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DjensiW, den 23.
I9«V
»
Das 50jährige Jubiläum des badische» Fcldartillerie-
Regiments Nr. 14.
L. 8. Karlsruhe. 21. Jan. Das Bad. Feldartillerie-
Regiment l>!r. 14 feierte heute sein 50jährigcs Jubiläum
>n Anwesenheit des Grobherzogs, nachdem bereu« am Abend
borher eine Vorfeier stattgefunden hatte Am Festtage selbst fand
Bormittags um 10 Uhr ein Gottesdienst in der Gottesaue und
-war des schlechten Wetters wegen in der großen Reitbabn statt,
?.n dem das Grobherzogspaar, Prinz Max, Prinz Carl, Prinzes-
lin Wilhelm und die Fürstin zur Lippe nebst zahlreichen Gästen
erschienen. General von Oertzen verlas einen kaiserlichen
Erlaß, wodurch dem Regiment eine neue Auszeichnung
verliehen wurde: das Regiment darf anstatt der Nummer die
Kr o n e in der Achselklappe tragen. Ein Regimentsappellund
Parademarsch vor den höchsten Herrschaften, an dem sich auch
°ie Veteranen betheiligten, beendete die Feier. Um 1 Uhr Nach-
mittags versammelte ein Festessen säurrntliche Festtheilnehmer mit
den Unteroffizieren und Mannschaften des Regiment« im großen
L>aale der Festhalle. Hierzu waren der Grobherzog, Prinz
Carl und Prinz Max, sowie die Kommandirenden de« Regiments,
General der Artillerie von Froben, Generalmajor v. Heimling
Und Generalmajor v. Seebach, erschienen. Der Grobherzog
hielt hierbei folgende Ansprache:
Verehrte Herren und Kameraden!
Sie haben mich bei meinem Eintritt hier auf die freund-
lichste Weise begrüßt. Ich beginne. Ihnen hiermit dafür herz-
lichst zu danken. Zn dieser Begrüßung finde ich den Ausdruck
Ihrer Empfindung auch zugleich für den heutigen Tag und es
ist mir Bevücfniß. Ihnen und besonders den alten Kameraden,
die hier versammelt sind, meinen Dank für ihre Tbeilnahme
an dem heutigen Feste auszusprcchen. Wenn auch 50 Jahre
noch lange nicht das sind, was diejenige Zeit heißt, wo das
1. Badische Artillerieregiment im Lande gegründet wurde, so
find doch immer diese 50 Jahre die bedeutendsten unter ihnen.
Sie wissen, daß im Jahre 1780 der erste Befehl erschien, ein
badisches Arlilterieregiment zu gründen. 1782 wurde es ge-
gründet. Von da an stieg die Zahl der Abtheilungcn immer
mehr, bis zu der Zeit, da eine schlimme Zeit über uns kam
und die Auflösung des damgls bestehenden Artillerieregiments
stattfand. Diese böse Zeit ist überwunden worden und in die-
ser Ueberwindung liegt auch die Kraft der Zukunft. Wir ver-
danken diese Kraft Demjenigen, der später unser Kaiser gewor-
den ist. Sie Alle wissen wohl, was es geheißen hat. die Ord-
nung wieder herzustellen, Ordnung, Recht, Gesetz und Gehor-
sam, damit war das erreicht, was erreicht werden sollte: die
Wiederherstellung der Kraft und der Ehre. Sie selbst wissen
zum großen Tdeil, und es freut mich, zu wissen, daß auch aus
dieser Zeit Personen anwesend sind, die gleichzeitig mit mir
erlebt haben, daß das Artillerie-Regiment unter Großherzog
Leopold wieder hergestellt wurde. Diese Wiederherstellung
wurde der Anfang einer großen Zeit, zugleich für das deutsche
Vaterland. Es entwickelte sich immer mehr der Trieb zur
Einigung, und diese Einigung haben wir erlangt durch die
großen Erfolge, die wir erreicht haben im Jahre 1870/71. Der
Erfolg dieser Zahle ist der größte, der überhaupt in der Ge-
schichte vorkommt, die Wiederherstellung des deutschen Reiches,
durch denselben Mann, von dem ich vorher sagte, daß er uns
die Kraft wieder brachte, er hat die Kaiserkrone erlangt nnd
mit dieser Kaiserkrone die Größe und Macht des deutschen
Reiches. An diese Erinnerungen anknüpfend, schreite ich Wei-
ler. Unser jetziger Kaiser trat an die Spitze des Reiches. Ihm
verdanken wir auch heute eine hohe Auszeichnung des Artil-
lerie-Regiments, Ihm verdanken wir die Fortsetzung alles des-
len, was zur Erhaltung der Größe des Reiches erforderlich
A. Ihm folgen wir mit Liebe und Treue auf allen Wegen,
°>e er uns vorschreibt. Mögen die Zetten kommen, wie sie
sollen, die Treue und die Hingebung wird die Jugend leiten
Und wird sie das Vorbild des Alters befolgen lassen. In
meser Empfindung fordere ich Sie auf, unserem Kaiser ein
dreimaliges kräftiges Hurrah zu bringen! Hurrah! Hurrah!
hurrah!
in herauf dankte Oberstleutnant von Beck dem Großherzog
2? herzliche» Worten für sein Erscheinen und seine huldvolle
, ,spräche. Unter Ueberreichung eines Lorbeerkranzes sprach da-
^Us Herr Oberbürgermeister Schnetzler dem Regiment den
vutz und Glückwunsch der Stadt aus. Der Großherzog machte
einen Rundgang, an jeden der Veteranen einige freund-
er Worte richtend unv Geldgeschenke vertheilend,
st .Bbends um 6'/s Uhr fand im Offizierskasino ein Festessen
»7", bet dem der Großherzog abermals eine Ansprache hielt,
^lelbelautete:
Meine Herren und Kameraden!
Mr ist wiederum die Ehre zu Theil geworden. S. M. den
Kaiser hoch leben zu lassen. Zuvor möchte ich aber dem
Offizierkorps des 14. Artillerie-Regiments meinen freundlichen
und herzliche nDank für die Einladung sagen, der schönen Feier
beiwohnen zn können. Ich verbinde dies mit meine m wieder-
holten herzlichen Glückwunsch zum Geburtstage des Regiments.
Zu diesem treuen Wunsche gesellt sich alles das. was zu Ehren
des Regiments gesagt werden kann. Meine Herren, ich brauche
Sie nicht erst aufzufordern, thun Sie Alles, was in Ihren
Kräften steht, dag das Regiment auf dieser schönen Höhe
bleibt, die es erreicht hat. Die Erinnerung an die vergangene
Zeit ist eine sehr schöne, wenn wir die 50 Jahre ins Auge
fassen, die heute gefeiert werden. Aber ein Blick in die Ver-
gangenheit ist immer von großem Werthe, denn er lehrt so
Manches, was innerhalb der Zubiläumsjahre liegt. Wenn
wir aber nur von dem 21. Januar 1850 ausqchen, so sehen
wir in einen wahren Reichthum von schönen Ereignissen Alles
das, was geschehen ist bis zum Jahre 1870, ist ja immer nur
ein Entwicklungsstadium gewesen für das Regiment. Im Jahre
1870 aber ist noch ein Tag, denn Sie alle in Erinnerung
haben, an dem dem Regimentc hohe Anerkennung zu Theil
geworden ist. allerdings dem Regimentc 3. Den Mannschaften
mit sämmtlichen Truppen, die unter dem Kommando des
General Werder gestanden sind. Ich meine das Telegramm
S. M. des Kaisers Wilhelm von Versailles aus am 18. Jan.
an General von Werder. Ich brauche es auch nicht zu wieder-
holen, es ist in Ihrer Aller Gedächtniß, Alles das, was das
Korps unter seinem Kommando geleistet hat, und Sie wissen,
meine Herren, was die Artillerie dabei that. Sie hat Außer-
ordentliches geleistet und hat Wesentliches dazu beigeiragen,
zum Siege zu verhelfen. Ich freue mich, daß unter Ihnen
solche anwesend sind, die dazu geholfen haben. Es sind dies
die schönsten Erinnerungen für die betreffenden Herren. Daß
diese Anerkennung von S. M. dem Kaiser Wilhelm ausging,
führt mich wiederum nach Versailles zurück, in die Zeit, da
wir erlebt haben, daß Er zum Kaiser ausgerufen wurde. Und
dieses Ereigniß ist das folgenschwerste und zugleich folgen-
reichste für unsere öffentlichen Verhältnisse, in denen wir jetzt
als etwas gewohntes leben. Aber bei jeder Gelegenheit glaube
ich immer wieder das hervorheben zu müssen und die Bedeu-
tung dessen, was erreicht ist, geltend zu machen. Jede Maß-
regel, die die Armee verstärken kann, die die Macht des Kaisers
erhöhen kann, gründet sich doch immer wieder nur auf diesen
18. Januar 1871. Dazu trug unser verehrter Kaiser nun in
hohem Grade bei und wir fühlen uns dankhar verpflichtet Ihm
gegenüber, daß Er mit so vielem Eifer, mit so treuer Hin-
gebung an des Reiches Macht und Größe fortwährend arbeitet
und alle seine Gedanken dahin koncentrirt. Unsere Wünsche,
meine Herren, müssen dahin gehen, daß Er die beste Unter-
stützung hiebei von allen Seiten erhält. Und in dieser Em-
pfindung, meine Herren, erhebe ich das Glas, um Sie zu
bitten, mit mir zn rufen: unser erhabener Kaiser, er lebe hoch,
hoch, hoch!
Später erhob sich der Groß Herzog nochmals:
Ich bitte Sie, nur noch ein Wort von mir zu hören. Ich
glaube in Ihrem Sinne zu handeln, wenn ich an S. M. den
Kaiser folgendes Telegramm richte: »An S. M. den Kaiser
und König, Berlin. König!. Schloß." Empfangen Euer
Majestät mit ehrerbietigem Dank für die gnädige Erfüllung
meines Wunsches, dem 1. badischen Feldartillerie - Regiment
Nr. 14 eine besondere Auszeichnung zu gewähren, welche mit
der Geschichte desselben in engerer Beziehung steht. Mein
Dank verbindet sich mit dem Dankgefühl des Regiments, in
dessen Namen ich Euer Majestät aussprechen darf, daß das-
selbe stets bestrebt sein wird, sich der hohen Gnade seines
Allerhöchsten Kriegsherrn in allen Zeiten würdig zu erweisen.
Diesem dankbaren Gefühle von treuer Gesinnung hat das
Osfizierkorps soeben lebhaften Ausdruck gegeben, indem das-
selbe meinen Trinkspruch auf Euer Majestät mit begeisterten
Hurrahrufen begleitet hat. Ich bin glücklich, Euer Majestät
davon Kenntniß geben zu dürfen. Friedrich.
Hierauf dankte der Regiments-Kommandeur Oberstleutnant
von Beck dem Großherzog für seine huldvolle Theilnahme an
der Feier und schloß mit den Worten: »Treu unserer Hymne,
Heil unserm Großherzog, Heil unserm Fürstenhausei" Der
frühere Regimentskommandeur Generalmajor von Deimling
hob in einer kurzen Ansprache die Verdienste des Regiments
hervor und schloß mit einem Hoch auf das Regiment. In Er-
widerung hierauf betonte der Kommandirende Oberstleutnant
von Beck, daß das Regiment stolz sein könne auf seinen alten
Herrn und schloß mit einem Hoch auf Generalmajor von Deim-
ling. Der Großherzog verabschiedete sich gegen 10 Uhr. Bei
seiner Wegsabrt bildeten Kanoniere mit Fackeln im Kasernenhos
Spalier. Auch in der Umgegend der Kaserne hatten einige Häuser
illuminirt
Das Handschreiben des Kaisers lautete:
„Ich will dem 1. badischen Feldartillerie-Rcgiment Nr. 14
einen besonderen Beweis meiner Königl. Gnade dadurch zu Theil
werden lassen, daß ich demselben
1. Als Abzeichen auf den Epaulettes und Achselstücken bezw.
Schulterklappen an Stelle der Regimentsnummer mit
Granaten eine Krone mit Granaten nach den Mir vor-
gelegten Proben,
2. als Zierrath in der Hinteren Ecke der Sattelüberdecke je
eine Krone von ponceaurothem Tuch, für Offiziere in
rother Seide gestickt,
verleihe."
Im Kasino waren die kostbaren Geschenke zur Schau aus-
gestellt, welche das Regiment zu seinem Jubeltag erhalten hatte.
So vor allem das Geschenk des hohen Chefs, bestehend in dessen
Oelvorträt in der Regimentsuniform, von Professor Kellers
Meisterhand ausgeführt, ein werthvolles Silbergeschenk der früheren
Offiziere, 4 prachtvolle Tafelleuchter, ein schweres silbernes
Tadlet mit Widmung vom Artillerie-Regiment 50, die Bronce-
büste des Grobherzogs von den Reserveoffizieren des Regiments
und die Büste Bismarcks von der Vereinigung der Reserve- und
Landwehroffiziere des Bezirkskommandos Karlsruhe.
Von den eingelaufenen Telegrammen geben wir folgende
wieder:
Zum heutigen Ehrentage sage ich dem 1. Bad. Feldartillerie-
Regiment Nr. 14 den herzlichen Glückwunsch, den ich gern selbst
gebracht hätte. Lebhaft bedaure ich. fernbleiben zu müssen.
Friedrich, Erbgroßherzog.
E-'n weiteres Telegramm lautete:
Herzlichen Glückwunsch zur ehrenvollen Auszeichnung, welche
das Regiment erhalten hat.
Friedrich, Erbgroßherzog.
Der kommandirende General v. Bülow telegraphirte aus
Berlin:
Kameradschaftlichen Gruß de» Festgcuosscn, wärmsten Glück-
wunsch dem Regiment. Möge ihm im Kriege und im Frieden
die Anerkennung des Allerhöchsten Kriegsherrn und seines er-
habenen vielgeliebten Chefs wie bisher zu Theil werden.
General v. Bülow.
Deutsches Reich
— Im Königlichen Schlosse zu Berlin fand am 21.
d. M. die Feier des Krönungs- und Ordensfestes
statt. Die neuen Ritter des Rothen Adlerordens, des
Kronenordens und des Hansordens von Hohenzollern wur-
den nach Erhalt der Auszeichnungen in den Rittersaal ge-
führt; dorthin begaben sich um 11^ Uhr der Kaiser und
die Kaiserin in feierlichem Zuge unter großem Vortrilt und
gefolgt von den Prinzen und Prinzessinnen, denen sich das
Gefolge anschloß. Das Kaiserpaar nahm vor dem Throne
Aufstellung, die Prinzessinnen traten rechts, die Prinzen
links zur Seite. Durch den Präses der Generalordens-
kommission, Prinzen zu Salm-Horstmar, wurden den Maje-
stäten die neuen Ritter vorgestellt, ebenso nach der Cour
im früheren Königinnengemach die neu dekorirten Damen
des Wilhelms- und Luisenordens, des Verdienstkreuzes und
der Rothen Kreuzmedaille. Dieselben schlossen sich dann
dem Zuge der Majestäten nach der Schloßkapelle an, wo
die kirchliche Feier abgehalten wurde. Hierauf fand das
Mahl im Weißen Saale und den angrenzenden Ge-
mächern statt.
— Nach der Berliner Volkszeitung verlautet, daß die
Schadenersatzansprüche für den Dampfer „Bundes-
rath" sich auf 430 000 ^ belaufen.
Deutscher Reichstag. Berlin, 22. Januar. Präsi-
dent Graf Balle strem eröffnet die Sitzung um 1 Uhr
20 Minuten.
Erste Berathung der Unfallversicherungs-
novelle in Verbindung mit der Unfallfürsorge für Ge-
fangene.
Abg. Trimborn (Centr.): Der Entwurf enthalte eine Reihe
wesentlicher Verbesserungen, die ihm theils c rgenthümlich seien,
'beils ans früheren Kommissionsberathungen stammten, so die
4)
Der grotze Diamant.
'üe Geschichte aus Kimberley. Von Friedrich Meister.
(Schluß.)
cin*^ da seht doch! Hol mich der Teufel!" ries jetzt
«es,.Öderer. „Wahrhaftig ich glaube, er hat wirklich was
wnden!"
r,tz hatte plötzlich mit einem lauten Frcudenrus seinen
^°vvhut in die Luft geworfen,
er na, was ist denn?" fragte der alte Hopkins, indem
Irai ''ksind und mit der Pfeife im Munde zum Sortiertisch
' »Denkst wohl. Du hast was gesunden?"
Mansch, einen Diamanten! Und was für einen!
da»",?- Hurra! Hurra!" brüllte Moritz ganz außer sich
rZ-ntzücken.
Müller kamen hinter den Dornbäumen hervor und
neugierig herzu.
Elajl°puns schaute erbost drein. Gestern harte er seinen
suiid-n verkauft und heute wurde ein Diamant darin ge-
ihn> ' Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als Moritz
. „A"-rund zeigte.
Hier - tagte er. »Das Ding hast Du hier gesunden?
' >n dem Kies? Das ist ja
Awarzbärtige Digger gab ihm verstohlen einen
notz und winkte ihm zu schweigen.
-^Ni ^»Akvoller Diamant, Herr Nachbar," sagte er dann zu
>hv,isjp Akuten. »Ein ganz großartiger Diamant. Der
a»s deu man hier je gesunden hat. Donnerwetter
..Uiuß man's wohl nennen, »antwortete Moritz
Pe »Aber nun kommen Sie, Kameraden, alle,
s^Man, I "vd- Das muß gefeiert werden — der größte
jvich « man hier je gefunden hat — den Sie
daraus» * uuden sahen. Kommen Sie mit, wir trinken
Der Kantinenwirlh, dem der Schwarzbärtige unbemerkt
! ebenfalls einen Wink gegeben halte, brach in lauteste Be-
wunderung aus. als der glückliche Moritz ihm seinen Stein
! ^'^Was soll's sein?" rief er dann. »Champagner? Ich
habe gerade noch eine Kiste stehen-"
Die Pfropfen knallten. Als die ersten Flaschen geleert
waren, legte der Schwarzbärtige dem,Gastgeber die Hand
auf die Schulter. ,
»Da steht der arme Kerl, der Hopkins," raunte er- „Dem
kommt's hart an. Es ist ja auch toll; gestern verlauste er
den Claim und heute finden Sie den großen Diamanten.
Wenn er in seinem Aerger hingeht und Redereien macht —
na. Sie wissen ja. wie die Leute hier find; die denken immer
gleich das ärgste."
' Moritz blickte verdrossen drein, auf des Schwarzen
Zureden aber verstand er sich dazu, einen Check über
fünfzig Pfund auszuschreiben und dem alten Digger einzu-
händigen, der sich damit sogleich nach Kimberley auf den
Weg machte.
Die Neuigkeit von dem großen Funde hatte sich schnell
verbreitet und bald stand die Kantine voll von durstigen
Diggern. Moritz war erstaunt über die Quantitäten, die
diese Leute auf seine Kosten zu sich nahmen. Dabei fiel ihm
die eigenthümliche Neigung derselben auf. alle Augenblicke
und anscheinend ohne jede Veranlassung in lautes Gelächter
auszubrechen.
Als die Vorräthe der Kantin^ nahezu erschöpft waren
und Moritz bereits beschlossen hatte, nichts mehr zu spendire»,
erschien noch ein neuer Gas:, ein Mann aus Kimberley, der
ihm bekannnt war, ein Diamantcnhändler mit Namen Jakobs.
Die Digger hatten den Stein auf dreißig, vierzig, fünfzig,
js, hunderttausend Pfund geschätzt; Jakobs aber war ein
Kenner, von dem er eine richtige Verwendung seines Dia-
manten erwarten durfte.
»Nun, Moiuefiore." ries er ihm entgegen. »Was höre
ich da? Sie sind unter die Digger gegangen und haben
auch gleich was Großartiges gefunden? Lassen Sie doch
sehen."
Moritz gab ihm den Stein.
„Alle Wetter! Das ist ja ein Staatskerl!" sagte Jakobs.
Gleich daraus aber sah er den andern ganz erstaunt an. »Ich
verstehe Sie nicht. Was soll's damit?"
»Was es damit soll? Ich will wissen, wieviel der Stein
Werth ist. Sie lausen ihn nicht, das weiß ich wohl, dazu
haben Sie als kleiner Händler nicht die Mittel. Wie hoch
taxiren Sie ihn?"
„Auf — na, sagen wir eine halbe Krone- Usbrigens
eine ganz nette Imitation," war die Antwort. »Aber ich
verstehe nicht, Montefiore; hat jemand sich einen schlechten
Witz mit Ihnen erlaubt?'
„Einen schlechten Witz? Mit mir? Wollen Sie mich
zum Besten haben? Das lassen Sie sein, Jakobs! Ist das
etwa kein Diamant?"
Moritz war plötzlich in eine schreckliche Aufregung ge-
rathen. ...
„Diamant? Nein, das nt eme Imitation, eine von
denen, die Joseph Abel — Sie kennen ihn auch — sich von
Amsterdam schicken läßt. Ein paar.Hehler hat er schon damit
angeführt."
Die umstehenden Digger brachen in ein brüllendes Gc-
lächier aus. Moritz stand wie ein Sternbild.
„Abel bringt dies Zeug durch seinen Helfershelfer, einen
Kerl mit Namen Mcik, unter die Leute, und da die Dummen
nicht alle werden, verdienen die beiden ein hübsches Stück
Geld dabei."
„Wie sieht der Meik aus?" fragte Moritz mit versagender
Stimme.
„Ein kleiner» schmächtiger Mensch, rothaarig, aus einem
Auge schielt er. Ein Fuchs» ein schlauer Fuchs."
Moritz wußte nun, wer der Mann gewesen war. der
in seinem Garten nach Diamanten gegraben hatte. Ohne
noch ein Wort zu sagen, verließ er die Kantine. In den
Diggings am Baal wurde er nie wieder gesehen.
— Ende —
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Xr. 19.
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»
Das 50jährige Jubiläum des badische» Fcldartillerie-
Regiments Nr. 14.
L. 8. Karlsruhe. 21. Jan. Das Bad. Feldartillerie-
Regiment l>!r. 14 feierte heute sein 50jährigcs Jubiläum
>n Anwesenheit des Grobherzogs, nachdem bereu« am Abend
borher eine Vorfeier stattgefunden hatte Am Festtage selbst fand
Bormittags um 10 Uhr ein Gottesdienst in der Gottesaue und
-war des schlechten Wetters wegen in der großen Reitbabn statt,
?.n dem das Grobherzogspaar, Prinz Max, Prinz Carl, Prinzes-
lin Wilhelm und die Fürstin zur Lippe nebst zahlreichen Gästen
erschienen. General von Oertzen verlas einen kaiserlichen
Erlaß, wodurch dem Regiment eine neue Auszeichnung
verliehen wurde: das Regiment darf anstatt der Nummer die
Kr o n e in der Achselklappe tragen. Ein Regimentsappellund
Parademarsch vor den höchsten Herrschaften, an dem sich auch
°ie Veteranen betheiligten, beendete die Feier. Um 1 Uhr Nach-
mittags versammelte ein Festessen säurrntliche Festtheilnehmer mit
den Unteroffizieren und Mannschaften des Regiment« im großen
L>aale der Festhalle. Hierzu waren der Grobherzog, Prinz
Carl und Prinz Max, sowie die Kommandirenden de« Regiments,
General der Artillerie von Froben, Generalmajor v. Heimling
Und Generalmajor v. Seebach, erschienen. Der Grobherzog
hielt hierbei folgende Ansprache:
Verehrte Herren und Kameraden!
Sie haben mich bei meinem Eintritt hier auf die freund-
lichste Weise begrüßt. Ich beginne. Ihnen hiermit dafür herz-
lichst zu danken. Zn dieser Begrüßung finde ich den Ausdruck
Ihrer Empfindung auch zugleich für den heutigen Tag und es
ist mir Bevücfniß. Ihnen und besonders den alten Kameraden,
die hier versammelt sind, meinen Dank für ihre Tbeilnahme
an dem heutigen Feste auszusprcchen. Wenn auch 50 Jahre
noch lange nicht das sind, was diejenige Zeit heißt, wo das
1. Badische Artillerieregiment im Lande gegründet wurde, so
find doch immer diese 50 Jahre die bedeutendsten unter ihnen.
Sie wissen, daß im Jahre 1780 der erste Befehl erschien, ein
badisches Arlilterieregiment zu gründen. 1782 wurde es ge-
gründet. Von da an stieg die Zahl der Abtheilungcn immer
mehr, bis zu der Zeit, da eine schlimme Zeit über uns kam
und die Auflösung des damgls bestehenden Artillerieregiments
stattfand. Diese böse Zeit ist überwunden worden und in die-
ser Ueberwindung liegt auch die Kraft der Zukunft. Wir ver-
danken diese Kraft Demjenigen, der später unser Kaiser gewor-
den ist. Sie Alle wissen wohl, was es geheißen hat. die Ord-
nung wieder herzustellen, Ordnung, Recht, Gesetz und Gehor-
sam, damit war das erreicht, was erreicht werden sollte: die
Wiederherstellung der Kraft und der Ehre. Sie selbst wissen
zum großen Tdeil, und es freut mich, zu wissen, daß auch aus
dieser Zeit Personen anwesend sind, die gleichzeitig mit mir
erlebt haben, daß das Artillerie-Regiment unter Großherzog
Leopold wieder hergestellt wurde. Diese Wiederherstellung
wurde der Anfang einer großen Zeit, zugleich für das deutsche
Vaterland. Es entwickelte sich immer mehr der Trieb zur
Einigung, und diese Einigung haben wir erlangt durch die
großen Erfolge, die wir erreicht haben im Jahre 1870/71. Der
Erfolg dieser Zahle ist der größte, der überhaupt in der Ge-
schichte vorkommt, die Wiederherstellung des deutschen Reiches,
durch denselben Mann, von dem ich vorher sagte, daß er uns
die Kraft wieder brachte, er hat die Kaiserkrone erlangt nnd
mit dieser Kaiserkrone die Größe und Macht des deutschen
Reiches. An diese Erinnerungen anknüpfend, schreite ich Wei-
ler. Unser jetziger Kaiser trat an die Spitze des Reiches. Ihm
verdanken wir auch heute eine hohe Auszeichnung des Artil-
lerie-Regiments, Ihm verdanken wir die Fortsetzung alles des-
len, was zur Erhaltung der Größe des Reiches erforderlich
A. Ihm folgen wir mit Liebe und Treue auf allen Wegen,
°>e er uns vorschreibt. Mögen die Zetten kommen, wie sie
sollen, die Treue und die Hingebung wird die Jugend leiten
Und wird sie das Vorbild des Alters befolgen lassen. In
meser Empfindung fordere ich Sie auf, unserem Kaiser ein
dreimaliges kräftiges Hurrah zu bringen! Hurrah! Hurrah!
hurrah!
in herauf dankte Oberstleutnant von Beck dem Großherzog
2? herzliche» Worten für sein Erscheinen und seine huldvolle
, ,spräche. Unter Ueberreichung eines Lorbeerkranzes sprach da-
^Us Herr Oberbürgermeister Schnetzler dem Regiment den
vutz und Glückwunsch der Stadt aus. Der Großherzog machte
einen Rundgang, an jeden der Veteranen einige freund-
er Worte richtend unv Geldgeschenke vertheilend,
st .Bbends um 6'/s Uhr fand im Offizierskasino ein Festessen
»7", bet dem der Großherzog abermals eine Ansprache hielt,
^lelbelautete:
Meine Herren und Kameraden!
Mr ist wiederum die Ehre zu Theil geworden. S. M. den
Kaiser hoch leben zu lassen. Zuvor möchte ich aber dem
Offizierkorps des 14. Artillerie-Regiments meinen freundlichen
und herzliche nDank für die Einladung sagen, der schönen Feier
beiwohnen zn können. Ich verbinde dies mit meine m wieder-
holten herzlichen Glückwunsch zum Geburtstage des Regiments.
Zu diesem treuen Wunsche gesellt sich alles das. was zu Ehren
des Regiments gesagt werden kann. Meine Herren, ich brauche
Sie nicht erst aufzufordern, thun Sie Alles, was in Ihren
Kräften steht, dag das Regiment auf dieser schönen Höhe
bleibt, die es erreicht hat. Die Erinnerung an die vergangene
Zeit ist eine sehr schöne, wenn wir die 50 Jahre ins Auge
fassen, die heute gefeiert werden. Aber ein Blick in die Ver-
gangenheit ist immer von großem Werthe, denn er lehrt so
Manches, was innerhalb der Zubiläumsjahre liegt. Wenn
wir aber nur von dem 21. Januar 1850 ausqchen, so sehen
wir in einen wahren Reichthum von schönen Ereignissen Alles
das, was geschehen ist bis zum Jahre 1870, ist ja immer nur
ein Entwicklungsstadium gewesen für das Regiment. Im Jahre
1870 aber ist noch ein Tag, denn Sie alle in Erinnerung
haben, an dem dem Regimentc hohe Anerkennung zu Theil
geworden ist. allerdings dem Regimentc 3. Den Mannschaften
mit sämmtlichen Truppen, die unter dem Kommando des
General Werder gestanden sind. Ich meine das Telegramm
S. M. des Kaisers Wilhelm von Versailles aus am 18. Jan.
an General von Werder. Ich brauche es auch nicht zu wieder-
holen, es ist in Ihrer Aller Gedächtniß, Alles das, was das
Korps unter seinem Kommando geleistet hat, und Sie wissen,
meine Herren, was die Artillerie dabei that. Sie hat Außer-
ordentliches geleistet und hat Wesentliches dazu beigeiragen,
zum Siege zu verhelfen. Ich freue mich, daß unter Ihnen
solche anwesend sind, die dazu geholfen haben. Es sind dies
die schönsten Erinnerungen für die betreffenden Herren. Daß
diese Anerkennung von S. M. dem Kaiser Wilhelm ausging,
führt mich wiederum nach Versailles zurück, in die Zeit, da
wir erlebt haben, daß Er zum Kaiser ausgerufen wurde. Und
dieses Ereigniß ist das folgenschwerste und zugleich folgen-
reichste für unsere öffentlichen Verhältnisse, in denen wir jetzt
als etwas gewohntes leben. Aber bei jeder Gelegenheit glaube
ich immer wieder das hervorheben zu müssen und die Bedeu-
tung dessen, was erreicht ist, geltend zu machen. Jede Maß-
regel, die die Armee verstärken kann, die die Macht des Kaisers
erhöhen kann, gründet sich doch immer wieder nur auf diesen
18. Januar 1871. Dazu trug unser verehrter Kaiser nun in
hohem Grade bei und wir fühlen uns dankhar verpflichtet Ihm
gegenüber, daß Er mit so vielem Eifer, mit so treuer Hin-
gebung an des Reiches Macht und Größe fortwährend arbeitet
und alle seine Gedanken dahin koncentrirt. Unsere Wünsche,
meine Herren, müssen dahin gehen, daß Er die beste Unter-
stützung hiebei von allen Seiten erhält. Und in dieser Em-
pfindung, meine Herren, erhebe ich das Glas, um Sie zu
bitten, mit mir zn rufen: unser erhabener Kaiser, er lebe hoch,
hoch, hoch!
Später erhob sich der Groß Herzog nochmals:
Ich bitte Sie, nur noch ein Wort von mir zu hören. Ich
glaube in Ihrem Sinne zu handeln, wenn ich an S. M. den
Kaiser folgendes Telegramm richte: »An S. M. den Kaiser
und König, Berlin. König!. Schloß." Empfangen Euer
Majestät mit ehrerbietigem Dank für die gnädige Erfüllung
meines Wunsches, dem 1. badischen Feldartillerie - Regiment
Nr. 14 eine besondere Auszeichnung zu gewähren, welche mit
der Geschichte desselben in engerer Beziehung steht. Mein
Dank verbindet sich mit dem Dankgefühl des Regiments, in
dessen Namen ich Euer Majestät aussprechen darf, daß das-
selbe stets bestrebt sein wird, sich der hohen Gnade seines
Allerhöchsten Kriegsherrn in allen Zeiten würdig zu erweisen.
Diesem dankbaren Gefühle von treuer Gesinnung hat das
Osfizierkorps soeben lebhaften Ausdruck gegeben, indem das-
selbe meinen Trinkspruch auf Euer Majestät mit begeisterten
Hurrahrufen begleitet hat. Ich bin glücklich, Euer Majestät
davon Kenntniß geben zu dürfen. Friedrich.
Hierauf dankte der Regiments-Kommandeur Oberstleutnant
von Beck dem Großherzog für seine huldvolle Theilnahme an
der Feier und schloß mit den Worten: »Treu unserer Hymne,
Heil unserm Großherzog, Heil unserm Fürstenhausei" Der
frühere Regimentskommandeur Generalmajor von Deimling
hob in einer kurzen Ansprache die Verdienste des Regiments
hervor und schloß mit einem Hoch auf das Regiment. In Er-
widerung hierauf betonte der Kommandirende Oberstleutnant
von Beck, daß das Regiment stolz sein könne auf seinen alten
Herrn und schloß mit einem Hoch auf Generalmajor von Deim-
ling. Der Großherzog verabschiedete sich gegen 10 Uhr. Bei
seiner Wegsabrt bildeten Kanoniere mit Fackeln im Kasernenhos
Spalier. Auch in der Umgegend der Kaserne hatten einige Häuser
illuminirt
Das Handschreiben des Kaisers lautete:
„Ich will dem 1. badischen Feldartillerie-Rcgiment Nr. 14
einen besonderen Beweis meiner Königl. Gnade dadurch zu Theil
werden lassen, daß ich demselben
1. Als Abzeichen auf den Epaulettes und Achselstücken bezw.
Schulterklappen an Stelle der Regimentsnummer mit
Granaten eine Krone mit Granaten nach den Mir vor-
gelegten Proben,
2. als Zierrath in der Hinteren Ecke der Sattelüberdecke je
eine Krone von ponceaurothem Tuch, für Offiziere in
rother Seide gestickt,
verleihe."
Im Kasino waren die kostbaren Geschenke zur Schau aus-
gestellt, welche das Regiment zu seinem Jubeltag erhalten hatte.
So vor allem das Geschenk des hohen Chefs, bestehend in dessen
Oelvorträt in der Regimentsuniform, von Professor Kellers
Meisterhand ausgeführt, ein werthvolles Silbergeschenk der früheren
Offiziere, 4 prachtvolle Tafelleuchter, ein schweres silbernes
Tadlet mit Widmung vom Artillerie-Regiment 50, die Bronce-
büste des Grobherzogs von den Reserveoffizieren des Regiments
und die Büste Bismarcks von der Vereinigung der Reserve- und
Landwehroffiziere des Bezirkskommandos Karlsruhe.
Von den eingelaufenen Telegrammen geben wir folgende
wieder:
Zum heutigen Ehrentage sage ich dem 1. Bad. Feldartillerie-
Regiment Nr. 14 den herzlichen Glückwunsch, den ich gern selbst
gebracht hätte. Lebhaft bedaure ich. fernbleiben zu müssen.
Friedrich, Erbgroßherzog.
E-'n weiteres Telegramm lautete:
Herzlichen Glückwunsch zur ehrenvollen Auszeichnung, welche
das Regiment erhalten hat.
Friedrich, Erbgroßherzog.
Der kommandirende General v. Bülow telegraphirte aus
Berlin:
Kameradschaftlichen Gruß de» Festgcuosscn, wärmsten Glück-
wunsch dem Regiment. Möge ihm im Kriege und im Frieden
die Anerkennung des Allerhöchsten Kriegsherrn und seines er-
habenen vielgeliebten Chefs wie bisher zu Theil werden.
General v. Bülow.
Deutsches Reich
— Im Königlichen Schlosse zu Berlin fand am 21.
d. M. die Feier des Krönungs- und Ordensfestes
statt. Die neuen Ritter des Rothen Adlerordens, des
Kronenordens und des Hansordens von Hohenzollern wur-
den nach Erhalt der Auszeichnungen in den Rittersaal ge-
führt; dorthin begaben sich um 11^ Uhr der Kaiser und
die Kaiserin in feierlichem Zuge unter großem Vortrilt und
gefolgt von den Prinzen und Prinzessinnen, denen sich das
Gefolge anschloß. Das Kaiserpaar nahm vor dem Throne
Aufstellung, die Prinzessinnen traten rechts, die Prinzen
links zur Seite. Durch den Präses der Generalordens-
kommission, Prinzen zu Salm-Horstmar, wurden den Maje-
stäten die neuen Ritter vorgestellt, ebenso nach der Cour
im früheren Königinnengemach die neu dekorirten Damen
des Wilhelms- und Luisenordens, des Verdienstkreuzes und
der Rothen Kreuzmedaille. Dieselben schlossen sich dann
dem Zuge der Majestäten nach der Schloßkapelle an, wo
die kirchliche Feier abgehalten wurde. Hierauf fand das
Mahl im Weißen Saale und den angrenzenden Ge-
mächern statt.
— Nach der Berliner Volkszeitung verlautet, daß die
Schadenersatzansprüche für den Dampfer „Bundes-
rath" sich auf 430 000 ^ belaufen.
Deutscher Reichstag. Berlin, 22. Januar. Präsi-
dent Graf Balle strem eröffnet die Sitzung um 1 Uhr
20 Minuten.
Erste Berathung der Unfallversicherungs-
novelle in Verbindung mit der Unfallfürsorge für Ge-
fangene.
Abg. Trimborn (Centr.): Der Entwurf enthalte eine Reihe
wesentlicher Verbesserungen, die ihm theils c rgenthümlich seien,
'beils ans früheren Kommissionsberathungen stammten, so die
4)
Der grotze Diamant.
'üe Geschichte aus Kimberley. Von Friedrich Meister.
(Schluß.)
cin*^ da seht doch! Hol mich der Teufel!" ries jetzt
«es,.Öderer. „Wahrhaftig ich glaube, er hat wirklich was
wnden!"
r,tz hatte plötzlich mit einem lauten Frcudenrus seinen
^°vvhut in die Luft geworfen,
er na, was ist denn?" fragte der alte Hopkins, indem
Irai ''ksind und mit der Pfeife im Munde zum Sortiertisch
' »Denkst wohl. Du hast was gesunden?"
Mansch, einen Diamanten! Und was für einen!
da»",?- Hurra! Hurra!" brüllte Moritz ganz außer sich
rZ-ntzücken.
Müller kamen hinter den Dornbäumen hervor und
neugierig herzu.
Elajl°puns schaute erbost drein. Gestern harte er seinen
suiid-n verkauft und heute wurde ein Diamant darin ge-
ihn> ' Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als Moritz
. „A"-rund zeigte.
Hier - tagte er. »Das Ding hast Du hier gesunden?
' >n dem Kies? Das ist ja
Awarzbärtige Digger gab ihm verstohlen einen
notz und winkte ihm zu schweigen.
-^Ni ^»Akvoller Diamant, Herr Nachbar," sagte er dann zu
>hv,isjp Akuten. »Ein ganz großartiger Diamant. Der
a»s deu man hier je gesunden hat. Donnerwetter
..Uiuß man's wohl nennen, »antwortete Moritz
Pe »Aber nun kommen Sie, Kameraden, alle,
s^Man, I "vd- Das muß gefeiert werden — der größte
jvich « man hier je gefunden hat — den Sie
daraus» * uuden sahen. Kommen Sie mit, wir trinken
Der Kantinenwirlh, dem der Schwarzbärtige unbemerkt
! ebenfalls einen Wink gegeben halte, brach in lauteste Be-
wunderung aus. als der glückliche Moritz ihm seinen Stein
! ^'^Was soll's sein?" rief er dann. »Champagner? Ich
habe gerade noch eine Kiste stehen-"
Die Pfropfen knallten. Als die ersten Flaschen geleert
waren, legte der Schwarzbärtige dem,Gastgeber die Hand
auf die Schulter. ,
»Da steht der arme Kerl, der Hopkins," raunte er- „Dem
kommt's hart an. Es ist ja auch toll; gestern verlauste er
den Claim und heute finden Sie den großen Diamanten.
Wenn er in seinem Aerger hingeht und Redereien macht —
na. Sie wissen ja. wie die Leute hier find; die denken immer
gleich das ärgste."
' Moritz blickte verdrossen drein, auf des Schwarzen
Zureden aber verstand er sich dazu, einen Check über
fünfzig Pfund auszuschreiben und dem alten Digger einzu-
händigen, der sich damit sogleich nach Kimberley auf den
Weg machte.
Die Neuigkeit von dem großen Funde hatte sich schnell
verbreitet und bald stand die Kantine voll von durstigen
Diggern. Moritz war erstaunt über die Quantitäten, die
diese Leute auf seine Kosten zu sich nahmen. Dabei fiel ihm
die eigenthümliche Neigung derselben auf. alle Augenblicke
und anscheinend ohne jede Veranlassung in lautes Gelächter
auszubrechen.
Als die Vorräthe der Kantin^ nahezu erschöpft waren
und Moritz bereits beschlossen hatte, nichts mehr zu spendire»,
erschien noch ein neuer Gas:, ein Mann aus Kimberley, der
ihm bekannnt war, ein Diamantcnhändler mit Namen Jakobs.
Die Digger hatten den Stein auf dreißig, vierzig, fünfzig,
js, hunderttausend Pfund geschätzt; Jakobs aber war ein
Kenner, von dem er eine richtige Verwendung seines Dia-
manten erwarten durfte.
»Nun, Moiuefiore." ries er ihm entgegen. »Was höre
ich da? Sie sind unter die Digger gegangen und haben
auch gleich was Großartiges gefunden? Lassen Sie doch
sehen."
Moritz gab ihm den Stein.
„Alle Wetter! Das ist ja ein Staatskerl!" sagte Jakobs.
Gleich daraus aber sah er den andern ganz erstaunt an. »Ich
verstehe Sie nicht. Was soll's damit?"
»Was es damit soll? Ich will wissen, wieviel der Stein
Werth ist. Sie lausen ihn nicht, das weiß ich wohl, dazu
haben Sie als kleiner Händler nicht die Mittel. Wie hoch
taxiren Sie ihn?"
„Auf — na, sagen wir eine halbe Krone- Usbrigens
eine ganz nette Imitation," war die Antwort. »Aber ich
verstehe nicht, Montefiore; hat jemand sich einen schlechten
Witz mit Ihnen erlaubt?'
„Einen schlechten Witz? Mit mir? Wollen Sie mich
zum Besten haben? Das lassen Sie sein, Jakobs! Ist das
etwa kein Diamant?"
Moritz war plötzlich in eine schreckliche Aufregung ge-
rathen. ...
„Diamant? Nein, das nt eme Imitation, eine von
denen, die Joseph Abel — Sie kennen ihn auch — sich von
Amsterdam schicken läßt. Ein paar.Hehler hat er schon damit
angeführt."
Die umstehenden Digger brachen in ein brüllendes Gc-
lächier aus. Moritz stand wie ein Sternbild.
„Abel bringt dies Zeug durch seinen Helfershelfer, einen
Kerl mit Namen Mcik, unter die Leute, und da die Dummen
nicht alle werden, verdienen die beiden ein hübsches Stück
Geld dabei."
„Wie sieht der Meik aus?" fragte Moritz mit versagender
Stimme.
„Ein kleiner» schmächtiger Mensch, rothaarig, aus einem
Auge schielt er. Ein Fuchs» ein schlauer Fuchs."
Moritz wußte nun, wer der Mann gewesen war. der
in seinem Garten nach Diamanten gegraben hatte. Ohne
noch ein Wort zu sagen, verließ er die Kantine. In den
Diggings am Baal wurde er nie wieder gesehen.
— Ende —