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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0355

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. Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.

Preis
mit Familienblättern
monatlich SV Pf.
».frei in's Haus gebracht.
^Urch die Post bezogen
„ Vierteljahr!. 1.25 Mk.
"»«schließlich Zustellgebühr.

^nsprech-Anschluß Nr. 82.


Jnsertionsgebühr
15 Pf. für die lspaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

74. Erstes ölalt. Millwach, den 28. Mi?

I9«v.

Bestellungen
»us die Heidelberger Zeitung für das II. Vierteljahr 1900
Werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Spedition, Untere Neckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
^bracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
Zustellgebühr Mk. 1.65.

Die Berathung des Flottengesetzes.
. Berlin, 27. März. Die Bu d g et ko m m iss! o n
"Es Reichstages begann heute die Berathung der
Novelle des Flotttengejetzes und erklärte sich
"»f Antrag des Abg. M üllcr-Fulda (Centr.) damit
^'»»erstanden, daß die Generaldebatte, sowie zwei Lesungen
,»>tfinden und daß die Generaldebatte in vier Abthei-
»bgen getrennt werden soll: 1) Nothwendigkeit und Um-
der Flotte; 2) Kosten und Beschaffung der Mittel;
die gesetzliche Festlegung der Vermehrung; 4) Durch-
^hrung der Vermehrungen. Zu den einzelnen Abschnitten
Werden verschiedene Fragen gestellt werden, darunter
Agende: Welche Ereignisse traten seit dem Flottengesetz
io. April 1898 ein, welche die Novelle nothwendig
pachten? Wie sind die derzeitigen Stärkeverhältnisse der
L^tte und der Landarmeen der größeren Seemächte? Wie
^ unsere politischen Beziehungen zu diesen Staaten?
Welche Ziele verfolgen die verbündeten Regierungen mit
.^ geplanten Weltmachlspolitik? Welche neue Steuern
Mägt die Regierung behufs der Kostendeckungen vor?
gedenkt die Regierung den Nachtheilen zu begegnen,
.'" aus den Flottenverstärkungen für die Landwirthschaft zu
fürchten sind? Der Vorsitzende der Kommission
/'»chte darauf aufmerksam, daß ein Tbeil des zur Beant-
^°Uung nöthigen Materials streng vertraulich zu behan-
sei. Staatssekretär Graf v. Bülow machte ver-
dauliche Mittheilungen über unsere Beziehungen zu
^ anderen Staaten, woraus sich die Forderung ergebe,
der Ausbau der Flotte zur Sicherung der Friedens-
,°fstik des Reiches unbedingt nothwendig sei. Staats-
"retär Tirpitz machte vertrauliche Mittheilungen über
,?fere maritime Lage. Auf Vorschlag des Abg. Richter
sil' ^Esp.) einigte sich die Kommission dahin, daß man
H heute auf Fragen aus dein Schooße der Kommission
Antworten der Regierung beschränke unter allgemeiner
Erkennung der Geheimhaltung. Die Fragen und Ant-
.j?rten bezogen sich auf verschiedene Ereignisse aus dem
^itte der auswärtigen Politik und auf die Stärke der
"^ttenverhältnisse der großen Seemächte.
'n angeblich geheimes Abkommen zwischen
Rußland und Bulgarien.
H Sofia, 27. März. Die neugegründete Zeitung
kH°fchta behauptet, zwischen Rußland und Bulgarien sei

geheimes Abkommen zustande gekommen mit fol-

wesentlichen Inhalt: Bulgarien soll zum n n-
»äugigen Königreich erhoben, Makedonien zwischen
8 arten und Montenegro aufgetheilt werden.
H sollen ferner die bulgarischen und montenegrinischen
e-^pen in die russische Armee im Kriegsfall
g "gereiht, der südwestliche Theil des Hafens von Bur-
fvks' ""5 50 Jahre als Flotten- und Kohlenstation,
ttz als Garnisvnsort an Rußland abgetreten werden.
garien soll von Rußland ein Darlehen von 100 Mill.
prüfen erhalten. Schließlich hätte Bulgarien sich ver-
^iet, alle antuussischcn Eleinente aus Heer und Ver-
^^»Ug zu entfernen.

Stdei. Romaufeuilleto« findet der Leser im heutigen
Kleine Zeitung.
svtkzl Stuttgart, 25. März. In der Nummer 49 vom 28. Febr.
ichhst das neue Tageblatt unter der Ueberschrift: „Ein
drijch.?vischer Landsmann in der Burenarmee" einen
AeösMen Feuilletonartikel, der aus einem der Redaktion zur
gestellten Privatbrief aus Transvaal die Einzelheiten
^rlesv'inen hat. Die schwäbische Tagwacht erzählt nun, wie dieser
<>az Entstanden fft- Einige witzige junge Leute wetteten, daß
, tt einen Schlachtenbrief aufnehme, der von ihnen selbst
sei. Die in dem Brief genannten Persönlichkeiten sind
stehe,, "^Mellen, die in Stuttgart und Ludwigsbnrg in Arbeit
Ufenm^.Das Tagbl. fiel aus die Mystifikation herein und ver-
v^er»,, erdichteten Brief. Aber auch der Schwäbische
»> .tst ähnlich hinübergelegt worden; er hat am
Aies? 1^00 gleichfalls einen „ihm zur Verfügung gestellten"
Seitz °Es für die Buren kämpfenden Württembergers Herinann
Nun ist aber auch dieser Seitz sammt seinem
»eide ,;»»danten Cröner" Angehöriger der Schneiderzunft und
- E" wohlbehalten in Stuttgart.
i"br„ar? Kaiser als Pathe von Drillingen. Bei den im
stiller "rm Gärtner LHIon zu Krcuzenort i. Lchles. von
üeborpni'n DrNIinkit'n Knollens bat der Kaiser


lirchenm,^"feiner der Name desKaiserS in das Gemeinde-
ter bist,, Eingetragen werde Die Ehe des glücklichen Vaters
. ^ ^I'rcb die Geburt von sechs Söhnen gesegnet.
'"ststen G Penfionsanstalt deutscher Schriftsteller und Jour-
' vEiöff.iitllcht soeben einen Auszug aus dem
n?äe»rAtE iür 1899, dem zu entnehmen ist, daß sich das ver-
ruß abile>, sxhx günstig gestaltete und mit einem Ueber-
llÜs bv» . Das Gesammwermögen der Anstalt beziffert sich
»d. Le. >« ' '' wooon 480000 Mk. in Hypotheken angelegt
^e.tritt zur Pensioiisanstalt, der Seine Königl. Hoh.

(Die Kölnische Zeitung bemerkt zu der russisch-bulga-
rischen Enthüllung: Es bleibt abzuwarten, welche Stellung
die bulgarische Regierung und insbesondere Fürst Ferdinand
dieser sensationellen Enthüllung gegenüber einnehmen wer-
den. Sie klingt zunächst unglaublich, da sie eine Auf-
hebung der bestehenden internationalen Verträge, insbeson-
dere der im Jahr 1898 zwischen Oesterreich-Ungarn und
Rußland getroffenen Vereinbarungen, bedeuten werde.)

Deutsches Reich.
Deutscher Reichstag. Berlin, 27. März. Der Reichs-
tag begann die dritte Lesung des Etats.
In der allgemeinen Berathung bespricht der Abg. v. Scheele
die Lage der Stetnarbeitcr, deren aesundbeitliche Verhältnisse sehr
traurig seien. Redner wünscht Maßregeln zur Besserung, um
die Arbeiter dem Einfluß der socialdemokratischen Gewerkschaften
zu entreißen.
Es kolgt die Einzelberathung.
Abg. Fisch deck (freis. Volksp.) befürwortet einen Antrag
Bergmann, betreffend Diäten und Reisekosten aus Reichs -
Mitteln für die Mitglieder des Reichstags. Der Antrag sei
schon zehnmal vom Hause angenommen. Für denselben spreche
ein Blick auf das schwach besetzte HauS und der Umstand, daß
wichtige Gesetze wegen Beschlußunfähigkeit nicht zur Verab-
schiedung gelangten.
Es liegt ein Antrag Gröber-Bassermann vor, in der Resolu-
tion Bergmanns das Wort „Diäten" durch „Anwesenheits-
gelder" zu ersetzen. (Heiterkeit.)
Abg. Bassermann (natl.): Seine Partei trete für den
Antrag Bergmann mit obiger Aenderung ein. Eine Reihe von
Elementen mit gediegener Bildung und reicher Erfahrung sei aus
pccuniären Gründen vom passiven Wahlrecht ausgeschlossen. Be-
züglich der Präsenzgelder verweise er auf die Einzellandtage.
Der Antrag Bergmann mit dem Abänderungsantrag Gröber-
Bassermann wird angenommen; die Netchspartei hatte den
Saal verlassen; die Conservativen und Fürst Bismarck stimmen
dagegen.
Beim Etat des Reichsamts des Innern tritt der Abg. Prinz
Schoenaich Carolath (Hosp. d. Nationallib.) für die Zulassung
der Frauen zu den Universitäten ein.
Staatssekretär Dr. Graf v Posad owsky: Die Frauen
seien in ihren Forderungen bezüglich des Universitätsstudiums
immer weikergegangen. Es sei zweifelhaft, ob die deutsche Re-
gierung geneigt sei, auf die Universitäten und die Professoren einen
Druck bezüglich der Zulassung der Frauen auszuüben. Persön-
lich stehe er dem Fraucnstudium wohlwollend gegenüber.
Aba. Rickert (fr. Ver.): In der Frage des Frauenstudiums
müsse Preußen vorangeben.
Abg. Rosenow (Soc) fragt an, ob bezüglich der Resolution
über den Erlaß des Reichswohnungsgesetzes bereits etwas ge-
schehen sei.
Staatssecretär Dr. Graf v. Posadowsky: Die Wohnungs-
frage sei eine der am tiefsten gehenden socialen Fragen. Der
Vorredner könne doch nicht erwarten, daß in der kurzen Zeit
schon etwas erreicht sei. Die Regierung werde aber der Ange-
legenheit ihre Aufmerksamkeit zuwenden.
Avg. Schräder (sr. Ver.): Eine Beschleunigung des
Reichswohnungsgesetzes sei dringend nothwendig.
Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Dr. Arendt und
Singer bringt der Abg. Dr. Pa as che (natlib.) authentisches
Material für einen vom Abg. Bebel bei Berathung der Flotten-
vorlage vorgebrachten Fall zum Beweis dafür vor, daß die An-
gab en Bebels den Tbatsachen nicht entsprechen; angeblich sei
ein Arbeiter nach langjährigen Diensten in der Firma Ludwig
Löwe plötzlich entlassen worden; aus Kummer hierüber habe er
sich erhängt, und seine Familie sei der Armenpflege überlassen
worden. Zn Wirklichkeit hat der betreffende Mann ein Gehall
von 4800 Mk. bezogen und sei nicht plötzlich entlassen worden;
die Firma habe die Beerdigungskosten mit 1100 Ml. getragen
und zahle der Familie eine Pension von 1200 Mk.
Abg. Bebel (Soc.): Die Pension sei, wie er eben höre, erst
nach den Erörterungen im Reichstag ausgezahlt worden.
Abg. Paasche: Aach dies sei wieder solch eine leichtfertige
unrichtige Behauptung.
Hierauf vertagt sich das Haus auf morgen 1 Uhr.
Baden. Kommenden Sonntag, 1. April, findet in
Karlsruhe ein badischer Handelstag statt, an
dem sämmtliche Handelskammern im Grobherzogthum theil-
nehmen werden. Auf der Tagesordnung stehen folgende
der Großherzog von Baden einen namhaften Beitrag zuzuwendcn
die Gnade hatte, ist allen Journalisten in deren eigenstem In-
teresse zu empfehlen. Der Auszug aus dem Jahresberichte wie
die übrigen Drucksachen der Anstalt werden jederzeit kostenlos
vom Bureau — München, Max Joseph-Straße 1/0 — an alle
Interessenten versandt.
— Ein Tiger in Schlesien- Eine Nachricht, die man für
einen verfrühten Aprilscherz halten könnte, bringt der Neue Gör-
litzer Anzeiger aus Hoyerswerda: Ein Raubthier schlimmster Art
treibt schon über ein Jahr sein Unwesen in den angrenzenden
Forsten, vertilgt viel Wild und vernichtet den ganzen Rehstand.
Am 18. März wurde das Thier des Vormittags um 9 Uhr in
Sabrodt, auf 60 Meter von Gebäuden entfernt, als Tiger er-
kannt; auch herbeigeholte königliche Förster bezeichnten die
Fährte als die eines Tigers. Im angrenzenden Revier Proschim
hat der Flurschüy den Tiger «eschen, wie derselbe ein Reh zer-
rissen. Hier herrscht eine furchtbare Aufregung. Aus entlegenen
Ansiedelungen gehen Kinder nicht mehr in die Schule. Der
Spremberger Anzeiger schreibt über dieselbe Angelegenheit Fol-
gendes: Der Waldhüter des Reviers Proschim ließ am Samstag
die Jagdpächter des genannten Reviers durch eine Postkarte
wissen, daß in der „Bore", einem bestimmten Theil des Reviers,
sich ein Tiger aufhalte, der auf dem Blunower Revier schon 14
Rehe zerrissen und gefressen hätte. Selbstverständlich wurde diese
Nachricht mit ungläubigem Lächeln seitens der Jagdbetheiligten
ausgenommen. Heute liegen aber bestimmtere Nachrichten vor.
In der angrenzenden königlichen Hoyerswerdaer Forst sind die dort
stationirten Förster in der vorigen Woche auf die eigenthümtiche
im Schnee hinterlassene Fährte aufmerksam geworden, und heute
meldet der Flurschütz von Sabrodt seinem hiesigen Jagdpächter,
daß jene seltsame Bestie von Leuten, die durchaus zuverlässig, am
Sonntag gesehen worden ist, und daß nach der genauen Be-
schreibung des Thieres es keinem Zweifel unterliegen kann, daß
ein irgendwo entkommener Tiger oder Jaguar sich hier aufhält.
— Paris, 24. März. Eine Frau Assim, Französin von
Geburt, die vor zwölf Jahren e > nen Eh in esen heirathete
und auf der Weltausstellung 1889 in einem Pavillon thronte,
wo sie Thee und andere Erzeugnisse des äußersten Ostens fetl-

Punkte: 1. Neuordnung des deutschen Handelstages; 2.
Vermehrung der Kriegsflotte; 3. Gesetzentwurf betreffend
Schlachtvieh- und Fleischbeschau; 4. Einrichtungen zur För-
derung des auswärtigen Handels; 5. Unfallversicherung;
6. Gewerbegerichte. Nach Schluß der Verhandlungen wer-
den sich die Vertreter der einzelnen Kammern zu einem ge-
meinschaftlichen Mahle zusammenfindcn.
L.O. Karlsruhe, 27. Mürz. Die Commission für
Eisenbahnen und Straßen beantragt, dem Gesetzentwurf
betreffend die Erbauung einer Nebenbahn von Wall-
dürn nach Hardheim zuzustimmcn. Die Bahn fährt
von Walldürn über Höpfingen nach Hardheim und hat eine
Länge von 10 km. Die Baukosten sind auf 938000 Mk.,
die Gcländeerwerbungskosten auf 95 000 Mk. veranschlagt.
Die zu erwartenden Einnahmen beziffern sich aus dem
Personenverkehr auf 23 300 Mk., aus dem Güterverkehr
auf 25 800 Mk. Die Betriebsausgaben stellen sich auf
25100 Mk., ss daß ein Ueberschuß von 24 000 Mk. ver-
bleibt. Zieht man hievon für Erreuerungs- und Reserve-
fonds 5000 Mk. ab, so würde sich das Betriebskapital
nur zu 2,025 pCt. verzinsen. Die Unternehmergesellschaft
rechnet jedoch mit einer beträchtlichen Steigerung des Per-
sonenverkehrs während der 3wöchigen Walldürncr Wall-
fahrtszeit.
L.O. Karlsruhe, 27. März. Die Erträgnisse
aus den Domänen sind seit längerer Zeit in steigender
Entwickelung begriffen; auch in dem gegenwärtigen Staats-
voranschlag zeigen sie wiederum eine steigende Tendenz.
Die weitaus größte Zunahme weisen die Einnahmen aus
den Holzerlösen auf, da sich die ohnehin schon hohen
Holzpreise nicht nur auf ihrer bisherigen Höhe erhalten,
sondern auch noch eine Steigerung erfahren haben, so daß
ins Budget ein Mehr von 520 560 M. eingestellt werden
konnte. Die ertragsfähige Waldfläche ist von 91 642,77 da.
im Jahre 1897 auf 92 281,99 sta. gestiegen und es hat
sich demgemäß ine Nutzungsmasse von 538 455,80 Fest-
meter auf 557 564,76 Festmeter gehoben. Nach dem
Rechnunasdurchschnitt ist der Erlös aus dem Festmeter
Holz von 10 Mk. 83 Psg. auf 11 Mk. 41 Pfg. ange-
wachsen. Auch die übrigen Einnahmepositionen zeigen fast
durchweg Mehreinnahmen; andernfalls sind die Ausgaben
infolge der Vergrößerung und Erweiterung der Betriebe
der Forst- und Domänenverwaltung nicht unerheblich
gestiegen. Die Einnahmen im ordentlichen Etat betragen
18 706 558 M., die Ausgaben 11 012 368 M.; es ergibt
sich somit ein Einnahmeüberschuß von 7 694 190 M.,
welcher der Staatskasse zur Befriedigung allgemeiner Be-
dürfnisse zugeführt werden kann. Ein vollständiges Novum
im jetztigen Etat ist die Uebernahme einer Jagd im Forst-
bezirk Rcnchen in den Selbstbetrieb durch den Staat.
Die Veranlassung war der allzu starke Wildstand, der
von den früheren Pächtern der Jagd zum Schaden der
Waldungen gehalten wurde. lieber die Frage, ob der
Regiebetrieb auch auf andere Jagden ausgedehnt werden
soll, war die Budgetkommission getheilter Meinung; schließ-
lich neigte sie sich dahin, daß der Regiebetrieb auf andere
staatliche Jagdbezirke nur dann ausgedehnt werden soll,
wenn ähnliche Verhältnisse, wie im Bezirk Rcnchen dies
nöthig machen.
— Die Lokal- und Nebenbahnen haben im Februar
d. I. fast ausnahmslos erhöhte Einnahmen gegenüber dem Vor-
jahre gehabt. Bei der Mannheim-Weinheim-Heidelberg-Mann-
heimer Bahn beträgt das Mehr im Februar Mk. 6800 und seit
Anfang des Betrtebsjahres (1. April 1899) Mk. 98 810.
Badischer Landtag. L. 6. Karl s r uh e, 27. März.
(52. Sitzung der Zweiten Kammer.) Die allgemeine
Berathung über das Budget der Landwirthschaft
wurde heute fortgesetzt.

bot, stand seit einiger Zeit an der Spitze einer eigenthümltchen
Anstalt in der Gegend des Triumphbogens, woOptum ge-
raucht und Laudanum in Schnapsgläsern getrunken wurde. Die
Kundschaft war aus Weltdamen und Halbweltlertnnen, vornehmen
Müßiggängern, Neurasthenikern und ehemaligen Colonialbeamten
zusammengesetzt, die gewisse Gewohnheiten nicht mehr lassen
können. Noch andere Dinge über den Opiumraucherialon kamen
dem Polizeipräfekten zu Ohren, Dinge so anstößiger Art, daß der
Chef der Sicherhci spolizei Cochefert mit einem Sekretär und
zwei Agenten bei Frau Assim am gestrigen Nachmittag vorsprach.
In dem Saale zu ebener Erde, wo er unvermuthet eintrat,
herrschte eine Luflwärme von dreißig Grad; auf Divans
und Rohrmatten lagen acht Personen, Herren und Damen
der „besten Gesellschaft", herum und ließen träumerisch
den Rauch, den sie aus langen Schilfrohren zogen, zur Decke
emporkräuscln. Er weckte die Raucher aus ihrem Dusel auf, um
sie ins Verhör zu nehmen, belegte eine Menge Dinge, die er unter
der Hand fand: chinesische Bilder und Masken, Sptrituslampen,
Schttfröhrchen, Pfeifen, Opiumkuchen. Laudanumfläschchen und
dergleichen mehr mit Beschlag und ließ überdies den Hausrath,
Divans, Sophas. Rohrmatten, Schemel, Tische u. s. w. in zwei
Möbelwagen packen und nach dem Justizpalaste schaffen. Das
wird was geben.
— Eine wissenschaftliche Expedition von Engländern, die
von einem Comrtee, an dessen Spitze der englische Forscher Prof.
Ray Lancaster stand, nach dem Tangan^ika-See abgeschtckt
worden war, um die centralasrikanischcn Seen zu durchforschen,
ist nach Uganda zurückgekehrt, zwei Jahre vor dem geplanten Av-
schluß ihrer Thättgkeit. lieber die Gründe der verfrühten Rück-
kehr spricht sich das Daily Chronicle folgendermaßen aus: Die
englischen Forscher nahmen wahr, daß ihre Arbeit durch einen
deutschen Gelehrten weit überholt war, der sich mehrere Jahre
in den betreffenden Gegenden aufgehalten hatte und mit jenem
Bienenfleiße, der ein Merkmal seiner Landsleute ist, Forschungen
nachgegangen war.
 
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