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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0135

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frei in's Haus gebracht.
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Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigcn bedeutend
ermäßige.

Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelü. Zeirung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

Sir. 28.

Fttikis, -m 2. Kbrusr

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»

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für die Monate Februar und
März werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agemen, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Psg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate Februar
und März, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfennig, mit
Zustellgebühr Mk. 1.14.

Der Krieg in Südafrika.
lieber den Kampf auf dem Spions kop liegt ein
weiterer Bericht in den Central News vor, der ein klares
Bild von den Hauptmomenten dieses Kampfes giebt:
Der Spionskop ist eine jähe Höhe, die die ganze
Hügelkette am Nordufer des Tugela überragt. Nach Osten
blickt er auf Mount Alice und die Potgieters Furt und
steht im rechten Wintel zu der Hauptstellung der Buren
und Lytteltons vorgeschobenen Linien. Er ist unersteiglich
steil bis an den Paßübergang, wo die Kuppe sich an den
Haupthöhenzug anschließt. Dann kommt eine leichte Ab-
dachung, die bequemen Zugang zum Gipfel gestattet.
Dieser Paßübergang war von den Buren stark besetzt.
Sic hatten aber auch einen mächtigen Bergvorsprung be-
setzt, der mit der Kuppe parallel läuft. Hier lag der
Feind in nicht weniger als 35 Schützengräben versteckt
Und war imstande, unsere Leute mit verheerendem Kreuz-
teuer zu überschütten. Der einzig mögliche Punkt für
den britischen Angriff war die Südseite mit thatsächlich
stanz jäh abfallenden Abhängen zur Rechten wie zur
Linken. Ein schmaler Fußpfad, auf dem nur einer hinter
dem andern vorrückcn kann, führt auf den Gipfel und
gewährt Zugang aus eine ganz flache Hochebene von viel-
leicht 300 Hw Flächenraum, auf der die Buren in aller
Eile quer einen Schützengraben ausgehoben hatten. Unsere
Leute waren im Stande, das äußerste Ende dieser Hoch-
ebene zu besetzen. Von dort fiel die Höhe ab zu einer
weiteren Fläche, auf die wieder eine runde steinige Höhe
folgte, die von den Buren sehr stark besetzt war. Der
bon unsern Leuten besetzte Höhenrand blickte auf eine An-
zahl starker kleinerer Höhcnpunkte in allen möglichen
Winkeln, von denen die Buren ein vereintes Schützenfeuer
entsandten, dessen Wirkung durch ein Maxim-Nordenfeldt-
geschütz und ein schweres Positionsgcschütz verstärkt wurde,
llnter dem Feuer der Mausergewehre, der Maschinen-
gewehre und des Positionsgeschützes wurde diese Gipfel-
stöhe zur wahren Hölle. Granaten schlugen unaufhörlich
'n unsere Reihen ein, und das Gewehrfeuer von einem
dollkommen unsichtbaren Feinde hatte etwas geradezu Un-
heimliches. Verstärkungen wurden eilig von Warren nach-
gesandt. Sie mußten aber eine Strecke ebenen Bodens
dberschreiten, die von fliegendem Blei buchstäblich zerrissen
dwrde. Der unvollendete Schützengraben der Buren auf
°er Höhx bot nur sehr zweifelhaften Schutz, da die Ma-
schinengewehre des Feindes so genau darauf eingestellt
sdstren, daß zuweilen in einer Minute sechzehn Granaten
u den Schützengraben einschlugen. Es war keine Menschen-
sdoglichkeit, eine solche Stellung auf die Dauer zu halten,
""sere tapfern Leute hielten 24 Stunden dort aus und
gstben fix dann unter dem Schutze der Nacht dem Feinde
oreis.
Der Gesammtverlust der Engländer in dem
^Efecht am 24. v. wird jetzt auf 66 Offiziere und 792
,'stnn angegeben; der starke Prozentsatz an Todten tritt
sonders deutlich bei dem Offiziersverlust in die Erschei-
von denen 27 als todt gemeldet werden. Als ver-

mißt werden im Ganzen von beiden Divisionen nur 90
Mann angegeben und nur 4 sollen gefangen genommen
worden sein; da jedoch allein 6 Offiziere vermißt werden,
da ferner die buiischen Berichte mit voller Bestimmtheit
von der Gefangennahme von 150 Mann der Dublin-
füsilierc und der leichten Reiterei auf dem Plaikop zu er-
zählen wissen, so wird sich die Zahl der „Vermißten"
vermmhlich im Laufe der Zeit noch steigern, wie denn bis
jetzt überhaupt den ersten Verlustlisten stets Nachtragslisten
gefolgt sind, die die Größe des Gesammtverlustes erst in
das Licht der Wahrheit rückten. Die Buren erklären,
nur 53 Tode und 120 Verwundete verloren zu haben.
Nach einer Timesmeldung aus Laurenzo-Marqucz
gingen die Buren, überzeugt von der Nutzlosigkeit neuer
Sturmversuche und einer ferneren Beschießung von Lady-
smith, mit dem Plane um, den Klip fl uh einige Kilo-
meter unterhalb der belagerten Stadt aufzudämmen,
um die Stadt unter Wasser zu setzen und die Besatzung
und die Einwohnerschaft aus den unterirdischen, bomben-
festen Schlupfwinkeln zu vertreiben und in den Bereich
der Geschütze zu bringen. Große Massen Bauholz und
Sandsäcke, sowie Hunderte von Kaffern sollen bereits von
Prätoria und Johannesburg abgegangen sein, um die Ab-
dämmung auszuführen. Diese Nachricht der Times findet
indessen keinen Glauben, obgleich man sagt, die Idee der
Buren wäre so übel nicht.
Sehr auffallend ist eine Nachricht der St. James
Gazette, die aus guter Quelle unterm 1. ds. meldet,
General Buller habe den Tugela an drei Stellen
überschritten. Es werde den ganzen Tag über ge-
kämpft. Daß das englische Heer sich so weit schon wieder
rangirt haben soll, um von Neuem vorzugehen, ist schwer
zu glauben. Ein Theil desselben sieht noch auf der linken
Seite des Tugela und dieser Theil mag gelegentlich
Schüsse mit den Buren wechseln. An einen ernsthaften
Kampf mag man indessen nicht recht glauben.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Aufmerksamkeit
sich von jetzt ab mehr auf den mittleren Kriegsschauplatz
zu richten haben. Die 6. englische Division ist schon dort
und die 7. soll auch dorthin befördert werden. Lord Ro-
berts will, wie man glaubt, alle verfügbaren Kräfte für
den Vormarsch auf Bloemfontein, die Hauptstadt des Frei-
staates, einsehen. Die Buren sind übrigens darauf gefaßt,
hatten fie doch erwarten müssen, daß der HauptkriegSschau-
play von vornherein von den Engländern dorthin verlegt
werden würde.

Die sog. Personentarifreform in Preußen.
Die dem preuß. Finanzminister nahestehenden Berliner
Pol. Nachr. schreiben: „Daß eine allgemeine Herabsetzung
der Personentarife populär sein würde, ist sicher und auch
sehr erklärlich, weil eine so große Zahl von Personen, die
die Bahren benützen, sich davon Vortheil versprechen. Für
die Staatsregie.ung müssen aber andere Rücksichten als die
der Popularität maßgebend sein. Sie muß sich vor Allem
vor Augen halten, von wie fundamentaler Bedeutung für
das Staatswohl die Sicherheit der Finanzen ist. Von
diesem Gesichtspunkt aus erschein! es mit den der Staats-
regierung als Leitstern Vorgesetzten Rücksichten der Staats-
raison nicht vereinbar, eine so sichere Einnahme, wie die
aus dem Personenverkehr, zu einem erheblichen Theil fort-
zugeben, zumal, wenn es sich um Einnahmen handelt, die
das Publikum so wenig beschweren, wie bei uns die Preise
der Fahrkarten. Wenn in anderen deutschen Staaten das
Bedürfniß einer Ermäßigung hervortritt, so liegt dies daran,
daß man dort die 4. Klasse nicht kennt, durch die in

Preußen den zahlrnchen Reisenden, für die Kostenersparniß
ein Bedürfniß ist, die Benützung der Eisenbahn zu dem
denkbar niedrigsten Preis ermöglicht wird. So wenig für
eine Ermäßigung der Personentarife ein Bedürfniß anzu-
erkennen ist, so dringlich ist dagegen deren Vereinfachung
und zwar gleichmäßig im Interesse der Verwaltung, wir
des reisenden Publikums. Die Vielgestaltigkeit der Fahr-
karten, Rückfahrt-, Rundreise-, Sommer-, Sonntags-
u. s. w. Karten aller Art ist nachgerade so groß geworden,
daß die Schalterbeamten an den verkehrsreichen Stationen
nur mit der äußersten Anstrengung noch in der Lage find,
das reisende Publikum rasch und sicher zu bedienen. Dieses
ist seinerseits mit Ausnahme von Beruf sreiscnden oder
ähnlichen Personen nur zu oft gar nicht in der Lage, im
Voraus genau übersehen zu können, wie viel eine geplante
Reise kosten wird. Genau erfährt man dies meist erst am
Schalter. Eine gründliche Vereinfachung der Personen-
Larife wird daher sowohl in der Verwaltung, wie seitens
des reisenden Publikums als eine wahre Wohlthat em-
pfunden werden, auch wenn dabei auf die Einrichtung der
Rückfahrkarten verzichtet werden muß. Diese Ein-
richtung, die seiner Zeit von den Privatbahnen aus Kon-
kurrenzrücksichten eingeführt wurde, entbehrt seit dem
Uebergang zum Staatsbahnsystem der inneren Berechtigung.
Nicht Ermäßigung, sondern Vereinfachung der Personen-
tarife ist das Ziel, das der in der Vorbereitung befind-
lichen Reform gesteckt ist."
Diese Mittheilung bestätigt, was vor einigen Tagen
über die in Preußen geplante Personentarifreform mit-
getheilt wurde. Für Baden bleibt demnach nichts anderes
übrig, als für sich allein vorzugehen.

Deutsches Reich.
— Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Ausfüh-
rung sbestim mungen zum Teleg ra pH e nwege-
gesetz vom 26. Januar 1900, sowie eine Bekannt-
machung betreffend die Bestimmungen über die Fernsprech--
Nebenanschlüsse. Die Bestimmungen treten mit dem
1. April 1900 in Kraft.
Deutscher Reichstag. Berlin, 1. Februar. Weiterbe-
rathung des Etats: Etat der Post Verwaltung,
Extraordinarium.
Eine Reihe Titel wird ohne Erörterung angenommen.
Zu Titel 27, Postneubauten in Düsseldorf, bittet Abgeord.
K i r s ch (Centr.), den Neubau am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit
Rücksicht auf die 1902 bevorstehende Gewerbeausstellung zu be-
schleunigen.
Staatssekretär v. Podbielski sagt dies zu.
Zu Titel 52, Dienstwohnung auf dem Lande, weist auf An-
regung des Abg. Ga mp (Rp.) Staatssekretär v. Podbielski
auf die Schwierigkeiten beim Grundstückserwerb hin. WünschenS-
werth wäre cs, den Titel künftig zu erhöhen.
Bei Titel 35, Erweiterungsbau in Mannheim, wird auf
Antrag der Kommission die Rate von 297000 auf 180 000
vermindert.
Der Rest des Postetats wird angenommen. Die Petition um
Erhöhung des Höchstgehaltes der Fcrnsprechgehilfinnen wird
durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Eine Mannheimer
Petition zu Titel 35 ist durch den zu dem Titel gefaßten Be-
schluß erledigt.
Das Etat der Reichsdruckerei wird bewilligt.
Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr: lsx Heinze.
Baden. Dem verstorbenen Landgerichtspräsi-
denten Baumstark in Mannheim widmet Dr. Bissing-
Freiburg in der Straßb. Post folgenden Nachruf:
Landgerichtspräsident Baumstark ist einem wiederholten
Schlaganfall erlegen, der, wie man wohl annehmen darf, die
Folge schwerer Gemüthserschütterung war, die ihn vor einiger
Zeit durch unsagbaren häuslichen Kummer und die bitterste Ent-
täuschung heimsuchte. Wir wollen nicht näher an dieser Stelle
auf den traurigen Vorfall eingehen, der seiner Zeit den Weg
in die Presse gesunden hat Alle suhlenden Menschen von edler

der ungebrannten Suppe aus den Teller — wie unglücklich
war sie über das mißrathene Essen.
Der Pastor nahm einen Löffel voll davon, langsam,
prodirend, nun folgte ein zweiter, dann reichte er die linke
Hand über den Tisch, erfaßte und drückte die seiner Gattin
mit inniger Zärtlichkeit und sagte:
»Elisabeth, wie danke ich Dir, Du hast es gefunden, „das
Gewürz meiner seligen grau"!"
— Ende. —

Stadt-Theater.
O Heidelberg, 2. Februar.
„Nathan der Weise". Ein dramatisches Gedicht von
Lessing.
„Er hat dir gesagt, o Mensch, was gut sei". So hat der
Prophet gepredigt, ehe Platon die Idee des Guten ersann.
Immer wieder müht sich der Gedanke, den Widerstand der
stumpfen Welt zu besiegen. — Das Christenthum predigt die
Idee des Guten im Begriffe vom Reiche Gottes. Und Kant,
auf das „Reich der Zwecke" schauend, lehrt: Handle so, daß du
die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines
jeden anderen jeder Zeit zugleich als Zweck, niemals bloß als
Mittel brauchst.
Das Reich der Zwecke ist das Reich der Hoffnung und der
ungelösten Aufgabe. Leben wir nur recht in diesen Gedanken,
so beflügelt uns das, was echt ist am religiösen Gefühl, so ist
in uns der echte Glaube an die Macht des Guten wirksam, der
Glaube an „die einstige Wirklichkeit der moralischen Welt, die
ihre Lichter vorauswirft in alle bisherige geschichtliche Wirklich-
keit", der religiöse Glaube. Wenn wir die Augen wegwenden
von Allem, was geschieht, um in uns für das, was geschehen
sollte, ein reineres Gefühl zu erzeugen, dann haben wir Religion;
wenn wir uns entschließen, zu schaffen, damit das Gute wirke,
wachse, fromme, damit der Tag dem Edlen endlich komme, dann
haben wir Religion.

Das Gewürz der seligen Frau.
Novellette von Conradine Sttnde.
(Schluß.)
nächsten Tage (es war ein Sonntag und an Sonn-
bee°j, fallen ^b ^ stets eine süße Speise als Nachtisch)
vrof,,e Elisabeth nach ihren selbstgeschriebenen und er-
Zitrn»" Rezepten ein Deffert mit Zitronensaft. Der sechs
b,z j."en gedenkend, konnte sie nicht die Zeit abworten,
glij^N^Geliebter die Speise kosten würde. Es wäre die
-Elitnk e Stunde ihres Lebens, wenn er sagen würde:
fanden^ das Gewürz meiner seligen Frau ge-

ES
Pastor ^üe Speise mit der Zitronensäure schmeckte dem
?teiin„, füglich. Er nahm zweimal, ja er nahm sogar
Üanh ^ davon und als er sagte: „Elisabeth, Du hast" —
2H°rte f t Herz still vor Glück, denn nun würden die

drüben."

"Ute nur: „Elisabeth, Du hast ganz vorzüglich
dich^/^e Enttäuschung! Also Zitronensäure war es auch !
, halben Dutzend.
füs wnn. kab sie ihrem Gatten einen so innigen Kuß, z
^n>er Abbitte thun, daß sie das Gewürz noch
t. Al« x'?'«°u-Ni>dlg gemacht.
^iillun»? Pastor sich dann nach seinen sonntäglichen An» !
He» zd" U"t> dem reichlichen Mittagsmahle ein Stünd- !
!m> inii Yönnte und seine Augen schonte, und Elisabeth
^Aed «„bwer selbstgehäkelten warmen Decke eingehüllt, -
^°theke ^ ivre Mutier, fie möchte ihr doch ans der
Acht bi>f„E>nige feine Gewürze besorgen, die fie hier !
N (das^ konnte, wie z. B. Bittermandelöl. Rosen-
u^eranr-n>^ , der Krämer nur zur Weihnachtszeit) ^
Üäde^" Orangenül, Zitronat und was es sonst >

„Das Gewürz meiner seligen Frau
Doch bald schlug das Herz ruhig weiter.

„Sobald ich in die Stadt komme," sagte sie sich dann,
„muß ich es finden, „das Gewürz der seligen Frau," eher ist
mein Glück nicht vollkommen.
Am nächsten Mittag war das Mahl bereitet; Herr Pastor
ließ noch etwas auf sich warten, weil er eine Amtshandlung
zu vollziehen hatte. ^ ^
Elisabeth holte sich das Kochbuch der verstorbenen Frau;
sie hatte heule eine Biersuppe gekocht, die fertig und schmack-
haft war. doch wollte sie mal nachschlagen, ob die Verstorbene
>n ihrem Kochbuch vielleicht dafür ein besonderes Gewürz
notirt hatte. Sie setzte sich neben den Herd aus einen Stuhl
und las in dem Buch. Unter den meisten Rezepten stand:
„Gewürz nach Belieben." Das brachte Elisabeth fast zur
Verzweiflung. Die Notirunaen in dem Kochbuche waren
wen,» systematisch gehalten, sie mußte lange suchen bis sie
„Biersuppe" fand, denn unter einem Genckt Champignon
stand eine süße Speise; dann folgte Stiefelwichse, Gänse-
leberpastete» Leinen zu bleichen und so wechselte es ab.
Hier war endlich die Biersuppe. ,
Just im Begriff das Rezept zu lesen. Hörle Elisabeth die
HauSthürklingcl — ihr Gatte war zuruckgekehrt. Schnell
richtete sie die Speisen an. damit der Geliebte nicht zu
warten brauche, aber, o weh I - über dem Studiren des
Kochbuches war ihr die Suppe angebrannt I — Die,unge
Frau mußte mit sich kämpfen, daß sie nicht in Tbränen
ausbrach. Was sollte sie thun? Eine frische suppe zu
kochen, dazu fehlte ja die Zeit. Elisabeth war rathlos I Solch
mißglücktes Gericht hatte fie ihrem Johannes noch nie vor-
gesetzt, wo sie stets mit Liebe kochte.
Die Köchin tröstete ihre Herrin, und versicherte, „so
schlimm sei es garnicht mit dem Andrennen, man schmecke eS
nur wenig." .... . ^
Es ließ sich ja auch nichts dabei andern, die Suppe
mußte zu Tisch wie sie war; Herr Pastor soll sich an
die Nachspeise halten, an der allein er sich auch sättigen
konnte. ^
Zaghaft füllte Elisabeth ihrem Manne nur wenig von
 
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