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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 1-26 (2. Januar 1900 - 31. Januar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0019

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Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.

Xu. 4.

Die Erledigung der vom letzten Landtag über-
wiesenen Petitionen.
L. 6. Karlsruhe, 1. Januar. Der Großherzogl.
Etaatsregierung wurden von der Zweiten Kammer wäh-
rend des Landtags 1897/99 im Ganzen 86 Pe-
titionen überwiesen und zwar 22 empfehlend, 62 zur
Kenntnißnahme und 2 theils empfehlend, theils zur Kennt-
"ißnahme. Von den vier Ministerien sind nunmehr der
Zweiten Kammer die Nachmessungen über die Art der Er-
ledigung dieser Petitionen zugegangen, worüber der Abg.
Armbrust er einen übersichtlichen Bericht vorgelegt hat.
Aus demselben ist zu entnehmen, daß die Petitionen bad.
^isenbahnbeamren um Verbesserung ihrer Dienst- und
Etnkommensverhältnisse, soweit sie nicht auf eine Abände-
rung des Beamtengesetzes und der Gehaltsordnung Hin-
Sielen, zum größten Thcil entweder durch Anordnungen
iw Verwaltungswege oder durch Anforderungen im neuen
Etat Berücksichtigung gefunden haben. Im Budget ist
Eine sehr bedeutende Vermehrung etatmäßiger
Stellen fast in allen Beamtenkategorien vorgesehen,
Namentlich bei den Betriebs- und Expeditionsassistenten,
den Lokomotivführern, Heizern und Schaffnern. Eine An-
satz! der dienftältestcn Oberschaffner soll in die Bezüge der
Zugmeistcr vorrücken. Die Kilometer- und Stundengelder
der ständig im Fahrdienst verwendeten Reservcheizcr, Hilfs-
schaffner, Hilfswagenwärter, Wagenwärtergehilsen, Bremser
Und Güterpacker wurden erhöht und mit denjenigen der
Heizer, Schaffner und Wagenwärter gleichgestellt. Die bis-,
her von dem Fahrpersonal erhobene Gebühr von 20 Pfg.
kür Benutzung von Dienstbetten wurde aufgehoben. Die
Löhne der Bahnhofarbeiter und Bremser wurden aufge-
bessert. Dem Gesuch einer Anzahl von Gemeinden um
Erbauung einerB a hn von Tuttlingen nach Schwacken-
kcuthe wurde nicht näher getreten, weil die Erbauung
einer derartigen Bahn vom Standpunkt der badischen Ver-
lehrsintcressen nicht zu empfehlen ist. Dagegen befaßte sich
die Generaldirektion näher mit dem von dem Eisenbahn-
foinits Th engen eingercichten Projekt einer Sekundär-
dahn Thengen—Beuren—-Hilzingen—Singen, sowie mit
der Petition der Gemeinden Unter-und Obermünster-
thal u. s. w. um Erbauung einer normalspurigen Neben-
dahn von Staufen nach Münsterthal-Rothenbuck und einer
Zahnradbahn von da auf den Belchen. Die Ver-
handlungen haben aber zu einem abschließenden Ergebniß
dicht geführt. Auch die Bahnprojekte Mosbach—Mudau
Und Eberbach—Mudau—Buchen unterliegen zur Zeit noch
der Prüfung der Generaldircktion.
Bon den Petitionen, die dem Ministerium des Kultus
Und Unterrichts überwiesen wurden, dürfte vor allem das
Schicksal der bekanntlich zur Kenntnißnahme mitgetheilten
Bitte der Ortsgruppen der deutschen Friedensgesellschaft
^ Mannheim, Pforzheim, Offenburg und Lörrach um
Reform des Schulunterricht» (Lesebuchreinigung!)
'"teresstren. In dieser Hinsicht heißt es im Berichte: „Der
Hl. Thcil des Volksschullesebuchs, um dessen Durchsicht
^ sich bei dem vorliegenden Gesuch in erster Linie han-
delt, ist in den oberen Jahrgängen der Volksschule und
Zugleich in der Fortbildungsschule in Gebrauch. Nun ist
ein besonderes Lesebuch für die Fortbildungsschule in Be-
arbeitung, welches, nach den Grundsätzen der neueren Pä-
dagogik angelegt, zugleich einem schon früher in der Zwei-
en Kammer ausgesprochenen Wunsche — besondere Be-
rücksichtigung der Hauptberufsarten bei Auswahl der
Lesestücke — Genüge leisten wird. Nach Fertigstellung
dieses Lesebuchs, die im Laufe des Jahres 1899 zu er-
warten ist, wird, da der III. Thcil des Lesebuchs für die

Freitag, dkil 5. Zunuar

Fortbildungsschule in Wegfall kommt und bei Beschränkung
seiner Verwendung auf das obere Schuljahr zu umfang-
reich und auch inhaltlich zu schwierig, auch die Theile I
und II an gewissen Mängeln leiden, eine Umarbeitung
der für die Volksschule bestimmten Lesebücher nöthig fal-
len. Bei diesem Anlaß können dann die von der Friedens-
gesellschaft vorgetragenen Wünsche — soweit sic über-
haupt als berechtigt anerkannt werden kön-
nen — gebührend berücksichtigt werden, wie
dies selbstverständlich auch bei dem Entwurf des neuen
Lesebuchs für die Fortbildungsschule der Fall sein wird."
Gegenüber der Bitte des Präsidiums des Bezirksvcreins
Bchden-Pfalz im deutschen Fleischerverband um Auf-
hebung der Fleischaccise, die bekanntlich ebenfalls
zur Kenntnißnahme der Regierung überwiesen wurde, ver-
hielt sich das Finanzministerium ablehnend, da ange-
sichts der geplanten Reform der direkten Steuern, deren
finanzielles Ergebniß zur Zeit mit Sicherheit nicht vor-
ausgeschen werden kann, die Aufhebung der Fleischaccise
nicht zu empfehlen wäre. Der Bitte verschiedener Ge-
meinden und Bauernvereine um reichlichere Abgabe von
Laub streu aus Staats- und Gemeindewaldungen kam
die Regierung insofern entgegen, als die Großh. Forst-
ämter durch Verfügung der Domänendirektion vom
21. März 1899 angewiesen wurden, die Entnahme von
Streu planmäßig soweit zu gestatten, als es mit Rücksicht
auf den obersten Grundsatz der Erhaltung des Waldes
zulässig ist. Außer den regelmäßigen bisher üblichen
Streuabgaben aus Schlägen soll künftig auch das auf
Wegen und in Gräben, Döbeln und Mulden befindliche
Laub den streubedürstigen Landwirthen zugänglich gemacht
werden; ferner soll die Abgabe von Forstunkräutcrn
überall dort erfolgen, wo die Verhältnisse des Waldes
und dessen pflegliche Behandlung dies ermöglichen oder
nützlich erscheinen lassen. Der Petition um Aufhebung
der Bedürfnißfrage bei Erlaubniß des Brannt-
weinausschanks in allen konzessionirten Wirth-
schaften gab die Regierung keine Folge; ebensowenig
konnte sie sich zu einer allgemeinen Weisung an die Großh.
Bezirksämter entschließen, eine mildere Praxis bezüglich
der Behandlung der Gesuche um Erlaubniß zum Brannt-
weinausschank eintreten zu lassen.
Deutsches Reich
— Das Reutcr'sche Bureau weiß zu melden, daß die
Engländer noch einen weiteren deutschen Dampfer
angchalten hätten, um ihn zu durchsuchen. Es sei dies
dem deutschen Dampfer General in Aden passirt. So
weit also treiben die Engländer ihre Unverschämtheit gegen die
deutsche Flagge, daß sie in Aden, also weit ab von
der Delagoabai deutsche Dampfer anhalten, militärisch be-
setzen und untersuchen. Man möchte die Richtig-
keit der Meldung am liebsten noch bezweifeln. Wenn die
Engländer gut berathen sind, dann unterlassen sie alle
Provokationen Deutschlands, denn Gutes kann dabei für
sie nicht herauskommen. Die Verhandlungen wegen der
Beschlagnahme des Bundesrath werden in London geführt.
Das Bureau Reuter lügt: Deutschland hat keinen Protest
in dieser Sache erhoben, sondern sich darauf beschränkt,
das Ersuchen zu stellen, daß die Angelegenheit so schnell
als möglich geregelt wird. In Wirklichkeit hat die deutsche
Regierung gegen das Vorgehen der englischen Behörden
sofort Einsprache erhoben.
— Die deutsche Kolonialgesellschaft erläßt einen in
schwungvoller Sprache gehaltenen Aufruf gegen die Ber-
ge waltigungdeutschenPrivateigenth

190«

See; sie erblickt darin ein Symptom englischen Ueber-
muths und fordert zu öffentlichen Kundgebungen auf.
— Die Fahnenbänder, die der Kaiser anläß-
lich der Jahrhundertwende den Trnppentheilen verlieh, be-
stehen aus einem schwarze», mit Silber durchwirkten
Seitengewebe mit 2 silbernen Quasten, lieber den Quasten
befindet sich je ein goldenes Schild. Das eine zeigt auf
der Vorderseite die preußische Königskrone über dem
Namenszuge „XV. II.", das andere die deutsche Kaiser-
krone. Die Rückseite der Schilder wird durch die Gra-
virung „1. Januar 1900" geziert.
Kiel, 4. Januar. Die Kieler Zeitung meldet: der
Oberwerftdirektor der kaiserlichen Werft theiltc in einem
Tagesbefehl mit, daß die Arbeiter der kaiserlichen
Werft jährlich steigende Alterszulagen erhalten. Die
Bestimmung tritt sofort in Kraft.
Baden. Konstanz, 2. Januar. Gegen Herrn
Dr. Strauß, der als Vorsitzender des demokratischen
Wahlkomites den Protest gegen die Wahl des Abg. Uibel
mitunterzeichnete, leitete die Behörde nach der Franks. Ztg.
ein Zeugnißzw a ng sverfahren ein. Dr. Strauß
erhielt eine Vorladung vor den Landeskommissär Frhrn.
v. Bodman mit der Aufforderung, seine Gewährsmänner
zu nennen und zugleich eine Strafandrohung von vorerst
fünfzig Mark, falls er dieser Aufforderung nicht Folge
leisten werde.
Bayern. Aus der Pfalz, 30. Decemb. Der Lan-
dauer Anzeiger schreibt: Wie aus dem letzten Armeebefehl
hervorgeht, wurde der Volksschullehrer Georg
Ludwig, früher in Billingheim, jetzt an einer hessischen
Privatschule angestellt, znm Leutnant der Reserve
im bayerischen 2. Infanterieregiment befördert. Diese
Thatsache wird in Lehrerkreisen sehr begrüßt. Es ist da-
mit der Beweis geliefert, daß man in der bayerischen
Armee den Standpunkt überwunden hat, daß die Lehrer
nicht die einem Reserveoffizier entsprechende soziale Lebens-
stellung bekleiden. Wie man uns sagt, ist Herr Ludwig
der erste Bolksschullehrer, der der Armee als Reserve-
offizier angchört.
Preußen. Graf Pücklcr auf Klein-Tschirne und der
Redakteur der Staatsbürgerzeitung, Wilberg, sind von
der vierten Strafkammer von der Anklage der Aufreizung
zum Klassenhaß freigesprochen worden. Der Staats-
anwalt hatte 300 Mark beantragt. (Der Graf Pücklcr
hatte, wie erinnerlich, in einer Bauernversammlung eine
antisemitische Hetzrede gehalten, in der er seine Bauern auf-
forderte, die Juden mit Knüppeln aus dem Lande hinaus-
zuprügeln, und die antisemitische Staatsbürgerzeitung in
Berlin hatte dieses wüste Elaborat veröffentlicht. Wer die
Rede seiner Zeit gelesen hat, wird das llrtheil nur schwer
verstehen.)

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Fürstlich Fürstenbergischen Kammerdirektor August Danzer in
Donaueschtngen das Ritterkreuz des Ordens Berthold des Ersten
verliehen, den Landgerichtsrath Hermann Oser in Karlsruhe
unter Enthebung von seinem Amte als Vorsitzender der Kammer
für Handelssachen beim Landgericht Karlsruhe zum Oberlandes-
gerichtsrath ernannt, dem Landgerichtsrath Karl Wiehl in
Karlsruhe den Vorsitz in der Kammer für Handelssachen beim
Landgericht Karlsruhe übertragen; den Landgerichtsrath Josef
Koenig in Mosbach nnter Enthebung vom Amte des Unter-
suchungsrichters betm Landgericht daselbst an das Landgericht
Karlsruhe versetzt; den Oberamtsrichter Adolf Netzler in
Wiesloch zum Landgerichtsrath in Mosbach und den Referendar
Gustav Brugier aus Karlsruhe zum Amtsrichter in Wiesloch
ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben der
aus Hofrath und Professor Dr. Paul Kra 8 ke gefallenen Wahl

8)

Mord?
(Nach einer wahren Begebenheit.)
Novelle von Helene Lang-Anton.
(Fortsetzung.)
L- Wie sie sein Anblick quälte, wie er ihr unerträglich in die
^*ele schnitt!
^ Warnböfen wurde ungeduldig. — Hastig umfaßte er sie.
^«d.ehx sie es hindern konnte, preßten sich ferne Lippen auf
'.k ihren. Es war ein heißer, brennender Kuß, wie sie ihn
r/E gefühlt halte und sie erschauerte dabei, aber sie wehrte
nicht dagegen, sondern ließ es ruhig geschehen. Sie
Ußte es sich ja gefallen lassen, sie war jetzt seine Braut.
Mrrnger. dem es immer schwerer ums Herz und immer
Eckender zu Muthe wurde, ließ Champagner bringen, er
A.vffte von diesem Sorgenbrecher, daß er der unerquicklichen s
""unung ein Ende machen würde,
b.Als der Pfropfen knallte und das perlende Naß in die ^
Ad Kelchbecher floß, brachte Woringer mit sorcirter
-wtigkeit das Hoch des Brautpaares aus. Darauf ließ er
rufen.
r..Als dieser eintrat, und Evi in den Armen Warnhöfens
als faßten ihn Schmerz und Wutb zugleich. Es war ihm,
ikn, i Er seine kleine süße Evi von der Brust dieses fremden,
A?) o unsympathischen Mannes reißen und auf seinen
>men weit sorttragen müßte, an einen Ort, wo jener sie
'E erreichen könnte.
A°,er was sollte, was konnte er thun!
bie Verhältnisse lagen, mußte er Warnbösen als
,Mr willkommen heißen. Er umarmte seine Schwester
brO,.. ßle sie innig. Er wollte ihr Glück wünschen, aber er !
lei», die Worte nicht heraus. Evi hatte die Arme um
geschlungen und ihr Köpfchen ruhte an seiner !
tz„sst; Ihr erzwungenes Lächeln um die blassen Lippen >
ihn nicht, er fühlte an dem krampfhaften Erbeben !
» Körpers das heimliche Schluchzen ihrer jungen Seele. °

Woringer wollte dieser Situation, die unhaltbar zu werden
drohte, rasch ein Ende machen. Evi mußte Ruhe haben, sie
mußte zu sich selbst kommen, sich klar werden, mit den ge-
gebenen Verhältnissen sich erst vertraut machen. Er ging
auf Warnhöfen zu und sagte ihm die Hand reichend: „Auf
heute Abend, lieber Warnbösen."
Dieser verstand ihn sofort und empfahl sich.
Als sich die Thür hinter ihm schloß, athmete Evi er-
leichtert auf.
Woringer strich ihr liebkosend über ihr blondes Haar
und nannte sie nochmals sein braves verständiges Kind.
Harry stand dabei mit zusammengebissenen Zähnen und
ballte die Hand. Ein junges liebenswürdiges Geschöpf
zertrat selbst sein eigenes Lebensglück und wurde deshalb
belobt! Das sollte verständig sein, oh, dann wäre ja ein
Thor zu beneiden, der unbekümmert um alles andere, das
bischen Glück, das jedem Menschen einmal in seinem Leben
leuchtet, krampfhaft festhält.
Bei der Liebkosung des Vaters fing Evi zu schluchzen
an. Woringer suchte sie zu beruhigen und als er die
wachsende Aufregung Harrys sah und von diesem einen un-
heilvollen Eingriff fürchtete, öffnete er die Thür nach dem
Wohnzimmer, ries Frau Breitner herbei, eine alte Dame, die
seit Jahren dem Hauswesen Vorstand, und übergab ihr das
weinende Mädchen.
Als die beiden Männer allein waren, trat Harry aber-
mals aus Woringer zu und flehte:
„Laß mich nicht an Deinem Herzen irre werden, Vater.
Du warst stets gütig und liebevoll zu uns. Hast Du die
Todesangst gesehen, die sich in Evis Augen wiederspiegelte?
Es kann Dir doch nicht gleichgiltig sein, ob unser kleines,
süßes Mädel glücklich wird, oder nicht. So sieht das Glück
nicht aus! Halte Deine Augen nicht verschlossen diesem
kindlichen Jammer gegenüber, der keine Worte findet. Du
könntest diese Stunde einmal, Vater, mit blutigen Thränen
beweinen."
Diese vom tiefsten Gefühl erfüllten Worte fanden den
Weg nur zu sehr zu Woringers Herzen.

Aber die Würfel waren gefallen, Warnhöfen hatte sein
Wort. ES gab kein Zurück. Auch waren es gewiß nur
Romanideen von Evi, und Phantastereien von seinem Sohne,
der etwas sentimental von Natur war. Warum sollte
Warnhöfen, der hübsche elegante und reiche Mann nicht
seine Tochter glücklich machen? Er mußte sie doch sehr
lieben, sonst würde er nicht ein ganzes Jahr um sie geworben
und alle ihre kleinen Unarten und Unliebenswürdigkeiten
geduldig ertragen haben. Alo fort mit aller Weichheit und
allen Sentiments. Er wollte ja seiner Kinder Glück und
nichts anderes.
Er sagte alles Harry und dieser mußte endlich, des
Vaters Ünbeugsamkeit erkennend, seine Bitten und Vor-
stellungen einstcllen. Harry verließ den Vater mit den
Worten:
„Möge Dich Gott nie für diese Heirath verantwortlich
macken."
Kalt überlicf es Woringer bei diesen Worten und er hatte
Mühe, sein gewohntes Gleichgewicht wiederzufinden.
(Fortsetzung folgt.)

Kleine Zeitung.
— Hochschnlnachrichte«. Wien, 4. Jan- Wie die Neue
Freie Presse meldet, wird Professor Dr. Schenk in den
nächsten Tagen einen Urlaub antreten, dem seine zwangs-
weise Pensionirung solgen wird.
— Göschen«», 4. Jan. In der letzten Nacht gegen 11 Uhr
entgleinen im Gotthardt-Tunnel acht Wagen eines
Güterzuges. Niemand wurde verletzt. Der Schaden ist
bedeutend; der Verkehr war bis 6 Uhr Abends unter-
brochen-
— Tiflis, 4. Jan. Wie jetzt bekannt wird, wurden von
den Erd de de» im Kreise Achalskalow insgesammt 13
Döner zerstört. Die Zahl der bisher aufgesundenen Leichen
beträgt 800. Außerordentliche Hilfsmaßnahmen sind ge-
troffen worden. Gestern Nachmittag wurde abermals ein
starker Erdstoß verspürt.
 
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