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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-149 (1. Juni 1900 - 30. Juni 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0631

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 133. Wes Klatt.

SmslW, den 9. Jim

isoo.

Die Annahme des Flottengesetzes.
Die Annahme des grundlegenden ersten Paragraphen
des Flottengesetzes ist im Reichstag mit einer Mehrheit von
153 gegen 79 Stimmen erfolgt; bei der Abstimmung
fehlten etwa 160 Abgeordnete, das ist daraus erklärlich,
wie übereinstimmend in allen Parteien versichert wird, daß
an diesem ersten Tage keine Abstimmung erwartet worden
ist. zumal die Sitzung erst um 2 Uhr begann. Zahlreiche
Abgeordnete waren nach Berlin unterwegs. Ueberträgt man
nach Maßgabe der Fraktionslisten dieses Verhältnis auf
die Gesammtzahl, dann ergibt sich, daß für die Verdoppe-
lung der deutschen Schlachtflotte und ihre gesetzliche Siche-
rung eine Majorität in der deutschen Volksvertretung sich
erklärt hat, die Mehr als zwei Drittel des ge-
sammten Reichstags darstellt.
Das ist einErgebniß, das national von höchster
Bedeutung ist, wenn man sich nur halbwegs derjenigen
Kämpfe erinnert, mit denen früher Schritt für Schritt
jedes größere Schiff erstritten worden, und der Thatsache,
daß die ausreichende Verstärkung der deutschen Wehrkraft
in den ersten fünfundzwanzig Jahren wiederholt erst ver-
mittelst eines Appells an das deutsche Nationalgefühl und
den Willen des Volkes gegen seine Vertretung erzwungen
werden mußte. Das ist ein nationaler Gewinn, der doppelt
hoch zu veranschlagen ist, zu einer Zeit, wo das Ausland
sich auf haltlose Anlässe hin in leeren Spekulationen auf
die mögliche Zerbröckelung des Deutschen Reiches ergeht.
Und mit besonderer Genugthuung verzeichnen wir diesen
Gewinn, weil auch diesmal von allen deutschen Parteien
die nationalliberale die erste war, die unumwunden, ge-
schlossen bis zum letzten Mann, für diese große nationale
Aufgabe sich eingesetzt hat.
Eine Neuerung von nicht ganz unbedenklichem Charakter
ist die, daß der Reichstag, dem Verlangen des Eentrums
entsprechend, der Reichsregierung neue Steuern im Betrage
von 45 Millionen jährlich förmlich aufdrängt, während
es noch gar nicht sicher ist, daß das Geld auch wirklich
nöthig ist. Beschafft wird diese Summe bekanntlich durch:
1. Die Erhöhung des Emissionsstempels auf Aktien,
Renten- und Schuldverschreibungen,
2. Einführung eines Emissionsstempels auf Antheile
gewerkschaftlich betriebener Bergwerke (Kuxe, Kux-
scheine),
3. Umsatzstempel auf Kauf- und sonstige Anschaffungs-
geschäfte,
4. Erhöhung des Stempels auf Lotterieloose,
5. Einführung eines Stempels aus Schiffsfracht-
urkunden,
6. Einführung eines Stempels auf Schiffsfahrkarten.
Also durch eine Abänderung des bisherigen Reichs-
stempelgcsetzes. Ausdrücklich wird bestimmt, daß das ab-
geönderte Stempelgesetz gleichzeitig mit dem Flotten-
gesetz am 1. Juli d. I. in Kraft tritt.

Deutsches Reich
— Zum Leibarzt des Kro nprinze n ist, wie eine
Potsdamer Korrespondenz meldet, der lvrigirende Arzt des
Potsdamer städtischen und des Augusta Victoria-Kranken-
hauses, Dr. La Pierre, berufen worden. Derselbe ist ge-
borener Berliner und mit einer Tochter des Kommerzienraths
Schwartzkopf verheirathet. Dr. La Pierre hat namentlich in
ben hohen aristokratischen Kreisen eine umfangreiche Praxis
Und wird insbesondere als sicherer Operateur geschätzt.
— Das erste Garderegiment zu Fuß ist ins
Döberitzer Lager cingerückt; auch der Kronprinz bleibt
während der Dauer der dreiwöchigen Hebung im Baracken-
lager; er hat in einer Leutnantsbaracke Wohnung genommen.
Hür die höheren Offiziere sind andere, komfortabler einge-
richtete Baracken vorhanden.
Deutscher Reichstag. Berlin, 8. Juni. Das Haus
Uahm in dritter Lesung ohne Debatte die Deklaration zu
Artikel 35 der internationalen Sanitätskonfe-
renz in Venedig vom 19. März 1897 an.
Es folgt die zweite Berathung des von dem Abgeord-
neten Müller-Fulda eingebrachten Gesetzentwurfs betr. Ab-
änderungen des Reichsstempelgesetzes.
Tarif 1, 2 und 3 wurden ohne wesentliche Debatte angenom-
men. Bei Tarif 4 will die Kommission die Steuer auf 1 pro
Aulle bei Kaufgeschäften über Kuxe, auf '/,» pro Mille bei
Zellen, Renten und Schuldverschreibungen festsetzen.
» Abg. Heim (Centr.) beantragt, den letzteren Umsatzstempel
dN! ^r» pro Mille zu erhöhen. Wenn infolge der Erhöhung
,, s Umsatzsystem in das kleine Obligationskapital sich zurück-
so sei dies kein Unglück. Die Flotte komme dem Handel
"Sute; darum sei es recht, wenn die Börse die Kosten trage,
y,. Der Antrag Heim wird nach ziemlich lebhafter Discussion
kan gegen 101 Stimmen abgelehnt und die KommissionS-
nung mit '/>» Pro Mille angenommen.
^. Morgen 1 Uhr: Rechnungssachen; Rest der heutigen Tages-
L°nung; Seuchengesetz; Rechtsverhältnisse der Schutzgebiete;
^oiidelsprovisorium mit England.
^ Badischer Landtag. L. 0. Karlsruhe, 8. Juni,
v Sitzung der Zweiten Kammer.) Auf der Tages-
^driiing stand heute die Berathung des Berichts der
^ bdget-Kommission (Abg. Uibel) über den Antrag Fieser
er', Erhöhung des Wohnungsgeldes der
^ tniäßjgen Beamten und Volksschullehrer betreffend und
Verbindung über die Petitionen von Beamten
Illingen, Ladenburg, Ueberlingen, Bühl, Breisach und

Rastatt um Einreihung ihrer dienstlichen Wohnorte in eine
höhere Ortsklasse und die Petition der Steuereinnehmerei-
und Bureaugehilfcn in Mannheim um eine Theuerungs-
zulage betreffend.
An Stelle des erkrankten Abg.Uibel erstattet Abg. Wilckens
hierüber Bericht. Nachdem eine Erklärung der Regierung ab-
gegeben worden sei, daß auf 1. Januar 1902 eine durchgreifende
Revision erfolgen werde, hoffe die Kommission, daß dabei recht
weitherzig vorgegangen werde; einzelne Anliegen können daher
jetzt nicht herausgegriffen werden. Der Antrag geht dahin: die
Großh. Regierung zu ersuchen, jedenfalls dem nächsten Landtag
eine Vorlage zu machen, durch.welche, mit Wirkung vom
1. Januar 1902 an, eine Revision des Wohnungsgeldtarifs mit
einer namhaften Erhöhung desselben herbcigeführt wird.
Abg. Fieser hätte gerne jetzt schon die Erhöhung des
Wohnungsgeldes gewünscht, hält indessen eine geregelte Revision
für besser und wünscht dann volle Wohnungsentschädigung. Auch
die Volksschullehrer müßten Aufbesserung erhalten. Er wünscht
eine Erhöhung der Anfangsgehälter. Abg. Lauck konstatiit,
daß alle Parteien in der Frage einig seien. Sein volles Ein-
verstäudniß mit dem Antrag gicbt Abg. Heimburger ab und
wünscht die Aufnahme der Lehrer in das Beamtengesetz. Abg.
Dreesbach bittet bei der Revision desjLarifs um eine Aus-
nahmestellung für Mannheim wegen der hohen Mielhpretse. Auch
die Regierung ist voll einverstanden mit dem Kommissionsantrag
Bezüglich der einzelnen vorgebrachten Wünsche könne indeß jetzt
bestimmte Zusage nicht gemacht werden. Der Antrag wird
hierauf nach einer kurzen Schlußbemerkung des Berichterstatters
einstimmig angenommen.
Nächste Sitzung morgen — Samstag — 9 Uhr. Tages-
ordnung: Petitionen.
Preußen. Berlin, 8. Juni. Die gestrige Sitzung des
Abgeordnetenhauses steht an Bedeutung hinter der des
Reichstages keinesfalls zurück, denn hier geschah nicht mehr
und nicht weniger als die Begrabung des Mittel-
landkanals zunächst für diese Session. Aus der ganzen
Erörterung ergab sich, daß die Zusammenkoppelung
aller Kanalvorschläge in einem Gesetz sehr wenig Aussicht
auf Zustimmung im Abgeordnetenhause hat. Es ist damit
das erreicht, wie Dr. Sattler klipp und klar feststellte,
was im vorigen Jahre von verschiedenen Seiten bereits
vorausgesagt war, daß die Aufnahme der sogenannten
Kompensationen in das Mittellandkanalgesetz zunächst dahin
führen müsse, und wie anzunehmen ist, nach der Absicht
von verschiedenen Seiten auch führen sollte, den Kanal
zunächst für dieses Jahr unmöglich zu machen und dann
der kanalgegnerischcn Mehrheit Gelegenheit zu geben, aus
der Vorlage alles das herauszupicken, was für den Osten
vortheilhaft ist, aber den eigentlichen Kernpunkt des ganzen
Kanalwerks, die Verbindung des Rheins mit der Elbe,
nicht zu bewilligen. Die Erklärung der Staalsregierung,
daß die Kanalvorlage bis zur nächsten Session vertagt
sei, wurde von Minister v. Thielen abgegeben.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben der
auf Hofrath Professor Dr. Lehmann gefallenen Wahl zum
Rektor der Technischen Hochschule Karlsruhe für das Studienjahr
1900/1901 die Bestätigung ertheilt.
- Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Notar Dr. Konrad Straub in Thiengen in den Amtsgerichts-
bezirk Lörrach, den Notar Otto Michaeli in Phtlippsburg in
den Amtsgerichtsbezirk Offenburg, den Notar Emil Edes-
heim er in Gernsbach in den Amtsgerichtsbezirk Karlsruhe,
den Notar Heinrich Meckel in Wertheim in den Amtsgerichts-
bezirk Durlach. den Notar Adolf Go oß in Endingen in den
Amtsgerichtsbezirk Phtlippsburg, den Notar Joses Rottler in
Mosbach in den Amtsgerichtsbezirk Gernsbach, den Notar Karl
Schmidt in Stockach in den Amtsgerichtsbezirk Wertheim, so-
wie den Notar Dr. Josef Brandt in Thengen in den Amts-
gerichtsbezirk Mosbach versetzt.
— Das Justizministerium hat dem Notar Dr. Konrad
Straub das Notariat Lörrach III, dem Notar Otto Michaeli
das Notariat Offenburg III, dem Notar Emil Edeshetmer
das Notariat Karlsruhe VIII, dem Notar Heinrich Meckel das
Notariat Durlach III, dem Notar Karl Schmidt das Notariat
Wertheim I und dem Notar Dr. Josef Brandt das Notariat
Mosbach II zugswiesen.
— Dem Finanzassistenten August St öl ker an der Heil-
und Pflegeanstalt bei Emmendtngen wurde die etatsmäßige Stelle
eines Verwaltungsassisienten an dieser Anstalt übertragen.
— Etatmäßige Gewerbelehrerstellen wurden übertragen: dem
Gewerbeschulkandidaten Adolf Lug er eine solche an der Ge-
Werbeschule in Heidelberg, dem Gewerbeschulkandidaten Friedrich
Wagenek eine solche an der Gewerbeschule in Weinheim und
dem Gewerbeschulkandidaten Jakob Wahl eine solche an der
Gewerbeschule in Konstanz.
— Expeditionsassistent Hermann Rupp in Offenburg wurde
nach Oos versetzt.
Karlsruhe, 8. Juni. Die Abreise der höchsten
Herrschaften nach Schloß Baden erfolgte heute Abend
5 Uhr 43 Min.

Ausland.
Oesterreich. Wien, 7. Juni. Im Abgeordneten-
haus, das gestern wieder zusammentrat, brachten die
Czechen Berge von Interpellationen ein, sodaß es bis nach
4 Uhr dauerte, bis der Ministerpräsident v. Koerber das
Wort nehmen konnte. Er machte ernsthaft darauf auf-
merksam, daß es so wie bisher nicht weiter gehen könne.
Darauf erklärte der Abg. Herold, die Regierung habe vor
der Obstruktion der Deutschen kapitulirt, die Czechen wür-
den von ihrem Standpunkt (bekanntlich obstruiren sie jetzt)
nicht abweichen. Heute wurde die Debatte fortgesetzt. Wie-
der war ein umfassender Einlauf von Anträgen aller Art
zu verlesen. Während dies geschah, trat das Executiv-
komits der bisherigen Majorität zusammen. Dieser
Sitzung wohnten auch die czechischen Vertreter Kaizl und
Stransky, sowie der Ministerpräsident v. Koerber bei. Die

Czechen erklärten, sie würden großen Werth auf das Ver-
bleiben in der Majorität legen, könnten jedoch die Ob-
struktion nicht aufgcbcn. Kathrein erklärte, die katholische
Volkspartei könne als deutsche und konservative Partei
nicht mit der Obstruktionspartei gehen. Die Slovmen
befürworteten die Aufhebung des Kindinger'schen Erlasses,
für welchen Fall die Czechen die Obstruktion aufgeben
würden. Im selben Sinne sprachen die Feudalen Palsfh
und Schwarzenberg. Der Ministerpräsident v. Koerber
erklärte, die Regierung könne in der Sprachenfrage nicht
eine einseitige Verfügung treffen, weil sonst die Obstruktion
von der czechischen auf die deutsche Seite übertragen würde.
Wenn nicht eine friedliche Lösung erfolge, werde kommen,
was kommen müsse. Am Schluffe erklärte der Obmann
Jaworski, da die Czechen bei der Obstruktion verharren,
die Majorität für aufgelöst. Abends fand eine Sitz-
ung der Mitglieder des Exeku tivkom it os der Rechten
mit Ausschluß der Czechen statt. Der Obmann des Poleu-
klubs Jaworski machte noch den letzten Versuch, die Parteien
der Rechten zu gemeinsamer Bekämpfung der czechischen
Obstruction zu bewegen. Trotz der eindringlichsten Vor-
stellungen blieb er ganz isolirt und fand von keiner Seite
Unterstützung. Man ging nicht einmal auf eine Debatte
aus seine Vorschläge ein. Jaworsky, in grö ßter Aufregung
über seinen Mißerfolg, wiederholte die Erklärung, die Rechte
habe aufgchört zu existiren. Unter diesen Umständen ist
vorauszusehen, daß der Reichsrath in einigen Tagen wieder
geschlossen wird.
Asien. Tientsin, 8. Juni. Das Reutersche Bureau
meldet: 20 Meilen von hier in der Richtung auf Peking
war gestern zwischen Chinesen und Boxern ein Gefecht
im Gange. Auch war es am Tage vorher auf der Straße
nach Taku zu einem Zusammenstoß gekommen. Der Eisen-
bahndien st zwischen Tientsin und Peking ist wieder
eingestellt worden, da die Behörden sich weigerten, den
Truppen die Benutzung der Eisenbahn zu gestatten, ob-
gleich die Engländer sich anboten, die Linie wiederherzu-
stellen. Heute sind 75 Mann österreichisch-ungarische und
80 Mann russische Truppen hier eingetroffen.
Peking, 8. Juni. Die Times meldet: Das Tsung-
li-Iameu versprach, daß die Eisenbahnverbindung am
Samstag wieder hergestellt werden solle. Zugleich erhob
es dagegen Einspruch, daß noch mehr englische Truppen
gelandet wurden. Londoner Blätter veröffentlichen Depeschen,
laut denen britische Marinesoldaten Befehl er-
hielten, den Weg nach Peking zu erzwingen. Im
Ganzen seien 900 Mann von der Flotte gelandet, eine
Streitmacht, die größer sei, als die aller anderen Mächte
zusammengenommen.
* Bei den Vorgängen in China ist das Wesentliche
nicht sowohl das, was die Chinesen treiben, als viel-
mehr das Verhalten der Mächte. Werden die Mächte in
Harmonie bleiben s Das ist die Frage, die vor allen
anderen aufzuwcrfen ist. Wie mitgetheilt wurde, bot
Rußland der chinesischen Regierung seine Unterstützung
an. Kaum war das bekannt, als auch schon Japan das
Gleiche that. Natürlich handelte es sich für beide Mächte
darum, vor allen anderen einen Vorsprung in dem Wett-
lauf um die besten Posilion in China zu erlangen.
England hat bis jetzt 900 Mann gelandet. Es hält mit
weiteren Landungen zurück, um Rußland keinen Vorwand
zu irgend welchem größeren Schritten zu geben. Es wird also
im Wesentlichen und vor Allem darauf ankommcn, daß die
Harmonie der Mächte erhalten bleibt. Von dieser
Harmonie, ob sie gefährdet sei oder nicht, wird man in
der nächsten Zeit voraussichtlich viel zu lesen bekommen.
China erinnert in dem gegenwärtigen Augenblick sehr an
Marokko, oas auch nur noch existier, weil die Mächte sich
vor der Disharmonie untereinander scheuen.
Afrika. Der Berichterstatter des Daily Expreß berichtet
über eine Unterredung, die er in Machadodorp mit
Präsident Krüger und Staatssecrctär Reitz im Eisen-
bahnwagen gehabt hat. Krüger erklärte danach, die Be-
setzung Pretorias bedeute nicht das Ende des Krieges.
Tie Burghers seien durchaus entschlossen, bis zum Aeußersten
zu kämpfen. Sie ergeben sich nicht, so lange ihrer noch
500 Mann in Transvaal unter Waffen stehen. Die Haupt-
stadt der Republik ist hier in Machadodorp. Der Feind
ist in das Land eingedrungen, hat es aber nicht erobert.
Die Regierung ist noch in Thätigkeit. Es ist unwahr,
daß ich 2 000000 Pfund Gold für mich mitgenommen
habe. Alles Geld, worüber ich hier verfüge, ist lediglich
für staatliche Zwecke erforderlich. Die mir zugeschrieoene
Absicht, an Bord des auf der Höhe von Lourenzo-Marquez
liegenden holländischen Kriegsschiffes zu gehen, habe ich
nicht. Ich verlasse das Land nicht. Erst jetzt hat
der eigentlich Kampf begonnen. Ich fürchte, es wird
noch viel Blut vergossen werden. Die Schuld liegt aber
auf Seiten der englischen Regierung." Reitz bemerkt, der
Krieg werde sich über ein ungeheures Gebiet
erstrecken. Die Buren würden sich wahrscheinlich auf
Lydenburg zurückziehen, wo sie viele Monate Widerstand
leisten könnten._
Aus Ttavt und Land.
Heidelberg, 9. Juni.
X Auszeichnungen für Arbeiter und Arbeiterinnen. Wie
wir vernehmen, wird die Verleihung des durch landesherrliche
 
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