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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0231

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

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Montag, dk» 26. Februar

!SW.

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gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
15 Pfennig weiter.

Vom Kriege in Südafrika.
Auch heule liegt leine greifbare Mittheilung darüber
vor, wie sich die Verhältnisse auf dem westlichen Kriegs-
schauplatz gestaltet haben. Nur so viel kann man sagen:
Wäre es den Engländern gelungen, Cronje umzurennen,
wie sie hofften, dann wäre die Kunde von diesem Ereigniß
sogleich durch die ganze Welt geflogen. Aus dem Schweigen der
amtlichen englischen Nachrichten ist zu schließen, daß Cronje
bisher nicht bezwungen worden ist. Ob er jedoch noch
an dem Platz sich befindet, wo ihn die Engländer zwangen,
sich zu stellen, ob er sich dort vielleicht verschanzt hat,
ob er etwa unter Kämpfen langsam weiter gezogen ist, ob
und wie viel Verstärkungen er an sich gezogen har, das
wissen wir Alles nicht. (Siehe Neueste Nachr.)
Nach einem Wolff'schen Telegramm verzeichneten am
Samstag verschiedene Berliner Blätter aus Privatquellen
das Gerücht, daß es Cronje gelungen sei, sich durch-
zuschlagen. Es wundert uns, daß das Wolff'sche Bureau
solche vage Gerüchte mit seiner Autorität unterstützt. Das
Publikum hier hat sicher nicht das Bedürfniß zu hören,
was verschiedene Berliner Blätter, deren Namen ihm nicht
angegeben werden, in einer Angelegenheit, in der so viel
Vhantastrt und gelogen wird, angeblich aus Privatquellen
als Gerücht bringen. Denn eine solche Nachricht bietet
'hm absolut nichts.
In der Köln. Zeitung wird von fachmännischer Seite
berausgercchnet, daß der Burengeneral Cronje, falls er
sich noch länger zu halten vermöge, für sich westlich von
Bloemfoutein 25 000 Mann zu vereinigen vermag, auch ohne
daß Natal ganz von Buren entblößt würde. Dem Lord
Roberts mögen dann, trotz der Heranziehung von Ver-
stärkungen aus de Aar und Naauwpwort, nach Zurück-
Fassung der erforderlichen Truppen an der rückwärtigen
Verbindung, im Lager am Modder, sowie in und nördlich
bon Kimberlcy. noch etwa 30—35 000 Mann in der
vordersten Linie zur Verfügung bleiben. Stehen nun
^50oo burische Schützen in zweckmäßig gewählter, gewandt
^sesligter und in nicht leicht zu umgehender Stellung, so
haben die 30—35 000 Engländer keine sehr große Aus-
ücht auf Erfolg. Soweit die fachmännische Berechnung,
kur deren Verwirklichung Cronje bei seiner jetzigen Lage
Merdings viel Glück braucht.

Die transvaalsche Gesandtschaft in Brüssel
""ärte, daß die Truppen Jouberts rechtzeitig auf den
Schauplatz der gegenwärtigen Operationen gelangen könn-
lx"' ""l Cronje in Paardesberg zu Hilfe zu kommen. Eine
^tsenbahnlinie verbinde Ladysmith und Bloemfontain über
^arrysmith, Bethlehem und Wynburg. Von Bloemfontain
^ange man auf das gegenwärtige Schlachtfeld in zwölf
stunden. Joubert könne also Cronje rechtzeitig zu Hilfe
°wnien, der seit dem letzten Sonntag einen homerischen
arnpf bei Paardesberg kämpfe. Bei einem Sieg der Eng-
ander würden die transvaalschen Truppen sich rasch zu-
^wenziehen, der Rückzug über den Vaal werde aber wohl
scht sofort erfolgen. Der Oranjefreistaat sei in seinem
-Üblichen Theile von einer Menge Höhen durchschnitten,

Fürst Margoni.
Roman von Moritz Lilie.
^ (Fortsetzung.)
siiir?^ R^n Herrn war es ganz seltsam zu Muthe, das
v>j,?'ache Letter draußen ipieaelke die eigene Stimmung
^»ever. Was hatte er gethan? Wie ein Seelenverkäufer
Vvn!?bve Enkelin verschachert, sie an einen Mann verhandelt»
sich g m er wußte, daß er eine bewegte Vergangenheit hinter
sich ' baß er nicht frei von Leidenschaft sei. Er halte
siin?«'^ r aesragt, ob er durch diesen Verkauf das Kind
des storbenen Sohnes unglücklich mache, ob der Charakter
lUnaen die Bürgschaft gewähre, daß die Zukunft des
di? V'ZNadchens gesichert sei; nur sein eigener Vortheil war
dritte Re ihn zu diesem unedlen Handel veranlaßt
er si.'k Rerie mußte das Spielzeug werden, durch welches
sich - Einer peinlichen Lage befreien wollte, in die er
das leinen Leichtsinn, durch seine unselige Vorliebe für
«Viel gebracht hatte.
8ürsu * war es denn nicht ein Glück für das Mädchen,
tvür,- ^ werden? versuchte der Graf die inneren Vor-
satz beschwichtigen; mußte sie es ihm nicht Dank wissen,
ihr- E m dieser Weise für sie sorgte? Gewiß würden alle
blick--« . rdgenosfinnen mit Neid und Mißgunst auf sie
sei - s> ' wenn sie erfuhren, daß sie die Braut eines Fürsten
bewies-« .Wlue von ihnen würde dessen Bewerbungen zurück-
läröne ", OEN. Kein Zweifel, der Italiener war eine
E'u erk«^Asante Erscheinung, er galt für begütert und war
SlücklÄH",uer vielgereister Mann, so daß sich jede Mutter
Abasie« -Hutzt haben würde, ihn zum Schwiegersöhne zu
der UZ auch Valerie war Glück zu wünschen, daß
silde in"'. E Fürst jhr Herz und Hand anbor; denn daß der-
'Uar einverstanden sein werde,
->'ur ihn sicher.
die mußte sich der Graf sagen, daß cs keineswegs
rse für das Wohl seines Enkelkindes sei, die ihn zu

die leicht vertheidigt werden könnten. Die Burentruppen
seien mindestens 100000 (?) Mann stark und man brauche
vorläufig nicht an dem schließlichen Erfolg zu verzweifeln.
(Die 100000 Mann scheinen doch etwas dick aufgetragen.
D. Red.)
In London wird die allgemeine athemlose Spannung
über den Ausgang der Kämpfe gegen Cronje nachgerade
fast unerträglich. Seit der Reutermeldung über die Kämpfe
am Montag und Dienstag liegen auch dort keine Neuig-
keiten vor. Die englischen Militärkreise nehmen an, daß
Kitchener 2 ittwoch bei Paardeberg und Roberts südwestlich
davon gegen den zum Entsatz anrückenden Burengeneral de
Wett weitere Treffen geschlagen haben, die wohl erst am
Donnerstag Abend entschieden wurden. Wie weit diese
Annahme sich bestätigt, muß dahingestellt bleiben.
Was den östlichen Kriegsschauplatz anbetrifft, so ist
gestern früh hier folgende Depesche eingetroffen:
Pretoria, 24. Febr. Eine Reuter-Depesche
aus dem Burenlager bei Ladysmith meldet:
Am 22. Febr. überschritten die britischen Truppen
mit Geschützen den Tugela und griffen das Ermelo-und
das Middelburg-Kommando an. Sie mußten nach
heftigem Gefechte sich zurückziehen. Der An-
griff wurde am folgendem Morgen erneuert, die
Engländer wurden jedoch nochmals mit schweren
Verlusten zurückgetrieben.
Hiernach haben die Buren also ihre Stellung bei
Ladysmith durchaus nicht aufgegeben. Sie sind vielmehr
den Buller'schen Truppen energisch entgegengetreten und
haben sie am Donnerstag und am Freitag zurückgctrieben.
Da England, das die Telegraphenlinien beherrscht, dieses
Telegramm hat passiren lassen, so ist anzunehmen, daß es
mit der Wirklichkeit übereinstimmt.

Deutsches Reich.
— Der Kronprinz siedelt, nachdem er am Mittwoch
in Plön sein Abiturienten-Examen bestanden hat, nunmehr
nach Potsdam über, wo er am 6. Mai für großjährig er-
klärt werden und einen eigenen Haushalt antretcn wird.
Er wird zunächst beim ersten Garde Regiment zu Fuß
Dienst thun und voraussichtlich im Herbst die Universität
Bonn beziehen. Zu gleicher Zeil mit ihm wird dort auch
der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin stu-
diren, der gleichfalls in der nächsten Zeit und zwar in
Dresden die Abiturientenprüfung ablegen wird.
— Laut kaiserlicher Anordnung ist den in der Armee
auf Beförderung dienenden früheren Abiturienten von
Gymnasien und Realgymnasien, die bei gefestigtem Charakter
und militärischer Brauchbarkeit den Anforderungen der O f-
ftzierprüfung genügen, durch Vordatirung des Patents
für die Folge ein Vortheil zu gewähren.
— Im Befinden des Abg. Dr. Lieb er ist wiederum
eine andauernde und merklich fortschreitende Besserung
zu verzeichnen, so daß jetzt eine sichere Aussicht auf
Wiederherstellung besteht.
— Man erinnert sich, daß vor etwa anderthalb Jahren
die Prinzessin Sibylle von Hessen, die jüngste Tochter
der Landgräfin von Hessen, deren Sohn, Prinz Friedrich
Karl, die jüngste Schwester des Kaisers, Prinzessin Mar-
garethe, geheirathel hatte, sich mit dem Oberleutnant Frhrn.
v. Vincke im Grenadier-Regiment zu Pferde Freiherr v.
Derfflinger (Neumärk.) Nr. 3, vermählte. Der Kaiser soll
mit dieser Heirath nicht einverstanden gewesen sein und
Freiherr v. Vincke schied damals aus dem aktiven Heeres-
dienst aus. Wie die Frkf. Ztg, meldet, ist er jetzt wieder

diesem Schritt verleitet halte. Niederer, unlauterer Egois-
mus war es, der ihn zum gemeinen Menschenhändler herab-
würdigte, der die heiligsten Gefühle in ihm erstickte, nur um
seine Eitelkeit nicht zu verletzen. Der Fürst war bezüglich
seiner Forderung unerbittlich, das hatte er wohl gesehen;
wenn er gerichtlich vorging, wenn er sein Schuldverhältniß
der Oeffentlichkeit preisgab, dann war es mit der ganzen
mühsam bew-chrten Herrlichkeit vorbei und seine Armuth, seine
zerrütteten Verhältnisse lagen vor jedermanns Augen da.
Wie würden sie die Köpfe zusammenstecken und sich die
grobe Neuigkeit hohnlächelnd und schadenfroh zuflüstern, alle
die, welche er bisher mit vornehmer Herablassung behandelt,
wie würden sie händereibend das alte wahre Wort zur An-
wendung bringen: Hochmuth kommt vor dem Fall-
Der von ihm gewählte Weg war der einzige, den un-
gestümen Gläubiger los zu werden und gleichzeitig in den
Besitz einer Summe zu gelangen, die ihn wieder einige Zeit
vor Mangel schützte. Und — philosvphirte er weiter -
findet Valerie nicht das Glück, das sie erwartet, so sind sie
und ihr Gatte ja nicht ewig aneinander gefesselt; bei dem
Rückhalt, welche» sie an ihren^ reichen Verwandten besitzt,
kann es ihr ja niemals fehlen!"
„Genügt Ihnen das?" fragte der Fürst, dem Grafen
ein beschriebenes Blatt Papier hinreichend.
Jener las das Schriftstück aufmerksam durch.
„Vollkommen!" sagte er dann das Blatt zusammen-
faltend, „und nun sollen Sie auch den Namen der jungen
Dame erfahren: es ist meine Enkelin, Valerie Komteß
Hellwarth."
Margoni hob sich im Sessel halb empor.
„Wer?" fragte er mit allen Zeichen höchsten Erstaunens.
Der Graf wiederholte den Namen.
„Nun, die ist mit hunderttausend Mark nicht zu theuer
bezahltl" rief der Italiener mit frivolem Lachen, „es fragt
sich nur, ob sie mit unserem Handel einverstanden ist?"
„O, dafür lassen Sie mich sorgen!" beruhigte der Alte,
„es wird nicht schwer sein, sie unserem Plane geneigt zu
machen!"

in den aktiven Offiziersdienst zurückgetreten und bereits nach
Berlin gereist, um sich beim Kaiser zu melden.
Deutscher Reichstag. Berlin, 23. Febr. Etat des
Reichsamts des Innern beginnend bei den einmaligen
Ausgaben. Titel: 1 Million für Betheiligung des Reiches
an der Weltausstellung in Paris.
Der Kommissar der Pariser Weltausstellung Geheimrath
Richter gibt eine knappe Darlegung des gegenwärtigen
Standes der deutschen Abthetlung. Wahrscheinlich werde sie am
festgesetzten Termin am 15. April im wesentlichen voll-
endet sein. Allerdings könne eine Ausstellung von so riesigem
Umfang, an der die verschiedenartigsten Gebiete der Kunst, In-
dustrie, des Gewerbes und der Landwirthschaft betheiltgt sind,
nicht in allen Theilen eine gleichmäßige Entwicklung zeigen.
Zweifelhaft sei, ob das Gebäude für das Heer- und Marine-
wesen, das einmal durch einen Orkan zerstört worden sei, noch
rechtzeitig fertig werden würde, doch sei eine Fertigstellung bis
Mitte Mai sicher. Ebenso verhalte es sich mit dem Wasserschloß,
in dem sich die Elektricitätsaurstellung befindet, an der unsere
bedeutendsten Elektricitätswerke betheiligt sind. Diese Gebäude
werden Anfang Mai dem Publikum geöffnet werden. Alle
deutschen Ausstellungsgebäude sind vollständig für die Inangriff-
nahme der Installation hergerichtet. Wir sind erfreut, feststellen
zu können, daß namentlich die großen Kraftmaschinen Deutsch-
lands vor den übrigen Nationen einen nicht unerheblichen Vor-
sprung haben. Aus dem Plan der^Ausstellung geht hervor, daß
Deutschland an 221 verschiedenen Stellen betheiltgt ist. Deutsch-
land ist in allen Gruppen wirksam, theilweise sogar hervorragend
vertreten. In vielen Abtheilungen hat ein großer Raumgchalt
beinahe noch nicht genügt. Es ist die erste Weltaus-
stellung, in der D e uts ch la n d in einer geschlossenen,
einheitlich geordneten Ausstellung auftritt. Sein
des Redners Verhältniß zu den französischen Ausstellungsbehörden
und den anderen Kommissionen sei fortdauernd gut. Das Ver-
hältniß zu den höheren französischen Behörden lasse ebensowenig
zu wünschen übrig. Zwischen den in der Ausstellung thätigcn
deutschen und französischen Arbeitern herrsche das beste Einver-
nehmen. Falls nicht ganz überraschende Ereignisse eintreten,
werde man mit der bewilligten Summe auskommen.
Abg. R 0 esi ck e - Kaiserslautern (Bund der Landwirthe) tadelt,
daß für die deutsche Schweine- und Rtndviehzucht nur 10 000,
bezw. 6000 ausgesetzt seien und daß das deutsche Vieh einer
zehnrägigen Quarantäne unterworfen wird, während der einzige
ernsthafte Concurrcnt Deutschlands, England, keine Quaran-
täne habe.
Gehctmrath Richter: Die Landwirthschaft könne nicht mehr
bedacht werden, als der Platz innerhalb des deutschen Aus-
stellungsprogramms bedinge. Darnach könnte sie nur den
18. Theil der Gesammtsumme beanspruchen. Sie hat aber vier
bis acht Mal so viel Inhalt wie irgend eine industrielle Gruppe.
Auf eine weitere Anfrage des Abg. Roesicke erklärt Äe-
heimratb Richter, für uns seien die Bestimmungen des fran-
zösischen Ausstellungsplanes bindend.
Der Titel wird angenommen, ebenso der Rest des Etats des
Innern.
Es folgt darauf die Weiterberathung des Mil itä r e ta ts.
Die Debatte bot kein wesentliches Interesse. Gesprochen wurde
besonders über das Remontewcsen.
Abg. Pauli tritt warm für die Besserstellung der Zeichner
und Constructeurc in den Munitionsfabriken ei»; ebenso für die
der Arbeiter.
Generalmajor v. d. Boeck: Etwa 70 Prozent der gelammten
Arbeiterschaft verdiene 4—6 täglich. Die Militärverwaltung
sei bereit, die Interessen der Arbeiterschaft mit Wohlwollen und
Aufmerksamkeit zu verfolgen.
Abg. Zubeil (Soz.) bestreitet, daß die Lage der Arbeiter
der Spanoauer Gewehrfabriken so günstig sei, wie der Vorredner
darstellt.
Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr: Rest der heutigen Tages-
ordnung, Gesetzentwurf betreffend die Bestrafung der Entziehung
von elektrischer Kraft.

Badischer Landtag. L. 6. Karlsruhe, 24. Febr.
6. Sitzung der Ersten Kammer. Auf der Tagesord-
nung stand der Bericht der Rudgetkommisston über den
Justiz etat, den Geh. Rath Dr. Schenkel erstattete.
Der Antrag der Kommission lautet auf Genehmigung sämmt-
licher Titel nach Maßgabe der Beschlüsse der Zweiten Kammer.
Der Berichterstatter bezweifelt, ob die in Aussicht genommene
Vermehrung der Richterstellen bei den Aufgaben» die das Bürger-
liche Gesetzbuch stellt, ausreichend ist. Die Besserstellung der
Notare finvet er für durchaus gerechtfertigt. Geh. Rath Schnei-

„Ein Diener trat ein.
„Die Frau Gräfin lassen 'zum Abendbrot» bitten,"
sagte er.
„Das ist gut, ick verspüre wahrhaftig Appetit. Kommen
Sie, lieber Fürst, lassen wir die Damen nicht warten I"
Der Diener schlug die Portiere zurück und die beiden
Herren betraten den Korridor, den Weg nach dem Salon
einschlagend.
(Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
7^ Heidelberg, 26. Februar.
„Robert und Bertram oder Die lustigen Vaga-
bunden". Posse mit Gesang in 4 Aufzügen von Gustav

Am Fastnachtssonntag ist es Pflicht jedes TheatergastcS, seine
Werktagsvernunft zu Hause zu lassen, oder sie mit dem Hut zu-
gleich dem Logenschließer in Verwahrung zu geben. Unter solchen
Umständen wird man die Streiche der beiden lustigen Vagabunden
ganz und voll genießen. Im andern Falle dagegen wird man
sich der Einsicht nicht erwehren können, daß die Leute vor
vierzig Jahren bei einem lustigen Theaterabend doch Manches
mit in den Kauf nahmen, was uns heule recht kindlich und
nicht mehr ganz genießbar vorkommt. Immerhin enthält die
Posse Vieles, was auch heute noch Spaß macht. Das Publikum
hat darüber mit herzlichem Lachen quittirt. So sind im zweiten
Akt und dann besonders im vierten, wo die beiden Vagabunden
als Landmädchen kostümirt auftreten, einige Scenen von wirklich
komischer Wirkung, während z. B. die Ausplünderungsscene im
dritten Akt durch ihre Breite recht ermüdend wirkt.
Die beiden Vagabunden entwickelten einen lebendigen Humor,
namentlich war Herr Meltzer-Burg als Bertram so recht
in seinem Element. Seine trockene Komik paßt für die Rolle
ausgezeichnet. Von den übrigen Mitwtrkcnden verdient verr
Kauer als jüdischer Bankier Jpclmeyer hcrvorgehoben zu
werden. Auch seine Tochter. Fräulein Saldern, und Fräulein
Brauny als Kommerzienräthin Forchheimer amufirten mit
 
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