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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0213

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^ frei in's Haus gebracht.
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^rrnsprech-Anschluß Nr. 82.


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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Kn. 44.

Mittwoch, iikn 21. Kbruar

l«0»


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auf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
°ei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
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gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
U>enn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
15 Pfennig weiter.

Kohlennoth in der Pfalz.
Die Pfälzer Handels- und Gewerbekammer in Lud-
A'gshafen hat an das Bayer. Staatsministerium des
Innern folgende Eingabe gerichtet: „Die dauernde Pro-
duktionssteigerung der deutschen Industrie bedingt einen
1?itwährend steigenden Bedarf an Steinkohlen und Kokes.
Trotzdem die hohen Kohlenpreise aus die Erträgnisse der
putschen Industrie einwirken, würde dies noch er-
jagen werden, wenn die Gruben den vollen Bedarf der
Industrie liefern würden. Wohl suchen die Bergwerke ihre
Produktion zu erhöhen, allein trotz alledem kann der Be-
i^rf nicht völlig gedeckt werden, und von allen Seilen des
^unimerbezirkes laufen Klagen ein über die Gegenwart
"nd Befürchtungen wegen der Zukunft. Sämmtliche
Gasanstalten der größeren Städte der Pfalz klagen
darüber, daß sie nur mit Mühe und Noth den nöthigen
^ollbedarf zur Erzielung des erforderlichen Gases hätten
^halten können und theilweise heben sie hervor, daß es
Men fast nicht mehr möglich gewesen sei, ihre Betriebe
.unständig aufrecht zu erhalten. Auch alle größeren
ad ustri eilen Etablissements berichten, daß sie
Ereittz ihren eisernen Kohlenbestand angegriffen haben und
^ größter Besorgniß der nächsten Zukunft entgegensetzen,
> al> manche haben sogar hervorgehoben, daß eine Störung
^ der Zufuhr von Kohlen die sofortige Einstellung ihres
Strickes bedinge. Trotz dieser Nothlage fahren aber die
-kubei,Verwaltungen fort, Kohlen ins Ausland auszu-
läk Gegen die Ausfuhr in Zeiten geringeren Bedarfs
m sich ja nichts einwenden, aber in Zeiten, wie die
genwärtigen, bedeutet die Ausfuhr eine Schädigung des
Lammten deutschen Nationalwohlstandes, und es wird
oidjge Abhilfe als ein dringendes Bcdürfniß bezeichnet."
. 'e aus der Eingabe der Pfälz. Handels- und Gewerbe-
^aimer ersichtlich, ist die Kohlennoth zur Zeit die größte
e>ahr für unsere gesammte Industrie. Gerade jetzt würde
h. auch nur theilweiser Stillstand der Betriebe große
«^hschaftliche Ausfälle bringen, die auf die gesammte
sE,"i""ktur unangenehm einwirken müßten. Das Auf-
klä^Hb» der Preise für die „schwarzen Diamanten" er-
^ ^ /ich natürlich aus der Kohlennoth ganz von selbst!
Ctzt überhaupt, von festen Abschlüssen abgesehen,
ein ^hlen zu haben sind, kann man annehmen, daß
Preisaufschlag von 100—150 Proz. eingetreten ist.
die Mannheimer Handelskammer hat sich mit der
hxj "iennoth beschäftigt. Sie hat, wie unser Mann-
^et>* 1°'Berichterstatter meldet, an den Reichstag eine
sitze gerichtet, in welcher die Aufmerksamkeit der deut-
Hg?. Volksvertretung auf die gegenwärtig herrschende
gx-T^mioth gelenkt wird. Es müsse auffallen, daß un-
" des außerordentlichen Aufschwunges der deutschen
rj^/irie ganz bedeutende Kohlenmengen mehr aus- als
tzMährt werden. Nach der Statistik ist die Ausfuhr von
'"kohlen von 10,7 Millionen Tonnen im Jahre 1895
12,7 Millionen Tonnen im Jahr 1899 gestiegen. Der

Theil dieser Ausfuhrmengen ist ganz offenbar der
Weltmarkt mit unserer deutschen Industrie konkurriren-

Fürst Margoni.


Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)
^>lÄ, Georgs Innerem naate der Zweifel, kämpfte die
mit der besseren Einsicht, welche ihm rieth, sich
anken, das Mädchen zu besitzen, aus dem Sinn zu
Cd, T"- Und dieser Zwiespalt folterte ihn unablässig von
M-ffZäs an. da Valerie das Haus verließ, und gönnte ihm
^ "Mae Stunde.
^lse^. beute wieder batte ihm Sebald Tornfelder das
nüchterne „Valerie läßt grüßen" mit dem kühlen,
Men Ton gesagt, der ihn so schwer verletzte; sein
Uh,- Zäumte sich plötzlich in ihm aus, und er konnte, er
^kses Wort nicht mehr hören, er forderte von dem
Mez N? Er anbetete, einen innigeren Gruß, ein freund-
k „I "dkr gänzliches Schweigen.
Nt Ä' cs muß klar werden zwischen uns, diese Ungewiß-
k eg , t mich s* flüsterte er zu sich selbst. „Zwar weiß ich,
ki^terk« mwen wird, Valerie wird über meine Vermessenheit
und mir entrüstet die Thür zeigen; aber aus ihrem
vn» -"dr will ich cs hören, daß sic mich zurückweist,
stößt! Dann wird auch wieder Ruhe ein-
^-"Sen gequälte Herz, und ich werde verzichten und
ilm» Z",d. in meinem Berufe, in treuer Pflichterfüllung
^ blixj, - Mck zu finden suche», das mir in der Liebe ver-
habe ihm dieser Entschluß die ganze Freudigkeit
. iurückgegeden, ergriff er die Feder, und das rasche
y,Mkr Mbn derselben über das Papier bewies, daß er völlig
,°>sen keiner Gedanken sei, daß er alle Sorge von sich
w,d "E und mit Eifer wieder sich seinen Obliegen-

den Industrie der Länder, nach denen diese Ausfuhr sich
richtet, d. h. fast des ganzen außerdeutschen Europas, zu
Statten gekommen. Diese Unterstützung des fremden Wett-
bewerbs muß von der deutschen Industrie heute, wo es ihr
an Kohlen fehlt, und die Preise eine ganz exorbitante Höhe
erreicht haben, um so schmerzlicher empfunden werden, als
sicherem Vernehmen nach deutsche Kohlen im Auslande
dauernd zu absolut billigeren Preisen verkauft werden als
in Deutschland selbst. Diese Kohlenausfuhr wird zweifel-
los begünstigt und erleichtert durch die geltenden Kohlcn-
aussuhrtarife der Eisenbahnen. Solche Ausnahmetarife
mochten gerechtfertigt sein, solange der deutsche Kohlenbedarf
die eigene Kohlenproduktion nicht voll aufnahm; heule, wo
die deutsche Industrie wegen der Deckung des Bedarfs in
ihrem unentbehrlichsten Hilfsstoff sich den größten Verlegen-
heiten ausgcsetzt sieht, während ein Ausgleich zwischen An-
gebot und Nachfrage, sei es durch Vermehrung der deut-
schen Kohlenförderung oder durch Abschwüchung des Be-
darfs zunächst gänzlich ausgeschlossen ist, scheint es ein
Gebot wirthschaftspolitischer Gerechtigkeit, die Begünstigung
des Auslandes, die in den Ausfuhrtarifen liegt, jo rasch
als irgend möglich zu beseitigen. In der Petition wird
schließlich der Reichstag ersucht, er wolle das Schwer-
gewicht seines Votums dafür einsetzcn, daß die deutschen
Ausfuhrtarife für Kohlen und Koks außer Kraft gesetzt
und die Beförderung fremder Kohlen zu den Sätzen des
Rohstoffmaterials zugelassen werde.

Deutsches Reich
— Die Notwendigkeit einer starken deutschen
Kriegsflotte wird auch in den Kreisen des C e n t r u m s
immer mehr erkannt. Kürzlich hielt der katholische Divi-
sionspfarrer Dr. Po ertner aus Straßburg zum Ent-
setzen der Köln. Volksztg., des Hauptorgans des demo-
kratischen Flügels des Centrums, in Düsseldorf eine
begeisterte Rede für den neuen Flottenplan. Jetzt regt's
sich sogar im bayerischen Centrum, das bisher in Militär-
und Marinefragen am widerhaarigsten war. In Kempten
hielt der Reichs- und Landtagsabgeordnete Dr. Jäger
im katholischen Männerverein einen Vortrag über die
Flottenvorlage, wobei er nachdrücklich für eine starke
Marine eintrat unter dem Vorbehalt, daß die Mehrkosten
den stärkeren Schultern aufgebürdet würden. In der
darauf von der Versammlung beschlossenen Resolution
wurde die Schaffung einer starken Flotte sogar als „Ge-
bot patriotischer Pflicht" bezeichnet. Sorgenvoll bemerkt
dazu die demokratische Franks. Ztg.: „Bereitet sich dem-
nach im Centrum ein neuer Umfall vor und soll diesmal
das Signal dazu gar aus Bayern kommen? Auch in
Oberschwaben agitiren Centrumsleute schon für die Flotten-
vergrößerung."
— Der preußische Finanzminister Dr. v. Miguel,
der am Montag sein 72. Lebensjahr vollendet hat. ist von
der Grippe, die ihn vor mehreren Wochen befallen hatte,
wieder hergestellt, hat am Samstag seine erste Ausfahrt
gemacht und nunmehr seine Amtsgeschäfte in vollem Um-
fange wieder ausgenommen. Zur Zeit weilt sein dritter
Sohn, der Legationssccretär bei der deutschen Botschaft in
Paris, auf Urlaub bei ihm. Der Staatssecretär des Aus-
wärtigen. Staatsminister Graf v. Bülow, ist von seinem
Grippe-Anfall noch immer nicht hergestellt, wenn auch sein
Befinden in den letzten Tagen sich etwas gebessert hat.
— Schon seit Jahren wird in dankenswerther Weise
von der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin eine Statistik
über den Brennmaterialienverbrauch der Stadt
Berlin und ihrer Vororte ausgegeben. Wir ent-

nehmen über diesen Kohlenverbrauch im Jahre 1899
folgende Zahlen: Es wurden gebraucht an englischen
Steinkohlen. Koaks und Brikets 267 155 Tonnen, west-
fälische 299 065, sächsische 4181, obcrschlesische 1530148,
niederschlesische 328 360, böhmische Braunkohlen und
Brikets 93 783, preußische und sächsische Braunkohken und
Brikets 963 553, insgesammt also 3 486245 Tonnen.
Das sind 71117 Tonnen mehr als im Jahre 1898.
Bemerkenswerth ist, daß der Verbrauch von englischen
Steinkohlen, Koaks und Brikets im Jahre 1899 um
18.6 Prozent zurückgegangen ist, während der Ver-
brauch westfälischer Steinkohlen, Koaks und Brikets um
15.6 Prozent gestiegen ist. Von dem Gesammtverbrauch
an Steinkohlen, Braunkohlen rc. wurden auf Wasserstraßen
1143 215 Tonnen nach Berlin befördert.
Baden, ö.6. Karlsruhe, 20. Febr. Die Bu dget-
c 0 mmissi 0 n erklärte sich für den Antrag Gießler und
Genossen betr. die Erhöhung des Wohnungsgeldes um
50 pCt. und die Aufhebung der Wittwenkassebeiträge. Die
Regierung ist geneigt, dem letzten Antrag mit Wirkung vom
1. Jan. ds. Js. an zu entsprechen, dagegen will sie den
ersten Antrag erst am 1. Januar 1902 in Vollzug setzen,
weil die Einteilung der verschiedenen Orte in Theuerungs-
klassen den ihatsächlichen Verhältnissen nicht mehr entspricht
und zunächst eine Neueintheilung der Orte vorgenommen
werden soll.
8.X. Karlsruhe, 20. Februar. Zur Berathung und
Besprechung des Statuts und der Wahlordnung zur Hand-
werkskammer fand eine Conferenz von Vertretern der
Gauverbände des Landesverbandes der badischen Gewerbevereine
statt. Nicht vertreten war allein der Oberbadische Gau. Es
wurde beschlossen, so bald bekannt ist, wie viel Vertreter die
Gewerbevereine zu den einzelnen Handwerkerkammern zu wählen
haben, eine Landesausschußsitzung einzuberufen. Inzwischen soll
in den einzelnen Kammerbezirken eine Verständigung herbet-
geführt werden über die Gewerbe, welche vertreten werden sollen,
und dann über die für die Wahl zur Handwerkerkammer in Vor-
schlag zu bringenden Personen.
— Auch im neuen Jahr hält die Steigerung der Einnahmen
der Badischen Bahn an. Der Januar hat 481180
mehr gebracht, als der gleiche Monat des vorigen Jahres. Die
Hauptetnnahmc ist aus dem Güterverkehr erslossen, während der
Personenverkehr nur ein Mehr von 8000 gebracht hat.
Badischer Landtag. L. 6. Karlsruhe, 20. Febr.
35. Sitzung der Zweiten Kammer. Zur Berathung
stand der Etat der Heil- und Pflegeanstaltcn und
des Polizeilichen Arbeitshauses.
Nach dem Bericht des Abg. Schüler ist dem Voranschlag
ein Gesammtkrankenstand von 2175 Zöpfen zu Grunde gelegt
(gegen 1965 in der vorigen Budgetperiode). Es entfallen auf
die Anstalt zu Pforzheim 650 Köpfe, zu Jllenau 500 und zu
Emmendingen 1025. Bezüglich des Ersatzes der Pforzheimer
Anstalt schlägt die Kommission folgende Resolution vor: „Die
Kammer spricht ihre Ansicht dahin aus, daß die Anstalt in
Pforzheim aufzuhebcn und zum Ersatz zwei Anstalten errichtet
werden sollen, die eine in Pforzheim oder sonst irgendwo im
Unterland, die andere im Landeskommissariatsbezirk Kon-
stanz". Kaum hatte der Berichterstatter seine Anträge dem
hohen Hause unterbreitet, da entstand unter den Vertretern der
Städte, die in der „uneigennützigsten" Weise, wie der Abg.
Heimburger sarkastisch bemerkte, der Regierung geeignetes
Gelände zur Errichtung einer Irrenanstalt anboten. ein förm-
licher Wcttlauf, Unter steigender Heiterkeit des Hauses pries
jeder die Vorzüge seines Beztrksstäotchens, wobei jeweils die
„gute Luft" und das „vorzügliche Wasser" eine Hauptrolle
spielten. Franz empfahl Rastatt, Uibel Konstanz, Klein
Adelsheim und Boxberg, Werr Walldürn, Greifs Wiesloch,
Kögler Breiten, Gteßler Radolfzell, Obkircher Mos-
bach, Kirche 11 bauer Durlach. Schmid Buchen und Eder
Schwetzingen, während Wittum, Fr a n k und O p ificiu s
für Pforzheim eintraten. Nur die Abgg. Dieterle und
Köhler brachten einige Abwechslung in die monotone Be-
rathung, erstcrer indem er darüber Beschwerde führte, daß die
Stelle des katholischen Anstaltsgeistlichen in Jllenau seit sieben
Monaten verwaist ist, letzterer, indem er die Behauptung auf-

V.
„Fürst Margoni ist ein Kavalier durch und durch!"
sagte Graf Hellwarth zu den Damen, die mit Stickereien für
einen Wohlivätiakeitsbazar beschäftigt, um die hellbrennende
Schirmlampe laßen. Das Weihnachtssest war nickt mehr-
fern, und der Bazar, welcher von den hoch,len Kreisen der
Residenz protegirl wurde und dessen Ertrag zu einer Christ-
descheerung für arme Kinder bestimmt mar. sollte in einigen
Tagen eröffnet werden.
„Er ist ein feiner Mann, dem man seine hohe Abkuntt,
seine vornehme Erziehung aus den ersten Blick ansteht," be-
stäligte die Frau vom Hause. „Er scheint em bedeutendes
Vermögen zu besitzen, denn er hat die halbe Welt gesehen
und das Reisen ist für einen Herr» seines Standes ein kost-
spieliges Vergnügen."
„Der hohe italienische Adel, dem der Fürst angehört.
ist säst ohne Ausnahme reich begütert, fuhr der Gras
fort, „ähnlich wie das auch in England der Fall ist. Die
Besitzungen des Fürsten liegen m der Lombardei, am
Gardaice. und sind wegen dieser bevorzugten Lage doppelt
"^Es siegt etwas ungewöhnlich Sympathisches in seinem
Meten." warf Helene ein. .ein Gemisch von echt romanischer
Galanterie und Noblesse. In ihm vereinigt sich die Leicht-
lebigkeit des Italieners, die Ritterlichkeit des Spaniers und
die gesellschaftliche Gewandtheit des Franzosen zu einem har-
mimischen Ganzen, und der südliche Teint, die dunklen Glutb-
augen, das blauschwarze volle Haar, die schone ebenmäßige
Gestalt lassen es erklärlich erscheinen, daß er auf der
Sotto- des italienischen Konsuls Aufsehen erregte, und
manche junge Dame mit bewundernden Blicken verstohlen
"^.Unsere hettathslustigen Mädchen mögen sich nur in vor-
tbeilhaftem Lickte zeigen." verletzte Helenens Vater und
sein Auge streifte Valerie, die in diesem Momente zu ihm

ausschaute und gespannt auf das, was er sage» würde, zu
lauschen schien. „Er hat mir anvertraut, daß er des nnstäten
Wanderlebens müde sei und daß er heiroth-n wolle, und
zwar eine Deutsche, da ihm seine Landsmänninnen zu
oberflächlich, zu flatterhaft und zu pubsüchtig sind. Die
2>'iiitermonate gedenkt er in irgend einer europäischen
Hauptstadt, den Sommer aber am Gardasee zuzubringen;
er bietet also seiner künftigen Gattin nicht bloß seinen
Fürstentstel. sondern auch ein angenehmes abwechslungs-
reiches Leben."
„Du kennst den Fürsten schon länger, Großpapa ?" fragte
Valerie.
„Ich lernte ihn vor zwei Jahren in Paris kennen,
wo er mir im Foyer der Groben Oper vorgestellt wurde,"
entgegnete jener. „Später trafen wir uns wieder im
Cass Boulevard, und seitdem verkehrten wir öfter zu-
sammen, da wir gegenseitig Gefallen aneinander fanden.
Schon damals stellte er mir seinen Besuch in unserer
Stadt in Aussicht, aber er ging nach Brüssel und London»
und die Verwirklichung seiner Absicht ^verzögerte sich um
ein Jahr."
„Er gedenkt sich ganz hier mederzulassen?" forschte die
Gräfin.
„Darüber ist er wohl mit sich selbst noch nicht im
Klaren." gab ihr Gatte zur Antwort, „wenigstens bat er sich
darüber bis jetzt noch nicht bestimmt geäußert. Jedenfalls
wird er den bevorstehenden Winter hier zubringen und
möglichst viele Gesellschaften besuchen, um Damenbekannl-
schaften zu machen; ich habe es übernommen, ihn einzu-
füdren — natürlich erst in unserem Hause, wie Ihr gesehen
habt."
„Du hast doch nicht Absichten mit mir, Papa?" ver-
suchte Helene zu scherzen, indem sie die Anwesenheit Valeriens
absichtlich zu ignoriren schien.
Der Gras zuckle die Achseln.
„Wer weiß, ob Margoni nicht eine von Euch begehrens-
 
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