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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0351

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vut Familienblättern
, monatlich 50 Pf.
in's HauS gebracht,
die Post bezogen
b'erteljährl. 1.25 Mk.
.. Zustellgebühr.



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15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeiyen bedeutend
ermäßigt.

Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Dienstag, den 27. Müs

IW«.

Bestellungen
^ die Heidelberger Zeitung für das II. Vierteljahr 1900
^den hei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Eliten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
^dedition, Untere Neckarstraße 21, angenommen.
. Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
Tracht; durch die Post bezogen Mk. 1L5 vierteljährlich,
^Zustellgebühr Mk. 1.65.

^er Reichsanzeiger über die Kohlennoth.
. Der Reichsanzeiger schreibt: Die Kohlenindustrie stei-
>n erfreulichem Maße ihre Leistungen. Noch nie war
y. Kohlengewinnung so hoch, wie im laufenden Monat.
23. ds. wurden an Steinkohlen und Koks (ohne
-^»„kohlen und Brikets) durch die Staatsbahn 274 490
zj^üen abgefahren, die höchste bisher erreichte Tages-
zAr. Die in der Oeffentlichkeit mehrfach hervorgetretene
L ^hme einer engbegrenzten Lieferungsmöglichkeit der
ist thatsächlich irithümlich. Vielmehr kann für die
tz "uft eine weitere Steigerung der Kohlengewinnung mit
,^"d angenommen werden. Die Förderungseinlichtungen
nch würden eine sehr erhebliche Vermehrung der Pro-
tz^'"" rulassen. Diese Möglichkeit wird aber durch die
s>-^ndenen Arbeitskräfte regulirt. Die bei dem unge-
ü- Betriebe mit Recht zu erwartende Steigerung der
Äderung im Jahre 1900 ist durch die kgl. Eisenbahn-
tz Bergbehörden im Verein mit den Interessenten des
Sen auf ein Mehr von über 10 Millionen Tonnen
sauber der thatsächlichen Förderung des Vorjahres ge-
worden. Die ernsten Befürchtungen in den Kreisen
^ ^ohlenverbraucher dürfen für die Zukunft einer ruhi-
Auffassung Platz machen, nachdem die Verhältnisse
tz-. Kohlenbergbau des Auslandes wieder in geordnete
geführt und die gewohnte Betheiligung des Aus-
s,x?es an Deutschlands Kohlenversorgung zu erwarten
Dazu kommt, daß die deutsche Kohlenausfuhr ins
l. g and voraussichtlich zurückgehen wird, nachdem mit dem
die eingeschränkten Lieferungsverträge in Kraft
^ sein werden.

Von der Pariser Weltausstellung.
tz^aris, 26. März. Dem Vernehmen nach ist das
Sramm zur Eröffnungsfeier derWclt-
Tx?>^llung gestern endgiltig festgestellt worden. Die
L^fnung erfolgt am 14. April, Nachmittags
S-s^ s r. zzoa mehreren Blättern wird die Ansicht aus-
»hf achen, daß die Weltausstellung, besonders der Theil
!es^ Marsfeldc, an diesem Tage noch nicht fertig
tz,^ird. Nur die Ausstellungsarbeiten der fremden
kl^kn weisen nirgends eine Verzögerung auf. Die
öij^,°^hnamische Ausstellung Deutschlands sei bereits
fertiggestellt. L'Evencmcnt will wissen, daß der
1»j> T^nt Loubet nach Eröffnung der Ausstellung Nizza
^Monaco besuchen werde. Bei dieser Gelegenheit
^ ^ ein italienisches Geschwader nach Nizza kommen.
Eü Präsidenten zu begrüßen.


Deutsches Reich.
^ ^tschxr Reichstag. Berlin, 26. März. Der Reichs-
«r besann i>ie erste Berat hung der Seemann s-
in Verbindung mit dem Gesetz betr. die Vcr-
S der Kauffahrteischiffe zur Mitnahme heimzuschaf-
^keleute und mit dem Gesetzentwurf betr. die Stel-
ftxAttlung der Schiffsleute sowie die Abänderungen der
Etlichen Vorschriften des Handelsgesetzbuches. _

!>ö


Fürst Margoni.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)
den Gästen war noch niemand


"Ute erschienen, nur
^.Kellner in weißen Kravatten gingen ab und zu.
t>>Me ° da auf Tischen noch irgend etwas ordnend,
1s v ich- bchtrückend oder mit dem tadellos reinen Wisch-
>>k?0nk-, °i"en der Teller hinfahrend. Es begann bereits
Nir^. und die Kronleuchter wurden angesteckt, so daß
Älte große Saal bald in hellstem Kerzenlichte
E>»eH-Nnd nach fanden sich auch die Gäste ein und ver-
dxsdlNe/"Och xjnem Saal stoßenden großen
d>- Honneurs machten Graf und Gräfin Hellwarlh;
>iEl>n s?. ilschkeit galt der öffentlichen Verlobung ihrer
diu,^ Er-j "ie mit dem Fürsten Margoni. Die Mittheilung
ü^.be!n„Sm>ses überraschte zwar in den betreffenden Kreisen
dk? sttn ,'uers da die Annäherung des Italieners an Valerie
dhafter Verkehr in der gräflichen Familie nicht
iM^äen- äedlieben waren; jetzt aber, wo cs sich um eine
°Us-^Katsache handelte, schaute manches Auge neid-
h>es-^k lunge Paar — die Eltern heirathsfähiger Töchter
ftk uen,,. ,'Abch meil sie den schönen Ausländer mit dem
^e-^UgxnAs Bewerber willkommen uedeißen haben würden,
iür-. ^?uer dagegen, weil ihnen die anmuthige Braut
äußeren Vorzüge und ihres reichen Erbes nicht
.heflbin bnswerth erschien. Das junge Mädchen sah in
^it - aus- EU Seitenrobe mit der Kamelia im Haar ent-
^tki^strick-»x^ Arme idres Verlobten begrüßte sie die Gäste
ich Liebenswürdigkeit, für jedeu halte sie ein
- k^äcklim , ^t, einen freundlichen Blick. Sie schien wirk-
"blicht" >ew.
Oer, fl-b °^EU alle Geladenen erschienen und d.e Paare
um zu Tische zu gehen. Auf dem Ehrenplätze

Abg. Fre esc (freis. Vg.): Die neuen Bestimmungen ent-
halten wesentliche Verbesserungen der alten Seemannsordnung.
Eine Reihe von Ausstellungen dürften in der Kommission zu er-
wägen sein. Das Gesetz betr. die Vermittlung sei als eine große
Verbesserung zu begrüßen. Redner beantragt Ucberweisung an
eine 14gliedrige Kommission.
Abg. Rettig (cons.) fragt an, ob nicht die Löschungsarbei-
ten an Sonntagen für Häfen und Rhede» zu verbieten seien.
Das vorliegende Gesetz habe eine große sozialpolitische Bedeu-
tung und bedürfe einer eingehenden Kommissionsberathung.
Abg. F r e es e Freis. Verg.) ändert seinen Antrag auf eine
21gliedrige Kommission ab.
Abg. Metzger (Soc.): Es könne zugegeben werden, daß der
Gesetzentwurf einzelne kleinere Verbesserungen enthielte; allge-
mein hätte man aber dieselben so gefaßt, wie es die Rheder
wünschen. Besondere Bedenken lägen gegen die Strafbestim-
mungen und gegen die dem Seemannsamte übertragenen Funk-
tionen vor. Redner geht auf die Frage der Arbeitszeit ein und
bespricht das Koalitionsrecht der Seeleute. Weiterhin erörtert
der Redner die Gründe für die verhältnißwäßig große Anzahl
von Selbstmorden unter den Schiffsmannschaften, die in erster
Linie auf die schleckte Bezahlung zurückzuführen seien. Redner
stimmt der Ueberweisung an eine Kommission zu.
Abg. Dr. Spahn (Ctr.) tritt dem letzten Antrag bei und
erklärt sich im allgemeinen mit der Vorlage einverstanden. Die
Bestimmungen über die Sonntagsruhe und die Arbeitszeit seien
genauer zu fassen. Redner empfiehlt die Einführung von See-
schöffengerichten und wünscht, daß die Vorlage ohne wesentliche
Aenderungen Gesetz werde und der Weiterentwicklung der See-
schifffahrt zum Segen gereiche.
Staatssekretär Dr. Graf v Posadowskh: Betreffend die
Frage der Seeschöffengerichte halte er es nicht für wünschens-
werth, eine einheitliche Gerichtsorganisation in Standesgerichte
aufzulösen. Für die Seeschöffengerichte würde es auch an einer
ausreichenden Beschäftigung fehlen. Es gäbe ttt keinem Staate
ähnliche Einrichtungen, wie sie der Vorredner vorgeschlugen habe.
Die Bestimmungen über die Sonntagsruhe seien genau genug
gefaßt. Durch Vereinbarungen könnten diese Vorschriften nicht
außer Kraft gesetzt werden. Die Regierung sei nicht geneigt,
bezüglich des Coalitionsrechtes weiter zu gehen; im Seemanns,
beruf sei Disciplin nothwendig. Grobe Mißhandlungen seien
unbedingt zu verurtheilen. Die Selbstmorde der Kohlentrimmer
seien zurückzuführen auf schlechte Behandlung durch Vorgesetzte
und schlechte Unterkunft und Verpflegung. Grade in letzterer
Beziehung werde das neue Gesetz gut wirken. Hoffentlich werde die
Vorlage noch in dieser Tagung verabschiedet.
Abg. Moeller-Duisburg bezeichnet den Gesetzentwurf unter
allen Umständen für eine wesentliche Verbesserung.
Abg. Raab (Antis.): Beiden bestehenden Mißständen sei der
Gesetzentwurf nothwendig Die Regierung hätte mehr Vertreter
der Arbeiterschaft als Sachverständige hören sollen.
Nach weiterer unerheblicher Debatte wird der Gesetzentwurf
an eine 21gliedrige Commission verwiesen.
Morgen 1 Uhr: Dritte Lesung des Etats.
L.I7. Baden. Karlsruhe, 26. März. Dem Bericht
der B u d getko mini ssian über das Budget des Finanz-
ministeriums für 1900/01 entnehmen wir: Die Kom-
mission beantragt u. A.: Genehmigung von 219 000 M.
als 3. Anforderung für die Restaurirung des Friedrichs-
baues des Heidelberger Schlosses, 227 468 M., 4. Rate,
für Restaurirung des Schloßgebäudes in Mannheim,
100 000 Mark 1. Rate, Renovation des Schlosses in
Bruchsal, sowie 500 000 M. für Holzabfuhr-Wege. Die
Renovation des Friedrichsbaues des Heidelberger Schlosses
soll bis Ende 1901 fertiggestcllt sein. Für das Mann-
heimer Schloßgebäude wurden von 1892/99 genehmigt
880 900 Mark. Gefordert werden noch 546 320 Mark,
welche — für 1900/01 227 408 Mark — auf mehrere
Budgetperioden vertheilt werden sollen. Bei Titel Schulden-
tilgung beantragt die Commission Genehmigung der
Dotation der Eisenbahnschuldeiitilgungs-Kasse mit 2000000
Mark für jedes Budgetjahr also zusammen 4 Millionen
Mark. Die Darstellung der Vermögensbestände der
Amortlsaftonskasse ergibt, daß die verzinslichen Gesammt-
aktiven am 1. Juli 1899 53 276 000 M. betrugen. —
Werthpapiere 7 507 000 Mark, Faustpfanddarlehen
2 662 000 M., andere Darlehen 3 108 000 M-, Conto-
korrciitgutbaben bei der Eisenbahnschuldentilgungs-Kasse

saßen die Verlobten, links und rechts von ihnen die Groß-
eltern der Braut, diesen gegenüber Helene. Nach dem ersten
Gange erhob sich der Gras und theilte den Anwesenden noch
einmal den Zweck ihres Zusammenseins mit, zum Schluß
ein Hoch aus das junge Paar ausbringend, in welches Alle
lebbatt einstimmten. Mil den Gläsern in den Händen
drängten sich die Gäste heran, um mit den Gefeierten an-
zustoßen und ihre Glückwünsche darzubringen, so daß diese
kaum Zeit fanden, jedem einzelnen zu danken.
Herr von Rüdingen hatte Helene zur Tafel geführt,
während sein Freund Wendelstein keine Einladung erhalten
hatte. Die Komteß erschien heilerer als je, obgleich sie Valerie
mehr beneidete, als irgend jemand unter den Gälten. Aber
sie verstand sich zu beherrschen und zn verstellen, und auf
ihrem lachende» Antlitz war keine Spur von dem Groll zn
bemerken, der in ihrem Innern waltete.
Eine lange Reihe ernster und heiterer Ansprachen würzten
das splendide Mahl. Der Graf, und besonders seine Ge-
mahlin, boten bei solchen Gelegenheiten alles auf, um den
äußeren Schein zu wahren und die Meinung zu erwecken,
daß ihre Verhältnisse die günstigsten seien. Daß die Oheime
Valeriens, die Gebrüder Dornfelder, einen beträchtlichen Vor-
schuß von den Zinsen ihres Mündels geleistet hatten, wußte
natürlich niemand, auch Valerie selbst nicht; sie hatte den
beiden alten Herren eine drinaende Einladung zu ihrer Ver-
lobungsfeier gesandt: aber Onkel Sebald entschuldigte sein
Ausbleiben mit seinem Gesundheitszustand, während dessen
Bruder Arnold sich damit begnügte, seine Glückwünsche zu
senden.
Die Tafel war endlich augsehoben und die Gesellschaft
suchte sich bis zum Beginn des Balles so angenehm als
möglich zu beschäftigen. Die Mehrzadl der Herren zog sich
in eines der Nebenzimmer zurück, um eine Zigarre zu
rauchen, andere promenirten im Gespräche im Saale auf
und ab und wieder andere endlich hatten sich ein Ecktisch-
chen reservirt. um ungestört plaudern zu können. Auch
Margoni und Rüdingen hatten für ein solches Plätzchen

38 999 000 M., bei der Rheinischen Hypothekenbank in
Mannheim 1 Million. Der Zinsfuß ist für 1900 aus
50 000 000 M. und 1901 aus 48 000 000 Mark —
es wird angenommen, daß sich die Bestände während der
beiden Budgetjahre um 4 000 000 M. vermindern — zu
3Vr°/o und für jedes der beiden Jahre aus 1 Million
zu 2'///o vorgesehen — was die im Budget eingestellten
Beträge von 1 775 000 M. für das Jahr 1900 und
1 705 000 M. für das Jahr 1901 ergibt.
Badischer Landtag. L. 6. Karlsruhe, 26. März.
51. Sitzung der Zweiten Kammer.
Präsident Gönner bittet um die Ermächtigung, dem
Großh. Paar und der Prinzessin Wilhelm die Glückwünsche
der Zweiten Kammer zur Verlobung des Prinzen Max
übermitteln zu dürfen.
Die Titel XVII und XIX bis XXI des Budgets des Mini-
steriums des Innern werden ohne nennenSwerthe Erörterung an-
genommen.
Sodann erstattet Abg. Frank (ntl.) Bericht über Titel XVI
(Förderung der Lan d w i r th s ch af t). Er bespricht eingehend
de» Kommissionsbericht. Abg. Klein (ntl.) zollt der Regierung
Dank für die rege Förderung der Landwirthschaft. Sie möge
vor allem dafür sorgen, daß die Landwirthschaft wieder rentabel
wird durch Erhöhung der Getreidezölle. Redner spricht sich gegen
die gemischten Transitlager ans und findet die strengen Maß-
regeln gegen die Maul- und Klauenseuche für gerechtfertigt. Er
wünscht ferner ein Verbot des Kunstweins. Abg. Schüler
(Centr.) anerkennt ebenfalls die Fürsorge der Regierung für die
Landwirthschaft. Die allgemeine Lage der Landwirthschaft sei
nicht günstig; vor allem drücke sie die Geld- und Dienstbotennoth.
Unzweifelhaft steure man immer mehr dem Industriestaat zu.
Um die Rentabilität der Landwirthschaft einigermaßen zu steigern,
empfehle sich der Anbau von Handelsgewächse», soweit dies die
klimatischen Verhältnisse erlauben. Der Rebbauer werde haupt-
sächlich durch den unreellen Weinhandel geschädigt, dem nur durch
den Deklarationszwang begegnet werden könne. Mit den stren-
gen Maßregeln gegen die Maul- und Klauenseuche sei er ganz
einverstanden; indessen beklagen sich die Landwirthe über die
häufigen Verbote der Vieh- und Schweinemärkte. Redner bringt
sodann Klage» über Wildschaden vor und verlangt Verstaat-
lichung des gesummten Feuerverstcherungswelens. Minister Dr.
Eisenlohr bedauert, daß von den Wohilhaten der Viehversicherurg
immer noch so wenig Gebrauch gemacht wird. Die Schutzmaß-
regeln gegen die Maul- und Klauenseuche haben sich bewährt;
zu wünschen wäre nur, daß die Behörden bei der Bevölkerung
mehr Entgegenkommen finden. Der Viehausstellung in Paris sei
er von Anfang an skeptisch gegenüber gestanden, weil dle Kosten
sehr groß, die Vortheile aber wahrscheinlich sehr gering sind.
Nachdem nun die französische Regierung eine btägige Quarantäne
in Avricourt angeordnel habe, werden die süddeutschen Regierungen
voraussichtlich darauf verzichten, Zuchtvieh in Paris auszustellen.
Daß die Absatzgenoffenschaften, die sich in Bayern so bewähren,
bei uns keinen Anklang finden, sei sehr bedauerlich. Er bitte
alle, die sich für die Landwirthschaft interessiren, dahin zu wirken»
daß auf diesem Gebiet mehr geschieht. Die Handelsverträge
werden diesmal gründlich und sachgemäß vorbereitet; man dürfe
überzeugt sein, daß die bad. Bundesrathsbevollmächtigteii in der
Förderung der landwirthschaflltchen Interessen hinter keiner Re-
gierung zurückstehen. Allerdings dürfe man die Schwierigkeiten
beim Ausgleich der verschiedenartigen Interessen nicht verkennen
Gegen die Schweinefleischschau habe sich die Regierung
energisch gewehrt. Dem Wunsche Kleins nach Abschaffung der
Transitlager und des Zollkredits könne er sich nicht anschiießen,
weil dadurch unser Handel in Mannheim schwer geschädigt und
nach Ludwigshafe» verlegt würde. Dagegen komme das neue
Weingesetz einem dringenden Bedürfniß entgegen. Bezüglich der
Wildschäden möchte er betonen, daß nach dem B.G.B. der Schaden
ersetzt werden muß. Abg. Pfefferte (ntl.) anerkennt die Ver-
dienste der Regierung um die Landwirthschaft und wünscht Be-
rücksichtigung der mittelbadischen Zuchtgenossenschaflen, speziell der
Emmendinger beim Einkauf von Zuchtvieh. Auf dem Gebiet des
Obstbaus ließe» sich noch größere Erfolge erzielen. Wünschcns-
werlh wäre die Anstellung eines Obstbaulehrers in Hochburg.
Bezüglich der Weinft^ge halte er eine hohe Besteuerung des
Kunstweins für das Richtige. Redner bringt schließlich einen
Antrag ein, im außerordentlichen Budget 30000 Mk. einzustetlen
als Beihilfe zur Hagelversicherung des Tabaks und der Rebe.
Der Antrag ist nahezu von sämmllichen Mitgliedern des Hauses
unterstützt. Minister Dl. Eisenlohr ist überrascht, daß kurze
Zeit nach Verabschiedung des Hagelversicherungsgesetzes ein der-

gesorgt, und während sie sich aus ein Viertelstündchen von
Valerie und Helene beurlaubten, um sich den Rauchern
>m Nebenzimmer anzuschließen, nahmen die beiden jungen
Damen Platz.
Helene zog die Handschuh- ab, um für den Tanz ein paar
frische anzulegcn. Plötzlich faßte Valerie nach ihrer Rechten
und hob sie etwas empor; ein Brillantring blitzte ihr ent-
gegen.
»Du trägst Margonis Ring, Helene, wie kommst Du
dazu?" fragte sie leise und hastig.
»Richtig, ich hätte ihn heute nicht anlegen sollen, ich
vergaß ihn abznziehenl" versetzte die Gefragte, sich überrascht
stellend. »Wie ich dazu komme? Nun der Fürst hat mir ihn
geschenkt, mir ihn selbst an den Finger gefleckt," fügte sie in
leichtem Tone hinzu.
»Und Du — gabst Du ihm nicht auch einen Reif?"
forschte Valerie.
»Er streifte ihn mir von der Hand und gab ihn
nicht wieder zurück," erzählte Helene weiter. „Mein Gott,
was ist da auch dabei? Es war ein alter wenig werth-
voller Ring, und ich kann mit dem Tausch recht wohl zu-
frieden sein."
Ein boshafter Zug war in dem Gesichte des Mädchens
zu erkennen; jedes Wort war ein wohlberechneter Stich ins
Herz ihres Opfers.
»Dein Ring ist in meinem Besitz, Helene, Du erhältst ihn
morgen von mir zurück; willst Du mir nicht auch den Reif
des Fürsten zurückgeben?"
»Wo denkst Du hin, Valerie?" rief jene laut auflachend,
»das wäre die größte Thorheit, die ,ch begehen könnte.
Der Ring hat einen ziemlich hohen Werth und ich ließ ihn
beim Goldschmied verengern, um ihn tragen zu können-"
(Fortsetzung folgt.)
 
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