsche historische Literatur dieser
Forderung gerecht zu werden sucht, so fehlt doch noch viel daran,
daß sie auch nur annähernd erfüllt ist. Das vorliegende Buch,
von einem Verfasser herrührend, der seit dem Beginn seiner
literarischen Thättgkeit in der von Sohm angedeuteten Richtung
sich bewährt hat, will theils über die Verfassung«-, Verwaltungs-
und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Territorien und Städte
im allgemeinen unterrichten, theils Einzelftagcn aus diesem Ge-
biet lösen. Es vereinigt alte und neue Aufsätze des Verfassers.
Die neuen nehmen jedoch den weitaus größten Raum de»
Buches ein.
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190«.
J°N. 28.
. 28.
« 29.
„ 30.
, 31.
Febr. i.
. 2.
Wochen - Chronik.
(Vom 28. Januar bis zum 3. Februar.)
: Die Mißerfolge Bullcrs wirken auf England
niederdrückend, doch macht sich die bestimmte Ansicht
geltend, daß der Krieg unter allen Umständen siegreich
für die Engländer durchgeführt weiden müsse.
: I« Primkenau findet die Beisetzung der Mutter
der Kaiserin statt.
: Die dad. Zweite Kammer beendigt die fünftägige
allgemeine Ftnanzdebatte.
: Das englische Parlament wird eröffnet. Die
Thronrede «rmalmt die Naiion auszuhalten bis der
Kampf in Südafrika zur Sicherung der englischen Vor-
herrschaft zu Ende geführt sei.
: Ein im englischen Unterhaus zur Adresse vom Abg.
Fitzmaurice beantragter Zusatz tadelt die Regierung
wegen ihres Mangels an Voraussicht.
! Bei den eingeborenen cgypttschen Truppen zeigt
sich Neigung zur Auflehnung gegen England.
: Es verlautet, daß Buller den Tuge la wieder über-
schri'ten hat.
: Aufständische Indianer in Mexico haben den
Truppen der dortigen Regierung ein anscheinend nicht
unbedeutendes Gefecht geliefert.
Deutsches Reich
— Wie die Nationalzeitung mittheilt, beginnen nächste
^ochx dsx Vernehmungen der Sachverständigen
^uzelncr Erwerbszweige wegen des Zolltarifs vor den
entsprechenden Commissionen des wirthschaftlichen Ausschusses
'w Reichsamt des Innern. Voraussichtlich machen die Sach-
verständigen der Landwirthschaft den Anfang.
— Das Befinden des Abg. Dr. Lieber hat sich
^tchl gebessert. Für das Centrum wird bei der
Men Lesung der Flottenvorlage der Abg. Schädlcr
sprechen. Nach den Neuesten Nachrichten empfing Lieber
die Sterbesakramente. Sein Zustand gelte als
^"sfnungslos.
Deutscher Reichstag. Berlin 7. Februar. Weiter-
erathung der I-ex Heinze bei 8 184 a, der nach der Kom-
A'ssionsfassung mit Gefängniß bis zu 6 Monaten oder
Geldstrafe bis 600 bestrafen wird, wer Schriftsätze
ow., die, ohne unzüchtig zu sein, das Schamgefühl
Löblich verletzen, an Personen unter 18 Jahren verkauft
°°er zu geschäftlichen Zwecken, um das Schamgefühl zu
Netzen, ausstellt.
z, Abg. Müller-Meiningen (freist Vp.) befürwortet einen
»trag Beckh, Paragraphen zu streichen. Er beruhe auf
»> falschen und unbestimmte» Begriffen und müsse die größte
dnreung anrichten. Zum Beispiel sei ein großer Thetl der
unstschjjtze des Vatikans nicht keusch zu nennen. Ein Schutz-
e,„?N höh,, ^lich ein Böcklinsches Bild aus einem Schaufenster
^.'"nen lassen, und ebenso Aktstudien von ersten Künstlern.
"würde das erst nach Annahme des Paragraphen werden I
im Roeren (Centr.): Die Kommisstonsfassung entspreche
die n°"Eche» der Regierungsvorlage. Alle Maßnahmen gegen
d,>l,""ZUcht nützten nichts, wenn nicht die Jugend vor dem Ver-
den geschützt werde. Dos soll der Paragraph thun. Durch
„in,."" 8 184 verlangten Thatdestand würde die wahre Kunst
geschädigt. Die Photographieen erregten die Sinnlichkeit
Ti,7 die Originale. Er lege eine Anzahl davon auf den
kenn des Hause« nieder. Derartige Dinge ständen in den Schau-
dernn"w die sich die Jugend beider Geschlechter dränge. Ber-
lin --M seien auch die vielfach anretzenden Muloskopbtlder. die
Menlljchtn Plätzen aufgestellt seien. (Zustimmung.)
»y-Pra,ident Graf Balle strem theilt mit, daß ein Antrag
grgg^°wentliche Abstimmung über diesen Paragraphen ein-
hgd^aatssekretär Dr. Ni eberding: Die Regierungsvorlage
sch» "ur mit dem notorischen Thatdestand gerechnet, daß dem
dem» UM Treiben, besonder« in den größeren Städten, ein Ende
AvwA-Mrde, da« jedermann mit Ekel erfüllen müsse. Die
der rp 'Üoosbeschlüsse unterschieden sich aber sehr wesentlich von
die s i""ungsvorlage und überspannten den Bogen. Er bitte,
SierchM"UlUouSbeschlüsse abzulehnen und die Ne-
Dino"»°vorlage anzunehmen. Die Kommissionsfassung enthalt:
wvlik ' dle gar nicht hierhergehören Die Kommissionsfassung
sicht uuch den treffe», der ohne geschäftliche» Zweck in der Ad,
Heu.' Schamgefühl zu verletzen, derartige Schriften aus-
Ehchen, 1" ganz unbestimmt und könne zu nichts Prak-
Ak '"dren.
d?'A e tn e (Soz.): Seine Partei sei gegen den Paragraphen,
^^t^ornoaravbic In jeder Form zu treffen, genüge 8 184
Was sei denn unzüchtig, ohne das Schamgefühl zu verletzen?
Dem Reine» ist olle« rein, dem Schwein wird alles zu Schweine-
reien. Der Paragraph würde sich nur gegen das Nackte, Natür-
liche und Wabre auf gewissen Gebieten der Kunst richten
Abg. Dr. Höffel (Reichsp.): Die Grenzen zwischen dem
künstlerisch Erlaubten und dem Unsittlichen seien allerdings nicht
leicht zu ziehen, aber anderseits gefährde nichts so sehr die Sitt-
lichkeit als unzüchtige Abbildungen.
Abg. Henning (cons.) schließt sich dem Vorredner an und
macht auf die photographischen Ausstellungen nackter Modelle
aufmerksam. Die Antike sei in der Darstellung des Nackten viel
keuscher als die moderne Malerei. Seine Partei werde für die
Commtssionsfassung, eventuell für die Regierungsvorlage stimmen.
In namentlicher Abstimmung wird die Commissions-
fas s n n g mit 159 gegen 100 Summen angenommen. Dafür
stimmen die Conservativen, Reformpartei, Centrum, Polen und
ein Theil der Reichspartei. Dagegen die Nationalliberalen, Frei-
' sinnigen, Socialdemokraten und der andere Theil der Reichspartei.
Ein von der Commission hinzugefügter 8 184 6 will mit Ge-
fängniß bis zu einem Jahr und Geldstrafen bis zu 1000 Mark
bestrafen denjenigen, der Theatervorstellungen veranstaltet oder leitet,
die durch gröbliche Verletzung des Scham- und Sittlichkeitsgefühls
Aergerniß zu erregen geeignet sind, oder wer in solchen Vorstel-
lungen durch die Art des Auftretens das Schamgefühl verletzt.
Abg. Müller- Meiningen (ft. Vp.) befürwortet einen Antrag
Beckh ans Streichung des Paragraphen und führt unter großer
Heiterkeit des Hauses Beispiele für die etwaigen Wirkungen des
Paragraphen an. In Drehers „Probecandidat" seien die Schluß-
worte: „Geh nur nach Preußen; dort hat jeder das verbriefte
Recht, seine Meinung frei zu äußern", vom Censor gestrichen
worden. (Stürmische Heiterkeit.) Der Censor möge nur auf die
Hofbälle gehen und die dortigen Laxheiten beobachten oder nach
den: Wintergarten und dem Apollotheater.
Geheimrath Kruse theilt mit, daß der preußische Minister des
Innern nicht verkenne, welche Ungeschicklichkeiten hie und da von
der Censnr begangen worden seien. Er habe jetzt einen Erlaß aus-
gegeben, der hoffentlich wirken werde.
Abg. Roeren (Ctr.): Der Paragraph solle der polizeilichen
Censirung festen Boden geben. Die deutsche Klassicität würde
dadurch nicht betroffen.
Staatssekretär Dr. Nieberding: Der Paragraph falle ganz
aus dem Rahmen der Vorlage heraus-
Abg. Träger (ft. Vp.): Es sei Roeren nicht gelungen, die
Notwendigkeit oder auch nur Zweckmäßigkeit des Paragraphen
zu erweisen. Unsere Zeit sei nicht unsittlicher als irgend eine
andere. Nur mache sich jetzt viel Tugendheuchelei bemerkbar.
Nach einigen Ausführungen des Abgeordneten Rin telen
(Ctr.) wird 8 184 o unter Ablehnung des Antrages Beckh a n-
genommen.
Eine Reihe weiterer Paragraphen werden nach den Commissions-
beschlüssen angenommen; die dazu vorliegenden socialdemokratischen
Anträge sowie ein Antrag Esche werden für die dritte Lesung
zurückgestellt. Damit ist die zweite Lesung erledigt.
Morgen Flottenvorlage.
Baden. 8.6. Karlsruhe, 7. Februar. Die Ver-
fassungscommission der Zweiten Kammer be-
schäftigte sich gestern mit der Frage der Wahlreform. Der
Commission lagen 4 Vorschläge vor: ein national-
liberaler Entwurf auf Einführung des direkten Wahl-
rechts mit dem Zusatz, daß 7 Abgeordnete durch die Bürger-
ausschüsse der fünf größten Städte des Landes (Mannheim,
Karlsruhe Freiburg, Heidelberg, Pforzheim) zu wählen
sind; ein Antrag Wacker auf Einführung der direkten
Wahl, ein zweiter Antrag Wacker auf Einführung der di-
rekten Wahl mit der besonderen Bestimmung, daß in den fünf
größten Städten auf Grund des Proportionalwahlsystems
gewählt wird; und ein sozialdemokratischer Ent-
wurf, einer Landtagswahlordnung auf Grund des Pro-
porzes. Der na tiou al - lib. Vorschlag wurde von der
Opposition strikte ab gelehnt; es blieb somit nur
der zweite Antrag Wacker diskutirbar, zu dessen Gunsten
die Sozialdemokraten eventuell auf ihren Vorschlag ver-
zichten werden. Die Nationalliberalen nahmen denselben
zunächst aä rskersuckuiii, so daß sich die Fraction in den
nächsten Tagen mit der Frage zu befassen hat, ob sie im
Prinzip auf den Grundgedanken des Wacker'schen Misch-
vorschlags eiuzugehen bereit ist oder nicht. Hinsichtlich
einiger Vorschläge der Denkschrift, wie die Eintheilung der
große» Städte in gesonderte (2—3) Wahldiskrckte, Jntegral-
erneuerung, Reform der Ersten Kammer, ist eine Ver-
ständigung nicht ausgeschlossen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habendem
Kaiserlichen Oberpostdirector Geheimen Oberpostrath Johann
Friedrich Heß in Karlsruhe das Kommandeurkrenz erster Klaffe
des Ordens vom Zähringer Löwen, dem Betriebsinspektor, Regle-
rungsrath Max Scheyrer in Mannheim das Ritterkreuz des
Ordens Berthold des Ersten verliehen, den Finanzassessor Emil
Müller in Lörrach unter Verleihung des Titels Bezirksstcuer-
inspector zum Vorstand des Finanzamts Schwetzingen ernannt,
den Vorstand des Finanzamts Villingen, Oberstcuerinspector
Friedrich Werber, in gleicher Eigenschaft nach Mosbach, den
Vorstand des Finanzamts Buchen, Bezirkssteuerinspector Fridolin
Hund, in gleicher Eigenschaft nach Villingen versetzt und den
Hauptamtsverwalter Ludwig Elfner in Heidelberg unter Ver-
leihung des Titels Bezirkssteucrinspector zum Vorstand des Finanz-
amts Buchen ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Finanzpraktikanten Josef Vogel von Billigheim, Karl Tr ippel
von Degernau, Adolf Büche von Nagold und Dr. Ludwig
Steinbrenner von Ilvesheim unter Verleihung des Titels
Finanzassessor zu zweiten Beamten der Bezirksfinanzverwaltung
mit Hauptamtskrontroleursrang, sowie die Forstpraktikanten
August Günther von Karlsruhe, Hans Lang von Müllheim
und Hermann Löffel von Durlach unter Verleihung des Titels
Forstassessor zu zweiten Beamten der Forstverwaltung ernannt.
— Mit Entschließung Großh. Ministeriums der Finanzen
wurden Finanzassessor Josef Vogel dem Hauptsteucramt Heidel-
berg, Finanzassessor Karl Tripp ei dem Sekretariat des Mini-
steriums der Finanzen, Finanzassessor Adolf Büche dem Haupt-
zollamt Mannheim und Finanzassessor Dr. Ludwig Stetn-
brcnner dem Hauptsteueramt Lörrach zugetheilt, ferner
Hauptamtsverwalter Heinrich Kirsch beim Hauptzollamt Mann-
heim zum Hauptsteueramt Heidelberg, Finanzassessor Christian
Reischmann beim Salineamt Dürrheim zum Hauptsteueramt
Mannheim und Finanzassessor Bernhard Scherer beim Haupt-
steueramt Heidelberg zum Salineamt Dürrheim versetzt, Forst-
assessor August Günther dem Forstamte Stockach als zweiter
Beamter, Forstassessor Hans Lang der Domänendirection zur
Verwendung bei der Forsteinrichtung und Forstassessor Hermann
Löffel dem Forstamte Waldkirch als zweiter Begmter zu-
getheilt.
Karlsruhe, 6. Febr. Der Großherzog ertheilte
beute Vormittag von 11 Uhr an einer Anzahl Personen
Audienz, darunter den Professoren an der Universität Hei.
delberg Geheimeräthen Dr. Curlius und Dr. Schröder,
dem Landgerichtsrath Schönle in Freiburg und dem Pro-
fessor Dr. von Lilienthal an der Universität Heidelberg.
Zur Frühstückstafel erschien die Prinzessin Wilhelm. Der
Großherzog und die Großherzogin nahmen an dem Abend-
gottesdicnst in der Schloßkirche theil, in welchem Pfarrer
Wcidemeier von Eschelbach die Predigt hielt. Nach dem
Gottesdienst wurde der Pfarrer von den Großh. Herr-
schaften in besonderer Audienz empfangen.
Ausland.
Frankreich. Paris, 7. Febr. Der russische Ver-
bannte, Revolutionär und Führer des internationalen
Sozialismus, Peter Lawrow, ist gestern gestorben.
Paris, 7. Februar. Das mehrfach gemeldete Ge-
rücht erhält sich, daß Sir E. Monson wegen der Deco-
rirung des Karikaturisten Le and re Paris verlassen habe.
Der Gaulois aber versichert in bestimmtester Weise, daß
diese Ordensverleihung das Werk eines Subalternbeamten
sei, daß weder Delcassä. noch Leygues, der Minister der
schönen Künste, davon gewußt hatten. Leandre ist unter-
dessen, wenn er nicht schon berühmt war, durch Monsons
angebliche Verstimmung berühmt geworden. Morgen
wird ein großes Festmahl im Grand Hotel ihm zu Ehren
gegeben.
England. London, 7. Februar. Die Adreß-
debatte zieht sich weiter hin. Der Antrag Fitzmaurice
ist zwar abgelehnt worden, allein die Regierung muß trotz-
dem noch manches scharfe Wort hören, sodaß Balfour sich
bewogen fand, an den Patriotismus der liberalen
Opposition zu appelliren, sie möchten in diesem Augenblicke
sich mäßigen. Die Iren haben im Unterhause den Antrag
eingebracht, es solle der Krieg auf der Grundlage der Un-
abhängigkeit der beiden südafrikanischen Republiken beendet
werden. Tie Abg. Redmond und Power begründeten den
ödeit.» Romanfeutlleton findet der Leser im heutigen
^^nBtatt.
Kleine Zeitung.
Zei^H-chschirlnachrichten. Aus Jena wird der Vossischen
berichtet: Professor Knorr, der Direktor des
" Instituts der Universität, hat den an ihn er-
Ulch 7?" Ruf nach Freiburg i. B- nicht angenommen
. seinem hiesigen Wirkungskreise verbleiben.
«er Ä, - Darmstadt, 6. Febr. Am Montag betrug die Frequenz
^«orine-Ausstellung 2700 Besucher.
m>nd' 5Madt, 6. Febr. Die M a r i n e - A u s st e l l u n g
Tagen und steht noch unter dem Zeichen des
. chter 'M-Besuchs. Die Kinder treten unter Führung der
(Uch de,-Mrerinnen klaffen- und schulenweise an. Der Be-
L? dies„?MEung ist übrigens jetzt ganz besonders zu empfehlen.
Erstell,7° nicht über den 15. d. M. hinaus geöffnet ist und die
"°ch in ^"biekte dann nach Dresden übergeführt werden, wo
^ — an". Monate die Ausstellung eröffnet werden soll.
, 0. Febr. Das Ministerium beschick ein
de» ^ «tadt Mainz wegen Einleitung der Fäkalien
se?"ation M "Mlägig. Diese Entscheidung dürtte aut die
'Mden sei» * Rheinortc bei der Reichsregierung zurückzu-
3- Febr. Sehr lehrreiche Streiflichter auf die b»-
!erkl der Technik und der T e ch n i k e r in
Nln in i». eine Verhandlung des Gemeinderaths von
^ 1. ds. Mts. Es setzte nämlich die
"^drücke ?s""nversammlung das Gehalt und die Ruhegehalts-
es zu wählenden technischen Beigeordneten nach den
Erläuterungen de« Oberbürgermeisters fest, nachdem dieser er-
wähnt hatte, daß in der letzten geheimen Sitzung beschlossen
worden sei, für diese Stelle den Regierung«- und Baurath
Scheidtweiler auS Elberfeld auszuersehen. Scheidtweiler ist 1857
geboren, besuchte die technische Hochschule in Berlin, war bei den
Etsenbahndirektionen Frankfurt. Düsseldorf, Elberfeld, sowie im
privaten Fabrikationsbetrieb thätig und hat zehn Jahre hindurch
als technischer Attachö der chinesischen Gesandtschaft, vornehmlich
beim Eisenbahnbau, in China gewirkt. Die Versammlung wählte
Herrn Scheidlwciter mir 30 Stimmen, von 33. auf 12 Jahre
zum besoldeten technischen Beigeordneten und setzte das Gehalt
wie folgt fest: Ansangsgehalt 13 000 Mk. steigend alle 3
Jahre mit Alterszulage von je 600 bis zum Höchst betrage
von 16000 Mk. Ferner wird demselben Ruhegehallsberechttgung
gewährt tu der Weise, daß der Mindestbetrag des Ruhegehalt»
3250 Mk. beträgt und bis zum Ablaus des 12. Dienstjahres die-
ser Betrag alljährlich entsprechend steigt bis zur Häfle des Ge-
halts im 13. Dienstjahre und bis zu 24 Dtenstjahren allmählich
um V«, steigt.
— Neun Professoren und fünf Studenten. Nach einer
statistischen Notiz in dem neuesten Heft der .Hochschulnachrichten"
ist die Zahl der Theologieftudirenden an den beiden Hochschulen
der Konkordatske.ntone Basel und Zürich von 113 tm Jahre 1891
und 59 im Jahre 1895, im Jabre 1899 auf 34 herabgesunken.
An der theologischen Fakultät in Zürich studiren gegenwärtig sogar
kaum ein halbes Dutzend Theologen, in Basel doch noch 29.
Danach würden jährlich nur noch etwa 10 zum Examen kommen,
während jährlich 15—20 neue Pfarrer nölhig sind. Danach
kommt auf jede» Züricher Dozenten '/» Student — die Auditorien
in Zürich müssen ein sehr eigenes Gepräge tragen.
— Wer sich keinen Sect leisten kann, Niersteiner nicht ver-
trägt und wem Branntwein allzu ordinär ist, dem winkt der
goldige Apfelwein. Steht aus wie Wein, schmeckt wie Wein,
und ist doch kein Wein, sowenig wie der Gänsewein, mit dem er
getauft ist. Scheffel mahnt seinen Sohn, wenn er am Rhein
spaziere und höre in einem Orte ein Geläute: „Aeppel-do-päppkl",
so solle er schnell vorübereilen; wenn dagegen die Glocken ein-
ladend sonor klingen: ,Vi-nnm bo-nnwl" da solle er Rast
halten. Hat er nicht Recht?
Literarisches.
—8 Territorium und S t a d t. Aufsätze zur deutschen
Verfassung«-, Verwaltung«» und Wtrthschaftsgeschichte. Von
Georg von Below. (Elfter Band der historischen Bibliothek.)
Verlag von R. Oldenbourg in München und Leipzig. Sohm hat
einmal in der Besprechung eines Lehrbuchs der deutschen Rechts-
geschichte bemerkt: „Die Ausbildung der Landeshoheit und ihre
fernere Entwicklung beherrscht alles; die Territorien und die
Städte müssen in den Mittelpunkt der Darstellung gerückt werden."
Obwohl seit einiger Zeit die deutsche historische Literatur dieser
Forderung gerecht zu werden sucht, so fehlt doch noch viel daran,
daß sie auch nur annähernd erfüllt ist. Das vorliegende Buch,
von einem Verfasser herrührend, der seit dem Beginn seiner
literarischen Thättgkeit in der von Sohm angedeuteten Richtung
sich bewährt hat, will theils über die Verfassung«-, Verwaltungs-
und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Territorien und Städte
im allgemeinen unterrichten, theils Einzelftagcn aus diesem Ge-
biet lösen. Es vereinigt alte und neue Aufsätze des Verfassers.
Die neuen nehmen jedoch den weitaus größten Raum de»
Buches ein.