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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
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Xr. 98. Wes Klstt.

Mmch, dm 25. April

ISVV.

Vom Krieg in Südafrika.
Wie Lord Roberts meldet, hat er die 11. Division
Unter Pole Carew und die zweite Brigade Kavallerie
Unter French dem General Rundle zu Hilfe geschickt.
Die Division Pole Carew rückte am 22. d. gleich-
artig in zwei Theilen, der eine ostwärts der andere süd-
wärts vor, um die Buren von ihrer Vertheidigungslinie
Üblich der Wasserwerke zu vertreiben. Die Kavallerie-
Agade unter Dikson machte eine weite Schwenkung auf
A linken Seite des Generals Stephenson, während die
^littene Infanterie unter Oberst Olderson zu seiner
Achten vorging. Die Brigade Stephenson vertrieb die
Aren von einem Kopse, während Oberst Olderson
Aenwkop umging. Am 23. d. früh wurde Leenwkop
den Buren geräumt. An dem weiteren Bor-
Arsch wurde Dikson durch die Buren gehindert,
Aaß er die Umgehung nicht vollenden konnte. Es heißt,
A Wasserwerke würden von einer starken Burenstreitmacht
°^etzt gehalten.
Hiernach ist also der anfängliche Erfolg der Eng-
Ader gegen die Stellung der Buren bei den .Wasser-
werken östlich von Bloemfontein sehr bald zum Stehen
^kommen.
. So lange Lord Roberts den Süden des Oranjefrei-
Uuates nicht vollständig in seiner Hand hat, kann er
u einen Vormarsch nach Transvaal nicht denken

lurii

Was die bei Wepener eingeschlossene englische Abthei-
g anbetrifft, so rückten Truppen der Generale Brabant
ud zum Entsatz vor. Sie sollen schon bis auf 8
Al. Meilen von dem Orte herangekommen sein, während
A Buren vor ihnen beständig zurückgingen. Daß die Bu-
u den Kampf dort ganz aufgeben, ist nicht anzunehmen,
A" darf vielmehr erwarten, daß es zum Kampfe kommt,
..^n die Engländer da angekommen sind, wo die Buren
^ haben wollen.
r In Natal bei Elandslaagte necken sich die Buren, die
A Angreifer spielen, mit den Engländern herum. Zu
oberen Zusammenstößen ist eS bisher aber noch nicht
kommen.
a. Der englische General Warren, der aus der Front
Aerufen wurde, ist laut Meldung Londoner Blätter zum
ouverneur von Betschuanaland ernannt worden.

Deutsches Reich.
^ -- Ucber die Isx Heinze sprechend, führte der
^Aumsabgeordnete Roeren dieser Tagen in Köln
gjA ^ hoffe, die Regierung werde vor der Protestbewegung
zA die Segel streichen. Sollte die Regierung aber doch
yAckweichen, dann werde der Herrgott auf anderem
y °3e eingreifen. Die Wahrheit könne weder durch
eA so wüste Protestbewegungen weggefegt, noch durch
sA ^ä)ächliche Capitulation der Regierung beiseite ge-
tz A werden. „Wir haben", so schloß der Redner, „das
tzj Wauen, daß unser Herrgottauch auf krummen
si>i?An grade schreiben kann." (Solche Aeußerungen
den Geist der Leute, die den Kunst- und Literatur-
tznAdaphen in die lax Heinze gebracht haben, sehr
"Ateri,tisch.)
8 Schlitz, 24. April. Der Kaiser traf heute früh
shAr hier Zn. Grus Gjsitz war dem Kaiser bis Salz-
entgcgengefahren. Von dem prachtvoll gezierten
tzAhof bis zum Hallenburger Park bildeten Vereine,
tzAwn und junge Mädchen in der Landestracht Reihe.
Da? wurden stürmische Huldigungen dargebracht.
- d Wetter ist prächtig. _

Deutscher Reichstag. Berlin, 24. April. Der
Reichstag nahm heute seine Berathungcn nach den Oster-
ferien wieder auf und erledigte die erste und zweite Be-
rathung des Uebcreinkommens zwischen dem Reich und
Oesterreich-Ungarn zum Schutze der Urheber-
rechte an Werken der Literatur, Kunst und Photographie.
Dann begann der Reichstag die erste Bcrathung des Ge-
setzentwurfs über die Bekämpfung gemeingefährlicher Krank-
heiten, brach aber die Berathung sehr bald ab.
Badischer Landtag. 8.0. Karlsruhe, 24. April.
(61. Sitzung der Zweiten Kammer.) Zur Be-
rathung steht das Budget des U n tc rr i ch t swes e ns.
Es wird zunächst in die allgemeine Berathung des Etats
der Hochschulen einaetreten.
Den Bericht des Abg. Dr. Fieser haben wir in der Hauptsache
wiedergegeben. Zunächst treten die Vertreter der Universitätsstädte
auf den Plan, theils um der Regierung für die Zuwendungen
an die Universitäten den gebührenden Dank abzustatten, theils um
eine Reihe von Bitten und Beschwerden vorzubringen. Abg.
Fischer II. (Centr.) vermißt im Budget eine Anforderung für
den Neubau eines Universitätshauptgebäudes in Freiburg. Das
Oekonomiegebäude im klinischen Hospital befinde sich wirklich in
einem trostlosen Zustand. Eine reichliche Staatsunterstützung für
das Hildahospital möchte er dringend befürworten. Staatsminister
Dr. Nokk erklärt sich bereit, in einem Nachtrag zum Budget
anzufordern: 1. für eine neue Ohrenklinik in Heidelberg eine erste
Rate, 2. eine Summe von 91000 Mk. für ein neues Auditorium
und Arbeitsräume für Prof. Himstedt in Freiburg, 3. eine Summe
für Verbesserung des chemischen Laboratoriums und des Oekono-
miegebäudes im Akad. Krankenhaus in Freiburg. Für den Neubau
eines Collegiengebäudes in Freiburg stellt der Staatsminister
eine Position im nächsten Budget in sichere Aussicht. Ueber die
Platzsrage wurde bereits eine Einigung erzielt (es ist die Rempart-
kaserne in Aussicht genommen). Da drei Faktoren: Staat, Univer-
sität und Gemeinde Zusammenwirken, wird der Bau den Staat
nicht allzu theuer zu stehen kommen.
Abg. Dr. WtlckenS (nat.-lib.): Die drei Hochschulen des
Landes hätten alle Veranlassung, dankbar für das Wohlwollen
zu sein, welches ihnen die Großh. Regierung, insbesondere der
Herr Staatsminister, sowie die Volksvertretung, namentlich auch
die Budgetkommission, widmeten, deren Referent in seinem ein-
gehenden, höchst interessanten Bericht auch diesmal wieder gezeigt
have, welch großes Verständniß er den in Betracht kommenden
Bedürfnissen entgegenbringe. Die Universität Heidelberg sei be-
sonders dankbar dafür, daß die Frage des Neubaues einer Uni-
versitätsbibliothek jetzt in wirklich befriedigender Weise gelöst
werde» solle. Der Bauplatz an der Peterskirche, für dessen Stellung
die Stadt erhebliche Opfer dringe, sei sehr geeignet. Auch ver-
sprächen die Durmschen Pläne, daß der Bau nicht nur schön,
sondern auch zweckmäßig werde. Es sei zu begrüßen, daß die
Kommission damit einverstanden sei, daß die Verbindung zwischen
den beiden Magazinsbauten gleich hergestellt werde, indem dies,
wie Redner näher ausführt, sowohl aus ästhetischen, als auch aus
finanziellen Gründen sich empfehle. Hoffentlich werde der Neubau
bis zum Jahre 1903, in welchem die Erneuerung der Universität
durch Karl Friedrich festlich begangen werden solle, in der Haupt-
sache vollendet sein. Auch die Erstellung eines größeren Hör-
saales im Universitätshauptgcbäude, veranlaßt durch den starken
Besuch der Vorlesungen von Kuno Fischer, sei zu begrüßen. Des-
gleichen entsprächen die nach dem Budget in Aussicht genommenen
erheblichen Aufwendungen für das chemische Institut, für die
Frauenklinik und die Jrrenklinik wichtigen Bedürfnissen des
akademischen Unterrichts, bezw. der die Kliniken srequenltrenden
Kranken. Hinsichtlich der Jrrenklinik müsse nach wie vor ihre
Ueberfüllung beklagt werden. Auch müsse entschieden darauf hin-
gewirkt werden, daß die durch das Geschrei der unruhigen In-
sassen dieser Anstalt für die Nachbarschast sich ergebenden Be-
lästigungen reduzirt würden, indem sonst über kurz oder lang
die Frage auftauchen könne, ob tue Anstalt da, wo sie sich be-
finde, auf die Dauer überhaupt bleiben könne. Erfreulich sei,
daß der Herr Slaatsmimster einen Nachtrag für eine neue Ohren-
klinik in Heidelberg angekündigt habe; have doch die Ohrenheil-
kunde dank der Bemühungen des Prof. Passow sich gerade in
Heidelberg neuerdings in sehr glücklicher Weise entwickelt. Redner
wünscht dringend, daß in dem, den Landständen zugeheuden Nach-
trage auch die Erstellung eines Ambulanzgebäudes für die
Heidelberger Kinderklinik berücksichtigt werde, dessen Nothwendig-
keit er näher nachweist. Schließlich bittet er die Großh. Regierung
um Auskunft bezüglich des 1896 abgebrannten und seither nicht
wieder aufgebauten Marstallgebäudes in Heidelberg. Falls dort,

statt eine? Stallgebäudes, ein archäologisches Institut erstellt
werden solle, so könne dies der Stadt nur erwünscht sein. Jeden-
falls müsse aber die Angelegenheit in der nächsten Zeit einer
grundsätzlichen Lösung zugeführt werden. Sollte letztere in der
laufenden Budgetperiode nicht mehr möglich sein, so solle man
doch einstweilen wenigstens den nordöstlichen Thurm des Mar-
stalls, der durch den Brand Noth gelitten, wieder in Stand
setzen, damit die Front des Gebäudes nach dem Neckar zu wieder
eiu normales Aussehen bekomme.
Staatsminister Dr. Nokk: Die Regierung läßt sich die
Förderung der archäologischen Kunst sehr angelegen sein. Das
Projekt in Heidelberg wurde genau geprüft, es hat aber große
Schwierigkeiten hauptsächlich wegen der nahen Zollverwaltung.
Entweder muß man, wie jetzt die Sachen liegen, das Stallge-
bäude wieder aufrichten oder die Angelegenheit noch ruhen l .ssen.
Die Lttadt hat allmählich Grund zur Beschwerde und es muß
der beschädigte Thurm auf alle Fälle so ausgebessert werden,
daß das Stadtbild nicht gestört ist
Abg. Frhr. v. Stockhorner wünscht größere Berück-
sichtigung der streng kirchlichen Richtung bei Besetzung der kirch-
lichen Lehrstühle. In Heidelberg sollte man wenigstens eine
außerordentl. Professur für alttestamentliche Exegese errichten.
Abg. Lauck (Centr.) bedauert, daß der Freiburger Theologe,
der „kathol." Philosophie dozirt, nicht in die philosophische Fakultät
ausgenommen wird. Die Lehrkräfte der klassischen Philologie in
Freiburg lassen zu wünschen übrig, so daß die Philologen, die in
Freiburg studirt haben, mit scheelen Augen angesehen werden.
Wenn man keine neue Professur errichten wolle, sollte man
wenigstens bei Neubesetzungen auf die Erwerbung einer tüchtigen
Kraft dringen. Der Neubau der Universitätsbibliothek schreite so
langsam voran, daß man glauben könnte, die Ziegel werden aus
Hinterindien bezogen (Heiterkeit). Er möchte doch bitten, daß
hier einmal energisch dazwischen gefahren wird. Staatsminister
Dr. Nokk erklärt, daß die Regierung gegen eine junge Kraft an
der Heidelberger theologischen Fakultät nichts einzuwende» habe;
von der Creirung einer orthodoxen ordentlichen Professur könne
jedoch keine Rede sein. Die Vertreter der klassischen Philologie
in Freiburg seien tüchtige Lehrkräfte, so daß die Errichtung einer
neuen Professur nicht nothwendig ist. Abg. Fischer I (Centr.)
schildert die Zustände im Oekonomiegebäude des Freiburger
Krankenhauses, die besonders in der Waschküche geradezu haar-
sträubend seien. Staatsminister Dr. Nokk ist im Gegensatz zum
Vorredner überzeugt, daß die Stadt Freiburg zu dem Uuiverst-
tätsneubau einen ansehnlichen Beitrag leisten wird. Er zweifle
nicht, daß Heidelberg in einem ähnlichen Fall ebenfalls einen
Beitrag leisten würde. (Abg. Dr. Wilckens: Sehr richtig! —
Große Heiterkeit!) Abg. Dr. Heimburger befürwortet einen
Nachtrag für die Heidelberger Klinik für Halskrankheiten. Gegen
die Anstellung eines positiven Theologen in Heidelberg hat er
nichts einzuwenden, da alle Richtungen vertreten sein sollen. Daß
die klassische Philologie in Heidelberg besser vertreten sei, als in
Freiburg werde wohl niemand bestreiten; die Berufung einer
tüchtigen Kraft für dieses Fach nach Freiburg wäre wünschens-
werth. Abg. Wacker (Centr.) würde es sehr bedauern, wenn
das Priesterkleid des Freiburger Theologen ein Hinderniß für
seinen Eintritt in die philosophische Fakultät bilden würde. Ohne
Zweifel genießen die Freiburger Philologen das nothwendige
Vertrauen nicht. Er wolle gegen diese Herrn, die er nicht keune,
nicht aggressiv Vorgehen; wenn cs aber möglich sei, neben den-
selben eine jüngere tüchtige Kraft zu berufen, möchte er dies
dringend befürworten. Staatsminister Dr. Nokk erklärt, daß
die Freiburger philosophische Fakultät die Reception des Theologen
entschieden abgelehnt habe; der Standpunkt habe aber mit der
Person des Betreffenden nichts zu thun. Einen Zwang halte er
nicht für angezeigt, weil er der Frage keine erhebliche Bedeutung
beilege. Er bedauere, daß Wacker so scharf gegen die Freiburger
Philologen vorgegangen sei. Aus ihrer Schule sind schon be-
deutende Philologen hervorgegangen, und sie selbst sind Hochan-
gesehen.
Abg. Rohrhurst kann sich dem warmen Dank, der für die
Förderung der Heidelberger Universität ausgesprochen wurde, nur
anschließen. Der Redner geht auf die einzelnen von Abg Dr.
Wilckens schon angeführten Punkte ein und bclont die noth-
wendige Abänderung des archäologischen Sammlungsgebäudes;
besonders die Licht- und Raumoerhältaisse gestatteten es nicht,
neue Aufstellungen vorzunehmen oder in diesen Räumen Vor-
lesungen zu halten. Besondere Genugthuung habe es hervor-
gerufen, daß der Lehrstuhl für Volkswirthschafr doppelr besetzt
worden sei. Nicht einverstanden ist der Redner mit den Wünschen
des Abg. v. Slockhorner. Gerade in der theologischen Fakultät
sei es von Wichtigkeit, daß eine gewisse Einheitlichkeit der Lehre
stattfinde. Der tüchtige Pfarrerstand in Baden und das kirchliche
Leben verdanke man der tüchtigen theologischen Fakultät. Der
Redner begrüßt die Volkshochschulkurse, die lebhaften Beifall

Ich

^ ^ den bisherigen Nimbus der Golmffchen Damen war
fte,x "Ungslos geschehen, Lola würde bei ihrem nächsten Aus-
den Umschwung in der Stimmung deS Publikums
M G .sken. Da tauchte, erst ganz leise, dann immer fester,
^ucht (auf: Prinz Erich wolle sich mit Lola von
- rmählen; auf jener vielbesprochenen Schlittenfahrt
°»Nn ti,°Er stolzen Schönen Herz und Hand angetragen: sei
k°?°rnstreichs zum Herzog gegangen, diesem Mittheilung

In hohen Regionen.
Erzählung von M. A. Zwickert.
(Fortsetzung.)

"bp r."-
Men, Heirathsplan zu machen. Es sei zu einer über-
°?r Frischen Scene zwischen den beiden Herren gekommen,
w'Nn-L" babe alles ausgeboten, den Stiefbruder anderen
machen, doch ganz vergeblich. Fräulein von
-"ger.iÄe dem Intendanten bereits ihr Entlassungsgsgesuch
Ubeten'^tund hjz zur Erledigung desselben um Urlaub
Man wollte der wunderbaren Mär erst keinen
(Henken. "Hein die ärgsten Skeptiker wurden zuletzt
m)i"d; denn die äußeren Anzeichen für die Richtigkeit
Nt ^/chesiung mehrten sich beständig, und das Gerücht
Mn Meßiich mit vollster Bestimmtheit auf. Die Golm-
Idftch weilten immer noch in Templin, und Prinz
>i^ Svrn ^den Tag zu längeren Besuchen hinaus. Daß
-"cht um Klaus Felsingen ihn dazu veranlaßte, war
MP^uehnien; denn diesem sollte es ja längst besser
A hxx.swas absolut Sicheres war sreilich nicht zu u n,
j,B de«, allerdings mehrfach eingehene Konferenzen
n,?°ch beiv ^aatsminisler und dem Kalunetsrath gehabt,
n, ,me Herren bewahrten strenges Stillschweigen. So
chex >5? Zch denn schon gedulden; endlich kam der Tag,
jMei, Neugier vollauf befriedigte. Volle zwei Wochen
Kn Witt»,/ lenem Weihnachtstage ins Land gegangen, da
"Ue> die Post den Wendenburger Honorationen eine
ui Welcher Malwine, Freifrau von Golm-Hochstedt»

geborene Gräfin Dörringen, die Verlobung ihrer einzigen
Tochter Dolores mit Sr. Hoheit Prinz Erich von Wenden-
burg bekannt gab. Nun erfuhr man bald genug auch allerlei
beachtenswerthe Details. Der Prinz halte in der Zwischen-
zeit nichts unversucht gelassen, leinen Bruder umzustimmen
und der Heirath geneigt zu machen, jedoch erfolglos. So
war denn nach diesen Versuchen das Tischtuch zwischen den
Brüdern zerschnitten, was der Herzog thun könnte, der
Heirath Steine in den Weg zu legen, würde sicher geschehen.
Dies und noch manches Andere wollte Frau Fama wissen,
und sie war diesmal gut unterrichtet.
Daß sein Bruder seinen Wunsch, sich mit Lola von Golm
zu vermählen, ungnädig ausnehmen würde, halte Prinz Erich
gewußt, allein auf einen so harten Widerstand war er denn
doch nicht gefaßt gewesen. Gleich nach der ersten Unter-
redung mit dem Herzog war der junge Fürst nach Templin
hmauSgesahren und hatte bei der Freifrau von Golm seine
Werbung um Lolas Hand angebracht. Die alte Dame er-
wies sich sreilich keineswegs so sehr entzückt von der Ehre,
die ihrer Tochter widerfahren sollte, sie zeigte anfangs sogar
große Lust, ihre Zustimmung von der Einwilligung des
Herzogs abhängig zu machen. — Seiner Braut zuliebe ver-
sprach der Prinz, noch weitere Versuche zu machen, seinen
Bruder zu versöhnen. Inzwischen sollte die Verlobung noch
geheim bleiben. Der Herzog ließ sich indessen durch nichts
erweichen. Damit waren denn die Würfel gefallen. Mit
tiefer Bekümmerniß hörte Lola von dem Zerwürfniß zwischen
den Brüdern, dessen Ursache sie war, doch der Prinz küßte
ihr die Sorgenfalten von der Stirn, und seiner Zuversicht
und seinem Vertrauen gelang cs bald, die düstere Stimmung
seiner Braut zu verscheuchen. So wurden die Verlodungs-
anzeigen in die -well hinousgesandt. Die Glückwünsche,
welche einliefen, waren nicht allzu zahlreich, alles was in
Wendendurg zum Hose gehörte, scheute die Ungnade des
Herzogs und hielt sich .vorsichtig zurück. Lola wurde viel
beneidet und mindestens ebensoviel angefeindet. Daß
diese „Prinzessin Hochmuth" die rechtmäßige Gemahlin eines
so nahen Angehörigen des Herscherhauses werden sollte,
erschien doch zu viel des Glücks. Mitglieder der Hofbühne

suchten die frühere Kollegin herabzuietzen, indem sie
allerlei Klatsch über sie i» Umlauf brachten. Auch Prinz
Erich wurde damit nicht verschont. Mil dem Ausdruck des
Ekels warf er die ihm zugesandten anonymen Briefe ins
Feuer-
Gewohnt, seine Ziele energisch zu verfolgen, suchte der
verliebte junge Fürst seine Vermählung mit Lola nunmehr
baldmöglichst ins Werk zu setzen. Daß der Herzog ihm seine
Apanage entziehen würde, galt ihm als zweifellos, doch was
fragte er danach? Dank der reichen Hinterlassenschaft seiner
verstorbenen Mutter hätte er aus die doppelte Summe ohne
Schmerzen Verzicht leisten können. Irgendwo am Rhein
wollte er sich ankaufen. ^ ...
(Fortsetzung folgt.)

Kleine Zeitung.
— München. 24. April. Der frühere Hauptmann Alfred
Dreysus ist hier emgetroffen.
— Berlin, 23. April. Unter dem Vorsitz des Reichsbank-
präsidenlen Dr. Koch fand heute eine Sitzung von Vertretern der
hiesigen großen Finanz- und Jndustriefirmen statt, m
welcher der Beschluß gefaßt wurde, zur Linderung der Hungers-
noth in Indien einen Beitrag aufzubringen. Die in der Ver-
sammlung in Umlauf gesetzte Liste ergab die sofortige Zeichnung
eines Betrages von ungefähr 400000 Mk.
— Pest, 22. April. In Kecskement duellirten sich
gestern der Rittmeister vom 13. Husaren-Regiment, G ra f
Otto Biszingen-Nippenburg und der Ober-
leutnant desselben Regimentes, Ernst vonBekassy
wegen eines geringfügigen Wortwechsels aus Pistolen. Die
Gegner schossen gleichzeitig. Die Kugel Bekasshs drang dem
Grafen Biszingen in den Hals; die Wirbelsäule wurde
verletzt, sodaß der Tod des Grafen nach wenigen
Sekunden eintrat. Der 35jährige Offizier hinterlüßt eine
junge Frau nnd zwei Kinder.
 
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