Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 101-126 (1. Mai 1900 - 31. Mai 1900)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0589

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's IHauL gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


Insertionsgebühr
15 Pf. für die ILspaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulm.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Sir. 123.

Montag, den 28. Mai

isoo.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für den Monat Juni
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich unr 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für den Monat Juni,
wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfg., mit Zustellgebühr
15 Pfg. weiter.

Das zollpolitische Verhältnis Deutschlands zu
England.
Seit dem 30. Juli 1898 ist das handelspolitische
Verhältniß zwischen Deutschland ».Großbritannien
Provisorisch geregelt. Zu diesem Termin hat England den
früheren Handelsvertrag gekündigt, um sich der Ver-
pflichtung zu entledigen, daß die deutsche Ausfuhr auch
in den englischen Kolonien denselben Zöllen unterliege, wie
die Waaren des englischen Mutterlandes. Die englische
Regierung trägt sich mit dem Gedanken, Großbritannien
Und die Kolonien zu einem großen, wirthschastlichen Ver-
bände zusammcnzuschlicßen; bei diesen „imperialistischen"
Bestrebungen war ihm das alte Handelsabkommen mit dem
Deutschen Reiche im Wege.
Der „größerbritische Imperialismus" hat seither zwei
Etappen zurückgelcgt. Kanada hat der englischen Einfuhr
eine Ermäßigung von 25 pCt. gewährt. In Folge dessen
'st Kanada deutscherseits ungesäumt von der Meistbe-
günstigung ausgeschlossen worden. Das Gleiche ist mit
Barbados geschehen; am 16. Dezember 1899 ist auch
diese Insel von der Meistbegünstigung deutscherseits
ausgeschlossen morden, seitdem die Vereinigten Staaten
Großbritannien und denjenigen Ländern, die „vertrags-
mäßig" mit England in einem Meistbegünstigungsver-
hältniß stehen, Zollermäßigungen zugestanden haben, die
Deutschland nicht genoß, weil eben mit England die
Handelsbeziehungen nicht mehr vertragsmäßige, sondern
„Provisorische" sind.
Die Voraussetzungen dieses „Provisoriums" waren
auf deutscher Seite, daß die betreffs eines neuen Handels-
abkommens eingeleiteten Verhandlungen nicht durch einen
Abbruch der bisherigen handelspolitischen Beziehungen
Zwischen beiden Reichen eine den Handel beider Staaten
schwer belästigende Störung erführen. Daran hatte Eng-
sand nach Maßgabe der Handelsstatistik genau das gleiche
Interesse wie Deutschland. Leider verlautet darüber zur
stunde nicht mehr, als vor einem und zwei Jahren, daß
wese Verhandlungen „sich noch in der Schwebe befinden
Und nicht zu erwarten steht, daß bis zum 30. Juli d. I.
eine endgültige Regelung erzielt werden kann."
In Folge dessen haben die verbündeten Regierungen
bsril Reichstag wiederum eine Vorlage auf Verlängerung
"ieses Provisoriums unterbreitet, wie im ve. stoffenen Jahre
«bis auf Weiteres". Diese allgemeine Vollmacht hat aber
Reichstag durch die Fristbestimmuug ersetzt „bis zum
Juli 1901", um so Gelegenheit zu erhalten, auf den
Weiteren Gang der Dinge einzuwirken, und die Verhand-
lungen zu beschleunigen. Die neue Vorlage enthält wiede-
die Formulirung „bis auf Weiteres", und in der
Begründung wiederum die Zusage, daß der Bundesrath
fürderhin nur unter den bisherigen Voraussetzungen von
üer Ermächtigung Gebrauch machen werde, die Meist-
begünstigung zu gewähren. Das heißt, auch weiter wird
lebe britische Kolonie ausgeschlossen, die nach dem Vor-
zug von Kanada und Barbados das deutsche Reich zu
Gunsten Englands differenzirt.__

2)

Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
(Fortsetzung.)

Daß der Mörder seine That unter dem Schutze der Nacht
Mgeführt habe, war eine sehr nahe liegende Vermuthun .
Ke Rest zu berichten wußte, war vor einigen Jahren ein
L'eb zum Korridorfenster eingesticgen und hatte aus dem
^ammlungszimmer des Professors ein werthvolles Stück
Mwendet. Im Parterre des nur einstöckigen Hauses befand
M das Bureau eines großen Baugeschäfts, und unten im
Me. auf welchen das Korridorfenster hinabging, lagen
sstder anderen Baugeräthen auch Leitern umher; einer
buchen hatte sich damals der Dieb bedient. Der Kriminal-
^onue untersuchte das Fenster, fand cs aber ordnungsmäßig
innen verschlossen und ohne jede Spur irgend einer
^waltsam bewerkstelligten Oeffnung. ,
s^rlräulein Konstanze batte zu diesen Erörterungen
H>Weigend den Kopf geschüttelt. „Es kann nicht während der
geschehen sein," ergriff sie das Wort. „Als ich vor
gjN'gen Stunden, etwa gegen acht Uhr, über den Korridor
r-Ng, muß der Herr Professor noch gelebt haben, denn ich
"°«e ftm Hüsteln." ^ ^ ^
^ »War es nicht etwa ein Röcheln, was Sie gehört haben?"
einte der Kommissar.
d.-»Nkin, es war sein gewöhnliches Hüsteln," entgegnete
Fräulein, „genau so, wie er es an sich hat, und wie es
"Mr klingt."
dj,-Um neun Uhr entdeckten Sie den Mord, als könnte
d„ 'er nur zwischen acht und neun geschehen sein," bemerkte
g^Kommissar- „Wo hielten Sie sich während dieser Zeit
»In meinem Zimmer," gab Konstanze zur Antwort. Der

In erster und zweiter Lesung wurde die Vorlage am
Samstag im Reichstag angenommen, mit der Abänderung,
daß auch diesmal wieder das Provisorium nur auf ein
Jahr, also bis zum 30. Juli 1901, genehmigt würde.
Die dritte Berathung wird erst nach Pfingsten siatlfinden.

Deutsches Reich.
— Der Kaiser reiste am Freitag nach Schluß der
Theatervorstellung von Wiesbaden nach Schlettstadt, wo-
selbst er am Samstag Morgens einlraf. Mit dem Statt-
halter Fürsten Hohenlohe begab er sich nach der ihm von
der Gemeinde Schlettstadt bekanntlich im vorigen Jahre
geschenkten Hohkönigsburg. Unter Führung des Architekten
Ebhardt weilte der Kaiser über 2'/, Stunden auf der
Burg, wobei er die Arbeiten, die die verschütteten Theile
bloßgelegt haben, und die dabei gemachten Funde ein-
gehend besichtigte. Auch gab er mehrfach die Ideen an,
wie er sich die künftige Neugestaltung der Burg denke.
Die Fernsicht war bei bedecktem Wetter beschränkt, doch
zeigten sich in der näheren Umgebung überraschend lieb-
liche Ausblicke. Gegen 1 Uhr traf der Kaiser wieder in
Schlettstadt ein und begab sich von dort nach Straßburg,
woselbst er bei dem Statthalter das Frühstück ein-
nahm. Bald nach 4 Uhr verließ der Kaiser Straßburg
wieder.
— Im besondern Aufträge des Kaisers hat sich der
Post zufolge der Landrath v. Etzdorf (Landkreis Elbing)
nach London begeben. Hr. v. Etzdorf wird sich dort zu-
nächst bei der deutschen Botschaft melden und dann nach
Windsor Weiterreisen, um dort von der Königin
Victoria in Audienz empfangen zu werden. Die Reise
stellt sich als eine vertrauliche Mission dar, zu welcher
Herr v, Etzdorf kürzlich in Urville vom Kaiser Aufträge
erhalten hat.
Deutscher Reichstag. Berlin, 26. Mai. Auf der
Tagesordnung steht die erste Berathung des Gesetzentwurfs
betreffend die Handelsbeziehungen zu England.
Abg. Dr. Oertcl (Kons.) bedauert, daß die Vorlage so
spät eingebracht sei, und fragt an, ob für die nächste Session ein
neues Zolltarifgesee zu erwarten sei.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky bittet, die Vor-
lage anzunehmen; es liege in unserem Interesse, daß die ge-
deihliche Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland
und England nicht gestört werde. Die Vorarbeiten der handels-
politischen Verhältnisse zu den Kulturstaaten sind so weit ge-
diehen, daß mit Sicherheit ein neues Zolltarifgesetz für die nächste
Session zu erwarten ist.
Abg. Möller» Duisburg (nat.-lib.) stimmt der Vorlage zu.
Abg. Broemel (freist Vg.) wünscht, daß der neue Zoll,
tarifgesetzentwurf alsbald nach seiner Feststellung der Oeffenllich-
keit übergeben werde, damit die Interessenten sich darüber äußern
könnten.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Die Wünsche
der Interessenten werden im weitesten Umfang Gehör finden.
Die Angriffe gegen das Reichsamt des Innern wegen Vor-
bereitung der Handelsverträge sind vollkommen unbegründet.
Abg. Dr. Paasche (nat.-lib.) spricht namens seiner Parteichem
Reichsamt des Innern volle Anerkennung aus. Anstatt der Vor-
lage hätte er jedoch lieber einen festen Vertrag gesehen.
Abg. R o e s i ck e - Dessau (wild-lib.): Die Besprechungen des
Reichsamts des Innern werden vertraulich gehalten und die
Vertreter nicht von den Erwerbsgruppen gewählt, sondern vom
Reichsamt des Innern ausgesucht.
Abg. Roesicke - Kaiserslautern (Bund d. Landw.) schließt
sich dem Abg. Paasche an.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Die Sach-
verständigen würden auf Vorschlag des Wirthschaftsausschusses
gewählt und hätten ein Gutachten abzugeben. Man hätte mit
England einen festen Vertrag abgeschlossen, wenn das so einfach
gewesen wäre.
Nach einer Bemerkung des Abg. Broemel wird die erste
Lesung geschlossen.
In der zweiten Lesung wird ein Antrag Roesickc, in der
Kommissar nahm eine genaue Besichtigung der Wohnung
vor. Auf der rechten Seite des Korridors befanden sich
Speisezimmer, Küche, Vorrathskammer und die Wohnräume
der zum Haushalt gehörigen drei Frauen. Die ganze
Zimmerflucht aui der anderen Seite hatte der,Gelehrte allein
in Gebrauch. Die Thüre nahe dem Korridorfenster ging in
den Bibliotheks» und Sammlungssaal: von hier aus trat
man in das Schlafkabine! des Professors und aus diesem in
dessen Arbeitszimmer» welche beide keine Thür nach dem
Korridore hatten.
„Um in das Schlafkabine! zu gelangen, muß man also
den ganzen Korridor entlang gehen und den Weg durch den
Sammlungssaal nehmen?" wandte sich der Kommissar an
Konstanze. „Nun liegt aber JhrZimmer diesem Saale gerade
gegenüber und dennoch haben Sie nichts gehört?"
„Nicht das leiseste Geräusch!" versicherte Konstanze.
Man stand im Arbeitszimmer des Gelehrten.
„Was ist das für ein Gemach?" frug der Kommissar,
auf die nächste Thür deutend, welche in gleicher Richtung mit
den übrigen lag. . . „ ,
„Das ist der Empfangssalon, sagte Resi, indem sie
öffnete und den Kommissar in den hocheleganten, vielfach mit
tropischen Blattpflanzen geschmückten Raum eintreten ließ.
„Sie gaben vorhin zu." wandte sich der Beamte wieder
an Konstanze. daß die Wohnräume des Herrn Professors vom
Korridor aus nur durch den Sammlungssaal zugänglich seien.
Hier sehe ich aber doch eine Thüre, welche ebenfalls auf den
Korridor führen muß. Und da wir uns im letzten Zimmer
befinden, so muß dieses, wenn mein Ortssinn mich nicht trügt,
in unmittelbarer Nähe der Entreethure liegen."
„Das ist richtig," bestätigte Konstanze, „man gelangt von
hier unmittelbar auf den Korridor, aber von diesem nicht
herein, denn die Thüre ist stets von innen verriegelt und wird
nur geöffnet, wenn Besuch kommt, was ein sehr seltener Fall
ist, da sich der Herr Professor vom gesellschaftlichen Leben
ganz zurückgezogen hatte."

30. Juli 1901" mit großer Mehrheit angenommen. Im
übrigen wird die Vorlage unverändert angenommen.
Abg. Rickert (freist Ver.) schlägt vor, die dritte Lesung so-
fort vorzunehmen.
Abg. Dr. Sattler (natl.) fragt den Staatssekretär, ob er
großen Werth darauf lege.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Er wünsche,
daß der Entwurf vor Pfingsten, wenn auch nicht grade heute,
erledigt werde.
Abg. Dr. Bachem (Centr.) widerspricht der Vornahme der
dritten Lesung; der Bundesrath Härte den Entwurf früher vor-
legen sollen.
Abg. Rickert (freist Ver.) zieht seinen Vorschlag zurück.
Es folgt die Weiterberathung der Unsall-
versicherungsnovelle.
Das Hauptgesetz der Unfallversicherungsnovelle wird mit eini-
gen redaktionellen Aenderungcn angenommen, ebenso das Unfall-
gesetz für Land- und Forstwirthschaft, für Land- und See Unfälle
und das Gefangenenversicherungsgesetz. In der Gesammta bstim-
mung stimmen alle Parteien für das Gesetz.
Nächste Sitzung: 6. Juni, Nachmittags 2 Uhr. Tagesord-
nung : Flottcnvorlage.
Der Präsident wünscht den Abgeordneten gute Pfingst-
erholung.
Baden. L.6. In der Freude, daß das Ccntrum den
Reichstagswahlkreis Offenburg-Oberkirch-
Kehl in der Stichwahl gehalten hat, spricht der Beob-
achter von einem glänzenden Siege in allen Ehren; die
Nationalliberalen seien gründlich unterlegen. Und mehr
als je sei die Niederlage eine Niederlage der Regierung.
Bei den Natioualliberalen lächelt man über solche Groß-
sprecherei, welche die Verlegenheit verdecken soll. Die Centrums-
mehrheit ist auf weniger als 500 Stimmen zurückgegangen.
„Man muß unwillkürlich", so bemerkt die Franks. Ztg. in
Besprechung des Wahlergebnisses, „an einen CentrumSsteg
denken, bei dem der selige Pyrrhus cttirt zu werden
pflegt. Es ist kaum anzunehmen", schreibt das demo-
kratische Blatt, „daß die Sozialdemokraten Mann für
Mann zur Stichwahl gegangen sind. Der Gedanke, den
Nationalliberalen zu unterstützen, war ihnen noch zu neu,
als daß sie sich völlig damit hätten befreunden können.
Auf diese Weise ist das Centrum diesmal noch mit
einem blauen Auge davongekommen und hat den Sitz be-
hauptet, den es seit einem Jahrzehnt zu seiner sicheren
Domäne rechnet." Wenn Herr Wacker in bramarbasiren-
dem Tone darauf hinweist, daß Schüler gewählt ist „gegen
Nationalliberale und Sozialdemokraten, gewählt bei eifrig-
ster Betheiligung der Hanauer Wähler, gewählt bei rührig,
fter Zusammenarbeit der Sozialdemokratie mit den Natio-
nalliberalen (?), gewählt trotz eines bisher unerhörten Auf-
gebots aller verfügbaren Kräfte aus dem Kreise der
Staatsbeamten und der nationalliberalen Abgeordneten,
gewählt gegen einen Großh. Landeskommissär, der nur
höherem Drucke folgend (sie!) die Kandidatur angenom-
men hatte", so möchten wir dem gegdnüberhalten, daß das
Centrum in Schüler seinen populärsten Kandidaten ins
Feld stellte, daß diesem bei der Wahlagitation ein ganzer
Troß von kathol. Geistlichen und sonstigen Agitatoren bei
Seite stand, welche in jedem, auch dem kleinsten Orte der
stockkatholischen Bezirke Offenburg und Oberkirch Versamm-
lungen abhielten, während der natirnalliberale Kandidat
durch Krankheit verhindert war, sich am Wahlkampf zu
betheiligen. Zu allem Ueberfluß hatte kurz vor der Stich-
wahl der Centrumswahlstratege seinen Untcrbefehlshabern
in einer Zusammenstellung der Detailresultate von den
katholischen Ortschaften der Bezirke Offenburg und
Oberkirch gewissermaßen eine Instruktion gegeben, aus der
sie genau ersehen konnten, wo und wie viele Wähler etwa
noch besonders zu „bearbeiten" waren. In der That
wurde diese „Bearbeitung" von den katholischen Geistlichen
namentlich im Bezirk Offenburg mit einer Gründlichkeit

Um sich zu überzeugen, schritt der Kommissar auf die
Thüre zu und drückte auf die Klinke.
„Sie ist ja offen!" rief er, indem er die Thüre weit
zurückstieb.
Beide Mädchen waren über diese Entdeckung nicht wenig
erstaunt und blickten einander betroffen an.
„Vielleicht hat der Herr Professor gestern oder an einem
der vorhergehenden Tage einen Besuch empfangen." vermuthete
der Kommissar, und mau hat vergessen, die Thüre von innen
wieder zu verrieaeln." , ^
Schon seil Wochen war niemand dagewesen. Darüber
stimmte Resi mit dem Fräulein üverein. Und daß die Thüre
stets verschlossen war, darüber wachte Frau Bruscher. die
Wirthschafterin, mit peinlicher Sorgfalt.
Plötzlich schlug sich Rest vor die Stirn. „Vielleicht habe
ich den Riegel selbst zurückgeschoben," erklärte sie. „Im ersten
Schrecken bin ich vorhin durch alle Zimmer gerannt. Ich
dachte, der Mörder hielte sich vielleicht irgendwo noch ver-
borgen oder er habe die Wohnung ausgeraubt. Da ist es
wohl möglich, daß ich in der Eile und Verwirrung die Thüre
selbst aufgeriegelt habe, ohne es zu wissen, um schneller auf
den Korridor zu kommen. Wer soll bei einer so schrecklichen
Mordgeschichte seine fünf Sinne behalten?"
„Nun, gleichviel, — die Thüre war offen," sagte der
Kommissar, „und somit ist die Möglichkeit gegeben, daß der
Thäter, welcher jedenfalls Mittel gehabt hat, die äußere
Entreethüre zu öffnen, durch diesen Salon in das Schlaf-
zimmer seines Opfers gedrungen ist, und es läßt sich be-
greifen, daß das Fräulein nichts gehört hat. — Doch was
haben sie da an den Fingern, Fräulein?" Bitte zeigen sie
mir Ihre Hand." ....
(Fortsetzun folgt.)
 
Annotationen