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Für hiesige Geschäfts- und
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der Inserate auf den Plakat»
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
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». 80. Elftes Klatt.
Mittmch, den 4. April
ISO«.
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auf die Heidelberger Zeitung für das II. Vierteljahr 1960
werden bei allen Postanstalten, den' Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
Vom Krieg in Südafrika.
Man wird sich noch der Depeschen von Lord Roberts
erinnern, worin er meldete, weil die Buren ihn in der
Front bei Karree provozirlen, so habe er am Freitag
eine Abtheilung vorgeschicki und der sei es nach heftigem
Kampf gelungen, die Buren von einigen Kopjes zu ver-
treiben und selbst eine sehr gute Stellung einzunehmen.
Heber diesen Zusammenstoß liegt nun folgende
Ncutcrmeldung aus dem Bnrenlager vor: Ein heißer
Kampf fand zwischen Brandfort und Bloemfontein
statt. Die Kommandos von Ermelo und Wakkerstroom
Kliffen 7000 Engländer an, schlugen sie zurück und
Yachten ihnen schwere Verluste bei. In Smaldeel ein-
Ketroffene Verwundete erzählen, der Kampf tobte auf der
Lanzen Linie. Die Engländer gingen wiederholt vor,
Wurden aber zurückgeschlagen. Die Buren gewannen an
^crrain. Das Endergebniß des Kampfes sei jedoch un-
bekannt. Die Buren hatten 9 Todte und Verwundete.
Spätere Meldungen ans Brandforl besagen: 2000 Buren
griffen erfolgreich 3000 Engländer an. Als letztere durch
t3l)00 Mann verstärkt wurden, mußten sich die Buren
öUrückziehen. Dieselben hatten geringe Verluste.
Es ist also dieser Kampf nicht ein ganz neues Er-
t'gniß, sondern er fand schon am 30. v. M. und mit
für die Engländer günstigen von Roberts gemeldeten
Schlußerfolg statt.
, lieber die Schlappe, welche die Engländer amSamstag
Mich von Bloemfontein erlitten, liegen noch weitere
^richte vor. Der eine erzählt:
H. Die Traincolonne unter dem Prinzen Teck zählte hundert
?Aaen, dahinter kamen die reitenden Batterien und die berittene
Hasanterie und die irregulären Reitercorps Riminglons und
Iserts. Die Cavalleriedrigade, bestehend aus den 16. Husaren
2«d der Garde, bildete die Nachhut. Als die Traincolonne, die
x.Werie und Roberts irregulären Reiter in der Schlucht waren,
Öffnete der Feind auf achtzig Schritt das Feuer von allen
in der Traincolonne entstand eine schreckliche Ver-
ein die Zugthiere stürzten nieder und gingen durch, die
stnAborenen Treiber flohen, und der Weg war vollständig ver-
!>i. i- Die Batterien geriethen, mit Ausnahme einer Batterie,
der Wachtmeister Martin rettete, ganz in die Gewalt des
Mdes. Der Wachtmeister galopptrte zum Chef der Batterie
machte ihm Meldung. Auf das Commando: „Kehrt!
Harsch 1 Marsch I' stürzte unter einem schrecklichen Feuer eine
.Uge Pf^de und Leute. Zwei Geschütze und 40 Mann dieser
e.Uerie blieben auf dem Platze. Die fünf geretteten Geschütze
bann das Feuer auf 900 Meter. Rimingtons und
d>a» ^ irreguläre Reiter waren mitten in den Feind gerathen;
gr? rief ihnen zu: „Sie brauchen nicht weiter zu gehen, sie sind
vy °"Sen." Beide Corps machten jedoch Kehrt und entkamen
schweren Verlusten. Prinz Teck.enlkam unverwundet. Tie
sch^Nerleitung Bloemfonteins ist thatsächlich be-
f Nach einer Meldung der Central News aus Bloem-
I-Mii bestand Broadwoods ganze Truppe aus
Mann. Der Ueb erfüll geschah am Corn Spruit,
Zufluß des Modderflusses. Derselbe Korrespondent
et, ein starkes Burenkommando, welches sich von Lady-
svybb in der Richtung auf die Wasserwerke zu bewegte,
sl>f. burch die schnellen Bewegungen von Frenchs Kavallerie
sijf/. becimirt, jedenfalls zu weiterem Dienste nicht mehr
Da indessen Roberts hiervon bis jetzt nichts
z>i Met hat, so thut man gut, an eine Dccimirung nicht
L. dz ben. Lord Roberts hat vielmehr am Abend des
telegraphirt: Obwohl seit meiner letzten Depesche
neuer Zusammenstoß erfolgte, sind unsere
ppen beständig mit dem Feinde in Fühlung geblieben,
die Auch xjn„ Reutermeldung ebenfalls vom 2. ds. hätten
8ehg, Mn an diesem Tage noch die Wasserwerke besetzt
' Nach einer Meldung der Times aus Bloem-
^ bs ein Burenkommando unter Dewet und
Deutschen, Namens Reich mann, welches dem
Broadwood die Niederlage beibrachte.
Bedeutung dieses Vorkommnisses wird man nicht
»>or'^en dürfen. Sein Hauptwerth liegt in der
i Stärkung der Buren, die nach einer Zeit des
bkkzxj^'ckes nun auch wieder einmal einen Erfolg zu
Men haben.
Deutsches Reich.
^ichj^Der Kaiser speiste Montag Abend beim öster-
, b a^°?"6arischen Botschafter v. Szögyeny-Morrich. Zu
^ iten zählten u. A. Staatssekretär Graf v. Bülow
M Maximilian Egon zu Fürstenberg,
k^'Lei, einer Meldung der Köln. Ztg. zufolge, in
zur Auerhahnjagd in Donaueschingen
Äffisch bsird. Zum Donnerstag hat sich der Kaiser beim
^Lesag" ^kschafter Grafen v. d. Osten-Sacken zu Tisch
Kaiser tele 1a Hirte dem Oberbürgermeister
"kn, daß eine To pcdobo otd ivisio n den
Auftrag habe, in diesem Frühjahr den Rhein hinauf-
zufahren. Sie habe Ordre, Köln anzulaufen und vom
Meere einen Gruß zu überbringen. Er empfehle sie den
gastfreien und lebensfrohen Bürgern Kölns. Alaaf Köllen!
— Der Oberbürgermeister dankte durch ein Telegramm,
worin er versicherte, die Ankunft eines Theiles von Sr.
Majestät Flotte werde Kölns Bürgerschaft zur größten
Freude gereichen und der Empfang werde um so herzlicher
sein, als dadurch die Zeit der Hansa und des Eintreffens
des ersten Torpedobootes am Rhein im Jahre 1895 in
Erinnerung gebracht werde.
— Beim auswärtigen Amt ist eine Etats Über-
schreitung von 40000 Mk., zum Theil infolge der
Jerusalem-Reise des Kaisers vorgekommen. Die
Kommission hat dieselbe nicht beanstandet. Im Plenum
aber kam der sozialdemokratische Abg. Singer darauf zurück
und führte aus, daß der Theil der Ueberschreitungssumme, der
auf die Kosten der Reise des Staatssekretärs nach Jerusa-
lem falle, nicht bewilligt werde dürfe, weil die Reisen des
Kaisers Privatreisen seien, und weil es sich von selbst ver-
stehe, dag der Kaiser die Kosten der Reise für seine Be-
gleiter aus eigenen Mitteln tragen müsse. Die Sache ging
nochmals an die Kommission zurück. Ohne Zweifel wird
die Ucberschrcitung genehmigt werden, denn v. Bülow be-
fand sich im Dienst. Auf seine persönlichen Ausgaben ent-
fallen nur ca. 4000 Mk., das Andere auf Depeschen,
Couriere u. s. w. Es ist doch jedenfalls zu wünschen, daß
der Kaiser auf seinen Reisen, da di- Politik nicht still steht,
einen Vertreter des Auswärtigen Amtes bei sich hat,
namentlich bei Reisen von solcher politischen Bedeutung,
wie die Fahrt nach Jerusalem über Konstantinopel.
— Der sozialdemokr. Reichstagsabgeordnetc Ocrtel-
Nürnberg ist in eine Heilanstalt verbracht worden. Er
leidet an schwerer Melancholie, die sich daher schreiben soll,
daß er beim Verkauf der früher ihm gehörenden Fränk.
Tagespost an die Parteileitung von seinen Parteigenossen
arg übervortheilt worden zu sein glaubt.
Baden. L. 6. Karlsruhe, 3. April. Abgeordneter
Dr. Wilckens hat soeben einen außerordentlich volu-
minösen, 128 Druckseiten umfassenden Bericht über das
Spezialbudget der Verkehrsanstalten vorgelegt.
In der Einleitung finden sich einige interessante Angaben
über den neuesten Stand der Eiseiibahnbelriebsverwaltung.
Das Staatsbahnnetz hatte Ende 1899 eine Ausdehnung
von 1559,60 Kilometer; davon sind 651 Kilometer doppel-
geleisig, während 908 Kilometer einfaches Geleise haben.
Als Vollbahnen werden betrieben 13l1,50 Kilometer» als
Nebenbahnen 848,10 Kilometer. Im Ganzen besitzt das
Land 401 Stationen und Haltestellen oder je eine Station
auf 3.89 Kilometer Bahnlänge. Vergleicht man die Länge
unserer Bahnen mit dem Flächenraum des Landes
(15 081 m-Kilometer) und Einwohnerzahl (1769 165), so
entfällt 1 Kilometer Bahn auf je 9,679 (J-Kilometer und
auf 1134 Einwohner. Das Anlagekapital beträgt (incl.
Privatbahnen) 502 789 024 Mark. Auf 1 Kilometer Bahn-
länge kommt der Aufwand auf 330124 Mark zu stehen
(in Württemberg auf 320824, in Bayern auf 240 358
Mark). Im Jahre 1898 betrugen die Einnahmen
65 420704 Mark, die Ausgaben 43 023 398 Mark, so
daß sich der Ueberschuß auf 22 397 306 Mark oder auf
4,54 Prozent des Anlagekapitals berechnet (bei den Privat-
bahnen auf 7,68 Prozent, bei beiden zusammen 4,58
Prozent). Auf einen Kilometer Betriebslänge ist 1897 eine
Roheinnahme von 40007 Mark uüd 1898 eine solche von
43 010 Mark entfallen. Die größte kilometrische Ein-
nahme hatte die Main-Neckarbahn mit 90 736 Mark. Das
im Gesammtbetrieb (einschließlich der Werkstätten) ver-
wendete Personal bestand im Jahre 1898 in 6418 —
39,28 Prozent Beamten und Angestellten (etatmäßige und
nichietatmäßige) und 9922 — 66,72 Prozent ständigen
Arbeitern, somit aus 16 340 Personen.
— Zu den Formationsändcrungen, die am 1. April
beim Heer eingetreten sind, gehört die Erhöhung des Etats
beim Badischen Trainb ataillon Nr. 14 um 32
MunitionStragepferde, die zu je 8 den Jäger-
bataillonen Nr. 4, 8, 10 und 14 der in Colmar stehenden
Jägerbrigade überwi-sen werden. Diese Tragepferde sind
zur Mitführung des Schießbedarfes für die Maschinenge-
wehre bestimnit, womit nach und nach alle Jägerbataillone
ausgerüstet werden sollen.
Badischer Landtag, ö. 6. Karlsruhe, 3. April.
(57. Sitzung der Zweiten Kammer.) Präsident G ö n-
ner verliest ein Dankschreiben des Groß Herzogs, der
Prinzessin Wilhelm und des Prinzen Max, worin für
die Glückwünsche der Kammer anläßlich der Verlobung
des Prinzen Max herzlich gedankt wird.
Zur Berathung stand das Budget der Domänen» er-
Wallung, über das Abg. Kriech le (natl.) Bericht erstattete.
Abg. Dr. Weygold (natl.) bemerkt, daß die Haseler Höhle
nunmehr beleuchtet und dem Besuch zugänglich gemacht ist. Sie
bilde eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Abg. Dieter le
(Centr.) wünscht eine den modernen Verhältnissen entsprechende
Berechnung der Kompetenzen der Pfarrpfründen und tadelt das
„armselige" Vorgehen einzelner Domänenämter bei Reparaturen
in Pfarrhäusern und Kirchen und bei Anschaffung von Para-
menten. In einem Pfarrhaus seien beispielsweise aus über-
triebener Sparsamkeit die Fenster nur von Außen angestrichen
worden; in einem anderen sei der Küchenboden zur Hälfte repa-
rirt worden; die Ausbesserung der anderen Hälfte mußte aus
Mangel an den nothwendigen Mitteln bis zum nächsten Jahre
Verschoben werden. Die Regierung sollte doch den Kirchen in
großherzigerer Weise entgegenkommen. Redner verlangt weiter
eine höhere Ablösungssumme für da« Pfarrhaus in Schönau
und befürwortet die alsbaldige Restaurirung der Basilika in St.
Blasien. Abg. Brei tn er (Centr.) bittet, in Philtppsburg ein
neue« Forsteigebäude zu erstelle». Abg. Birkcnmayer be-
rührt wiederum die Frage der Kuxe des Bergwerks im Bezirk
St. Blasien. Die Erhöhung der Zahl der Kuxe von 800 auf
1000 könne ohne Risiko gestattet werden.
Finanzminister Dr. Buchenbcrger erklärt, daß dem
Wunsche der Budgetkommission nach Besserstellung der Forst»
Praktikanten nicht leicht entjprocben werden kann, da ohnehin ein
großer Zugang seit Jahren statlfindet. Uebrigens sei ihre Stel-
lung nicht gerade schlimm; sie beziehen im Allgemeinen dasselbe
Gehalt wie die Finanzpraktikanten und rücken nach 9 bis 10
Jahren in die Stellung der Forstassistenten vor, die den An-
fangsgehalt der Oberförster haben Dem Abg. Dteterle könne er
keine bestimmten Zusagen geben; indessen sei es der Wunsch der
Regierung, daß sich die Unterhaltung 1>er Pfarrgebäude in. einer
Weise vollzieht, die den berechtigten Wünschen der Bewohner
entspricht. Gewöhnlich ergebe sich ein Mißverhältniß zwischen
den verfügbaren Mitteln und den wünschenswerthen Reparaturen.
Die Ablösungssumme für daS Pfarrhaus in Schönau bestimme
sich nach den gesetzlichen Normen. Die Restaurirung der Basilika
in St. Blasien sei in Aussicht genommen. Domäncndirektor
Le Wald glaubt, daß die Behörde über die Beanstandung der
Höhe der Kuxen htnwegkommen wird.
Abg. Pfefferte (natl.) bittet eine größere Anzahl von
Forstassessorenstellen ins nächste Budget einzustellen. Die Ge-
rechtigkeit verlange, daß den Gemeinden hinsichtlich der Mittel
zur Beseitigung des Wildschadens das gleiche Recht eingeräumt
wird, wie dem Staat (der bekanntlich eine Jagd im Bezirk Ober-
kirch in eigene Regie übernommen und daS den Wald schädigende
Wild abgeschossen hat). Abg. Hug (Centr.) hält die Normativ-
bestimmungen über Verpachtung. Veräußerung und Erwerb von
Domänengrundstücken im Allgemeinen für zweckmäßig, wünscht
jedoch keine weitere Ausdehnung derselben. Er tadelt, daß von
den Privaten für die Abholzung von Waldflächen bezw. deren
Wiederauffcrstung so hohe Kautionen verlangt werden. Die Be-
denken des Abg. Dieterle bezüglich der Kompetenzen der Pfar-
reien scheinen ihm berechtigt zu sein. Abg. Blattmann(Ctr.)
befürwortet Wiedererrichtung eines Domänenamtes in Waldlirch.
Abg. Schüler (Centr.) schließt sich bezüglich des Wildschadens
den Ausführungen des Abg. Pfefferle an; er wünscht sodann
kleinere Loose für die Holzversteigerungen. Domänendirektor
Lewald erklärt, die Regierung habe, als sie die Jagd in eigene
Regie übernahm, lediglich einen einfacheren Modus oorgezogen.
Sie trage nicht die Absicht, den Regiebetrieb weiter auszudehnen.
Abg. Schmid (natl.) beklagt die Einschränkung bezw. das
Verbot des Becrensammelns in den Staatswaldungen.
Abg. Zehnter (Centr.) bittet die Domänenverwaltung als
Haupiinteressentin an der oberen Murgthalbahn die Beiträge zur
Geländeerwerbung reichlich zu bemessen. Abg Dr. Heim-
burger warnt davor, den Gemeinden eine dtscretionäre Be-
fugniß hinsichtlich der Jagdberechtigung cinzuräumcn. Finanz-
minister Dr. Buchenberger erklärt, es sei ein kombinirteS
Forst- und Domänenamt für Waldkirch in Aussicht genommen.
Abg. Greifs (nat.-lib.) findet das Verlangen der Gemeinden
nach Gleichberechtigung mit dem Domänenärar bet Vergebung
der Jagden für durchaus gerechtfertigt.
Damit ist die allgemeine Berathung erledigt. Die Einzel-
beralhung erfolgt am Donnerstag, 5. April, Vorm. 9 Uhr.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Regierungsbaumeister Karl Schmidt bei der Großh.
Generaldtrektion der Staatseisenbahnen wurde dem Gr. Maschinell-
inspektor in Karlsruhe zugetheilt.
Karlsruhe, 3. April. Der Großherzog em-
pfing heute Vormittag 10 Uhr den Präsidenten des Ev.
Oberkirchenraths Geheimcrath Dr. Wielandt und um 11
Uhr den Minister v. Brauer zur Vortragserstattung. Nach
12 Uhr empfing Seine König!. Hoheit mit Ihrer König-
lichen Hoheit der Grobherzogin den Oberbürgermeister
Schnetzler, den ersten Bürgermeister Krämer, den zweiten
Bürgermeister Siegrist, sowie die Stadträthe Hoffmann und
Dürr, welche als Vertreter der Stadt Karlsruhe die Glück-
wünsche zur Verlobung Seiner Großh. Hoheit des Prinzen
Max mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Marie Luise
von Cumberland daibrachten. Der Oberbürgermeister
drückte diese Glückwünsche in einer warmen Ansprache aus,
welche der Großherzog in dankbarer Empfindung beant-
wortete. Zur Mittagstafel erschienen die Prinzessin Wil-
helm und Prinz Max.
Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 1. April. 39 Wiener
Gemeinderäthe sind von ihrem Amt zurückgetreten und haben
eine Erklärung an ihre Wähler erlassen, in welcher sie
nebst den Unbilden, denen sie im Gemeinderath auSge-
setzt waren, der Mißwirthschaft der Schulden häufenden
Mehrheit u. s. w., besonders die Ungerechtigkeit betonen,
die darin liegen würde, wenn im Mai nur der zweite
Wahlkörper wählte, mit 20 000 neuen Wählern, die schon
im dritten Wahlkörper gewählt haben, also doppelt ver-
treten wären, dagegen im ersten Wahlkörper 10 000 neue
Wähler erst 1904 zur Urne gelangten. Zwei Liberale
haben nachträglich ihre Mandate niedergelegt, so daß nur
noch 89 Gemeinderäthe vorhanden sind. Die letzten vier
Liberalen erklärten mit Zustimmung ihrer Wähler, daß sie
die Mandatsniederlegung für zwecklos und politisch unklug
halten, weil die Neuwahlen die liberale Partei nicht stärken
würden. Jedenfalls wollen sie eine Weile zusehe», wie sich
die Dinge entwickeln. Dr. Lueger scheint entschlossen, ' sich
bis zum Mai „durchzufretten", indem er jene wichtigeren
Angelegenheiten, die bei der ersten Abstimmung die An-
wesenheit von 100 Gemeinderäthen erfordern, immer in der
zweiten Sitzung erledigen läßt, wo nur 80 Anwesende er-
forderlich sind. Eine neue Unbequemlichkeit ergibt sich jeden-
falls für ihn daraus, daß am 27. April das Vicebürger-
rneistermandat Strobachs abläuft mnd daß für solche Wahlen
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Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
Vom Krieg in Südafrika.
Man wird sich noch der Depeschen von Lord Roberts
erinnern, worin er meldete, weil die Buren ihn in der
Front bei Karree provozirlen, so habe er am Freitag
eine Abtheilung vorgeschicki und der sei es nach heftigem
Kampf gelungen, die Buren von einigen Kopjes zu ver-
treiben und selbst eine sehr gute Stellung einzunehmen.
Heber diesen Zusammenstoß liegt nun folgende
Ncutcrmeldung aus dem Bnrenlager vor: Ein heißer
Kampf fand zwischen Brandfort und Bloemfontein
statt. Die Kommandos von Ermelo und Wakkerstroom
Kliffen 7000 Engländer an, schlugen sie zurück und
Yachten ihnen schwere Verluste bei. In Smaldeel ein-
Ketroffene Verwundete erzählen, der Kampf tobte auf der
Lanzen Linie. Die Engländer gingen wiederholt vor,
Wurden aber zurückgeschlagen. Die Buren gewannen an
^crrain. Das Endergebniß des Kampfes sei jedoch un-
bekannt. Die Buren hatten 9 Todte und Verwundete.
Spätere Meldungen ans Brandforl besagen: 2000 Buren
griffen erfolgreich 3000 Engländer an. Als letztere durch
t3l)00 Mann verstärkt wurden, mußten sich die Buren
öUrückziehen. Dieselben hatten geringe Verluste.
Es ist also dieser Kampf nicht ein ganz neues Er-
t'gniß, sondern er fand schon am 30. v. M. und mit
für die Engländer günstigen von Roberts gemeldeten
Schlußerfolg statt.
, lieber die Schlappe, welche die Engländer amSamstag
Mich von Bloemfontein erlitten, liegen noch weitere
^richte vor. Der eine erzählt:
H. Die Traincolonne unter dem Prinzen Teck zählte hundert
?Aaen, dahinter kamen die reitenden Batterien und die berittene
Hasanterie und die irregulären Reitercorps Riminglons und
Iserts. Die Cavalleriedrigade, bestehend aus den 16. Husaren
2«d der Garde, bildete die Nachhut. Als die Traincolonne, die
x.Werie und Roberts irregulären Reiter in der Schlucht waren,
Öffnete der Feind auf achtzig Schritt das Feuer von allen
in der Traincolonne entstand eine schreckliche Ver-
ein die Zugthiere stürzten nieder und gingen durch, die
stnAborenen Treiber flohen, und der Weg war vollständig ver-
!>i. i- Die Batterien geriethen, mit Ausnahme einer Batterie,
der Wachtmeister Martin rettete, ganz in die Gewalt des
Mdes. Der Wachtmeister galopptrte zum Chef der Batterie
machte ihm Meldung. Auf das Commando: „Kehrt!
Harsch 1 Marsch I' stürzte unter einem schrecklichen Feuer eine
.Uge Pf^de und Leute. Zwei Geschütze und 40 Mann dieser
e.Uerie blieben auf dem Platze. Die fünf geretteten Geschütze
bann das Feuer auf 900 Meter. Rimingtons und
d>a» ^ irreguläre Reiter waren mitten in den Feind gerathen;
gr? rief ihnen zu: „Sie brauchen nicht weiter zu gehen, sie sind
vy °"Sen." Beide Corps machten jedoch Kehrt und entkamen
schweren Verlusten. Prinz Teck.enlkam unverwundet. Tie
sch^Nerleitung Bloemfonteins ist thatsächlich be-
f Nach einer Meldung der Central News aus Bloem-
I-Mii bestand Broadwoods ganze Truppe aus
Mann. Der Ueb erfüll geschah am Corn Spruit,
Zufluß des Modderflusses. Derselbe Korrespondent
et, ein starkes Burenkommando, welches sich von Lady-
svybb in der Richtung auf die Wasserwerke zu bewegte,
sl>f. burch die schnellen Bewegungen von Frenchs Kavallerie
sijf/. becimirt, jedenfalls zu weiterem Dienste nicht mehr
Da indessen Roberts hiervon bis jetzt nichts
z>i Met hat, so thut man gut, an eine Dccimirung nicht
L. dz ben. Lord Roberts hat vielmehr am Abend des
telegraphirt: Obwohl seit meiner letzten Depesche
neuer Zusammenstoß erfolgte, sind unsere
ppen beständig mit dem Feinde in Fühlung geblieben,
die Auch xjn„ Reutermeldung ebenfalls vom 2. ds. hätten
8ehg, Mn an diesem Tage noch die Wasserwerke besetzt
' Nach einer Meldung der Times aus Bloem-
^ bs ein Burenkommando unter Dewet und
Deutschen, Namens Reich mann, welches dem
Broadwood die Niederlage beibrachte.
Bedeutung dieses Vorkommnisses wird man nicht
»>or'^en dürfen. Sein Hauptwerth liegt in der
i Stärkung der Buren, die nach einer Zeit des
bkkzxj^'ckes nun auch wieder einmal einen Erfolg zu
Men haben.
Deutsches Reich.
^ichj^Der Kaiser speiste Montag Abend beim öster-
, b a^°?"6arischen Botschafter v. Szögyeny-Morrich. Zu
^ iten zählten u. A. Staatssekretär Graf v. Bülow
M Maximilian Egon zu Fürstenberg,
k^'Lei, einer Meldung der Köln. Ztg. zufolge, in
zur Auerhahnjagd in Donaueschingen
Äffisch bsird. Zum Donnerstag hat sich der Kaiser beim
^Lesag" ^kschafter Grafen v. d. Osten-Sacken zu Tisch
Kaiser tele 1a Hirte dem Oberbürgermeister
"kn, daß eine To pcdobo otd ivisio n den
Auftrag habe, in diesem Frühjahr den Rhein hinauf-
zufahren. Sie habe Ordre, Köln anzulaufen und vom
Meere einen Gruß zu überbringen. Er empfehle sie den
gastfreien und lebensfrohen Bürgern Kölns. Alaaf Köllen!
— Der Oberbürgermeister dankte durch ein Telegramm,
worin er versicherte, die Ankunft eines Theiles von Sr.
Majestät Flotte werde Kölns Bürgerschaft zur größten
Freude gereichen und der Empfang werde um so herzlicher
sein, als dadurch die Zeit der Hansa und des Eintreffens
des ersten Torpedobootes am Rhein im Jahre 1895 in
Erinnerung gebracht werde.
— Beim auswärtigen Amt ist eine Etats Über-
schreitung von 40000 Mk., zum Theil infolge der
Jerusalem-Reise des Kaisers vorgekommen. Die
Kommission hat dieselbe nicht beanstandet. Im Plenum
aber kam der sozialdemokratische Abg. Singer darauf zurück
und führte aus, daß der Theil der Ueberschreitungssumme, der
auf die Kosten der Reise des Staatssekretärs nach Jerusa-
lem falle, nicht bewilligt werde dürfe, weil die Reisen des
Kaisers Privatreisen seien, und weil es sich von selbst ver-
stehe, dag der Kaiser die Kosten der Reise für seine Be-
gleiter aus eigenen Mitteln tragen müsse. Die Sache ging
nochmals an die Kommission zurück. Ohne Zweifel wird
die Ucberschrcitung genehmigt werden, denn v. Bülow be-
fand sich im Dienst. Auf seine persönlichen Ausgaben ent-
fallen nur ca. 4000 Mk., das Andere auf Depeschen,
Couriere u. s. w. Es ist doch jedenfalls zu wünschen, daß
der Kaiser auf seinen Reisen, da di- Politik nicht still steht,
einen Vertreter des Auswärtigen Amtes bei sich hat,
namentlich bei Reisen von solcher politischen Bedeutung,
wie die Fahrt nach Jerusalem über Konstantinopel.
— Der sozialdemokr. Reichstagsabgeordnetc Ocrtel-
Nürnberg ist in eine Heilanstalt verbracht worden. Er
leidet an schwerer Melancholie, die sich daher schreiben soll,
daß er beim Verkauf der früher ihm gehörenden Fränk.
Tagespost an die Parteileitung von seinen Parteigenossen
arg übervortheilt worden zu sein glaubt.
Baden. L. 6. Karlsruhe, 3. April. Abgeordneter
Dr. Wilckens hat soeben einen außerordentlich volu-
minösen, 128 Druckseiten umfassenden Bericht über das
Spezialbudget der Verkehrsanstalten vorgelegt.
In der Einleitung finden sich einige interessante Angaben
über den neuesten Stand der Eiseiibahnbelriebsverwaltung.
Das Staatsbahnnetz hatte Ende 1899 eine Ausdehnung
von 1559,60 Kilometer; davon sind 651 Kilometer doppel-
geleisig, während 908 Kilometer einfaches Geleise haben.
Als Vollbahnen werden betrieben 13l1,50 Kilometer» als
Nebenbahnen 848,10 Kilometer. Im Ganzen besitzt das
Land 401 Stationen und Haltestellen oder je eine Station
auf 3.89 Kilometer Bahnlänge. Vergleicht man die Länge
unserer Bahnen mit dem Flächenraum des Landes
(15 081 m-Kilometer) und Einwohnerzahl (1769 165), so
entfällt 1 Kilometer Bahn auf je 9,679 (J-Kilometer und
auf 1134 Einwohner. Das Anlagekapital beträgt (incl.
Privatbahnen) 502 789 024 Mark. Auf 1 Kilometer Bahn-
länge kommt der Aufwand auf 330124 Mark zu stehen
(in Württemberg auf 320824, in Bayern auf 240 358
Mark). Im Jahre 1898 betrugen die Einnahmen
65 420704 Mark, die Ausgaben 43 023 398 Mark, so
daß sich der Ueberschuß auf 22 397 306 Mark oder auf
4,54 Prozent des Anlagekapitals berechnet (bei den Privat-
bahnen auf 7,68 Prozent, bei beiden zusammen 4,58
Prozent). Auf einen Kilometer Betriebslänge ist 1897 eine
Roheinnahme von 40007 Mark uüd 1898 eine solche von
43 010 Mark entfallen. Die größte kilometrische Ein-
nahme hatte die Main-Neckarbahn mit 90 736 Mark. Das
im Gesammtbetrieb (einschließlich der Werkstätten) ver-
wendete Personal bestand im Jahre 1898 in 6418 —
39,28 Prozent Beamten und Angestellten (etatmäßige und
nichietatmäßige) und 9922 — 66,72 Prozent ständigen
Arbeitern, somit aus 16 340 Personen.
— Zu den Formationsändcrungen, die am 1. April
beim Heer eingetreten sind, gehört die Erhöhung des Etats
beim Badischen Trainb ataillon Nr. 14 um 32
MunitionStragepferde, die zu je 8 den Jäger-
bataillonen Nr. 4, 8, 10 und 14 der in Colmar stehenden
Jägerbrigade überwi-sen werden. Diese Tragepferde sind
zur Mitführung des Schießbedarfes für die Maschinenge-
wehre bestimnit, womit nach und nach alle Jägerbataillone
ausgerüstet werden sollen.
Badischer Landtag, ö. 6. Karlsruhe, 3. April.
(57. Sitzung der Zweiten Kammer.) Präsident G ö n-
ner verliest ein Dankschreiben des Groß Herzogs, der
Prinzessin Wilhelm und des Prinzen Max, worin für
die Glückwünsche der Kammer anläßlich der Verlobung
des Prinzen Max herzlich gedankt wird.
Zur Berathung stand das Budget der Domänen» er-
Wallung, über das Abg. Kriech le (natl.) Bericht erstattete.
Abg. Dr. Weygold (natl.) bemerkt, daß die Haseler Höhle
nunmehr beleuchtet und dem Besuch zugänglich gemacht ist. Sie
bilde eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Abg. Dieter le
(Centr.) wünscht eine den modernen Verhältnissen entsprechende
Berechnung der Kompetenzen der Pfarrpfründen und tadelt das
„armselige" Vorgehen einzelner Domänenämter bei Reparaturen
in Pfarrhäusern und Kirchen und bei Anschaffung von Para-
menten. In einem Pfarrhaus seien beispielsweise aus über-
triebener Sparsamkeit die Fenster nur von Außen angestrichen
worden; in einem anderen sei der Küchenboden zur Hälfte repa-
rirt worden; die Ausbesserung der anderen Hälfte mußte aus
Mangel an den nothwendigen Mitteln bis zum nächsten Jahre
Verschoben werden. Die Regierung sollte doch den Kirchen in
großherzigerer Weise entgegenkommen. Redner verlangt weiter
eine höhere Ablösungssumme für da« Pfarrhaus in Schönau
und befürwortet die alsbaldige Restaurirung der Basilika in St.
Blasien. Abg. Brei tn er (Centr.) bittet, in Philtppsburg ein
neue« Forsteigebäude zu erstelle». Abg. Birkcnmayer be-
rührt wiederum die Frage der Kuxe des Bergwerks im Bezirk
St. Blasien. Die Erhöhung der Zahl der Kuxe von 800 auf
1000 könne ohne Risiko gestattet werden.
Finanzminister Dr. Buchenbcrger erklärt, daß dem
Wunsche der Budgetkommission nach Besserstellung der Forst»
Praktikanten nicht leicht entjprocben werden kann, da ohnehin ein
großer Zugang seit Jahren statlfindet. Uebrigens sei ihre Stel-
lung nicht gerade schlimm; sie beziehen im Allgemeinen dasselbe
Gehalt wie die Finanzpraktikanten und rücken nach 9 bis 10
Jahren in die Stellung der Forstassistenten vor, die den An-
fangsgehalt der Oberförster haben Dem Abg. Dteterle könne er
keine bestimmten Zusagen geben; indessen sei es der Wunsch der
Regierung, daß sich die Unterhaltung 1>er Pfarrgebäude in. einer
Weise vollzieht, die den berechtigten Wünschen der Bewohner
entspricht. Gewöhnlich ergebe sich ein Mißverhältniß zwischen
den verfügbaren Mitteln und den wünschenswerthen Reparaturen.
Die Ablösungssumme für daS Pfarrhaus in Schönau bestimme
sich nach den gesetzlichen Normen. Die Restaurirung der Basilika
in St. Blasien sei in Aussicht genommen. Domäncndirektor
Le Wald glaubt, daß die Behörde über die Beanstandung der
Höhe der Kuxen htnwegkommen wird.
Abg. Pfefferte (natl.) bittet eine größere Anzahl von
Forstassessorenstellen ins nächste Budget einzustellen. Die Ge-
rechtigkeit verlange, daß den Gemeinden hinsichtlich der Mittel
zur Beseitigung des Wildschadens das gleiche Recht eingeräumt
wird, wie dem Staat (der bekanntlich eine Jagd im Bezirk Ober-
kirch in eigene Regie übernommen und daS den Wald schädigende
Wild abgeschossen hat). Abg. Hug (Centr.) hält die Normativ-
bestimmungen über Verpachtung. Veräußerung und Erwerb von
Domänengrundstücken im Allgemeinen für zweckmäßig, wünscht
jedoch keine weitere Ausdehnung derselben. Er tadelt, daß von
den Privaten für die Abholzung von Waldflächen bezw. deren
Wiederauffcrstung so hohe Kautionen verlangt werden. Die Be-
denken des Abg. Dieterle bezüglich der Kompetenzen der Pfar-
reien scheinen ihm berechtigt zu sein. Abg. Blattmann(Ctr.)
befürwortet Wiedererrichtung eines Domänenamtes in Waldlirch.
Abg. Schüler (Centr.) schließt sich bezüglich des Wildschadens
den Ausführungen des Abg. Pfefferle an; er wünscht sodann
kleinere Loose für die Holzversteigerungen. Domänendirektor
Lewald erklärt, die Regierung habe, als sie die Jagd in eigene
Regie übernahm, lediglich einen einfacheren Modus oorgezogen.
Sie trage nicht die Absicht, den Regiebetrieb weiter auszudehnen.
Abg. Schmid (natl.) beklagt die Einschränkung bezw. das
Verbot des Becrensammelns in den Staatswaldungen.
Abg. Zehnter (Centr.) bittet die Domänenverwaltung als
Haupiinteressentin an der oberen Murgthalbahn die Beiträge zur
Geländeerwerbung reichlich zu bemessen. Abg Dr. Heim-
burger warnt davor, den Gemeinden eine dtscretionäre Be-
fugniß hinsichtlich der Jagdberechtigung cinzuräumcn. Finanz-
minister Dr. Buchenberger erklärt, es sei ein kombinirteS
Forst- und Domänenamt für Waldkirch in Aussicht genommen.
Abg. Greifs (nat.-lib.) findet das Verlangen der Gemeinden
nach Gleichberechtigung mit dem Domänenärar bet Vergebung
der Jagden für durchaus gerechtfertigt.
Damit ist die allgemeine Berathung erledigt. Die Einzel-
beralhung erfolgt am Donnerstag, 5. April, Vorm. 9 Uhr.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Regierungsbaumeister Karl Schmidt bei der Großh.
Generaldtrektion der Staatseisenbahnen wurde dem Gr. Maschinell-
inspektor in Karlsruhe zugetheilt.
Karlsruhe, 3. April. Der Großherzog em-
pfing heute Vormittag 10 Uhr den Präsidenten des Ev.
Oberkirchenraths Geheimcrath Dr. Wielandt und um 11
Uhr den Minister v. Brauer zur Vortragserstattung. Nach
12 Uhr empfing Seine König!. Hoheit mit Ihrer König-
lichen Hoheit der Grobherzogin den Oberbürgermeister
Schnetzler, den ersten Bürgermeister Krämer, den zweiten
Bürgermeister Siegrist, sowie die Stadträthe Hoffmann und
Dürr, welche als Vertreter der Stadt Karlsruhe die Glück-
wünsche zur Verlobung Seiner Großh. Hoheit des Prinzen
Max mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Marie Luise
von Cumberland daibrachten. Der Oberbürgermeister
drückte diese Glückwünsche in einer warmen Ansprache aus,
welche der Großherzog in dankbarer Empfindung beant-
wortete. Zur Mittagstafel erschienen die Prinzessin Wil-
helm und Prinz Max.
Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 1. April. 39 Wiener
Gemeinderäthe sind von ihrem Amt zurückgetreten und haben
eine Erklärung an ihre Wähler erlassen, in welcher sie
nebst den Unbilden, denen sie im Gemeinderath auSge-
setzt waren, der Mißwirthschaft der Schulden häufenden
Mehrheit u. s. w., besonders die Ungerechtigkeit betonen,
die darin liegen würde, wenn im Mai nur der zweite
Wahlkörper wählte, mit 20 000 neuen Wählern, die schon
im dritten Wahlkörper gewählt haben, also doppelt ver-
treten wären, dagegen im ersten Wahlkörper 10 000 neue
Wähler erst 1904 zur Urne gelangten. Zwei Liberale
haben nachträglich ihre Mandate niedergelegt, so daß nur
noch 89 Gemeinderäthe vorhanden sind. Die letzten vier
Liberalen erklärten mit Zustimmung ihrer Wähler, daß sie
die Mandatsniederlegung für zwecklos und politisch unklug
halten, weil die Neuwahlen die liberale Partei nicht stärken
würden. Jedenfalls wollen sie eine Weile zusehe», wie sich
die Dinge entwickeln. Dr. Lueger scheint entschlossen, ' sich
bis zum Mai „durchzufretten", indem er jene wichtigeren
Angelegenheiten, die bei der ersten Abstimmung die An-
wesenheit von 100 Gemeinderäthen erfordern, immer in der
zweiten Sitzung erledigen läßt, wo nur 80 Anwesende er-
forderlich sind. Eine neue Unbequemlichkeit ergibt sich jeden-
falls für ihn daraus, daß am 27. April das Vicebürger-
rneistermandat Strobachs abläuft mnd daß für solche Wahlen