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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0417

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

HÄMM Mm.

Xi-. 86. Erstes Walt.

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der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitrmg
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Mittwoch, i>k« 1t. April

160«.

Deutsches Reich
— Der Kaiser telegraphirte an den Berliner Ober
bürgermeister: „Kaiser Franz Josef hat mir die
hochcrfreuliche Mittheilung zugehen lassen, er beabsichtige
in den ersten Tagen des Monats Mai die Kaiserin und
mich zu besuchen. Ueberzeugt, daß die Bürger meiner
Residenzstadt in treuer Verehrung und liebevoller Zu-
neigung zu dem hohen Gaste cmporblicken, der einst ein
treuer Freund unseres unvergeßlichen großen Kaisers war,
theile ich Ihnen den bevorstehenden Besuch mit, damit
meine Bürger frühzeitig in der Lage sind, die Stadt
würdig zu schmücken zum Willkommen für meinen
verehrten und treuen Verbündeten."
— In die deutsche Cotonialschule Wilhelmshof
zu Witzen Hausen, die am 7. April ihr erstes Schul-
jahr schloß und am 27. April das zweite Jahr beginnt,
sind bisher 38 Schüler eingetreten, und schon sieben konnte
eine Anstellung vermittelt werden, ja die Anstalt war
nicht in der Lage, alle Nachfragen nach Schülern zu befrie-
digen. Drei Schüler sind nach Kamerun gegangen, einer
nach Santarem am Amazonenstrom, und je einer geht
nach Venezuela, Java und Neu-Guinea. Alle sieben jun-
gen Herren finden Verwendung im Dienste von Pfanzungs-
gesellschasten, während im Herbst auch zwei nach Südwest-
afrika zu ziehen gedenken. Als ungeeignet für den Colo-
nialberuf sind ebenfalls sieben vorzeitig wieder ausgeschieden,
während gleichzeitig der Andrang zu den überhaupt nur
vorhandenen 37 Stellen sehr groß ist, so daß für das 2.
Schuljahr nur noch wenige Plätze frei sind.
Baden. L.6. Do naue s ching en, 10. April. Der
Kaiser wird Ende dieses Monats beim Fürsten Max
Egon zur Auerhahvjagd erwartet. — Das Comit« für das
Bahnprojekt S chwennin gen - Donaueschingen, das
schon früher eine Eingabe an die württembergischen Land-
stände richtete, beschloß, eine solche auch der bad. Regie-
rung und Volksvertretung zu unterbreiten.
— Im Ei senk ahnetat hat die Regierung die Mittel
ongefordert für Badeeinrichtungen an verschiedenen
Stationen, was in der Budgctcommission zu der Frage
Veranlassung gab, an welchen Stationen eigentlich Bade-
einrichtungen für das Personal sich befänden, ob sie für
das letztere unentgeltlich oder nur gegen Entgelt zugänglich
seien und ob dieselben nicht vielleicht auf deu größeren
Bahnhöfen auch für das reisende Publikum zu-
gänglich gemacht werden könnten. Nach Mil-
thcilung der Regierung bestehen besondere Ladeeinrichtungen
auf folgenden Stationen: Konstanz, Singen, Villingen,
Basel, Freiburg, Offenburg, Hausach, Karlsruhe Heidel-
berg, Mannheim und Lauda. Die Anstalten sind mit
Ausnahme des Brausebades im Hauptgüterbahnhof Mann-
heim und der Badeanstalt in der Hauptwerkstätte Karlsruhe
dem Personal ohne Entgelt zugänglich. Die Regierung
beabsichtigt, bei Errichtung von Neubauten auf gröberen
Bahnhöfen die Herstellung von Bädern fürs reisende Publi-
kum ins Auge zu fassen. In der Budgetkvmmission wurde
die Vermehrung der Badecinrichtungen für das Personal
sehr warm empfohlen, ebenso die Erstellung solcher Einrich-
tungen fürs reisende Publikum gelegentlich Aufführung
Ueuer Bahnhofbauten.
— Nach einer Karlsruher Mittheilung in verschiedenen
Blättern wird das Gerücht, der Großherzog beab-
sichtige, die Stelle des Generalinspekteurs der fünften Ar-
blee-Jnspektion niederzulegen, zuständigerscils für unrichtig
erklärt.
— In politischen Kreisen wird, nach dem Schwäb.
Dierkur, die Audienz des Kapuzinerprovinzials Benno
Auracher lediglich als ein Höflichkeitsakt des Paters
Ungesehen, der von dem Großherzoglichen Paar mit ge-
lohnter Huld ausgenommen wurde. Politische Maßregeln
leiden daraus nicht hervorgehen. Wenn der Beob. schon
Zugeständnisse in der Klosterfrage erwartet, so irrt er,
^nn diese sind von andern Verhältnissen abhängig, die der
Beob. kennen sollte.
Preußen. In Bezug auf die Berechtigungs-
krage für die Realgymnasial-A bit urienten ver-
mutet, daß auf Veranlassung des Kriegsministers v. Goßler
le Zulassung der Abiturienten des Cadettencorps
?Um medicinischen und juristischen Studium
l Anregung gebracht worden ist. Für die Zulassung zum
ledicinischcn Studium hat sich, wie gemeldet, das preußische
^taatsministerium bereits ausgesprochen. Da der Unter-
^cht jm Cadettencorps dem Bildungsgang eines Real-
^hulnasiums entspricht, würde die erweiterte Berechtigung
°hne weiteres auch auf die Cadetten-Abiturienten aus-
^dehnt werden können.
Aus der Karlsruher Zeitung.
L Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
o^uptamtsdiener Raphael Steible in Heidelberg die kleine
Mdenc Verdienstmedaille verliehen, den Landgerichtssekretär
cf, ldrich Frey beim Landgericht Freiburg in gleicher Eigenschaft
AM Landgericht Offenburg versetzt und den Expeditor Columban
«./.rrlein beim Landgericht Freiburg zum Sekretär bei diesem
^richtzhof ernannt.
. . Karlsruhe, 10. April. Ihre Durchlaucht die Prin-
mn Feodora von Schleswig-Holstein-Augustenburg ist bis
Estern Abend hier geblieben und um halb 9 Uhr nach
EAin gereist. Zur Frühstückstafel war heute die Prin-

zessin Wilhelm eingeladcn. Die Großh. Herrschaften nah-
men heute an dem Abendgottesdienst in der Schloßkirche
thcil, wobei Oberhofprediger v. Helbing die Predigt hielt.
Ihre Königl. Hoheiten erwarten die Ankunft der Erbgroß-
herzoglichen Herrschaften heute Abend halb 11 Uhr.
Ausland.
Frankreich. Paris, 10. April. Der Matin berichtet,
daß auf den Pariser Bahnhöfen seit mehreren Tagen elf-
tausend mit Ausstellungsgegenständen beladene
Wagen ständen, da die nach der Ausstellung führenden
Linien unzureichend seien. Die Verlegenheiten der
Aussteller und der Eisenbahngesellschaften würden noch
durch den Befehl des Ausstellungsdirektors Picard ver-
mehrt, daß vom 1. bis 18. April keinerlei Wagen auf den
Ausstcllungsplatz zugelassen werden. Die Eisenbahngesell-
schaften, die rollendes Material dringend gebrauchen, haben
gleich den Ausstellern Beschwerde erhoben. Einem Beschluß
der Regierung zufolge werden am 14. April, dem Er-
öffnungstage der Ausstellung, sämmtliche öffent-
lichen Gebäude in Paris und in den Departements be-
flaggt und beleuchtet werden.
Paris, 10. April. Der heutige Ministerrath faßte
den Beschluß, daß der Minister des Aeußern, Delcasss,
es ablehnen solle, die angekündigte Anfrage des Abgeord-
neten Berry über den Durchmarsch englischer Truppen
durch portugiesisches Gebiet von Beira aus zu beant-
worten.
Afrika. Vor Mafeking machen die Buren ernstliche
Anstrengungen, um sich endlich in den Besitz dieses Ortes
zu setzen, der nördlich von Kimberley und unfern der
Transvaal'! chen Grenze liegt. Andererseits bemüht sich
der englische Oberst Plumcr, der nördlich von Mafeking I
steht, dem Ort Entsatz zu bringen. Mehrmals ist er gegen
ihn vorgedrungen, hat aber immer wieder zurückgehen
müssen. Am 31. März war er nach einem Gefecht mit
den Buren bis auf 10 Kilometer an Mafeking hcrange-
kommen, dann aber erhielten die Buren Verstärkungen und
Plumer mußte sich zurückziehen. Die Noth in Mafeking
ist nun so groß, daß die mit eingeschlossenen Kaffern, die
hinter den Engländern bei der Vertheilung der Rationen
zurückstehen mußten, einen verzweifelten Fluchtversuch mach-
ten. In der Nacht zum 5. ds. Mts. gelang es einer
Schaar bewaffneter Kaffern, durch die Linien der Buren
durchzubrechen. Aber die Buren verfolgten sie und schlossen
sie in einen Busch ein. Nach längerer Beschießung mit
Nordenfeltgcschützen st ürmten die Buren den Busch und
Mieten 31 Kaffern. Gestern (Dienstag) eröffneten die
Buren das Feuer auf Mafeking aus sieben Geschützen.
Die Beschießung sei die heftigste seit Beginn der Belage-
rung gewesen. Gleichzeitig griffen die Buren von Norden
und Südwesten au, wurden jedoch zurückgeschlagen. —
Ein anderer Ort, bei dem gegenwärtig gekämpft wird, ist
epener. Er liegt südöstlich von Bloemfontein ander
Grenze vom Oranjestaat und Basutoland. Dort ist eine
Abtheilung von General Brabants Kolonialdivision von
ca. 2000 Buren umzingelt. Doch sollen die englischen
Befestigungslinien außerordentlich stark und die Streitmacht
soll voll verproviantirt sein. Am 9. und am 10. ds.
griffen die Buren an. Am ersten Tage seien die Verluste
auf beiden Seiten erheblich gewesen, namentlich hätten die
Maximkauouen der Buren gewirkt, lieber den Ausgang
des gestrigen Gefechtes liegt eine Meldung noch nicht vor.
Die Burenstreitkräfte bestehen aus drei Kommandos und
führen außer Maxim- auch andere Geschütze mit sich. —
Die Bahnverbindung von Bloemfontein nach Süden scheint
noch ununterbrochen zu sein. — Von den frisch in Kap-
stadt eingetroffeneu Truppen ist die Division Rundle auf
den westlichen Kriegsschauplatz, also auf Kimberley zu,
dirigirt worden. General Carrington dagegen begiebt sich
nach dem portugiesischen Beira an der Ostküste Afrikas,
um von dort aus vorzudriugen und Transvaal von Nor-
den her zu bedrohen. Der Marsch von Beira nach Westen
zu ins Innere Afrikas ist keine Kleinigkeit und es fragt
sich, ob diese Expedition den Engländern überhaupt Nutzen
bringen wird.

bezahlt und hat die Gesammtzahl der letzteren seit 1. Januar l.J.
um 309 zugenommen.
7) Der mit Genehmigung Gr. Ministeriums des Innern
wöchentlich einmal und zwar Samstags Vormittags von 8 bis
10 Uhr im städt. Viehhof abzuhaltende Schweine- und bezw.
Ferkelmarkt wird erstmals am 28. d. Mts. stattfinden.
8) Die Herausgabe des Fremdenblattes für die hiesige Stadt
wird für die Zeit vom 15. d. Mts. bis zum 1. October d. I.
der Universitätsdruckerei und Verlag vorm. PH. Wiese G. m.b.H.
übertragen.
*.* Ansichtskarten. In dem Phototechnischen Institut von
Dr. Trenkler u. Co., Leipzig, sind eine Anzahl neuer, sehr schön
ausgeführter Ansichtskarten erschienen, die in verschiedenen hiesi-
gen Papier- und Galanteriewaarenhandlungen zu haben sind.
Es sind zweifarbige Lichtdrucke in Sepia und Maigrün, aus der
die Osterkartc mit Ansicht hervorgehoben sei. Sie stellt einen
Osterhasen mit Palette und Pinsel dar. ein Ei haltend, in
welchem in auswechselnde» Farben die Ansicht vom Heidelberger
Schloß eingedruckt ist. Ferner liegen zwei Jahrhunderlkarteu
vor. Auf grünem Lichtdruckgrund sind in Steindruck die Zahlen
roth aufgedruckt, in denen in schönem, zweifarbigem Lichtdruck
das Großherzogspaar und verschievene Ansichten vom alten
Schlotz eingesetzt sind. Bei diesen beiden Korten ist besonders
die Schärfe und Klarheit deS Druckes zu bewundern, hauptsäch-
lich der Köpfe verschiedener großer Männer des 19. Jahrhunderts.
Hervorzuheben ist noch eine Serie Perlenkarlen. Von ganz be-
sonderem Interesse dürften jetzt, wo die Flottenvorlage eine so
große Rolle spielt, die vier Serien Ansichtskarten von der deutschen
Kriegsflotte sein. Diese Karten sind alle nach Originalaufnahmen
prächtig gefertigt.
* Aus der Garnison. Auf dem großen Exercierplatz an der
Eppelheimerstraße fand heute Vormittag Compagniebesich-
tigung durch den Brigade- und den Regimentscommandeur statt.
ch Sterblichkeits-Bericht. Nach den unterm 6. ds. Mts
herausgegebenen Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits-
amtes zu Berlin über die Gesammtsterblichkert in den 280
deutschen Städten und Orten mit 15000 und mehr Einwohnern
während des Monats Februar d. I. hat dieselbe — auf je


Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 11. April.
X Aus dem Stadtrath. In den Sitzungen des Stadt-
raths vom 2. und vom 10. d. Mts. wurden u. A. folgende
Gegenstände zur Kenntniß bezw. Erledigung gebracht:
1) Es wird die Herstellung des unteren Theils des vor-
gesehenen Kanals in der Hintergasse im Stadttheil Neuenhetm
beschlossen. . .
2) Das Ergebniß der Holzverstcigerungen vom 29. v. Mts.
mit einem Erlös von 8249 67 ^ und vom 5. d. Mts. mit
einem solchen von 17521 98 ^ wird genehmigt.
3) Wegen Ausführung der Kanalisation in der Schulzengasse
wird Anordnung getroffen.
4) Die Ortskrankenkasse zahlt auf 1. April l. I. 5394 männ-
liche und 1649 weibliche Mitglieder und bei der Gemeindekranken-
verficherung waren auf den gleichen Zeitpunkt 460 männliche
und 2486 weibliche Personen versichert.
5) Aus einer Vorlage des Alchamts geht hervor, daß im
I. Quartal 1900 von den Aichmetstern 1 gleicharmige Balken-
waage, 1 Höckerwaage, 91 Flüssigkeitsmaaße, 18 Messinggewichte,
9 Etsengewichte sowie 1699 Fässer geaicht wurden.
6) Nach dem Geschäftsausweise der Verrechnung der städtischen
Sparkasse wurden bet dieser im vorigen Monat 1571 Einlagen
mit zusammen 263643^. 04 <^ gemacht, dagegen in 965 Einzel-
beträgen 257129 ^ 19 ^ an die betreffenden Einleger zurück-

30,0 in 40, o. zwischen 30,1 und 35,0 in 27 und k. mehr als
35,0 in 12 Orten. Die geringste Sterblichkeitsziffer hatte in dem
gedachten Monate der Vorort von Berlin Deutsch-WilmerSdorf
mit 9,7 und die höchste der Ort Beeck in der Rhcinprovtnz
mit 55,9 zu verzeichnen. In den Städten und Orten des
Grobherzogthums Baden mit 15000 und mehr Einwohnern
sind folgende Sterbltchkeitsziffern für den Berichtsmonat
— gleichfalls wie oben auf je 1000 Einwohner auf deu Zeitraum
eines Jahres berechnet — ermittelt worden: In Baden-Baden
12,2, Karlsruhe 14,4 (ohne Ortsfremde 13,1), Mannheim >6,9,
Pforzheim 2l,4, Konstanz 27.9, Heidelberg 28,5 (ohne Orts-
fremde 19,7) und in Freiburg 32,0 (ohne Ortsfremde 26,9).
Die Säuglingssterblichkeit war im Monat Februar 1900 eine
beträchtliche, d. h. höher als ein Drittel der Lebendgeboreuen
in 6 Orten, dieselbe blieb unter einem Zehntel derselben in 29 Orten.
Als Todesursachen der während des gedachten Monats in
hiesiger Stadt vorgekommenen 91 Sterbefälle — darunter 19
von Kindern bis zu einem Jahre alt — sind angegeben: Masern
und Röcheln 1, Scharlach 2, Diphtherie und Croup 1, Unter-
leibstyphus 1, Kindbetlfieber 1. Lungenschwindsucht 13, akute
Erkrankungen der Athmungsorgane 22, Brechdurchfall 1 Kind im
Alter bis zu einem Jahre, alle übrigen Krankheiten 44 und
gewaltsamer Tod 5. Jm Ganzen scheint sich der Gesundheits-
zustand gegenüber dem Monat Januar d. I. ein wenig ver-
schlechtert zu haben. Die Zahl der in hiesiger Stadt während
des Monats Februar 1900 vorgekommenen Geburten hat — aus-
schließlich der angemeldeten 2 vorgekommenen Todtgeburten —
100 betragen; dieselbe hat mithin die der Sterbefälle (91) um 9
überstiegen.
* Das Romanfettilleton findet der Leser im heutigen
zweiten Blatt.
* Gottesdienstordnung siehe zweites Blatt.
— Polizeibericht. Drei Personen kamen wegen Unfugs und
Ruhestörung zur Anzeige.
— Neckargemünd, 9. April. Gestern Nachmittag 3 Uhr trat
der Verwaltungsrath des hiesigen Vorschußvereins mit
seinem 32. Geschäftsbericht vor die General-Versammlung, nach-
dem vor einiger Zeit jedem Mitglied derselbe zur Orientirung
eingehändigt worden war. Der Bericht weist ein erfreuliche«
Bild der Geschästslhätigkeit der letzten 5 Jahre auf, und gibt
eine klare Uebersicht in allen Geschäftszweigen des gan-
zen Betriebs. Der Gesammtumsatz war über 3 Millionen; der
Reingewinn hat sich so gestaltet, daß er auch in diesem Jahr eine
6prozenttge Dividende ermöglichte und, wie der Bericht besagt,
auch für die Zukunft dieser Prozentsatz als gesichert erscheint, ob-
gleich derselbe gegen das Vorjahr sich etwas vermindert hat, was
davon herrührt, daß den Baaretnlagen 4 Proz. gewährt wurden.
Die Mitgliederzahl ist in stetem Zunehmen begriffen. Die Ge-
neralversammlung genehmigte die ihr vorgelegten Anträge und
brachte dem gesammten Verwaltungsrath ihr volles Vertrauen
entgegen. Erster Vorstand dieser Genossenschaft ist Herr I.
Amann hier.
-s Mannheim, 10. April. Heute fand die diesjährige
Sitzung oer Kreisversammlung in Mannheim statt.
Die Verhandlungen über die Vorlagen des KreisausschuffeS
dauerten ca. 4 Stunden. Eine längere Debatte entspann
sich über die Position »Förderung des Obstbaues." Herr
Stadtrath Hirschhorn-Mannheim führte hier aus. daß die
Umgegend Mannheims viel zu wenig Obst aus den hiesigen
Markt liefere. Ferner beantragte er die Einsetzung einer
Kommission, welche über tue Mittel berathen soll, die zur
Hebung des Gemüsebaues in unserer Gegend zu ergreifen
sind. Herr Graf von Oberndorf entgegnete, daß eine weitere
Zunahme des Gemüsebaues den Landwirthe» nicht zu
empfehlen sei, da die Preise für die Gemüse fast bis auf die
Hälfte gegen früher gesunken seien. Wenn man in der
Stadl über zu hohe und aus dem Lande über zu niedrige
Gcmüseprcise klage, so müsse man annchmen, daß die
Händler den Hauptverdienst in die Tasche stecken. Herr
Stadtrnth Dreesbach-Mannheim erklärte, daß Herr Stodt-
rath Hirschhorn nicht den gartenmäßigen Gemüsebau im
Auge gehabt habe; man solle eS hier auch machen wie in der
Umgebung anderer größerer Städte, wo viele große Feld-
flächen nur mit Gemüse bebaut seien. Der Vorsitzende des
KreisausschusseS, Herr Rechtsanwalt König-Mannheim, er-
klärte, der Ausschuß werde die gegebenen Anregungen in
Erwägung ziehen. Auf Antrag deS Herrn Oberbürger-
meisters Beck stimmte der Kreisausschuß zu, in den Kreis
derjenigen Schulanstalten, welche mit Kreismitteln unter-
stützte Schüler besuchen können, auch Me hiesige Werk-
meistcrschule, sowie die Ingenieurschule aufzunehmen. Bei
 
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