Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0471

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
^frei in's HauS gebracht.
^Urch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
Ausschließlich Zustellgebühr.

^ernsprech-Anschluß Nr. 82.


Jnsertionsgebühr
15 Pf. für die Ispalttge
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeiyen bedeutend
eruläßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Hcidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 97.

DlMilttstW, den 2ö. April

^Vril 15.:

19.:

20.


Wochen-Chronik.
(Vom 15. bis zum 21. April).
Ein im Schwäb. Merk, veröffentlichter, kür offiziös
gehaltener Artikel stellt die Genehmigung von
Klöstern in Baden in Aussicht, falls der kathol.
Klerus seine Kampfstellung gegen die Grundlagen des
Staates aufgebe.
17. : Der Präsident der franz. Republik eröffnet
die russische Abthetlung der Pariser Weltaus-
stellung.
18. : Die englische Regierung veröffentlicht das ab-
fällige Urtheil von Roberts über die Generäle But-
ler und Warren und Oberst Thornycroft.
DieBerlinerStadtverordnetenversamm-
lung bewilligt 50000 Mk. zur Ausschmückung Ber-
lins beim Besuch des Kaisers von Oesterreich. Die
Sozialdemokraten stimmen dagegen.
Der Kaiser reist unvermuthet nach Altona, um
mit dem Prinzen von Wales auf dessen Rückkehr
nach London zusammenzutreffen.
20. : Zum Chef des Kirchen- und Schulwesens in
Württemberg wird Direktor v. Weizsäcker
ernannt.
21. : Das Bestrebe» der australischen Staaten, in
'E einen Staatenbund einzutreten, ist so weil ge-
diehen, daß in London der Berfassungsentwurf ver-
Die bevorstehende Kronprinzen-Feier.
^ in, 24. April. Die Vorbereitungen für die
^>ler dir Großjährigkeitserklärung des Kron-
nehmen, nach der Köln. Ztg., schon jetzt zahl-
^che Kräfte in Anspruch. Auf dem Pariser Platze sind
die Bauten begonnen worden, die für die Einfahrt
^ Kaisers Franz Joseph und seine Begrüßung durch die
^tischeiz Behörden geplant worden sind. Im Oberhof-
^rschagontt herrscht fieberhafte Thätigkeit, zumal die Zahl
1^5-fürstliche» Gäste, die zur Theilnahme an der Feier
^-u^sageu, von Tag zu Tag größer wird. Bis jetzt
'fest,-daß unter anderm ein großer Zapfenstreich von
tz " Musikcorps der Berliner, Potsdamer und Spandaucr
der ausgeführt werden wird, daß am Vorabend
^ königlichen Opernhause eine Prunkvorstellung
H^adeii wird, zu der auf Anlaß des Kaisers die alte
hift^'schk Oper „Das eherne Pferd" wieder einstudirt
tP, ^ d- Der Kaiser hat noch jüngst vor seiner Ab-
der Wartburg einer Probe beigewohnt. End-
-»'vr den Majestäten und dem Kronprinzen am
selber eine Defilircour erfolgen. Fest steht,
^ben dem Kaiser Franz Joseph auch der König von
ifi'u und unter den Armee-Inspektoren auch der Prinz
d^stzvon Bayern zur persönlichen Beglückwünschung
en wird. Ebenso dürfte die große Mehrheit der
''Bundesfürsten an der Feier theilnchmen, wenn
sine durch hohes Alter oder Krankheit an der
, Berlin verhindert sind. Fest steht ferner, daß
jugendliche Herzog von Jork, der jetzt einzige
Prinzen von Wales, hier eintreffen und im
^'chen Schlosse absteigen wird. Er ist erst ein einziges
«-Berlin gewesen in Begleitung seines Vaters, als
stu Aufträge der Königin Victoria dem Kaiser Wil-
WAden im Sommer 1889 erstatteten offiziellen An-
den Gegenbesuch inachte. Damals, im März
DDnd die Welt unter dem Eindrücke des nahezu
W erfolgten Rücktritts des Fürsten Bismarck. Aus
"Mird möglicherweise der Kronprinz hierher kommen,
weitere fürstliche Besuche werden erst die
dj, n Tage Zuverlässiges ergeben. Jedenfalls verspricht
^tzf^ier überaus glänzend und großartig zu werden.


Deutsches Reich
^>e Budaetkommii sion des Reichstages hat

gestern die Berathung der Flottennovelle fortgesetzt.
Zuerst wurde über die von Müller-Sagan beantragte ge
schliche Festlegung der Vermehrung debattirt. Staats-
sekretär Tirpitz meint, der alte Limitirungsparagraph Nr. 7
hätte der Regierung gestattet, höhere Forderungen zu stell
len, da der Reichstag diese freiwillig bewilligt habe. Abg
Müller-Fulda (Centr.) schlägt vor, eine Ausarbeitung vor:
zunehmen, welche die Verschmelzung des alten Gesetzes mit
dem neuen Entwurf darstelle; so könne man zu einer Ver
ständigung gelangen. Staatssekretär Tirpitz erklärt, in der
Zusammenschweißung beider Gesetze würden die Verbündeten
Regierungen eine neue Schwierigkeit finden. An der Er
örterung betheiligen sich die Abg. v. Kardorff (Reichsp.)
und Graf Stolberg (kons.), der von einer Verschmelzung
abräth, Dr. Hasse (natl.), der empfiehlt, den Versuch zu
machen, sowie die Abgeordneten Groeber (Centr.) und
Müller-Fulda, der seinen Standpunkt behauptet: Wolle
man eine Flotte, so möge man sich jetzt einigen und nicht
spätere Schwierigkeiten vsrbereiten. Hierauf ging die
Kommission zum Punkt „Durchführung der Vermehrung"
über. Dabei wurde hauptsächlich von der Land Wirt li-
sch a ft gesprochen, die angeblich durch die Vorlage ge-
schädigt werde, weil sie ihr w.itere Arbeitskräfte entziehe.
Dabei handelt es sich nach 20 Jahren um ein Mehr von
Recruten von 10 000 Köpfen und ob diese Recruten aus
der Landwirthschaft kommen, ist sehr fraglich. Müller-
Fulda führte dann aus, der jetzige Zolltarif habe die
Landwirthschaft sehr geschädigt; man müsse der Landwirth-
schaft mehr Sorgfalt zuwenden. Staatssekretär v. Thiel-
manu bemerkt: Die Regierungen haben die Interessen der
Landwirthschaft selbstverständlich im Auge. Dem Abg.
Gröber genügt diese Antwort nicht, die Regierung täusche
sich, wenn sie glaube, die Vorlage werde von selbst in
den Hafen einlaufen. Bloße Versicherungen genügten
nicht. Abg. Bebel erklärt: Wie die Sache jetzt liege,
entweder hohe Getreidczölle oder keine Flotte, hätte man
die Debatte sich sparen können. Abg. Richter bemerkt:
Die Sache liege thatsächlich so, daß hohe Getreidczölle
die Flottenkosten einbringen sollen. Die Getreideeinfuhr
werde nicht abnehmen; der Bedarf steige über die Leistungs-
fähigkeit der Landwirthschaft. Die Verhandlungen wurden
dann abgebrochen.
— Der frühere evangelische Pastor Göhre, der da-
durch bekannt geworden, daß er als oanä tdeol. mehrere
Monate als Fabrikarbeiter in Chemnitz gearbeitet und
darüber ein Buch geschrieben hat, ist, wie erinnerlich, nach
manchen Wandlungen Socialdemokrat geworden. Er
hat einereiche Frau geheirathet und wird nunmehr mit
Singer, v. Vollmar, Arons, Dietz, Bebel zu den Begü-
terten in der Partei zählen. In Chemnitz will nun „Ge-
nosse Paul Göhre" nach langem Schweigen öffentlich auf-
treien und in einer Volksversammlung die Gründe darlegen,
weshalb er Socialdemokrat geworden ist.
Kiel, 25. April. Das Torpedodivisionsboot
I) 4 und die Torpedobootes 7,8 8 und 8 9 haben
heute früh um 8 Uhr die Rh ein fahrt angetreten. Die
Flotille läuft Wilhelmshafen an, wo die Vereinigung mit
den Torpedobooten 8 2, 8 17 und 8 20 stattftndet. Köln
wird am 3. Mai erreicht.
Deutscher Reichstag. Berlin, 25. April. Die erste
Berathung der Rechnung der Kasse der Oberrechnungs-
kammcr wird debattelos erledigt.
In der fortgesetzten Berathung des Seuchengesetzes
erklärt Abg. Schräder (fr. Ver.), das Gesetz sei zu spät ein-
gebracht worden.
Abg. Dr. Höffel (Rchsp.) bedauert, daß der enge Rahmen
des Entwurfes nicht dem entspreche, was man von einem Reichs-



In hohen Regionen.
Erzählung von M. A. Zwickert.
(Fortsetzung.)

>dAe ^ Selsingen erhielt schon nach wenigen Tage vom
kr nnit^ubniß, auszustehen, und bald darauf siedelte er
§4° bschi<->W rWfndenbura über. Mit warmen Dankesworten
Ij^d F °"e sich der Rekonvaleszent von der Wolssburg-
Äl- vergebens jedoch wartete Jutta auf ein Herz-
Ms>üanii i' kinen Blick oder einen verstohlenen Händedruck.
k>n°I"aen längere Zeit verstrich, ohne daß sich Klaus
As r Tan-s^kr in Templin blicken ließ, brach der alte Baron
^ac^Se E sollend los: „Mir scheint wahrhaftig, Jutta,
Premierleutnant nicht einen Pfifferling
Überflai^eigung; Du hast Dich demnach an jenem Abend
wichWeise echauffirt." „Laß mir Zeit. Papa;
Unfeine nicht weitert Im übrigen sei überzeugt,
schÄHfer sich niemanden ausdrängt." Mit diesen
der . >hreg ^ Jutta hinaus. Jedoch, wie tief sie auch das
sip° *übe A,A*öens verschleierte, die Blässe ihrer Wangen,
^ der sonst so strahlenden Augen redeten
ihki,, ichärttp k Sprache für Lola, deren Blick die Freund-
^bi?Ng gif' '. So hotte sie den Prinzen denn unter Mit-
steis!' dcina,,nisten, was Jutta ihr selber erst kürzlich er-
gebeten, Klarheit in die Sache zu bringen,
w^en. ° <wndiren und gegebenen Falles mit Jutta zu
^in- 'ich anderer Leute Liebesangelegenheiten soll
ssda,,' EriL wkntlich nie hineinmischen, Schatz." hatte
, Ah > erntet kwraus halb ernst, halb scherzend geäußert,
M , Vvut ielten Dank, dlais oo gus ln ksmms vsut,
^iin w Jut't» handelt's sich hier um meinen Klaus

Für beide bin ich imstande, ein übriges zu

So suchte der Prinz denn heute, vor dem Ritt nach
Templin hinaus, Klaus auf. „Deine Genesung, mein Junge,"
äußerte er, ohne viel Umschweife direkt auf sein Ziel los-
sreuernd, „macht hier aber verdammt langsame Fortschritte.
In Templin war's anders, da ging's mit staunenswerther
Raschheit vorwärts, und hier hockst Du nun schon wochen-
lang und scheinst mir, Deinem Aussehen nach, sogar ganz
miserabel daran zu sein. Klaus, Klaus, da steckt etwas
dahinter. Hast Du kein Vertrauen mehr zu mir?"
Der junge Ulan seufzte tief auf. „Hoheit, es sitzt hier,"
sagte er dann mit Ueberwindung und legte die Hand aufs
Herz. „Sie, Jutta — Baronesse Wolfsburg meine ich —
hat mich an jenem schlimmen Weihnachtstage bekorbl in einer
Manier, die . . . aber wozu weiter davon reden? Ich
wollte bloß, bevor ich wieder unter Menschen trete, mit
dieser Episode meines Lebens abgeschlossen haben. Allein eS
will mir nicht gelingen, darüber fortzukommen, und die meiste
Schuld daran trägt — es klingt ja freilich lächerlich genug
— ein Traum oder, wenn man's lieber so nennen will,
eine — Vision I"
Der fürstliche Besucher horchte erstaunt auf, und Klaus
berichtete: „Zeit und Umstände vermag ich genauer nicht
auzugeben; es muß wohl in der Nacht gewesen sein, da
Ew. Hoheit so aufopfernd an meinem Lager wachten. Ich sah
mich auf dem Schlachtfelde liegen; es war Winter, und
Schnee lag ringsum, todtmatt fühlte ich mich, unfähig ein
Glied zu rühren, das Blut strömte aus einer tiefen Kopf-
wunde. Da stürmte sie herbei. Jutta, warf sich mit einem
lauten Aufschrei bei mir nieder, mein Haupt an ihre
Brust bettend, und ries dann, mir die zärtlichsten Namen
gebend: Stirb nicht, ich liebe Dich ja, und ich will Dein
sein. Klaus!"
Der Prinz ließ einen Pfiff vernehmen, als gehe ihm
aus einmal ein Licht auf. Klaus Felsingen jedoch fuhr, ohne
darauf zu achten, fort: „Als ich späterhin aus meinem
Fieberparoxysmen erwachte, da erinnerte ich mich sofort
dieser Vision, und seitdem beschäftigt sie mich unausgesetzt im

190«.

meingefährliche Geschlechtskrankheiten gehörten unbedingt in das
Gesetz, ebenso sollte in dem Gesetz die Wohnungsfrage geregelt
werden. Die Anzeigepflicht dürfe nur auf den Schultern der
Aerzte ruhen.
Abg. Dr. Langerhans (Volksp.): Die Wohnungsfrage
gehöre nicht in das Gesetz. Bezüglich der Anzeigcpflicht stimme
er dem Vorredner bei. Er trete seit langem für die obligatorische
Leichenschau ein.
Hierauf wird der Entwurf einer 14gliedrigen Kommission
überwiesen.
Der Ergänzungsetat für 1900 wird debattelos an die
Kommission verwiesen.
Es solgt die erste Berathung des Ergänzungsetats
für die Schutzgebiete für 1900.
Abg. Dr. Hasse (nat.-lib.) beantragt Ueberweisung an die
Budgetkommission und frägt an, ob die neu concessionirten Gesell-
schaften in Kamerun zu Beiträgen für die Schutztruppen heran-
gezogen würden.
Kolouialdirektor Dr. v. Buchka verneint diese Frage. Das
sei unbillig, da die Gesellschaften noch keinen Nutzen aus ihrem
Unternehmen gezogen hätten.
Abg. Graf v. Arnim (Reichsp.) erklärt sich mit der Ver-
stärkung der Schutztruppe einverstanden. Die Ertheilung der
Concessionen an die Kamerungesellichaft sei zum mindesten ver-
früht gewesen.
Kolouialdirektor Dr. v. Buchka: Den Kamerungesellschaften
sei keineswegs Eigenthum an Land übertragen, sondern nur ge-
wisse Vorrechte.
Abg. Eickhoff (freis. Vp.) hat gegen die Verstärkung der
Schutztruppe Bedenken. Die militärischen Expeditionen könnten
für eine gedeihliche Entwicklung nicht bahnbrechend wirken.
Kolonialdirektor Dr. v. Buchka behält sich eine eingehende
Erwiderung für die Kommission vor. Eine Verstärkung der
Schutztruppe sei unbedingt nöthig. Die Schutztcuppe diene auch
Humanitären Zwecken.
Abg. Graf ». Arnim (Reichsp.) macht auf den Aufschwung
des Plantagenbaus in Kamerun aufmerksam.
Der Etat wird sodann an die Budgetkommission verwiesen.
Es folgt die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes
betreffend die Postdampferverbindung mit Deutsch-
Ost a f r i k a.
Abg. Rettig (kons.) erklärt sich mit der Vorlage im All-
gemeinen einverstanden.
Abg. Dr. Arendt (Rp.) wünscht, daß in absehbarer Zeit
Südwestafrika einbezogen werde.
Geh. Rath v. I o n q u i o r e s weist darauf hin. daß eine
Reihe von Einzelfragen noch vor endgiltiger Erneuerung des
Vertrags geregelt werden müsse.
Direktor Kraetke weist darauf hin, daß eine Erhöhung
der Geschwindigkeit eine bedeutende Vermehrung der Subvention
bedinge.
Abg. Dr. Hahn (B. d. L.. wild) weist auf die große Be-
theiligung Woermanns an englischen Unternehmungen hin, die
den deutschen Interessen zuwider laufe. Unsere Kolonialpolitik
sei gegenwärtig nicht kraftvoll genug und zu englandfreundlich.
Kolonialdirektor Dr. v. Buchka vertheidigt Woermann gegen
den Vorwurf, die englischen Unternehmungen zu begünstigen.
Woermann sei in die South West Africa Company getreten, um
die deutschen Interessen zu wahren.
Nach kurzer weiterer Debatte und einer Reihe persönlicher
Bemerkungen wird die Vorlage an eine Kommission von 14 Mit-
gliedern verwiesen.
Morgen 1 Uhr: 3. Lesung des Uebereiukommens mit
Oesterreich-Ungarn, betreffend Urheberrecht, und rückständige
Resolutionen.
Baden. L.K. Karlsruhe, 24. April. Der Nach,
tragsbericht der Budgetkommission betr. Neubau eines 2.
Gymnasiums in Freiburg ist erschienen (erstattet
vom Abg. Fieser) und betont, daß die Regierung mit der
Kommission in der Frage der Nothwendigkeit dieses Baues
von vornherein übereinstimmte. Das bestehende Gymnasium
ist seit mehr als 5 Jahren von ca. 700—800 Schülern
(in 20 Klassen) besucht. Von Lahr bis Lörrach besteht
kein anderes Gymnasium im Oberlande. Die Stadt bietet
den Bauplatz zum Selbstkostenpreise von 192 000 Mk. an
und gewählt 50 000 Mk. zu den Baukosten. Der Kosten-
voranschlag beträgt 662 000 Mk., der Gesammtaufwand
854 000 Mk. Die Kommission beantragt Genehmigung
des Neubaues und als 1. Rate 150 000 Mk. für das
etzige Budget.

Wachen wie im Träumen. Ich darf nur die Augen schließen,
dann steht alles leibhaftig wieder da. Ach. was für ein
Narr bin ich doch — ein Jämmerling, der nicht mit dem
Korbe fertig werden kann, den ihm eine hochmülhige Schöne
verabfolgt, und auch Ew. Hoheit wage ich, meine Liebes»
schmerzen vorzuwinseln I"
Er hatte die letzten Worte mit leidenschaftlicher Heftig-
keit herroraestoßen und schlug jetzt beide Hände vor das
Gesicht. Der Prinz legte ihm die Hand auf die Schulter:
„Armer lieber Kerl, was mußt Du ausgestanden haben mit
Deinen Selbstguälereien? Wäre ich nur eheraekommen, wer
konnte aber auch dergleichen ahnen? — Klaus," fuhr er
dann, vorsichtig seine Worte wägend, fort, „wenn Dein so-
genannter Traum — Deine Vision — nun mehr gewesen
wäre, wenn Du Wirklichkeit und Einbildung verwechselst und
sich, als Du betäubt von dem Sturze im Schnee lagst, nun
thatsächlich zugetragen hätte, was Du geträumt zu haben
glaubst?!"
Klaus Felsingen starrte den Freund zuerst eine ganze
Weile verständnißlos an. „Ew. Hoheit — Erich!" schrie er
dann auf. freilich nur, um gleich darauf mit trauriger Re-
signation zu sagen: „Wie thöricht ich bin — wenige
Stunden vorher bat sie mir ja mehr als deutlich gesagt,
daß ich von ihr absolut nichts zu hoffen hätte."
„Ja doch ja, Menschenskind. das mag sein und wird
stimmen, ebenso sicher stimmt aber auch, was ich Dir gesagt,
und nun nimm einmal Deine fünf Sinne zusammen und
gieb acht: Wenn ein Mädchen wie Jutta einen Mann von
ganzem Herzen liebt, sich aber anderweitig gebunden glaubt
durch Bande, die Pflicht und Dankbarkeit knüpften —
hörst Du. Pflicht und Dankbarkeit — was meinst Du, wird
sie lhun?"
(Fortsetzung solgt.)
 
Annotationen