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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0163

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

M. 34.

Freitag, de« 9. Februar

I9VV

O

Die erste Lesung der Flottenvorlage
Reichstage.

im

Berlin, 8. Febr. Präsident Graf Ballestrem er-
öffnete die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten.
Das Haus ist sehr gut besucht, die Tribünen überfüllt.
Auf einer Tribüne ist ein photographischer Apparat auf-
gestellt.
Auf der Tagesordnung steht: Erste Berathung des
Entwurfs einer Novelle zum Gesetz betr. die deut-
sche Flotte vom 10. April 1898.
Staatssekretär Tirpitz: Ueber die Bedeutung einer starken
Flotte haben die historischen Ereignisse der letzten beiden Jahre
eine so deutliche Sprache geredet, daß die Nolhwendigkeit einer
Verstärkung in immer weiteren Kreisen unseres Vaterlandes an-
erkannt wird. Die Flottengegner und Flottenfreunde unterscheiden
sich im wesentlichen darin, daß die Ansichten auseinandergehen
über den Umfang, den Zeitpunkt und das Tempo der ein-
Nischlagenden Verstärkung, wie auch über die Form, in der die
Frage zu behandeln sei. Die Gründe für die Verstärkung lassen
sich in wenigen Worten zusammenfassen. Der Unterschied zwischen
?er militärischen Stärke unserer Flotte und der anderer Länder
fsi so groß, daß die verbündeten Regierungen in diesem Bestände
für die Dauer eine erhebliche Gefahr erblicken, und zwar erscheint
diese Gefahr um so größer, als die wirthschaftliche Konkurrenz
der Mächte menschlichem Ermessen nach in den nächsten Jahren
^och zunehmen wird. Wenn man die Frage der Verstärkung der
Marine prüfen will, so muß man sich darüber klar sein, daß eine
Kriegsmarine sich nicht improvisiren läßt, sondern daß zu ihrer
Herstellung viele Jahre nöthig sind. Am allerwenigsten
Ard sich eine Kriegsflotte improvisiren lassen in der Stunde der
Gefahr. Mit dieser Thatsache werden wir zu rechnen haben.
-Lie Herstellung der Kriegsmarine dürfte nicht nur Schwierig-
sten in finanzieller Hinsicht haben, sie ist vor allem auch eine
Materialfrage. Schiffe und deren Bemannung, Geschwader und
bereu Führung lassen sich nicht aus der Erde stampfen, sondern
bedürfen mannigfacher Verrichtung und langer Vorbereitung.
Mürde man sich über die Frage der Verstärkung an sich klar ge-
worden sein, so wird es sich zunächst weiter um die Frage
handeln, nach welcher Richtung wir die Verstärkung vor sich
stehen lassen. Ich hatte früher Gelegenheit, dem hohen Hause
starzulegen, daß wir nicht wissen können, gegen welchen Gegner
uns dereinst wenden müssen. Wir werden uns daher grund-
sätzlich auf den gefährlichsten einrtchten müssen. Jede einzelne
Aage vorbereiten zu wollen, würde zu einer gefährlichen Zer-
'Vlttlerung führen. Dergefährlich st «Kriegsfall tritt
rur Deutschland ein, wenn die Kraft unseres
^and Heeres nicht gebraucht werden kann. Bei
Ausbruch eines derartigen Krieges bedürfen wir ausschließlich
>ner starken Schlachtflottc. Reicht diese starke Schlachtflotte nicht
stus. um einen Angriff zu verhindern, so würde es wiederum
Aufgabe der Schlachtflotte sein, die Lebensadern unserer Wirth-
^aft nach den Küsten zu offen zu halten. Unsere Kreuzerflotte
Astrde in einem solchen Kriege bei unserer geographischen Lage
stfcht genügen, die Blockade zu brechen. Während eines Krieges
?ure es schwer, unsere Handelsschiffe draußen zu schützen. Darum
?uß ein solcher Krieg überhaupt verhindert werden durch eine
t?bke Flotte. Der Inhalt der Vorlage deckt sich mit den Mit-
,b"lungen der Regierung bei der ersten Lesung des Etats. Er
siert den Sollbestand und demgemäß die Jndiensthaltung.
s," Schlußparagraph ist gegenstandslos geworden, soll aber aus
E Mellen Gründen beibehalten werden. Es handelt sich darum,
h.Ue zweite Schlachtslotte unabhängig neben
ö» stellen, ebenso wie ein zweites Armeekorps,
h MAich der Anzahl der zu einer Flotte gehörenden Schiffe ist
d Maxjumt" genommen, das von einer Person kommandirt
au« > kann. Es wäre nur zu prüfen, ob diese Verdoppelung
o>,°f"cht, um die zur Zeit bestehenden Gefahren zu beseitigen
fg" doch erheblich zu vermindern. Ich möchte mir diese Frage
schikk Kommission Vorbehalten. Die Vermehrung der Auslands-
zssie wird wohl allgemein als nothwendtg anerkannt. Die
eiu.^b^siud bis 1920 auf 800 Millionen berechnet, das ergiebt
Jahresdurchschnitt von 50 Millionen. Im Augenblick der
un behenden beträchtlichen Vermehrung erscheint es mir nicht
sesstMacht, mit dem Prinzip der Anleihe zu brechen. (Staats-
Uuu„ f. Graf v. Bülow betritt den Saal.) Wenn nicht ein festes,
in ß« ckbares Ziel gesetzt wird, werden durch das von der Hand
Evtsikk ^üund leben bei der Marine selbst weitere Schwierigkeiten
bon Die verbündeten Regierungen sind so voll durchdrungen
waxt," Nolhwendigkeit der Vorlage, daß sie nicht länger damit
^ " konnten. Ich hoffe, daß das Hobe HauS sich davon

überzeugt, daß die Vorlage nothwendig war. (Vereinzeltes Bravo
rechts. Gelächter links.)
Abg. Dr. Schädler kCentr.): Ich stehe gar nicht an, dem
Ausdruck zu geben, daß auch wir eine starke Flotte
wollen, dabei aber in Betracht ziehen müssen unser Landheec.
Es mag sein, wie es will, unsere Stärke liegt auf dem Lande
(Sehr richtig! im Centrum), daß wir ferner berücksichtigen
müssen die Leistungsfähigkeit unseres Volkes und nicht außer
Acht lassen dürfen, was der Staatssekretär selber betonte, näm-
lich den Umstand, daß wir nicht allen Feinden zugleich die Spitze
bieten können, sondern daß auf diesem Gebiet unserer Diplomatie
ein großes und weites Feld zufüllt, von dem wir nur wünschen
können, daß unser auswärtiges Amt und seine Leiter es in der-
selben fruchtbaren Weise bebauen werden wie bisher (Sehr gut!).
Der Staatssekretär betonte, daß die Regierungen so sehr von der
Nothwendigkeit dieser Vorlage überzeugt sind, daß sie trotz der
Vorlage von 1898 getrost mit ihr an das Haus gekommen sind.
Es wäre vermessen, die Frage zu stellen, ob denn überhaupt alle
verbündeten Regierungen der nämlichen Anschauung gewesen
sind. Wohl aber scheint es doch, als ob bezüglich des Zeitpunktes
der Einbringung dieser Vorlage diese Einigkeit zwischen den
Regierungen noch nicht so sehr alten Datums ist. Damals nach
der Hamburger Rede, als eine etwas wilde Begeisterung aufzu-
lohen schien, schrieb die Nordd. Allg. Zig, für 19V0 sei keine
Marinevorlage in Aussicht. War sie schlecht unterrichtet oder
war die Frucht noch nicht reif oder die Ordre noch nicht ein-
getroffen? Das Facit liegt uns heute vor. Der Staatssekretär
erklärie damals in der Commission, die Regierungen seien ent-
schlossen, die Limitirung inne zu halten. (Hört, hört!). Die
damals geplante Flotte genüge, um jeder Seemacht dreimal Be-
denken cinzuflößen gegen einen Angriff auf uns. Und heute?
Uebrigens hat sich nicht auch die Regierung gebunden? Damals
war ausdrücklich betont worden, daß für sechs Jahre Ruhe ge-
schaffen weide. (Sehr richtigl). An der getroffenen Vereinbarung
wurde nicht festgehalten. Ich beneide den Staatssekretär nicht
um die Vertheidigung der Vorlage, die ihn desavouirt. Es
ist das ein Beweis seines Muthes und seines Opfersinnes.
Aber er und die Regierungen werden es begreiflich finden,
wenn seinen Ausführungen Heuer im Hause großes Miß-
trauen gegenüber steht. (Zustimmung im Centrum und links.)
Die Begründung der Vorlage bietet wenig Neues, sie könnte
ebenso gut für eine Verdreifachung der Flotte geschrieben sein.
Die wahre Begründung ist: Wir wollen hinaus auf die hohe
See und den Feind aus seinem eigenen Gebiete angreisen. Aber
einen solchen Curs wollen wir nicht steuern. Wir Hallen unsere
Bedürfnisse zur See anerkannt und darum das alle Gesetz be-
willigt, aber in zwei Jahren ist nichts wesentlich Neues geschehen.
Wir verlangen eine eingehende Begründung, bevor wir uns end-
gtltig entscheiden. Dr. Lieber sagte, wir stehen vor einem allge-
meinen Umsturz des Flottengesetzes von 1898 und darum er-
kläre ich Namens seiner sämmtlichen politischen Freunde: Wir
sind für das Gesetz in der Form und dem Umfange, wie es hier
vorliegt, nicht zu haben. (Beifall im Centrum.) Wer das Gesetz
will, muß auch die Mittel wollen, d. h. neue Steuern. Die
Deckungsfrage muß erst gelöst werden und das Gesetz ist unaus-
führbar ohne Bewilligung von 100—120 Millionen neuer Steuern.
Wir wollen eine gründliche Prüfung der Frage; das Gespenst
der Reichstagsauflösung fürchten wir nicht. (Bravo!) Wir sind
nicht Gegner einer starken Flotte, aber es handelt sich darum,
Was wir leisten können; es handelt sich um das Wohl des
ganzen Volkes. (Beifall im Centrum)
Abg. v. Levetzow (kons.): Wir wollen die Flotte gegen-
über dem Landheer in keiner Weise vernachlässigen und erkennen
auch an, daß wir nicht daran denken können, eine Flotte zu
gründen, die dcr englischen gleichkommt. Wir erstreben auch
keine sprungweise Vermehrung, aber wir meinen, eine Vermeh-
rung, die sich über 20 Jahre erstreckt, ist nicht sprunghaft. Ueber
die finanziellen Bedenken komme ich durch dieselben Erwä-
gungen hinweg. Vor allem erinnere ich an die Weltmachtstellung
des Vaterlandes. DaS „8i vio paosm, para bsllum" gilt jetzt
für uns auch zur See. Wir müssen unsere Bündnißfähtgkeit er-
höhen. (Beifall rechts.) Zweitens meinen wir, daß die Vorlage
nichts anderes ist als ein Programm. Bei jeder Etatsbcrathung
könnten Regierung und Reichstag über die Bewilligung der
Mittel neuerlich beschließen. Die Deckungsfrage ist noch nicht zu
lösen. Wer sie jetzt anrcgt, erschwert dadurch die Vorlage.
(Heiterkeit links und im Centrum.) Die allergrößte Mehrzahl
meiner politischen Freunde steht der Vorlage im allgemeinen
freundlich gegenüber.
Abg. Frohme (Soz): Jede Verstärkung der Flotte schließt
die größte» Gefahren für den Frieden in sich ein. Der Staats-
ekretär habe selbst zugegeben, daß im Kriege an einen Schutz
der Handelsschiffe kaum zu denken sei. Habe man so wenig Ver-
trauen auf den Frieden, daß man fortwährend auf die Möglich-

keit eines Krieges Hinweise? Man sollte sich lieber eifrig der
Frage des internationalen Rechtes widmen. Neue Steuern
ständen in Aussicht, natürlich wieder indirekte, die die Arbeiter-
bevölkerung am schwersten treffen. Alle schönen Phrasen von der
Heranziehung der stärkeren Schultern seien für die Praxis werth-
los. Die Durchführung der Weltpolitik, die überall das große
Wort führen möchte, sei eine Gefahr für den Frieden. Die Ar-
beiter hätten daran am schwersten zu tragen. Der Ehre des
deutschen Namens werde am besten durch ehrliche und friedliche
Arbeit genützt. Das werde auch den Deutschen im Auslande ge-
nügend Autorität gebln. Seine Partei lehne die Vorlage
rundweg ab.
Abg. Bassermann (ntl.): Von Hurrahstimmung sei aller-
dings keine Rede. Auch wir wollen eine starke Flotte; auch wir
wollen das Landheer darüber nicht vernachlässigen. Auch wir
wollen Rücksicht nehmen auf die Leistungsfähigkeit des Volkes.
Auch wir wollen die schwächeren Schultern schonen. Die Kon-
sumartikel der breiten Massen dürfen nicht von Steuern betroffen
Werden. In der Rede Schädlers vermisse ich die Betonung der
großen Handels- und wirthschaftspolitischen Gesichtspunkte. Die
Ausführungen Schädlers entsprechen im allgemeinen dem, was
wir erwarten konnten. Das Centrum will dieses Gesetz nicht,
aber es will vielleicht ein anderes. Die Brücken sind noch nicht
abgebrochen. Frohme hat übersehen, daß auch in Arbeiterkreisen
ein lebhaftes Interesse für die Flottenvermehrung gezeigt wird
(Widerspruch links), thetls aus praktischen Erwägungen, theils
aus Patriotismus. Wir sind bereit, über das Gesetz von 1898
hinauszugehen. Ueber die Deckungsfrage brauchen wir uns heute
noch nicht zu ewigen. Wenn man sagt, daß sich seit der Vor-
lage von 1898 die Verhältnisse nicht geändert hätten, so ist dem
entgegenzuhalten, daß eben die 1898er Forderungen zu gering
waren. Der spanisch-amerikanische und der südafrikanische Krieg
zeigten, daß die Reibungsflächen sich vermehrten. Daher müssen
wir gegen einen Angiiff stärker gerüstet sein. Die allgemeine
politische Lage weist darauf hin, daß wir zur See stärker sein
müssen, als das Gesetz von 1898 es varaussah. Das Bild des
deutschen Handels und der deutschen Rhederei, das die Denk-
schrift entrollt, muß uns mit Freude erfüllen. Der Zusammen-
hang der Flottenvorlage mit der Bevölkerungszunahme ist ganz
klar: die Bevölkerung wächst jährlich um 800- bis 901 000 Köpfe;
zur auskömmlichen Ernährung dieser ist das einzige Mittel die
Ausdehnung der Exportindustrie. Wichtig ist ferner, wie wir
als Bundesgenossen eingeschätzt werden. Die Ursache der Flotten-
vermehrung ist nicht Abenteuerlust oder Eroberungssucht, sondern
Wachsen des Handels. Auch die Deutschen Oesterreichs wünschen
unsere Stärke zur See. Zur Vermehrung zwingt uns außer-
dem das Vorgehen Rußlands, Englands und Frankreichs. Nach
der jüngsten Schiffsbeschlagnahme kann unser Vertrauen auf
internationale Abmachungen nicht allzu groß sein. Die Novelle
stellt ein Programm ohne Bindung dar. Wir find bereit zu
berathen, welche Summen aus den laufenden Einnahmen und
welche aus Anleihen zu decken sind. Wir sind nicht gegen directe
Reichssteuern, verkennen aber die Schwierigkeit der Lage nicht.
Es wäre zu bedauern, wenn die liberalen Parteien nicht einmal
in solchen großen Fragen sich zusammenfinden sollten.
Abg. Hilpert (Bayer. Bauernbund): Die Beschlagnahme
der Schiffe scheine eine abgekartete Sache gewesen zu sein.
(Stürmische Heiterkeit). Seine Freunde seien für Commissions-
berathung.
Morgen 1 Uhr Wciterberathung. Schluß 5'/s Uhr.

Deutsches Reich
— Am 7. Februar, Abends fanden 19 von
Sozialdemokraten cinberufene Versammlungen gegen
die Flottenvorlage statt, in denen Mitglieder der
freien Vereinigung den sozialistischen Rednern gegenüber
traten. Von fiottenfreundlicher Seite wurde daraufhinge-
wiesen, daß gerade die Arbeiter an der Förderung und
Stärkung der Industrie interesstrt seien. Betont wurde
aber auch, daß es bei der starken Zunahme der Bevöl-
kerung nöthig sei, der überschießenden Bevölkerung einen
neuen Boden für ihre Wirksamkeit zu schaffen, ohne daß
sie das nationale Sein aufzugeben brauche.
— Die Germania meldet: Der Papst sandte durch
den Staatssecrctär Rampolla dem schwer erkrankten Dr.
Lieber folgendes Telegramm: „Der heilige Vater, tief-
betrübt über die Nachricht von Ihrer Krankheit, sendet
Ihnen als Unterpfand seiner väterlichen Liebe seinen Segen."

5)

Fürst Margoni.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)
laßen . .Familienzimmer, das zugleich als Speisesaal dien
Gattin Bewohner beim Kaffee. Graf Hellwarlh ne
zu Tochter und Valerie, welche seit wenigen Tag
siattii^ "Omiliengliedern zählte. Der Hausherr war
Un»> Erscheinuna. ankanas '

Erscheinung, anfangs der sechziger Jahre,
mit langem weißem Schnurrbarte,
abgelebten

etwas avgclevtcn Zügen. Er trug ei,
<>n b-n .«"Track von dunkelbraunem Sammet, der frei
Und o,,k e-ermeln und Nähten stark ins Röthliche spie
Achter Haupte eine gestickte Mütze, ein Geschenk sei

pahre w„^emahlin war eine korpulente Frau, etwa ze
^rinun^"^r als er, aber noch immer eine stattliche E
welcher sich eine gewisse Vornehmheit
heiüh;M"d Bewegungen mit stark ausgeprägtem Selb
^std selbo ^.ch.sisiusia genug gegen Untergebene als St,
I'e Muke-äußerte, in seltsamem Gemisch offenbar
Antlitz 'chrm gewesen sein, das war deutlich in ihre
Vwv" Kennen. letzt freilich war sie zu stark, um nr
gelten zu können.
n^mäßw-^^ beider war eine schlanke Figur mit eine
Affe Härte">>i-"?'^ksimen Gesicht, das nur durch eine g
loae/t- >n unbewachten Momenten auf de,
Baleri- k,abstoßenden Ausdruck erhielt. Sie wc
tzAdr Ws "bEr die Farbe ihres Haares schimme
bALocken ^Areale"^ sich goldhell glänze
Teint

, , T>ie wasserblauen Äugen und
verliehen der Tochter des Grafen

A- ,6 M,s.s M"waen per Tochter des Grafen etir
Ius?^re, jk„ "^brend Valeriens blühen!
^ deutete" ^"renden Augen auf Frohsinn und Leber

„Die morgige Soiröe bei dem Baron Esche ist die letzte
i dieser Saison, wir können derselben unmöglich fern bleiben,"
> sagte die Gräfin, nachdem Valerie das Zimmer verlassen
hatte, um auf ihrer Stube einen Brief in die alte Heimatb
zu schreiben. Es würde sehr übel bemerkt werden, wenn wir
fehlen würden, zumal wir erst vor wenigen Tagen Valerie
im Hause des Barons vorgestellt haben.
„Du gedenkst Valerie mitzunehmen, Mama?" fragte in
etwas Pikirtem Tone ihre Tochter.
„Sie ist ausdrücklich mit eingeladen, Helene, und es wäre
unartig, wenn das junge Mädchen ablehnen wollte," ent-
gegncte die Gräfin- ,
„Dann erlaube, daß ich zu Hause bleibe! siel die Kom-
tesse rasch ein.
„Aber ich begreife Dich nicht-
„Du begreifst nicht, Mama, daß ich hinter dem Fräulein
in jeder Beziehung zurückstehen müßte, wenn wir eine und
dieselbe Gesellschaft besuchen würden?" sagte Helene mit
kurzem, spöttischem Lachen. „Valeriens Garderobe ist nach
modernstem Schnitt, sie besitzt Schmuck im Ueberfluß, und
alle ihre Requisiten, ihre Fächer, ihre künstlichen Blumen,
die sie so kokett im Haar zu tragen versteht, sind echt Pariser
Fabrikate. Neben ihr müßte ich in meiner unmodernen Robe,
die ich während der verflossenen Saison bereits zweimal
in Gesellschaft getragen habe, mich ausnebmen, wie eine
Dame aus dem vorigen Jahrhundert, es fehlte nur noch,
daß ich mich pudern und mir gewaltige Ringellocken an beiden
Schläfen anbringen ließe. Und dann — man wird die Köpfe
zusammenstrecken und fragen, wer das Kind mit dem roth-
wangigen Bauerndirnengesichl ist und vielleicht wird dieses
Kind dann selbst antworten und in seiner unnachahmlichen
Naivetät auf mich zeigen und sagen: „Die dort ist meine
Tante I"
Wieder klang das harte, unangenehme Lachen von ihren
Lippen, sie nahm den letzten in der Tasse befindlichen Rest
Kaffee und stieß dieselbe dann ziemlich unsanft auf den
Tisch.

„Aber Du siehst doch wohl ein, daß wir Valerie
nicht zu Hause lassen können, nachdem wir sie erst kommen
lieben, um — um — um sie in die Gesellschaft einzu-
führen!" erklärte die Mutter des Mäochens in bestimmtem
Tone.
„Gewiß sehe ich das ein, Mama, und ich denke nicht
daran, unserer Verwandten das Vergnügen zu entziehen,
sondern ich werde mir selbst das Opfer aufcrlegcn," ver-
setzte sie mit der Miene einer Märtyrerin. „Ich kann es
nun einmal nicht über mich gewinnen, der Gefahr, lächerlich
gemacht zu werden, mich auszusetzen, und daß dieser Fall
eintritt, ist zweifellos. Ick würde vor Scham und Aerger
vergehen, wenn mich jemand aus der Gesellschaft mit höhni-
schem Lachen fragte» ob ich mit meiner Nichte den nächsten
Ball bei dem Herrn Gesandten besuchen, oder ob ich mit ihr
dem bevorstehenden Frühjabrskorso beiwohnen werde. Haha,
die Tante mit der Nichte! Als ob ich schon in das ehrwürdige
Tantenalter getreten wäre und die Pflicht übernommen hätte,
das Fräulein zu bemuttern, ihr eine erfahrene Beschützerin
und Beratherin zu sein!"
._ (Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
A Heidelberg, 9. Februar.
„Der Registrator auf Reisen". Posse mit Gesang
in 3 Akten von Adolph L'Arronge und G. v. Moser. Benefiz
für Herrn Meltzer-Burg.
Die Reise, welche der Benefiziant zu Beginn der Saison in
das Land der Gunst des Publikums unternommen hat, ist bis
jetzt sehr glücklich verlaufen. Gestern wurde eine Hauptstation
mit finanziellem und künstlerischem Doppelerfolg absolvirt.
Das Stück ist nicht mehr recht nach dem heutigen Geschmack.
Man bringt den komischen Szenen wohl auch heute noch einen
Lachtribut dar, aber man svürt dabei doch einen gewissen inneren
Zwang. Es war neu und frisch zur Zeit, da König Amadeus
dem Thron Spaniens entsagte und Deutschland an den Folgen
 
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