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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-126 (1. Mai 1900 - 31. Mai 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0549

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 115.

Dlluuttstiz, dkii 17. M»i

I9VV.

Wochen-Chronik.
(Vom 6. bis zum 12. Mai.)
Mai 6.: In Berlin findet die Gr oß j ä hri g k e its e rklä-
rung des deutschen Kronprinzen mit Gottes-
dienst, Vereidigung, Gratulationscour und Festessen
statt. Der deutsche Kaiser und Kaiser Franz Joseph
halten Tischreden. Der deutsche Kaiser bezeichnete
in der seinigen die Feier als einen welthistorischen
Moment.
„ 7.: Das Kaiserpaar begiebt sich nach Urville.
„ 7.: Bei der Nachwahl im Reich sta g s w a hlbezirk
Offenburg.Oberkirch wird eine Stichwahl
zwischen dem nationalliberalen und dem ultramontanen
Kandidaten nöthig.
, 8.: Im wiederzusammengetretenen österr. ReichSrath
beginnen die Czechen alsbald mit der Obstruk-
tion; doch scheint es ihnen damit nicht voller Ernst
zu sein.
„ 10.: Die Budgetkommission des Reichstags er-
ledigte in erster Lesung die Flottenvorlage.
Sie hat in das Gesetz ein ganzes Steuerprogramm
hineingearbeitet.
„ 11.: Tie Zweite bad. Kammer begiunt die Be-
rathung des Kultusbudgets, wobei die Geister
ziemlich schar» auf einander Platzen.
„ 12.: General R ob e rtS besetzt Kroo n st adt, die pro-
visorische Hauptstadt des Oranjcfrcistaats. Präsident
Steijn verlegt den Regierungssitz nach Heilbronn.

Aufruf des Goethe-Bundes.

Vom Goethe-Bund wird folgender Aufruf veröffentlicht:
In ganz Deutschland herrschte die Erwartung, daß die Mehr-
heitsparteien des Reichstages angesichts der Entrüstung, die
gegenüber den Kunstparagrapbcn der sog. Isx Heinze wette Kreise
der Nation, vor Allem in noch nie erlebter Einmüthigkeit die
Künstler- und Schriftstellerwelt ergriffen hat, von der Weiter-
beralhung des Gesetzes abstehen würden.
Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt. Die Mehrheitsparteien
iahen vielmehr in dem Widerspruch, der gegen ihr Beginnen
Mut geworden ist, nur einen Antrieb mehr. Demschlands intel-
lektuellen und künstlerischen Kräften zum Trotz, unveirrt selbst
durch den Mangel an sachlichen Motiven, der Nation ihren Wil-
len auszuzwingen.
Einfiußreiche Stimmen innerhalb ihres Machtbereichs scheuen
ach nicht, zu erklären, daß chie Zustimmung zu einer hiermit in
'einem Zusammenhang stehenden Vorlage, deren Annahme der
Reichsregierung über jede andere Rücksicht wichtig ist, von der
Durchsetzung der Isx Heinze abhängig zu machen sei. Gegen
dies Vorgeben, das ein wichtiges Kullurinteresse zum Gegenstand
ftnes politischen Handelsgeschäfts herabwürdigen will, rufen wir
letzter Stunde das Gewissen der Nation auf.
Wir wenden uns an Alle, welche das bildnerische und geistige
schaffe», den höchsten Stolz und die edelste Frucht eines blühen-
den nationalen Lebens, vor erdrückenden Maßregelungen bewahrt
wissen wollen, mit der Aufforderung, sich zu sammeln, sich unfe-
in Organisationen anzugliedern und mit uns vereint diese und
ähnliche Angriffe auf unser Kulturleben von Deutschland abzu-
wehren.

. Alle im Reiche bereits gegründeten Brudervereinigungen
fordern wir auf, sich zu diesem erneuten Proteste mit uns zu-
!5uimenzuschließen — an diejenigen Städte aber, in denen ein
Goethe-Bund noch nicht geschaffen ist, ergeht unser Ruf,
"'cht länger zu zögern, damit, wenn die Annahme des Gesetzes
Vabwenddar sein sollte, dessen Schöpfer die ganze gebildete
^elt Deutschlands in geschlossener Phalanx sich gegenüber sehen.

^ie Flottenvorlage in der Budgeteommission.
Berlin, 16. Mai. Die Budgetcommisston des Reichs-
mgs beendete heute die Berathung des Flotten-
^setzes und nahm den Z 6 in der vom Unterausschuß
"rgeschlagenen Fassung an: Insoweit vom Rechnungsjahr
»Ol an Mehrbedarf der fortdauernden und einmaligen
Ausgaben des ordentlichen Etats der Marineverwaltung den
Mehrbetrag der Reichsstempelabgaben im Betrage von
'08 000 Mack übersteigt und der Fehlbetrag nicht in den
"ustigen Emnahmen des Reichs Deckung findet, darf letz-
ter nicht durch eine Erhöhung oder Vermehrung der in-
"ekten. den Massenverbrauch belastenden Reichsabgaben
^/gebracht werden. Z 7 wurde ebenfalls in der Fassung
^ Unterausschusses, wonach das Gesetz gleichzeitig mit
u Gesetzabänderungen des Reichsstempelgesetzes in Kraft
"ei, soll, mit einem Zusatzantcag des Abg. Dr. Paasche
genommen. Ferner nahm die Commisston den Zusatz-
^Orag Müller-Fulda an, betreffend die Annahme der
eck,noch in dieser Session, und stimmte der

s Solution Müller-Fulda zu, daß ein etwaiger Ueberschuß
y?Reichsstempelgesetzes zur Verminderung der Reichsschuld
h H Maßgabe der hierüber im Etat zu treffenden Bestim-
Ung Verwendung finden soll.

Deutsches Reich.
y. In der heutigen Reichstagssitzung wird es
fj,'"uihlich lebhaft zugehen. Das Centrum wollte Rache
^ Sadowa nehmen, und wirklich den Versuch machen,
Heinze-Gesetz durchzudrücken, die Linke aber will
M Ve'ffirch ihrerseits Obstruktion entgegensetzen. Da
^ Gesetzentwurf den Titel trägt „Abänderung und Er-
yhc^ng des Strafgesetzbuches," so soll die Obstruktion
d^.öweierlei Weise mit Volldampf betrieben werden:
>>l>kb Einbringung aller möglichen neuen Anträge, wozu
txj? der Geschäftsordnung in der dritten Lesung aus-
hy?^de Gelegenheit sich bietet, dann durch Anträge auf I
tzx//"iiiche Abstimmung bei jedem Beschluß. Da das
bhh dis zum „letzten Aufgebot" mobil gemacht hat
IjH i^em Säumigen droht, seinen Namen vor dem katho-
^ den Schandpfahl zu nageln, was durch
dftrh Echung in der Berliner Germania executirt
ist, A' soll, so kann man sich ungefähr vorstellen, wie es
parlamentarischen Kessel brodelt und wie heute

> die Dampfspannung sein wird. Auf den Bericht über
die heutige Reichstagssitzung darf man gespannt sein.
— Der Reichstagspräsident Graf Ballestrem hat
bekanntlich auf den Vorwurf hin, er habe statt mit dem
Seniorenconvent sich nur mit einigen Parteiführern über
den weiteren Geschäftsgang besprochen, eine Aeußerung
Forkenbecks zitirt, der für sich und seine Nachfolger sehr
entschieden das Rccht in Anspruch nahm, zu konferiren mit
wem er wolle. Es ist rccht pikant, daß die damalige
Aeußerung Forkenbecks, die jetzt der Centrumsgraf Balle-
strem für sich in Anspruch nimmt, sich damals gegen den
Centrumsheiligcn Windthorst richtete.
Koblenz, 16. Mai. Das Divisionsboot der
Torpedoflottille ist wegen des schnell fallenden Wassers so-
eben nach Köln abgefahren; unterwegs wird es Godes-
berg anlaufen.
Leipzig, 15. Mai. In der heutigen außerordentlich
zahlreich besuchten Generalversammlung des Vereins
deutscher Zeitungsverleger wurde den Leipz.
Neuest. Nachr. zufolge angesichts der enormen Preis-
steigerung des Papiers in Folge der Syn-
dikatsbildung beschlossen, den Bau von Papier-
fabriken auf dem Wege des Genossen-
schaftswesens sofort anzubahnen. In der
heutigen Versammlung erklärten bereits zahlreiche Ver-
leger mit einem Jahresbedarf von über 40 Millionen
Kilo Papier ihren Beitritt zu der Genossenschaft. Die
Versammlung stellte ferner die Grundzüge einer Tarif-
Vereinigung zwischen den Verlegern und den Annoncen-
bureaus auf.
Deutscher Reichstag. Berlin, 16. Mai. Der Gesetz-
entwurf, betreffend die Militärstrafrechtspflege in Kiautschou,
wird in dritter Berathung debattelos angenommen. — Es
folgt die Fortsetzung der zweiten Berathung der Ueberstcht
über die Reichscinnahmen und -Ausgaben für 1898. Sie
war anläßlich der Etatsüberschreitung bei der Kaiser-
reise an die Commission überwiesen worden. Der Be-
richterstatter Schwarze (Centr.) beantragt Namens der
Commission, dieselbe zu genehmigen. Staatssekretär Graf
Bülow habe an der Kaiserreise nicht als Privatperson, son-
dern als Beamter theilgenommen.
Abg. Singer (Soc) erklärt sich mit der Auffassung der
Commission nicht einverstanden. Wenn der Berichterstatter Recht
haben würde, so wäre die Person des Kaisers absolut nicht vom
Reich zu trennen und das Reich hätte alle Kosten für Reisen
und Jagdausflüge des Kaisers zu tragen. Die Begleitung des
Kaisers durch den Staatssecretär v. Bülow sei vielmehr ein
Ausfluß der persönlichen Neigung des Kaisers gewesen.
Staatssecretär Dr. Graf o. Posadowsky: Der Abg.
Singer sehe die Sache von einem engen privatrechtlichen Stand-
punkt aus. Höhere Beamten seien genöthigt, in fortwährender
Verbindung mit ihren RessortS zu bleiben. Dieser Gesichtspunkt
treffe bei dem Monarchen eines großen Reichs ganz besonders zu.
Die hieraus sich ergebenden Ausgaben sind also nicht Privataus-
gaben, sondern Reichsausgaben, die vom Reich zu tragen sind.
Das Haus wird dieser Auffassung gewiß beitreten. Betreffend
der Geschenke, die der Kaiser im Auslande gemacht hat, hätte ich
gewünscht, daß sie nicht in die Debatte gezogen würden. Auch
diese Ausgaben sind vom Reiche zu tragen. Uebrigens ist man
durch eine langjährige Praxis geschützt. Ich möchte noch daran
erinnern, daß der Kaiser es als König von Preußen als Ehren-
pflicht betrachtet, die Repräsentation des Reiches aus seiner
Schatulle zu tragen. Darin sollte eine Grundlage liegen, nicht
in unberechtigter Weise eine solche Ausgabe anzufechten. (Beifall.)
Es folgen weitere Aeußerungen der Abgeordneten Schwarze,
Singer, Gröber und v. Levetzow, sowie des Abgeordneten Hasse
(ntl.), welcher erklärt, es sei in das Belieben des Kaisers gestellt,
ob er einer solchen Reise einen privaten oder öffentlichen Charakter
geben wolle. (Widerspruch bei den Socialdemokraten.)
Der Beschluß der Rechnungscommtssion wird angenommen
und die Uebersicht damit erledigt.
Die Ergänzungen zum Reichshaushaltsetat werden in zweiter
Berathung debattelos angenommen.
Es folgt die zweite Berathung des Nachtragsetats der
Schutzgebiete; die Etats für Kamerun und Samoa
sollen erhöht werden.
Abg. Bebel führt aus: Aus den Colonicen hört man nur
das Gute; das Unangenehme werde mit dem Schleier des Ge-
heimnisses zugcdeckr. Neuerdings sind Nachrichten über Aufstände
zu uns gelangt. Die Ursache der Aufstände sei die. daß die
deutsche Herrschaft den Eingeborenen unerträglich geworden ist,
insbesondere durch die verkehrte Behandlung der Arbeiterfrage.
Mit Strafexpeditionen erreiche man nichts.
Colonialdirector Dr. v. Buchka verwahrt sich gegen den
Vorwurf einer parteiischen Berichterstattung. Er würde seine Auf-
gabe schlecht verstehen, wenn er nur die guten Seiten mittheilte.
Die Ursache der Aufstände sei die Schwäche unserer Schutztruppe,
die die Eingeborenen benützten. Die Aufstände seien nur localer
Natur. Bei dem schwarzen Arbeiter werde kein Zwang ange-
wandt; wenn die Plantagenbesitzer die Arbeiter nicht gut be-
handelten, werden ihnen keine mehr verschafft. Gegen einen
Plantagenbesitzer schwebt eine Untersuchung wegen Mißhandlung.
Strafexpeditionen seien nothwendig, wenn die Eingeborenen
Deutsche ermordet hätten. Die Concessionen hätten mit der
Verstärkung der Schutztruppen nichts zu thun; die Gesellschaften
haben selbst Expeditionen ausgerüstet, um das Land zu cultioiren-
Die englischen Schutztruppen sind viel zahlreicher als die unsrigen.
Abg. Eickhoff (fr. Vp.): Der Colonialdirector scheine selbst
nicht genau über die Zustände in den Colonten unterrichtet zu
sein, sonst hätte er sich nicht so oft widersprochen. Ueberraschend
sei es, daß die Aufstände so nahe an der Küste ausgebrochen
seien. Seine Partei werde gegen die Vermehrung stimmen.
Nach einer Bemerkung des Abg. Graf Arnim meint
Colonialdirector Dr. v. Buchka, die Engländer hätten auch
mit Aufständen zu kämpfen, den Aufständen müsse vorgebeugt
werden. Das beste Mittel hierzu sei die Verstärkung der
Gchutztruppe. . .
Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Müller-Fulda und
Bebe! wird der Titel Schutztruppe bewilligt, ebenso der Rest
des Nachtragsetats.
Morgen 1 Uhr: „I-sx Heinze , dritte Lesung der Gewerbe-
uovelle und des Gesetzentwurfs betreffend die Fleischbeschau.

Badm. Die Regierung beabsichtigt in Frei bürg
und Heidelberg besondere Pestlaboratorien zu er-
richten, denen die Feststellung pestverdächtigcr Krankheits-
fälle und andere Untersuchungen von Pesterregern über-
tragen werden sollen. Die Laboratorien sollen im Anschluß
an die hygieinischen Institute der beiden Universitäten, und
zwar in Heidelberg als Anbau an ein zu errichtendes
Stallgebäude und in Freiburg an den vorhandenen Thier-
stall erstellt werden. Die Kosten für die beiden Labora-
torien sind auf 10 000 Mk. und für die innere Einrich-
tung auf 8000 Mk. veranschlagt.
L.H. Freiburg, 16. Mai. Erzbischof Dr. Nörber, der
gestern aus Rom hierher zurückgckehrt ist, wurde vom Papste
Leo Llll. zum päpstlichen Thronassistenten ernannt.
Hesse». Dalmstadt. 15. Mai. Der Darmstädter
Zeitung zufolge sandte der Großherzog gestern folgen-
des Telegramin an den Kaiser:
Ew. Majestät melde ich, daß ich heute Ew. Majestät Rhetn-
Torpedobooldtvtsion an meiner Landesgrcnze in Bingen empfangen
habe und mit derselben nach Mainz gefahren bin. Zum ersten
Male vereint mit deutschen Kriegsschiffen in meinem Lande drängt
es mich, Ew. Majestät auszusprechen, welche Freude mich und
meine Hessen erfüllt beim Anblick eines ThetleS unserer Wehr,
kraft, welcher mit berufen ist, Deutschlands Größe zu erhalten.
Ernst Ludwig.
Der Kaiser erwiderte:
Ich danke Ew. königlichen Hoheit von Herzen für den warmen
patriotischen Empfang, welchen das Hessenland unter höchstihrer
persönlichen Leitung der Torpedodivision bereitet hat. Wie die-
selbe trotz aller Hindernisse immer weiter in das Innere Deulsch-
tands vordringt, so wird auch, davon bin ich überzeugt, die Be-
geisterung. bas Verständlich und Interesse für unsere Aufgaben
auf dem Wasser im deutschen Volke unter der Führung seiner
Fürsten immer weitere Fortschritte machen zum Wohle des zu
Wasser und zu Lande achtunggebietenden Vaterlandes. Wilhelm.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Oberstiftungsralh Josef Mader in Karlsruhe das Ritter-
kreuz erster Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen, den prakt. Arzt Dr. Heinrich Ruppe rt in
Karlsruhe zum Medizinalraih ernannt, dem Hofmarschall des
Erbgroßherzogs, Freiherrn von Fretstedt, die Erlaubniß zur
Annahme und zum Tragen des ihm von dem Fürsten zu Waldeck
und Pyrmont verliehenen Verdienstkreuzes I. Klasse, und dem
Offizianten Lang und den Lakaien Link uud Harter im
Dienste des Erbgroßherzogs die Erlaubniß zur Annahme und
zum Tragen der ihnen von dem Fürsten zu Waldeck und Pyrmont
verliehenen silbernen Verdienstmedaille ertheilt.
Karlsruhe, 16. Mai. Der Bronchi alkatairh des
Großherzogs ist noch in der Entwickelung begriffen.
Seine Königliche Hoheit ist heute fieberfrei, soll aber auf
ärztlichen Wunsch zu Bett bleiben. Die Großherzogin
nahm heute Vormittag halb 11 Uhr an dem feierlichen
Eröffnungsakt des vom St. Bincenliusverein hier neu
erbauten Krankenhauses theil. Nach der Feier unter-
nahm Ihre Königliche Hoheit einen Rundgang in der An-
stalt und besichtigte dieselbe in allen Theilen.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Die Franks. Zeitung meldet, der
Fürst von Fürstenberg sei gefragt worden, ob er
bereit sei, nach dem Scheitern des Ministeriums Körber
an die Spitze eines Ministeriums zu treten, welches
dann mit Suspendirung der Verfassung regieren solle.
Der Fürst habe für jetzt und für alle Zukunft abgelehnt.
Wien, 16. Mai. Prinz Max von Baden nnd
seine Mutter trafen in Gmunden ein, wo die Familie
Cumberland sie empfing. Von einer angeblichen Teil-
nahme des deutschen Kronprinzen an der auf den
10. Juli festgese",ten Hochzeit ist nichts bekannt.
Frankreich. Paris, 16. Mai. Zahlreiche Blätter
besprechen in sympathischer Weise die gestrige Eröffnungs-
feier des deutschen Ausstellungshauses und erklären, es sei
dank seiner architektonischen Wirkung und seiner prächtigen
Ausschmückung besonders hervorragend. Die werthvollen
darin befindlichen Knnstschätze (bekanntlich von Friedrich
dem Großen gesammelte französische Bilder) bilden
einen Glanzpunkt der Weltausstellung.
England. London, 14. Mai. Unterhaus. CH a m-
berlain legt eine Vorlage betreffend die Verfassung der
australischen Kolonien vor und sagt, die Vorlage
bedeute einen wichtigen Schritt vorwärts zur Organisation
des britischen Reiches. Werde die Vorlage angenommen,
so werde Australien einen gemeinsamen Tarif, ferner einen
interkolonialen Freihandel und eine gemeinsame Verwaltung
und Landcsvertheidigung haben. Die Regierung glaube,
daß die Vorlage im Interesse Australiens sowohl wie
Englands liege. Nach einem Rückblick auf die Geschichte
der föderativen Bewegung sagte Chamberlain, daß die Zu-
stimmung zu dem Vorschlag in der Vorlage, der sich auf
die Berufung an den geheimen Rath beziehe, zu Kompli-
kationen führen und für die Einheit des Reiches schädlich
sein würde. Die Regierung ersuche daher das Haus, die
Vorlage dahin zu verbessern, daß der gegenwärtige Appell-
hof beibehalten werde. Die Regierung habe die Ver-
schmelzung des richterlichen Ausschusses des Geheimen
Rathes mit der Appell-Gerichtsbarkeit des Hauses oer
Lords eingehend erwogen. Aber eine solche Verwendung
würde viel Zeit in Anspruch nehmen, da die verschiedenen
Kolonien um ihre Meinung befragt werden müßten. Er
schlage daher vor, dem Hause der Lords unverweilt den
Plan zur Ernennung je eines Repräsentanten für Kanada,
Australien, Südafrika und Indien als Mitglieder des Ge«
 
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