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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0381

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

79. Wes Mt. Dienstag, -en 3. April

woo

»

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werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
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^bracht; durch die Post bezogen Mk. 1L5 vierteljährlich,
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XII. Badischer Handelstag.
, Lo Karlsruhe, 1. April. Im großen Rathhaussaal trat
«eure der Badische Handelstag zusammen, um zu einigen
Wichtigen Tagesfragen Stellung zu nehmen. An Stelle des durch
Krankheit abgehaltenen Prävdcnten Diffens-Mannheim über-
Geh. Kommcrzicnrath Schneider-Karlsruhe den Vorsitz
?vd begrüßte die Versammlung, insbesondere die anwesenden Ver-
,"er der Großh. Regierung: Minister de« Inner» Dr. Eisen-
^br, Geh. Oberreg.-Rath Braun und Geh.-Rath Freiherrn
barsch all v. Bieberstein.
^ Der erste Gegenstand der Tagesordnung betraf die Neuord-
nung de« Deutschen HandelstagS. Der Referent, Dr.
^ni tnghauS-Mannheim, empfahl eine Resolution gegen
W Antrag auf die Aenderung des Namens „Deutscher
Wudelstag" und für die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des
putschen Handelstags nach Art und Umfang seiner satzungs-
^Mäßen Thättgkeit.
Kommerzienrath Mez» Freiburg bedauert Namens einiger
«U"gltedcr der Freiburger Handelskammer, daß die Besteuerung
ysfWaarenhäuser und Großmüllereien sowie die Weinordnung
auf die Tagesordnung gesetzt wurden. Geh. Kommerzienrath
§bncider hält es für zwecklos, derartige Gegenstände auf die
Asesordnung zu setzen, so lange sie einer gesetzlichen Grundlage
«Wehren. Der Vorsitzende erörterte sodann in längeren Aus-
Wrungcn die Frage, ob eine Verstärkung der KriegSflo tte
-Mwendig und ob das deutsche Volk in der Lage ist, die Kosten
, r die Vermehrung der Flotte zu tragen Eine Resolution, in
Io sich der Bad. Havdelstag für die Annahme der Flottenvor-
8e ausspricht, wurde angenommen,
g» Dr. EmmtnghauS-Mannheim begründete sodann folgende
, Oollition: Die von der ReichStagSkommission zu dem Gesetz-
f.Aurf betr. die S chla chtvich- und Fleischbeschau ge-
i>ü,c Beschlüsse gehen weit über das allseitig anerkannte Be-
Mi°! b sanitären Schutzes hinaus. Dies Verbot würde nicht
erk^" die Fleischernährung breiter Schichten des deutschen Volkes
kei.bWeren. sondern auch die Lebenshaltung und Leistungsfähig-
di, Wmentlich der industriellen Arbeiter herabsetzen und dadurch
egm« "Wicklung und Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie
d^bndlich schädigen; eS würde ferner die Handelsbeziehungen


Resolution wird nach längerer Diskussion mit allen gegen

stimme (Krafft,

Abstimmung enthielt), an-

«t»i. ,ster Dr. Eisenlohr erklärt, er wolle nicht scheiden,
ei»«,, seiner Befriedigung Ausdruck zu geben, daß der Handelstag
dich, "^8 die Resolution betr. die Flottenvorlage angenommen
dg«/' Bezüglich des Fleischschaugesetzes bege er die Hoffnung,
8es1.?enn es zustande kommt, die Interessen des Handels nicht
kv^djgt werden; andernfalls wünscht er, daß es nicht zu Stande
s»llDie Erklärung des Ministers wurde mit lebhaftem Bei-
Ausgenommen.
^i» , ^ uim in g hau S berichtete hierauf über die geplanten
Ha« ii 8 e n Förderung des auswärtigen
vann, ^ u"t> schlug folgende Resolution vor: „Der Badische
Wer »?Eag billigt grundsätzlich den Gedanken der Errichtung
Äjits.^uskunfrsstelle für den auswärtigen Handel unter
dir ^ "Ung der Reichsregierung. Er anerkennt mit Befriedigung
glei-f°*ischritte des deutschen Konsulatswesens, erachtet aber
kichr sst eine Verbesserung der konsularischen Be-
deijri e rstattung, namentlich eine weitere Beschleunigung
dei,»°en, skr erstrebenswerth. Er würde ferner die Unterstützung
°ete, x Interessenvertretungen im Auslande durch die verbün-
».veutschen Regierungen mit Freuden begrüßen."
dlern " erste Absatz wird gegen die Stimmen der Handelskam-
Wvffanz, Schopfheim, Villingen und Lahr angenommen ;
IdiUch übrigen Theil der Resolution erhebt sich kein Wider-


wünschens-
forschte

Fürst Margoni.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)
tver',?^ welche Weise gelang es Dir aber, die
^ehg,>"^Auskünfte über den Italiener zu erhalten?'
U Dornielder.
erklö^wderum durch Frau Baumann, wenigstens theilweise,"
W -,,1. °er junge Kaufmann. „Bon dem Diener des Fürsten,
bsgAweilen in ihre Wohnung kam und seine Plättwäsche
8e>vös>»',. "fuhr sie im Gespräche so mancherlei, und ich war
bei solchen Gelegenheiten scheinbar unbetheiligter
Mein, -indem ich eifrig in einem Buch zu lesen oder zu
Wien, während ich in Wirklichkeit mit gespanntester
'» de„ Ä'8 den Worten des Domestiken lauschte, der besonders
B-w" Abendstunden oft lange bei uns verweilte. Frau
Wen Ȁ.bllegte dann auf einen heimlichen Wink von mir
°W n,^''.'8en Vunsch auf meine Kosten zu brauen, der ihn
°üch Uvrächig machte, und in solchen Momenten verschmähte
^ka, °s nicht, an der Unterhaltung tbeilzunehmen. Der
Urem Ein Deutscher, den der Fürst in Genf kennen
wn, in Dienste genommen harre; später war er mit
Wd G-n, Neapel gegangen, hatte sich längere Zeit in Florenz
Äeier ^?.ausqehalten und einen ganzen Winter in Monaco.
^Ii>8ten Spielhölle verlebt, wo er viel mit dem
a> -In wartb verkehrte."
^^otznnn„ °"°ro?" fragte Valerie verwundert, „davon hat
»Gln«i>>"'E ein Sterbenswörtchen erzählt."
^Ekannik^ 8ern!" lachte der Kaufherr, „mit dort geknüpften
-Der 11«^" ^»t man wenig Eh,e ein!"
s?8»er -r>„wstand. daß die Verbindungen des Hauses Ge-
d"Eckcn »lWinelder sich über alle zivilisirten Staaten er-
Pr'nk.Ä^iErle mir meine Aufgabe sehr wesentlich," fuhr
«Wist fort. „Ich wandte mich also in den Haupt-
"iauens an befreundete Firmen und ersuchte sie um

Ohne nennenswerthe Erörterung werden sodann die Reso-
lutionen betr. die Unfallversicherung und Gewerbe-
gerichte, über die Dr. W e y l berichtete, angenommen. Die-
selben haben folgenden Wortlaut: 1) „Der Bad. Handelstag er-
kennt an, daß der Gesetzentwurf betr. die Abänderung der Un-
sallverstcherungSgesetze als ein großer Fortschritt im Ausbau
unserer sozialpolitischen Gesetzgebung zu betrachten ist; dagegen
kann er mit einer Reihe einzelner Bestimmungen der Vorlage
sich nicht einverstanden erklären; er schließt sich in der Hinsicht
den Beschlüssen der Kommission des deutschen Handelstages an
und empfiehlt dieselben den gesetzgebenden Faktoren zur Berück-
sichtigung." 2) „Der Bad. Handelstag erblickt in dem Beschluß
der Reichstagskommission betr. die Erweiterung der Kompetenz
der Gewerbegerichtc als Einigungsämter keineswegs ein Mittel,
das geeignet sein könnte, im Falle von Streitigkeiten zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu Tage getretene Interessen-
gegensätze zu befriedigendem Austrag zu bringen; er ist der An-
sicht, daß, da das Erscheinen beider Parteien nicht erzwungen
werden kann, ein Gesetz nach Maßgabe des Kommisstonsbeschlus-
ses etwa bestehende Spannungen lediglich verschärfen und das An-
sehen der Gewerbegerichte schädigen würde. Der Handelstag
schließt sich deshalb der Begründung des Antrags der Handels-
kammer zu Barmen auf Ablehnung der Kommissionsveschlüsse in
Uebereinstimmung mit dem Beschluß der Kommission des deutschen
HandelstagS an."

Deutsches Reich
— Der Kronprinz erhält bis zu seiner Einstellung
in das 1. Garderegiment, die an seinem Geburtstage, am
6. Mai, erfolgen wird, täglich während mehrerer Stunden
Unterricht in der Taktik, Waffenlehre, Artillerie- und
Jngenicurwissenschaft und anderen im Lehrplan der Kriegs-
schulen vorgeschriebenen militärischen Wissenschaften. Zu
seinen Lehrern, die den Unterricht im königlichen Stadt-
schlosse zu Potsdam ertheilen, sind cominandirt die
Hauptleute Lepper vom Feldartillerieregiment Nr. 35,
Buddecke vom Infanterieregiment Nr. 143, Freyer vom
Infanterieregiment Nr. 19 und Zoeller vom Pionier-
bataillon Nr. 7, sämmtlich Lehrer an der Kriegsschule in
Potsdam.
Bade». Aus Wien wird berichtet: Die Ver-
mählung des Prinzen Max von Baden mit der
Prinzessin Maria Luise von Cumberland soll im
Herbst in Gmunden durch den dortigen evangelischen
Pfarrer Koch vollzogen werden. Die Bevölkerung plant
große Festlichkeiten.
Badischer Laudtag. L. 6. Karlsruhe, 2. April.
(56. Sitzung der Zweiten Kammer.) Das Haus trat
heute in die Einzelberathung des Landwirthschafts-
budgets ein.
Abg. Mampel (Antis.) bedauerte, daß die neue landwirth-
schastliche Winterschule nach Wiesloch komme anstatt nach Neckar-
gemünd. Minister Dr. Eisenl 0 hr und die Abg. Neuwirth
und Greifs finden den Beschluß der Kreisversammlung, die
Wiesloch den Vorzug gab, für gerechtfertigt.
Abg. Ge pp ert (Centr.) hält sodann eine, nahezu einstündige
Vorlesung über Obstbau und Baumzucht. Er tadelt das Ueber-
maß der Sorten und empfiehlt die Anlegung von Musterbaum-
gärlen und die Errichtung weiterer Obstmärkte. Dem Bad. Obst-
bauveiein sollte ein regelmäßiger Staatsbeitrag zur Verfügung
gestellt werden. Abg. Eder (Dem.) wünscht Prämien für die
Hebung des Obstbaus in der Rheingegend. Abg. Dr. Blanke ri-
tz 0 r n (ntl.) unterstützt die Ausführungen Gepperts und verlangt
strenge Maßregeln gegen die Blutlaus, und Ausdehnung der
Obstmärkte übers ganze Land. Die Zwergobstkultur empfehle
sich weniger für den kleinen Landwirth; dagegen verdiene die
Beercnkultur Beachtung. Er bittet, auch dem Bad. Weinbau-
verein einen StaatSbeitrag zu gewähren. Regterungsrath Märk-
l i n findet die Klagen über die vielen Obstsorten für begründet, gegen
welche die Regierung seit Jahr und Tag vergeblich kämpfe. Wo
ein Bcdürfniß vorliegt, unterstütze die Regierung gerne di- Obst-
märkte; einer dauernden Einrichtung derselben stehe jedoch die
Unsicherheit der Obsterträgnisse entgegen. Von den Ge-
meindebaumschule» halte er nicht viel, dagegen wäre sehr zu
empfehlen, wenn die jungen Landwirthe von den Kreisbaum-
warten im Okulircn unterrichtet würden. Dem Bad. Obstbau-
lundWeiubauvereu^verd^i^eHierlM

währen. Abg Wacker (Centr.) betont, daß auf dem Gebiet des
Obstbaus Millionen gewonnen werden können, wenn man den
Bäumen die richtige Pflege angedeihen läßt. Schon im vorigen
Jahr habe er auf den mangelnden Obstbau hingewiesen. In dieser
Beziehung können namentlich die Schulen durch Belehrung und
nöthigenfalls durch Strafen viel ausrichten; eventuell sollte man
die Eltern für die Obstdiebstähle der Kinder haftbar machen.
Abg. Werr (Centr.) ist der Ansicht, daß man insbesondere die
Jugend für den Obstbau begeistern soll. Abg. Mampel (Antis.)
wünscht einen Kirschenmarkt für die Gegend an der Bergstraße.
Abg. Pfefferle (nat.-lib.) befürwortet die Errichtung einer
Obstbaulehrerstelle auf der Hochburg. Minister Eisenlohr
weist die Schuld an dem Ueberhandnehmen der Obstdiebstähle
den Bürgermeistern zu, welche die polizeilichen Maßregeln nicht
strenge genug Handhaben. Abg. Rohrhurst (nat.-lib.) preist die
Vorzüge der Pfalz, die einem großen Obstgarten gleiche. Abg.
Dr. Weyg 0 ldt (nat.-lib.) versichert, daß man es in der Schule
an Ermahnungen nicht fehlen läßt; auch die Eltern und Bürger-
meister müssen ihre Pflicht thun und die Kinder vor Baumfrevel
warnen. Abg. Schüler (Centr.) tritt den Ausführungen Gepperts
bei, dessen Anregungen auch Abg- Frank (nat.-lib.) anerkennt.
Abg. Greifs (nat-lib.) wünscht Erhaltung der Halbblut-
zucht und der Remontemärkte. Graf v. Bismarck-Bohlen
erklärt, daß die Regierung noch nie daran gedacht habe, die Halb-
blutzucht aufzugeben; doch müsse konstatirt werden, daß die Kalt-
blutzucht gewisse Vorzüge habe. Daß so wenig Pferde von der
Remontekommission gekauft werde», sei eine betrübende That-
sache. Das Material sei eben ungenügend; doch habe man nicht
die Absicht, in Baden überhaupt keine Pferde mehr zu kaufen.
Abg. Eder (Dem.) stellt im Brusttöne der Ueberzeugung unter
großer Heiterkeit des Hauses die Binsenwahrheit auf, daß man
zur Förderung der Pferdezucht auch Hengste brauche. Da im
Schwetzinger Bezirk keiner fei, sollte der Thierarzt mit der An-
schaffung eines solchen beauftragt werden. Abg. Mampel
(Antis) entwickelt die Beschälungstheorie. die ihm von seinem
Vater mitgetheilt wurde.
H a g i st (freist) bittet um einen Staatsbeitrag zu einem
Jmkerkurs in Brombach, den Regierungsrath Märklin in
Aussicht stellt.
Abgg. Müller- Welschingcn und Greifs (nat.-lib.) er-
suchen um Beiträge für Be- und Entwässerungsanlagen ver-
schiedener Gemeinden ihrer Bezirke.
Abg. Greifs (nat.-lib.) wünscht Erhöhung des Staats-
beitrags für die. Rindviehverstcheruug. Abg. Blattmann
(Centr.), der letzte Redner, fühlt sich verpflichtet, der Regierung
für die Verbesserung der Einrichtungen aus der Ackerbauschule
Hochburg zu danken, „weil sie in seinem Bezirke liege"
(Heiterkeit.)
Sämmiliche Positionen im ordentlichen und außerordentlichen
Etat werden genehmigt.
Schluß der Sitzung V,8 Uhr. Nächste Sitzung morgen 9 Uhr.
Tagesordnung: Budget der Domänenoerwaltung.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königl. Hoheit der Grobherzog haben den
nachgenannten Dienern des Prinzen Maximilian von Baden die
Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen der ihnen von dem
Kaiser von Oesterreich verliehenen Auszeichnungen erlheilt, und
zwar: dem Kammerdiener Karl Rogge für das goldene Civil-
Verdienstkreuz und dem Garderobelakaien Theodor Straub für
das silberne Civil-Verdienstkreuz.
— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben dem
Altbürgermetster Abraham Koppert in Oftersheim die silberne
Verdienstmedaille verliehen.
— Hauptamtsassistent Hermann Friederich bei der Zoll-
abfertigungsstelle a. B. Waldshut wurde in gleicher Eigenschaft
zum Hauptsteueramt Baden versetzt.
Karlsruhe, 2. April. Gestern Vormittag nahmen
der Großh rzog und die Großherzogin an dem Gottesdienst
in der Schloßkirche theil, in welchem Oberhofprediger O.
Helbing die Predigt hielt. Zur Frühstückstafel erschien
die Prinzessin Wilhelm und Prinz Max. Prinz Max ist
am Samstag Abend spät von Wien hier eingetroffen und
beabsichtigt etwa acht Tage hier zu verweilen. Heute Vor-
mittag empfing der Grobherzog den Staatsminister Dr.
Nokk zu längerem Vortrag und nahm dann Meldungen
entgegen.

Auskunft über den Fürsten, indem ick seine Persönlichkeit
schilderte und sein Auftreten in der Residenz darlegte. Das
Resultat war ein überraschendes, und zugleich die hohe
Achtung, deren sich das Haus Gebrüder Dornfelder auch
im AuSlande erfreut, aufs neue bestätigendes. D>e Firmen,
bei denen ich angeiragt. hatten mit großem Aufwand an
Mühe und Zeit umfassende Erkundigungen angestellt und
theilten mir nun das, was sie in Erfahrung gebracht, in aus-
führlichster Weise mit; es schien ihnen eine Ehre zu sein, uns
gefällig sein zu können.
„Aus unserem Hause ruht kein Makel, das darf ich ohne
Uederhebung behaupten," sagte Sebald Dornfelder mit
der stillen Genugthuung eines Mannes, der befriedigt
auf die reichen Erfolge der eigenen Thäligkeit zurückzublicken
vermag.
„Der Großvater des Fürsten war zur Zeit Napoleons 1.
im Neapolitanischen begütert gewesen," erzählte Georg weiter,
„und halte viel bei Hofe verkehrt. Bei der Besitzergreifung
des Landes durch die Franzosen spielte er eine sehr zwei-
deutige Rolle zu Gunsten der letzteren und beim Einzüge
Murats war er der erste, welcher dem neuen Herrscher
huldigte. Der Vizeköma übertrug ihm denn auch wichtige
und einflußreiche Aemter. die er dazu benutzte, das Franzosen-
thum zu befestigen und das angestammte Herrscherhaus nach
Möglichkeit zu verdächtigen. Als im Jahre 1815 durch den
Wiener Frieden König Ferdinand seine Krone beider Sicilien
zurückerhielt, wurde Fürst Margoni des Landesverraths an-
geklagr, ihm der Prozeß gemacht und seine sämmtlichen
Güter eingezogen. Der Fürst floh nach Frankreich, wo er >n
tiefster Dürftigkeit starb. Sein Sohn erhielt zwar die Er-
laubntß. nach Italien zurückkehren zu dürfen; aber seine Be-
sitzungen blieben verloren. Nur eine kleine Rente wurde
ihm ausgesetzt, die auch an seine Nachkommen übergehen
sollte, vorausgesetzt, daß sich diese derselben nicht unwürdig
zeigten. Dieselbe genügt, um ein bescheidenes Leben führen
zu können, ist aber zu gering, um irgend welchen größeren
Aufwand zu gestatten. Ob der jetzige Träger des Namens

diese Rente noch bezicbt. habe ich nicht erfahren können.
Unser Margoni. dessen Bekanntschaft für uns so verhängniß-
voll hätte werden können, war anfangs Soldat und diente
als Offizier bei den Bersaglieri; aber er wurde wegen
unehrenhafter Handlungen und Schulden kassirt und führte
fortan ein unstetes Leben als Hochstapler. Ec wurde
Spieler von Profession und mancher Fluch der von ihm
ausgedeuteten Opfer mag auf seinem Haupte ruhen. Schließlich
ließ er sich bedeutende Wechselsälschungen zu Schulden
kommen. Die Behörden suchten ivn lange vergebens, da er
vielfach unter falschem Namen auftrat. Ich ließ mir eine
italienische Zeitung kommen, m welcher der gegen den Fürsten
erlassene Steckbrief enthalten war, und an demselben Abende,
an welchem die Verlobung gefeiert werden sollte, ging mir
das betreffende Blatt zu. Ohne Zögern machte ,ch der
Polizei Anzeige und sofort wurde der Verbaftdefehl erlaffen,
j Um jede» Mißgriff in der Person zu vermeiden, wurde ich
ersucht, den Kommissär zu begleiten, ein Auftrag, der mir
freilich beinahe das Leben gekostet hätte. DaS Schicksal des
Betrügers kann nicht zweifelhaft sein; man wird ihm Ge-
legenheit geben, hinter Kerkermauern über seine Vergangenheit
nachzudenken."
_ (Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
O Heidelberg, 3. April.
„Die goldene Eva." Lustspiel in 3 Akten von v. Schön-
than und Koppel.
Die Vorstellung war nur dürftig besucht.
Die goldene Eva ist feinkarätig, sagt der Goldschmiedsgeselle
Peter von seiner Frau Meisterin. Dies Urtheil auf da» Stück
auszudehnen, vermögen wir nicht.
Ein Abklatsch von Shakespeares lustigen Tobias Rülp und
Junker Bleichenwang, nur ins Blasse gezogen und verwässert!
Und das Uebrige! In den Adern dieser Gestalten fließt wirklich
nur Kamillenthee, statt Blutes (wie es im dritten Akt so hübsch
 
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