Erscheint tätlich.
onntcigs ausgenommen.
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Familienblättern
, monatlich 50 Pf.
in's Haus gebracht.
Urch die Post bezogen
auArteljährl. 125Mk.
^ichl-eßlich Zustellgebühr.
^sprech-Slnschluü Nr. 82.
2?.
HÄclhkM Mm.
Jns^tionsgcbnhr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzcile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigcn bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Ankchlag
der Inserate auf den Plakat-
taseln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschlnß Nr. 82
ZmmrstW, den 1. Kdrum
Ilstttt.
Bestellungen
qÄ. Heidelberger Zeitung für die Monate Februar und
T^ärz werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
seinen, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Spedition, Untere Neckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
Tebracht; durch die Post bezogen für die Monate Februar
^nd März, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfennig, mit
-Mellgebühr Mk. 1.14.
8an. 21
Wochen - Chronik.
(Vom 21. bis zum 27. Januar.)
In Oesterreich ist ein Ministerium v. Korber
zur Regierung berufen worden. Dasselbe soll den
Parlamentarismus wieder lebensfähig machen und
zwar auf Grund vorausgegangener Versöhnung der
Nationalitäten.
» 21.: Der Großherzog von Baden wohnt der Feier
des 50jährtgen Jubiläums des Bad. Feldartillerie-
Regimenls an und hält auf demselben zwei deherzigens-
werthe Ansprachen.
» 22.: In den K o h l e nr e v i e re n Böhmens und Mährens
herrscht ein umfangreicher Ausstand.
-- 23.: Die englische» Truppen in Natal besetzen
im Kampf gegen die Buren den Spionskop.
» 24.: Zum Thronfolger in China wird Prinz
Bukwei erklärt, was einer Abdankung des Kaisers
Kuangsue fast gleichkommt.
- 25.: Dem Reichslag geht die Flottenvorlage
vom Bundesrath zu.
» 25.: Herzogin Adelheid vonSchleswig-Holstein,
die Mutter der Kaiserin, stirbt.
-> 25.: Der Reichstag beginnt die zweite Lesung der
Isi Heintze-
» 25.: Tie Engländer müssen den Spionskop wieder
räumen.
-> 27.: Die Engländer gehen wieder hinter den Tugela
zurück.
Zur jüngsten Eisenbahndebatte
von Prof. Dr. Arth. Böhtlingk.
In seinem Expos« hat bekanntlich der Herr Fiuanz-
Auiistcr den geradezu glänzenden Ergebnissen der letzten
Audgctperiode und insbesondere des Eisenbahnbetriebs zum
Trotze vor Nichts so sehr warnen zu müssen gemeint, wie
einer zu optimistischen Auffassung des Eisenbahnetats.
Anwachsen der Betriebsausgaben und das drohende
Adschwellen der „Eisenbahnschuld" mahnten zur größten
Erficht. Der Bericht des Vorsitzenden der Budgetkommis-
>u>n der Zweiten Kammer hat darin Seiner Excellenz durch-
sckundirt. Es stand daher zu befürchten, daß der
Landtag es bei den angefordertcn Krediten in Höhe von
Millionen belassen und alle weitergehcnden „Eisenbahn-
"nsche- uä uetu legen werde.
Diese Anfangs aufgestiegcnen pessimistischen Nebel be-
?'"nen indessen glücklicherweise sich zu lichten. Schon
der ersten Debatte in der Zweiten Kammer
ü der Abgeordnete Heimburger diesem ebenso un-
Egründeten als verhängnißvollcn Pessimismus, der jeden
besuch, unser Staatsbahnnetz auf die Höhe der Zeit zu
^"gen, wieder einmal im Keime zu ersticken drohte, ent-
°kgengetreten. Daß nicht einmal die vom Landtage be-
c?H>gten Kredite verbraucht zu werden pflegten, sei im
»Presse des Bahnbetriebes zu beklagen. Sollten die
b-m - diesmal wirklich verbraucht werden und die „Eisen-
/chnschuld" in Folge dessen wieder anschwellen, so betrachte
gv» ^ als kein Unglück. Das Kapital sei in den Bahnen
y ' angelegt; die Erleichterung des Verkehrs komme nicht
ur der Bahnkasse, sondern auch den anderen Staatskassen
»a Gute.
^Unerfreulichster Weise hat bald darauf der Eiscnbahn-
Das Gewürz der seligen Frau.
Novellette von Coaradine Stinde.
(Nachdruck verboten.)
ganz besonderes Gewürz war es, das alle Speisen
däun * seligen Frau durchzog," Halle Pastor Weber so
"2 zu seiner zweiten Gatim gesagt.
khki".^b Speisen?" war dann die erstaunliche Frage der
'che» Nachfolgerin gewesen.
-bni* . so ziemlich alle. „.Milchsuppen, süße Speisen, ab-
sein » ^ Klöße, Saucen"' u. s. w.; aber was für eins es
Mochte, kann ich Dir nicht sagen."
jg M°beth, die junge Gattin, war viel zu klug, um merken
d>e Ä wie sehr es sie schmerzte, daß sie ihrem Manne
stvr^*'4*E nicht genau so zubereiten konnte, wie seine ver-
Frau sie würzte. Die Speisen schmeckten ihm stets
MiiWsich, la sie konnten ihm kaum besser munden, und doch
stta,,' Zk immer wieder .von dem Gewürz der seligen
" Horen.
dag,^ beabsichtigte gewiß nicht, sie damit zu kränken.
Glis.P» «hm fern, er sah eine Vollkommenheit in seiner
>h» h- Er wollte nur mal wieder das schmecken, was
^°rbpn Ergangene Zeiten erinnerte. Wie mit der ver-
letzjg„"en Frau, so lebte Pastor Weber mit seiner
doch i^h^ glücklich. Man hätte denken können, sie lebten
liestaf.^mer in den Flitterwochen. Als die erste Frau
i'a fin>,°»'. "ard ^ dem Pastor nicht schwer, Ersatz sür sie
d»d an!-.,' 5*. liebenswürdig, anspruchslos, gutgestellt
n-obl s^?n"ch, daß rr überall hätte anklopfen können. Seine
s>Her s-n " ihre bescheidene Art und ihr bäus-
^lvternn, ^ .Aen olle anderen Konkurrentinnen in den
^bhte Elisabeth lieble ihren Gallen abgöttisch und
^ >einllulerlaß, alles für ihn zu schaffen was sich
Nun Wohlleben ersinnen ließ.
r eins quälte sie Tag und Nacht. »Das Gewürz der
minister selbst die erste Gelegenheit wahrgenommen, um
einer derartigen optimistischen Auffassung des Eisenbahn-
ctats die Wege zu ebnen. Daß, trotz der weit über alles
Erwarten gestiegenen Einnahmen, die Ausgaben im Pro-
zentsatz (wohlbemerkt nur im Prozentsatz!) stärker zu-
genommen hatten als diese, sei zwar richtig, allein die
Ursache dieser Hauptsache sei eine erfreuliche. Der
gesteigerte Verkehr und die daraus erwachsenen
Mehreinnahmen hätten es* ermöglicht, die Arbeitszeit
des überlasteten Personals zu kürzen und die Gehälter
aufzubessern, so daß für die Aufbesserung der Bahn- und
Streckenarbeiter allein eine volle Million in Aussicht ge-
nommen sei. Im Uebrigen erkläre sich der Mehraufwand
daraus, daß für die Instandhaltung des Bahnkörpers,
des Fuhrparks u. s. w. den gesteigerten Anforderungen
entsprechend gesorgt werden müsse. Leistungsfähigkeit und
Rentabilität bedingten sich gegenseitig.
Auch der bisherige Berichterstatter der Budgetkommis-
sion, der Abg. Hug, der Vorgänger des Herrn Gießler,
konnte nicht umhin, gelegentlich des Rückblicks auf die
Finanzen während der letzten 60 Jahre vor Allem mit
Befriedigung bei der Leistung der Staatsbahnen zu ver-
weilen. Sehr glücklich wies Herr Hug darauf hin, daß
die Eisenbahnschuld im Jahre 1899 nicht höher sei als
vor 20 Jahren, im Jahre 1879, und daß dabei die
Einnahmen aus den Bahnen sich ver do ppelt hätten!
Die wirklichen Ergebebnisse würden zweifellos auch in der
nächsten Budgetperiode die veranschlagten weit hinter sich
lassen. Die Anforderung von 79 Millionen für die
weitere Ausstattung des Bahnnetzes habe daher nichts
Erschreckendes. Herr Hug scheint demnach auch für ein
Mehreres zu haben zu sein.
Der Abg. Schüler ist noch deutlicher gewesen, indem
er den beherzigenswerthen Satz aussprach: „Auch heute
darf man hoffen, daß den verschiedenen Eisenbahn-
wünschen näher getreten wird, auch im Interesse der
Landwirthschaft, die eine Verkehrserleichte-
rung braucht." Daß dies für die Industrie, das
Handwerk und den Handel ebenso gilt, wie für die Land-
wirthschaft, wird gewiß auch die Meinung des Herrn
Schüler sein.
In der Ersten Kammer hat sich auch diesmal, wie
ehedem schon öfter, der langjährige Berichterstatter der
Budgetkommission, Freiherr v. Göler, in eisenbahn-
freundlichem Sinne geäußert. Auch nach Herrn v. Göler
braucht das voraussichtliche Anschwellen der „Eisenbahn-
schuld" keine Besorgniß zu wecken; das badische Bahnnetz
befinde sich, gleich den meisten anderen deutschen Bahnen,
in der Lage, erweitert und reichlicher ausgestattet werden
zu müssen. Ter dafür erforderliche Aufwand werde sich
zweifellos rentiren.
Es kann hiernach kein Zweifel darüber bestehen: auch
dieser Landtag, und dieser erst recht, ist, wie schon der
vorige, berereit, alle für zeitgemäße Instandsetzung und
weitere Entwicklung des Staatsbahnnetzes erforderlichen
Geldmittel zu bewilligen. Schwerlich wird derselbe sich
auch bezüglich der Lariffrage zu seinem Vorgänger in
Gegensatz fegen wollen, der einmüthig auf das nachdrück-
lichste eine durchgreifende Tarifermäßigung im Sinne
des Kilometerheftes befürwortet hat, ohne daß diesem
Beschlüsse bisher entsprochen worden wäre. Sollte unter
solchen Umständen die Regierung sich wirklich nicht dazu
entschließen können, wenigstens noch die Fortsetzung der
Rheinlhalbahn über Rastatt hinaus, sowie den Umbau des
Karlsruher und des Heidelberger Bahnhofs schon jetzt in
Angriff zu nehmen und zum wenigsten die Vorlheile des
Kilometerheftes, die bisher nur den oberen Zehntausend
seligen Frau" war es. Was hätte sie darum gegeben, könnte
sie es ihm verschaffen!
Alle Gewürze, die der Krämer im Dorf führte, hatte sie
erstanden und durchkocht, alle!! lind keins von diesen war
das Bewußte gewesen. Zimt. Vanille, Kardamom, schwarzen
Pfeffer, weißen Pseffer, Ingwer. Nelkenblütbe. Netkenpfeffer.
Zitronenschale, Apfelsinenschale, Muskatnuß, Muskatichale
und Lorbeer hatte sie zu den verschiedenen Speisen verwandt
mit denen sie zusammen gingen. Stets hatte die Bereitung
dem Pastor vorzüglich gemundet, aber o Kummer, »daS
Gewürz der seligen Frau" war keins davon gewesen. Aus
dem Garten hatte Elisabeth Kirschblätter, Psirsischdlätter und
Zitronen-Melisse genommen, die den Spellen einen ange-
nehmen Geschmack gaben, doch auch diese Versuche hätten
unterbleiben können.
Eines Nachts quälte Elisabeth sich wieder um das ge-
wünschte Gewürz, es ließ sie nicht schlafen. Plötzlich rief
sie: „Johannes, waren es vielleicht Zwiebeln?"
Doch ihr Gatte schlief so fest, daß er nichts hörte; und
als sie die Frage ausgesprochen, ärgerte sie sich auch bereits
über ihr albernes, kindisches Benehmen. Gottlob, daß
Johannes ohne Unterbrechung weiterschnarchte. Die Frage
war ja außerdem zu dumm, denn mit Zwiebeln konnte man
doch nicht Milchsuppen noch süße Spellen würzen, die er
geradezu genannt. Sie hatte an eine jungverheiralhete uner-
fahrene Freundin gedacht, die zu den meisten Gerichten
Zwiebeln brauchte, um ihnen wenigstens etwas Geschmack zu
geben, aber trotzdem schmeckte nichts danach. Schließlich
stellte sich heraus, daß die Freundin alle Hyacinthenzwiebeln
zum Kochen verbraucht hatte, in der Meinung, es seien die
für die Küche!
Doch solche Unerfahrenheit durfte Elisabeth ihrer ehe-
lichen Voraüngcri» nicht zmrauen. Sie mußt« weiteriuchen
nach dem Gewürz. Am nächsten Tage ging Elisabeth aber-
mals zum Krämer und fragte ihn:
»Halten Sie vielleicht noch irgend welche Gewürze, die
ich noch nicht kaufte, oder die mir unbekannt?"
zugute kommen, durch Ausgabe von Heften dritter Klaffe
zu 20 und halbe Hefte zu 10 sowie durch Erstellung
der dritten Wagenklasse in alle Schnellzüge (wie im
benachbarten Württemberg seit bald vier Jahren der Fall)
der großen Mehrzahl der Steuerzahler zugänglich zu
machen? Gilt es doch unsere Staatsbahnen nicht nur auf
der Höhe ihrer bisherigen Leistungsfähigkeit zu erhalten,
sondern dem Verkehrsbedürfniß des anbrechenden Jahr-
hunderts der Elektricität und des Welthandels entsprechend
auszugestalten und zu verwalten. Freilich — so lange
die Generaldirektion an den erforderlichen technischen
Kräften so bitter Mangel leidet, wie dieses anerkannter-
maßen seit Jahr und Tag der Fall ist, ist sie garnicht
in der Lage, diesen zwingenden Erfordernissen zu genügen.
Von der Nothwendigkeit, diesem chronischen Techniker-
Mangel abzuhelfen, scheint man indeß nachgerade allseits
überzeugt zu sein. Und so wollen wir das Beste hoffen!
Die französische Flottenvorlage.
Paris, 30. Jan. In der heutigen Kammersttzung
legte der Ministerpräsident Waldeck-Rousseau im
Namen des Cabinets die Flo rt envorl age nieder.
Gleichzeitig wurde den Abgeordneten ein Auszug mit-
getheilt, der über den Inhalt der Vorlage folgende Auf-
schlüsse gibt. Das Programm umfaßt die mit dem
laufenden Jahre beginnende Vergebung von 6 Schlacht-
schiffen, 5 Panzerkreuzern, 28 Torpedobootzerstörern, 112
Torpedobooten und 26 unterseeischen (versenkbaren)
Booten. Diese 177 Schiffe sind dazu bestimmt, die Zahl
der Einheiien jeder Classe von Kampfschiffen zu vervoll-
ständigen, die als Bestandtheil der Flotte als unumgäng-
lich »othwendig erkannt worden sind. Das Programm ist
von dem obersten Marinerath in dessen letzter Sitzung fest-
gestellt werden und nach Ausführung der Bauten wird die
Flotte folgende Stärke aufweisen: 28 Schlachtschiffe in
4 Geschwadern zu je 6 Schlachtschiffen und je 1 Schlacht-
schiff zur Verstärkung: 24 Panzerkreuzer in 8 Divisionen
zu je 3 Kreuzern, soweit die Kreuzer nicht zu besonderen
Operationen verwandt werden; 52 Torpedobootzerstörer,
262 Torpedoboote, 38 Unterseeboote. Die 177 Neu-
bauten, die erforderlich sind, um die von dem obersten
Marineamt für nothwendig erachtete Stärke zu erreichen,
erfordern eine Ausgabe von 476136 000 Frs., wozu noch
ein Betrag von 235 Millionen zu rechnen ist, um die
Ausgaben zur Vollendung derjenigen Bauten zu decken,
die am 1. Januar 1900 in Arbeit waren, sodaß sich eine
Gesammtausgabe von rund 711'/, Mill. ergibt. Die
beiden Programme werden im Jahre 1907 vollkommen
durchgeführt sein.
Der Gesetzentwurf über die Ausrüstung der
Häfen wird eine Ausgabe von 140 Mill. Franken für
diese Ausrüstung in den fünf Kriegshäfen Frankreichs sowie
auf Corsika und in Biserta und für die Werften von
Saigon und Dakar verlangen. Mit dem Entwurf über
die Cadres wird die Gesammtausgabe auf 900
Millionen Franken geschätzt. Was die Mittel betrifft,
so soll das Verfahren, zu welchem sich der Finanzminister
entschlossen hat, gestatten, diese Ausgaben ohne Anleihe
auszuführcn, und zwar unter ausschließlicher Verwendung
der Mittel des Ordinariums bei einer Vertheilung der
Ausgaben auf eine gewisse Anzahl Jahre.
Die Kammer begrüßte die Vorlegung
des Entwurfs mit Beifall. In parlamentarischen
Kreisen herrscht die llebcrzeugung, daß die Kammer den
Entwurf glatt annehmen wird.
Der Alle luchte in den Schubfächern nach, die solche
Kleinode bargen und bald kehrte er mit spanischem
Pfeffer, trockenem Kümmel und Senfkörnern zum Ladentisch
zurück.
„Dies sind die einzigen, Frau Pastorin, die andern haben
Sie alle gehabt," erklärte er dabei-
Elisabeth ließ sich von diesen drei Sorten geben, dabei
fragte sie:
„Wissen Sie vielleicht, ob die selige Frau meines Mannes
für irgend ein Gewürz oder einen Geschmack besondere Vor-
liebe zeigte, daß sie eS viel kaufte?"
Der Alte erinnerte sich dessen nicht.
Doch die Krämerssrau, die im Laden erschien um ein
Wörtchen mit der liebenswürdigen, jungen Pastorin zu
plaudern, wußte, daß die Verstorbene einmal sechs Zitronen
zur Zeit gekauft! , ,
„Ja, sechs Zitronen kaufte sie auf einmal, betonte
die Alte wiederum, »ich weiß es ganz deutlich; kurz vor
Weihnachten war es, ich suchte ihr noch die schönsten
aus- Also hatte sic gewiß noch eine Neigung für
Zitronen. Du warst gerade nicht im Laden," wandte sie
sich mit den letzten Worten an ihre Ehehälfte, „aber ich
erzählte es Dir nachher gleich. Ja. sechs Zitronen auf
einmal."
Der Kaus hatte unvergeßlichen Eindruck auf die alte
Frau gemacht. Sicher waren noch nie so viele Zitronen
zur Zeit bei ihr erstanden, seit sie im Besitz dieses Geschäftes
gewesen.
Mit Zitronenschale würzte Elisabeth bereits mebiffach die
Speisen während ihrer Vcrheirathung; ihr Gatte halte diese
nie ausnehmend gelobt. Die eheliche Vorgängerin brauchte
das halbe Dutzend wohl zu Wechnachtsbäckerci, — Indessen
wollte sie einmal eine Speise mit dem Zitronensaft ver-
suche» ; sie mußte „das Gewürz der seligen Frau" doch
endlich finden. So ließ sie sich denn eine Zitrone ein-
händigen und kehrte hoffnungsvoller heim als wie sie fort-
onntcigs ausgenommen.
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8an. 21
Wochen - Chronik.
(Vom 21. bis zum 27. Januar.)
In Oesterreich ist ein Ministerium v. Korber
zur Regierung berufen worden. Dasselbe soll den
Parlamentarismus wieder lebensfähig machen und
zwar auf Grund vorausgegangener Versöhnung der
Nationalitäten.
» 21.: Der Großherzog von Baden wohnt der Feier
des 50jährtgen Jubiläums des Bad. Feldartillerie-
Regimenls an und hält auf demselben zwei deherzigens-
werthe Ansprachen.
» 22.: In den K o h l e nr e v i e re n Böhmens und Mährens
herrscht ein umfangreicher Ausstand.
-- 23.: Die englische» Truppen in Natal besetzen
im Kampf gegen die Buren den Spionskop.
» 24.: Zum Thronfolger in China wird Prinz
Bukwei erklärt, was einer Abdankung des Kaisers
Kuangsue fast gleichkommt.
- 25.: Dem Reichslag geht die Flottenvorlage
vom Bundesrath zu.
» 25.: Herzogin Adelheid vonSchleswig-Holstein,
die Mutter der Kaiserin, stirbt.
-> 25.: Der Reichstag beginnt die zweite Lesung der
Isi Heintze-
» 25.: Tie Engländer müssen den Spionskop wieder
räumen.
-> 27.: Die Engländer gehen wieder hinter den Tugela
zurück.
Zur jüngsten Eisenbahndebatte
von Prof. Dr. Arth. Böhtlingk.
In seinem Expos« hat bekanntlich der Herr Fiuanz-
Auiistcr den geradezu glänzenden Ergebnissen der letzten
Audgctperiode und insbesondere des Eisenbahnbetriebs zum
Trotze vor Nichts so sehr warnen zu müssen gemeint, wie
einer zu optimistischen Auffassung des Eisenbahnetats.
Anwachsen der Betriebsausgaben und das drohende
Adschwellen der „Eisenbahnschuld" mahnten zur größten
Erficht. Der Bericht des Vorsitzenden der Budgetkommis-
>u>n der Zweiten Kammer hat darin Seiner Excellenz durch-
sckundirt. Es stand daher zu befürchten, daß der
Landtag es bei den angefordertcn Krediten in Höhe von
Millionen belassen und alle weitergehcnden „Eisenbahn-
"nsche- uä uetu legen werde.
Diese Anfangs aufgestiegcnen pessimistischen Nebel be-
?'"nen indessen glücklicherweise sich zu lichten. Schon
der ersten Debatte in der Zweiten Kammer
ü der Abgeordnete Heimburger diesem ebenso un-
Egründeten als verhängnißvollcn Pessimismus, der jeden
besuch, unser Staatsbahnnetz auf die Höhe der Zeit zu
^"gen, wieder einmal im Keime zu ersticken drohte, ent-
°kgengetreten. Daß nicht einmal die vom Landtage be-
c?H>gten Kredite verbraucht zu werden pflegten, sei im
»Presse des Bahnbetriebes zu beklagen. Sollten die
b-m - diesmal wirklich verbraucht werden und die „Eisen-
/chnschuld" in Folge dessen wieder anschwellen, so betrachte
gv» ^ als kein Unglück. Das Kapital sei in den Bahnen
y ' angelegt; die Erleichterung des Verkehrs komme nicht
ur der Bahnkasse, sondern auch den anderen Staatskassen
»a Gute.
^Unerfreulichster Weise hat bald darauf der Eiscnbahn-
Das Gewürz der seligen Frau.
Novellette von Coaradine Stinde.
(Nachdruck verboten.)
ganz besonderes Gewürz war es, das alle Speisen
däun * seligen Frau durchzog," Halle Pastor Weber so
"2 zu seiner zweiten Gatim gesagt.
khki".^b Speisen?" war dann die erstaunliche Frage der
'che» Nachfolgerin gewesen.
-bni* . so ziemlich alle. „.Milchsuppen, süße Speisen, ab-
sein » ^ Klöße, Saucen"' u. s. w.; aber was für eins es
Mochte, kann ich Dir nicht sagen."
jg M°beth, die junge Gattin, war viel zu klug, um merken
d>e Ä wie sehr es sie schmerzte, daß sie ihrem Manne
stvr^*'4*E nicht genau so zubereiten konnte, wie seine ver-
Frau sie würzte. Die Speisen schmeckten ihm stets
MiiWsich, la sie konnten ihm kaum besser munden, und doch
stta,,' Zk immer wieder .von dem Gewürz der seligen
" Horen.
dag,^ beabsichtigte gewiß nicht, sie damit zu kränken.
Glis.P» «hm fern, er sah eine Vollkommenheit in seiner
>h» h- Er wollte nur mal wieder das schmecken, was
^°rbpn Ergangene Zeiten erinnerte. Wie mit der ver-
letzjg„"en Frau, so lebte Pastor Weber mit seiner
doch i^h^ glücklich. Man hätte denken können, sie lebten
liestaf.^mer in den Flitterwochen. Als die erste Frau
i'a fin>,°»'. "ard ^ dem Pastor nicht schwer, Ersatz sür sie
d»d an!-.,' 5*. liebenswürdig, anspruchslos, gutgestellt
n-obl s^?n"ch, daß rr überall hätte anklopfen können. Seine
s>Her s-n " ihre bescheidene Art und ihr bäus-
^lvternn, ^ .Aen olle anderen Konkurrentinnen in den
^bhte Elisabeth lieble ihren Gallen abgöttisch und
^ >einllulerlaß, alles für ihn zu schaffen was sich
Nun Wohlleben ersinnen ließ.
r eins quälte sie Tag und Nacht. »Das Gewürz der
minister selbst die erste Gelegenheit wahrgenommen, um
einer derartigen optimistischen Auffassung des Eisenbahn-
ctats die Wege zu ebnen. Daß, trotz der weit über alles
Erwarten gestiegenen Einnahmen, die Ausgaben im Pro-
zentsatz (wohlbemerkt nur im Prozentsatz!) stärker zu-
genommen hatten als diese, sei zwar richtig, allein die
Ursache dieser Hauptsache sei eine erfreuliche. Der
gesteigerte Verkehr und die daraus erwachsenen
Mehreinnahmen hätten es* ermöglicht, die Arbeitszeit
des überlasteten Personals zu kürzen und die Gehälter
aufzubessern, so daß für die Aufbesserung der Bahn- und
Streckenarbeiter allein eine volle Million in Aussicht ge-
nommen sei. Im Uebrigen erkläre sich der Mehraufwand
daraus, daß für die Instandhaltung des Bahnkörpers,
des Fuhrparks u. s. w. den gesteigerten Anforderungen
entsprechend gesorgt werden müsse. Leistungsfähigkeit und
Rentabilität bedingten sich gegenseitig.
Auch der bisherige Berichterstatter der Budgetkommis-
sion, der Abg. Hug, der Vorgänger des Herrn Gießler,
konnte nicht umhin, gelegentlich des Rückblicks auf die
Finanzen während der letzten 60 Jahre vor Allem mit
Befriedigung bei der Leistung der Staatsbahnen zu ver-
weilen. Sehr glücklich wies Herr Hug darauf hin, daß
die Eisenbahnschuld im Jahre 1899 nicht höher sei als
vor 20 Jahren, im Jahre 1879, und daß dabei die
Einnahmen aus den Bahnen sich ver do ppelt hätten!
Die wirklichen Ergebebnisse würden zweifellos auch in der
nächsten Budgetperiode die veranschlagten weit hinter sich
lassen. Die Anforderung von 79 Millionen für die
weitere Ausstattung des Bahnnetzes habe daher nichts
Erschreckendes. Herr Hug scheint demnach auch für ein
Mehreres zu haben zu sein.
Der Abg. Schüler ist noch deutlicher gewesen, indem
er den beherzigenswerthen Satz aussprach: „Auch heute
darf man hoffen, daß den verschiedenen Eisenbahn-
wünschen näher getreten wird, auch im Interesse der
Landwirthschaft, die eine Verkehrserleichte-
rung braucht." Daß dies für die Industrie, das
Handwerk und den Handel ebenso gilt, wie für die Land-
wirthschaft, wird gewiß auch die Meinung des Herrn
Schüler sein.
In der Ersten Kammer hat sich auch diesmal, wie
ehedem schon öfter, der langjährige Berichterstatter der
Budgetkommission, Freiherr v. Göler, in eisenbahn-
freundlichem Sinne geäußert. Auch nach Herrn v. Göler
braucht das voraussichtliche Anschwellen der „Eisenbahn-
schuld" keine Besorgniß zu wecken; das badische Bahnnetz
befinde sich, gleich den meisten anderen deutschen Bahnen,
in der Lage, erweitert und reichlicher ausgestattet werden
zu müssen. Ter dafür erforderliche Aufwand werde sich
zweifellos rentiren.
Es kann hiernach kein Zweifel darüber bestehen: auch
dieser Landtag, und dieser erst recht, ist, wie schon der
vorige, berereit, alle für zeitgemäße Instandsetzung und
weitere Entwicklung des Staatsbahnnetzes erforderlichen
Geldmittel zu bewilligen. Schwerlich wird derselbe sich
auch bezüglich der Lariffrage zu seinem Vorgänger in
Gegensatz fegen wollen, der einmüthig auf das nachdrück-
lichste eine durchgreifende Tarifermäßigung im Sinne
des Kilometerheftes befürwortet hat, ohne daß diesem
Beschlüsse bisher entsprochen worden wäre. Sollte unter
solchen Umständen die Regierung sich wirklich nicht dazu
entschließen können, wenigstens noch die Fortsetzung der
Rheinlhalbahn über Rastatt hinaus, sowie den Umbau des
Karlsruher und des Heidelberger Bahnhofs schon jetzt in
Angriff zu nehmen und zum wenigsten die Vorlheile des
Kilometerheftes, die bisher nur den oberen Zehntausend
seligen Frau" war es. Was hätte sie darum gegeben, könnte
sie es ihm verschaffen!
Alle Gewürze, die der Krämer im Dorf führte, hatte sie
erstanden und durchkocht, alle!! lind keins von diesen war
das Bewußte gewesen. Zimt. Vanille, Kardamom, schwarzen
Pfeffer, weißen Pseffer, Ingwer. Nelkenblütbe. Netkenpfeffer.
Zitronenschale, Apfelsinenschale, Muskatnuß, Muskatichale
und Lorbeer hatte sie zu den verschiedenen Speisen verwandt
mit denen sie zusammen gingen. Stets hatte die Bereitung
dem Pastor vorzüglich gemundet, aber o Kummer, »daS
Gewürz der seligen Frau" war keins davon gewesen. Aus
dem Garten hatte Elisabeth Kirschblätter, Psirsischdlätter und
Zitronen-Melisse genommen, die den Spellen einen ange-
nehmen Geschmack gaben, doch auch diese Versuche hätten
unterbleiben können.
Eines Nachts quälte Elisabeth sich wieder um das ge-
wünschte Gewürz, es ließ sie nicht schlafen. Plötzlich rief
sie: „Johannes, waren es vielleicht Zwiebeln?"
Doch ihr Gatte schlief so fest, daß er nichts hörte; und
als sie die Frage ausgesprochen, ärgerte sie sich auch bereits
über ihr albernes, kindisches Benehmen. Gottlob, daß
Johannes ohne Unterbrechung weiterschnarchte. Die Frage
war ja außerdem zu dumm, denn mit Zwiebeln konnte man
doch nicht Milchsuppen noch süße Spellen würzen, die er
geradezu genannt. Sie hatte an eine jungverheiralhete uner-
fahrene Freundin gedacht, die zu den meisten Gerichten
Zwiebeln brauchte, um ihnen wenigstens etwas Geschmack zu
geben, aber trotzdem schmeckte nichts danach. Schließlich
stellte sich heraus, daß die Freundin alle Hyacinthenzwiebeln
zum Kochen verbraucht hatte, in der Meinung, es seien die
für die Küche!
Doch solche Unerfahrenheit durfte Elisabeth ihrer ehe-
lichen Voraüngcri» nicht zmrauen. Sie mußt« weiteriuchen
nach dem Gewürz. Am nächsten Tage ging Elisabeth aber-
mals zum Krämer und fragte ihn:
»Halten Sie vielleicht noch irgend welche Gewürze, die
ich noch nicht kaufte, oder die mir unbekannt?"
zugute kommen, durch Ausgabe von Heften dritter Klaffe
zu 20 und halbe Hefte zu 10 sowie durch Erstellung
der dritten Wagenklasse in alle Schnellzüge (wie im
benachbarten Württemberg seit bald vier Jahren der Fall)
der großen Mehrzahl der Steuerzahler zugänglich zu
machen? Gilt es doch unsere Staatsbahnen nicht nur auf
der Höhe ihrer bisherigen Leistungsfähigkeit zu erhalten,
sondern dem Verkehrsbedürfniß des anbrechenden Jahr-
hunderts der Elektricität und des Welthandels entsprechend
auszugestalten und zu verwalten. Freilich — so lange
die Generaldirektion an den erforderlichen technischen
Kräften so bitter Mangel leidet, wie dieses anerkannter-
maßen seit Jahr und Tag der Fall ist, ist sie garnicht
in der Lage, diesen zwingenden Erfordernissen zu genügen.
Von der Nothwendigkeit, diesem chronischen Techniker-
Mangel abzuhelfen, scheint man indeß nachgerade allseits
überzeugt zu sein. Und so wollen wir das Beste hoffen!
Die französische Flottenvorlage.
Paris, 30. Jan. In der heutigen Kammersttzung
legte der Ministerpräsident Waldeck-Rousseau im
Namen des Cabinets die Flo rt envorl age nieder.
Gleichzeitig wurde den Abgeordneten ein Auszug mit-
getheilt, der über den Inhalt der Vorlage folgende Auf-
schlüsse gibt. Das Programm umfaßt die mit dem
laufenden Jahre beginnende Vergebung von 6 Schlacht-
schiffen, 5 Panzerkreuzern, 28 Torpedobootzerstörern, 112
Torpedobooten und 26 unterseeischen (versenkbaren)
Booten. Diese 177 Schiffe sind dazu bestimmt, die Zahl
der Einheiien jeder Classe von Kampfschiffen zu vervoll-
ständigen, die als Bestandtheil der Flotte als unumgäng-
lich »othwendig erkannt worden sind. Das Programm ist
von dem obersten Marinerath in dessen letzter Sitzung fest-
gestellt werden und nach Ausführung der Bauten wird die
Flotte folgende Stärke aufweisen: 28 Schlachtschiffe in
4 Geschwadern zu je 6 Schlachtschiffen und je 1 Schlacht-
schiff zur Verstärkung: 24 Panzerkreuzer in 8 Divisionen
zu je 3 Kreuzern, soweit die Kreuzer nicht zu besonderen
Operationen verwandt werden; 52 Torpedobootzerstörer,
262 Torpedoboote, 38 Unterseeboote. Die 177 Neu-
bauten, die erforderlich sind, um die von dem obersten
Marineamt für nothwendig erachtete Stärke zu erreichen,
erfordern eine Ausgabe von 476136 000 Frs., wozu noch
ein Betrag von 235 Millionen zu rechnen ist, um die
Ausgaben zur Vollendung derjenigen Bauten zu decken,
die am 1. Januar 1900 in Arbeit waren, sodaß sich eine
Gesammtausgabe von rund 711'/, Mill. ergibt. Die
beiden Programme werden im Jahre 1907 vollkommen
durchgeführt sein.
Der Gesetzentwurf über die Ausrüstung der
Häfen wird eine Ausgabe von 140 Mill. Franken für
diese Ausrüstung in den fünf Kriegshäfen Frankreichs sowie
auf Corsika und in Biserta und für die Werften von
Saigon und Dakar verlangen. Mit dem Entwurf über
die Cadres wird die Gesammtausgabe auf 900
Millionen Franken geschätzt. Was die Mittel betrifft,
so soll das Verfahren, zu welchem sich der Finanzminister
entschlossen hat, gestatten, diese Ausgaben ohne Anleihe
auszuführcn, und zwar unter ausschließlicher Verwendung
der Mittel des Ordinariums bei einer Vertheilung der
Ausgaben auf eine gewisse Anzahl Jahre.
Die Kammer begrüßte die Vorlegung
des Entwurfs mit Beifall. In parlamentarischen
Kreisen herrscht die llebcrzeugung, daß die Kammer den
Entwurf glatt annehmen wird.
Der Alle luchte in den Schubfächern nach, die solche
Kleinode bargen und bald kehrte er mit spanischem
Pfeffer, trockenem Kümmel und Senfkörnern zum Ladentisch
zurück.
„Dies sind die einzigen, Frau Pastorin, die andern haben
Sie alle gehabt," erklärte er dabei-
Elisabeth ließ sich von diesen drei Sorten geben, dabei
fragte sie:
„Wissen Sie vielleicht, ob die selige Frau meines Mannes
für irgend ein Gewürz oder einen Geschmack besondere Vor-
liebe zeigte, daß sie eS viel kaufte?"
Der Alte erinnerte sich dessen nicht.
Doch die Krämerssrau, die im Laden erschien um ein
Wörtchen mit der liebenswürdigen, jungen Pastorin zu
plaudern, wußte, daß die Verstorbene einmal sechs Zitronen
zur Zeit gekauft! , ,
„Ja, sechs Zitronen kaufte sie auf einmal, betonte
die Alte wiederum, »ich weiß es ganz deutlich; kurz vor
Weihnachten war es, ich suchte ihr noch die schönsten
aus- Also hatte sic gewiß noch eine Neigung für
Zitronen. Du warst gerade nicht im Laden," wandte sie
sich mit den letzten Worten an ihre Ehehälfte, „aber ich
erzählte es Dir nachher gleich. Ja. sechs Zitronen auf
einmal."
Der Kaus hatte unvergeßlichen Eindruck auf die alte
Frau gemacht. Sicher waren noch nie so viele Zitronen
zur Zeit bei ihr erstanden, seit sie im Besitz dieses Geschäftes
gewesen.
Mit Zitronenschale würzte Elisabeth bereits mebiffach die
Speisen während ihrer Vcrheirathung; ihr Gatte halte diese
nie ausnehmend gelobt. Die eheliche Vorgängerin brauchte
das halbe Dutzend wohl zu Wechnachtsbäckerci, — Indessen
wollte sie einmal eine Speise mit dem Zitronensaft ver-
suche» ; sie mußte „das Gewürz der seligen Frau" doch
endlich finden. So ließ sie sich denn eine Zitrone ein-
händigen und kehrte hoffnungsvoller heim als wie sie fort-