Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0217

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

HkiilÄkM Mim.

Jnsertionsgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82

M. 45.

Dmuinstiis, den 22. Februar

IW«.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
Untere Neckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
15 Pfennig weiter.
Wochen - Chronik.
(Vom 11. bis zum 17. Februar.)
Febr. 11.: Prinz Heinrich trifft in Wien ein, wo er von
dem Kaiser von Oesterreich sehr herzlich ausgenommen
wird
„ 12.: In Berlin findet die Generalversammlung
des Bundes der Landwirt he statt.
„ 12.: Der Reichstag beräth in erster Lesung das deutsch-
englisch-amerikantscheSamoa-Abkom-
m e n. Unterstaatssekretär v. Bülow legt die Ver-
hältnisse in einer Rede dar, die allseitigen Beifall
findet.
» 13.: Prinz Heinrich trifft in Berlin ein.
, 13.: Auf dem mittleren Kriegsschauplatz in Süd-
afrika sind die Engländer von Rensburg auf
Arundel zurückgedrängt worden.
„ 14.: Auf dem westlichen Kriegsschauplatz in Süd-
afrika erzwingt General French den Uebergang über
den Moddeifluß bei Klipdrifl.
« 15.: In Folge des Kohlenarbeiterstreiks in Böhmen macht
sich in Sachsen ein starker Kohlenmangel be-
merkbar.
„ 16.: General French ist mit Artillerie, Kavallerie und be-
rittener Infanterie in Kimberley eingetroffen und
hat den Ort entsetzt.
., 16.: Zum Gouverneur von Samoa ist der bisherige
Munizipalpräsident Dr. Sols ernannt worden.
» 17.: Der Burcngeneral Cronje, auf dem Rückzug nach
Osten begriffen, wird von den Engländern, die ihm
den Rückzug abzuschneiden suchen, scharf verfolgt.
Vom Kriege in Südafrika.
^ Der Londoner Standard weiß einiges Weitere von dem
Mckzuge des Burengenerals Cronje zu erzählen. Er meldet,
Freilag Morgen die 13. engl. Brigade den Angriff
den Nachtrab der Buren begann. Ungefähr 2000
^llren hielten einige Kopjes nordöstlich der Klipdrift bc-
'^bt, von welchen sie den Rückzug des Haupttrupps deckten.
Mej Kopjes wurden erstürmt, doch vertheidigtcn
^ Buren das dritte Kopje mit äußerster Hartnäckigkeit
"rch furchtbares Feuer. Es wurde sodann englischerseits
jede Weise versucht, den Hügel zu stürmen, doch ob-
sich die Truppen glänzend hielten, behaupteten
Buren ihre Stellungen bis zum D unkel w erden,
?? sie dann durch das Feuer der 84. engl. Batterie ver-
h wben wurden. Inzwischen gelang es der Hauptmacht
»Er Buren, die Klip pkraald rift zu erreichen, wo
l^.^n Fluß nach Süden zu überschritt. Eine kleine Av-
tz^ung engl, berittener Infanterie und eine Batterie waren
die Klipdrift zurückgezogen worden und nach dem Süd-
^ des Klippflusses gesandt, um den Uebergang unmög-
^ zu machen. Sie sahen aber, an Ort und Stelle an-
?->y°

drift so rechtzeitig zu erreichen, daß er dort den Feind
ab schnei den kann.
Ob cs nun thatsächlich gelungen ist. die Buren
unter Cronje abzuschneiden, das ist die Frage, deren
Beantwortung man in England mit fieberhafter Spannung
erwartet. Bis jetzt liegt darüber keine zuverlässige Nach-
richt vor.
Unterm 20. ds. telegraphirt Lord Roberts aus Paarde-
berg: Die Generale Knoc und Macdonald wurden
während der Gefechte zwischen dem 16. und 18. Februar
verwundet. Hätte Roberts zu jener Zeit eine Um-
zingelung Cronje's melden können, so hätte er es gewiß
aethan. Auf die Gerüchte davon, die in London und
sogar in Berlin kursirten, wird man gut thun, wenig
Werth zu legen. Sie stützen sich oft nur auf Ver-
muthungen, die vielleicht nahe liegen, aber deshalb sich
doch nicht zu bestätigen brauchen.
Der verwundete General Macdonald, der vom Volke
„LAÜtiiiA Llao" genannt wird, ist der populärste General
der schottischen Hochländer. Er ist der Nachfolger des bei
Magersfontein gefallenen General Wauchope, nach dessen Tode
Macdonald aus Indien nach Südafrika beordert wurde.
Nach der noch unvollständigen Verlustliste haben
die Engländer verloren: 9 Offiziere todt, 39 verwundet,
1 vermißt. Also wieder ein sehr starker Verlust an
Offizieren!
Was den östlichen Kriegsschauplatz anbetrifft, so
telegraphirt General Buller aus Chieveley vom 21. ds.:
Die 5. Division überschritt heute auf einer Ponton-
brücke den Tugela und trieb den Feind zurück. Die
Marinegeschütze brachten die feindlichen Geschütze zum
Schweigen. — Demnach macht Buller einen neuen Vorstoß
zur Befreiung von Ladyjmilh. In London und auch in
Windsor, wo die Königin residirt, lief gestern das Gerücht
um, Ladysmiih sei bereits entsetzt. Da aber Buller gestern
erst den Tugela überschritten hat, so ist das Gerücht
zweifellos falsch. Fraglich ist es allerdings, ob die Buren
noch einmal versuchen werden, Buller von Ladylmith
zurückzuschlagen oder ob sie es nicht vorziehen werden,
unter Aufgebung der Belagerung von Ladysmith sich in
die Pässe der Drakenberge zurückzuziehen. Diese Pässe sind
mit einer geringen Truppenzahl zu vertheidigen. Der
größte Theil des Burenheeres in Natal könnte dann auf
den westlichen Kriegsschauplatz geworfen werden.

^ugt, daß bereits so viele Buren über den Fluß ge-

k "»en waren, daß sie ihre Stellung dort vertheidigen
h"dtxn. Die engl. Geschütze feuerten bis zum Dunkel-
>, r°en weiter. Samstag früh befanden sich ^ die Buren
Cronje im vollen Rückzuge südlich des Modder-
- Die Generale Kitchcner und Kelly-Kenny folgten
^ dicht auf den Fersen. In der Nacht auf Sonntag

General Macdonald mit der Hochiänderbrigade
Gewaltmarsch von 20 Meilen, um die Koodoos-

D-rrtfches Reich
— Die Reichskagscommisston nahm das Gesetz über
die Schlachtviehbeschau und die Fleischbeschau
in der Fassung der zweiten Lesung mit den von der Sub-
commission verschärften Strafvorschriften an.
— Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Dr.
Kruse wurde am Mittwoch Vormittag im Reichstags-
gebäude vom Schlag gerührt. Kruse ist Badearzt in
Norderney und 63 Jahre alt.
Deutscher Reichstag. Berlin, 21. Febr. Antrag
Winte rer und Genossen wegen Abänderung des Gesetzes
betreffend die Verfassung und Verwaltung von Elsaß-
Lothringen vom 4. Juli 1879 (D i c taturpa ra graph).
Abg. Winterer (Elsässer): Der Antrag ist vor mehr als
25 Jahren zum ersten Mal elngebracht worden. Der Dictatur-
paragraph ist das älteste Ausnahmegesetz des Reiches. Ich er-
innere an dieses Alter nicht, um den Paragraphen als ehrwürdig
hinzustellen, sondern um daran zu erinnern, daß es Zeit sei, ihn
als ausgedient zu erklären. Der jetzige Reichskanzler hat als
Statthalter den Dtctaturparagraphen milder gehandhabt. Vor
25 Jahren haben die Abgeordneten des Landes bereits die Auf-
hebung des ganzen Gesetzes beantragt und leider ist es noch
immer vorhanden. Im ganzen Reiche bat sich kein Staat so

ruhig entwickelt; kein Krawall bat stattgefunden, selbst die A»8-
stände sind ruhig verlaufen. Unser Volk ist ein ordnungsliebendes
Volk; die Kriminalität sinkt. Der Dictaturparagraph wirkt nicht
beruhigend, sondern aufregend.
Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Meine Herren, es ist
nicht meine Absicht, ans staatsrechtliche Dcductionen einzugehcn
über die Stellung Elsaß-Lothringens, ebensowig auf die angeb-
lichen Nachtheile der Befugnisse, die früher dem Oberpräsidentcn
und seit 1879 dem Statthalter zustehen. Die Ausführungen des
Vorredners haben uns zwar die Wünsche des Landes dargelegt:
ich kann ihnen aber nur wenig praktischen Werth beimessen, weil
ich zu meinem Bedauern nicht in der Lage bin, die
Erfüllung seiner Wünsche in Aussicht zu stellen.
Der sogenannte Dictaturparagraph ist erst in neuerer Zeit
wieder an die Oberfläche getreten, nachdem sich längere Zeit
niemand ernstlich damit^ beschäftigt hat. Ich habe 9 Jahre in
Elsaß-Lothringen als Statthalter gelebt und kann sagen, daß
man damals sich wenig um den Paragraphen kümmerte. Konnte
doch der frühere Unterstaatssekretär o. Köller im Reichstage
hier erklären, daß er während seiner vierjährigen Amtszeit den
Paragraphen nicht einmal gelesen habe. Das beweist doch, daß
die angeblichen Schrecknisse nicht im Vordergrund der Discusston
standen. Erst in neuerer Zeit ist die Frage wieder aufgetaucht,
weil man erkannte, daß der Paragraph sich als Agitations-
Mittel verwerthen lasse, um Mißstimmung und Un-
zufriedenheit im Lande zu erregen. Im wesentlichen ist
die Bestimmung nur gewissermaßen eine Warnungs-
tafel, eine Mahnung, die wir aufpfianzen gegen-
über der französischen Gesinnung, soweit sie noch vor-
handen ist. Ich erkenne gern an, daß dis Bevölkerung des
Reichslandes oeutschgesinnt und loyal ist; eS kann aber nicht
geleugnet werden, daß eine Minderheit noch antideutsche
Gesinnungen hegt. Die Agitation dieser Minderheit hat
tiefe Wurzeln geschlagen und von Zeit zu Zeit
frische Reiser getrieben. Ich will dieser. Minderheit keine
Vorwürfe machen und erwähne nur eine Thatsache dafür als
Beispiel aus der jüngsten Zeit. Sie wissen, daß die Regierung
mit dem Gedanke» umgeht, die wissenschaftliche Ausbildung des
retchsländtschen Clerus einer katholischen Facullät in
Straßburg zu übertragen. Hervorragende deutsche Katholiken
empfehlen diese Maßregel um so mehr, als man auch in Rom
nicht dagegen ist. Nun erhebt sich dagegen eine lebhafte
Agitation eines großen Thetles des retchsländtschen
CleruS. Ich kann mir den Widerspruch nicht erklären, wenn
nicht dadurch, daß die französische Gesinnung des dortigen Clerus
zum Ausdruck kommt und daß der protestirende Theil, der an
der französischen Tradition hängt, an das alte Seminar in
Straßburg anknüpft. Was nun die außerordentlichen Gewalten
betrifft, so handelt es sich um außerordentliche Zustände. Der
Vorredner meinte, daß die Bestimmung gewissermaßen einen
immerwährenden Belagerungszustand darstelle, davon kann nicht
die Rede sein. Sie gilt nur für außerordentliche Zustände. Daß
solche Zustände eintreten können, wird Niemand leugnen. Elsaß-
Lothringen ist ein Grenzland; unsere Nachbarn sind erregbar;
die Bevölkerung steht noch in vielen Punkten tu Beziehungen zu
ihren früheren Landsleuten. Es ist immerhin möglich, daß sie
von den im Nachbarlande cintreteudcn Erschütterungen nicht un-
berührt bleibt. Allerdings sind unsere Beziehungen zur
französischen Regierung die denkbar besten (Hört,
hört!) und auch die Stimmung im Lande ist eine freundliche,
aber eine Gewähr für die Dauer dieser Stimmung ist nicht ge-
geben. Teßhalb müssen wir auf alle Eventualitäten vorbereitet
sein und dürfen die Mittel nicht aus der Hand geben, deren wir
zur Sicherung unserer Besitzungen bedürfen. Wir haben Elsaß-
Lothringen erworben, nicht durch Volksabstimmung, sondern durch
Waffengewalt, und wir wollen das wiedeierworbene Land be-
halten — und das ist unser Recht! (Beifall.)
Aus der nachfolgenden Discusston ist bemerkenswerth, daß
der Elsässer Hauß sagte: „Alle elsaß-lothringischen Abgeordneten
stehen sammt und sonders auf dem Boden der Retchsverfassung.
Wir wissen, was wir dem Reichstage schuldig sind." — Dis
elsässischen Abgeordneten sprachen begreiflicherweise alle gegen
den Diclaturpciragraphen, selbst Prinz Hohenlohe, der Sohn des
Reichskanzlers, meinte, in seinem Wahlkreis wäre er nicht
nöthig, und es müsse das Streben aller reichs ländischen Abge-
ordneten auf Gleichstellung des Reichslandes mit den übrigen
Bundesstaaten gehen. Allerdings gebe es noch einen Theil der
Bevölkerung, der nicht friedlich, nicht deutschdenkend und deutsch-
fühlend sei, seinetwegen könne man den Paragraphen heute noch
nicht ausheben. Centrum und Sozialdemokraten erklärten, für
Aufhebung stimmen zu wollen. Der nat.-Itb. Abg. Büsing
führte aus: Die Mehrheit der Nationalliberalen halte es für
bedenklich, »och immer ein Ausnahmegesetz aufrecht zu erhalten.

P.)

Fürst Margoui.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)

dijC'Au 0^. fünfunddreißig Jahre zu alt?" fragte der Graf
llbx. ^«billigendem Kopsickütiteln, „das ist wohl nur eine
hqst^lte Bemerkung von Dir! Ist es nicht höchst ebren-
nch'-^enn xjn Mann nicht zu früh ein weibliches Wesen an
das doch bald unglücklich Und unbefriedigt bereuen
einem zu jugendlichen Manne gefolgt zu sein? Die
bäh -,?Es Jünglings ist wie edler Champagner; sie schäumt
M filmst und sprengt die Fesseln, die ihr vorzeitig ange-
Anders der gereifte Mann: nach den Jahren voll
und Hast, voll unbegrenzter Reiselust und wildem
^ ssib^drang, lehnt er sich nach Ruhe und jetzt erst besitzt
bi», Eigenichaften. einer Frau ein glückliches Heim
, lhlilk Dann treibt es ihn nicht mehr mit unwiüer-
n^keie ^ Gewalt hinaus in die Welt; seine stille Häus»
k^flebl ^lt ihn, und wenn er ein Weib fand, das ihn
Essern« dann wird er die Freuden der groben Welt gern
^er^"chtenden Auges schaute Valerie auf den alten
^ ie,^. Worte schienen ihr aus der Seele gesprochen
Aeußerung Helenens ist wohl nicht so tragisch zu
I^'cker-'i meinte die Gräfin lächelnd, indem sie ihre
uuf den Tisch legte und sich in den Sessel zurück-
-i'Ate ^^m Augenblicke trat der Diener ein und über-
^ ^enk>Gj"^ Herrn auf einem silbernen Tablett eine
Fürst Margoni I" ries der Gras, „führe ihn in mein
Dev augenblicklich."
Diener verbeugte sich und ging.

„Wir können den Gast unmöglich hier im Famstien-
zimmer empfangen," wandte sich Hellwarlh an seine
Gattin, „deshalb ließ ick ihn in meine Stube fuhren. Ich
werde ihn bis zum Abendbrod zuruckhalten. laß im Salon
serviren!" ^ .
Damit verließ er das Gemach, um den Besuch zu be-
grüßen.
Helene hatte nicht zu viel gesagt, als sie die Vorzüge des
Fürsten in so warmen Worten hervorhob. Er war wirklich
ein schöner Mann, groß und scklank gewachsen, elegant
und cheoaleresk, sorgfältig nach neuestem Schnitt gekleidet,
und von feinsten Mannen. wenn er sich in Damengesellschast
befand. Die südliche, ins Gelbe spielende Gesichtsfarbe machte
ihn nur nock interessanter, und die tiefdunkien Augen blickten
lebhaft und feurig, aber hm und wieder blitzte es auch in
ihnen auf, als seien Ne die Krater innerer Leidenschaften.
Und darauf schien auch d,e leichte Falte zu deuten, die sich
von der Nase zum Munde herabzog und die ihn auf den
ersten Blick älter erscheinen ließ, als er in der That war.
Schwarzes, volles, leichtgekräuselteS Haar umwogte das
Hauvt und ein kleiner, scharf zugespitzter Schnurrbart zierte
die Oberlippe.
Der Fürst hatte sich nachlässig in einen Fauteuil geworfen
und die Beine übereinander geschlagen. Als Hellwarth ein-
trat, streckte er ihm die Hand entgegen, ohne sich zu erheben.
Der dem Grafen folgende Diener zündete einen zweiten
Armleuchter an. rückte den zierlich geschnitzten Rauch-
tisch näher und entfernte sich damn. während der Grat
einen Sessel heranrollle und seinem Besuch gegenüber Platz
nahm.
„Sie sehen, ich halte Wort!" begann der Fürst, nachdem
er eine Havanna vom Rauchtische genommen und in Brand
gesetzt hatte. „Gelegentlich unserer letzten Begegnung bei dem
italienischen Konsul sagten Sie mir. daß Ihnen selbst
daran liege, die bewußie Angelegenheit mit mir auf güt-
lichem Wege zu ordnen, und ich bin gekommen. Ihre Vor-
schläge zu hören."

„Zunächst bitte ich Sie um die Gefälligkeit, lieber Fürst,
gegen niemanden von unserem Zusammentreffen in Monaco
zu sprechen." verletzte der Graf. „Meiner Familie habe ich
gesagt, daß ich Ihre Bekanntschaft vor zwei Jahren in Paris
machte und es dürfte im beiderseitigen Inte resse liegen,
wenn Sie dem nicht widersprechen."
Der Fürst wckte.
„Diesen Gefallen kann ich Ihnen schon erweisen," meinte
er, mit zurückgelegtem Haupte eine lange Dampssäule zur
Decke emporblasend, „obgleich ich, offen gestände n, nicht recht
einsehe, was eS mir für Nachtheilc bringen würde, wenn ich
die Wahrheit sage."
„Nun. es dürfte wohl kaum znl Hebung unserer gesell-
schaftlichen Stellung beitragen, wenn man erfährt, daß wir
auf der Spielbank zu Monaco verkehrten," sagt e Hellwortd
mit ironischem Lächeln, „mir wenigstens ist es durchaus
nicht gleichgültig, wäre es auch nur deshalb, weil man
einem Spieler ohne Zweitel den Kredit versagen wird, den
man sonst einem Manne unseres Standes gern gewährt-"
„Jeder muß seine Verhältnisse am besten beurtheilen
können," erwiderte der Italiener mit leichtem Achselzucken;
„mir bat es bisher noch nicht an Kredit gefehlt, obgleich ich
nicht im geringsten ein Geheimniß daraus ma che, daß ich
mick gern an einem kleinen Jeu betheilige."
„Ich habe Ihr Wort, daß Sie meine Bitte erfüllen, und
das genügt mir, erklärte Gras Hellwarth, diesen Gegen-
stand abbrechend. „Nun zur Hauptsache: Wollen Sie mir
eine angemessene Frist gewähren?"
„Immer und immer w-eder vrolongiren! — es gebt
wahrvaftig nicht mehr, lieber GrafI" rief jener in ziemlich
ärgerlichem Tone. „Ich habe, wie Sie mir zugesteben
müssen, lange Nachsicht geübt, jetzt aber müssen Sie endlick
einmal zeigen, daß es Ihnen ernst damit ist diese Angelegenheit
ordnungsmäßig zu regeln."
_ (Fortsetzung fol.t.)
 
Annotationen